SaschaSalamander

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Tag: Tip

Ihr unschuldiges Herz

INHALT

Staatsanwältin Inga Jäger ist neu und gerät gleich am ersten Arbeitstag mit Hauptkommissar Gebert aneinander. Doch um den Fall zu lösen, müssen sie sich zusammenfinden und miteinander arbeiten: eine Frau wurde brutal ermordet, nach dem Tod ihr Herz aus dem Brustkorb geschnitten. Der Ehemann ist verdächtig, doch im Zuge der Ermittlung findet Inga Jäger heraus, dass im Abstand von jeweils 13 Jahre immer wieder Frauen auf exakt die gleiche Weise an genau dieser Stelle getötet wurden ...


CHARAKTERE

Inga Jäger und Kai Gebert werden intensiv geschildert. Der Leser erfährt sehr viel über die Beweggründe der beiden, und es macht Spaß sie in ihrem Alltag zu beobachten. Beide wuchsen mir rasch ans Herz, besonders Gebert mit seiner manchmal etwas grob-unbeholfenen Art war mir sympathisch. Ich finde, der Autor hat ein gutes Gleichgewicht geschaffen: nicht überpsychologisiert wie gerade in den nordischen Krimis, aber auch nicht so plump und klischeebeladen wie manche deutschen Regionalkrimis. Ein perfektes Mittelmaß, um einerseits Raum für eigene Interpretation zu lassen und dennoch vielschichtige und gut durchdachte Figuren zu präsentieren.

Es gibt weitere Nebencharaktere, denen man im Laufe der hoffentlich folgenden Bücher begegnen wird: Inga Jägers Tochter, ihre Sekretärin, die Wissenschaftlerin Elli Falkenstein und Geberts Gehilfin "die Otto". Auch sie wurden mit Liebe zum Detail erdacht. Die fallbezogenen Figuren (Verdächtige, Angehörige etc) passen gut in die Geschichte und haben entsprechend interessante Lebensläufe, die nach und nach offengelegt werden.

Zugegeben, eigentlich sind Ermittler in Krimis Charaktere, mit denen ich mich selten verbunden fühle und denen ich wenig abgewinnen kann. Dies ist tatsächlich einer der wenigen Titel, wo ich sie dagegen richtig mochte. Vielleicht lag es an ihrer Darstellung. Oder vielleicht verbindet mich einfach, dass die beiden genauso leidenschaftlich wie ich kochen und backen und dies teilweise sehr ausführlich und herzlich beschrieben wird? ;-)


SPRACHE

Die Sprache ist in diesem Buch etwas, an das ich mich herantasten musste. Die ersten zwei, drei Kapitel fielen mir etwas schwer, die Sätze waren teilweise recht sperrig. So gibt es zu Beginn gelegentlich einmal Konstrukte über 8 oder 9 Zeilen mit mehreren Einschüben und Nebensätzen, die das flüssige Lesen etwas erschwerten. Dies legt sich aber sehr schnell. Teils, weil der Autor seinen Text bald darauf fließender formuliert, teils weil man sich an diesen Stil gewöhnt und nun locker über die Seiten fliegt.

Ebenfalls auffällig ist, dass Ivo Pala immer wieder sein recherchiertes Wissen einbringt. Zu Beginn vieler Kapitel finden sich kurze Passagen, die nicht aus Sicht eines der Ermittler geschrieben sind sondern allgemeine Aussagen über die Location oder Einrichtung geben, etwa das Gefängnis, die Staatsanwaltschaft, das Forensische Institut, die psychiatrische Klinik und viele andere.

Von den ersten kleinen Schwierigkeiten abgesehen liest sich das Buch äußerst flüssig. Man merkt, dass der Autor Übung im Schreiben hat und weiß, wie er seine Leser packen kann. Ich habe IHR UNSCHULDIGES HERZ abends gelesen und konnte es nicht beiseite legen, bin wieder einmal sehr viel später ins Bett als geplant (was nur wenige Bücher bei mir schaffen).


AUFBAU, TEMPO

Der Prolog ist ziemlich brutal, blutig und temporeich, der Leser wird sofort mitten in den grausamen Mord katapultiert, bereits der erste Satz lässt erschrocken die Luft anhalten. Doch zur Entwarnung für alle, die lieber Handlung als Gewalt lesen: damit hat es sich auch schon an brutaler Darstellung erschöpft. Ivo Pala schließt sich nicht den deutschen Bestsellern an, die sich gegenseitig mit Gräueltaten übertrumpfen. Er wendet seine Energie lieber auf die Ermittlungsarbeit, die Charaktere und ganz besonders das Gewicht des Themas (was das Thema des Buches, also das Motiv für die Morde ist, möchte ich hier jedoch nicht spoilern).

Nach dem Einstieg werden die Charaktere vorgestellt, treten in Interaktion, erste Verdächtige werden verhört, der Leser tappt ebenso wie Jäger und Gebert im Dunkel. Bald kommen mehr Informationen hinzu, die Handlung verdichtet sich. Das Tempo ist angenehm ausbalanciert, ruhigere Szenen wechseln sich mit spontanen und handlungsreichen Momenten ab.

Etwas nach der Hälfte häufen sich die Hinweise, die Richtung wird immer geradliniger, und bald ist klar, worauf der Autor hinauswill. Ein sehr schweres Thema, dem er sich gewidmet hat und das er mit entsprechender Ernsthaftigkeit darstellt. Noch bevor dies klar war, habe ich bereits im Internet nach einer Szene des Buches im Internet gesucht, um für mich selbst den Wahrheitsgehalt des Buches zu überprüfen, dadurch hatte ich mir einen Teil der Spannung genommen und wusste nun also bereits, auf was es hinauslaufen würde. Also ein Tipp für alle, die keine Spoiler wünschen: besser nicht googeln, erst nach der Lektüre ;-)

Zum Schluss wartet das Buch mit einem gewaltigen Showdown auf, das Tempo zieht straff an. Die letzten 80 Seiten, also den letzten großen Abschnitt "Nemesis", sollte man am besten lesen, wenn man auch sicher zu Ende lesen kann ohne zu unterbrechen. Hier einen Cut zu machen fällt schwer, man rast über die Seiten und kann nicht mehr aufhören. Obwohl man zuvor dachte, das wahre Motiv zu kennen, ergibt sich hier eine zusätzliche Wende, mit der man nicht gerechnet hätte. Danach keine unnötigen Worte mehr, keine Erklärung, nur ein kurzer Epilog und Ende, perfekt abgerundet.

Es wird während des Lesens und rückblickend klar, dass der Autor großen Wert auf einen von Anfang bis Ende gut durchdachten Plot gelegt hat. Die Hinweise, wenn man sie nun kennt, liegen auf der Hand. Auch die im Buch verwendeten Charaktere sowie einzelne kleine scheinbar für die Handlung nicht relevante Alltagsmomente führen alle auf ein gemeinsames Ziel und runden den Roman ab.


REGIONAL

IHR UNSCHULDIGES HERZ spielt im >Rheingau<. Es gelingt dem Autor, die Landschaft für ortsunkundige Leser wie mich anschaulich zu beschreiben. Auch das Verhältnis einzelner Ortschaften zueinander und deren Lage spielt eine nicht zu vernachlässigende Rolle bei der Zusammenarbeit früherer Ermittlungen. Geschickt wurden realistische Hintergründe mit den für das Buch erfundenen Geschehnissen gemischt, alles wirkt aus einem Guss, sodass die Fiktion oft nicht mehr zu trennen ist. Daher ist der ansonsten eher floskelhaft erwähnte Satz "alle Figuren etc erfunden" hier wirklich von großer Bedeutung.


FAZIT

Ein packender Rheingau-Krimi mit erschreckend realem Hintergrund. Die Charaktere sind sympathisch, der Hintergrund wurde sauber recherchiert, das Buch baut perfekt aufeinander auf und ist in sich durchweg stimmig. Mein aktueller Lesetip für alle Krimi-Freunde :-)

'Wertung: 4,5 von 5 kross gebratene Hackfleischbällchen

SaschaSalamander 16.10.2012, 08.43 | (0/0) Kommentare | PL

Nachtblauer Tod

wolf_nachtblau_1.jpgINHALT

Als Leon von der Party kommt, ändert sich mit einem Schlag sein Leben: die Mutter wurde ermordet, der Vater sitzt nun in U-Haft. Anfangs ist sogar Leon verdächtig, denn sein Alibi weist Lücken auf. Doch er muss nicht in U-Haft, kommt bei Freunden der Familie unter. Weil er das Gefühl hat, dass die Polizei und der Anwalt sich zu wenig um den Fall kümmern, beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln. Er will die Unschuld seines Vaters beweisen und den wahren Täter überführen. Doch je mehr er über mögliche Täter und Motive erfährt, desto mehr erfährt er über das, was hinter den Kulissen seines friedlichen Elternhauses geschah, mehr als er je wissen wollte. Und gleichzeitig kommt er dem Täter immer näher und bringt sich in tödliche Gefahr ...


GENRE

Dieser Roman richtet sich an Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren. Klaus-Peter Wolf gelingt etwas, das ich bei seinen Büchern sehr faszinierend finde: er schafft einen gekonnten Spagat zwischen Erwachsenen- und Jugendliteratur, lässt die Grenzen verschwinden.

NACHTBLAUER TOD hat als Protagonisten den jungen Leon. Dennoch gibt es hier und da auch Perspektivwechsel zu anderen Beteiligten, auch Erwachsenen. Sprachlich ist der Roman nicht an die lässige Jugendsprache gebunden, die manche Autoren zwanghaft versuchen, sondern in einem niveauvollen, krimitypischen Stil. Worauf er verzichtet, das ist die sprachliche Ausschmückung von Gewalt, Blut und Obszönität. Auch hier geht es ordentlich zur Sache, der Mord ist blutig, was Leon aufdeckt im Grunde ein Skandal. Dennoch bleibt es menschlich, wird nicht ausgeschlachtet und unnötig pervertiert (wobei der Inhalt mancher Skandalstory a la AMERICAN BEAUTY und Co gerecht werden würde).

Wenn auch für Jugendliche geschrieben, empfinde ich diesen Roman daher eher als All-Ager. Auch geeignet für erwachsene Krimileser, die einen Roman mit guter Story ohne Skandal, ohne das "personifizierte Böse" und ohne überdramatisch inszenierte Show zu schätzen wissen.

Weiterhin ist NACHTBLAUER TOD ein Lokalkrimi, spielt diesmal in Bremerhaven. Dem Ortskundigen wird vermutlich einiges bekannt vorkommen, das kann ich nicht beurteilen. Angenehm finde ich, dass es hier ein wenig zurückgenommen wurde im Vergleich zur Ostfriesen-Reihe des Autors, wo wirklich jedes Café, jede Straße ihren Namen hat. Hier dagegen gibt es einige Andeutungen, einiges Bekannte, aber das Augenmerk liegt weniger auf der Region als vielmehr auf der Story. (Ich beziehe mich auf das Hörbuch, das gekürzt ist. Inwieweit dies auch im Roman zutrifft, kann ich nicht beurteilen)


CHARAKTERE

Es ist ein Markenzeichen des Autors, dass jede noch so kleine Nebenrolle einen eigenen Namen bekommt. Ein kurz befragter Zeuge, der Mitpatient im Krankenhaus, die Dame am Telefon, der Künstler eines Bildes. Ich war versucht, mir wieder ein Personenregister zu erstellen. Da es allerdings ein Jugendroman ist, habe ich diesmal darauf verzichtet, ich erwarte diese Bücher zu verstehen auch ohne sie mir  "erarbeiten" zu müssen, und es hat geklappt. Wie auch in seiner Reihe >TREFFPUNKT TATORT< und anderen Jugendbüchern hat er die Zahl der Charaktere im Vergleich zu seiner >OSTFRIESEN-REIHE< doch deutlich beschränkt ;-)

Was Klaus-Peter Wolf nicht macht: Charakterprofile erstellen und einem einzelnen Charakter spezielle Tiefe und Dramatik verleihen (wie man es etwa besonders bei den nordischen Romanen a la Wallander und Co kennt. Mein Geschmack ist das nicht, aber diese Technik ist recht beliebt, wird gerne gelesen).

Was er statt dessen macht: er schildert wenig Hintergrund und Tiefe, lässt dadurch sehr viel Raum für Interpretation. Dafür geht er sehr intensiv auf den jeweiligen Moment und das Verhalten in der jetzigen Situation ein. Ich empfinde das Verhalten jedes Protagonisten nachvollziehbar und schlüssig (was nicht heißt, dass ich es gut finde oder gar selbst so handeln würde. Es gab einige Charaktere in diesem Buch, die mir regelrecht zuwider waren, was vom Autor wohl auch deutlich beabsichtigt wurde).

Manche der Charaktere sind etwas klischeebeladen, z.B. das Polizistenteam ist wieder sehr klassisch. Doch es passt in die Story (und zeigt leider auch die Sturköpfigkeit mancher Menschen, die schon lange in ihrem Beruf arbeiten), denn empfände der Junge die Polizei nicht als handlungsunfähig, hätte er wohl nicht selbst mit der Ermittlung begonnen und hätte es keinen Roman gegeben.


SPRACHE

Die Sprache des Autors ist direkt und der Situation angemessen, mal nüchtern und erklärend, ein andermal aufgebracht und wütend. Es wird auch mal ordentlich geflucht und geschimpft, ohne dabei jedoch vulgär, brutal oder ausfallend zu werden. Die Wortwahl, die Sätze, die Dialoge sind recht realistisch gehalten, man kann die CDs gut während der Arbeit / der Autofahrt hören und den Inhalt dennoch erfassen.

Auch, wenn ich mich zu meinen anderen Rezensionen über Klaus-Peter Wolf wiederhole: er nimmt die Jugendlichen ernst, schaut nicht auf sie herab und biedert sich auch nicht auf gleicher Höhe an. Sondern er ist ein Erwachsener, der als Erwachsener zu Jugendlichen spricht, einen punktgenauen Blick auf ihre Probleme, Sorgen, Ängste und Bedürfnisse hat und leicht Zugang zu ihnen findet. Das liest man zwischen den Zeilen immer wieder, und das gefällt mir so an seinen Romanen.


AUFBAU

NACHTBLAUER TOD beginnt harmlos auf einer Party. Knutschende Teenies, Zickenkrieg, das Übliche. Und plötzlich ist Leon mittendrin in der knallharten Realität, kommt ins Krankenhaus, wird verhört. Ein actionreicher Einstieg, der dem Leser zeigt "hier passiert was".

Als die ersten Ermittlungen beginnen, wird es etwas ruhiger, handlungsorientierter. Als Leon mehr über seinen Vater und seine Mutter erfährt, wird es stellenweise dramatisch, er muss diese neuen Erkenntnisse erst verarbeiten, will sie nicht wahrhaben. Für den Leser zeigen sich immer mehr Motive und mögliche Täter, man kann gut miträtseln. Denn Klaus-Peter Wolf hat seine Geschichte gut aufgebaut, es gibt hier und da Hinweise, er befolgt die klassischen Regeln der Personengestaltung eines Krimis. Es gibt eine interessante Wende, als die tatsächlichen Motive klar werden und Leon nun in eine völlig neue Richtung forscht.

Der Hörer ahnt nach spätestens der Hälfte, wer der Täter sein könnte, und nach zweieinhalb (von drei) CDs wird es offen ausgeprochen. Ab hier heißt es atemlose Spannung, während Leon und seine Freundin ihn stellen wollen und dabei selbst in Gefahr geraten.

Der Showdown ist wieder actionlastig, das Ende abrupt und offen. Es ging Leon darum, den Täter zu finden, nun hat er ihn. Wie das Gericht urteilt, wie es mit seinem Vater weitergeht, was das für Leon selbst bedeutet und wie sich das Leben aller Beteiligten nun ändern wird, das kann man sich denken, es auszuführen wäre unnötig und würde zu weit führen.


SPRECHER

Das Hörbuch wird gesprochen von Jacob Weigert, den ich gerne für jugendliche Titel höre. Da er zwar eine jugendliche Stimme hat aber als Erwachsener doch sehr gut den Bogen zum Erwachsenenkrimi schlägt, macht er das Hörbuch auf diese Weise für beide Zielgruppen interessant.

Während er in >REBELLEN DER EWIGKEIT< eher wenig Emotionen vermittelte und gelegentlich auch in actionreichen Momenten zu ruhig blieb, vermag er hier inzwischen weitaus intensiver Spannung in die verschiedenen Rollen zu legen und den Charakteren Leben zu verleihen. Dennoch denke ich, dass seine Stimme eher für die Erzählperspektive des Ich-Erzählers geeignet ist (etwa in >ÜBER UNS STILLE< war er wirklich die Top Besetzung für diesen Titel) als für dialoglastige Texte, da der Wechsel in verschiedene Tonlagen etwas bemüht klingt.

FAZIT

NACHTBLAUER TOD ist ein Krimi von Klaus-Peter Wolf, der mir wieder sehr gefallen hat. Hier und da ein paar Ecken und Kanten, die eben typisch für den Stil des Autors sind und weswegen ich gerade seine Titel so gerne lese und höre.

Wertung: 4,4 von 5 Liebesbriefe

SaschaSalamander 15.10.2012, 08.47 | (0/0) Kommentare | PL

Treue ist auch keine Lösung

lendtfischbach_treue_1.jpgEine Inhaltsangabe zu diesem Buch lässt sich nicht schreiben, schließlich gibt es keine Handlung. Daher möchte ich gleich zum Genre übergehen: TREUE IST AUCH KEINE LÖSUNG versteht sich nicht als Ratgeber, sondern als Thesenbuch. Wer wissen möchte, wie man am besten einen Seitensprung vertuscht, wie man sich als gehörnter Partner verhalten sollte oder warum man das Konzept der Monogamie über Bord werfen sollte - falsches Buch, hier gibt es keine Tipps, lediglich Argumente, Anregungen und Ideen rund um das Thema Treue, Untreue und Liebe, ob nun zu zweit oder mehreren.

Es werden verschiedene Lebensmodelle beleuchtet, von der momentan gesellschaftlich anerkannten Monogamie hin zu anderen Formen wie Polygamie, Polyamorie, Cuckold, Swinger und einige weitere. Dabei soll es keinesfalls darum gehen, eines als besser oder schlechter darzustellen. Aber bevor ich das Ziel des Buches selbst formuliere, überlasse ich dies den Autoren:  "Wir möchten zeigen, [...], dass das Dogma der Treue Menschen und Beziehungen auf dem Gewissen hat, obwohl die Treue einen wundervollen Kern hat und würden dann gerne gemeinsam mit Ihnen über die Liebe grübeln, streiten und herumspinnen." (S. 22)

Das Buch ist gegliedert in drei Hauptteile: Untreue, Treue und Liebe. Untreue wiederum wird unter biologischen, religiösen und kulturellen Aspekten betrachtet. Treue wird aus dem Blickwinkel der Natürlichkeit, Neurologie und Tragik (das Drama, wenn Treue enttäuscht wird) beleuchtet. Liebe wird unterteilt in die Aspekte der Heilung, Freiheit und Philophilia (Liebe zur Liebe).

Die Autoren haben einen recht lässigen Schreibstil, bringen nette Vergleiche ein, werden gelegentlich auch  mal flapsig, bleiben dabei aber immer seriös und belegen ihre Aussagen mit entsprechenden Quellen. Das führt dazu, dass die teils sehr komplexen Inhalten leichtgängig gelesen und verarbeitet werden können, Fallbeispiele sorgen für Abwechslung und besseres Verständnis. Und die Autoren zeigen besonders dann Humor, wenn es darum geht, sich selbst auf den Arm zu nehmen. Sie wissen um ihre Position und ihre teils sehr kontroversen Ansätze, vertreten diese selbstbewusst und ohne Scham, bleiben aber realistisch und gestehen dem Leser eine eigene Meinung zu. Eine Haltung, die mir sehr imponiert hat und die sich durch das gesamte Buch zieht: der Leser fühlt sich angenommen und hat die Möglichkeit, seine bisherige Sichtweise genau zu analysieren, für sich zu bestätigen oder neue Gedanken aufzugreifen, ohne sich dabei überrumpelt oder in die Enge gedrängt zu fühlen. Sehr sympathisch.

In ihren Thesen greifen sie auf viele Beispiele zurück. Sie ziehen die Bibel heran, werfen einen kritischen Blick ins Tierreich, berufen sich auf bekannte Soziologen, Psychologen, und immer wieder entkräften sie die Argumente der heute gelebten strengen Monogamie (die im Grunde keine lebenslängliche sondern meist eine serielle ist). Es werden die Mechanismen aufgezeigt, die einen Menschen zum Fremdgehen verleiten, und auch die Gefühle der Betrogenen werden ausführlich geschildert. Wie gesagt, ein Ratgeber ist das Buch nicht, dennoch lassen sich aus den geschilderten Situationen und Beispielen einige wichtige Grundlagen für eine funktionierende Beziehung herauspicken. Typische "Fallen" innerhalb einer langfristigen Beziehung werden geschildert, das Prinzip AMEFI ("alles mit einem für immer") wird zerlegt und entmystifiziert.

Auch, wenn Fischbach und Lendt niemandem eine Meinung aufdrücken, ist in jedem Kapitel spürbar, was sie selbst favorisieren: Lösungen ohne Lügen. Nicht aus moralischen Gründen, sondern weil sie sich in unserer Praxis als die entwicklungsträchtigeren erwiesen haben" (S. 115). Wie viele Personen in welcher Konstellation diese lügenfreie Lösung nun beinhaltet, das lassen sie dahingestellt, das soll jeder für sich entscheiden.

TREUE IST AUCH KEINE LÖSUNG ist ein Buch, das trotz seiner komplexen Inhalte flüssig und gut verständlich zu lesen ist. Die Autoren zeigen an verschiedenen Beispielen und Modellen, was der wahre Kern der Liebe ist und wie eine funktionierende Beziehung aussehen könnte. Wer nur die Monogamie anerkennt und nicht bereit ist, über den Tellerrand zu blicken, wird sich von diesem Buch in seinem Weltbild heftig erschüttert sehen. Wer allerdings kritisch hinterfragt und sein Leben aktiv entscheiden möchte statt stur den gesellschaftlich vorgegebenen Normen zu folgen, der wird hier sehr viele Denkansätze finden. Ein Buch, das jeden Leser bereichern wird.

SaschaSalamander 11.10.2012, 08.47 | (0/0) Kommentare | PL

Mindnapping 10 - Der Traumtänzer

VORAB
 
Im Februar 2011 erschien die erste Folge AUF GUTE NACHBARSCHAFT der Reihe MINDNAPPING. Seitdem gibt es regelmässig düstere Unterhaltung, spannende Twists und atemlose Action auf anspruchsvollem Niveau des Erwachsenen-Hörspiels. Meine bisherigen Highlights waren Teil 6 >DOPAMIN< und 9 >MONTANA<, die ich bereits ausführlich im Blog besprochen habe.

Gerade einmal ein halbes Jahr also ist es erst her, und doch darf das Label mit der aktuellen Folge bereits ein kleines Jubiläum feiern: DER TRAUMTÄNZER ist die zehnte Folge, und dafür hat man sich nicht lumpen lassen. Statt wie bisher eine eigenständige Folge zu kreieren, hat man hier ein Crossover mit dem erfolgreichen Projekt >DARKSIDE PARK< gewagt. Ein Grund zu feiern, und umso gespannter war ich natürlich, was den Fans nun also in dieser besonderen Folge geboten wurde.


INHALT

Der Psychologe Dr. Frank Morgan führt eine Therapiesitzung mit der jungen Mary Bellows. Sie erzählt von ihrer Kindheit, ihren Ängsten und sie bis heute begleitenden traumatischen Erlebnissen, erzählt von fiktiven Freunden und realen Bedrohungen. Doch nicht alles im Gespräch ist das, was es anfänglich scheint. Wer ist Mary Bellows wirklich? Ist sie Jäger oder Gejagte? Sind ihre Erinnerungen real oder geschickte Täuschung? Wer hat es auf sie oder Dr. Morgan abgesehen? Eine halsbrecherische Flucht in die Dunkelheit beginnt ...


CROSSOVER DARKSIDE PARK

Das Projekt >DARKSIDE PARK< ist schon etwas älter, ich habe es allerdings erst kürzlich gehört. Umso frischer war natürlich mein Eindruck während des TRAUMTÄNZERS, und ich freute mich, so kurz nach Beenden des ursprünglichen Projektes direkt mit "Nachschub" versorgt zu werden.

Autor des TRAUMTÄNZERS ist Hendrik Buchna, der für den DARKSIDE PARK (DP) bereits vier Geschichten (darunter auch das Finale) schrieb und auch Folgen zu der Serie DIE DR3I sowie DIE ??? beisteuerte. Für DP schrieb er unter anderem die Geschichte um den Psychologen Dr. Frank Morgan, der hier also aufgegriffen wird mit einem eigenen, von der Hauptgeschichte unabhängigen Fall.

Wer den DP kennt, freut sich hier über viele bekannte Elemente, etwa das Tonband mit der Einleitung zur Therapiesitzung. Auch stößt man auf bekannte Namen, deren Kenntnis nicht erforderlich ist aber einige Aha-Effekte beschert. Die Figur des Nachtlings ist hier besonders faszinierend: ich fand ihn bereits im DP sehr interessant und hatte mir mehr über ihn gewünscht, freue mich somit also besonders über sein Erscheinen hier bei MINDNAPPING.

Wie jemand, der die ursprüngliche Geschichte nicht kennt, das Hörspiel wahrnimmt, kann ich natürlich nicht beurteilen. Ich habe jedoch schon in verschiedenen Rezensionen gelesen, dass es auch ohne Kenntnis des DP gut verständlich ist. Bisher war MINDNAPPING realistisch gehalten, spielte mit Mindfuck, Twists und Thrill sowie angedeuteten mystischen Elementen. DP passt inhaltlich daher sehr gut in die Reihe.

Für Sammler bietet die CD zusätzlich ein Wendecover, man kann diese Folge also beiden Serien zuordnen.


AUFBAU

Was mir an DER TRAUMTÄNZER besonders gut gefällt ist der Aufbau. Die Folge beginnt als Kammerspiel zwischen Therapeut und Klient, die Sitzung wird sehr ausführlich geschildert. Intensiv und realistisch wird das Gespräch zwischen den beiden dargestellt, dialoglastig und sehr eindringlich in seinem Inhalt. Für mich war besonders dies der beste Teil des Hörspiels, gespannt lauschte ich jedem Wort, versuchte die ersten Hinweise auf das Kommende zu erhaschen, achtete auf jede noch so kleine Aussage, bemühte mich um jedes Wort. Durch das geschilderte Erzählen der Klientin baut sich bereits erste Spannung auf, der Hörer wird mitgerissen von ihren Kindheitserlebnissen, spürt ihre Angst förmlich selbst. Ich finde es interessant, wie alleine durch einen Dialog eine solche Spannung erzeugt werden kann.

Allerdings muss ich zugeben, dass dies deutlich Geschmackssache ist, für manchen mag dies als langatmig oder zäh gelten, einige Hörer wünschen mehr Action. Es ist auf jeden Fall ein gewagtes Experiment, das man hier gewagt hat, und ich für meinen Teil finde es durchweg gelungen. Denn was mich betrifft, ich ziehe Inhalt der Action und dem Krach-Bumm vor, ich liebe die subtilen Untertöne und kann mit temporeichen Stories oft nicht ganz so viel anfangen (was z.B. die Folge DAS GESCHWÜR deutlich zeigt: hochgelobt von Fans, für mich aber eine der am wenigsten interessanten Folgen, ich bevorzuge die Spannung von innen statt von außen).

Nach der sehr langen Therapiesitzung dann kommt ein lauterer, actionreicherer Teil. Wie erwähnt, mein Geschmack ist das nicht, aber da es hier eher gering gehalten wird vom Anteil her, fand ich es in Ordnung und eine passende Abwechslung zum eher ruhigen Start. Dr. Morgan und Mary Bellows müssen fliehen, treffen auf weitere Charaktere, hier gibt es greifbare Handlung und Action.

Dann der Abschluss, grandios und hervorragend inszeniert. Er präsentiert sich nachdenklich und düster, lässt je nach Interpretation einige Fragen offen oder rundet das Thema nun sehr gut ab, klingt noch lange im Ohr und Gedächtnis.


SPRECHER

Den Großteil der Handlung tragen Eckard Dux und Ulrike Stürzbecher. Eckard Dux kennt man bereits aus dem DP als Frank Morgan, und ich freue mich, dass man ihn nun auch für MINDNAPPING gewinnen konnte. Er ist unter anderem bekannt als Arthur aus KING OF QUEENS und passt sehr gut zu dem gesetzten, älteren Therapeuten. Ulrike Stürzbecher kennt man vor allem als deutsche Stimme von Jennifer Aniston, Kate Winslet und Patricia Arquette, als Hörspielsprecherin war sie für mich neu und somit eine profesionelle aber doch frische Abwechslung.

Kleine Gastrollen haben Helmut Krauss, Katja Brügger, Robert Missler und Mark Bremer, die in für MINDNAPPING gewohnter Qualität agieren und dem Text ihre ganz eigene Note verleihen. Besonders Missler und Krauss mag ich sehr, da sie unterschiedlichste Charaktere zu verkörpern vermögen und mir besonders in düsteren Charakteren gefallen. Patrick Holtheuer als Nachtling kommt eine besondere Rolle zu, die ich hier aber nicht spoilern möchte, lasst Euch überraschen ;-)


MUSIK, EFFEKTE

Die Musik untermalt das Hörspiel sehr schön, drängt sich an keinem Punkt in den Vordergrund und trägt sehr zur beklemmenden Atmosphäre des TRAUMTÄNZERS bei. Boccherinis Musica Notturna erhält eine wichtige Bedeutung zum Ende hin, man kann sich wunderbar in diesen Klängen fallenlassen und ganz in die "nächtliche Musik" eintauchen. Auch die Soundeeffekte und Hintergrundgeräusche sind sehr gut gelungen. Gelungen finde ich es dann, wenn sie das Hörspiel stetig begleiten und ich mich im Nachhinein frage "gab es da überhaupt Geräusche?", so auch hier: sie passen perfekt zur jeweiligen Szene, sodass man sie gar nicht als gesonderte Effekte wahrnimmt und sie als Teil des Ganzen erfasst.


FAZIT

Man muss etwas Geduld mitbringen, sich auf die sich eher langsam entwickelnde Story einlassen und den geschickt verpackten Horror hinter den Worten genießen. Audionarchie liefert mit DER TRAUMTÄNZER insgesamt eine gelungene Jubiläumsfolge ab, die sowohl Fans des DARKSIDE PARK als auch neue Hörer in ihren Bann schlägt.

Wertung: 8,6 von 10 Tinkerbelle-Püppchen

  

SaschaSalamander 10.10.2012, 09.06 | (0/0) Kommentare | PL

Schwarz wie Schnee

wilke_schnee_1.jpegAUTORIN

Vor einiger Zeit stolperte ich über >HOLUNDERMOND< von >Jutta Wilke<. Das Buch hat mir außerordentlich gut gefallen, und ich wurde neugierig auf weitere Titel der Autorin. Einige Zeit später erschien >WIE EIN FLÜGELSCHLAG<, ebenso wie das neueste Buch nun ein Jugendroman, allerdings weniger düster und mit mehr kriminalistischen Elementen. >FLORENTINE< ist ein reines Kinderbuch, das mich wieder einmal richtig begeistert hatte. Ich mag es, wie die Autorin ihre Plots erarbeitet und den Leser durch den Roman führt. Sie nimmt ihre Leser ernst und vermag es, ihren Stil dem jeweiligen Genre - ob nun Kinder, Jugend oder All-Ager - anzupassen, ohne sich dabei zu verbiegen. Leichtfüßig bewegt sie sich zwischen den einzelnen Ebenen, schreibt mal humorvoll, mal düster. Ich bin gespannt, welches Genre mich als nächstes erwarten wird.

INHALT


Kira erwacht nach einem Unfall im Krankenhaus. Sie kann sich an nichts erinnern, erkennt nicht ihre Mutter und auch nicht den Klassenkameraden. Niemand außer den beiden besucht sie, viele Freunde schien sie nicht gehabt zu haben. Bald darf sie zurück in ihr altes Leben, doch sie ist unsicher, findet sich nicht zurecht. Warum erinnert sie sich an die "falschen" Dinge, warum fühlt sich ihre Kleidung an wie die einer Fremden, warum kann sie auf einmal Kuchen backen? Immer mehr "Fehler" findet sie, und sie fragt sich, was vor ihrem Unfall tatsächlich passiert sein mag. Der Arzt sagt, es läge an den Medikamenten, die eine Paranoia hervorrufen können, doch Kira spürt, dass es etwas anderes sein muss ...


GENRE

SCHWARZ WIE SCHNEE ist ein Jugendthriller. Bis kurz vor Ende ist es ungewiss, ob er in die dystopische, fantastische oder reale Richtung gehen wird. Sehr viele Mystery-Elemente sind enthalten, die den Leser lange Zeit auf verschiedene Fährten zu locken vermögen. Für mich war vor allem dieser Punkt das, was den Großteil der Spannung ausmachte. Mir fielen viele Szenarien und ähnliche Romane ein, welche eine Erklärung für Kiras Erlebnisse bilden könnten. Ich war froh, dass Jutta Wilke ihren eigenen Weg gewählt hat und nicht den xten Aufguss zweier inzwischen ausgenudelter Themen geboten hatte. Ein Novum ist die Antwort zum Schluss dennoch nicht. Was aber neu ist, das ist die Umsetzung des Themas in düsteren Thrillermomenten, was mir sehr gefiel und eine wirklich gute Idee ist.


CHARAKTERE

Die Handlung wird aus der Sicht der Ich-Erzählerin und Protagonistin Kira geschildert. Es ist vom ersten Moment an möglich, sich in das Mädchen hineinzuversetzen, die Angst und das Gefühl der Bedrohung gehen quasi nahtlos auf den Leser über. Es ist auffällig, wiesehr Kiras Leben und ihre Handlungen, Empfindungen im Konflikt stehen. Sie möchte helle Kleidung tragen, findet jedoch nur düstere Oberteile im Schrank. Nennt ihre Mutter nicht wie zuvor üblich "Mum". Und vor allem: hat keinerlei Bezug zum Rauchen oder gar zu Drogen, obwohl alles in ihrem Leben darauf hindeutet. Der Roman befasst sich also vor allem mit der Frage "wer bin ich" und "wodurch definiert sich mein Leben". Kira ist quasi von heute auf morgen eine scheinbar andere Person, und das passt nicht mit ihrer aktuellen Situation zusammen. Wiesehr wurde sie von ihrer Umwelt geprägt, und was geht tatsächlich von ihr aus? Nature or Nurture, Angeboren oder Erworben, das ist eine der indirekten Kernfragen des Buches und spiegelt sich hervorragend in Kiras Situation.

Andere Figuren werden lediglich aus der beobachten Position der Protagonistin heraus beschrieben. Die zwei wichtigsten Figuren sind die Mutter und Kiras Klassenkamerad Julian. Da Kira sich bedroht fühlt und in vielen Dingen Heimtücke erwartet, traut sie ihnen nicht, und auch der Leser wird mehrfach aufs Glatteis geführt. Was tatsächlich in den beiden vorgeht, bleibt verborgen. Andere Figuren wie die Lehrer, zwei Nachbarsmädchen oder weitere Klassenkameraden werden angerissen, nehmen wichtige Rollen in Kiras Identitätsfindung ein aber werden nur am Rande behandelt. Über sie erfährt man sogut wie gar nichts.


SCHREIBSTIL

Ein Ich-Erzähler ist von Natur aus sehr persönlich und eindringlich. Doch hier wird nicht nur das Innere beschrieben sondern auch das Äußere sehr stark vermindert. Selten ist ein Jugendbuch so intensiv auf das Innenleben eines Charaktes bezogen. Die Handlung spielt zwar eine wichtige Rolle in SCHWARZ WIE SCHNEE, der Großteil des Buches wird aber dennoch von Kiras Erleben getragen. Was wirklich passiert, erfährt man nicht, sodass sehr viele Fragen offenbleiben und auch nach Abschluss nicht geklärt werden. Kira kann ihrem Erleben nicht trauen, Wahn und Wirklichkeit, Erinnerung und Gegenwart prallen unvereinbar aufeinander. Dadurch entsteht für den Leser das Gefühl einer nicht greifbaren Bedrohung, ungewiss ob tatsächlich real oder nur von Kira empfunden. Das Buch liest sich extrem schnell, ist hochspannend, und man kann es vom ersten bis zum letzten Satz kaum aus der Hand legen.

Kira wirkt nach dem Krankenhaus sehr benommen, und entsprechend sind die Sätze im Buch sehr knapp, fast nur Hauptsätze. Abgesehen von der Schlichtheit, die sehr gut Kiras Orientierungslosigkeit widergibt, hat dies vor allem den Effekt der Atemlosigkeit: nicht nur die inhaltliche Spannung, auch der Schreibstil verleitet zum raschen Weiterlesen, "nur noch ein Satz, geht ganz schnell" ...

Jutta Wilke vermag es zudem, in sehr bildhaften Metaphern zu schreiben, ihre Sprache ist wohlklingend und trotz (bzw gerade wegen) der Schlichtheit sehr eindringlich.

Ein kursiv gedruckter Text zwischen einzelnen Kapiteln lässt den Leser im Unklaren, ob hier über Kira gesprochen wird oder eine andere Person. Die stete Frage, was es mit den kurzen Passagen auf sich hat, trägt ebenfalls zur Spannung bei.


AUFBAU

Das Buch beginnt mitten in der Handlung, Kira öffnet die Augen und befindet sich im Krankenhaus, weiß nicht was geschehen ist. Von ihrem Erwachen nach dem Koma hin zum finalen Showdown mit seiner Auflösung erfährt der Leser nun schrittweise immer mehr. Anfängliche Unsicherheit hin zu den ersten Unstimmigkeiten bis hin zu panischer Angst und völliger Desorientierung, sich stetig steigernd und das Lesetempo immer mehr erhöhend, äußerst gelungen.

Was mir bei den Büchern der Autorin immer wieder gefällt, ist der gut ausgefeilte Plot: die Lösung liegt auf der Hand, Hinweise sind von Beginn an vorhanden, und am Ende sagt man "mensch, das war doch sooo klar". Doch die falschen Fährten locken immer wieder in eine andere Richtung, und der Leser darf sich keinen Moment in Sicherheit wiegen. Viele kleine Hinweise liegen in belanglosen Nebensätzen, bieten sich dem Leser ganz offensichtlich an. Jutta Wilke schreibt die Art Bücher, die sich lohnen zweimal zu lesen, einmal zur Spannung und ein zweites Mal, um die Hinweise herauszupicken und sich an der gut aufgebauten Geschichte zu erfreuen.

Inhaltlich lässt sich das Buch für mein Empfinden in drei bzw vier Teile gliedern: die Zeit im Krankenhaus, anschließend die Zeit erst zu Hause und dann in der Öffentlichkeit / Schule, zum Abschluss das Finale. Der zweite (und dritte) Teil nehmen 95 Prozent des Buches ein, für den Anfang und das Ende wurde kaum Raum belassen. Den Anfang hätte man ausbauen können, gerne hätte ich einige zusätzlichen Dinge gelesen, aber das war nicht notwendig. Das Ende allerdings ist sehr, sehr knapp gehalten, lässt extrem viele Fragen des bisherigen Geschehens und der weiteren Entwicklung offen, zack aus vorbei.


EIGENE MEINUNG

Ich fand das Buch sehr spannend zu lesen und habe es aus zeitlichen Gründen zwar nicht in einem Rutsch aber ebenso atemlos gelesen. Immer weiter, immer schneller, voll dabei und mitten im Geschehen. Ich bin froh, dass die Autorin nicht eine andere Lösung wählte und das Ende auf diese Weise umsetzte. Allerdings gibt es etwas, an denen ich mich im Nachhinein doch gestoßen habe. Viele Fragen bleiben unbeantwortet. Für die Zukunft ist mir das egal, denn ich mag offene Enden, die den Leser zum Nachdenken anregen. Doch das Geschehen des Buches mag ich lieber in sich geschlossen und gut erklärt. Gerne hätte ich erfahren, was manche Szenen nicht aus Kiras Sicht darstellten, sondern wie sie sich tatsächlich abgespielt hatten. Wüsste gerne, was es mit einigen Dingen auf sich hatte, hätte gerne mehr über das Lebensfeld und die Sichtweise anderer Charaktere erfahren. Eine weitere Frage, die mich seitdem nicht mehr loslässt, kann ich hier aus Spoilergründen nicht umschreiben, doch die Unschlüssigkeit dieses Punktes schmeckt mir nicht, da fehlt für mich einfach etwas.

Um das Buch objektiv zu bewerten, muss ich aber fair sein: das Buch hat als Ziel, vor allem Kiras Zwiegespaltenheit und ihre Angst, und die Frage nach ihrer Identität, ihrer Entwicklung ist Dreh- und Angelpunkt des Romanes. Alles andere ist nicht relevant und muss daher auch nicht geschildert werden, es wäre ein Bruch mit der Intention und dem Genre. Bereits die intensive Schilderung des Innenlebens zeigt, wie wenig von Belang das ist, was mit den Personen um sie herum geschieht. Auf die Frage, wie man es anders und gar besser hätte machen können, kann ich keine Antwort geben, denn in sich ist der Roman absolut stimmig und hätte nicht anders sein dürfen. Es geht halt nicht immer nach meiner Nase ;-)


FAZIT

SCHWARZ WIE SCHNEE ist ein sprachlich und inhaltlich packender Jugendroman, der bewusst von den gängigen Klischees abweicht und von dem man keinen klassischen Aufbau erwarten darf. Klare Empfehlung für alle, die spannende Unterhaltung lieben.

Wertung: 4,6 von 5 Stoffhasen

SaschaSalamander 09.10.2012, 08.37 | (0/0) Kommentare | PL

Wie man die Ratschläge seiner Eltern ignoriert

INHALT

Marcus ist ein Halbvampir, und gerade jetzt erklären seine Eltern ihm, dass er demnächst zwei "Blutfieber" - Attacken erleiden wird. Deswegen soll er in den nächsten Wochen unbedingt eine Flasche Blut mit sich tragen. Bitte in der rechten Hosentasche, die linke hat nämlich ein Loch! Und dann wäre da noch Marcus´ Klassenkameradin Tallulah, die auf Vampirjagd geht (sie weiß natürlich nicht, dass er ein Halbvampir ist). Um sie zu beschützen, spielt er mit und besucht die ältere Dame, die im Internet vorgab, mehr über die dunklen Wesen zu wissen. Außerdem ist da das junge Halbvampir-Mädchen Gracie, das sich ebenfalls in der Wandlung befindet und dem Marcus auf Bitten seiner Eltern hin ein bisschen Aufmunterung zukommen lassen soll. Und als wäre all das nicht schon genug, vereinbart sein Kumpel auch noch ein Doppeldate mit dem Ziel, Marcus mit der hübschen Julie zu verkuppeln. Na, wenn das mal nicht alles schiefgeht ...


AUTOR, BUCH, GENRE

WIE MAN DIE RATSCHLÄGE SEINER ELTERN IGNORIERT ist der dritte Teil einer Vampir-Reihe, wie ich nun im Nachhinein erfahren habe, steht allerdings komplett für sich und erfordert keinerlei Kenntnisse über die anderen Titel, auch ist es in sich geschlossen und lässt keine weiteren Fragen offen. Im Original heißt das Buch THE VAMPIRE HUNTERS, wurde für Deutschland jedoch in Anlehnung an andere erfolgreiche Titel des Autors (WIE MAN SEINE ELTERN ERZIEHT, WIE MAN IM CHAOS ÜBERLEBT u.a.) umbenannt.

Ein Jugendbuch, und wieder einmal Vampire. Klingt abgedroschen und langweilig, aber >Pete Johnson< ist nicht umsonst so erfolgreich: Er hat erneut ein faszinierendes Buch geschaffen, das sogar ich als Erwachsener kaum beiseite legen konnte.

Was das Buch für mich zu etwas Besonderem macht ist nicht der Humor oder der Vampir-Aspekt, sondern der realistisch geschilderte Alltag des Jugendlichen. Ganz normale Probleme, witzig verpackt und mit dem aktuell beliebten Thema Vampire versehen, das ist genau DIE Mischung, mit der man Lesemuffel wachkitzelt. Denn eigentlich ist dieses Buch ein ganz normales Werk über das, was einen Jungen in Marcus´Alter beschäftigt: die Veränderungen des Körpers und die Unsicherheit gegenüber anderen. Mädchen sind nicht mehr nur doof sondern werden plötzlich interessant. Und obwohl man schon längst groß ist, behandeln einen die Erwachsenen noch immer wie ein Kind und kommandieren einen herum, geben irgendwelche Ratschläge und wissen alles besser. Dabei fühlt man sich, als könnte man Bäume ausreißen und die Welt verändern! Zumindest solange, bis einem der "neue" Körper und die eigene Impulsivität einen Strich durch die Rechnung machen und man sich so richtig blamiert.


CHARAKTERE

Marcus und seine Freunde bieten als Identifikationsfiguren beste Vorlage. Durch Gracie und Tallulah werden auch typische Mädchen-Probleme benannt, und ihre beiden Charaktere bieten abwechslungsreiche Projektionsflächen. Nebenfiguren wie die alte Dame, Marcus´ Eltern, sein Kumpel und der böse Vampir werden dabei aber nicht vernachlässigt. Sehr schön finde ich, dass gut und böse hier von Beginn an nicht überzeichnet werden sondern viel Freiraum für Interpretationen lassen und der Geschichte dadurch sehr viel Spielraum für Entwicklung und spannende Wendungen lässt.


AUFBAU

Die Geschichte beginnt an einem ganz normalen Schultag, als Marcus von seinem bevorstehenden Blutfieber erfährt. Natürlich schlägt er die Warnungen in den Wind, außerdem hat er andere Sorgen. Einige Probleme kündigen sich bereits an, immer steigert sich das Chaos. Das Buch ist sehr gut geplottet, bietet kleine Hinweise auf Kommendes und baut gut aufeinander auf, sogar mich vermochte es zu überraschen. Alltagsprobleme werden geschickt mit der fortlaufenden Handlung um die Suche nach dem Supervampir verbunden.


SPRECHER

Anton Sprick macht seine Sache prima, passt sehr gut zu dem jugendlichen Darsteller und vermag die witzigen Momente gut hervorzuheben, ohne das Buch albern werden zu lassen. 1994 geboren, ist er noch einer von den jungen Sprechern. Ich finde es schön, wenn gerade für Jugend- und Kinderhörbücher bevorzugt frische Stimmen genommen werden. Und es freut mich, wenn ich neue Stimmen für mich entdecke statt immer nur die gleichen bekannten Sprecher zu hören.


FAZIT

WIE MAN DIE RATSCHLÄGE SEINER ELTERN IGNORIERT ist ein pfiffiges Hörbuch für Jugendliche, das mir große Freude bereitet hat und das ich sehr gerne weiterempfehle.


SaschaSalamander 08.10.2012, 08.47 | (0/0) Kommentare | PL

Die Arwinger 1-4

INHALT

Die Handlung beginnt im Verlies. Der Pirat Johannes Torn soll gefoltert und verhört werden, man will durch ihn mehr über die geheime Organisation der ARWINGER erfahren. Wenn nicht gerade der Richter anwesend ist, unterhalten sich der Kerkermeister und Johann. In Rückblicken erzählt er, wie er als Henkerssohn den Beruf des Vaters übernehmen sollte, sich weigerte und statt dessen als Matrose anheuerte. Seine Mannschaft wurde von der Pest dahingerafft, kurz darauf wurde das Boot von Piraten gekapert, Leif rettete ihn und brachte ihn auf das Piratenschiff. Dort verdiente er sich das Vertrauen des Kapitäns und wurde zu Johann Schleicher, dem Boten. Was er auf diesem Weg erlebt hat und wie es nun zu seiner Einkerkerung kam, das soll der Hörer nun erfahren.

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ASGARD

Die Asgard Produktionsgesellschaft sagte mir nichts, aber plötzlich waren sie da, und sie präsentieren nun also DIE ARWINGER. Bei all dem Medienrummel, den Piraten in der letzten Zeit verursachen, ist es verwunderlich, warum nicht schon längst ein entsprechendes Hörspiel auf dem Markt ist. Nun, Asgard hat dafür gesorgt, dass auch diese Lücke gefüllt wird. Eine kleine Firma, bisher unbekannt, und dann gleich die große Ankündigung eines Fünfteilers? Ganz schön gewagt, dazu auf der >Homepage< ein "Kinotrailer". Ob sie da nicht etwas zu hoch gepokert hatten? Wenngleich Piraten nicht unbedingt mein Lieblingsgenre sind, meine Neugier hat gesiegt, ich habe mir die ersten vier Teile angehört. Und kann den Abschluss in der nächsten Folge kaum erwarten!


THEMA

Es geht also um Johannes Torn. Sein Leben, seine Entwicklung, seine Zweifel als christlicher Mann den Piraten anzugehören, seine Erfahrungen in der Organisation der ARWINGER. Doch dies ist nur der Aufhänger für die abenteuerliche Geschichte, welche das friesische Piratenleben um 1420 darstellt: die großen Tage der >Vitalienbrüder< (Störtebecker und Co) waren gezählt, und die >Deutsche Hanse< befand sich im Aufschwung. Johannes Torn ist nur ein kleines Rädchen im Getriebe, die Strukturen der Hanse und der Piraten sind weit verzweigt, und schrittweise wird nach und nach enthüllt, in was Johannes eigentlich geraten ist.

Zugegeben - was davon nun Fiktion ist und was Realität, damit habe ich mich nicht befasst, Piraten sind nicht gerade mein Wissensgebiet. Doch realistisch hin oder her, dem Hörer wird es vor allem darum gehen, wie unterhaltsam das Piratenleben dargestellt wurde, wie gut die Atmosphäre spürbar ist. Ob sich all das nun tatsächlich ereignet hat, oder ob es einfach nur eine spannende Geschichte ist, das ist erst einmal nachrangig. Mich jedenfalls hat das Hörspiel neugierig gemacht, mich derzeit etwas genauer mit der Hanse und den deutschen Piraten vertraut zu machen und mehr über diese spannende Zeit zu erfahren. Und die Idee der Umsetzung eines solchen Themas finde ich sehr gut. Endlich einmal Piraten, die auch wirklich Piraten sind, und keine niedlichen Disney-Figuren, die über ihre eigenen Füße stolpern. Hier bekommt man das raue Leben zu hören, hier geht es um Folter, um Brandzeichen, um Saufgelage, Glücksspiel und geheime Intrigen, um die Pest und andere Dinge, die den Menschen der damaligen Zeit das Leben schwer machten.


SPRECHER, DIALOGE

>Martin Sabel< ist als Stimme in unzähligen Hörspielen und Hörbüchern bekannt, auch im Fernsehen oder in Computerspielen hört man ihn. Er trägt als Erzähler und Protagonist das Hörspiel und macht seine Sache sehr gut, eben ein Profi. Die anderen Sprecher waren mir bisher nicht wirklich ein Begriff (eine Liste der Mitwirkenden findet man auf der oben verlinkten Homepage des Labels).

Einigen der Sprecher merkt man an, dass sie Laien sind, nicht alles klingt perfekt eingespielt. Manches klingt etwas zu bemüht betont, anderes recht steif und unsicher. Bei anderen Hörspielen stoße ich mich oft an schlechter Betonung oder unpassendem Dialekt, hier jedoch passt es dennoch sehr gut. Es sind Piraten, Hafenarbeiter und andere raubeinigen Kerle, da stört das nicht so massiv wie bei anderen Produktionen. Außerdem kommt dazu, dass man hier wirklich auf eine authentische Umetzung des Dialektes geachtet hat, das kommt hier sehr schön zur Geltung und verleiht dem Hörspiel eine besondere Note.

Die Dialoge sind noch nicht so ganz ausgefeilt, da sollte der Autor noch ein wenig üben, manches klingt etwas zu gestellt und künstlich. Doch im Kontext der (nicht perfekten aber dafür) sympathischen Sprecher und der spannenden Handlung empfand ich das jetzt nicht als allzu großen Makel und konnte gut darüber hinwegsehen, war meist viel zusehr gebannt von der mitreißenden Atmosphäre. Hervorheben möchte ich die Gespräche zwischen Johannes und dem Kerkermeister, die trotz der Gefahr der Folter manchmal fast schon absurd witzig anmuten. Mir ist unklar, ob das ungewollt komisch ist oder Absicht darstellt, aber ich fand es fast schon lustig, wie der Kerkermeister sich immer wieder vor Johannes rechtfertigt und seine Arbeit in ein positives Licht rücken möchte. Gerade in diesen Szenen gibt es einiges zu schmunzeln ;-)


HANDLUNGSAUFBAU

Die Geschichte beginnt, wie gesagt, im Kerker, und Johannes erzählt seine Lebensgeschichte. Dabei werden bereits in der ersten Folge verschiedene Themen angesprochen, und der Hörer wird mit einigen Zeitsprüngen konfrontiert. Es ist alles nachvollziehbar geschildert, trotzdem ist es ein wenig umständlich, immer wieder zwischen den verschiedenen Schauplätzen zu springen und die einzelnen Szenen in Zusammenhang zu bringen. Nun gut, in einem realen Gespräch würde man wohl auch springen. Doch ein Hörspiel ist eben kein echtes Gespräch, sondern eine eigene Erzählform.

Stellenweise gibt es einige Längen, die für mich jedoch nicht groß ins Gewicht fielen, da immerhin die Atmosphäre und die Musik währenddessen für gute Unterhaltung sorgten.


EFFEKTE, MUSIK, ATMOSPHÄRE

Die Atmosphäre ist das größte Plus dieser Serie. Wow! Ich konnte wunderbar in dem Hörspiel versinken, meinte mich auf einem knarzenden Schiff zu befinden, glaubte den Dreck und Gestank des Kerkers zu riechen, fühlte mich inmitten des Hafens zwischen Seeleuten und Hafenarbeitern, besonders die Wirtshausszenen sind wirklich gelungen. Manchmal sind Geräusche, Musik und Sprache nicht ideal abgestimmt, könnte es etwas lauter oder leiser sein im Verhältnis, aber für eine Erstproduktion ist das okay, ich habe schon professionelle Hörspiele in schlechterer Umsetzung gehört.

Manche Effekte sind so gut, dass ich sie fast schon zu intensiv fand, gerade die Folterszenen oder das Setzen eines Brandzeichens waren regelrecht unangenehm, ich hoffte, dass sie Szene schnell vorbei war. In einem Horror-Titel wie Sinclair, >MANALTAK< oder >DARK MYSTERIES< erwarte ich solch eine Detailtreue in den Ekelszenen, hier jedoch war es zuviel. Hut ab vor der realistischen Umsetzung, aber nächstes Mal bitte etwas weniger Gewicht auf den Ekelfaktor ;-)

Die Musik muss in diesem Fall gesondert erwähnt werden, denn sie ist wirklich großartig. Sie untermalt die Handlung, ist passend eingespielt und macht Lust auf Mehr, ich hätte gerne einen eigenen Soundtrack, um ihn zur Gestaltung von Rollenspielabenden (z.b. Piratenabenteuer in DSA) oder einfach als Unterhaltung zu hören. Der Chor, der sich in der Kneipe erhebt, lässt dem Hörer eine Gänsehaut über den Rücken laufen, die Musik geht unter die Haut und veranlasst dazu, die Augen zu schließen und sich einfach nur noch von der Musik treiben zu lassen, mitzuwiegen, mitzusingen, und dann den Track von vorne und in Dauerschleife zu hören.


COVER

Die Cover sind auffällig gestaltet, die gezeichneten Bilder heben sich in ihrer Machart und Gestaltung von anderen Hörspielen ab, springen sofort positiv ins Auge. Und sie vermitteln ein gutes Bild von der Stimmung, die hier transportiert wird. Abenteuer, aber auch Kälte und Dunkelheit, keine Serie für Kinder (wie man bei Piraten im ersten Moment denken könnte) sondern vor allem für Erwachsene.


FAZIT

Ein gelungenes Erstlingswerk der Firma Asgard, das auf weitere Titel hoffen lässt. Kleine Schwächen in der Sprecherwahl, den Dialogen und dem Handlungsaufbau, im Großen und Ganzen aber gelungen und äußerst unterhaltsam. Einen kleinen Bonus möchte ich geben, weil es ein Erstlingswerk ist und die Macher es tatsächlich geschafft haben, ein für mich eher uninteressantes Thema wie Piraten so spannend umzusetzen. Außerdem hat die Serie für mich einen Mehrfach - Hörwert, weil sie im Hörspielgenre etwas Neues geschaffen hat und dabei vor allem die Musik dazu einlädt, die CD gleich noch einmal einzulegen :-)

Wertung: 8 von 10 geheime Brandzeichen

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SaschaSalamander 28.09.2012, 09.01 | (0/0) Kommentare | PL

Tripods 00 - Die Ankunft der dreibeinigen Monster

VORAB

1967 schrieb der britische SciFi-Autor >John Christopher< die Trilogie >TRIPODS< (Dt: DIE DREIBEINIGEN HERRSCHER). 1984 und 1985 wurde die Reihe dann von BBC verfilmt. Es wurde ein riesiger Erfolg, und ich denke, viele Erwachsene meiner Generation können sagen, dass sie mit den Tripoden aufgewachsen sind. Wie gebannt hing ich vor dem Fernseher, habe mich zugleich gegruselt und dabei spannend unterhalten, die Tripoden waren wirklich toll! Viele Jahre danach habe ich versucht, wieder an die Serie heranzukommen, lange war sie nicht erhältlich, seit einiger Zeit gibt es sie auf DVD und als Hörbuch. Die Serie beinhaltet leider nur die ersten beiden Staffeln, der dritte Teil wurde nicht verfilmt, was ich sehr schade finde. Aber gut, dafür gibt es Bücher und Hörbücher. Und sogar ein Prequel: 1988 schrieb Christopher die Vorgeschichte und erzählte, wie die Tripoden die Erde eroberten.


INHALT

Laurie und sein Freund beobachten einen Angriff riesiger dreibeiniger Wesen, doch das Monster ist schnell besiegt, und in der Schule wird alles zu einer Lachnummer abgetan. Ähnliche Angriffe in anderen Ländern werden ebenso schnell abgewehrt. Die Tripoden, wie man sie inzwischen nennt, scheinen harmlos, und bald gibt es sogar eine TV-Sendung, "Die Trippys", in denen diese außerirdischen Herrscher immer wieder als  ungefährlich dargestellt werden. Die Sendung gewinnt immer mehr an Fans, wird zu einem Selbstläufer, auch Lauries Schwester sieht sich die Sendung regelmässig an, bis sie eines Tages regelrecht aggressiv wird, als ihr Bruder die Videoaufzeichnung verpasst. Ein Arzt stellt fest, dass hier mehr im Spiel ist als nur Begeisterung: das Mädchen scheint hypnotisiert zu sein. Und nur so lässt sich erklären, warum der Trippy-Wahn nun immer mehr um sich greift, warum auf den Schulhöfen regelrechte Streits entbrennen und Kinder von zu Hause flüchten und sich in Gruppen organisieren. Auch die Erwachsenen werden nach und nach betroffen. Lauries Familie will in die Schweiz fliehen, doch es ist bereits zu spät, die Tripoden haben das Land bereits erobert. Es scheint keinen Ausweg zu geben ...


AUFBAU

Die Geschichte lässt sich in einige Abschnitte gliedern: der Angriff und die darauffolgenden Tage / Wochen, in denen man von den Tripoden spricht und sie verharmlost werden. Die Ausstrahlung der "Trippys" und die Wirkung auf Kinder, Eskalieren der Situation an der Schule. Danach der Abschnitt, in dem die Tripoden immer mehr Raum im Alltag einnehmen und die Gesellschaft sich in Trippys und die anderen spaltet, bis hin zur Unterdrückung derjenigen Menschen, die nicht den Tripoden anhängen. Zum Schluss die Flucht in die Schweiz und die beschwerliche Reise in die Berge.

Der Aufbau ist leider das, was problematisch ist. Während die drei Hauptteile sehr dicht sind und kontinuierlich in der Handlung voranschreiten, wirkt es, als sei dieser Band nur geschrieben worden, weil der Autor musste. Ein bisschen lieblos scheint es, wenig spannend und an einigen Stellen recht zäh. Das Hörbuch ist gekürzt und dennoch manchmal etwas langatmig, sodass ich mir vorstellen kann, wiesehr das Buch sich an manchen Stellen zieht.

Die Schwierigkeit für den Autor lag wohl besonders darin, dass das Ergebnis ja bereits bekannt ist: die Tripoden übernehmen die Erde. Wie es dazu kam, dass sich die Außerirdischen schrittweise in das Leben der Menschen eingeschlichen haben, das wäre ein sehr guter Stoff für eine Kurzgeschichte gewesen, wurde aber leider viel zu breit erzählt.


SPRECHER, UMSETZUNG

Was die Vorlage an Mängeln mit sich bringt, wurde dafür mit der Umsetzung es Hörbuches wieder wettgemacht. Torsten Michaelis, der bereits die ersten drei Bände las, spricht auch hier wieder. Er ist bekannt als Schauspieler z.B. im Tatort, aber auch als Synchronsprecher für Größen wie Wesley Snipes oder Sean Bean, Hörbuchfreunde kennen ihn auch von Ivo Palas >ELBENTHAL-SAGA<. Er spricht mit ruhiger, gelassener Stimme, unaufdringlich und sympathisch.

Und wie auch in den anderen Bänden wurde wieder die originale Filmmusik inclusive der markanten Geräusche eingespielt, also vielmehr eine inszenierte Lesung denn ein reines Hörbuch. Für Fans ist DAS natürlich der Grund, warum man sich diese CD anhören muss, da kommen Erinnerungen hoch, und man meint einen Film vor sich zu sehen. Ich habe mich jedenfalls riesig gefreut, wannimmer diese Elemente eingespielt wurden ;-)


FAZIT

Einsteigern rate ich unbedingt, die Serie mit der Trilogie zu beginnen. Die Vorgeschichte ist dann ein nettes Extra zum Schluss. Und ich empfehle, die Hörbuchvariante zu hören, denn sie vermittelt einen sehr schönen Eindruck der TV-Serie, ist außerdem etwas gekürzt und damit inhaltlich dichter als das Buch.


Wertung:
2,5 von 5 Kappen für die Story
5 von 5 Kappen für die Umsetzung des Hörbuches
macht 3,75 Kappen für beides zusammen :-)


SaschaSalamander 27.09.2012, 08.48 | (0/0) Kommentare | PL

Rango

Letzte Woche habe ich RANGO angesehen. Eine lange Ausführung schreibe ich nicht, denn der Film wurde schon ausführlich überall behandelt und vorgestellt. Aber ein paar Gedanken möchte ich gerne teilen.

Rango legt in seinem kleinen Terrarium, als er eines Tages (das Terrarium wird transportiert und durch einen Schlenker des Fahrers von der Ladefläche geworfen) mitten in der Mojave-Wüste landet. Hilflos irrt er umher, bis er in das Westernstädtchen "Dirt" gelangt. Da niemand ihn kennt und er nichts zu verlieren hat, spielt er sich auf als großer Held. Wer sagt denn, dass er kein Held sein könnte? Und weil die Bewohner des Örtchens gerade jetzt in Zeiten der Wasserknappheit dringend einen Helden brauchen können, nehmen sie Rango zu gerne als solchen an. Tja, und jetzt hat er den Salat: die Wasserbank wird ausgeraubt, und es scheint, als würde jemand das kostbare Wasser verschwenden und in der Wüste versickern lassen! Rango stellt eine Truppe auf und reitet in die Wüste ...

Genial! Schade, dass er eher als Familienfilm vermarktet wurde. Er ist auch ab 6 freigegeben. Aber ich kann mir vorstellen, dass Kinder wenig Freude an dem Film haben. Die Figuren sind nicht nur "nicht plüschig", sondern teilweise sogar ziemlich hässlich, fast schon furchteinflößend. Ein Hase mit zerzaustem Fell und nur einem Ohr. Ein Vogel mit einem Pfeil mitten durchs Auge, der auf der anderen Seite des Kopfes wieder herauskommt. Ein alter zahnloser blinder Nacktmull. Ganz zu schweigen vom überfahrenen Gürteltier mit den noch sichtbaren Gedärmen. Die kleine Wüstenmaus hat solch große, unförmige Augen, dass es nicht mehr niedlich sondern fast schon alienartig abstoßend ist. Aber gerade das gefällt mir, ist mal was anderes. Und passt außerdem hervorragend in die Western"idylle" aus zerbrochenen Flaschen, staubigem Untergrund und dem harten, kargen Leben.

Der Humor ist ebenfalls keiner für die ganze Familie. Manchmal ist er ziemlich derb, makaber und hintergründig. Einige Sprüche gehen unter die Gürtellinie, sind zwar nicht vulgär aber dennoch ziemlich direkt, wie eben erwachsene Männer miteinander sprechen. Situationskomik gibt es, aber nicht in Form von Schenkelklopfern, sondern eher durch absurde Momente. Alle Charaktere sind ziemlich schräg, haben jede Menge Macken und sind auch sonst ziemlich kaputt. Es ist eine Westernparodie, und als solche greift RANGO bekannte Klischees auf und übersteigert sie. Ich bin kein Fan der Italo-Western, aber dieser Film hat mir richtig Lust gemacht, mal wieder einen solchen Schinken anzusehen, wo Männer noch echte Kerle sind und man pünktlich mittags breitbeinig auf der Hauptstraße steht und dafür sorgt, dass Recht und Ordnung herrscht. Und nachdem alle gerettet wurden und der Held seine Liebe gefunden hat, reitet er einsam in den Sonnenuntergang.

Die Animationen sind genial, kommen erst so richtig auf einer großen Leinwand zur Geltung. Mensch, wenn ich denke, wie damals FINAL FANTASY als DER Animationsfilm gehypt wurde, und was jetzt inzwischen mit sehr viel weniger Aufwand alles möglich ist, dann bin ich wirklich baff über diesen Wandel. Es ist unglaublich, wie jedes einzelne Haar sich bewegt, wie regelrecht dreidimensionale Struktur im Bild sichtbar wird, wie jede kleine Schuppe sich einzeln bewegt. Das Flimmern der Luft, der aufwirbelnde Staub auf den Straßen, die einzelnen Glieder des Gürteltieres, sprudelndes Wasser, Tropfen in einer großen Pfütze, die anmutigen Bewegungen der riesigen Schlange mit ihren Schuppen, ihrer Zunge und den Zähnen, an manchen Stellen sah es schon nicht mehr aus wie Animation sondern fast wie echt, wow!

Abgesehen von hintergründigem Humor und makaberen Situationen bietet der Film vor allem einiges an Gesellschaftskritik. Was nun allerdings der Grund des Wassermangels ist und worin also (unter anderem) die Kritik des Filmes liegt, das möchte ich nicht näher ausführen, manch einer kann sich die Lösung bereits denken, und ich finde es tragisch, es wurde hier sehr gut dargestellt.

Die Synchronsprecher sind klasse gewählt im Deutschen. David Nathan (mal wieder) als Titelheld mit seiner ruhigen, unaufdringlichen Art passt sehr gut zum Antihelden Rango. Ansonsten fielen mir sehr viele bekannte Stimmen auf, die ich jetzt allerdings nicht alle beim Namen nennen konnte. Jedenfalls wurde bis in die kleinste Nebenrolle mit Top Sprechern besetzt.

RANGO ist ein Film, der vermutlich bald den Weg in unser Regal finden wird. Er hebt sich durch seine ihm ganz eigene Anti-Ästhetik aus der Masse hervor, bietet hervorragend animierte Bilder und einen sehr erwachsenen Humor. Ein Film zum Immer-wieder-sehen.

Eine sehr schöne, ausführliche Rezension findet sich im >DVD-Forum<


SaschaSalamander 26.09.2012, 08.28 | (0/0) Kommentare | PL

Amadeus 03 - Schofar

INHALT

In der dritten Folge der neuen Reihe AMADEUS bekommt Mozart angeboten, als Organist im Kloster an der alten Orgel zu spielen. Er ist begeistert und setzt sich sofort an das Instrument. Dabei bemerkt er, dass eines der Register defekt ist und will der Sache nachgehen. Auch verwundert es ihn, dass von beiden vorherigen Organisten keine Aufzeichnungen über den Gebrauch der Orgel vorhanden sind, ja man sogar einen der beiden sogar regelrecht totzuschweigen versucht. Was ist mit den Organisten geschehen? Und was hat es mit dem seltsamen Geräusch aus den Katakomben des Klosters auf sich?


AUFBAU

Auffällig und positiv bisher finde ich, dass es bisher keine "klassischen" Kriminalfälle sind, in denen Mozart und Resch ermitteln. In der ersten Folge ein grausamer Todesfall, dessen Zeuge sie gezwungenermaßen wurden. Darauffolgend ging es eher nebenbei um die Klärung des Falles (der eigentlich recht offensichtlich erschien anfangs) und vielmehr um eine bahnbrechende Neuheit. Und in SCHOFAR nun weiß der Hörer zwar durch das Intro von einem Verbrechen, doch dessen Hintergrund wird dem Hörer erst recht spät klar, und Mozart selbst hat in dieser Folge nicht wirklich mit einem Mord zu kämpfen als vielmehr mit einer kaputten Orgel. Wie man aus einem kaputten Register fast ein komplettes, spannendes Hörspiel gestalten kann und dann zum Ende hin nicht nur einen blutigen Mord, sondern sogar noch ein bombastisches Finale zaubern kann, finde ich erstaunlich und hätte es nicht für möglich gehalten. Erstaunlich und beachtenswert!


CHARAKTERE UND SPRECHER

Mozart und Resch agieren wieder perfekt als Team: frech und gewitzt vs rational und gelassen. Während Resch sachlich seine Schlüsse zieht, überschreitet Mozart wieder einmal einige Grenzen, um sich mit kleinen Listen die Aussagen anderer Personen einzuholen, für ihn scheint alles ein Spiel. In dieser Folge bilden nicht nur Mozart und Resch einen Gegenpart, sondern auch Mozart und die Kirche. Sein Programm ist sehr weltlich angehaucht, und sein Verhalten ist für die Ordensbrüder sehr gewöhnungsbedürftig bzw geht einige Male zu weit, der Hörer kommt in den Genuss einiger witziger Dispute.

Bodo Wolf als Bruder Adelphus spricht seine Rolle überzeugend und mit entsprechender Würde, ich sah den Mönch regelrecht vor mir. Obwohl er als Inspektor Gomery eine regelmässige Rolle in LADY BEDOFORT spielt, hatte ich kein Problem, sofort umzuschalten und in ihm statt des Inspektors nun den Ordensbruder zu sehen. Was mich fasziniert ist Rainer Fritzsche, den ich nun schon in vielen unterschiedlichen Rollen hörte und der es dennoch schafft, jedes Mal neu zu erscheinen, sodass ich ihn zwar erkenne aber dennoch nicht mit einer festen Rolle assoziiere (und das, obwohl Basil Creeper aus JACK SLAUGHTER wirklich sehr markant ist). Auch Dennis Rohling, Stefan Fredrich, Helmut Gauß und Bert Franzke sind Hörspielfreunden inzwischen gut bekannt und verkörpern ihre jeweiligen Rollen passend und angenehm.


THEMEN

Natürlich geht es wieder um Musik. Hier besonders um die Königin der Instrumente, die Orgel. Ohne sie explizit zu erklären, wird hier ziemlich intensiv auf Bauart und Spielweise der Orgel eingegangen. Die Beschreibung der verschiedenen Register, die Kalkanten und der zugehörige Klingelzug, die Bauweise und die Besonderheiten des Orgelspiels. Ich denke, das ist schon sehr speziell, und ich kann mir durchaus vorstellen, dass gerade diese Teile für manche Hörer wenig interessant sein könnten, es ist recht gewagt vom Hörplaneten, ein solch ungewöhnliches und vor allem spezielles Thema für ihre neue Reihe zu wählen. Dafür finde ich die Umsetzung umso gelungener, kann mir vorstellen, dass auch Hörer, die sich im Alltag wenig mit klassischer Musik und Instrumentenbau beschäftigen, von AMADEUS fasziniert sind, einfach weil es einmal etwas komplett anderes ist und diese Themen eben geschickt in den Fall um die verschwundenen Organisten und die zu Beginn angedeutete Leiche eingebaut ist, ohne den Hörer zu langweilen.

Der Kriminalfall selbst ist ebenfalls sehr gut inszeniert. Da es ein historisches Hörspiel ist, sind die Motive nicht nur die heute üblichen, sondern eben entsprechend eingebunden in die damalige Zeit, in diesem Fall die katholische Kirche und entgegengesetzte häretische Ansinnen. Auch das, was dem Hörspiel seinen Titel gab, ist wirklich grandios. Allein dieses uralte Thema auf diese Weise einzubinden finde ich wirklich einzigartig und neu, würde dafür gerne zusätzliche Extrapunkte vergeben sowohl für den Mut zu solch ungewöhnlichen Themen wie auch für die Idee an sich.


UMSETZUNG

Einzelne Stücke von Mozart, aber auch eigens für das Hörspiel komponierte Melodien sorgen für die perfekte Untermalung. Auch hier wurde wieder sehr gut die Waage gehalten zwischen leichtfüßiger Unterhaltung und düsteren Momenten, in denen die Musik unterschwellig bereits die Gefahr ankündigt und später in den Katakomben für wohlige Schauer sorgt.

Besonders gelungen fand ich in dieser Folge die Geräusche. Und wieder betone ich die Szenen, die sich in den Katakomben abspielen. Bereits die Stimmung des Klosters bzw der Kirche war sehr gewichtig und beklemmend, versetzen den Hörer in kalte Gemäuer und dunkle Gänge, doch als es dann unter die Erde ging, fühlte ich mich regelrecht beklommen, meinte den alten Moder zu riechen, die Nässe aus den Wänden kriechen zu spüren, ein Effekt führte sogar dazu, dass ich regelrecht erschrak und danach erst einmal tief durchatmen musste (und ich bin in Hörspielen beileibe nicht schreckhaft, doch diesmal war ich sosehr in das Hörspiel versunken, sosehr von der Szene gebannt, dass ich richtig zusammenzuckte).


EIGENE MEINUNG

Ich habe mich zu Beginn amüsiert (über Mozart, Resch und die witzigen Dialoge), später etwas gegruselt (als die Atmosphäre immer dunkler wurde) und war zum Ende hin einerseits angeekelt (von der Auflösung eines Teils des Falles) wie auch tief berührt (von der Tragik der Situation). AMADEUS ist eine Reihe, die für mich mehr ist als nur Unterhaltung oder Spannung, sie berührt etwas in mir und trifft genau meinen Nerv wie nur wenige andere Titel.


FAZIT

Waren eins und zwei bisher schon gelungen, Folge drei vermag sie zu toppen. Die Verbindung von historischen Elementen, witzigen Dialogen und einem packenden Mordfall ist hier besonders dicht gewebt. Beim Hören taucht man sofort ab in die Atmosphäre des Klosters und der dunklen Katakomben, wird hineingezogen und am Ende mit einem bombastischen Finale belohnt. Absoluter Hör-Tipp!

Wertung: Wertung: 14,8 von 15 häretische Beile im Haupt der Madonna

SaschaSalamander 24.09.2012, 09.05 | (0/0) Kommentare | PL

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