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Blogeinträge (Tag-sortiert)
Tag:
Verboten gut
Jason war überglücklich, dass sich George und er eine Studentenbude teilten.
Erster Satz:
Frischfleisch!, dachte Marc Bowen, als er den jungen Mann taxierte, der an der Wand lehnte und an seiner Limonadenflasche nippte.
Letzter Satz:
"Und ich liebe Dich", flüsterte er an seine Lippen.
Aus: Inka Loreen Minden: Verboten gut; DeadSoft 2011
SaschaSalamander 20.03.2012, 07.28 | (0/0) Kommentare | PL
Warum ich nicht mit Punkten bewerte
Da habe ich einen Thomas Mann oder einen Rainer Maria Rilke, die haben Kunst geschaffen, Literatur geprägt und sind in meinen Augen ganz, ganz groß. Sie unterhalten mich nicht unbedingt, aber sie bereichern mich, sie erfüllen mich, sie haben Großes erschaffen und sind eine Bereicherung der Weltliteratur. 5 Sterne, absolut!
Dann ist da der Schreiber von Weltliteratur, der hat sogar einen Nobelpreis gewonnen. Ich habe sein Buch jetzt aber schon 3 oder 4 Mal begonnen, und ich will endlich lesen, wie es dem ollen Matzerath ergeht. Aber weder als Film noch als Buch kam ich jeweils über die ersten 10 Minuten oder 15 Seiten hinaus. 5 Sterne, weil literarisch so hochwertvoll, oder 0 Sterne, weil ich es einfach nicht schaffe und für mich persönlich ganz, ganz öde finde?
Dann ist da ein moderner Autor, der schreibt Unterhaltung. Ich habe mich hervorragend unterhalten, er hat prima recherchiert, er hat einen tollen Schreibstil. Es gibt zwar ein, zwei Charas, die mir nicht so zusagen, aber das macht nichts, denn es passt ins Buch und ist in sich einfach "rund". Weil es Fantasyelemente enthält, achte ich auch nicht so genau darauf, ob und wie logisch das ist. Sondern am Ende sage ich "ey, das hat mich ganz toll unterhalten, super" und gebe 5 Sterne. Obwohl es natürlich noch lange kein Mann oder Rilke ist und mich das Buch auch nicht bereichert hat und wirklich nur reine Unterhaltung war.
Und dann ist da ein anderer Autor, der schreibt privat und hat einfach mal den Traum, etwas zu veröffentlichen. Eigentlich ist er kein Autor. Aber er stellt für 99 Cent bei Amazon eine Geschichte ein. Ich lese es und weiß, dass das kein Thomas Mann ist und auch kein Grass oder Saramago, sondern Lieschen Müller von nebenan. Und die Geschichte hat Potential, ist inhaltlich prima erdacht. Okay, das Lektorat lässt zu wünschen übrig, ein paar stilistische Fehlerchen haben sich eingeschlichen. Aber soll ich jemanden mit Potential mit 2 Sternen niederbügeln und jegliches Talent im Keim ersticken? Kann ich nicht eine positive Rezension schreiben, die Fehler anmerken und dann trotzdem 3 oder sogar 4 Sterne geben? Immerhin sieht man, dass sich jemand bemüht hat.
Und dann gibt es die privaten Geschichten, die einfach nur Rotz sind. Da bildet sich jemand ein, dass er schreiben könne und bügelt mal schnell irgendwas aufs Papier. Katastrophal in Rechtschreibung und Grammatik, und die Story ist einfach mal schnell aus den Fingern gesogen. Man hätte was draus machen können, aber es wurde nicht einmal versucht. Die Geschichte wirkt für einen weniger kritischen Leser ähnlich wie die Geschichte in meiner Beschreibung eins drüber, aber sie würde von mir 1 Stern kriegen statt 4, weil sie einfach die Aufmerksamkeit vermissen lässt, die ein Autor seinem Werk zollen sollte. Man merkt, ob jemand Fehler übersehen hat, oder ob jemand sich überhaupt nicht um Fehler kümmert. Und nun ist natürlich der Autor der vernachlässigten Geschichte sauer, denn die andere Privatperson mit fast genauso vielen Fehlern bekommt auf einmal 4 Sterne, und er nur einen!
Aber dann ist da ein prima Autor, der schreibt tolle Bücher. Gut, einmal hat er eines geschrieben, das war nicht so toll, da gab es ein paar kleine Schwächen. Weil man weiß, dass sonst alles top ist, zieht man einen Stern ab. Weil er es besser kann. Und weil ein abgezogener Stern kein Weltuntergang ist.
Und dann steht jemand da, kennt die Hintergründe nicht und denkt nun, dass das Buch des Superautors den gleichen Wert hat wie das von Lieschen Müller mit der gleichen Sternenanzahl. Und auf einmal bildet Lieschen sich ein, das eigene Buch sei mindestens so gut wie ein Stephen King oder Heinrich Böll. Und der Bestsellerautor ist enttäuscht, dass sein anspruchsvolles Werk von mir genauso bewertet wird wie ein anderes Unterhaltungsbuch aus irgendeinem Fantasy oder Erotik oder Kiddie Genre.
Ich mag das nicht. Mich stören die Sterne! Und deswegen werde ich bei mir im Blog auch niemalsnie ein Punktesystem einführen! Denn wenn man die Rezi nicht liest, weiß man auch nicht, wofür es den Punktabzug gab. Ob vielleicht wegen der Sprache oder Lektorats oder aufgrund gravierender Logikmängel oder beim Hörbuch lediglich aufgrund eines schlechten Sprechers oder oder oder. Punktwertungen verfälschen die Intention.
Mir ist es lieber, wenn ich einfach nur schreiben kann, was ich toll fand und was mich störte. Das ist weniger unfair. Punktevergabe bei der Bücherbewertung bedeutet für mich, Äpfel mit Birnen zu vergleichen.
Manchmal muss ich leider doch Punkte vergeben, z.B. für BloggDeinBuch oder bei Amazon. In diesem Fall bewerte ich jedes Buch individuell, niemals im Kontext. Mein Bewertungskriterium: Wie hat der Autor das vorhandene Potential genutzt? Hätte man mehr aus der Geschichte machen können? Oder wurden alle Möglichkeiten ausgeschöpft, wirkte die Geschichte in sich rund und von allen Seiten passend? Und das kann dazu führen, dass Lieschens Müller private Geschichte voller Fehler genausoviel oder sogar mehr Sterne erhält als ein talentierter Autor, der lange auf der Bestsellerliste steht und erneut ein kleines Meisterwerk geschaffen hat ;-)
SaschaSalamander 19.03.2012, 15.42 | (0/0) Kommentare | PL
Lesung Andreas Altmann, Nürnberg, Museum Deutsche Bahn
Der Saal war gut gefüllt. Pünktlich kam dann auch eine Mitarbeiterin des Museums, die Altmann ankündigte. Ich musste schmunzeln, dass sie sein aktuelles Buch nicht namentlich nannte, was wäre denn dabei? Aber dafür nannte Altmann es dann selbst, und er genoss es, jedes "Scheiß" richtig hervorzuwürgen und alle Verachtung hineinzulegen. Ich muss zugeben, dass ich ihn, hätte er im Publikum gesessen, erst einmal nicht erkannt hätte. Die Bilder fangen seinen umtriebigen Geist, sein schelmisches Grinsen und den klaren, durchdringenden Blick sehr gut ein, was ihn recht jugendlich wirken lässt, auch sein Schreibstil ist junggeblieben und erfrischend. Doch in natura sieht man ihm den Jahrgang 1949 dann doch schon an, sowohl körperlich wie auch die Lebenserfahrung in seinem Blick. Da stand er dann vor uns, hochgewachsen, schlaksig, die Haare unfrisiert ins Gesicht hängend, einen gestrickten Kapuzenpulli und seine Uhr über den Pullover gebunden. Zugegeben, im ersten Moment ungewöhnlich. Aber es passt. Er war sehr authentisch, sehr emotional, und wäre er im Anzug oder im schicken Outfit vor uns gestanden, hätte ich mich spätestens nach fünf Minuten gefragt, wem er denn etwas vorspielen will. So aber passte alles perfekt zueinander. Altmann ist ein Mensch, bei dem man weiß, woran man ist, und das gefällt mir an seinen Büchern.
Auch sonst war sein Auftreten eher ausgefallen. Man ist es gewöhnt, dass der Autor kommt, sich hinsetzt, still sitzenbleibt und dann liest. Altmann tat dies auch, aber er saß kaum eine Minute still. Spielte hier mit dem Mikrofon, knibbelte dort irgendwo mit den Fingern, stellte die Füße mal schräg und setzte sich dann wieder völlig schief an den Tisch. In Gedanken hatte ich immer wieder das Bild vor Augen, wie er beim Vipasanna in >TRIFFST DU BUDDHA, TÖTE IHN< tagelang nichts tat als nur stillzusitzen, und erst jetzt kann ich erahnen, was das für ihn bedeutet.
Aus fünf Büchern las er einzelne Episoden. Einige davon humorvoll, überraschend. Mit glasklarer Beobachtungsgabe fängt er die schönen Momente ein und verpackt sie in Worte. Wir haben viel gelacht bei dieser Lesung. Manche Beiträge waren dagegen gesellschaftskritisch und hintersinnig, da hat man dann geschmunzelt oder innerlich auch mal mitgewettert, zustimmend genickt. Und besonders genoss er es zu betonen, dass er jetzt wieder seine sadistische Seite im nächsten Text zeigt. Dann las er unverblümt seine Meinung zu einer Person oder einer Situation, beschimpfte und schmähte. Und dabei stellte ich fest: was im Buch auf mich stellenweise respektlos und arrogant wirkt (wenngleich ich ihm inhaltlich zustimmen mag, nur die Art der Darstellung nicht gutheiße), das ist im Vortrag von ihm selbst in Ordnung, wirkt nicht mehr herablassend sondern einfach nur geradlinig. Er hat feste Prinzipien, zu denen er steht, da macht er keine Kompromisse. Doch aus der empfundenen Arroganz wird dann die erlebte Konsequenz, nicht gedankenlos sondern wohldurchdacht und geradeheraus.
Die jeweiligen Szenen machten große Lust, die Bücher selbst zu lesen. Er ist ein hervorragender Vorleser. Jeder hat ja andere Vorstellungen davon, wie ein Satz zu betonen ist, wann man die Stimme hebt, ob man hier oder dort nun schneller sprechen soll oder die Lautstärke heben. Was Altmann betrifft - er liest genau so, wie es für mein Empfinden gehört. Er hat zwar nicht in Dialogen die Stimme variiert, dafür aber sehr viel Emotion in den Vortrag gelegt, man konnte sich nicht entziehen, hing gebannt an seinen Lippen. Eine sehr angenehme Sprachmelodie, dazu variierte er im Tempo, der Lautstärke, Intensität, er belegte jedes einzelne Wort mit Leben und Bedeutung. Ja, man spürt, dass Sprache für Altmann etwas Besonderes, etwas Wichtiges ist, das betont er in Interviews und seinen Büchern immer wieder, und das hat er auf der Lesung deutlich demonstriert. Er versteht es, Worte geschickt zu setzen, ihnen das richtige Gewicht zu verleihen und Bilder in die Köpfe seiner Hörer / Leser zu pflanzen.
Nach eineinhalb Stunden dann war er fertig mit seinem Vortrag. Danach nahm er sich die Zeit, Fragen aus dem Kreis der Gäste zu beantworten. Es waren sehr interessante Fragen dabei, die er offen beantwortete und die einen sehr schönen Einblick in sein Werk und seine Gedankenwelt gaben. Aber was mich enttäuschte: Trolle gibt es wohl nicht nur im Internet, sogar auf Vorträgen wie diesem sind sie anzutreffen. Es gab Fragen, bei denen ich am liebsten aufgestanden wäre und die Leute gepackt hätte. Zwei davon regelrecht übergriffig. Diese Beiträge kommentierte er, zwar mit zusammengebissenen Zähnen aber beherrscht und sehr souverän, ich fand seine Reaktion klasse. Und ein anderer Gast schien bei seiner Frage vergessen zu haben, welches Genre Altmann schreibt. Als hätte er einen Rockstar gefragt, warum es immer nur Gitarre sein muss und ob er nicht die sanften Klänge der klassischen Musik zu schätzen wisse. Diese Frage hat er clever beantwortet, die Gäste mit einem Scherz auf seine Seite gezogen, das gefiel mir. Nein, Altmann ist keiner, der sich die Butter vom Brot nehmen lässt, er weiß sich mit Wortwitz und klarer Argumentation gut zu wehren, das hat mich beeindruckt.
Für mich selbst muss ich sagen, dass es ein sehr gelungener Abend war. Ich weiß nun, wer hinter den spannenden Berichten steckt, kann einige seiner Aussagen besser nachvollziehen. Und durch die Vorstellung mehrerer Titel konnte ich für mich auch schon herauspicken, was ich als nächstes lesen werde ;-)
SaschaSalamander 19.03.2012, 09.24 | (0/0) Kommentare | PL
Statistik KW 11
1 - Lady Bedfort 04 - Der letzte Gast (Hörplanet)
1 - Kommissar Dobranski 07 - Außer Kontrolle
1 - Linus Lindbergh und der Riss in der Zeit (T Elsäßer)
1 - Schrödinger, Dr. Linda und das Kühlhaus (J de Leeuw)
1 - Die Vergewaltigerin (F v Stade)
1 - Nachtexpress (E Schneider)
1 - Zuschauer - exzessive Freunde (I Meerling)
4 - Painting Marlene (S Ludwig)
4 - Golden Tales (T Nao)
EVENTS
Lesung Andreas Altmann, Reisetagebücher
GESEHEN
Die Haut, in der ich wohne
Persepolis
NEUZUGÄNGE
Starters (L Price)
Mutschels Abgesang (U Bliefert)
Im Park - Think Positive (J C Skylark)
Im Nachtexpress (E Schneider)
Zuschauer - exzessive Freunde (I Meerling)
ANMERKUNGEN:
1 - komplett
2 - beendet
3 - weitergeführt
4 - begonnen
5 - abgebrochen
SaschaSalamander 18.03.2012, 20.41 | (0/0) Kommentare | PL
Linus Lindbergh und der Riss in der Zeit
Zweites Kapitel: Tornados im Haus
Zwölftes Kapitel: Der Rat der verantwortungsvollen Erfinder
Dreizehntes Kapitel: Der vergessene Traum
Vierzehntes Kapitel: Die Prüfung
Sechzehntes Kapitel: Der unsichtbare Dritte
Achtzehntes Kapitel: Auf der Flucht
Vierundzwanzigstes Kapitel: Die Sache mit dem Tintenfisch
SaschaSalamander 17.03.2012, 19.20 | (0/0) Kommentare | PL
Kapitelüberschriften
Abgesehen vom ersten und letzten Satz eines Buches, die ich unbedingt lesen muss, bevor ich anfange mit der Lektüre, blättere ich gerne nach den Kapitelüberschriften. Ob ich ein Buch als gut oder schlecht empfinde, ist unabhängig davon, ob es in Kapitel unterteilt ist oder nicht. Auch ist es mir egal, ob die Kapitel nun 1, 2, 3 usw benannt sind oder eine Überschrift haben. Aber ich muss zugeben, dass ich eine clevere Kapitelüberschrift durchaus zu schätzen weiß.
Was kennzeichnet für mich eine gute Kapitelüberschrift? Der Text macht neugierig und zwingt den Leser quasi zum Weiterlesen. Er will erfahren, was das bedeutet. Oder aber es gibt einen Ausblick auf ein kommendes Ereignis, steigert die Spannung. Aber es darf keinesfalls zuviel vom Inhalt verraten. Je nach Genre des Buches ist es prima, wenn die Kapitelüberschriften sich auch gut zum Rest fügen, bei einem witzigen Jugendroman also lustig klingen, bei einem Thriller gruslig sind, und so weiter.
Besonders toll ist es natürlich, wenn zusätzlich zur Überschrift oder Nummer dann auch noch passende Zitate eingefügt sind. Ein prima Beispiel war da natürlich die TINTEN-TRILOGIE von Cornelia Funke, aber auch anderen Büchern gelingt es, mit gut gewählten Zitaten eine Atmosphäre zu zaubern.
Besonders liebe ich es, wenn ich nicht erst das gesamte Buch durchwühlen muss, sondern wenn die Kapitelüberschriften in einem Inhaltsverzeichnis präsentiert werden. Leider selten bei Romanen, dabei macht gerade diese Kleinigkeit oft sehr viel Lust aufs Lesen, weil man die Überschriften sieht und es nicht erwarten kann zu erkunden, was sich dahinter verbergen mag.
Genauso, wie der erste und letzte Satz eine ganz besondere Kunst des Autors sind (die viele leider vernachläsigen), sind die Kapiteleinteilungen etwas sehr Prägendes für ein Buch. Ein Buch ohne Kapitel legt man schneller aus der Hand, weil es bis zum Ende noch so lang ist, und irgendwann muss man ja mal pausieren. Ein kurzes Kapitel verleitet zu "nur noch zwei Seiten, dann höre ich auf", und dann kommt ein fieser Cliffhanger, nagut, die nächsten vier Seiten kann man ja noch kurz lesen, und dann ist es bereits spät in der Nacht, und man hat das Buch zu Ende gelesen ;-)
Ich möchte die Überschriften weitgehend unkommentiert stehenlassen. Ich werde einfach ein paar Zitate oder Überschriften benennen, die für mich hervorstechen und das Buch kennzeichnen. Damit jeder Leser für sich entscheiden kann, was ihm zusagt oder ob er es gelungen findet ...
SaschaSalamander 17.03.2012, 17.15 | (0/0) Kommentare | PL
Tote Mädchen lügen nicht
Die Erzählweise des Buches ist ungewöhnlich und erwähnenswert: es gibt zwei Erzählstränge. Das eine ist die wörtliche Rede Hannahs auf den Kassetten, der Leser (bzw der Hörer der Kassetten) wird mit "Du" angesprochen. Das andere ist in normaler Schriftweise der Ich-Erzähler Clay, der zwischendurchden Text Hannahs während des Hörens gedanklich kommentiert und der, wenn er nicht die Kassetten hört, sein aktuelles Handeln beschreibt. Beide Erzählstränge fügen sich perfekt ineinander, sodass man einem ungestörten Lesefluss folgen kann.
Ich fand diese Methode sehr gelungen, denn der Leser fühlt sich durch das "Du" direkt angesprochen, als wäre er selbst ein Teil der Umstände, die Hannah zu ihrer Tat brachten, was ein sehr beklemmendes Gefühl auslöst. Zugleich durch den Ich-Erzähler erhält er einen tiefen Einblick in das Erleben eines der Betroffenen. Clay und den Leser treibt die gleiche Frage voran: was hat er damit zu tun? Warum erhält auch er die Kassetten? Und wie können kleine Neckereien und unbedachte Handlungen dazu führen, dass Hannah sich das Leben nehmen wollte? Immer wieder macht das Mädchen Andeutungen auf das Kommende, und man will endlich wissen, was dahintersteckt.
Dazu die bange Frage: WANN erscheint Clay auf den Kassetten? Je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr Schuld haben die erwähnten Personen auf sich geladen. Doch käme Clay bereits am Anfang, welche Motivation hätte er noch, die anderen Kassetten zu hören, welche Motivation hätte der Leser, das Buch zu beenden? Aber kann dieser sympathische Junge, der so liebenswürdig scheint, wirklich etwas so Schwerwiegendes getan haben?
Während Clay das Tonband hört, wird er zudem von Hannah aufgefordert, die Punkte aufzusuchen, die sie auf einer Landkarte markiert hatte, welche alle Betroffenen vor dem Suizid erhalten haben. Und so wandert Clay durch die Stadt und trifft andere, die bereits vor ihm auf der Kassette erwähnt wurden. Jeder geht anders mit seiner Schuld um, manche tragen schwer daran, andere nehmen ihren Teil daran nicht wahr, laden neue Schuld auf sich und erkennen nicht, was ihr Verhalten bei anderen auslöst.
Der Roman geht unter die Haut, ist sehr realistisch gehalten. Ein Satz, der mir sehr gut gefiel: "Wenn Du jemanden lächerlich machst, bist Du dafür verantwortlich, wie andere sich ihm gegenüber verhalten". Eine wichtige Aussage. Denn Mobbing ist an Schulen keine Seltenheit. Und es beginnt bereits im Kleinen, wo man es noch nicht einmal als Mobbing wahrnehmen würde. Es sind Kleinigkeiten, unbedachte Aussagen, harmlose Späße, die große Wunden reißen können. Auf gewisse Weise muss sich jeder fragen, was er hätte tun können, um Hannahs Selbstmord zu verhindern.
Für die achte und neunte Klasse halte ich das Buch auch sehr gut als Schullektüre geeignet (wobei ich allerdings deutsche Autoren hierfür bevorzuge). Denn es bietet sehr viel Stoff zum Diskutieren. Es fällt mir schwer, hier keine ausufernde Analyse einzelner Szenen, Charaktere und Verhaltensweisen zu erstellen, denn es bietet sich dafür geradezu an. Die Jugendlichen können sich hervorragend in die Handlung einfinden, die Sprache ist flüssig und angenehm. Sogar Lesemuffel werden dieses Buch nur ungern aus der Hand legen. Ideale Voraussetzung zu einem Schulbuch, um sich im Klassenverband über ein wichtiges Thema auseinanderzusetzen.
SaschaSalamander 17.03.2012, 15.28 | (0/0) Kommentare | PL
Linus Lindbergh und der Riss in der Zeit
Professor Dagendorf schüttelte missmutig den Kopf.
Erster Satz:
Linus rieb sich die Müdigkeit aus den Augen
Letzter Satz:
(könnte ein Spoiler sein)
aus: Tobias Elsäßer: Linus Lindbergh und der Riss ind er Zeit; Sauerländer 2012
SaschaSalamander 17.03.2012, 11.05 | (0/0) Kommentare | PL
Nähkästchen
Es ist ziemlich viel los, seit Dezember bin ich recht auf Arbeit eingespannt, und abends bleibt wenig Zeit. Diese nutze ich am liebsten mit einem entspannenden Film oder einem gemütlichen Spaziergang, gerne auch etwas Yoga oder ein langes Telefonat mit einer Freundin. Hauptsache das Hirn ein wenig ausschalten. Dass es direkt nach der Arbeit immer schon dunkel war, wirkte natürlich wenig motivierend.
Endlich aber wird es Frühling, und ich spüre, wie das Licht auch wieder Energie gibt. Da kann man abends dann auch gerne noch mal rausgehen, eine Runde mit dem Rad fahren. Bald werde ich mich auch wieder auf die Inliner wagen. Ich bin nicht mehr so träge, im Hellen arbeitet es sich einfach besser ;-)
In letzter Zeit habe ich sehr viel gelesen, gerade durch die eineinhalb Stunden Pendeln jeden Tag. Seit letzter Woche fahre ich mit dem Rad zur Arbeit. Das heißt, ich werde wieder weniger Bücher lesen, dafür aber ein paar mehr Audios hören. Ich bin selbst schon gespannt, wie sich dieses Jahr für mich entwickeln wird, es ist mein erster Frühling, mein erster Sommer hier am Fluss. Vielleicht werde ich viel mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs sein. Oder vielleicht setze ich mich einfach auf eine Holzbank hier in der Nähe, lasse mir die Sonne ins Gesicht scheinen und lese. Es geht mir momentan einfach so richtig gut, und das genieße ich gerade, der Rest wird sich ergeben, ich lasse es auf mich zukommen. Ich bin rundum zufrieden. Es dürfte alles gerne ein paar Monate lang so bleiben, wie es gerade ist :-)
Was sonst noch so los ist? Ich habe viele liebe Menschen dank Internet wiedergefunden. Klar kann man nicht alles aufleben lassen, vorbei ist vorbei. Aber es gibt doch Menschen, die man aufgrund der Veränderungen im Leben aus den Augen verliert, und wo man auch nicht weiß, wie man sie wiederfinden soll. Dafür liebe ich das Internet!
Und dann die Wohnung, die wirklich toll ist, von der ich immer wieder schwärmen könnte, weil sie so perfekt auf meine Wohnbedürfnisse zugeschnitten ist, als wäre sie nur für mich gemacht.
Und ganz einfach die Tatsache, dass das Leben einfach mal läuft, ohne ständig einen Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Jaja, aus Steinen kann man Brücken bauen, und Hinernisse machen stärker. Aber zuviele Hindernisse auf Dauer sind entkräftend, zermürbend, und nach all den Jahren tut es gut, einfach mal gemütlich zu spazieren statt immer nur zu klettern und springen.
Der Körper spürt das natürlich auch. Seit Jahren mein erster Winter, den ich ganz ohne Erkältung überstanden habe. Trotz ein paar Pfunden zuviel *hüstel* bin ich so fit wie schon lange nicht mehr, und es geht mir blendend. Ohne Medikamente lebt es sich einfach angenehmer :-)
Ein bezogen auf Bücher, hier paar Ausblicke, was mich in den nächsten Wochen erwartet:
Vorgestern habe ich eine Lesung von >Andreas Altmann< besucht. Davon will ich Euch natürlich unbedingt erzählen, es war sehr spannend und bereichernd für mich.
Die nächsten Titel, die ich für Euch rezensiere, sind LINUS LINDBERGH (Kinderabenteuer) von Tobias Elsäßer, SCHRÖDINGER, DR LINDA UND DAS KÜHLHAUS (ein ungewöhnlicher Jugendroman) von Jan de Leeuw, THE WORLD GOD ONLY KNOWS (ein witziger Manga). Nachdem das Lufer-Haus so gut ankam, möchte ich kurz noch NIGHTLIFE vorstellen, ebenfalls ein Gruselhörspiel.
Wenn das Lesen klappt wie geplant (man weiß ja nie, welcher langersehnte Titel mir plötzlich in die Hände fällt oder welches angeforderte Buch ich dann doch nicht erhalte), dann lese ich demnächst: DAS KATZENKOMPLOTT von Katie Davies (witziges Kinderbuch), TOYBOY von >Irina Meerling<, STARTERS von Lissa Price, >PAINTING MARLENE< (Jugendroman) von Sabine Ludwig sowie einige humorvolle und erotische Mangas. Danach liegt noch so einiges auf der Halde, aber die Reihenfolge weiß ich noch nicht ganz. Geplant sind unter anderem noch
DAS SKRIPT (Thriller von A Strobel), DELIRIUM (romantische Jugenddystopie von L Oliver), DORIAN HUNTER (>Zaubermond< Hörspiel), ältere Hörspiele vom >HÖRPLANET<, SIGMUND FREUD (Hörspiel), VERBOTEN GUT (Erotik von >Inka Loreen Minden<), etwas vom >Marterpfahl-Verlag<, NACHTS IM ZOO von >Justin C Skylark<, ASH von Malindo Lo, etwas von >Ulrike Rylance<. Mal sehen, wie ich meine Vorsätze einhalten kann und was dazwischen kommt, aber diese Titel liegen mir als nächstes sehr am Herzen. Dazu natürlich noch ein paar Regionalkrimis und Mangas, aber die stehen schon so lange im Regal ... es gibt Phasen, da wird der SuB kleiner, und es gibt Phasen, da wächst er beständig an. Momentan wird er täglich scheinbar größer und größer ;-)
Aber bevor ich mir Stress mache - neeeee, die Sonne scheint. Und ich habe eine Woche Urlaub. Jetzt heißt es erstmal Frühjahrsputz (mit Hörspiel), Fahrradfahren, Sonne genießen, Inliner Fahren, Kochen und Backen, in die Sauna gehen, Kontakte pflegen und viel Zeit im Freien verbringen :-)
SaschaSalamander 17.03.2012, 09.01 | (0/0) Kommentare | PL
Fünf
Poznanski hat mich bereits mit >EREBOS< und >SAECULUM< begeistert. Diese beiden Titel waren Jugendthriller, mit FÜNF begibt sie sich nun in den Bereich der Erwachsenenliteratur. Und zwar sehr gekonnt. Der Roman hat mich von der ersten Sekunde gefesselt, nachdem ich begonnen hatte, wollte ich nichts anderes mehr als beständig nur weiterzulesen. EREBOS handelt von einem Onlinerollenspiel, SAECULUM beleuchtet die Welt des Liverollenspiels, und FÜNF bedient sich des Themas Geocaching. Ich finde es prima, wie Poznanski immer wieder aktuelle Trends aufgreift und daraus eine spannende Geschichte webt. Ein Buch wie FÜNF war tatsächlich schon lange fällig (mag sein, dass ich eines verpasst habe, das ist natürlich nicht ausgeschlossen. Kennt jemand einen Krimi zu diesem Thema? Ich freue mich über Tipps).
Die Charaktere gefallen mir sehr gut. Normalerweise stört es mich eher, wenn zuviel private Ereignisse der Ermittler in den Roman einfließen. Ich will einen packenden Thriller, kein Sozialdrama. Bei FÜNF allerdings wird das Privatleben Beas zu einem Teil der Schnitzeljagd, denn der Täter scheint ihre Vergangenheit zu kennen, scheint ihr aktuelles Leben zu kennen. Es gibt zu Beginn nur Andeutungen, und ich konnte es nicht erwarten, bis ich endlich erfuhr, was hinter den gelegentlichen Anspielungen auf ein früheres Ereignis steckt und inwiefern dies mit dem Fall zusammenhängen könnte.
Auch gefällt es mir, dass die Charaktere zwar Probleme haben und nicht wirklich Helden darstellen, trotzdem aber keine so heruntergewirtschafteten Antihelden sind, wie sie gerade in der Literatur beliebt sind. Mit Bea und Florin hat Poznanski zwei Ermittler geschaffen, die mir ausnahmsweise wirklich sympathisch waren und von denen ich sehr gerne weitere Fälle lesen möchte.
Der Fall selbst ist clever inszeniert. Ziemlich lange tappt der Leser im Dunkeln, die Motive des Täters sind unklar. Normalerweise habe ich ein recht gutes Gefühl dafür, was hinter den Taten stecken könnte und wer der Täter ist. Hier jedoch ging es mir wie den Ermittlern: es lag alles klar auf der Hand, es schien offensichtlich und war doch nicht erkennbar, es fehlten kleine Elemente zum Rest des Puzzles. Die Auflösung ist nachvollziehbar und logisch, sehr gut durchdacht.
Eine Szene gab es, in der ich nicht ganz mitkam und mich fragte "wie kamen sie bitteschön auf diese Lösung?", aber ansonsten war es eine astreine Ermittlungsarbeit, wie ich sie liebe. Recherche, Nachforschungen, tagelange Information. Zeugenbefragungen, das Ausgraben von vergangenen Ereignissen. Die Verbindung zwischen den einzelnen Elementen erkennen und dann am Ende das Rätsel lösen. Sehr schön, so liebe ich Thriller und Krimis!
Das Thema Geocachen hat sie auch sehr schön umgesetzt. Ich kann mir gut vorstellen, dass nach diesem Buch viele Leser Lust auf dieses Hobby bekommen haben.
Wie erwartet hat FÜNF mich ziemlich begeistert, der Inhalt einige Zeit beschäftigt. Und jetzt sitze ich hier und hoffe so bald als möglich auf den nächsten Roman der Autorin. Ich bin gespannt, welchen Themas sie sich als nächstes annimmt :-)
SaschaSalamander 16.03.2012, 08.57 | (0/0) Kommentare | PL
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