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Blogeinträge (Tag-sortiert)
Tag: Deutsch
Spiegelschatten
Ein Mörder tötet schwule Männer. Und alle stammen aus Björns Bekanntenkreis. Seine Schwester Romy, Volontärin bei einer Kölner Zeitung, beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Sie ahnt zu Beginn nicht, wiesehr auch sie und ihr Bruder in das Visier des Mörders geraten und begibt sich in tödliche Gefahr.
REIHE
Genaugenommen jedoch gehört das Buch zu den Jugendthrillern der Autorin >Monika Feth<. Mit DER ERDBEERPFLÜCKER, DER SCHERBENSAMMLER, DER SOMMERFÄNGER und anderen Titeln rund um Jette Weingärtner und Kommissar Bert Melzig begann die Reihe. Nach der Versetzung des Kommissars nach Köln ist nun nicht mehr Jette, sondern Romy Berner die neue Protagonistin. Der erste Band mit Romy lautete TEUFELSENGEL und hinterließ bei mir einen nachhaltigen Eindruck, weil er auch ohne Blut und Gewalt Spannung aufbaute und zur Kategorie der Jugendthriller gehört, wie ich sie gerne lese.
Trotzdem ist SPIEELSCHATTEN sehr gut als eigenständiger Titel lesbar, eine Vorkenntnis der bisherigen Romane ist nicht erforderlich. Wer also von Inhalt und Thema her neugierig speziell auf diesen Titel ist, der darf gerne zugreifen. Eine Leseprobe findet sich übrigens >hier< ;-)
GENRE
Der Roman ist sprachlich und inhaltlich wie auch mit der Wahl seiner Protagonisten an Jugendliche und junge Erwachsene gerichtet. SPIEGELSCHATTEN wird als Thriller vermarktet, und der Inhalt klingt auch danach, ist darauf ausgerichtet. Trotzdem sollte man keine Blut, keine Gewalt erwarten, die Darstellung der entsprechenden Szenen (die Morde werden beschrieben) ist erfreulich unspektakulär, die Autorin ergeht sich nicht in Gewaltexzessen und legt das Gewicht deutlich auf die Ermittlungen wie auch das Privatleben ihrer Figuren.
Auch sprachlich gelingt es ihr, sehr gut für die Zielgruppe zu schreiben: nicht von oben herab, auch nicht mit billiger Jugendsprache anbiedernd, sondern flüssig und vor allem ganz natürlich, komplexere Sachverhalte wie die psychologischen Hintergründe werden sehr gut erklärt.
AUFBAU, SPANNUNG, UMSETZUNG
Man merkt dem Buch an, dass Monika Feth sich mit dem Materie befasst hat und ihr auch an dem Thema gelegen war, die Begeisterung und das Engagement der Autorin springen auf den Leser über. Ebenfalls sehr gelungen ist der Plot: die Geschichte baut gut aufeinander auf. Man merkt vom ersten Moment an, dass sie beim Schreiben ihre Geschichte bereits vor Augen hatte. Die Hinweise sind gut in den Text eingearbeitet, sie baut auch geschickt falsche Fährten ein, bereits zu Beginn gibt es Hinweise auf den Täter, den weiteren Verlauf, das Ende. Geübte Leser werden häufig über solche Momente stoßen und sich denken "ah, das ist später noch wichtig". Nichts geschieht hier aus Zufall, alles hat einen Grund.
Das ist die große Stärke der Autorin, in diesem Fall aber leider auch eine kleine Schwäche. Gerade für findige Krimileser ist es doch recht klassisch und etwas zu strukturiert. Der Täter ist schnell entlarvt, auch wenn man für einige kurzen Momente ins Zweifeln gerät, doch spätestens die männliche Sprecherauswahl und die Bezeichnung als "er" führen wieder zurück auf die richtige Fährte, auch die Perspektivenwechsel vom Täter zu den anderen Personen lassen deutliche Schlüsse zu, wie eine zu offensichtliche Kameraführung im Film. SPIEGELSCHATTEN ist deswegen nicht minder spannend, die Charaktere nicht minder sympathisch, dennoch büßt der Roman auf diese Weise gelegentlich ein wenig an Tempo und Überraschung ein. Es ist weniger die Frage nach dem "wer" als nach dem "wie wird man ihn am Ende entlarven und aufhalten". Stellenweise hätte ich mir ein wenig Spontanität gewünscht.
CHARAKTERE
Die Charaktere des Buches sind gut beschrieben. Besonders die wichtigen Figuren werden eindrücklich geschildert, indem sie eine eigene Erzählperspektive bekommen. Romy, ihr Zwillingsbruder Björn, sein Freund Maxim, der Kommissar, aber auch gelegentlich Randfiguren mit Bedeutung für den jeweiligen Abschnitt des Buches sowie die Opfer erhalten eigene Kapitel.
Ich gebe zu, dass besonders Romy und Björn häufig Verhaltensweisen an den Tag legten, die ich nicht gutheißen konnte und mit denen ich mich herzlich wenig identifzierte, manchmal hätte ich Romy am liebsten gesagt "Mädel, was Du denkst ist nicht nur naiv und an den Haaren herbeigezogen, sondern absolut gefährlich". Aber das zeigt, wiesehr ich dennoch an den Gedanken beteiligt war, mich hineinversetze und mitfieberte. Es ist nicht wichtig, dass ich mich mit einer Person identifiziere, solange ich das Verhalten plausibel präsentiert bekomme und die jeweiligen Motive verstehe. Und das gelingt der Autorin sehr gut.
NAMEN, LOKALKOLORIT
Nahezu jeder bekommt hier einen Namen. Es werden viele Zeugen befragt, auch die Opfer bekommen eine eigene Geschichte und ihren eigenen Namen, ebenso die Nachbarn, Kollegen, eben einfach alle. Wäre es kein Hörbuch gewesen (dabei fallen mir Notizen während des Hörens im Bus oder bei der Hausarbeit eher schwer), hätte ich während des Lesens eines Buches wohl wieder einmal eine Auflistung der Personen herausgearbeitet. Doch mit der Zeit bekommt man auch ohne diese Liste einen guten Überblick, wer zu den Hauptcharakteren zählt und wessen Namen man wieder vergessen darf. Fans der Jette- und Romy-Reihe dürften wohl ebenfalls keine Probleme haben, da sie viele Bekannte wiedertreffen und sich somit nicht so viele neue Namen merken müssen wie Neueinsteiger.
Sehr schön finde ich, dass die Geschichte in Deutschland spielt, in Köln (wo Romy lebt) und Bonn (wo ihr Bruder lebt und die Morde geschehen). Der Lokalkolorit kommt nicht mit der Keule, ist unauffällig eingewoben. Ich verstehe nicht, warum so viele Autoren und Verlage Wert darauf legen, ihre Handlung nach Amerika zu verlegen - ich finde Deutschland eine spannende Kulisse, es wirkt weniger künstlich, und die Autorin weiß wovon sie schreibt ;-)
SCHMUDDELBUCH
Eine Besonderheit in TEUFELSENGEL und SPIEGELSCHATTEN ist Romys "Schmuddelbuch". Eine Art Tagebuch, wo sie ihre Erlebnisse, Ermittlungsergebnisse, Gedanken notiert. Eine witzige Idee der Autorin, die sehr markant ist und den Büchern eine persönliche Note verleiht.
SPRECHER
Jürgen Uter, Aleksandar Radenkovic und Jacob Weigert sprechen die männlichen Charaktere des Hörbuchs, Katja Danowski übernimmt die weiblichen Parts. Sie alle machen ihre Sache sehr gut, passen in ihrem Tonfall und ihrer Stimme sehr gut zu diesem Titel.
Aleksandar Radenkovic kannte ich bereits aus >Saeculum<. Während mir dort einige Schwächen an seiner Aussprache auffielen, fiel mir dies bei SPIEGELSCHATTEN nicht mehr auf, ich fand seinen Vortrag hier sehr gut, und die Stimme sowie seine Technik überzeugten. Jürgen Uter war mir bis dato kein Begriff, und außer "auch er hat prima gepasst" kann ich derzeit noch nicht viel über ihn sagen. Jürgen Weigert habe ich nun schon in >mehreren Titeln< gehört, freue mich immer sehr über von ihm gesprochene Hörbücher, er hat eine ruhige, dem Ohr schmeichelnde Stimme, der ich immer wieder gerne lausche. Katja Danowski hatte mich vor einiger Zeit bereits in >DAS GEHEIMNIS VON ASHTON PLACE< begeistert, sie hat eine warme, sympathische Stimme und vermag es, Weiblichkeit mit einer guten Balance aus Sanftheit, Wärme, aber auch Durchsetzungsvermögen und Selbstbewusstsein darzustellen.
KLAUS-PETER WOLF
Beim Lesen von SPIEGELSCHATTEN (und damals TEUFELSENGEL) fühlte ich mich gelegentlich an Klaus-Peter Wolf erinnert. Ihn lese ich ebenso gerne, und ich sehe in den Romanen eine gewisse Ähnlichkeit: Fokus auf viele verschiedene Charaktere, häufige Perspektivwechsel, sehr viele Namen, Lokalkolorit, eine ungekünstelte und flüssige Sprache, Jugendliche und junge Erwachsene als Zielgruppe. Beide haben zwar männliche (Wolf) oder weibliche (Feth) Protagonisten, sind jedoch sowohl für Jungen wie auch Mädchen zu empfehlen. Beide plädieren für Offenheit und Verständnis, doch sie zeigen dem Leser, dass es keine "heile Welt" gibt. Sie greifen gesellschaftlich brisante Themen auf, wecken Interesse für die jeweiligen Hintergründe und machen auf die Probleme der Gesellschaft aufmerksam, ohne dabei zu belehren oder gar zu moralisieren.
Allen, die gerne Monika Feth lesen, empfehle ich auch die Titel von Klaus-Peter Wolf, und ebenso umgekehrt.
FAZIT
Ein mitreißender Thriller, bei dem die 6 CDs wie im Flug vergehen. Sprecher, Handlung, Aussage, alles bildet hier eine gelungene Einheit. Gut durchdacht und mit viel Liebe zum Detail geschrieben. Gelegentlich wäre ein bisschen Spontanität in dem straff strukturierten Aufbau nett gewesen, aber das tut dem Genuss des Romans bzw Hörbuchs keinen Abbruch. Monika Feth zählt nicht umsonst zu meinen bevorzugten deutschen Autorinnen, und ich empfehle ihre Bücher immer wieder gerne.
Wertung: 8,8 von 10 absolut unvorsichtige Aktionen
SaschaSalamander 03.01.2013, 08.20 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL
Der Wasserspeier Fledermeier
Es gibt Bücher, die hat man in zehn Minuten gelesen. Und genau deswegen darf man sie nicht einfach zwischen Tür und Angel vernaschen, nur weil man mal die Zeit überbrücken will. Sondern gerade diese kleinen Leckerbissen muss man genießen, bewusst und mit allen Sinnen. Und das habe ich getan: draußen dunkelte es bereits. Plätzchenduft in der Wohnung und zwei Kekse auf dem Teller neben einer Tasse mit heißem Kakao. Untermalt von hellgrünem Stimmungslicht, eingekuschelt in eine warme Decke. Perfekt für ein Bilderbuch. Also her mit dem WASSERSPEIER FLEDERMEIER :-)
INHALT
Der kleine Boris wohnt in einem Haus, auf dem Wasserspeier wachen. Sie sehen immer recht böse aus, deswegen hat er etwas Angst. Eines Tages rumpelt es auf dem Dachboden, auch die folgenden Nächte. Der Junge stellt fest, dass einer der Wasserspeier auf dem Dach fehlt! Er stellt sich seiner Angst und freundet sich bald mit "Herr Fledermeier", wie er ihn nennt an. Denn eigentlich sind die beiden gar nicht so verschieden.
AUTOR
Dieses Kinderbuch stammt aus der Feder von >Christian von Aster<, den regelmässige Leser meines Blogs inzwischen kennen sollten. Ich mag seine Fähigkeit, mit Worten zu spielen und treffsichere Pointen zu setzen, auch als Sprecher höre ich ihn gerne. >MITTERNACHTSRABEN< war meine erste Begegnung, es folgten >TIMMY KENNT DEN WEIHNACHTSMANN< und >STIRNHIRNHINTERZIMMER<. Weitere Werke warten in meinem Regal. Was mir auf- und gefällt ist die Wandelbarkeit des Autors, der mal ernst, mal satirisch, mal gereimt, mal in Prosa, mal bitterböse für Erwachsene und dann auch für Kinder schreibt. Er experimentiert, er spielt, er reizt aus, er provoziert, er unterhält, und er kann sogar pädagogisch ;-)
GENRE
DER WASSERSPEIER FLEDERMEIER ist ein reines Kinderbuch. Der Text ist sprachlich sehr einfach gehalten, von Aster hält sich mit seinen wortgewandten Spielereien zurück und vermittelt einen klaren Inhalt, geeignet für das kindliche Verständnis. Die Bilder sind recht düster, passen jedoch zur Geschichte und dürften - doch da sollen Eltern selbst entscheiden - keine Ängste bei den Kindern auslösen, passen sie schließlich gut zur Geschichte und werden gut erklärt. Es eignet sich wunderbar zum Vorlesen und gemeinsamen Betrachten, zum wohligen Schaudern und befreitem Aufatmen.
Wer als Erwachsener Kinderbücher liebt, der wird auf jeden Fall begeistert sein. Ansonsten sollte man sich bewusst sein, dass es sich eben an kindliche Ängste richtet, die Zielgruppe eine sehr junge ist, und dass man es selbst in wenigen Minuten gelesen hat. Eben ein Bilderbuch. Eines von der Sorte, wie ich es liebe und immer wieder gerne lese :-)
THEMA, PÄDAGOGIK
Das Buch setzt sich kindgerecht mit dem Thema Angst auseinander und wie man diese überwinden kann. Es handelt auch davon, dass Ängste aus Unverständnis entstehen können und es möglich ist, sie zu überwinden, wenn man aufeinander zugeht. Das Anderssein wird thematisiert, das Finden von Gemeinsamkeiten. Und es wird gezeigt, dass Dinge, die auf den ersten Blick gruslig scheinen, eigentlich völlig harmlos sein können. Außerdem kann es Kindern eine Hilfe sein, die sich alleine im Dunkeln fürchten.
Die Kinder können mit Boris gemeinsam ein Abenteuer erleben: zu Beginn fürchten sie sich, die Wasserspeier sind düster, die Bilder dunkel und vielleicht auch schaurig (das vermag ich als Erwachsener nicht zu beurteilen). Doch wenn man genau hinsieht (hier ist dann der Erwachsene gefordert, mit dem das Kind das Buch gemeinsam liest), findet man witzige Elemente in den Bildern, bunte Farben. Als die beiden sich annähern, werden die Bilder bunter, freundlicher, dennoch dominieren dunkle Hintergründe und Schatten, denen jedoch der Schrecken genommen wurde. Und das anfangs Gruslige wird dann sogar niedlich. Mal ehrlich, ein Wasserspeier mit geblümtem Kleid, Ringelschal und Bommelmütze, das ist doch richtig süß, da kann man gar keine Angst mehr haben. Das Kind kann am Ende befreit aufatmen und sich dann mit Boris auf den nächsten Winter und die anstehende Begegnung mit Herrn Fledermeier freuen.
SPRACHE
Normalerweise hat Christian von Aster einen sehr eigenen, markanten Stil. Hintergründig, schwarzhumorig, voller Alliterationen, lautmalerisch, wortgewand und meistens mit sehr viel Text zwischen den Zeilen. Für den WASSERSPEIER FLEDERMEIER wählt er dagegen einfache Worte, die auch ohne Subtext gut zu verstehen sind. Dabei gelingt es ihm dennoch, den Kindern Freiraum zu geben für eigene Interpretationen. Sie können sich selbst hineinversetzen, Boris´ Angst nachempfinden, mit ihm aufatmen und eine wunderbare Zeit mit den beiden Freunden verbringen. Nicht alles wird erzählt, der Autor lässt auch Raum für die Phantasie. Er gibt eine märchenhafte Rahmenhandlung vor, das Kind darf sie mit Leben füllen.
Sehr schön finde ich, dass auch die Beschreibung der Beteiligten hübsch dargestellt wurde, mit witzigen Worten und netten Bildchen. Es muss nicht immer die übliche Autorenbeschreibung sein und ein normales Foto. Die Macher dieses Buches beweisen, dass es auch anders geht, der Humor dabei ist sympathisch.
ZEICHNUNGEN, GESTALTUNG
Die Zeichnungen stammen von >Benswerk< und passen perfekt zu dem Buch. Düster und unheimlich, aber nicht beängstigend, teilweise auch niedlich. Die Wasserspeier mit ihren Glubschaugen und schiefen Zähnen, das ist ein recht skurriler Humor. Es wirkt nicht wie eine Imitation, ist nicht abgekupert, sondern etwas ganz Eigenes, erinnert mich aber ganz eindeutig an die Motive von Tim Burton. Ringelmuster, Spiralen und Windungen, lange Hälse, dürre Gliedmaßen, große Köpfe auf kleinen Körpern, eine düsterromantische Stimmung. Der bleiche Mond scheint durch ein Astskelett. Häuser und Fenster sind schief und unarchitektonisch. Ach, ich liebe diesen Loook :-)
Text und Bilder sind in einer Einheit gestaltet. Ein Bild erstreckt sich über eine Doppelseite, die Worte sind darin integriert, mal mit Hintergrund, mal im Bild selbst, mal leicht zu lesen, manchmal etwas schwerer zu erkennen (zugegeben, im Schummerlicht tat ich mir auf manchen Seiten etwas schwer bei dunkler Schrift auf dunklem Grund. Aber das ist okay, ich wollte es ja gerne langsam lesen. Es trug zur Atmosphäre bei und gefiel mir sehr. Und normalerweise hat man ja normales Licht, wenn man etwas vorliest).
Der Text ist auch mal perspektivisch geschrieben oder schräg auf der Seite. "Gerade" und "normal" sind zwei Dinge, die man sowohl in Wort wie auch Text bewusst vermieden hat. Es macht Spaß, sich den Tet auf jeder Seite neu zu erarbeiten und ihn quasi zu entdecken. Einmal wird auch die Leserichtung geändert, man muss das bisher regulär gelesene Buch nun plötzlich um 90 Grad drehen, weil das Bild hochkant ist und nicht auf eine Breitseite gepasst hätte. Klar, warum sollte der Künstler auch jedes Bild gleich gestalten? Das wäre schließlich langweilig. Und "langweilig" und "von Aster" in einem Satz, das geht gar nicht ...
Es sind keine Bilder, bei denen man immer wieder etwas neu entdecken kann als Erwachsener. Trotzdem sind sie einen genaueren Blick auch von den Erwachsenen wert und weisen interessante Details auf. So findet sich z.B. gegen Ende zweimal das gleiche Motiv, doch einmal blickt der Wasserspeier grimmig, das andere mal freundlich mit Blümchen auf dem Kopf. Als Boris sich einmal selbst als grimmiger Wasserspeier versucht, musste ich sehr über seinen Pulloveraufdruck schmunzeln, der so gar nicht dazu passen wollte. Ich musste sehr oft beim Lesen lächeln, empfand die Bilder als sehr liebevoll gestaltet und bin gerne einen Moment in ihnen verweilt.
FAZIT
Ein wunderschönes Bilderbuch, das Kindern den Umgang mit der eigenen Angst erleichtert und das Zeug zum Lieblingsbuch hat. Wort, Text und Inhalt bilden eine kongeniale Einheit, an der auch Erwachsene Gefallen finden, wenn sie Kinderbüchern gegenüber offen sind. Ich kann den WASSERSPEIER FLEDERMEIER guten Gewissens empfehlen und werde ihn selbst noch oft lesen :-)
SaschaSalamander 07.12.2012, 09.01 | (0/0) Kommentare | PL
Sterbenswort
Was tust Du, wen die Vergangeheit plötzlich ihre blutbefleckten Hände nach Dir ausstreckt? - Als ihr klar wird, dass in ihrer Abwesenheit regelmässig jemand in ihre Wohnung eindringt, klettert Panik in der jungen Mutter Kathrin hoch. Als dann noch ihre Tochter von Kathrins vermeintlich totem ehemaligem Mitbewohner Erik angesprochen wird, weiß sie, dass etwas Schreckliches bevorsteht. Wird die tragische Entscheidung, die sie und ihre Freunde damals in der WG getroffen haben, sie nun einholen? Getrieben von Schuld und Rache, beginnt ein dramatischer Wettlauf mit der Zeit, und zum ersten Mal in ihrem Leben muss Kathrin die Kontrolle abgeben.
AUTOR
Auf den Sigfried Langer wurde ich durch den Roman >VATER MUTTER TOD< aufmerksam, der mich damals sehr begeisterte und auch noch lange in mir nachwirkte. Der Lebenslauf des Autors ist recht bewegt und faszinierend, ich empfehle einen Link auf seine >Vita<.
ERWARTUNGEN AN DAS BUCH
Ich war etwas skeptisch gegenüber STERBENSWORT. Denn das ist immer ein großes Problem: wenn jemand ein tolles Konzept und eine geniale Idee hat, dann ist der folgende Roman entweder ein geschmacksarmer Aufguss, oder aber der Versuch einer neuen genialen Idee, gescheitert an zu hohen Erwartungen und selbstauferlegtem Druck etwas Großartiges konzipieren zu müssen. Meine persönlichen Erwartungen an STERBENSWORT waren also sehr gering, und das Buch lag einige Zeit auf meinem Stapel, immer wieder schob ich es vor mir her. Nur, um es dann an zwei Tagen in rasendem Tempo zu verschlingen.
AUFBAU
Die Erzählung ist anfangs in zwei, später in drei und bald darauf vier Erzählebenen gegliedert. Das Buch besteht aus vielen kleinen Kapiteln, manche nur zwei Seiten, andere etwas länger. Die Überschriften lauten immer gleich: "Damals, "Heute", "Sterbenswort" und "Neulich".
Die erste Ebene ist "Heute", als Kathrin unheimliche Dinge in ihrer Wohnung erlebt und sich bald darauf mit ihren ehemaligen Studienfreunden zusammenschließt, um das Geheimnis des totgelaubten Freund zu lüften. Diese Ebene ist fortlaufend chronologisch erzählt.
Die zweite Ebene spielt "Damals". Sie springt in die Zeit vor und nach dem tragischen Ereignis, handelt mal von den Ermittlungen, mal von der Vorgeschichte der Freunde, mal dem Danach. Obwohl der Autor beständig in der Zeit springt, ist es für den Leser stets klar ersichtlich, wo das Kapitel einzuordnen ist. Verständnisprobleme gibt es an keiner Stelle.
Die dritte Ebene "Sterbenswort" werde ich natürlich nicht spoilern. Nur soviel, hier beginnt der Wettlauf mit der Zeit, und die Seiten rasen immer schneller dahin ;-)
Die vierte Ebene spielt sich "neulich" ab. Diese Ebene sorgte bei mir anfangs für positive Verwirrung, denn sie zeigt dem Leser nicht sofort, wer der Protagonist ist und warum seine Geschichte erzählt wird. Es gibt mehrere Deutungsmöglichkeiten, und vermutlich konnte der Autor einige Leser damit geschickt in die Irre führen. Ich finde diese Kapitel einen geschickten Schachzug, um die Story voranzutreiben.
Dann gibt es noch die Kapitel "DVD", die man als Einschub verstehen kann, oder als eigene Ebene. Auch mit diesen kurzen Momenten sorgt Langer auf einfache Weise für Spannung.
Womit Langer in seinen Büchern VATER, MUTTER, TOD und STERBENSWORT auf jeden Fall punktet und was den Reiz seiner Geschichten ausmacht, das ist die geschickte Erzählweise, wo er in Cut-Up Technik immer wieder eine kleine Information packt. Man weiß nicht wirklich, um was es geht, doch von Seite zu Seite meint man immer mehr zu begreifen. Da die Kapitel so kurz sind, möchte man schnell diese zwei Seiten noch lesen, dann legt man das Buch weg. Naja, okay, noch zwei Seiten. Ein Pageturner wie aus dem Lehrbuch, bei dem fast jedes Kapitel mit einem Cliffhanger endet. Der erste und letzte Satz packen den Leser am Kragen und ziehen ihn tiefer in das Buch, Aufhören unmöglich.
SPRACHE
Was die Sprache betrifft - nun ja, zugegeben, den Literatur Nobelpreis wird Siegfried Langer wohl nicht gewinnen. Ist aber auch nicht nötig, denn so packend wie das Buch ist, ist die schlichte Sprache perfekt zum raschen Überfliegen, zum atemlosen Flug von einer Seite zur nächsten. Ich wollte mich beim Lesen nicht in komplexen Sätzen verstricken oder mich an grammatikalischen Feinheiten stoßen. Die Worte dienen hier dem Transport der Story. Und Sigfried Langer weiß, wie er das Gewicht auf die Handlung legen kann, ohne die Sprache störend in den Vordergrund zu rücken.
Zudem empfinde ich seine Worte als klar und direkt, der Leser wird keiner umständlichen Interpretation ausgesetzt. Die Handlung bietet ausreichend Anlass zum Rätselraten, doch an den Worten gibt es nichts zu rütteln, darüber muss man nicht auch noch diskutieren.
EIGENE METHODE
Siegfried Langer hat eine ganz eigene Art, Geschichten zu erzählen. Ich höre schon die Kritiker, die hier und da schimpfen über die nicht ausgefeilten Charaktere, über die einfache Sprache. Und muss schmunzeln. Denn mal ehrlich - wer will ein Buch lesen, das in allen Punkten perfekt ausgewogen ist? Ganz ehrlich: ich nicht. Ich liebe es nämlich, wenn ein Autor Experimente wagt und einzelne Aspekte in den Vordergrund rückt.
Im Grunde ist die Geschichte um STERBENSWORT recht simpel. Hätte ein anderer Autor sie chronologisch erzählt, sie wäre langweilig und fad, hätte kein Material für einen Roman geboten. Doch Langer hat durch seine Technik einen großartigen Thriller daraus gemacht. Würde man einen komplexen Roman irgendeines bekannten Krimiautoren nehmen, er würde bei der hier angewandten Methode dagegen deutlich an Spannung verlieren, weil der Leser mit all den zerstückelten Informationen nicht mehr folgen könnte. Es muss eben immer zusammenpassen. Und das tut es bei Langer! STERBENSWORT wirkt, weil es einfach mal anders und knackig ist.
FAZIT
Absolute Empfehlung für Freunde ausgewählter Mystery-Thriller. So ganz anders und genau richtig. Lasst Euch drauf ein und genießt die Gänsehaut, die sich hier und da immer wieder einstellt ;-)
SaschaSalamander 05.12.2012, 08.35 | (0/0) Kommentare | PL
Lady Bedfort 59 - Die Rache der Druiden
Die Geschichte ist dieses Mal recht schlicht aufgebaut: Der Todesfall wird bekannt, und die Ermittlungen beginnen. Befragungen, gelegentlich Gespräche zwischen Beteiligten, dann die Auflösung. Im Grunde also absolut klassisch. Was für mich den Reiz ausmachte ist, dass hier bewiesen wird, dass der klassische Whodunnit einfach immer wieder genial ist, wenn man die Informationen perfekt verteilt und häppchenweise im richtigen Moment serviert. Denn in jeder Szene, die der Hörer verfolgt, erfährt er einen kleinen Tick mehr über das Leben des Kurators, über seine "Gefolgschaft", über seine Gegner, über seine Arbeit und die Hintergründe. Wenn man glaubt, die Geschichte zu verstehen, wird ein weiteres kleines Puzzleteil ergänzt. Geschickt inszeniert, sehr gut aufeinander aufgebaut. Zudem bietet DIE RACHE DER DRUIDEN wieder die Würze, die ich zuletzt etwas vermisst hatte. Kleine Spitzen, liebevolle Neckereien, unzählige Seitenhiebe und auch etwas schwarzer Humor hier und da, genau richtig.
>Yann Krehl< scriptete bisher vor allem Graphic Novels. So hat er etwa Kai Meyers WOLKENVOLK überarbeitet, welches von >Ralf Schlüter< graphisch umgesetzt wurden, für FROSTFEUER des gleichen Autoren arbeitete mit >Marie Sann< zusammen. Comic und Hörspiel, zwei komplett verschiedene Medien, zumal er für Kai Meyer eine fertige Story graphisch umgesetzt hat, während er für die Lady eine eigene Geschichte aufbauen musste. Entsprechend war ich doch etwas skeptisch. Er konnte mich jedoch mit seinem schlichten aber pfiffigen Konzept überzeugen, und ich hoffe auf weitere Abenteuer aus seiner Feder.
In der aktuellen Folge ist wieder der Anthropologe Professor Thomas Portman (gesprochen von Bert Franzke) dabei. Er passt sehr gut in die Handlung, kann er doch als Wissenschaftler sehr gut zur fachlichen Diskussion rund um den Fall beitragen. Doch auch so mag ich Portman sehr, er ist ein guter Kontrapunkt zu der alten Dame, ist kein Mitläufer sondern bringt eigene Impulse ein und gibt der Story seine eigene persönliche Note (was ich bei Denham manchmal vermisse).
Neben den bekannten Sprechern fanden sich natürlich weitere. Sabine Jäger sticht, wie auch sonst bei ihren Auftritten, deutlich hervor. Ihre dominante Stimme mit dem immer etwas hysterischen Unterton ist zwar anstrengend, dafür aber äußerst markant und für die ihr hier zugedachte Rolle perfekt geeignet.
Kaspar Eichel war schon mehrfach in der Reihe zu hören, weiß hier als als Wissenschaftler zu überzeugen und einen kühlen Gegenpunkt zu Sabine Jäger zu setzen. Auch Reinhard Kuhnert und Rainer Fritzsche sind den Fans bereits bekannt und fügen sich stimmlich gut zum Rest der Truppe. Die Folge trägt sich teilweise vor allem durch die Spannungen zwischen den Anhängern und Gegnern des Verstorbenen, und dieser Konflikt wurde sehr gut transportiert. Ich empfand die Folge als sehr "lebendig" aufgrund der Dialoge wie auch der Umsetzung durch die Sprecher.
Insgesamt ist DIE RACHE DER DRUIDEN eher einfach gehalten, überzeugt aber vor allem durch die gut umgesetzten Spannungen, den geschickten Aufbau und den richtigen Biss in den Dialogen.
Wertung: 4,5 von 5 Mistelzweige
SaschaSalamander 03.12.2012, 09.16 | (0/0) Kommentare | PL
Wie ich einmal fast berühmt wurde
Eric, sein Bruder und seine Kumpel spielen in einer kleinen Band, wenig erfolgreich aber mit viel Herzblut und dem ewigen Traum eines Tages entdeckt zu werden. Und tatsächlich Eric erhält er einen Anruf, man will seine Stimme für die neue Castingband. Er ist begeistert, wittert Ruhm und Geld, möchte sich in der Musik verwirklichen und sagt zu. Doch es kommt anders, als er sich das vorgestellt hatte - hinter den Kulissen sieht die "Realität" einer Boygroup ganz anders aus als erwartet.
AUTOR
Auf Tobias Elsäßer wurde ich durch das Buch >LINUS LINDBERGH< aufmerksam und war sofort interessiert an weiteren seiner Titel. Abgesehen von LINUS schreibt er vor allem Jugendbücher. Er war selbst Mitglied in einer gecasteten Boygroup, "Yell4You", kann also aus seinen eigenen Erfahrungen für dieses Buch schöpfen. Autobiographisch ist dieses Buch allerdings nicht, >eigenen Angaben zufolge< ist lediglich ein knappes Drittel persönlicher Natur.
GENRE, THEMEN
Auf den ersten Blick mag es scheinen, Elsäßer habe einen Roman geschrieben über Glamour, Karriere, Berühmtsein und den Traum (fast) aller Jugendlichen. Doch schnell wird klar, dass es hier eher um das Gegenteil geht: seine Schilderung ist ernüchternd, zeigt die Welt hinter dem Vorhang und die Probleme der zu schnell erschaffenen Stars.
Allerdings ist dies nur ein Teil des Buches. Das, worum es dem Autor vor allem geht, ist das Heranreifen des Protagonisten. Ein junger Erwachsener, gerade dem Teenageralter entwachsen, er muss seinen Platz im Leben erst finden. Will er Alltagstrott, Ausbildung und Sicherheit, oder lockt ihn die weite Welt, das Abenteuer, das Risiko? Lernt er seinen eigenen Weg zu gehen, oder fügt er sich dem Wunsch seiner Eltern, seines Bruders? WIE ICH EINMAL FAST BERÜHMT WURDE schildert das Leben eines jungen Mannes, der alle Erfahrungen sammeln muss, die in diesem Alter üblich sind, darunter auch Drogen, Alkohol, Sexualität, Beziehung, Integration in die Gesellschaft.
Die Welt der Medien wird ebenfalls wunderbar dargestellt. Was für den Zuschauer aussieht wie Reichtum, Erfolg und Glück, ist dahinter Korruption, Lüge und Betrug. Da Elsäßer aus eigener Erfahrung schöpfen kann, ist seine Schilderung umso realistischer und ernüchternder.
Dazu eine angenehme Würze Lokalcolorit aus dem Schwäbischen Raum, hauptsächlich Stuttgart. Überregionale Schauplätze entlocken manchem Leser ein "aah, das kenn ich doch", dazu kleinere Eckchen als Schmankerln für die Einheimischen.
SPRACHE
Elsäßer nimmt kein Blatt vor den Mund. Sein Protagonist erzählt die Erlebnisse in der Ich-Form, und er spricht, wie ein Jugendlicher der normalen Mittelklasse dies eben tut: der Situation entsprechend mal lässiger, mal gehobener, und manchmal auch völlig daneben (besonders gerne gegenüber hübschen Frauen). Der Autor hat diese Momente sehr gut eingefangen und es dabei geschafft, bei Themen wie Alkohol, Drogen oder Sexualität niemals um den heißen Brei zu reden, direkt zu bleiben und dennoch die Form zu wahren. Perfekt für die jugendliche Zielgruppe umgesetzt, realistisch und dabei stets flüssig zu lesen.
Obwohl es flüssig zu lesen ist, habe ich es übrigens genossen, es nicht im Schnelldurchgang zu verschlingen sondern einzelne Sätze, Metaphern und Gedanken wirken zu lassen, die Formulierungen auf der Zunge zergehen zu lassen. Ich mag Elsäßers Art zu schreiben, seine Worte sind klar und eindringlich, schaffen eine direkte Verbindung zwischen Leser und Protagonist.
AUFBAU
Das Buch besteht im Grunde aus zwei Teilen: die Zeit vor der Gruppe und währenddessen. Der Bruch mit der Band kommt abrupt und lässt alle Fragen nach Erics weiterer Zukunft offen. Worauf es hier ankommt ist die Schilderung der Medienwelt hinter den Kulissen sowie Erics persönliche Entwicklung. Privatleben und Boygroup reiben immer wieder aneinander, lassen sich nur schwer vereinbaren.
Die Handlung ist aufgrund ihrer Intention und Genres von Grund auf vorhersehbar. Dies sehe ich allerdings nicht als Manko, denn WIE ICH EINMAL FAST BERÜHMT WURDE ist kein Roman mit Spannungsaufbau, Verwicklungen, Showdown und Epilog. Es ist eine Erzählung, die für die vermeintlich farbenprächtige Welt, die sie schildert, angenehm ruhig und bodenständig bleibt.
NOSTALGIE
Ach ja, das war meine Zeit. Ich habe mich in dieser Ära niemals heimisch gefühlt, aber ich habe sie erlebt und hatte Teil daran. Daher war dieses Buch auch eine Reise in meine Vergangenheit, es gab viele nostalgische Momente. Nein, ich war kein Fan irgendeiner Boygroup, habe keine Bravo gelesen und war auch nicht interessiert an MTV und Co. Trotzdem bekam ich das natürlich alles mit, man konnte sich als Schüler diesem Hype kaum entziehen. Worlds Apart, Bed & Brreakfast, Touché, ´N Sync, Caught in the Act, Mr President, DJ Bobo, Blümchen, Scooter. Die Auflösung von Take That, Namen wie Mola Adebisi und Minh-Khai Phan-Ti. Dazu der Discman, in dem man seine CDs abspielte, und kein Wort von Internet, Facebook, Twitter, MP3 und Co.
FAZIT
WIE ICH EINMAL FAST BERÜHMT WURDE ist ein Jugendbuch, das ich uneingeschränkt für jüngere und auch ältere Leser empfehlen kann. Es zeigt die Welt hinter den strahlenden Kulissen des Rampenlichts ebenso wie die Probleme eines ganz normalen Twens. Ich bin dankbar, dass Tobias Elsäßer sich inzwischen dem Schreiben zugewandt hat ;-)
Wertung: 4,5 von 5 grüne Döner
SaschaSalamander 29.11.2012, 08.53 | (0/0) Kommentare | PL
Lady Bedfort 58 - Schatten der Vergangenheit
Francis Gillick wird aus dem Gefängnis entlassen. In Broughton will er sich niederlassen, wo die Polizei auch seine damals verschwundene Beute vermutet. Will er wirklich ein neues Leben beginnen, oder hat er andere Pläne? Die Ereignisse überschlagen sich, zu viele Personen hatten damals ihre Hände im Spiel, und als ein Mord geschieht, eskaliert es ...
STORY, AUFBAU
Marc Freund, den man im Rahmen der Lady Bedfort Reihe nicht mehr vorstellen muss, hat mit SCHATTEN DER VERGANGENHEIT einen auf den ersten Blick recht vielschichtigen Fall geschaffen. Da wäre einmal der Strafentlasse, seine Vergangenheit und das zukünftig geplante Vorgehen. Außerdem sind da seine frühere Partnerin und deren neuer Ehemann. Und dann ist da noch das Ehepaar, dessen Sohn damals vom Fluchtauto überfahren wurde. Jeder hat seine eigenen Ziele und Hintergründe, und alle spielen sie ein doppeltes Spiel. Es ist für den Hörer im ersten Moment nicht leicht, den Überblick zu behalten, wer nun wer ist und was ihn / sie antreibt, ein zweites Hören ist hier auf jeden Fall hilfreich und sinnvoll.
Immer wieder springt der Hörer von einer Szene zur nächsten, belauscht mal dieses Gespräch, mal jene Szene. Doch so verwirrend es im ersten Moment auch scheint, ist es doch recht gut durchschaubar. Der Autor hat mit allen Möglichkeiten gespielt, um dann am Ende die beste (und nahezu einzige bisher nicht angesprochene) als Auflösung zu wählen. Ich empfand das als relativ durchschaubar und clever gelöst, gelungene Mischung aus komplexer Story und klassischem Aufbau.
Mit all den vielen Blickwinkeln und Möglichkeiten allerdings kommt die Lady selbst etwas zu kurz. In der Folge BURGESS TRAGÖDIE fand ich das recht gut umgesetzt, die Story bot genügend Pep, um auch mit wenig Lady zu überzeugen. SCHATTEN DER VERGANGENHEIT dagegen ist zwar eine clevere Story, doch mir persönlich fehlt ein bisschen das Feuer, das die Serie sonst ausmacht, die Spitzfindigkeiten und gewitzten Dialoge, ich habe ein wenig das "typische Bedfort-Feeling" vermisst.
SPRECHER
Noch immer habe ich mich nicht so ganz an Margot Rothweiler gewöhnt. Immerhin, bei den ersten beiden CDs fiel es mir schwer, überhaupt zu erkennen, dass die Lady spricht. Inzwischen fällt es mir leicht, das zuzuordnen, auch wenn es noch immer fremd klingt. Was die anderen bekannten Stimmen betrifft, gibt es bezüglich deren Leistung nicht viel zu sagen, sie machen ihre Sachen wie immer prima.
Alte Bekannte trifft der Hörer dieses Mal mit Helmut Gauß, der mir bereits in Folge 23 und 25 positiv auffiel und über dessen Mitarbeit an der aktuellen Folge ich mich sehr freute. Reinhard Kuhnert konnte man bereits in Folge 24, 26 und 57 hören, ist aktuell also bereits zum vierten Mal dabei. Harald Effenberg ist mit seiner inzwischen zwölften Folge ein alter und gern gehörter Bekannter. Neu dabei sind dieses Mal Anke Reitzenstein und Iris Artajo, denen ich ihre jeweilige Rolle sehr gut abkaufen konnte. Ich hätte nichts dagegen, sie bald wieder einmal zu hören.
FAZIT
Die vielen Charaktere und zusammenhängenden Handlungsfäden der Vergangenheit und Gegenwart machen diese Folge zu einer CD, die man gerne mehrfach hören kann. Die Geschichte ist sehr schön ausgearbeitet, bietet den Fans aber etwas wenig Bedfort und Rahmenhandlung, dafür aber einen clever gestrickten Kriminalfall.
Wertung: 7,9 von 10 braune Altfrauenschuhe
SaschaSalamander 26.11.2012, 08.59 | (0/0) Kommentare | PL
Getrieben
Ende letzten Jahres lernte ich den Autor >Andreas Altmann< in seinem damals neuen Werk >DAS SCHEIßLEBEN MEINES VATERS< kennen, habe hier und da Beiträge und Artikel von ihm gelesen, auch das Buch >TRIFFST DU BUDDHA, TÖTE IHN< hat mich sehr angesprochen. Inzwischen liegen weitere Bücher von ihm in meinem Regal und warten auf mich. Sogar eine >Lesung< mit ihm durfte ich besuchen, die mir sehr dabei half, einen Zugang zu diesem doch recht ungewöhnlichen Schriftsteller zu gewinnen.
Seine Biographie hier zusammenzufassen würde den Rahmen sprengen, Altmann spricht am besten für sich selbst, man lernt ihn über seine Bücher kennen. Durch seinen schonungslos offenen Stil gewährt er dem Leser nicht nur Einblick in fremde Länder und neue Erfahrungen, sondern auch in seine Gedankenwelt, sein Innerstes. Das Lesen eines seiner Bücher ist eine Begegnung mit dem Menschen Altmann und eine berauschende Erfahrung.
Der >Solibro-Verlag< hat sein Werk >GETRIEBEN< von 2005 zu meiner großen Freude neu aufgelegt und sich zur Vertreitung des Titels auch an einer Aktion bei >BloggDeinBuch< beteiligt. Daher freue ich mich, nun auch dieses Buch in den Händen zu halten und Euch vorzustellen.
INHALT, AUFBAU
In GETRIEBEN lässt Altmann den Leser an den unterschiedlichsten Erfahrungen teilhaben. Er gibt Schreibtipps, erzählt von Potenzproblemen, Versicherungsbetrug, homosexuellen Selbstversuchen, vielfachem Diebstahl, dem Reiz unerreichbarer Sehnsucht und der für ihn nicht erfüllenden greifbaren Liebe, singt ein Loblied auf die deutsche Sprache, wettert in auszugsweise veröffentlichten Briefen gegen Redakteure. Manche seiner Texte sind gerade einmal drei Seiten lang, andere dreißig. Zwar sind die Erzählungen inhaltlich grob strukturiert, dennoch passen viele seiner Beiträge auch in andere Kategorien, es gibt keinen konsequenten roten Faden abgesehen von dem steten Drang nach Erfüllung. Wer Altmann als Reiseschriftsteller schätzt und ausschließlich von fernen Ländern lesen möchte, der wird hier enttäuscht werden, von Reisen erzählt er hier kaum. Dieses Buch richtet sich vielmehr an Menschen, die das Leben ausschöpfen wollen. Wofür anderen der Mut fehlt - Altmann riskiert, lebt und teilt es. Durch ihn kann der Leser neue Erkenntnisse sammeln und über Dinge staunen, über die andere nur hinter vorgehaltener Hand sprechen. Tabulos und direkt, ungeachtet der Moral unzähliger Gutmenschen. Er kostet das Leben aus, ist getrieben vom Kick nach Neuem, nach Abenteuer und Freiheit, und davon handeln seine Worte.
SPRACHE, STIL
Wie auch im Leben vermeidet er in seinem Schreiben das Gewöhnliche. Seine Sätze empfinde ich als Erotik, als Lust, und wie diese sind sie schmeichelnd, lüstern, zärtlich, verheißungsvoll, abwechslungsreich, manchmal auch dreckig, wild, ungestüm, verdorben, grenzüberschreitend, provokant. Altmanns Sprache ist Tango mit der Geliebten, durchdrungen von Feuer und Leidenschaft. Doch anders als viele Autoren ist er dabei nicht vulgär, sondern setzt den verbalen Dirty Talk als Stilmittel ein, um seine Aussagen zu betonen und den Leser ganz persönlich zu treffen. Er öffnet sich, gibt sich exhibitionistisch, und er erwartet vom Leser ebensolche persönliche Beteiligung, buhlt um seine Aufmerksamkeit.
Für mich sind Bücher gut, wenn sie mindestens unterhalten oder bereichern. Altmann gelingt beides. Ich teile seine Meinungen nicht, würde selbst oft anders halten und kann viele seiner Taten nicht gutheißen. Doch gerade deswegen liebe ich seine Bücher: weil sie mir eine neue Denkweise aufzeigen, weil sie mich über meinen Horizont hinaustragen und mir seine Welt zeigen, die so völlig anders ist als meine.
FAZIT
GETRIEBEN ist das Portrait eines rastlosen Mannes, es ist die Gier nach der Fülle des Lebens. Ich könnte Altmanns Buch nicht besser zusammenfassen als er es mit einem Zitat von André Gide selbst sagte: "Ich will dabei sein, und koste es das Leben".
Wertung: entfällt, da ich mir nicht anmaße, die intimen Gedanken eines Menschen zu beurteilen, gleich in welcher Form sie dargeboten werden.
SaschaSalamander 30.10.2012, 09.17 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
MindNapping 11 - Insel-Menschen
Cove Island ist nur eine sehr kleine Insel. Die Bewohner kennen sich, und trotzdem hat jeder seine kleinen Geheimnisse, seine verborgenen Wünsche und Hoffnungen. Eines Tages fischt Pauly einen Toten aus dem Meer, der viele Geldbündel bei sich trägt und Spuren von Folter aufweist. Die Bewohner beschließen, das Geld für sich zu behalten, doch bald stehen Fremde vor der Tür und wollen ihr Geld zurück ...
JOHN BECKMANN
Die inzwischen bereits elfte Folge der Reihe MINDNAPPING wurde von >John Beckmann< geschrieben, der inzwischen zu meinen liebsten Hörspiel-Autoren zählt. Er zeichnet sich verantwortlich für sehr viele Folgen von >Lady Bedfort<, auch für den >DarkSide Park< schrieb er drei Folgen. Seine Beiträge beinhalten kaum Action, dafür ausgefeilte Charaktere und eine geschickt aufgebaute Story, vermögen selbst einem Krimi oder Thriller warme, menschliche Züge zu verleihen. Seine Geschichten sind meist geradlinig in der Erzählstruktur und in sich dennoch komplex, eine ideale Mischung aus Anspruch und entspanntem Hören. Er ist ein Meister der leisen Töne.
CHARAKTERE
Pauly, Margret, Helen, Frank, Michael, Norman, sie leben auf der Insel und haben jeder seine Sorgen. Gleich zu Beginn wird hier und da eine Vergangenheit angedeutet, ein Teil der Spannung des Hörbuches zieht sich aus der Frage nach den jeweiligen Hintergründen der Figuren. Die beiden Fremden werden wenig ausgebaut, das ist jedoch nicht erforderlich, sie erfüllen ihren Zweck. Wichtig sind die Menschen auf der Insel. Zwar hatte ich mir etwas mehr erhofft hinsichtlich der Backgrounds, doch bei genauem Hinsehen: was Beckmann bietet ist nicht ohne, doch er verpackt es und lässt es still wirken. Große Wirkung, großes Geheimnis, und doch wirkt es eher ruhig, die Idylle der Inselmenschen wird inhaltlich komplett zerstört, fordert tragische Opfer und bewahrt dennoch ihre nach außen friedliche Fassade.
AUFBAU
Jürgen Kluckert (Lady Bedfort, Benjamin Blümchen, Gabriel Burns) leitet den Hörer durch die Erzählung. Er macht seine Sache großartig, wie man es von ihm kennt und liebt. Mir war allerdings nicht ganz klar, was Kluckert (so gut er seine Arbeit auch gemacht hat) bewirken sollte. Er war nicht in die Handlung eingebunden, agierte als olympischer Erzähler, wirkte für mich wie ein Fremdkörper auf der Insel. Ich hätte es schöner gefunden, wenn die Geschichte ohne Erzähler geschrieben worden wäre, wenn die Charaktere sich mehr austauschen und der Hörer durch Gespräche und Aktionen die Hintergründe erfährt statt sie auf dem Silbertablett erzählt zu bekommen.
Die Handlung beginnt mit einem einzelnen Inselbewohner, bald kommt der nächste hinzu, bis man einige Zeit später alle kennt. Ich habe die Figuren recht bald liebgewonnen. Sie sind schrullig, haben ihre Macken und sind eigenständige Persönlichkeiten, eben Beckmanns Stärke: normale Menschen wie Du und ich, die plötzlich aus ihrem Alltag gerissen werden. Wer Action, atemlosen Thrill und ein turbulentes Abenteuer erwartet, ist mit dieser Folge definitiv schlecht bedient. Wer wie ich allerdings eine ruhige Erzählweise mit einem bedrohlich steigenden Aufbau liebt, der bekommt eine wunderbare Story geboten. Langsam, Schritt für Schritt, entwickelt sich das Geschehen, fügt sich ein Stein auf den anderen, vervollständigt sich das Bild.
Verglichen mit den anderen Folgen der Serie ist INSEL-MENSCHEN um einiges ruhiger als die meisten und ausnahmsweise absolut geradlinig erzählt. Ich mag diesen Stil, allerdings darf es nach >MONTANA< und >TRAUMTÄNZER< gerne wieder eine etwas lebhaftere Folge mit etwas mehr Thrill und Action geben ;-)
SPRECHER
Jürgen Kluckert als Erzähler habe ich schon erwähnt. Ebenso bekannt und professionell die anderen Sprecher der INSEL-MENSCHEN. Besonders gefreut habe ich mich über Luise Lunow, die ich seit >Lauter nette Damen< überall wiedererkennen würde. Ansonsten trifft man hier auf Sven Plate, Martin Kessler , Michael Pan, Arianne Borbach, Jan Spitzer, Stefan Friedrich und Wolfang Bahro, ebenfalls "alte Hasen" vor der Kamera bzw hinter dem Mikrofon. Hier hat die Chemie gepasst, die Bösen haben ihre Rolle überzeugend gespielt, und die Insel-Menschen wirkten "wie aus einem Guss", als würden sie sich bereits lange kennen, eine verschworene Gemeinschaft. Die idyllische Fassade und die Harmonie zwischen den Sprechern lassen die Geschichte umso besser wirken.
MUSIK
Die Musik gefiel mir in dieser Folge außerordentlich gut, sie passt sich dem ruhigen Stil an, vermittelt unterschwellig Spannung und wächst merklich an. Besonders gelungen finde ich den Einsatz des Didgeridoo, das man sonst zwar mit Australien assoziiert, das hier aber perfekt passt. Das dumpfe Vibrieren, meditativ, beruhigend (wie die idyllische Fassade der Insel) und zugleich unheilverkündend, ein namentlich nicht nennbares Kribbeln im Körper erzeugend. Es mag eine ungewönliche Wahl sein, aber ich finde, dieses Instrument passt wunderbar zu der Atmosphäre, die Beckmann in seinen Geschichten vermittelt.
FAZIT
INSEL-MENSCHEN ist eine geradlinie, unkomplizierte Folge, die ihren Reiz aus der sich schrittweise entwickelnden Handlung zieht. Kein Highlight der Serie, in sich aber eine außergewöhnlich gut erzählte Geschichte für jeden, der in "langsame Handlung" und "Spannung" keinen Widerspruch sondern eine ganz besondere Perle zu sehen vermag.
Wertung: 8 von 10 geheime Keller
SaschaSalamander 29.10.2012, 09.06 | (0/0) Kommentare | PL
Dark Mysteries 04 - Schließe nicht die Augen
Der Ich-Erzähler, ein Polizist, hat Träume, in denen er blutigen Morde aus Sicht des Opfers erlebt. Er findet heraus, dass dies tatsächlich Morde sind, in denen sie seit einiger Zeit ermitteln. Spielt ihm sein Gehirn einen Streich, oder wurde er tatsächlich Zeuge des Geschehens? Natürlich wirken seine Albträume sich auf die Arbeit aus, und so suspendiert der Chef ihn vorübergehend vom Dienst und empfiehlt ihm auch gleich eine nette Urlaubspension. Doch statt erholsamen Urlaub erwartet den Polizisten bereits der nächste Mord ...
IDEE, GENRE, AUFBAU
Die Idee hat mir sehr gut gefallen, ist keine absolute Innovation aber trotzdem erfreulich unverbraucht und eine sehr gute Grundlage für ein Hörspiel. Ein packender und teils recht blutiger Thriller gepaart mit einigen Mystery-Elementen und einer mehr oder weniger überraschenden Wendung.
Die Geschichte beginnt mit einem blutigen Mord, der Hörer ist mitten im Geschehen. Die Handlung ist eher ruhig und wenig actionreich, besteht vor allem aus Gesprächen und dem Erzählteil. Die Träume dagegen sind grausam, brutal und herrlich eklig. Die Auflösung ist wenig überraschend, hat aber dennoch eine nette Wende zu bieten und ist dann leider ein stückweit ... mh, nein, "an den Haaren herbeigezogen" möchte ich nicht sagen, aber es ist nicht leicht, für solche Themen ein passendes Ende zu finden, und hier hat man dann auf etwas zurückgegriffen, das ich immer recht enttäuschend finde. Aber gut, irgendein Ende muss man haben, und übersinnliche Dinge lassen sich nunmal selten zufriedenstellend erklären, irgendein Hörer ist immer damit unzufrieden. Was ich aber toll finde: Titel sind meistens einfach nur Titel, von wenig Belang, damit eben "das Kind einen Namen hat". Hier allerdings hat man sich wirklich Gedanken gemacht und eine tolle Idee gehabt, die ich hervorheben und loben möchte. Wer wissen möchte, was es mit SCHLIESSE NICHT DIE AUGEN auf sich hat, soll sich hier überraschen lassen ;-)
SPRECHER
Mit Detlef Bierstedt als Protagonist wurde eine bekannte und professionelle Stimme herangezogen, er vermag den nervlich belasteten Polizisten sehr gut darzustellen. Mit Jens Wendland, Wolfgang Rüter, Susan Weckauf und einigen anderen hat man weitere bekannte Sprecher geholt, die man in Hörspielen bisher nicht allzu oft gehört hat und die mir selbst noch recht neu sind. Man hört, dass sie Übung haben und Profis sind, dennoch muss ich zugeben, dass es zwei Rollen gab, die ich persönlich anders besetzt hätte, da mir die Sprechweise etwas zu künstlich und überdramatisiert wirkt. Dies ist jedoch Geschmackssache und hat den Genuss des Hörspiels für mich nicht maßgeblich beeinträchtigt.
UMSETZUNG
Die Umsetzung finde ich wirklich gelungen. Eine große Stärke des Labels ist die Darstellung von ekligen Szenen. Waren die erste Folge >FUCHSJAGD< und der zweite Teil damit regelrecht überladen, war es im dritten Teil >HOTEL DER VERLORENEN ZEIT< eher zurückhaltend, so hat man hier eine perfekte Mischung aus Handlung und Splatter gefunden. Leider aber hat der Handlungsteil es nicht geschafft, mich sonderlich zu fesseln. Gut, natürlich wollte ich wissen, was es mit den Träumen auf sich hat und wie sich die Morde aufklären, dennoch war es kein Problem für mich, mittendrin auch einmal zu pausieren und mich anderen Dingen zu widmen. Es fehlte der letzte Kick, der so richtig begeistert.
Trotzdem, die Geräusche sind einmalig, man hört regelrecht das Blut spritzen, ich habe mich auf meinem Sitz gewunden, es war wie der sprichwörtliche Autounfall: ich wollte es nicht hören, es war einfach ZU eklig, aber ich konnte mich nicht abwenden, es war genial, realistisch und absolut faszinierend.
FAZIT
Eine packende Handlung wie im HOTEL DER VERLORENEN ZEIT und solch geniale Splatterelemente wie in SCHLIESSE NICHT DIE AUGEN, das wäre die perfekt Mischung für fünf Punkte, und ich bin sicher, dass Markus Winter und sein Team das schaffen können. War ich anfangs noch skeptisch, bin ich inzwischen recht begeistert und kann die nächste Folge kaum erwarten!
Wertung: 12 von 15 langsam ausgeblutete Kadaver
Anmerkung: ursprünglich hatte ich hier das Cover auf voller Blogbreite. Allerdings empfand ich das in der Vorschau immer als sehr unangenehm, also habe ich es entfernt. Wie auch schon bei einigen anderen Titeln: ich muss meine Leser nicht mit Horrorcovern erschlagen, wenn sie meien Seite aufrufen ;-)
SaschaSalamander 22.10.2012, 09.11 | (0/0) Kommentare | PL
Die drei ??? 157 - Im Zeichen der Schlangen
Die ??? bekommen ein Set Spielkarten in die Hand gedrückt, dazu 50 Dollar, und nun sollen sie bitteschön den Star suchen, danach gibt es nochmal 50 Dollar. Der Auftraggeber verschwindet, und das wars. Aber findig, wie sie sind, kommen sie bereits auf eine erste Spur, was es mit den Spielkarten und dem geheimnisvollen Mann auf sich hat. Zeitgleich werden sie von einer jungen Frau kontaktiert, die sich Hals über Kopf verliebt hat - in Skinny Norris! Er gibt ihr eine falsche Identität vor und behauptet Inhaber eines Lieferservice zu sein. Sehr rätselhaft, all diese Dinge, doch Justus, Peter und Bob kommen dem Täter (ja, welchem Täter überhaupt? Was wird hier gespielt? Gibt es überhaupt einen Fall?) bald auf die Schliche ...
AUFBAU
Die Story beginnt mit zwei parallelen Handlungssträngen. Einmal ist da der mysteriöse Auftraggeber, auf der anderen Seite die junge Frau (die Peter und Bob wieder einmal um den Finger wickelt). Beides ist noch nicht gleich als Fall zu erkennen. Es ist unklar, was der Mann mit dem Kartenspiel bezweckt und welchen "Star" man finden soll. Und die Frau will eigentlich nur, dass die Detektive ihren neuen Schwarm genauer unter die Lupe nehmen, da ihr einiges merkwürdig vorkommt. Dann wäre da als dritte Ebene im Hintergrund noch die bald stattfindende Auktion, die einiges an Aufmerksamkeit auf sich zieht. Drei Ebenen also, die hier geschickt miteinander verwoben werden und anfangs für Ratlosigkeit und bald darauf für Spannung sorgen, denn natürlich ist klar, dass es alles auf ein Ziel hinauslaufen wird. Ich mag es, wenn eine Story nicht auf den ersten Blick geradlinig ist sondern verschiedene Fäden spinnt. Gut, im Grunde war es recht übersichtlich, aber für ein Hörspiel und für die Gesamtheit der ??? war das hier schon ziemlich komplex, und dafür gebührt dem Autor - Hendrik Buchna, der mich bereits im >DARKSIDE PARK< und >MINDNAPPING< begeisterte - Anerkennung.
MUSIK, EFFEKTE
Die Effekte wie üblich passend zur Story und schön eingebunden. Manchmal haben die ??? damit zu kämpfen, dass die Geräusche für meinen Geschmack zu laut sind oder ich während des Hörens schonmal die Lautstärke regeln muss, das war diesmal nicht der Fall. Was die Musik betrifft: super, hat mir sehr gut gefallen. Altbekannte Stücke, die gut zur Story passen und auch ein wenig Retro-Gefühl aufkommen lassen.
ATMOSPHÄRE
Überhaupt empfand ich die Atmosphäre dieses Mal als recht gemütlich, das hatte was von den älteren Folgen. Rätsel knobeln, Freundschaft der drei Jungs, ein hübsches Mädel, ein alter Erzfeind, ein mysteriöser Auftraggeber und jede Menge Arbeit auf dem Schrottplatz. Eine prima Kombi, die ich einfach gerne höre und von der ich, wenn sie gut umgesetzt ist, nicht genug kriegen kann.
KLEINES MANKO
Die Auflösung fand ich an den Haaren herbeigezogen. Viel Arbeit für nichts, man hätte all das auch einfacher haben können. Direkt nach dem Hören dachte ich mir "boah, neee, das kann es echt nicht gewesen sein, also bitte, Null Punkte!" Uns ist klar, dass Skinny ein Bösewicht ist, mal clever, mal ziemlich naiv (wie es die Story eben gerade erfordert), aber was hier abgezogen wurde fand ich ziemlich daneben. Kurz nach dem Hören habe ich überlegt, ob ich diese Folge mit großem Minus abstrafen soll, weil ich vom Ende ziemlich enttäuscht war.
Und was die Titelvergabe betrifft - über Covergestaltung und Titel habe ich schon lange aufgehört mich zu wundern oder ärgern. Nur Gott allein und die Verlage wissen, was da in den Köpfen der Entscheidungsträger vorgehen mag ...
EIGENE MEINUNG
Ich zähle nicht zu den Fans, die alles von den ??? loben. Und ich bin keiner von denen, die prinzipiell alle alten Folgen gut und die neuen schlecht finden. Sondern einfach ein Erwachsener, der mit den ??? aufgewachsen ist und noch heute seinen Spaß damit hat, mal mehr und mal weniger. Und in dieser Folge - hatte ich durchweg eine Menge Spaß! Tolle Musik, die Sprecher auf gewohnt hohem Niveau, viele Rätsel und alles, was es für eine gute Portion ??? braucht. Nur das Ende, das Ende, ohweh. Für meinen Geschmack sehr unrealistisch. Wenn ich allerdings bedenke - wie realistisch ist es, dass LADY BEDFORT in ihrem kleinen Ort zufällig in 57 Krimninalfälle tappte? Wie realistisch ist es, dass die Hölle nach so unendlich vielen Heftromanen, Filmen und Hörspielen noch immer nicht komplett von JOHN SINCLAIR gesäubert wurde? Und wie realistisch ist es, dass Skinny Norris nicht schon längst lebenslänglich für all seine gesammelten Gaunereien hinter Schloss und Riegel sitzt? Also - was solls. Was mir für die ??? wichtig ist, das ist der Spaß, und den hatte ich hier rundum, ohne Längen und in prima Umsetzung. Dazu eine für die Serie in sich recht komplexe Story mit einigen gut verwobenen Handlungsebenen. Was will man mehr? Es kann nicht jede Folge perfekt sein ;-)
FAZIT
Recht unrealistisch am Ende, aber ansonsten durch und durch gelungen. Es war in sich stimmig, und ich hatte nach vielen langen Folgen mal wieder ein richtig nostalgisches Gefühl beim Hören. Scheint, als geht es nach einigen Flops langsam wieder aufwärts mit meinen drei Lieblingsdetektiven :-)
Wertung: 8,1 von 10 alberne Hüte
SaschaSalamander 19.10.2012, 09.25 | (0/0) Kommentare | PL
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