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Tag: Tip
Sterbenswort
Was tust Du, wen die Vergangeheit plötzlich ihre blutbefleckten Hände nach Dir ausstreckt? - Als ihr klar wird, dass in ihrer Abwesenheit regelmässig jemand in ihre Wohnung eindringt, klettert Panik in der jungen Mutter Kathrin hoch. Als dann noch ihre Tochter von Kathrins vermeintlich totem ehemaligem Mitbewohner Erik angesprochen wird, weiß sie, dass etwas Schreckliches bevorsteht. Wird die tragische Entscheidung, die sie und ihre Freunde damals in der WG getroffen haben, sie nun einholen? Getrieben von Schuld und Rache, beginnt ein dramatischer Wettlauf mit der Zeit, und zum ersten Mal in ihrem Leben muss Kathrin die Kontrolle abgeben.
AUTOR
Auf den Sigfried Langer wurde ich durch den Roman >VATER MUTTER TOD< aufmerksam, der mich damals sehr begeisterte und auch noch lange in mir nachwirkte. Der Lebenslauf des Autors ist recht bewegt und faszinierend, ich empfehle einen Link auf seine >Vita<.
ERWARTUNGEN AN DAS BUCH
Ich war etwas skeptisch gegenüber STERBENSWORT. Denn das ist immer ein großes Problem: wenn jemand ein tolles Konzept und eine geniale Idee hat, dann ist der folgende Roman entweder ein geschmacksarmer Aufguss, oder aber der Versuch einer neuen genialen Idee, gescheitert an zu hohen Erwartungen und selbstauferlegtem Druck etwas Großartiges konzipieren zu müssen. Meine persönlichen Erwartungen an STERBENSWORT waren also sehr gering, und das Buch lag einige Zeit auf meinem Stapel, immer wieder schob ich es vor mir her. Nur, um es dann an zwei Tagen in rasendem Tempo zu verschlingen.
AUFBAU
Die Erzählung ist anfangs in zwei, später in drei und bald darauf vier Erzählebenen gegliedert. Das Buch besteht aus vielen kleinen Kapiteln, manche nur zwei Seiten, andere etwas länger. Die Überschriften lauten immer gleich: "Damals, "Heute", "Sterbenswort" und "Neulich".
Die erste Ebene ist "Heute", als Kathrin unheimliche Dinge in ihrer Wohnung erlebt und sich bald darauf mit ihren ehemaligen Studienfreunden zusammenschließt, um das Geheimnis des totgelaubten Freund zu lüften. Diese Ebene ist fortlaufend chronologisch erzählt.
Die zweite Ebene spielt "Damals". Sie springt in die Zeit vor und nach dem tragischen Ereignis, handelt mal von den Ermittlungen, mal von der Vorgeschichte der Freunde, mal dem Danach. Obwohl der Autor beständig in der Zeit springt, ist es für den Leser stets klar ersichtlich, wo das Kapitel einzuordnen ist. Verständnisprobleme gibt es an keiner Stelle.
Die dritte Ebene "Sterbenswort" werde ich natürlich nicht spoilern. Nur soviel, hier beginnt der Wettlauf mit der Zeit, und die Seiten rasen immer schneller dahin ;-)
Die vierte Ebene spielt sich "neulich" ab. Diese Ebene sorgte bei mir anfangs für positive Verwirrung, denn sie zeigt dem Leser nicht sofort, wer der Protagonist ist und warum seine Geschichte erzählt wird. Es gibt mehrere Deutungsmöglichkeiten, und vermutlich konnte der Autor einige Leser damit geschickt in die Irre führen. Ich finde diese Kapitel einen geschickten Schachzug, um die Story voranzutreiben.
Dann gibt es noch die Kapitel "DVD", die man als Einschub verstehen kann, oder als eigene Ebene. Auch mit diesen kurzen Momenten sorgt Langer auf einfache Weise für Spannung.
Womit Langer in seinen Büchern VATER, MUTTER, TOD und STERBENSWORT auf jeden Fall punktet und was den Reiz seiner Geschichten ausmacht, das ist die geschickte Erzählweise, wo er in Cut-Up Technik immer wieder eine kleine Information packt. Man weiß nicht wirklich, um was es geht, doch von Seite zu Seite meint man immer mehr zu begreifen. Da die Kapitel so kurz sind, möchte man schnell diese zwei Seiten noch lesen, dann legt man das Buch weg. Naja, okay, noch zwei Seiten. Ein Pageturner wie aus dem Lehrbuch, bei dem fast jedes Kapitel mit einem Cliffhanger endet. Der erste und letzte Satz packen den Leser am Kragen und ziehen ihn tiefer in das Buch, Aufhören unmöglich.
SPRACHE
Was die Sprache betrifft - nun ja, zugegeben, den Literatur Nobelpreis wird Siegfried Langer wohl nicht gewinnen. Ist aber auch nicht nötig, denn so packend wie das Buch ist, ist die schlichte Sprache perfekt zum raschen Überfliegen, zum atemlosen Flug von einer Seite zur nächsten. Ich wollte mich beim Lesen nicht in komplexen Sätzen verstricken oder mich an grammatikalischen Feinheiten stoßen. Die Worte dienen hier dem Transport der Story. Und Sigfried Langer weiß, wie er das Gewicht auf die Handlung legen kann, ohne die Sprache störend in den Vordergrund zu rücken.
Zudem empfinde ich seine Worte als klar und direkt, der Leser wird keiner umständlichen Interpretation ausgesetzt. Die Handlung bietet ausreichend Anlass zum Rätselraten, doch an den Worten gibt es nichts zu rütteln, darüber muss man nicht auch noch diskutieren.
EIGENE METHODE
Siegfried Langer hat eine ganz eigene Art, Geschichten zu erzählen. Ich höre schon die Kritiker, die hier und da schimpfen über die nicht ausgefeilten Charaktere, über die einfache Sprache. Und muss schmunzeln. Denn mal ehrlich - wer will ein Buch lesen, das in allen Punkten perfekt ausgewogen ist? Ganz ehrlich: ich nicht. Ich liebe es nämlich, wenn ein Autor Experimente wagt und einzelne Aspekte in den Vordergrund rückt.
Im Grunde ist die Geschichte um STERBENSWORT recht simpel. Hätte ein anderer Autor sie chronologisch erzählt, sie wäre langweilig und fad, hätte kein Material für einen Roman geboten. Doch Langer hat durch seine Technik einen großartigen Thriller daraus gemacht. Würde man einen komplexen Roman irgendeines bekannten Krimiautoren nehmen, er würde bei der hier angewandten Methode dagegen deutlich an Spannung verlieren, weil der Leser mit all den zerstückelten Informationen nicht mehr folgen könnte. Es muss eben immer zusammenpassen. Und das tut es bei Langer! STERBENSWORT wirkt, weil es einfach mal anders und knackig ist.
FAZIT
Absolute Empfehlung für Freunde ausgewählter Mystery-Thriller. So ganz anders und genau richtig. Lasst Euch drauf ein und genießt die Gänsehaut, die sich hier und da immer wieder einstellt ;-)
SaschaSalamander 05.12.2012, 08.35 | (0/0) Kommentare | PL
Die weiße Krähe
Die Geschichte der beiden Mädchen fügt sich sehr rasch, der Zusammenhang zwischen den Experimenten des Pfarrers und dem gegenwärtigen Erleben der Freundinnen offenbart sich erst später. Dem Leser stellen sich gleich zu Beginn sehr viele Fragen, die erst im Laufe des Buches geklärt werden, teilweise auch offen bleiben. Den Leser erwartet kein Abenteuer, keine Action, sondern vielmehr eine Geschichte, die nachdenklich stimmt hinsichtlich religiöser, philosophischer und mystischer Aspekte. Das Erzähltempo ist eher langsam, beschaulich, steigert sich zum Ende hin jedoch immer mehr, die Verbindungen werden dichter, die Spannung steigt bis hin zum tragischen Showdown. Es gibt einige Längen im Buch, die jedoch dem ruhigen Stil und der schleichenden Entwicklung der Geschichte entsprechen.
Die drei Sprecher (Maria Koschny, Anna Thalbach und Wolfgang Condrus) wurden sehr gut ausgewählt und passen zu den jeweiligen Rollen. Die Musik und einige wenige Effekte wurden sehr sparsam eingesetzt, untermalen die Atmosphäre perfekt und schaffen ein Gefühl von Beklemmung und Enge. An manchen Stellen hätte ich die Musik gerne ausgeschaltet, weil es mir ZU spannend war, regelrecht an den Nerven zerrte, unterschwellig und kaum hörbar doch stets präsent und bedrohlich.
Ein perfektes Buch und Hörbuch für Jugendliche und junge Frauen, spannungsgeladen und düster. Ideal für einen kuschligen Abend mit der besten Freundin, dazu einen Gewürztee / schweren Rotwein und anschließend lange Gespräche über Leben, Tod und die Welt dazwischen :-)
Wertung: 8,5 von 10 Gedichtbücher
SaschaSalamander 30.11.2012, 08.35 | (0/0) Kommentare | PL
Wie ich einmal fast berühmt wurde
Eric, sein Bruder und seine Kumpel spielen in einer kleinen Band, wenig erfolgreich aber mit viel Herzblut und dem ewigen Traum eines Tages entdeckt zu werden. Und tatsächlich Eric erhält er einen Anruf, man will seine Stimme für die neue Castingband. Er ist begeistert, wittert Ruhm und Geld, möchte sich in der Musik verwirklichen und sagt zu. Doch es kommt anders, als er sich das vorgestellt hatte - hinter den Kulissen sieht die "Realität" einer Boygroup ganz anders aus als erwartet.
AUTOR
Auf Tobias Elsäßer wurde ich durch das Buch >LINUS LINDBERGH< aufmerksam und war sofort interessiert an weiteren seiner Titel. Abgesehen von LINUS schreibt er vor allem Jugendbücher. Er war selbst Mitglied in einer gecasteten Boygroup, "Yell4You", kann also aus seinen eigenen Erfahrungen für dieses Buch schöpfen. Autobiographisch ist dieses Buch allerdings nicht, >eigenen Angaben zufolge< ist lediglich ein knappes Drittel persönlicher Natur.
GENRE, THEMEN
Auf den ersten Blick mag es scheinen, Elsäßer habe einen Roman geschrieben über Glamour, Karriere, Berühmtsein und den Traum (fast) aller Jugendlichen. Doch schnell wird klar, dass es hier eher um das Gegenteil geht: seine Schilderung ist ernüchternd, zeigt die Welt hinter dem Vorhang und die Probleme der zu schnell erschaffenen Stars.
Allerdings ist dies nur ein Teil des Buches. Das, worum es dem Autor vor allem geht, ist das Heranreifen des Protagonisten. Ein junger Erwachsener, gerade dem Teenageralter entwachsen, er muss seinen Platz im Leben erst finden. Will er Alltagstrott, Ausbildung und Sicherheit, oder lockt ihn die weite Welt, das Abenteuer, das Risiko? Lernt er seinen eigenen Weg zu gehen, oder fügt er sich dem Wunsch seiner Eltern, seines Bruders? WIE ICH EINMAL FAST BERÜHMT WURDE schildert das Leben eines jungen Mannes, der alle Erfahrungen sammeln muss, die in diesem Alter üblich sind, darunter auch Drogen, Alkohol, Sexualität, Beziehung, Integration in die Gesellschaft.
Die Welt der Medien wird ebenfalls wunderbar dargestellt. Was für den Zuschauer aussieht wie Reichtum, Erfolg und Glück, ist dahinter Korruption, Lüge und Betrug. Da Elsäßer aus eigener Erfahrung schöpfen kann, ist seine Schilderung umso realistischer und ernüchternder.
Dazu eine angenehme Würze Lokalcolorit aus dem Schwäbischen Raum, hauptsächlich Stuttgart. Überregionale Schauplätze entlocken manchem Leser ein "aah, das kenn ich doch", dazu kleinere Eckchen als Schmankerln für die Einheimischen.
SPRACHE
Elsäßer nimmt kein Blatt vor den Mund. Sein Protagonist erzählt die Erlebnisse in der Ich-Form, und er spricht, wie ein Jugendlicher der normalen Mittelklasse dies eben tut: der Situation entsprechend mal lässiger, mal gehobener, und manchmal auch völlig daneben (besonders gerne gegenüber hübschen Frauen). Der Autor hat diese Momente sehr gut eingefangen und es dabei geschafft, bei Themen wie Alkohol, Drogen oder Sexualität niemals um den heißen Brei zu reden, direkt zu bleiben und dennoch die Form zu wahren. Perfekt für die jugendliche Zielgruppe umgesetzt, realistisch und dabei stets flüssig zu lesen.
Obwohl es flüssig zu lesen ist, habe ich es übrigens genossen, es nicht im Schnelldurchgang zu verschlingen sondern einzelne Sätze, Metaphern und Gedanken wirken zu lassen, die Formulierungen auf der Zunge zergehen zu lassen. Ich mag Elsäßers Art zu schreiben, seine Worte sind klar und eindringlich, schaffen eine direkte Verbindung zwischen Leser und Protagonist.
AUFBAU
Das Buch besteht im Grunde aus zwei Teilen: die Zeit vor der Gruppe und währenddessen. Der Bruch mit der Band kommt abrupt und lässt alle Fragen nach Erics weiterer Zukunft offen. Worauf es hier ankommt ist die Schilderung der Medienwelt hinter den Kulissen sowie Erics persönliche Entwicklung. Privatleben und Boygroup reiben immer wieder aneinander, lassen sich nur schwer vereinbaren.
Die Handlung ist aufgrund ihrer Intention und Genres von Grund auf vorhersehbar. Dies sehe ich allerdings nicht als Manko, denn WIE ICH EINMAL FAST BERÜHMT WURDE ist kein Roman mit Spannungsaufbau, Verwicklungen, Showdown und Epilog. Es ist eine Erzählung, die für die vermeintlich farbenprächtige Welt, die sie schildert, angenehm ruhig und bodenständig bleibt.
NOSTALGIE
Ach ja, das war meine Zeit. Ich habe mich in dieser Ära niemals heimisch gefühlt, aber ich habe sie erlebt und hatte Teil daran. Daher war dieses Buch auch eine Reise in meine Vergangenheit, es gab viele nostalgische Momente. Nein, ich war kein Fan irgendeiner Boygroup, habe keine Bravo gelesen und war auch nicht interessiert an MTV und Co. Trotzdem bekam ich das natürlich alles mit, man konnte sich als Schüler diesem Hype kaum entziehen. Worlds Apart, Bed & Brreakfast, Touché, ´N Sync, Caught in the Act, Mr President, DJ Bobo, Blümchen, Scooter. Die Auflösung von Take That, Namen wie Mola Adebisi und Minh-Khai Phan-Ti. Dazu der Discman, in dem man seine CDs abspielte, und kein Wort von Internet, Facebook, Twitter, MP3 und Co.
FAZIT
WIE ICH EINMAL FAST BERÜHMT WURDE ist ein Jugendbuch, das ich uneingeschränkt für jüngere und auch ältere Leser empfehlen kann. Es zeigt die Welt hinter den strahlenden Kulissen des Rampenlichts ebenso wie die Probleme eines ganz normalen Twens. Ich bin dankbar, dass Tobias Elsäßer sich inzwischen dem Schreiben zugewandt hat ;-)
Wertung: 4,5 von 5 grüne Döner
SaschaSalamander 29.11.2012, 08.53 | (0/0) Kommentare | PL
Das Testament
Gelesen im November 2005, entsprechend alt die Rezension. Bitte immer bedenken, dass seitdem vieeeel Zeit bei mir im Blog vergangen ist ;-)
"Das Testament" von Grisham ist eines der Hörbücher, die ich in jeder freien Minute hörte. Eben Grisham, das sagt eigentlich alles. "Die Firma", "Der Regenmacher", "Die Jury", "Die Kammer" und viele andere Werke wurden verfilmt. Aber inzwischen hat er ja so unzählig viele Bücher geschrieben, dass ich kaum noch hinterherkomme mit Lesen. Da bin ich doch dankbar für jedes Hörbuch, das mir von ihm in die Hände fällt ;-)
Troy Phelan ist der zehntreichste Mann der USA. Er war mehrere Male verheiratet, hat ziemlich viele Kinder und noch mehr Enkel. Einer raffgieriger und verlotterter als der andere. Schon zig Testamente hat er aufgesetzt und widerrufen. Nur wenige Sekunden vor seinem Selbstmord setzt er ein letztes Testament auf. Ein genialer Schachzug, dieses Testament! Er weiß, wie geldgierig seine Erben sind. Ihnen vermacht er das Geld, um deren Schulden an seinem Todestag zu decken. Was nach diesem Tag anfällt (das Testament darf erst einen Monat später verlesen werden, dies war sein Wille), soll nicht mehr gezahlt werden. Der Rest des gesamten Vermögens geht an Rachel Lane, seine uneheliche Tochter (von der bis dato niemand wusste), die als Missionarin in Brasilien arbeitet.
Tja, und hier beginnt die ganze Geschichte. Die Erben, töricht wie sie sind, verprassen bis zur Eröffnung des Testaments natürlich das gesamte Geld, und Rachel Lane ist kaum auffindbar. Rechtsanwalt Nat Riley (wie bei Grisham häufig üblich ein heruntergekommener Mann, schon mehrere Entziehungskuren hinter sich) soll sich auf die Suche nach ihr machen. Er findet sie, und sie zeigt kein Interesse an all dem Geld. Phelans Kinder fechten das Erbe an, Nat erlebt während seiner Krankheit im Busch ein himmlisches Wunder, und die Anwälte lechzen nach ihrem Stundenlohn und dem erhofften Gewinnanteil.
Hach, es macht Spaß. Dieses Buch ist zu einem guten Stück Schadenfreude und herzliches Mitfühlen. Man gönnt den Kindern das Geld nicht, sie sind wirklich absolut unsympathisch dargestellt. Der missratene Anwalt, der im Laufe des Buches immer mehr seine Meinungen und Einstellungen ändert und zum "Guten" wird, bekommt am Ende, was der Leser ihm wünscht. Das Geld wird so verteilt, dass man sich als Leser einfach freut. Schön. Das Gute hat wieder gesiegt. Wenigstens für diesen Moment war meine kleine Welt wieder in Ordnung, bevor ich zurückkehrte in die Realität.
Große Überraschungen hält John Grisham im "Testament" nicht bereit, es ist recht vorhersehbar. Schade finde ich auch, dass manche Dinge noch ein wenig hätten ausgebaut werden können. Es klang anfangs, als brächte ein Aspekt des Testamentes (ich habe der Spannung halber natürlich nicht alles genannt) noch weitere Entdeckungen mit sich. Auch gibt es eine Figur, die man hätte ausbauen können (die einzige Person, die um Rachels Identität weiß). Das alles schien mir sehr eine Andeutung auf später Kommendes zu sein, entpuppte sich aber als lediglich kurze Erwähnung. Vielleicht wurden diese Punkte im Buch ausgebaut, im Hörspiel jedoch gekürzt. Falls dies der Fall ist, hätte eine weitere CD nicht geschadet.
Ansonsten fand ich "das Testament" einfach nur Klasse. Ein typischer Grisham. Wer schon Bücher von ihm gelesen hat, weiß, was ihn erwartet und kann entsprechend seinem Geschmack zugreifen oder nicht. Wer Grisham nicht kennt, sollte sich den Großmeister der Gerichtsthriller auf jeden Fall einmal zu Gemüte führen, er zählt eigentlich schon zum Allgemeinwissen in Sachen Literatur ;-)
SaschaSalamander 16.11.2012, 09.02 | (0/0) Kommentare | PL
Schwarzer Mond über Soho
Freunde des Buches >DIE FLÜSSE VON LONDON< kennen Peter Grant bereits: Zauberlehrling bei einer Spezialeinheit der britischen Polizei. Auch im zweiten Band der Reihe übt er sich in Magie, versucht ihre Wirkungsweise und Herkunft zu erforschen. Außerdem ermittelt er in einem seltsamen Fall, bei dem erstaunlich viele Jazzmusiker nach ihrem Auftritt scheinbar an Herzversagen sterben. Und dann wäre da noch der Fall, bei dem es aussieht, als hätte jemand den getöteten Männern ihr bestes Stück - abgebissen ...
REIHE, AUFBAU
SCHWARZER MOND ÜBER SOHO ist der zweite Band. Im Gegensatz zu vielen modernen Krimis, die in sich geschlossen sind, rate ich hier dringend zu chronologischem Lesen. Der Autor nimmt sehr viel Bezug auf Teil 1, ohne dies zu erklären. Ohne Kenntnis der Charaktere und Vorgeschichte dürfte das Buch zwar verständlich aber reizlos sein. Der Autor geht direkt in die Handlung und hält sich nicht mit aufwändigen Erklärungen auf. Zugegeben, ich wünschte, ich hätte den ersten Teil nochmals kurz überflogen vor dem Lesen.
Das zweite Abenteuer wirkt auch mich ein bisschen wie ein Lückenfüller. Es werden neue Handlungsfäden begonnen, alte Fragen zum ersten Band werden nicht beantwortet. Auch endet das Buch ziemlich abrupt und bereitet ohne Umwege den Weg zum dritten Band, WHISPERS UNDER GROUND, der auf Deutsch bisher noch nicht erschienen ist.
GENRE, STIL, AUTOR, SPRACHE
Im >ersten Band< habe ich bereits sehr viel zu diesem Buch beschrieben. Ich möchte es nicht ausführlich widergeben, aber wenigstens kurz anreißen: Aaronovitch ist bekannt vor allem als Autor der Serie DR. WHO, und der Reihe um Peter Grant merkt man das Britische sehr schön an. Staubtrockener, intelligenter Humor, manchmal so subtil, dass man genau hinhören muss. Auch die Atmosphäre der Stadt London hat er wunderbar eingefangen, er vermag es Bilder im Kopf des Lesers zu erzeugen. Seine Reihe lässt sich klar der Urban Fantasy zuordnen, und seine Art des Umgangs mit der Magie gefällt mir sehr. Er hat etwas ganz Eigenes geschaffen, das ich seitdem oft zitiert habe und das mir seit dem Lesen des ersten Bandes immer wieder durch den Kopf spukte, sobald in anderen Büchern Magie praktiziert wird.
So humorvoll und unterhaltsam das Buch anmutet, ist es dennoch recht komplex und eignet sich nicht zum Nebenbeihören. Viel hintergründiger Humor (der ja den Reiz des Buches ausmacht) würde verlorengehen, außerdem werden wichtige Schlüsselszenen recht unauffällig dargestellt, sodass auch dem weiteren Verlauf des Buches schwer zu folgen ist, sobald man etwas überhört. Für meinen Teil muss ich sagen, dass ich beim dritten Band wohl wieder zum Buch greifen werde.
JAZZ
Schon im ersten Band klang sehr viel Jazz an, denn der Protagonist ist Sohn eines berühmten Musikers. Hier wird der Jazz quasi zum Hauptthema der Ermittlungen. Es wird sehr viel über die Musik, die Musiker, die Instrumente, die Stilrichtungen geredet, Variationen einzelner Songs werden auseinandergenommen, auch gibt es einige scherzhafte Anspielungen für Insider, das gesamte Buch eine große Hommage. Ich denke, man muss Jazz nicht mögen, und man muss sich auch nicht auskennen, wenn man dieses Buch liest. Aber es ist auf jeden Fall hilfreich ;-)
SPRECHER
Dietmar Wunder (Adam Sandler, Daniel Craig) wurde als Sprecher für das Hörbuch gewählt, und er passt hervorragend zur Rolle des Peter Grant. Er spricht den Text ruhig und mit der richtigen Prise Betonung an den wichtigen Momenten, auch sein Tempo ist ideal. Wie für Wunder üblich gelingt es ihm, sich zurückzunehmen und alleine den Inhalt wirken zu lassen. Auch, wenn ich zukünftig das Buch ungekürzt und zum Lesen statt Hören für mich wählen werde, hat der Verlag mit diesem Sprecher alles getan, das Bestmögliche aus dem Hörbuch herauszuholen.
FAZIT
Der zweite Band hat mir sehr gefallen, er wird der Reihe gerecht. Trotzdem wirkt er ein bisschen wie ein Lückenfüller für den folgenden Band und ließ mich etwas unzufrieden zurück. Ansonsten aber hat Aaronovitch mit Peter Grant ein kleines Meisterwerk geschaffen, das in vielerlei Hinsicht aus dem Mainstram des modernen Fantasy herausragt.
Wertung: 8,8 von 10 Milliwuff
SaschaSalamander 05.11.2012, 09.24 | (0/0) Kommentare | PL
TomBoy
Laure zieht mit ihren Eltern um in eine neue Stadt, es sind gerade Sommerferien. Sie ist viel draußen, spielt mit den Nachbarskindern Fußball, geht mit ihnen an den See, hängt mit ihnen ab, Lisa ist ihre Freundin. Und sie hat den Kindern erzählt, sie hieße Michael. Doch der Sommer ist kurz, und als es zu einer Rauferei kommt, erfährt ihre Mutter davon ...
Ein ganz wunderbarer Film! Zoe Heran als Laure / Michael verkörpert die Rolle sehr überzeugend und sensibel, passt auch optisch sehr gut zu der Figur des Tomboys (so nennt man ein Mädchen, das sich wie ein Junge verhält), man nimmt ihr den "Michael" sofort ab.
Was mir gefällt ist, dass der Film ohne Erklärungen und große Worte auskommt, lediglich beobachtet. Man hofft mit Michael, hält immer wieder die Luft an, wenn man denkt nun wird sein Geheimnis gelüftet. Auch gefällt mir, dass es nur eine kurze Episode ist. Es ist ein Sommer. Was davor war, wie es dann an der Schule weitergeht, das ist nicht wichtig, auch wenn man die Geschichte noch lange ausdehnen könnte.
Ich habe inzwischen einige Rezensionen gelesen und merke, wie extrem unterschiedlich der Film wahrgenommen wird, von lustig über ernst, von "heile Welt Familie" über "verständnislose Eltern". Vermutlich hängt es sehr stark davon ab, wie man mit diesem Thema umgeht und was man für sich selbst aus der Geschichte herauszieht. Wie gesagt: keine Erklärungen, keine Wertung, der Zuschauer ist lediglich ein stiller Beobachter und macht sich sein eigenes Bild.
Der Film ist ruhig, langsam und freundlich, er berührt. Ich kann ihn allen empfehlen, die sich gerne die Zeit nehmen, einer Geschichte zu lauschen.
SaschaSalamander 31.10.2012, 08.46 | (0/0) Kommentare | PL
Getrieben
Ende letzten Jahres lernte ich den Autor >Andreas Altmann< in seinem damals neuen Werk >DAS SCHEIßLEBEN MEINES VATERS< kennen, habe hier und da Beiträge und Artikel von ihm gelesen, auch das Buch >TRIFFST DU BUDDHA, TÖTE IHN< hat mich sehr angesprochen. Inzwischen liegen weitere Bücher von ihm in meinem Regal und warten auf mich. Sogar eine >Lesung< mit ihm durfte ich besuchen, die mir sehr dabei half, einen Zugang zu diesem doch recht ungewöhnlichen Schriftsteller zu gewinnen.
Seine Biographie hier zusammenzufassen würde den Rahmen sprengen, Altmann spricht am besten für sich selbst, man lernt ihn über seine Bücher kennen. Durch seinen schonungslos offenen Stil gewährt er dem Leser nicht nur Einblick in fremde Länder und neue Erfahrungen, sondern auch in seine Gedankenwelt, sein Innerstes. Das Lesen eines seiner Bücher ist eine Begegnung mit dem Menschen Altmann und eine berauschende Erfahrung.
Der >Solibro-Verlag< hat sein Werk >GETRIEBEN< von 2005 zu meiner großen Freude neu aufgelegt und sich zur Vertreitung des Titels auch an einer Aktion bei >BloggDeinBuch< beteiligt. Daher freue ich mich, nun auch dieses Buch in den Händen zu halten und Euch vorzustellen.
INHALT, AUFBAU
In GETRIEBEN lässt Altmann den Leser an den unterschiedlichsten Erfahrungen teilhaben. Er gibt Schreibtipps, erzählt von Potenzproblemen, Versicherungsbetrug, homosexuellen Selbstversuchen, vielfachem Diebstahl, dem Reiz unerreichbarer Sehnsucht und der für ihn nicht erfüllenden greifbaren Liebe, singt ein Loblied auf die deutsche Sprache, wettert in auszugsweise veröffentlichten Briefen gegen Redakteure. Manche seiner Texte sind gerade einmal drei Seiten lang, andere dreißig. Zwar sind die Erzählungen inhaltlich grob strukturiert, dennoch passen viele seiner Beiträge auch in andere Kategorien, es gibt keinen konsequenten roten Faden abgesehen von dem steten Drang nach Erfüllung. Wer Altmann als Reiseschriftsteller schätzt und ausschließlich von fernen Ländern lesen möchte, der wird hier enttäuscht werden, von Reisen erzählt er hier kaum. Dieses Buch richtet sich vielmehr an Menschen, die das Leben ausschöpfen wollen. Wofür anderen der Mut fehlt - Altmann riskiert, lebt und teilt es. Durch ihn kann der Leser neue Erkenntnisse sammeln und über Dinge staunen, über die andere nur hinter vorgehaltener Hand sprechen. Tabulos und direkt, ungeachtet der Moral unzähliger Gutmenschen. Er kostet das Leben aus, ist getrieben vom Kick nach Neuem, nach Abenteuer und Freiheit, und davon handeln seine Worte.
SPRACHE, STIL
Wie auch im Leben vermeidet er in seinem Schreiben das Gewöhnliche. Seine Sätze empfinde ich als Erotik, als Lust, und wie diese sind sie schmeichelnd, lüstern, zärtlich, verheißungsvoll, abwechslungsreich, manchmal auch dreckig, wild, ungestüm, verdorben, grenzüberschreitend, provokant. Altmanns Sprache ist Tango mit der Geliebten, durchdrungen von Feuer und Leidenschaft. Doch anders als viele Autoren ist er dabei nicht vulgär, sondern setzt den verbalen Dirty Talk als Stilmittel ein, um seine Aussagen zu betonen und den Leser ganz persönlich zu treffen. Er öffnet sich, gibt sich exhibitionistisch, und er erwartet vom Leser ebensolche persönliche Beteiligung, buhlt um seine Aufmerksamkeit.
Für mich sind Bücher gut, wenn sie mindestens unterhalten oder bereichern. Altmann gelingt beides. Ich teile seine Meinungen nicht, würde selbst oft anders halten und kann viele seiner Taten nicht gutheißen. Doch gerade deswegen liebe ich seine Bücher: weil sie mir eine neue Denkweise aufzeigen, weil sie mich über meinen Horizont hinaustragen und mir seine Welt zeigen, die so völlig anders ist als meine.
FAZIT
GETRIEBEN ist das Portrait eines rastlosen Mannes, es ist die Gier nach der Fülle des Lebens. Ich könnte Altmanns Buch nicht besser zusammenfassen als er es mit einem Zitat von André Gide selbst sagte: "Ich will dabei sein, und koste es das Leben".
Wertung: entfällt, da ich mir nicht anmaße, die intimen Gedanken eines Menschen zu beurteilen, gleich in welcher Form sie dargeboten werden.
SaschaSalamander 30.10.2012, 09.17 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
MindNapping 11 - Insel-Menschen
Cove Island ist nur eine sehr kleine Insel. Die Bewohner kennen sich, und trotzdem hat jeder seine kleinen Geheimnisse, seine verborgenen Wünsche und Hoffnungen. Eines Tages fischt Pauly einen Toten aus dem Meer, der viele Geldbündel bei sich trägt und Spuren von Folter aufweist. Die Bewohner beschließen, das Geld für sich zu behalten, doch bald stehen Fremde vor der Tür und wollen ihr Geld zurück ...
JOHN BECKMANN
Die inzwischen bereits elfte Folge der Reihe MINDNAPPING wurde von >John Beckmann< geschrieben, der inzwischen zu meinen liebsten Hörspiel-Autoren zählt. Er zeichnet sich verantwortlich für sehr viele Folgen von >Lady Bedfort<, auch für den >DarkSide Park< schrieb er drei Folgen. Seine Beiträge beinhalten kaum Action, dafür ausgefeilte Charaktere und eine geschickt aufgebaute Story, vermögen selbst einem Krimi oder Thriller warme, menschliche Züge zu verleihen. Seine Geschichten sind meist geradlinig in der Erzählstruktur und in sich dennoch komplex, eine ideale Mischung aus Anspruch und entspanntem Hören. Er ist ein Meister der leisen Töne.
CHARAKTERE
Pauly, Margret, Helen, Frank, Michael, Norman, sie leben auf der Insel und haben jeder seine Sorgen. Gleich zu Beginn wird hier und da eine Vergangenheit angedeutet, ein Teil der Spannung des Hörbuches zieht sich aus der Frage nach den jeweiligen Hintergründen der Figuren. Die beiden Fremden werden wenig ausgebaut, das ist jedoch nicht erforderlich, sie erfüllen ihren Zweck. Wichtig sind die Menschen auf der Insel. Zwar hatte ich mir etwas mehr erhofft hinsichtlich der Backgrounds, doch bei genauem Hinsehen: was Beckmann bietet ist nicht ohne, doch er verpackt es und lässt es still wirken. Große Wirkung, großes Geheimnis, und doch wirkt es eher ruhig, die Idylle der Inselmenschen wird inhaltlich komplett zerstört, fordert tragische Opfer und bewahrt dennoch ihre nach außen friedliche Fassade.
AUFBAU
Jürgen Kluckert (Lady Bedfort, Benjamin Blümchen, Gabriel Burns) leitet den Hörer durch die Erzählung. Er macht seine Sache großartig, wie man es von ihm kennt und liebt. Mir war allerdings nicht ganz klar, was Kluckert (so gut er seine Arbeit auch gemacht hat) bewirken sollte. Er war nicht in die Handlung eingebunden, agierte als olympischer Erzähler, wirkte für mich wie ein Fremdkörper auf der Insel. Ich hätte es schöner gefunden, wenn die Geschichte ohne Erzähler geschrieben worden wäre, wenn die Charaktere sich mehr austauschen und der Hörer durch Gespräche und Aktionen die Hintergründe erfährt statt sie auf dem Silbertablett erzählt zu bekommen.
Die Handlung beginnt mit einem einzelnen Inselbewohner, bald kommt der nächste hinzu, bis man einige Zeit später alle kennt. Ich habe die Figuren recht bald liebgewonnen. Sie sind schrullig, haben ihre Macken und sind eigenständige Persönlichkeiten, eben Beckmanns Stärke: normale Menschen wie Du und ich, die plötzlich aus ihrem Alltag gerissen werden. Wer Action, atemlosen Thrill und ein turbulentes Abenteuer erwartet, ist mit dieser Folge definitiv schlecht bedient. Wer wie ich allerdings eine ruhige Erzählweise mit einem bedrohlich steigenden Aufbau liebt, der bekommt eine wunderbare Story geboten. Langsam, Schritt für Schritt, entwickelt sich das Geschehen, fügt sich ein Stein auf den anderen, vervollständigt sich das Bild.
Verglichen mit den anderen Folgen der Serie ist INSEL-MENSCHEN um einiges ruhiger als die meisten und ausnahmsweise absolut geradlinig erzählt. Ich mag diesen Stil, allerdings darf es nach >MONTANA< und >TRAUMTÄNZER< gerne wieder eine etwas lebhaftere Folge mit etwas mehr Thrill und Action geben ;-)
SPRECHER
Jürgen Kluckert als Erzähler habe ich schon erwähnt. Ebenso bekannt und professionell die anderen Sprecher der INSEL-MENSCHEN. Besonders gefreut habe ich mich über Luise Lunow, die ich seit >Lauter nette Damen< überall wiedererkennen würde. Ansonsten trifft man hier auf Sven Plate, Martin Kessler , Michael Pan, Arianne Borbach, Jan Spitzer, Stefan Friedrich und Wolfang Bahro, ebenfalls "alte Hasen" vor der Kamera bzw hinter dem Mikrofon. Hier hat die Chemie gepasst, die Bösen haben ihre Rolle überzeugend gespielt, und die Insel-Menschen wirkten "wie aus einem Guss", als würden sie sich bereits lange kennen, eine verschworene Gemeinschaft. Die idyllische Fassade und die Harmonie zwischen den Sprechern lassen die Geschichte umso besser wirken.
MUSIK
Die Musik gefiel mir in dieser Folge außerordentlich gut, sie passt sich dem ruhigen Stil an, vermittelt unterschwellig Spannung und wächst merklich an. Besonders gelungen finde ich den Einsatz des Didgeridoo, das man sonst zwar mit Australien assoziiert, das hier aber perfekt passt. Das dumpfe Vibrieren, meditativ, beruhigend (wie die idyllische Fassade der Insel) und zugleich unheilverkündend, ein namentlich nicht nennbares Kribbeln im Körper erzeugend. Es mag eine ungewönliche Wahl sein, aber ich finde, dieses Instrument passt wunderbar zu der Atmosphäre, die Beckmann in seinen Geschichten vermittelt.
FAZIT
INSEL-MENSCHEN ist eine geradlinie, unkomplizierte Folge, die ihren Reiz aus der sich schrittweise entwickelnden Handlung zieht. Kein Highlight der Serie, in sich aber eine außergewöhnlich gut erzählte Geschichte für jeden, der in "langsame Handlung" und "Spannung" keinen Widerspruch sondern eine ganz besondere Perle zu sehen vermag.
Wertung: 8 von 10 geheime Keller
SaschaSalamander 29.10.2012, 09.06 | (0/0) Kommentare | PL
Dark Mysteries 04 - Schließe nicht die Augen
Der Ich-Erzähler, ein Polizist, hat Träume, in denen er blutigen Morde aus Sicht des Opfers erlebt. Er findet heraus, dass dies tatsächlich Morde sind, in denen sie seit einiger Zeit ermitteln. Spielt ihm sein Gehirn einen Streich, oder wurde er tatsächlich Zeuge des Geschehens? Natürlich wirken seine Albträume sich auf die Arbeit aus, und so suspendiert der Chef ihn vorübergehend vom Dienst und empfiehlt ihm auch gleich eine nette Urlaubspension. Doch statt erholsamen Urlaub erwartet den Polizisten bereits der nächste Mord ...
IDEE, GENRE, AUFBAU
Die Idee hat mir sehr gut gefallen, ist keine absolute Innovation aber trotzdem erfreulich unverbraucht und eine sehr gute Grundlage für ein Hörspiel. Ein packender und teils recht blutiger Thriller gepaart mit einigen Mystery-Elementen und einer mehr oder weniger überraschenden Wendung.
Die Geschichte beginnt mit einem blutigen Mord, der Hörer ist mitten im Geschehen. Die Handlung ist eher ruhig und wenig actionreich, besteht vor allem aus Gesprächen und dem Erzählteil. Die Träume dagegen sind grausam, brutal und herrlich eklig. Die Auflösung ist wenig überraschend, hat aber dennoch eine nette Wende zu bieten und ist dann leider ein stückweit ... mh, nein, "an den Haaren herbeigezogen" möchte ich nicht sagen, aber es ist nicht leicht, für solche Themen ein passendes Ende zu finden, und hier hat man dann auf etwas zurückgegriffen, das ich immer recht enttäuschend finde. Aber gut, irgendein Ende muss man haben, und übersinnliche Dinge lassen sich nunmal selten zufriedenstellend erklären, irgendein Hörer ist immer damit unzufrieden. Was ich aber toll finde: Titel sind meistens einfach nur Titel, von wenig Belang, damit eben "das Kind einen Namen hat". Hier allerdings hat man sich wirklich Gedanken gemacht und eine tolle Idee gehabt, die ich hervorheben und loben möchte. Wer wissen möchte, was es mit SCHLIESSE NICHT DIE AUGEN auf sich hat, soll sich hier überraschen lassen ;-)
SPRECHER
Mit Detlef Bierstedt als Protagonist wurde eine bekannte und professionelle Stimme herangezogen, er vermag den nervlich belasteten Polizisten sehr gut darzustellen. Mit Jens Wendland, Wolfgang Rüter, Susan Weckauf und einigen anderen hat man weitere bekannte Sprecher geholt, die man in Hörspielen bisher nicht allzu oft gehört hat und die mir selbst noch recht neu sind. Man hört, dass sie Übung haben und Profis sind, dennoch muss ich zugeben, dass es zwei Rollen gab, die ich persönlich anders besetzt hätte, da mir die Sprechweise etwas zu künstlich und überdramatisiert wirkt. Dies ist jedoch Geschmackssache und hat den Genuss des Hörspiels für mich nicht maßgeblich beeinträchtigt.
UMSETZUNG
Die Umsetzung finde ich wirklich gelungen. Eine große Stärke des Labels ist die Darstellung von ekligen Szenen. Waren die erste Folge >FUCHSJAGD< und der zweite Teil damit regelrecht überladen, war es im dritten Teil >HOTEL DER VERLORENEN ZEIT< eher zurückhaltend, so hat man hier eine perfekte Mischung aus Handlung und Splatter gefunden. Leider aber hat der Handlungsteil es nicht geschafft, mich sonderlich zu fesseln. Gut, natürlich wollte ich wissen, was es mit den Träumen auf sich hat und wie sich die Morde aufklären, dennoch war es kein Problem für mich, mittendrin auch einmal zu pausieren und mich anderen Dingen zu widmen. Es fehlte der letzte Kick, der so richtig begeistert.
Trotzdem, die Geräusche sind einmalig, man hört regelrecht das Blut spritzen, ich habe mich auf meinem Sitz gewunden, es war wie der sprichwörtliche Autounfall: ich wollte es nicht hören, es war einfach ZU eklig, aber ich konnte mich nicht abwenden, es war genial, realistisch und absolut faszinierend.
FAZIT
Eine packende Handlung wie im HOTEL DER VERLORENEN ZEIT und solch geniale Splatterelemente wie in SCHLIESSE NICHT DIE AUGEN, das wäre die perfekt Mischung für fünf Punkte, und ich bin sicher, dass Markus Winter und sein Team das schaffen können. War ich anfangs noch skeptisch, bin ich inzwischen recht begeistert und kann die nächste Folge kaum erwarten!
Wertung: 12 von 15 langsam ausgeblutete Kadaver
Anmerkung: ursprünglich hatte ich hier das Cover auf voller Blogbreite. Allerdings empfand ich das in der Vorschau immer als sehr unangenehm, also habe ich es entfernt. Wie auch schon bei einigen anderen Titeln: ich muss meine Leser nicht mit Horrorcovern erschlagen, wenn sie meien Seite aufrufen ;-)
SaschaSalamander 22.10.2012, 09.11 | (0/0) Kommentare | PL
Er ist wieder da
Hitler erwacht, und statt in seiner Zeit befindet er sich im Berlin des Jahres 2011. Und kommentiert in der Ich-Form nun das Geschehen, beschreibt seine Erkundungen und die Reaktion seiner Umwelt.
Literarisch vielleicht nicht vergleichbar mit Rosendorfer und Ustinov, die literarische Wertigkeit mögen andere beurteilen, das maße ich mir nicht an (da ich diese ollen Vergleiche a la "DAS ist Litearatur und DAS nicht" nicht mag). Aber inhaltlich ein ähnliches Prinzip: mal lebt ein chinesischer Mandarin im Bayern der Neuzeit, mal reist Gott auf die Erde, und hier nun Hitler in der Neuzeit. In jedem Fall wird ein kritischer Blick auf die Gesellschaft der Gegenwart geworfen, geschickt verpackt im Gewand der gleichzeitigen Schilderung einer anderen Person. Bei Hitler ein gewagtes Unterfangen, das der Autor meiner Ansicht nach aber genial umgesetzt hat.
Kritisch insofern, als er die Gegenwart teils sogar zu Recht kritisiert (etwa die Darstellung des nachmittäglichen TV-Programmes, die mangelnde Bildung der Jugend, Vergeudung von teuren Rohstoffen für Werbung die eh im Müll landet usw), dies jedoch natürlich immer aus seiner Perspektive des ... nun ja, dessen, wer er eben ist. Dem Autor ist es allerdings hervorragend gelungen, diese Kritik angemessen anzubringen und trotz der teilweise guten Argumente Hitlers (oh mann, ich komme mir komisch vor, in meinem Blog ständig dieses Wort zu schreiben) immer das Maß zu wahren. Schließlich ist es ja seine Erzählperspektive, und ein guter Autor vermag die Beweggründe des Progatonisten darzustellen, was hier sehr gut gelungen ist, sogar mit Sympathie oder vielmehr Humor. Wie gesagt: gewagt, gewagt, aber sehr gelungen.
Zumindest auf den ersten beiden CDs. Ich glaube, ich werde heute seeeehr viel im Haushalt arbeiten, denn ich will unbedingt wissen, wie es weitergeht. Und ich bin enorm gespannt, ob er eventuell auf Rechtsradikale treffen wird, das wäre eigentlich obligatorisch, und ich kann kaum erwarten, wie Timur Vermes das umgesetzt hat ...
Und was Christoph Maria Herbst betrifft - er ist sowieso genial. Wie immer. Steht für mich inzwischen neben Beck und Kaminski als einer der ganz Großen. Seine Fähigkeit zur Darstellung der Dialoge ist unvergleichlich, und auch hier hat er wieder eine Meisterleistung abgelegt. Besonders witzig, das Hitler über eine längere Passage mit Stromberg verglichen wird, was ein kleines Extrabonbon für Fans der Serie und des Sprechers ist ;-)
SaschaSalamander 17.10.2012, 18.05 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
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