SaschaSalamander

Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Religion

Vom Zauber der Rauhnächte

Klappentext: Es ist eine geheimnisvolle Zeit, die zwölf Tage zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag am 6. Januar, auch "Rauhnächte" genannt. Nach altem Volksglauben sind diese Nächte eine Vorbereitung auf das kommende Jahr. Viele Brauchtümer, Orakel und Erzählungen ranken sich um sie. Neben Wissenswertem und spannenden Geschichten rund um die Rauhnächte erfahren Sie neue praktische Deutungen für die alten Bräuche. Aber auch Orakel, allerlei kreative Rituale und Wunderbares für Kinder befinden sich in diesem zauberhaft illustrierten Geschenkekoffer voller Ideen. Für jede Rauhnacht gibt es eine extra Seite - ein Zyklus, der Ihnen in verdichteter Form das ganze Potenzial dieser inspirierenden Zeit offenlegt. Stellen Sie die Weichen für ein kraftvolles, glückliches neues Jahr!


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SaschaSalamander 02.01.2019, 07.45 | (0/0) Kommentare | PL

Saint Young Men

Jesus und Siddharta (Buddha) sind gute Freunde, die gemeinsam in Tokyo Urlaub machen. Trotz ihres gegensätzlichen Wesens verstehen sie sich sehr gut und trotzden immer wieder den Tücken des menschlichen Alltags. Ob im Dampfbad, im Kino, im Krankenhaus, beim Schlittschuhlaufen, beim Verkosten neuer Speisen - Sie möchten nicht als Heilige erkannt werden, doch sie treten in so ziemlich jedes Fettnäpfchen und lösen die Situation dann doch immer wieder in Wohlwollen auf.
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SaschaSalamander 24.06.2016, 08.52 | (0/0) Kommentare | PL

Jesus von Nazaret - Buch

prinz_jesus02_1.jpgDas Hörbuch >JESUS VON NAZARET< habe ich bereits gehört. Es gefiel mir sehr gut, weil es die historische Person Jesu sehr gut beleuchtet und auch Jugendlichen zugänglich macht, ohne dabei missionieren zu wollen oder die Religion zu kritisieren. Relativ wertneutral werden auf unterschiedliche Weise sein Leben, sein Wirken und sein politisches sowie soziales Umfeld beschrieben. Das Hörbuch ist jedoch gekürzt, und einige Fragen blieben mir unbeantwortet. Besonders die Frage nach den jeweiligen Quellen für einzelne Aussagen sind im Hörbuch ungeklärt. Mir ist bei Sachbüchern jedoch wichtig, auch die Hintergründe zu verstehen und zu sehen, auf wen oder was der Autor sich in seiner Argumentation bezieht.

Daher habe ich nun auch das Buch dazu gelesen und möchte beides gerne vergleichen:

Auf der CD sind exakt alle Kapitel enthalten, wie man sie auch im Buch findet. Gekürzt wurden also einzelne Abschnitte und Passagen, die für das Gesamtverständnis nicht relevant sind, lediglich kleine Exkurse bieten. Auch wurden manche Sätze leicht abgewandelt, sodass diese sich in kürzerer Zeit vortragen lassen (für sich pro Satz sind das nur ein paar Sekunden, auf ein gesamtes Hörbuch macht das aber sehr viele Minuten).

Was mir gefehlt hatte im Buch, fand ich tatsächlich sofort in der Printversion. Stellenweise war es jedoch nur in kurzen Sätzen erwähnt (wenn auch sehr aussagekräftig, sodass mehr Erklärung gar nicht erforderlich gewesen wäre). Entweder, ich habe es im Hörbuch verpasst (was gut möglich ist, wenn man kurz abgelenkt ist beim Hören), oder es wurde ausgelassen. Allerdings ist es bei dieser Informationsfülle, wie man sie im Buch findet, erstaunlich, wie gut man es als Hörbuch umgesetzt hat, ohne das Gefühl von "fehlt was" zu erzeugen.

Ein Beispiel für eine Szene, die mir im Hörbuch persönlich zu kurz war, die im Buch wesentlich ausführlicher ist: CD 2, Track 13 bzw im Buch auf S. 143 ff behandelt der Autor das Wunder der Speisung der 5000 mit fünf Broten und zwei Fischen. Im Hörbuch geht man kurz darauf ein, dass eine rein natürliche Deutung recht platt ist, das Berufen auf ein "Wunder" allerdings ebenfalls Gefahren in sich birgt. Dann geht man direkt über zu Jesus und dazu, wieso er nicht gerne Wunder vollbrachte. Ich fand es jedoch etwas knapp, denn der Ansatz "auch die übernatürliche Erklärung birgt eine Gefahr" klang zu interessant, als dass ich mich mit diesem kurzen Satz zufriedengeben wollte. Ein Blick ins Buch - hier wurde tatsächlich eine komplette Seite gekürzt. Inhalt ist eine Stellungnahme Dietrich Bonhoeffers dazu, wie Gott als Lückenbüßer für unerklärliche Dinge in der immer wissenschaftlicher werdenden Welt verdrängt und Religion auf diese Weise degradiert wird. Hochinteressanter Gedanke! Hätte ich allerdings das Buch kürzen müssen, hätte ich diese Passage wohl auch weggelassen, ist es doch nur ein Exkurs, kein Vertiefen des Lebens Jesu.

Im Hörbuch kann man nicht hinter jedem Satz eine Bibelstelle vorlesen lassen. Im Buch dagegen stehen nach jedem Bezug auf eine Passage der Biblischen Geschichte die entsprechenden Verweise, sodass man gut nachschlagen und vergleichen kann. Fußnoten im Textfluss gibt es nicht, dafür jedoch sehr viele Verweise auf das Quellenverzeichnis im Anhang. Zu Beginn des Buches steht auch erwähnt, auf welche Übersetzung der Autor zurückgreift und woran die Schreibung der Ortsnamen sich orientiert (was ich sehr interessant fand, denn über die Eigen- und Ortsnamen bin ich im Hörbuch einige Male gestolpert, da mir diese so nicht bekannt waren). Der Autor greift auch auf Zeitungen und (selten) Internet zurück. Bei seiner Literatur greift er gelegentlich auf recht alte Titel (teils um 1960) zurück, was gerade bei diesem historischen Thema jedoch in Ordnung ist. Zudem bezieht er sich auf sehr viele aktuellen Titel bis 2012.

Es gibt für den Leser ein Quellenverzeichnis, wo man gezielt nach den gewünschten Informationen suchen kann. Außerdem ein Literaturverzeichnis, in dem die für das Buch zugrundeliegenden Materialien thematisch sortiert und sehr übersichtlich gehalten sind.  

Zusammenfassend: wer eine Übersicht über das Leben und Wirken Jesu sucht, ist mit dem Hörbuch hervorragend bedient. Vor allem Jugendlichen würde ich eher das Hörbuch empfehlen. Erwachsenen oder interessierten Jugendlichen, die das Thema gerne etwas vertiefen möchten, sollten aber zum Buch greifen, welches sich sehr gut als Grundlage für weitere Recherchen anbietet.

SaschaSalamander 20.03.2013, 09.19 | (0/0) Kommentare | PL

Jesus von Nazaret - Hörbuch

prinz_jesus_1.jpgVORAB

Das Thema "Jesus" ist für mich sehr interessant. Ich bin sehr christlich aufgewachsen und kenne mich in der biblischen Geschichte ziemlich gut aus. 20 Jahre lang gab es fast nichts anderes. Der Religion bin ich nicht abgeneigt, ihre Umsetzung heutzutage allerdings sehe ich äußerst kritisch (aber das ist ein langes Thema, das nicht in diese Rezension gehört). Doch noch immer interessiere ich mich sehr für die Hintergründe der Bibel, lese sowohl Fachbücher hierzu, informiere mich über Forschungen, neue Erkenntnisse und verschiedene Auslegungen.

Meine Motivation zu diesem Buch lag also darin, mein Fachwissen etwas aufzufrischen bzw zu vertiefen (je nachdem, wie tief das Buch in seinen Inhalten gehen würde, das konnte ich zuvor natürlich nicht wissen). Meine Sorge lag darin, dass es womöglich versuchen könnte zu missionieren, dass es überchristlich sein könnte und die Inhalte weniger kritisch beleuchtet als vielmehr glorifiziert und nicht ausreichend wissenschaftlich angeht. Meinen Eindruck möchte ich hier nun schildern:


INHALT

Jesus, der Sohn Gottes. Schon so viel wurde, auch unabhängig von der Bibel, über ihn geschrieben. Auch das Buch von Alois Prinz befasst sich mit seiner Person. Sein Ziel ist es, die Person des Jesus von Nazaret zu beleuchten, sein Leben zu beschreiben und sein Wirken zu schildern.


ZIELGRUPPE

Das Hörbuch richtet sich an Jugendliche und Erwachsene. Es ist ohne komplizierte Fachbegriffe und erläutert die komplexen Zusammenhänge einfach, verständlich und dennoch sehr sachlich und kompetent. Obwohl es auch an Jugendliche gerichtet ist, muss man sich als Erwachsener nicht unterfordert fühlen. Es werden viele interessanten Fakten und Informationen geboten, die auch bibelkundigen Hörern neu sind und mit denen man manche Inhalte des Wirkens Jesu danach wesentlich besser versteht.

Für mich stellte sich vor allem die Frage: richtet es sich an bibelfeste Leute mit Vorwissen? An strenggläubige Christen? An Atheisten? An Kritiker oder gar Gegner? Will es missionieren, überzeugen oder einfach nur informieren? Und ich war während des Hörens sehr angetan, denn der Autor versteht es, geschickt alle anzusprechen, sowohl die Christen wie auch die Atheisten, die Kritiker wie die überzeugten Anhänger. Mehr dazu im Punkt der Umsetzung.


AUFBAU

Das Buch ist, wie sollte es bei einer historischen Biographie anders sein, chronologisch aufgebaut. Angefangen kurz vor Jesu Geburt bis hin zu seinem Tod, seiner Auferstehung und in kleinen Ansätzen auch das spätere Wirken seiner Apostel ab Pfingsten.

Dabei erzählt der Autor historische Hintergründe, beleuchtet dann eine bestimmte Szene aus der Bibel, und diese wird dann im Anschluss mit den gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen der damaligen Zeit in Verbindung gebracht.

Ich habe einige Episoden aus Jesu Leben vermisst, die ich für wichtig gehalten hätte zu erwähnen. Aber gut, die Bibel ist dick, 3 CDs sind sehr wenig Material, und der Autor muss also Prioritäten setzen. Es ist einleuchtend, dass nicht alles behandelt werden kann. Das, was absolut relevant war, wurde auch behandelt, dazu einige weitere kleinen Episoden, Gleichnisse und entscheidenden Momente seines Lebens und Wirkens, um das Bild etwas abzurunden. Auch ist das Hörbuch im Verhältnis zum Buch gekürzt, und vielleicht sind ja dort einige der mir fehlenden Inhalte zu finden ;-)


UMSETZUNG

Alois Prinz hat sein Buch leichtverständlich umgesetzt. Was mir besonders gefiel: die ganzen Stadthalter, Kaiser und sonstigen "hohen Tiere" wurden hier sehr gut erklärt in ihren Verwandschaftsverhältnissen, Hirarchien und Aufgaben. Das ist ein Punkt, mit dem ich normalerweise immer sehr große Probleme habe, weil das schon recht undurchsichtig ist (gerade, wenn einer der wichtigen Leute im Laufe der Zeit verschiedene Ämter bekleidet, wenn der Sohn den gleichen Namen trägt wie der Vater, und so weiter). Großes Kompliment, dass ich zum ersten Mal das Gefühl hatte, es verstanden zu haben!

Schön finde ich, dass nicht nur die Bibel als Referenz hergenommen wird. Sie dient als Grundlage für die Episoden um Jesu. Im Hörbuch wurden keine Quellen für die einzelnen Belege historischer Fakten genannt, das ist jedoch auch nicht möglich. Und es ist in Hörbüchern nicht üblich, im Booklet die Quellen zu benennen, daher kann ich das hier nicht beurteilen. Ich gehe davon aus, dass im Buch mit Fußnoten und Literaturliste im Anhang diese benannt sind. Wenn man Recherche betreiben möchte, ist ein Hörbuch ungeeignet, zum bequemen Hören allerdings ist es perfekt.

Was gelegentlich auch im Hörbuch genannt wird, sind Bezüge zu verschiedenen Philosophen der Antike, späterer Zeit und der Gegenwart, von Aristoteles über Kierkegaard, Nietzsche und andere. Interessant finde ich ebenso, wie versucht wird, verschiedene Wunder und Ereignisse auf unterschiedlichen Ebenen zu erklären. So z.B. die Wunderheilungen (Stehe auf und wandle ... Sprich nur ein Wort, und mein Knecht wird gesund ... Lazarus), die Speisung der 5000, Wasser zu Wein. Es werden logische Erklärungen gesucht, es werden psychologische und philosophische Erklärungen genannt, dazu kommt eine metaphorische Deutung sowie die Überlegung, dass es wirklich ein Wunder sein könnte. Der Autor schreibt dem Hörer keine Antwort vor, der Kritiker wird sich ebenso bestätigt sehen wie der gläubige Christ.

Themen wie die beiden Zöllner, der Hauptmann von Kapernaum, der barmherzige Samariter oder die Entscheidung des Pontius Pilatus werden dem Hörer nahegebracht, indem der Autor genauer auf die Umstände der damaligen Zeit eingeht, auch die Politik dahinter schildert. Weshalb waren Zöllner verachtet, warum traf Pilatus eine Entscheidung gegen seinen Willen, welche Position hatte der Hauptmann gegenüber Jesu inne, etc. Besonders interessant fand ich die Erklärungen zu Maria Magdalena, die ja sehr umstritten ist und zu vielen Diskussionen und Spekulationen führte. Und ich stelle fest, dass ich da wohl tatsächlich einiges verwechselt habe, denn durch die vielen Spekulationen wurden einige Behauptungen aufgestellt und Verbindungen geknüpft, die so laut Prinz jedoch nicht in der Bibel zu lesen und auch nicht historisch belegt sind.

Mir gefiel auch, dass er manche Dinge über Jesu sagte, die recht unbequem waren. Er versuchte nicht, die Dinge schönzureden, indem er sie durch das hehre Ziel der Religion begründete. So schildert er ziemlich direkt, wie Jesus seiner Mutter und Familie sich recht kalt zeigte, die leibliche Familie gegenüber der "neuen" Familie (Jünger, Anhänger) zurückstellte, wie er andere Familien zerstörte und ihnen quasi die Söhne entriss (ja, sie gingen freiwillig, doch für die Eltern bedeutet dies auch, dass nun der Sohn fehlt, welcher später die alten Eltern ernähren soll). Er macht Jesus nicht schlecht dadurch, doch er schildert ganz direkt, welche Konsequenzen das hatte und wie manche Menschen darauf reagierten. Solche Beispiele finden sich im Hörbuch einige, sodass wie bereits gesagt nichts verklärt aber auch nichts stets kritisiert wird. Es ist sehr ausgewogen, das macht die Lektüre sehr angenehm.


SPRECHER

Hans Löw ist Schauspieler, als Sprecher habe ich ihn bisher noch nicht wirklich wahrgenommen. Er hat jedenfalls eine sehr angenehme Stimme, die ihn prädestiniert für einen sachlichen Text, bei dem man sich zurücknehmen muss, der aber keinesfalls trocken oder monoton sein darf. Zugegeben, Text und Sprecher haben so gut zusammengepasst, dass es mir schwerfällt, irgendetwas über Löw zu sagen, das mir besonders aufgefallen wäre. Das ist allerdings nicht negativ, sondern ein großes Kompliment, denn für ein Sachbuch erwarte ich, dass das Thema im Vordergrund steht und nichts und niemand anderes.

Ich wäre neugierig, ihn auch einmal in einem Roman zu hören, denn die Stimme gefiel mir. Ich kann mir vorstellen, dass er durchaus sehr gut darin sein kann, auch emotional zu sprechen und Persönlichkeit einzubringen.

Einige Eigennamen und Orte wurden anders ausgesprochen, als ich das kenne. Man kann natürlich im Hörbuch kein Glossar zur Aussprache anhängen. Aber ich fand das sehr ungewohnt, werde mal ein paar Begriffe googeln, ob ich das bisher immer falsch gesagt habe ;-)


FAZIT

Eine Hörbuch, das ich Interessierten auf jeden Fall empfehlen kann, leicht verständlich und mit viel fundiertem Fachwissen. Als Hörbuch ideal für Lesemuffel und zum leichten Hören im Alltag. Für jemanden, der noch tiefer in die Materie möchte, ist aber dagegen eher das Buch zu empfehlen.

SaschaSalamander 04.03.2013, 08.27 | (0/0) Kommentare | PL

Triffst Du Buddha an der Bar

rinzler_buddha_1.jpgVORAB

Da ich bereits einige Bücher des >Verlages< gelesen habe (besonders >FREIGANG< hatte mich sehr inspiriert, ebenso die Werke von Brad Warner), war ich neugierig auf weitere Bücher der Kategorie "unkonventionelle Lehre", was Rinzler mit seinem Titel verspricht, und habe mich bei >BloggDeinBuch< hierfür beworben.


AUTOR

Lodro Rinzler ist Autor und Meditationslehrer der Shambala-Richtung. Im Buch steht wenig über seine Tradition und sein Wirken, im Internet sollte man des Englischen mächtig sein, wenn man tiefer graben möchte, denn auf Deutsch findet sich nicht allzu viel über ihn. Ein interessantes Interview auf der Seite >Connection< habe ich allerdings gefunden.

INHALT, THEMA

>TRIFFST DU BUDDHA AN DER BAR< ist ein Buch rund um "Dharma, Karma und das pralle Leben". Kurz gesagt, ein Buch voller Lebensweisheit, das helfen soll, den Alltag zu bewältigen, ausgerichtet an der Shambala-Meditation, welche der Autor praktiziert und lehrt. Er möchte den Leser lehren, sich selbst anzunehmen, sich selbst zu lieben, dadurch für sich und die Umwelt Positives zu wirken. Dies jedoch nicht auf eine fanatische religiöse oder gar abgehobene spirituelle Weise, sondern lebensnah und realistisch. Was mir besonders gefällt und was es von vielen Ratgebern abhebt ist die Einstellung, dass der Mensch dass er an sich arbeiten sollte (Einstellungen überarbeiten, lernen mit Situationen umzugehen, Mitgefühl entwickeln, Dankbarkeit empfinden usw), dass er grundlegend jedoch okay ist. "Dich musst Du nicht ändern. Du bist großartig. Das Buch befasst sich einfach nur damit, wie Du Dein Leben voll auskosten kannst".


AUFBAU

Dieses Ziel setzt er um, indem er die Vier Würden von Shambhala und die drei Yanas (Fahrzeuge) des traditionellen tibetischen Buddhismus erklärt. Jede der Vier Würden beschreibt er anhand eines Tieres: Tiger (Sanftmut), Schneelöwe (Mitgefühl), Garuda (befreiter Geist) und Drache (Güte). Anhand sehr schöner Beispiele wird geschildert, wie die Besonderheiten dieser Tiere sich im Alltag widerspiegeln. Der Autor zeigt dem Leser auf, welche Ressourcen in ihm stecken und wie er diese aktivieren und trainieren kann. Es gehört nicht viel dazu, oft sind es nur kleine Übungen, Methoden, manchmal sogar nur Denkanstöße, die zu einer bewussteren Wahrnehmung der Situation führen.

Die Kapitel sind den Tieren gewidmet, jedoch fließt dies eher gelegentlich in den Text ein, als dass es streng danach gegliedert wäre. Überhaupt ist eine "strenge Gliederung" etwas, das man in diesem Buch vergeblich sucht. Der Autor widmet sich dem jeweiligen Tier und dessen Eigenschaften recht unorthodox auf spielerische Weise, ohne dabei eine klare Richtung zu fahren. Einerseits finde ich das sehr gut, denn die Vermittlung der Information gelingt ihm sehr gut, es liest sich flüssig und klar. Doch ich mag es, wenn das Kapitel mir vor dem Lesen einen Ausblick auf das Kommende gibt und ich im Nachhinein gezielt Dinge nachschlagen kann. Dies ist mit diesem Aufbau und dieser Kapiteleinteilung nicht möglich. Wer also gezielt mit dem Buch arbeiten möchte, sollte sich Notizen am Rand machen und gelegentlich Post-Its als Lesezeichen setzen.


ZIELGRUPPE

Für Kenner der Thematik mag manches etwas zu einfach aufbereitet sein, sind manche Beschreibungen und Übersetzungen unnötig. Aber für Kenner und Fachleute ist das Buch auch nicht gedacht, sondern für jeden, der einfach einmal seinen Blickwinkel verändern und auf dem buddhistischen Weg versuchen möchte.

Sprachlich wendet er sich dabei besonders an junge Erwachsene. Jedenfalls versucht der Autor oft, betont lässig zu wirken, es wird (provokant aber nicht bösartig) geflucht und auch mal betont oft "verdammt" gesagt oder immer wieder Sex und Alkohol eingebracht. Auf diese Weise wird gezeigt, dass Meditation, Buddhismus und Spiritualität nicht zwangsläufig mit Askese gleichzusetzen ist und man auch als gesunder Mensch im Alltag praktizieren kann, ohne deswegen gleich zu einem Klostermönch werden zu müssen. Ich mag diese provokante Art, sie gefiel mir auch schon in Brad Warners Büchern (Hardcore Sen; Sex, Sünde und Zen; Zen wrapped in Karma dipped in chocolate) sehr gut, weil ich mich darin sehr gut selbst entdecken kann. Allerdings wirkt es bei Warner recht natürlich, ihm kaufe ich das ab, bei Lodro Rinzler wirkt es auf mich an manchen Stellen ein wenig gekünstelt, so als wolle er damit als Mittel zum Zweck die Zielgruppe erreichen, auch wenn er selbst von anderem Schlag ist. Inwieweit dies der Übersetzung geschuldet ist, vermag ich nicht zu beurteilen.

Da die Zielgruppe noch nicht sattelfest ist in den Begrifflichkeiten, wäre ein Glossar am Ende hilfreich gewesen. So muss man häufiger einmal durch das Buch blättern, um herauszufinden, welcher Begriff wo erklärt wurde. Oder man muss sich von Beginn an alle Begriffe und die zugehörige Seite notieren, um später sofort wieder die Erklärung parat zu haben.


SONSTIGES

Abgesehen vom etwas verschwommenen Aufbau und dem fehlenden Glossar ist das Buch ein kleines Schatzkästchen voller Weisheiten, die sich sehr gut im Alltag umsetzen lassen. Es gelingt Lodro Rinzler, den Blick zu schärfen für Dinge, auf die es wirklich ankommt. Oft nimmt man sich vor, dies oder jenes zu ändern, doch es fehlt der kleine Funke, der den Gedanken zur Tat werden lässt. Genau das macht der Autor: er bietet die Initialzündung, endlich damit anzufangen. Klar und direkt.

Mir gefällt besonders, wie anschaulich seine Beispiele sind. Er hat eine sehr bildgewaltige Sprache, die sich einprägt und einige Male für Aha-Effekte sorgt. Das, was er schreibt, ist das, was tatsächlich in uns liegt und was jeder von sich aus weiß, er schreibt nichts Neues, kein geheimes verborgenes Wissen, sondern das, was jeder täglich selbst denkt, fühlt und tut, oft ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein. Anfangs dachte ich "nette Auffrischung, kenn ich alles schon". Aber ich habe dieses Buch bewusst einige Zeit wirken lassen, bevor ich die Rezension schreibe, denn Bücher wie dieses eignen sich nicht zum Fastfood-Verzehr. Und die Wirkung - ja, ich merke, wie die Gedanken mich täglich begleiten und mir einige Szenen deutlich vor Augen stehen. Und genau DAS ist es, was der Autor bewirken will.

Wichtig finde ich, dass man das Buch nicht 1:1 übernimmt, sondern sich seine Gedanken über verschiedene Techniken macht, die er empfhielt. Nicht jede Übung halte ich für jeden geeignet. Dies erwähnt er jedoch nicht ständig (während Brad Warner z.B. mindestens einmal pro Kapitel fordert, das Buch wegzulegen und sich seinen eigenen Kopf zu machen und ihm sogar zu widersprechen. So oft, dass man sich dadurch bevormundet fühlt), sondern überlässt dies der Eigenverantwortung des Lesers. Er gibt Tipps, keine Regeln, und er lässt dem Leser die Freiheit selbst darüber zu entscheiden. Das beeindruckt mich, denn es ist der perfekte Mittelweg aus Dogma und "macht doch was Ihr wollt", den man in nur sehr wenigen Lehrbüchern findet.


FAZIT

Für Einsteiger aufgrund der unstrukturierten Form eine manchmal etwas unübersichtliche, aber dennoch flüssige Lektüre. Anschaulich, praktisch und lebensnah wird der Leser an buddhistische Grundlagen herangeführt. Ohne Zeigefinger, ohne Dogma, dafür mit jeder Menge Weisheit und Humor.

Wertung: 8,5 von 10 Samurai-Wecker

SaschaSalamander 05.02.2013, 15.42 | (0/0) Kommentare | PL

Treue ist auch keine Lösung

lendtfischbach_treue_1.jpgEine Inhaltsangabe zu diesem Buch lässt sich nicht schreiben, schließlich gibt es keine Handlung. Daher möchte ich gleich zum Genre übergehen: TREUE IST AUCH KEINE LÖSUNG versteht sich nicht als Ratgeber, sondern als Thesenbuch. Wer wissen möchte, wie man am besten einen Seitensprung vertuscht, wie man sich als gehörnter Partner verhalten sollte oder warum man das Konzept der Monogamie über Bord werfen sollte - falsches Buch, hier gibt es keine Tipps, lediglich Argumente, Anregungen und Ideen rund um das Thema Treue, Untreue und Liebe, ob nun zu zweit oder mehreren.

Es werden verschiedene Lebensmodelle beleuchtet, von der momentan gesellschaftlich anerkannten Monogamie hin zu anderen Formen wie Polygamie, Polyamorie, Cuckold, Swinger und einige weitere. Dabei soll es keinesfalls darum gehen, eines als besser oder schlechter darzustellen. Aber bevor ich das Ziel des Buches selbst formuliere, überlasse ich dies den Autoren:  "Wir möchten zeigen, [...], dass das Dogma der Treue Menschen und Beziehungen auf dem Gewissen hat, obwohl die Treue einen wundervollen Kern hat und würden dann gerne gemeinsam mit Ihnen über die Liebe grübeln, streiten und herumspinnen." (S. 22)

Das Buch ist gegliedert in drei Hauptteile: Untreue, Treue und Liebe. Untreue wiederum wird unter biologischen, religiösen und kulturellen Aspekten betrachtet. Treue wird aus dem Blickwinkel der Natürlichkeit, Neurologie und Tragik (das Drama, wenn Treue enttäuscht wird) beleuchtet. Liebe wird unterteilt in die Aspekte der Heilung, Freiheit und Philophilia (Liebe zur Liebe).

Die Autoren haben einen recht lässigen Schreibstil, bringen nette Vergleiche ein, werden gelegentlich auch  mal flapsig, bleiben dabei aber immer seriös und belegen ihre Aussagen mit entsprechenden Quellen. Das führt dazu, dass die teils sehr komplexen Inhalten leichtgängig gelesen und verarbeitet werden können, Fallbeispiele sorgen für Abwechslung und besseres Verständnis. Und die Autoren zeigen besonders dann Humor, wenn es darum geht, sich selbst auf den Arm zu nehmen. Sie wissen um ihre Position und ihre teils sehr kontroversen Ansätze, vertreten diese selbstbewusst und ohne Scham, bleiben aber realistisch und gestehen dem Leser eine eigene Meinung zu. Eine Haltung, die mir sehr imponiert hat und die sich durch das gesamte Buch zieht: der Leser fühlt sich angenommen und hat die Möglichkeit, seine bisherige Sichtweise genau zu analysieren, für sich zu bestätigen oder neue Gedanken aufzugreifen, ohne sich dabei überrumpelt oder in die Enge gedrängt zu fühlen. Sehr sympathisch.

In ihren Thesen greifen sie auf viele Beispiele zurück. Sie ziehen die Bibel heran, werfen einen kritischen Blick ins Tierreich, berufen sich auf bekannte Soziologen, Psychologen, und immer wieder entkräften sie die Argumente der heute gelebten strengen Monogamie (die im Grunde keine lebenslängliche sondern meist eine serielle ist). Es werden die Mechanismen aufgezeigt, die einen Menschen zum Fremdgehen verleiten, und auch die Gefühle der Betrogenen werden ausführlich geschildert. Wie gesagt, ein Ratgeber ist das Buch nicht, dennoch lassen sich aus den geschilderten Situationen und Beispielen einige wichtige Grundlagen für eine funktionierende Beziehung herauspicken. Typische "Fallen" innerhalb einer langfristigen Beziehung werden geschildert, das Prinzip AMEFI ("alles mit einem für immer") wird zerlegt und entmystifiziert.

Auch, wenn Fischbach und Lendt niemandem eine Meinung aufdrücken, ist in jedem Kapitel spürbar, was sie selbst favorisieren: Lösungen ohne Lügen. Nicht aus moralischen Gründen, sondern weil sie sich in unserer Praxis als die entwicklungsträchtigeren erwiesen haben" (S. 115). Wie viele Personen in welcher Konstellation diese lügenfreie Lösung nun beinhaltet, das lassen sie dahingestellt, das soll jeder für sich entscheiden.

TREUE IST AUCH KEINE LÖSUNG ist ein Buch, das trotz seiner komplexen Inhalte flüssig und gut verständlich zu lesen ist. Die Autoren zeigen an verschiedenen Beispielen und Modellen, was der wahre Kern der Liebe ist und wie eine funktionierende Beziehung aussehen könnte. Wer nur die Monogamie anerkennt und nicht bereit ist, über den Tellerrand zu blicken, wird sich von diesem Buch in seinem Weltbild heftig erschüttert sehen. Wer allerdings kritisch hinterfragt und sein Leben aktiv entscheiden möchte statt stur den gesellschaftlich vorgegebenen Normen zu folgen, der wird hier sehr viele Denkansätze finden. Ein Buch, das jeden Leser bereichern wird.

SaschaSalamander 11.10.2012, 08.47 | (0/0) Kommentare | PL

Freigang - warum es sich unter allen Umständen lohnt, Buddhist zu sein

malone_freigang_1.jpgAUTOR, HINTERGRÜNDE DES BUCHES

Calvin Malone wurde 1951 in Deutschland als Sohn einer deutschen Mutter und eines amerikanischen Vaters geboren. 1992 kam er für Körperverletzung ins Gefängnis, wo er derzeit noch inhaftiert ist und bereits verschiedene "prisons" und "correction centers" durchlaufen hat. In diesem Buch schildert er, wie er während seiner Haft mit dem Buddhismus in Berührung kam, wie dieser ihn veränderte und wie er ihn nun lebt. In einem Umfeld, das sosehr von Gewalt, Ablenkung geprägt ist und scheinbar so wenig Raum lässt für Meditation und sanftmütiges Wesen. Doch Malone beweist dem Leser, dass gerade hier Großes gewirkt werden kann durch kleine Gesten, liebevolle Worte und das rechte Maß an Zurückhaltung.


GENRE

FREIGANG ist kein Lehrbuch über Buddhismus. Zwar gibt es im Anschluss an seine Erlebnisse auch eine kurze Erklärung sowie ein paar Anregungen zur Meditation in diesem besonderen Umfeld, doch dies ist nicht Kern des Buches. Inhalt ist vielmehr das Erleben seines Alltages sowie die praktische Umsetzung und Anwendung. Auch werden seine Geschichten nicht chronologisch erzählt, denn Ziel ist nicht die Wegbeschreibung der "Wandlung". Als Ziel des Buches empfand ich die Beschreibung seiner Erlebnisse, um auf diese Weise andere Menschen an den Auswirkungen seiner Religion teilhaben zu lassen. Dies ist bewegend und glaubwürdig gelungen.


RELIGIONSÜBERGREIFEND

Das Schöne finde ich unter anderem auch, dass der Leser nicht von einer blinkenden Werbekeule erschlagen wird. Den Untertitel "warum es sich unter allen Umständen lohnt, Buddhist zu sein" könnte Problemlos ersetzt werden durch "Christ", "Jude", "Moslem", "Hindu", "Taoist" oder oder oder ersetzt werden. Denn was Malone praktiziert, das ist Nächstenliebe und Achtsamkeit, die in allen Religionen gelehrt wird. Dadurch erreicht der Autor, dass die Leser nicht mit fremden Philosophien erschlagen werden oder zu etwas bekehrt werden, sondern er - um es christlich zu sagen - "legt Zeugnis ab". Und dies ist die beste Methode, wenn man anderen Menschen seine Überzeugung nahebringen möchte: unaufdringlich, geduldig, als Vorbild.


"WAS KANN ICH ALLEINE SCHON BEWIRKEN"

Der Strafvollzug ist ein eigener Mikrokosmos, den ein Außenstehender sich oft nicht vorzustellen vermag. Es gelingt Malone sehr gut, dem Leser einen Einblick in den amerikanischen Gefängnisalltag zu vermitteln. Und diesen zwar knallhart und direkt zu präsentieren, dabei aber auch die Chancen aufzuzeigen, die sich für ihn daraus ergeben.

Zu den Geschichten selbst: der Autor beschreibt verschiedene Situationen, in denen ihn unangenehme Menschen herausforderten und wie er mit dieser Herausforderung umging. Er macht Menschen, die ihm Probleme bereiten, zu Lehrern, denn sie zeigen ihm seine Schwächen und helfen ihm diese aufzulösen. Man denkt sich oft "ach, was soll ich schon ausrichten" oder "ist doch nur eine Kleinigkeit, nur ein Moment". Wie oft schon hat jeder von uns gesagt "nein, wenn der mir immer so blöd kommt, den lade ich bestimmt nicht ein / den lächle ich bestimmt nicht an / dem werd ich was erzählen". Hier wird wunderschön beschrieben, wie auch ein winziger Moment große Auwirkungen haben kann und warum es sehr wohl von Bedeutung ist, ob ich lächle oder schimpfe, ob ich mich vom Zorn davontragen lasse oder dem anderen vergebe.

Einzelne Geschichten komplett wiederzugeben ist im Rahmen der Rezension nicht möglich. Aber ein paar Schlüsselmomente, die dennoch keine Spoiler sind, möchte ich gerne nennen: Malone hört das Gespräch zweier Rassisten, einer von ihnen hat Hunger, und so bietet er ihm von seinem Essen an, egal ob sie zur gleichen Gruppierung gehören, denn Hunger kennt keine Nationalität. Ein Päckchen Suppe, eine kleine Geste, mit unglaublich bewegender Auswirkung. Er lädt einen Menschen zu seiner Weihnachtsfeier ein, den er eigentlich nicht mag, ohne zu erahnen, welche große Bedeutung dies für den Gast hat. Einem Insassen, der überall aneckt, gibt er etwas zur Aufbewahrung, dieser hintergeht ihn, und statt ihn zu strafen geht Malone freundlich auf ihn zu - was dazu führt, dass der andere ihn respektiert und Tage später ein tragisches Ereignis verhindert werden kann.

All diese kleinen Gesten sind Kleinigkeiten. Sie erfordern jedoch Mut, Respekt und Achtung vor dem anderen. Es sind Gesten, die jedem von uns möglich sind, niemand kann sich herausreden und sagen "was kann ich alleine schon bewirken". Denn Malone zeigt, wie hoch unsere Eigenverantwortlichkeit ist und wieviel zu bewegen uns tatsächlich in unserem Umfeld möglich ist.


KLEINE ANMERKUNG

Es ist unwichtig, führt zu keinerlei Punktabzug und geht im Textfluss unter. Dennoch würde ich für die nächste Auflage empfehlen, dass jemand das Buch noch einmal überarbeitet, speziell im Hinblick auf die dass / das - Problematik. Da schien es dieses Mal ein paar Verwechslungen zu geben ;-)

Schön finde ich übrigens auch den Titel, denn er zeigt auf, wie es möglich ist, trotz der Umstände innere Freiheit zu finden. Innere Freiheit sogar im Gefängnis, ein sehr schönes Bild, das die Auswirkungen der buddhistischen Praxis sehr schön erklärt.


FAZIT

FREIGANG ist ein bewegendes Buch, das religionsübergreifend gelesen werden kann und dazu motiviert, endlich selbst aktiv zu werden. Achte Deinen Nächsten, liebe Deine Feinde, denk nach bevor Du im Zorn etwas zerstörst. Und sei Dir bewusst, dass Du etwas bewirken kannst, egal ob auf Arbeit, in der Familie oder gar an kalten, gefährlichen Orten wie einem Gefängnis. Die Geschichten treffen ins Herz, Malone und seine Freunde, Lehrer und Mitinsassen bleiben dem Leser noch lange im Gedächtnis.

SaschaSalamander 24.05.2012, 12.00 | (0/0) Kommentare | PL

Triffst Du Buddha, töte ihn

altmann_buddha_1.jpgUnd auch hier, >wie schon gesagt<, habe ich Probleme, einen Erfahrungsbericht zu rezensiere. Aber ein paar Gedanken dazu möchte ich natürlich trotzdem loswerden ;-)

Kürzlich stieß ich durch sein biographisches Buch >DAS SCHEIßLEBEN MEINES VATERS, DAS SCHEIßLEBEN MEINER MUTTER UND MEINE EIGENE SCHEIßJUGEND< (den Titel kann man ja quasi gar nicht übersehen) auf den Autor, der mir bis dahin unbekannt war und wurde neugierig auf weitere Bücher von ihm. Sein Schreibstil sagt mir zu, er ist wunderbar direkt, und er beschönigt nichts, steht zu dem, was er sagt und tut. Diese Ehrlichkeit gefällt mir.

In seinem Buch TRIFFST DU BUDDHA, TÖTE IHN, berichtet er von seiner Reise nach Indien und einem zehntätigen >Retreat<. Einerseits natürlich die zehn Tage als solche, wie er sie verbrachte, welche Regeln er heimlich brach, was ihm leichtfiel und was ihm Probleme bereitete. Und andererseits natürlich von dem Gedanken, die ihm hierzu kommen, seine Einsichten über Spiritualität und Religion.

Er nimmt dem Buddhismus seinen Glanz, beschreibt Meditation aus rein profaner Sicht. Es geht nicht um Erleuchtung, Absagen vom Ich und um Heiligkeit. Sondern um Rückzug, Selbsterkenntnis und Selbst-Bewusstsein.

Was mir an dem Buch überaus gut gefiel war seine knallharte Ehrlichkeit. Und auch, dass er offen Dinge ausspricht, die andere nicht zu sagen wagen. Er spricht sich aus gegen Heiligenkult und Bigotterei. Benennt Autoren, die ihm mit der aufgedrückten Spiritualität gegen den Strich gehen. Spricht sich aus für das eigene Denken und stellt klar, dass der Mensch für sich alleine verantwortlich ist. Keine höhere Macht, die einen von jeglicher Schuld und Verantwortung befreit, kein Schicksal, welches das Leben vorausbestimmt.

Was ich dabei nicht mochte ist allerdings die Überheblichkeit, die ich oft in seinen Worten herauslese. Ich verstehe seine Meinung und teile sie in vielen Dingen. Allerdings vermisse ich manchmal den Respekt vor dem, was anderen Menschen bedeutsam ist. Er knüppelt alles nieder, was nicht in sein Weltbild passt, beschimpft es stellenweise und klingt dabei sehr destruktiv. Wo er auf der einen Seite eine Stärke zeigt, die mich beeindruckt, nutzt er diese auf der anderen Seite nicht zur Hilfe für andere und zur persönlichen Weiterentwicklung sondern ist noch gefangen in Abscheu und Hass auf das, was ihn damals prägte (seine urchristliche Erziehung, siehe der Link zu seiner Biographie). Das tat mir stellenweise weh zu lesen, denn auch wenn ich vieles der einzelnen Religionen und Kulte nicht gutheißen kann, so respektiere ich doch deren Lebensweg, beziehe das schlechte Verhalten einzelner Menschen dieser Gruppe nicht auf die komplette Gruppierung.

Dennoch, ich mag seine direkte Art und seinen Schreibstil, das Buch liest sich sehr flüssig. Auch, wenn ich ihn stellenweise zu aggressiv finde, so tut es doch gut, dieses Buch zu lesen. Seine Erfahrungen sind interessant und informativ. Besonders die Beschreibungen des Landes, wie er es erlebte, berührten mich sehr.

SaschaSalamander 15.02.2012, 15.12 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Die Auserwählten

kazinski_auserwaehlten_1.jpgEine Rezension zu dem Buch DIE AUSERWÄHLTEN kann und möchte ich nicht schreiben, dazu hat es mich zu wenig berührt, und dazu könnte ich nicht einmal sagen weshalb. Deshalb nur ein paar Gedanken zu diesem Titel:

Das Thema klingt sehr interessant, es handelt von den >"36 Gerechten"<. Bisher stieß ich in der Literatur nur ein einziges Mal auf dieses Thema, nämlich in dem Roman >DAS BUCH DER NAMEN<. Leider hat auch dieses mich nicht wirklich fesseln können, obwohl ich die Idee dahinter mich brennend interessiert. Ein Thema, das noch lange nicht erschöpft ist und in der zeitgenössischen Literatur bisher viel zu selten behandelt wurde, obwohl es extrem viel Stoff bietet.

Hier bei den AUSERWÄHLTEN sterben also mehrere Menschen, die alle eines verbindet: ein seltesames Muster auf dem Rücken. Ein junger Kommissar übernimmt gemeinsam mit einer Physikerin den Fall, und sie finden heraus, dass die Opfer wohl zu den 36 Gerechten gehören. Die Physikerin findet das Muster und berechnet, wo und wann der nächste Tote zu finden sein wird, natürlich versuchen die beiden nun den Tod des nächsten Gerechten zu verhinden, ahnen jedoch nicht, wie eng sie mit ihnen verknüpft sind.

Hmja, wie gesagt, superspannendes Thema, zumal der Roman vor allem in Kopenhagen spielt und ein netter Mix aus Kirchenthriller, Actionthriller und nordischer Kühle ist, das ist ungewöhnlich und gefällt. Was weniger gefällt ist der Stil. Ich könnte nicht beschreiben warum, aber das Buch hat mich wenig gefesselt und fast keinen Eindruck bei mir hinterlassen. Es ist knapp eine Woche her, dass ich es hörte, und schon habe ich das meiste davon vergessen, weil einfach keine Bilder in meinem Kopf entstehen wollten.

Die Charaktere waren nett, aber eben nur das: "nett", hin zu "sympathisch" hat noch einiges gefehlt. Die Story war interessant, aber sie hat mich nicht gepackt. Es gab einige üble Längen, an denen ich im Buch wahrscheinlich vorgeblättert hätte (bei einem Hörbuch leider nicht möglich). Es gab eine Szene am Ende, die man nicht wirklich begreift, und selbst die Protagonisten fragen sich, was nun wohl geschehen sein mag. Der Autor (oder besser gesagt: das Autorenteam, es sind zwei) klärt dies nicht auf.

Ich habe nichts gegen offene Enden, aber ein solch brisantes Thema aufzugreifen und dann alles komplett offen zu lassen (war das nun Gott? Zufall? Dummheit? Ein bisschen von allem?), zerstört das Buch. Denn genau DAS war es, worauf das Buch abzielte: ist hier ein Mensch am Werk? Ist dahinter ein göttlicher Plan? Wie ist all diese Präzision möglich, und wer oder was steckt dahinter? Da nichts erklärt wird, tippe ich auf göttliches Walten, aber dies hätte man dann doch etwas gewaltiger sein lassen können als nur die Frage "häh? Was war los?". Potential verschenkt.

Sollte jemand einen wirklich spannenden Roman kennen, der sich mit den 36 Gerechten befasst und im Stil eines Kirchenthriller geschrieben ist, der soll sich bitte bei mir melden, ich würde ihn gerne lesen :-)

SaschaSalamander 03.10.2011, 09.43 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

Tao Te Puh

hoff_puh_1.jpgIn letzter Zeit lese ich ab und zu Bücher aus östlichen Religionen oder Philosophien, weil ich die Thematik recht interessant finde. Ebenso wie die westliche Religion nur ein Teilaspekt von vielen, aber das ist wohl ein zu komplexes Thema. Was ich damit sagen möchte ist jedenfalls, dass ich sehr viele Widersprüche entdeckt habe, sodass in drei Büchern über Buddhismus drei komplett unterschiedliche Theorien stehen können (was bei den Christen allerdings nicht anders ist, man denke etwa an die Unterschiede der katholischen und evangelischen Kirche). In anderen Büchern werden asiatische Gedanken sosehr gemixt, dass man eigentlich gar nicht weiß, was davon nun was ist und wo es hingehört, aber Hauptsache ein nettes Zitat von irgendeinem weisen Mönch ziert den Kapitelanfang. Die Strömungen sind einfach zu komplex, als dass man sie nach ein paar  gelesenen Ratgebern begreifen könnte.

Genauso wie bei der Philosophie ist es unglaublich schwer, einen Anfang zu finden. Und bevor ich mich bemühe, irgendwo anzufangen und weiterzumachen, steige ich mittendrin ein und schnappe, was mich anspricht. Manche lege ich mittendrin wieder weg, andere lese ich und finde sie gut, andere nehme ich halt im Vorbeigehen mit aber vergesse sie wieder. In der Regel rezensiere ich diese Bücher nicht. Denn ich möchte Philosophie, Religion und Meinung nicht bewerten. Puh dagegen möchte ich kurz vorstellen, dieses Büchlein war etwas ganz Besonderes. Bewerten möchte ich damit jedoch nicht den Inhalt, sondern allein die Aufmachung und den Stil des Buches :-)

Puh, wie der kleine Bär aus dem Hundertmorgenwald? Genau der! Hoff beschreibt anhand des naiven und liebenswerten Bärchens die Grundgedanken des Tao. Und zwischendurch bringt er auch noch die Unterschiede und Parallelen zu Buddha und Konfuzius. Leichtfüßig erklärt, nicht schwer zu verstehen. Kein Buch zum Überfliegen, aber auch keines, das man fünfmal lesen müsste, um es zu begreifen.

Er beschreibt in simplen Sätzen eine einfache Wahrheit und bringt anschließend Passagen aus den Büchern um Puh. Schmunzelnd, lächelnd und wesentlich reicher schließt man das Buch nach 140 Seiten ab und muss wieder einmal feststellen, dass wir uns es meist sehr viel schwerer machen, als es eigentlich wäre.

Außerdem gibt es sehr viele Anreize, die zum Googeln und Nachschlagen animieren. In all den komplizierten Werken sieht man typischerweise den Wald vor lauter Bäumen nicht. Mir geht es oft so, dass ich dann wie erschlagen bin von all der vermeintlichen Weisheit, die mit dem Holzhammer auf mich eingedroschen wurde, und dann vergesse ich es wieder. Dieses Büchlein ist klein, kurz, einfach. Und gerade dadurch sehr einprägsam, sodass ich sogar zum ersten Mal ein paar einfache Grundbegriffe verstanden habe, die mir bisher schwer fielen im Gedächtnis zu behalten. Vielleicht, weil ich es nicht wie die anderen Bücher anging, sondern hier wesentlich lockerer startete. Und genau das ist es auch, was das Buch vermitteln will ... das Buch zeigt und lebt, was es lehrt.

Wer Puh mag, mag auch dieses Buch. Und wer sich für asiatische Lehren interessiert, sollte auch mal hineinschnuppern. Es muss nicht immer so kompliziert sein, wie es dargestellt wird ;-)

SaschaSalamander 02.05.2011, 09.38 | (0/0) Kommentare | PL

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