SaschaSalamander

Ausgewählter Beitrag

Rango

Letzte Woche habe ich RANGO angesehen. Eine lange Ausführung schreibe ich nicht, denn der Film wurde schon ausführlich überall behandelt und vorgestellt. Aber ein paar Gedanken möchte ich gerne teilen.

Rango legt in seinem kleinen Terrarium, als er eines Tages (das Terrarium wird transportiert und durch einen Schlenker des Fahrers von der Ladefläche geworfen) mitten in der Mojave-Wüste landet. Hilflos irrt er umher, bis er in das Westernstädtchen "Dirt" gelangt. Da niemand ihn kennt und er nichts zu verlieren hat, spielt er sich auf als großer Held. Wer sagt denn, dass er kein Held sein könnte? Und weil die Bewohner des Örtchens gerade jetzt in Zeiten der Wasserknappheit dringend einen Helden brauchen können, nehmen sie Rango zu gerne als solchen an. Tja, und jetzt hat er den Salat: die Wasserbank wird ausgeraubt, und es scheint, als würde jemand das kostbare Wasser verschwenden und in der Wüste versickern lassen! Rango stellt eine Truppe auf und reitet in die Wüste ...

Genial! Schade, dass er eher als Familienfilm vermarktet wurde. Er ist auch ab 6 freigegeben. Aber ich kann mir vorstellen, dass Kinder wenig Freude an dem Film haben. Die Figuren sind nicht nur "nicht plüschig", sondern teilweise sogar ziemlich hässlich, fast schon furchteinflößend. Ein Hase mit zerzaustem Fell und nur einem Ohr. Ein Vogel mit einem Pfeil mitten durchs Auge, der auf der anderen Seite des Kopfes wieder herauskommt. Ein alter zahnloser blinder Nacktmull. Ganz zu schweigen vom überfahrenen Gürteltier mit den noch sichtbaren Gedärmen. Die kleine Wüstenmaus hat solch große, unförmige Augen, dass es nicht mehr niedlich sondern fast schon alienartig abstoßend ist. Aber gerade das gefällt mir, ist mal was anderes. Und passt außerdem hervorragend in die Western"idylle" aus zerbrochenen Flaschen, staubigem Untergrund und dem harten, kargen Leben.

Der Humor ist ebenfalls keiner für die ganze Familie. Manchmal ist er ziemlich derb, makaber und hintergründig. Einige Sprüche gehen unter die Gürtellinie, sind zwar nicht vulgär aber dennoch ziemlich direkt, wie eben erwachsene Männer miteinander sprechen. Situationskomik gibt es, aber nicht in Form von Schenkelklopfern, sondern eher durch absurde Momente. Alle Charaktere sind ziemlich schräg, haben jede Menge Macken und sind auch sonst ziemlich kaputt. Es ist eine Westernparodie, und als solche greift RANGO bekannte Klischees auf und übersteigert sie. Ich bin kein Fan der Italo-Western, aber dieser Film hat mir richtig Lust gemacht, mal wieder einen solchen Schinken anzusehen, wo Männer noch echte Kerle sind und man pünktlich mittags breitbeinig auf der Hauptstraße steht und dafür sorgt, dass Recht und Ordnung herrscht. Und nachdem alle gerettet wurden und der Held seine Liebe gefunden hat, reitet er einsam in den Sonnenuntergang.

Die Animationen sind genial, kommen erst so richtig auf einer großen Leinwand zur Geltung. Mensch, wenn ich denke, wie damals FINAL FANTASY als DER Animationsfilm gehypt wurde, und was jetzt inzwischen mit sehr viel weniger Aufwand alles möglich ist, dann bin ich wirklich baff über diesen Wandel. Es ist unglaublich, wie jedes einzelne Haar sich bewegt, wie regelrecht dreidimensionale Struktur im Bild sichtbar wird, wie jede kleine Schuppe sich einzeln bewegt. Das Flimmern der Luft, der aufwirbelnde Staub auf den Straßen, die einzelnen Glieder des Gürteltieres, sprudelndes Wasser, Tropfen in einer großen Pfütze, die anmutigen Bewegungen der riesigen Schlange mit ihren Schuppen, ihrer Zunge und den Zähnen, an manchen Stellen sah es schon nicht mehr aus wie Animation sondern fast wie echt, wow!

Abgesehen von hintergründigem Humor und makaberen Situationen bietet der Film vor allem einiges an Gesellschaftskritik. Was nun allerdings der Grund des Wassermangels ist und worin also (unter anderem) die Kritik des Filmes liegt, das möchte ich nicht näher ausführen, manch einer kann sich die Lösung bereits denken, und ich finde es tragisch, es wurde hier sehr gut dargestellt.

Die Synchronsprecher sind klasse gewählt im Deutschen. David Nathan (mal wieder) als Titelheld mit seiner ruhigen, unaufdringlichen Art passt sehr gut zum Antihelden Rango. Ansonsten fielen mir sehr viele bekannte Stimmen auf, die ich jetzt allerdings nicht alle beim Namen nennen konnte. Jedenfalls wurde bis in die kleinste Nebenrolle mit Top Sprechern besetzt.

RANGO ist ein Film, der vermutlich bald den Weg in unser Regal finden wird. Er hebt sich durch seine ihm ganz eigene Anti-Ästhetik aus der Masse hervor, bietet hervorragend animierte Bilder und einen sehr erwachsenen Humor. Ein Film zum Immer-wieder-sehen.

Eine sehr schöne, ausführliche Rezension findet sich im >DVD-Forum<


SaschaSalamander 26.09.2012, 08.28

Kommentare hinzufügen

Die Kommentare werden redaktionell verwaltet und erscheinen erst nach Freischalten durch den Bloginhaber.



Kein Kommentar zu diesem Beitrag vorhanden

Einträge ges.: 3848
ø pro Tag: 0,6
Kommentare: 2801
ø pro Eintrag: 0,7
Online seit dem: 21.04.2005
in Tagen: 6916
RSS 2.0 RDF 1.0 Atom 0.3