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Ausgewählter Beitrag
Lesung Andreas Altmann, Nürnberg, Museum Deutsche Bahn
Am Donnerstag kam >Andreas Altmann< ins Museum der Deutschen Bahn in Nürnberg und las aus seinen Reisetagebüchern. Knapp zwei Wochen gab es bereits eine >Lesung in der Komödie in Fürth<. Ich entschied mich allerdings für die Reisetagebücher. Denn >DAS SCHEISSLEBEN MEINES VATERS usw< fand ich zwar ein sehr gutes Buch, aber als Lesung wollte ich es mir ungern antun. Schon als geschriebener Text ohne gesprochene Emotion war es ein sehr belastender Titel. Zudem kannte ich es schon, und da höre ich mir doch lieber etwas Neues an, das mich neugierig macht auf mehr ;-)
Der Saal war gut gefüllt. Pünktlich kam dann auch eine Mitarbeiterin des Museums, die Altmann ankündigte. Ich musste schmunzeln, dass sie sein aktuelles Buch nicht namentlich nannte, was wäre denn dabei? Aber dafür nannte Altmann es dann selbst, und er genoss es, jedes "Scheiß" richtig hervorzuwürgen und alle Verachtung hineinzulegen. Ich muss zugeben, dass ich ihn, hätte er im Publikum gesessen, erst einmal nicht erkannt hätte. Die Bilder fangen seinen umtriebigen Geist, sein schelmisches Grinsen und den klaren, durchdringenden Blick sehr gut ein, was ihn recht jugendlich wirken lässt, auch sein Schreibstil ist junggeblieben und erfrischend. Doch in natura sieht man ihm den Jahrgang 1949 dann doch schon an, sowohl körperlich wie auch die Lebenserfahrung in seinem Blick. Da stand er dann vor uns, hochgewachsen, schlaksig, die Haare unfrisiert ins Gesicht hängend, einen gestrickten Kapuzenpulli und seine Uhr über den Pullover gebunden. Zugegeben, im ersten Moment ungewöhnlich. Aber es passt. Er war sehr authentisch, sehr emotional, und wäre er im Anzug oder im schicken Outfit vor uns gestanden, hätte ich mich spätestens nach fünf Minuten gefragt, wem er denn etwas vorspielen will. So aber passte alles perfekt zueinander. Altmann ist ein Mensch, bei dem man weiß, woran man ist, und das gefällt mir an seinen Büchern.
Auch sonst war sein Auftreten eher ausgefallen. Man ist es gewöhnt, dass der Autor kommt, sich hinsetzt, still sitzenbleibt und dann liest. Altmann tat dies auch, aber er saß kaum eine Minute still. Spielte hier mit dem Mikrofon, knibbelte dort irgendwo mit den Fingern, stellte die Füße mal schräg und setzte sich dann wieder völlig schief an den Tisch. In Gedanken hatte ich immer wieder das Bild vor Augen, wie er beim Vipasanna in >TRIFFST DU BUDDHA, TÖTE IHN< tagelang nichts tat als nur stillzusitzen, und erst jetzt kann ich erahnen, was das für ihn bedeutet.
Aus fünf Büchern las er einzelne Episoden. Einige davon humorvoll, überraschend. Mit glasklarer Beobachtungsgabe fängt er die schönen Momente ein und verpackt sie in Worte. Wir haben viel gelacht bei dieser Lesung. Manche Beiträge waren dagegen gesellschaftskritisch und hintersinnig, da hat man dann geschmunzelt oder innerlich auch mal mitgewettert, zustimmend genickt. Und besonders genoss er es zu betonen, dass er jetzt wieder seine sadistische Seite im nächsten Text zeigt. Dann las er unverblümt seine Meinung zu einer Person oder einer Situation, beschimpfte und schmähte. Und dabei stellte ich fest: was im Buch auf mich stellenweise respektlos und arrogant wirkt (wenngleich ich ihm inhaltlich zustimmen mag, nur die Art der Darstellung nicht gutheiße), das ist im Vortrag von ihm selbst in Ordnung, wirkt nicht mehr herablassend sondern einfach nur geradlinig. Er hat feste Prinzipien, zu denen er steht, da macht er keine Kompromisse. Doch aus der empfundenen Arroganz wird dann die erlebte Konsequenz, nicht gedankenlos sondern wohldurchdacht und geradeheraus.
Die jeweiligen Szenen machten große Lust, die Bücher selbst zu lesen. Er ist ein hervorragender Vorleser. Jeder hat ja andere Vorstellungen davon, wie ein Satz zu betonen ist, wann man die Stimme hebt, ob man hier oder dort nun schneller sprechen soll oder die Lautstärke heben. Was Altmann betrifft - er liest genau so, wie es für mein Empfinden gehört. Er hat zwar nicht in Dialogen die Stimme variiert, dafür aber sehr viel Emotion in den Vortrag gelegt, man konnte sich nicht entziehen, hing gebannt an seinen Lippen. Eine sehr angenehme Sprachmelodie, dazu variierte er im Tempo, der Lautstärke, Intensität, er belegte jedes einzelne Wort mit Leben und Bedeutung. Ja, man spürt, dass Sprache für Altmann etwas Besonderes, etwas Wichtiges ist, das betont er in Interviews und seinen Büchern immer wieder, und das hat er auf der Lesung deutlich demonstriert. Er versteht es, Worte geschickt zu setzen, ihnen das richtige Gewicht zu verleihen und Bilder in die Köpfe seiner Hörer / Leser zu pflanzen.
Nach eineinhalb Stunden dann war er fertig mit seinem Vortrag. Danach nahm er sich die Zeit, Fragen aus dem Kreis der Gäste zu beantworten. Es waren sehr interessante Fragen dabei, die er offen beantwortete und die einen sehr schönen Einblick in sein Werk und seine Gedankenwelt gaben. Aber was mich enttäuschte: Trolle gibt es wohl nicht nur im Internet, sogar auf Vorträgen wie diesem sind sie anzutreffen. Es gab Fragen, bei denen ich am liebsten aufgestanden wäre und die Leute gepackt hätte. Zwei davon regelrecht übergriffig. Diese Beiträge kommentierte er, zwar mit zusammengebissenen Zähnen aber beherrscht und sehr souverän, ich fand seine Reaktion klasse. Und ein anderer Gast schien bei seiner Frage vergessen zu haben, welches Genre Altmann schreibt. Als hätte er einen Rockstar gefragt, warum es immer nur Gitarre sein muss und ob er nicht die sanften Klänge der klassischen Musik zu schätzen wisse. Diese Frage hat er clever beantwortet, die Gäste mit einem Scherz auf seine Seite gezogen, das gefiel mir. Nein, Altmann ist keiner, der sich die Butter vom Brot nehmen lässt, er weiß sich mit Wortwitz und klarer Argumentation gut zu wehren, das hat mich beeindruckt.
Für mich selbst muss ich sagen, dass es ein sehr gelungener Abend war. Ich weiß nun, wer hinter den spannenden Berichten steckt, kann einige seiner Aussagen besser nachvollziehen. Und durch die Vorstellung mehrerer Titel konnte ich für mich auch schon herauspicken, was ich als nächstes lesen werde ;-)
Der Saal war gut gefüllt. Pünktlich kam dann auch eine Mitarbeiterin des Museums, die Altmann ankündigte. Ich musste schmunzeln, dass sie sein aktuelles Buch nicht namentlich nannte, was wäre denn dabei? Aber dafür nannte Altmann es dann selbst, und er genoss es, jedes "Scheiß" richtig hervorzuwürgen und alle Verachtung hineinzulegen. Ich muss zugeben, dass ich ihn, hätte er im Publikum gesessen, erst einmal nicht erkannt hätte. Die Bilder fangen seinen umtriebigen Geist, sein schelmisches Grinsen und den klaren, durchdringenden Blick sehr gut ein, was ihn recht jugendlich wirken lässt, auch sein Schreibstil ist junggeblieben und erfrischend. Doch in natura sieht man ihm den Jahrgang 1949 dann doch schon an, sowohl körperlich wie auch die Lebenserfahrung in seinem Blick. Da stand er dann vor uns, hochgewachsen, schlaksig, die Haare unfrisiert ins Gesicht hängend, einen gestrickten Kapuzenpulli und seine Uhr über den Pullover gebunden. Zugegeben, im ersten Moment ungewöhnlich. Aber es passt. Er war sehr authentisch, sehr emotional, und wäre er im Anzug oder im schicken Outfit vor uns gestanden, hätte ich mich spätestens nach fünf Minuten gefragt, wem er denn etwas vorspielen will. So aber passte alles perfekt zueinander. Altmann ist ein Mensch, bei dem man weiß, woran man ist, und das gefällt mir an seinen Büchern.
Auch sonst war sein Auftreten eher ausgefallen. Man ist es gewöhnt, dass der Autor kommt, sich hinsetzt, still sitzenbleibt und dann liest. Altmann tat dies auch, aber er saß kaum eine Minute still. Spielte hier mit dem Mikrofon, knibbelte dort irgendwo mit den Fingern, stellte die Füße mal schräg und setzte sich dann wieder völlig schief an den Tisch. In Gedanken hatte ich immer wieder das Bild vor Augen, wie er beim Vipasanna in >TRIFFST DU BUDDHA, TÖTE IHN< tagelang nichts tat als nur stillzusitzen, und erst jetzt kann ich erahnen, was das für ihn bedeutet.
Aus fünf Büchern las er einzelne Episoden. Einige davon humorvoll, überraschend. Mit glasklarer Beobachtungsgabe fängt er die schönen Momente ein und verpackt sie in Worte. Wir haben viel gelacht bei dieser Lesung. Manche Beiträge waren dagegen gesellschaftskritisch und hintersinnig, da hat man dann geschmunzelt oder innerlich auch mal mitgewettert, zustimmend genickt. Und besonders genoss er es zu betonen, dass er jetzt wieder seine sadistische Seite im nächsten Text zeigt. Dann las er unverblümt seine Meinung zu einer Person oder einer Situation, beschimpfte und schmähte. Und dabei stellte ich fest: was im Buch auf mich stellenweise respektlos und arrogant wirkt (wenngleich ich ihm inhaltlich zustimmen mag, nur die Art der Darstellung nicht gutheiße), das ist im Vortrag von ihm selbst in Ordnung, wirkt nicht mehr herablassend sondern einfach nur geradlinig. Er hat feste Prinzipien, zu denen er steht, da macht er keine Kompromisse. Doch aus der empfundenen Arroganz wird dann die erlebte Konsequenz, nicht gedankenlos sondern wohldurchdacht und geradeheraus.
Die jeweiligen Szenen machten große Lust, die Bücher selbst zu lesen. Er ist ein hervorragender Vorleser. Jeder hat ja andere Vorstellungen davon, wie ein Satz zu betonen ist, wann man die Stimme hebt, ob man hier oder dort nun schneller sprechen soll oder die Lautstärke heben. Was Altmann betrifft - er liest genau so, wie es für mein Empfinden gehört. Er hat zwar nicht in Dialogen die Stimme variiert, dafür aber sehr viel Emotion in den Vortrag gelegt, man konnte sich nicht entziehen, hing gebannt an seinen Lippen. Eine sehr angenehme Sprachmelodie, dazu variierte er im Tempo, der Lautstärke, Intensität, er belegte jedes einzelne Wort mit Leben und Bedeutung. Ja, man spürt, dass Sprache für Altmann etwas Besonderes, etwas Wichtiges ist, das betont er in Interviews und seinen Büchern immer wieder, und das hat er auf der Lesung deutlich demonstriert. Er versteht es, Worte geschickt zu setzen, ihnen das richtige Gewicht zu verleihen und Bilder in die Köpfe seiner Hörer / Leser zu pflanzen.
Nach eineinhalb Stunden dann war er fertig mit seinem Vortrag. Danach nahm er sich die Zeit, Fragen aus dem Kreis der Gäste zu beantworten. Es waren sehr interessante Fragen dabei, die er offen beantwortete und die einen sehr schönen Einblick in sein Werk und seine Gedankenwelt gaben. Aber was mich enttäuschte: Trolle gibt es wohl nicht nur im Internet, sogar auf Vorträgen wie diesem sind sie anzutreffen. Es gab Fragen, bei denen ich am liebsten aufgestanden wäre und die Leute gepackt hätte. Zwei davon regelrecht übergriffig. Diese Beiträge kommentierte er, zwar mit zusammengebissenen Zähnen aber beherrscht und sehr souverän, ich fand seine Reaktion klasse. Und ein anderer Gast schien bei seiner Frage vergessen zu haben, welches Genre Altmann schreibt. Als hätte er einen Rockstar gefragt, warum es immer nur Gitarre sein muss und ob er nicht die sanften Klänge der klassischen Musik zu schätzen wisse. Diese Frage hat er clever beantwortet, die Gäste mit einem Scherz auf seine Seite gezogen, das gefiel mir. Nein, Altmann ist keiner, der sich die Butter vom Brot nehmen lässt, er weiß sich mit Wortwitz und klarer Argumentation gut zu wehren, das hat mich beeindruckt.
Für mich selbst muss ich sagen, dass es ein sehr gelungener Abend war. Ich weiß nun, wer hinter den spannenden Berichten steckt, kann einige seiner Aussagen besser nachvollziehen. Und durch die Vorstellung mehrerer Titel konnte ich für mich auch schon herauspicken, was ich als nächstes lesen werde ;-)
SaschaSalamander 19.03.2012, 09.24
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