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Blogeinträge (Tag-sortiert)
Tag:
Ewig Dein
SaschaSalamander 10.02.2012, 14.57 | (0/0) Kommentare | PL
Ein mittelschönes Leben
Kinder stellen Fragen, die Erwachsenen durch den Kopf gehen, die sie aber nicht zu fragen wagen ob ihrer Scham. Dies sind existenzielle Fragen wie etwa "was machst Du, wenn Du krank wirst" oder "weiß Deine Familie, dass Du auf der Straße lebst", aber auch so scheinbar banale und doch erstaunlich wichtige Fragen wie "wo gehst Du denn aufs Klo", "gewöhnt man sich an das Leben auf der Straße" oder "feierst Du Weihnachten". Ich fand die Offenheit der Kinder sehr angenehm. Und ebenso fand ich es mutig und spannend, wie direkt die drei auf die Fragen eingingen. Erwachsene fragen nach Schuld und Verantwortung, daher fand ich es schön, dass man hier die Kinder zu Wort kommen ließ, welche das Augenmerk auf andere Dinge richteten.
Was die Betroffenen aus ihrer jeweiligen Sicht schilderten, fasst der Erzähler noch einmal zusammen, beschreibt beispielsweise die Vernetzung von Einrichtungen wie Straßenambulanz, Obdachlosenunterkünften, Wärmestuben, der Tafel oder dem Straßenmagazin. Sehr schön finde ich auch, dass es drei Gesprächspartner sind, zwei Männer und eine Frau. Dadurch zeigt sich auch, dass es nicht immer klare Antworten gibt und jeder die Situation anders einschätzt. Auf die Frage, ob auch Kinder auf der Straße leben, weichen zwei Antworten sehr stark voneinander ab. Ich denke, das liegt zum einen ander Definition "Kinder" (ich vermute, die Frau dachte eher an Jugendliche, während der Mann eher an Kinder im Alter der Fragesteller vor sich sah), und zum anderen ist Obdachlosigkeit ein schwer zu erfassendes Thema, das sich auch einer exakten Statistik entzieht.
Obdachlosigkeit ist gerade in Großstädten ein wichtiges Thema. Täglich läuft man an den Menschen vorbei, beachtet sie nicht, weicht ihrem Blick aus. Kauft vielleicht mal ein Magazin oder wirft ein paar Cent in den Pappbecher. Aber dann ist das Thema wieder vergessen, dem Alltag gewichen. Beruflich habe ich sehr oft mit den Folgen der Obdachlosigkeit zu tun, und erst letzte Woche habe ich ein Wohnheim aufgesucht, um Kontakte zu knüpfen und mehr über die Hintergründe zu erfahren. Dabei wurde mir bewusst, wie wenig ich trotz der Nähe zu diesem Thema eigentlich darüber weiß, und wie wichtig es vor allem auch ist, nicht die Augen zu verschließen und darauf aufmerksam zu machen.
Produziert für Kinder, ist dieses Hörbuch dennoch auch für Erwachsene geeignet. Denn wie gesagt: Erwachsene wüssten auch gerne, ob ein Obdachloser Weihnachten feiert, aber sie wagen es nicht zu fragen, da andere Dinge wichtiger scheinen. Hier kann man allerhand über das Leben auf der Straße erfahren, aus einem ganz anderen Blickwinkel. Und für Kinder ist die CD sehr gut geeignet, mit offenen Augen durch die Stadt zu gehen, vielleicht sogar selbst aktiv zu werden. "Was können wir tun" war eine sehr bewegende Frage. Und mancher Erwachsene wird ob der Antworten wohl schlucken und gute Vorsätze fassen. Möge es nicht nur bei den Vorsätzen bleiben!
SaschaSalamander 10.02.2012, 09.02 | (0/0) Kommentare | PL
Eigenständiges Denken
Fröhlichs Titel ist eine Art Tagebuch. Es ist keine Anleitung, es ist keine Verkörperung irgendeiner Lehre. Sondern einfach nur ihr Bericht: wie sie dazu kam, welche Probleme sie zu Beginn hatte, was ihr auffiel, warum sie weitermachte, was es bei ihr auslöste. Da finde ich es sowieso seltsam, ein Buch mit Sternchen zu bewerten. Ist ein Tagebuch schlecht? Gut, natürlich ist es aufbereitet als käufliches Produkt, aber dennoch beinhaltet es kein Wissen, keine Weisheit, kein unumstößliches Dogma, sondern einfach nur die Gedanken und Erlebnisse einer Person. Da gibt es Leute, die finden es negativ, dass die Autorin andere Erfahrungen schildert als sie selbst hatten. Oder sie stören sich daran, dass es immer wieder um das Thema Moppel ging, obwohl sie doch Erfahrungen über die gesundheitlichen und spirituellen Aspekte lesen wollten. Oder weil sie ein Lehrbuch erwarteten (woher nahmen sie diese Erwartung?) und nach der Lektüre immer noch nicht wissen, wie diese Yogastellung funktioniert. Manchmal frage ich mich, welchen Zweck Klappentexte erfüllen? Und ob die Leute vor dem Kauf eines Buches vielleicht mal im Buch blättern, was ja inzwischen auch im Internet möglich ist?
Ebenso Altmanns Erfahrungen. Nun ist Altmann ja eh eine Person, die die Gemüter spaltet. Toll, ehrlich, direkt, geradlinig und erfrischend finden ihn die einen. Arrogant, selbstherrlich und ungebildet finden ihn die anderen. Wer ihn nicht mag, kauft seine Bücher trotzdem und wundert sich dann, warum auch dieses ihm nicht gefällt. Und es gibt tatsächlich Leute, die seine Meditationserfahrungen kaufen und sich dann wundern, warum da keine Weisheiten drinstehen sondern nur Meinungen. Wäre Altmanns Buch ein Roman, dann gäbe ich Punktabzug, wenn der Protagonist sich nicht weiterentwickelt und am Ende trotz Meditation und seiner Suche immer noch mit leeren Händen dasteht. Aber sein Buch ist ein Erfahrungsbericht. Und wenn Leser finden, dass er trotz Meditation immer noch ein arroganter Einfaltspinsel ist - dann ist das eben seine Erfahrung, ja und?
Manchmal muss ich schmunzeln. Und ich denke, wenn man ein Buch liest, dann sollte man genau überlegen, was man da zur Hand nimmt. Eine Biographie muss nicht zwangsläufig ein Happy End haben. Ein Tagebuch darf auch gerne Einstellungen beinhalten, die meinen entgegenstehen. In einem Erlebnisbericht ist es nicht erforderlich, dass der Schreiberling danach ein neuer Mensch ist. Und in einem Erfahrungsbericht zum Thema XY darf ich nicht die Lehre des XY an sich erwarten.
Ich liebe Tagebücher und Erfahrungsberichte. Es ist eine spannende Sichtweise hinter die Stirn anderer Menschen. Und wenn sie andere Meinungen als ich vertreten, dann kann ich vielleicht daraus lernen. Oder aber meine eigene Meinung reflektieren und festigen. Ich kann es auch weglegen und sagen "was für ein Schrott, mit der Person mag ich nichts zu tun haben".
Was ich kürzlich in der Rezension >Psycho Shots< schrieb, möchte ich gerne auch auf andere Genres übertragen: ich wünsche mir selbstbewusste Leser. Leser, die fähig sind, ihre eigenen Werte zu hinterfragen. Die die Meinung eines Autors stehenlassen können und sie als das erkennen, was es ist: eine Meinung unter tausend anderen Meinungen. Doch in Zeiten des wachsenden Medienkonsums habe ich immer mehr das Gefühl, dass es viele Leser gibt, die das eigenständige Denken verlernt haben. Bücher, die anders sind, überfordern sie. Ich wünsche ihnen das Selbstvertrauen, beim Lesen den eigenen Kopf zu gebrauchen und immer zu differenzieren zwischen Fiktion, Erfahrungsbericht, Sachlichkeit und Meinungsmache. Und die Fähigkeit, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen für das eigene Vorankommen :-)
SaschaSalamander 09.02.2012, 14.29 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL
Psycho Shots
DIE AUFLÖSUNG ist eine Geschichte um einen One-Night-Stand mit tödlichem Ende. Doch was der Protagonist dann mit der Leiche anstellt, ist zwar nicht neu, aber morbide und herrlich eklig beschrieben.
DER PFLEGER handelt von einem jungen Ich-Erzähler, der eine Stelle als Pfleger eines kranken Mannes annimmt. Er hat nichts zu tun als nur stillzusitzen. Leicht verdientes Geld. Aber woher nimmt der Alte nur die Energie, die ihn immer jünger und frischer werden lässt?
DIE ADRESSE ist herrlich schräg, der Protagonist will unbedingt eine bestimmte Wohnung, da die Adresse ihm eine sichere Karriere beschert. Mit dieser Adresse MUSS man einfach Erfolg haben, und dafür ist er bereit, alles zu tun. Sogar ungelesen die Vertragsbedingungen der Mitbwohnerin zu unterzeichnen.
DIE HAUPTROLLE erzählt von einem Schauspieler, der sich nun auf seine neue große Hauptrolle vorbereiten muss. Doch es gibt kein Drehbuch! Dennoch versucht er sich vorzubereiten, auch wenn er nicht weiß worauf. Sein Zustand wird täglich wahnhafter, und die Warnungen einer Kollegin schlägt er in den Wind, sie will bestimmt nur seine Rolle!
Wenn man diese Kurzgeschichten liest, sollte man als erstes jegliche Logik über Bord werfen. Die Stories lassen sich in kein Genre pressen, es ist nicht einmal klar erkennbar, ob sie nun in der Gegenwart, Zukunft oder einer Parallelwelt spielen. Viele Fragen bleiben unbeantwortet. Ich möchte nicht so weit gehen, die Geschichten als kafkaesk zu bezeichnen; dennoch wird der Leser in eine unerwartete, unrealistische Situation geworfen, die er einfach hinzunehmen hat. Ein Mann ist bereit, alles für eine Adresse zu tun, er streichelt seine Visitenkarte und alle beneiden ihn darum, so ist es eben. Es werden Drinks und Pillen geschluckt, die futuristisch anmuten (denke gerade an eine Folge Dr Who, in der die Menschen ihre Realität mit Pillen betäubten), ansonsten wirkt alles wie im Hier und Jetzt. Keiner handelt so, wie ein normaler Mensch handeln würde, weder die Protagonisten noch die Nebencharaktere. Die Frage nach dem WARUM stellt sich nicht, hier ist es einfach so, weil es eben so ist. Der Leser wird absolut alleine gelassen mit dem Geschehen. Das mag vielen Lesern aufstoßen, denn es ist eher ungewöhnlich und recht gewagt. Man sollte, finde ich, als Leser eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein mitbringen, um nicht wie sonst üblich am Rockzipfel des Autoren zu hängen und von ihm Erklärungen oder gar Antworten und sinnvolle Zusammenhänge erwarten. Die Geschichten sind vergleichbar einem modernen Kunstwerk, das man eher für sich selbst begreifen und interpretieren muss.
Vier kurze Geschichten. Stellenweise verwirrend und verstörend, auf jeden Fall aber aufwühlend und kreativ, alleine DIE ADRESSE ist den Kauf des Ebooks wert und lässt auf weitere Kurzgeschichten der beiden Schillers hoffen.
SaschaSalamander 09.02.2012, 09.22 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Elbenthal-Saga 01 - Die Hüterin Midgards
Svenya lebt auf der Straße, als sie plötzlich gejagt wird. Von Wölfen! Und dann wird sie entführt, man offenbart ihr, dass sie die Hüterin Midgards sei. Dazu gehört natürlich Unterricht in Strategie, Geschichte, Kriegskunst und vielen wichtigen Themen mehr. Bald ist es soweit, und Svenya soll ihre Prüfung ablegen, doch ist sie überhaupt bereit für diese Aufgabe? Welche verborgenen Kräfte schlummern wohl in ihr? Wer sind die Gegner, vor denen sie Midgard beschützen muss? Und warum darf sie nicht nach ihrer Herkunft oder ihren Vorgängern fragen?
AUFBAU
Die Geschichte beginnt mitten in einer actionreichen Szene und ist eine sehr gute Einstimmung auf den Rest des Buches. Von der ersten zur letzten Seite kommt man kaum dazu, Luft zu holen. Rasant wirbelt der Autor über die Seiten: nach der spannenden Einleitung, in welcher der Leser mit einem Lichtelb, einem Titanschwert, einem Interkom, verschiedenen Schusswaffen konfrontiert wird, schwingt der Focus auf Svenya, die wieder einmal auf der Flucht ist, ein sicheres Plätzchen sucht und ihr Leben auf der Straße für sich alleine meistern muss. Nach der Entführung im oberirdischen Dresden wird sie ins unterirdische Elbenthal gebracht, wo man ihr ihre neue Aufgabe als Hüterin erläutert. Zwischendurch gibt es einen Blick nach Aarhain, wo der gegnerische Laurin seine Ränke schmiedet.
Aber natürlich hat alles einen Haken, und dem unermesslichen Reichtum der Elben steht der goldene Käfig gegenüber, dem die neue Hüterin entfliehen will, und wieder wechselt der Schauplatz, wieder wird der Leser zu Lande, zu Wasser und in der Luft von einer Gefahr zur nächsten katapultiert. Trotz der Action bleibt das Buch übersichtlich, wirkt in keinem Moment überladen. Es ist gut gegliedert, die Kapitel sind sehr übersichtlich gestaltet. Durch das hübsche Drachenemblem und eine freie Seite wird der Leser eingeladen, einen Moment innezuhalten, aufzuatmen, und erst nach einem kurzen Moment der Ruhe weiterzulesen. Die Kapitel haben eine sehr angenehme Länge, sodass man zwischendurch gut unterbrechen kann, allerdings strotzt das Buch nur so vor Cliffhangern, sodass man eigentlich gar keine andere Wahl hat, als es am Stück zu lesen ;-)
MEHRTEILER
Das Buch ist der Auftakt einer mehrteiligen Saga. Dennoch ist die Geschichte in sich geschlossen und könnte bis auf einige offene Fragen sehr gut als Einzelwerk für sich stehen. Man muss also nicht frustriert auf die Fortsetzung warten, sondern kann getrost jetzt schon zugreifen und sich nach dem Schließen der Buchdeckel zufrieden zurücklehnen, ohne sich um das Ende betrogen zu fühlen.
Aber es wurden sehr viele Themen angeschnitten, die auf eine Fortsetzung drängen: eine Liebesgeschichte bahnt sich an, der Held ist vorerst geschlagen aber noch nicht endgültig vernichtet. Es gibt Andeutungen über die besondere Rolle der Hüterin, und auch eine offene Prophezeiung gibt Anlass zu interessanten Spekulationen. Und natürlich die große Frage nach dem Geheimnis um die Herkunft birgt noch sehr viel Potential für die folgenden Bände.
CHARAKTERE
Die ELBENTHAL-SAGA enthält sehr viele Charaktere, eine Auflistung der Personen wäre hilfreich gewesen. Nun, ich habe mir eben selbst eine erstellt während des Schreibens, habe auch einige Male darauf zurückgreifen müssen. Kann aber auch daran liegen, dass ich mit Namen eher ein Problem habe. Erst recht, wenn wie in diesem Buch die Namen bereits vorab mit einem Hintergrund besetzt sind: Hagen von Tronje, Alberich, Fafnir, Laurin und einige andere, sie bekommen neue Rollen zugewiesen, sind zwar den entsprechenden Figuren der Edda, Nibelungen oder Elbengeschichten entlehnt, werden jedoch in einen neuen (bzw alten, ursprünglichen) Kontext gestellt. Ich denke, Leser ohne entsprechenden Hintergrund haben sogar einen Vorteil, da sie das Buch unbedarft lesen und nicht eine zusätzliche Geschichte im Hinterkopf haben. Wer die entsprechenden Mythologien kennt, freut sich hier über eine Erzählung, die zurück zu den Anfängen geht und sich dadurch angenehm von den modernen, verwaschenen Fantasy-Erzählungen abhebt.
Ich habe die Charaktere allesamt sehr schnell lieb gewonnen. Ich hätte anders gehandelt. Und ich fand es nicht immer gut, was Svenya, Yrr, Hagen und Alberich getan haben. Aber es ist nachvollziehbar und verständlich. Ihre Persönlichkeit wurde hervorragend ausgearbeitet, sodass ich beim Lesen immer ein klares Bild der Person im Kopf hatte und auch die Handlungen vorhersagen konnte, da sie aufgrund ihrer Persönlichkeit, ihrer Eigenheiten oft gar nicht anders handeln konnten.
Neben Menschen und Elben gibt es auch unzählige Wesen wie Gargoyles, einen Leviathan, pferdegroße Fledermäuse und andere Kreaturen. Ja sogar zwei magische Schwerter, die über eine eigene Persönlichkeit verfügen und denen eine tragende Rolle zuteil wird. Diese Idee fand ich sehr faszinierend, sie ist nicht neu aber noch recht unverbraucht.
Was mir ebenfalls gefiel: Elben gelten oft als hehres, edles Volk. Dabei übersehen manche, dass Elben ursprünglich arrogante Wesen sind, die sich ihrer Überlegenheit deutlich bewusst sind und dies andere spüren lassen. Eigentlich ist mir Schadenfreude fremd, doch hier habe ich mich diebisch gefreut, als Svenya die Elben mit ihren eigenen Waffen - spitzfindigen Worten - schlug und demütigte.
Die Protagonistin ist ein Charakter, mit dem wohl gerade viele Jugendliche und junge Erwachsene sich sehr gut identifizieren werden. Sie hat viel erleiden müssen, hat viele Schicksalsschläge erlebt, sie ist stark, mutig, strotzt vor Energie, doch ihre schlechten Erfahrungen ließen sie hart und kalt werden. Aber sie entwickelt sich im Laufe des Buches immer ein Stückchen weiter, bis am Ende kein unerfahrenes Mädchen mehr spricht, sondern eine junge Frau, die mit Würde und Stolz ihre Entscheidungen fällt und sich ihrer Verantwortung als Machtinhaberin bewusst ist. Diese Wandlung ist dem Autor sehr überzeugend gelungen.
SPRACHE
Die Sprache ist dem Buch in allen Punkten angemessen. Ivo Pala zeigt hier, wie er geschickt mit Worten jongliert: ein etwa 2000 Jahre alter Elb wird in anderen Worten geschildert als das 17jährige Mädchen von der Straße. Ein blutrünstiges Schwert, eine strahlende Elbenkriegerin, ein mächtiger Drache, ihnen allen legt er einen eigenen Wortschatz in den Mund, es ist stets klar zu erkennen, wer gerade spricht. Mal sind die Worte wohlfeil, gehoben und altertümlich, ein andermal lauernd und gefährlich, natürlich auch rotzig, frech und unerfahren. Und doch ist alles aus einem Guss, fügt sich nahtlos in einander, stehen ein gehobener Satz und eine dreiste Antwort auf zwei Zeilen gegenüber, ohne dass es abgehackt und künstlich klingt. Das Buch liest sich auch aufgrund der Formulierungen, des Satzbaus und der Wortwahl sehr flüssig, an manchen Stellen fliegt der Leser geradezu über die Seiten.
GESTALTUNG DES BUCHES
Normalerweise ist die Gestaltung eines Buches etwas, das ich nicht in eine Rezension einfließen lasse, da es für die Qualität des Buches irrelevant ist. Aber für den ersten Band der ELBENTHAL-SAGA möchte ich doch einige Worte darüber verlieren: Das Cover fällt mit seiner metallisch glänzenden Optik sofort ins Auge, das strahlende Blau passt hervorragend zur Atmosphäre des Buches, die Burg im Hintergrund vermittelt einen sehr schönen Eindruck der imposanten Festung. Die Heldin ist - was leider heutzutage bei Buchcovern selten geworden ist - bis auf eine Kleinigkeit exakt den Beschreibungen des Buches angepasst: Haare, Rüstung, Schwert, ja sogar Farben, alles stimmt mit dem Buch überein und ist wunderschön gelungen.
Wenn man das Buch aufschlägt, blickt man auf eine Landkarte, welche das Elbenreich von Leipzig über Meißen, Dresden, Freiberg, Chemnitz bis ins Fichtelgebirge und nach Tschechien hin aufzeigt, dazu ein wunderschönes Drachenemblem und hübsche Zeichnungen einzelner Festungen. Auch die Gliederung der einzelnen Kapitel ist sehr schön gestaltet mit besagtem Drachenemblem.
FAZIT
Bereits im ersten Satz wird der Leser in den Bann des Buches gesogen und kann sich bis zur letzten Seite nicht mehr entziehen. Ivo Pala hebt sich mit der ELBENTHAL - SAGA deutlich von anderen Büchern des Genres ab und bietet ein ganz besonderes Leseerlebnis, das man auf keinen Fall verpassen sollte!
SaschaSalamander 08.02.2012, 09.37 | (0/0) Kommentare | PL
Wie ein Flügelschlag
Nachdem mich >HOLUNDERMOND< bereits begeistert hatte, war ich sehr gespannt auf ihren Jugendkrimi WIE EIN FLÜGELSCHLAG. Jutta Wilke ist eine sehr aktive Autorin, die sich bei >Facebook< wie auch mit einem eigenen >Blog< präsentiert und gerne auf ihre Leser eingeht. Sie schreibt sehr viel über ihren Schreibprozess, verteilt kleine Appettithäppchen vor der Veröffentlichung, macht neugierig und zeigt sich vor allem sehr menschlich mit ihren Stärken und Schwächen. Normalerweise könnte ich ja jetzt ein wenig über ihre Person schreiben, aber - ach, das steht im Klappentext, bei Amazon, im Internet, im Blog, bei Facebook, wer neugierig ist, dem empfehle ich einfach, sie dort selbst kennenzulernen ;-)
INHALT
Jana hat aufgrund ihrer Leistungen als Schwimmerin ein Stipendium erhalten. Doch in der Klasse ist sie wenig anerkannt. Nur die von allen umschwärmte, beliebte Melanie freundet sich mit ihr an. Und dann wird Melanie eines Tages ermordet. Jana beginnt auf eigene Faust zu ermitteln, sie will nicht glauben, dass ihre Freundin an Herzversagen starb, für sie deutet alles auf einen Mord hin. Doch sie stößt auf eine Mauer des Schweigens, kämpft scheinbar alleine, bis in dem Bruder Melanies endlich ein Verbündeter erscheint. Was die beiden herausfinden, würde einen Skandal verursachen. Und Skandale sind an dieser Schule unerwünscht, das bekommt Jana sehr hart zu spüren.
CHARAKTERE
Jutta Wilke ist ein wundervolles Charakterdesign gelungen. Das Buch ist in der Ich-Form aus Janas Sicht geschrieben. Dadurch erfährt der Leser sehr viel über die Beweggründe des verschlossenen Mädchens. Figuren, zu denen Jana einen starken positiven oder negativen Bezug hat, etwa ihr Trainer, ihre Mutter oder Mika, sind sehr deutlich beschrieben, wirken plastisch und dreidimensional. Randerscheinungen wie die Klassenkameraden oder der Schuldirekter verblassen dagegen, doch sie sind auch nicht wichtig. Was hervorragend gelungen ist, das ist die Darstellung des Täters. Ich muss zugeben, dass ich nicht aufgrund der Hinweise (die es nicht gab, zu geschickt ist die Intrige gewoben), sondern aufgrund der Erzählweise ihn / sie von Beginn an in Verdacht hatte.
Jana schildert ihre Welt so plastisch, dass man am liebsten in das Buch hineinkriechen möchte. Man möchte sich gegen den schrecklichen Trainer auflehnen, will ihm trotzen, hat aber doch Angst vor ihm, erkennt die Ausweglosigkeit gegenüber dieser Autoritätsperson. Janas Mutter ist ebenfalls eine sehr emotionsgeladene Figur, und immer wieder habe ich innerlich geschrien ob der Ungerechtigkeit, welche die Heldin erlebt. Ihre Mutter sorgt sich so wenig um ihre Tochter, ist sosehr gefangen in ihrer egozentrischen Welt, dass sie sogar die schreckliche Niederlage Janas als Festtag feiert, da diese Niederlage für sie nur Vorteile birgt, blind gegenüber dem Leid ihres eigenen Kindes.
Selten habe ich mich so intensiv in Figuren einfühlen können, mich so gut mit der Protagonistin identifiziert, sosehr die anderen Charaktere "real" erlebt, es hat mich aufgewühlt und bewegt.
AUFBAU
Das Buch beginnt mit einem klaren Satz: "Wenn ich hier fertig bin, bringe ich sie um". Da MUSS man ja weiterlesen. Man will ja schließlich wissen, wer sie sosehr verärgert hat. Auf neun Seiten erlebt der Leser, wie Jana über den Sportplatz joggt, frustriert, verärgert, gedemütigt, trotzig und willensstark. Schon auf diesen wenigen Seiten fühlt man sich ihr verbunden. Dann sieht sie die Tote. Und das erste Kapitel endet mit dem Satz "Und ich - habe sie umgebracht". Wie sollte man dieses Buch da bitte weglegen können?!?
Im nächsten Kapitel springt die Geschichte drei Wochen in die Vergangenheit. Jana erzählt, wie sie an die Schule kam, erzählt von den Trainings, dem Schulunterricht, der Theatergruppe, dem Mobbing durch die Mitschüler, und insbesondere von ihrer Freundschaft zu Melanie. Den Leser treibt die Frage, wie all dies zum Mord an Melanie geführt haben könnte und warum Jana Schuld daran trägt oder zu tragen glaubt. Und dann im letzten Teil ist Jana in der Gegenwart angekommen, der Leser versucht mit ihr die Hintergründe der Tat offenzulegen.
Und zwischen einzelnen Abschnitten finden sich gelegentlich Einschübe, geschrieben aus der Ich-Perspektive des Täters. Er platziert die Figuren wie Billardkugeln auf dem Spieltisch, stößt an, die Kugeln kommen ins Rollen, er beobachtet den Verlauf, man erahnt, dass er auf ein schreckliches Ende steuert, fragt sich während des Lesens immer wieder, wer diese Person sein könnte. Es gibt mehrere Verdächtige, aber wer von ihnen hätte wirklich einen Grund?
Das Motiv - das fand ich sehr schön: es gab - außer Hinweisen in der Erzählstruktur - keinen Hinweis auf den Täter, er spielte sein Spiel sehr geschickt. Bis zum Ende blieb das Motiv unklar. Trotzdem wirkt es am Ende weder "aus dem Hut gezaubert" noch "schnell irgendwie zu Ende gebracht", sondern man erkennt klar, dass es von Beginn an sehr gut durchdacht war.
Was mir ebenfalls sehr gut gefällt: das Buch hat nur 280 Seiten. Und mehr brauche ich nicht. Das genügt. Es scheint in Mode gekommen, Bücher unnötig aufzublähen. Fortsetzungen zu schreiben, sinnlose Füllsel einzufügen, einfach nur um ein größeres Werk zu veröffentlichen. Das hat Jutta Wilke nicht nötig. Sie packt in 280 Seiten sehr viel mehr als mancher Autor in die doppelte Seitenzahl. Kein Wort ist zuviel, keine Szene unnütz. Und doch ist das Buch komplett, ich habe nichts vermisst. Hier und da bleiben einzelne Fragen offen. Aber da es aus Janas Sicht geschrieben ist - ist das genau richtig. Denn Jana ist keine allwissende Erzählerin, sie kann nicht alles wissen, für sie ist der Fall abgeschlossen. Natürlich hätte ich gerne mehr gelesen - aber das hätte dem schlichten, präzisen Stil des Buches eher geschadet, und so bin ich froh, dass sich die Autorin auf das Wesentliche beschränkt hat.
SPRACHE
Trotz der wenigen Seiten ist das Buch in einer sehr malerischen Sprache gehalten. Die Metaphern sind wunderschön, sie scheinen zu glänzen, zeigen dem Leser das zerbrechliche Innere des nach außen so toughen Mädchens. Ich empfinde das Buch trotz des Genres Jugendkrimi und trotz des Mordes, trotz der Spannung als sehr still und sanft. Jana ist eine stille Person, sie kann sich nur schwer verteidigen, sie frisst vieles in sich hinein, ist kein Mensch großer Worte.
In kleinen Momentaufnahmen bekommen einzelne Figuren Leben eingehaucht, werden Orte wie der alte Friedhof, Janas Zuhause, die Schwimmhalle, das öffentliche Schwimmbad lebendig. Kleine Erwähnungen nur, die jedoch sofort vollständige Bilder vor dem inneren Auge entstehen lassen, alles wirkt greifbar und plastisch.
VERFILMUNG
Nein, eine Verfilmung ist natürlich noch nicht angedacht. Aber ich möchte es erwähnen: ich bin kein visueller Mensch. Meine Welt sind Worte, nicht die Bilder. Doch WIE EIN FLÜGELSCHLAG löste in mir sehr viele Bilder aus, so als hätte ich einen Film gesehen. Ich sehe jede einzelne Figur vor mir, kann einzelne Personen so exakt beschreiben, als würde ich sie persönlich kennen. Und ich sehe auch die Kulisse vor mir, der "Film" ist in hellen, fast blendenden Farben gehalten, sehr viel Weiß, Silber und Hellblau, gelegentlich durchzogen von schwarzen oder dunkelvioletten Elemnten / Accessoires. Der Film hat nur sehr wenige Dialoge, er basiert vor allem aus der Beobachtung durch Janas Augen, es gibt sehr viele Nahaufnahmen einzelner Gesichter. Verschlossene, kalte Gesichter der Mitschüler, Melanies leuchtende Maske, Janas Melancholie, der beinahe gebrochene Kampfgeist, ihr aufkeimender Überlebenswille. Die Musik ist ruhig, fließend, perlend, passend zum klaren Wasser, weitgehend instrumental. Und sehr viele Aufnahmen im Wasser, von Jana, die im Wasser "fliegt". Ich bin sicher, andere Leser werden andere Bilder gesehen haben, werden sich den Film anders vorstellen. Das ist gut so, denn die Autorin spricht mit ihren Worten sehr eindringlich archaische Gefühle an, die jeder auf seine Weise mit eigenen Erfahrungen verknüpft, sich auf seine ganz eigene Weise verbunden fühlt. Zu gerne würde ich einen Film sehen, erleben, wie andere Leser dieses Buch wahrgenommen haben.
FAZIT
Ein wunderbarer Jugendkrimi. Präzise, lyrisch und überaus bewegend. Die Autorin hat ihre Worte knapp und präzise gewählt, und jedes dieser Worte berührt den Leser im Inneren. WIE EIN FLÜGELSCHLAG bietet ein sehr emotionales Leseerlebnis, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte!
SaschaSalamander 07.02.2012, 09.06 | (0/0) Kommentare | PL
Die Eisläuferin
Die Regierungschefin eines im Buch nicht näher genannten Landes genehmigt sich einen unerlaubten Urlaub. Bei der Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn fällt ihr ein großes Schild auf den Kopf - und sie verliert die Erinnung an die letzten 20 Jahre ihres Lebens. Nun heißt es in einer Krise solchen Ausmaßes für die Beteiligten das Schlimmste abzuwenden. Rücktritt? Sie als Marionette benutzen? Ihr eine Auszeit genehmigen und das Gedächtnis "zurückholen"? Während andere Politiker nun jeweils versuchen, sie für ihre Zwecke zu missbrauchen, versucht sie auf ihre ganz eigene Weise, den Alltag zu meistern. Sie hält Ansprachen, trifft sich mit Landesoberhäuptern, steht Rede und Antwort beim Tag der offenen Tür. Und will sich nebenbei die Träume ihrer Jugend erfüllen, um dadurch wieder den Zugang zu sich selbst zu finden. Ob das lange gutgehen kann?
STORY
Die Story ist hervorragend! Im Grunde hat man als Bürger doch oft das Gefühl, als wären die Politiker alle austauschbar. Man fragt sich, was gespielt ist, was echt ist, was von "oben" vorgegeben wurde und was die wahre Meinung der Menschen hinter der Kamera ist. Wer hat bei all den Intrigen und Skandalen noch den Überblick? Was ist Wahlversprechen, und was ist wirklich ernsthaftes Vorhaben? Da ist es eine grandiose Idee, die "oberste Regierungschefin" (natürlich wissen wir auch ohne Nennung der Namen, von wem hier die Rede ist, allzu viele weibliche Staatsoberhäupter in verschiedenfarbigen Blazern gibt es nicht) einfach mal ihres Gedächtnisses zu berauben und dann zu sehen, wie die Sache sich entwickelt. Ein amüsantes Was-wäre-wenn Szenario.
UMSETZUNG DES THEMAS
Ein spannendes Thema, aus dem man leider sehr viel hätte herausholen können, das aber erstaunlich blass blieb, vom ersten bis zum letzten Track. Es gibt Seitenhiebe auf einzelne Politiker der oberen Ränge, national wie international. Namen werden nicht genannt, doch von Beginn an ist dem Leser klar, um wen es sich handelt. Was Katharina Münk sehr gut gelingt: sie ist ironisch, gelegentlich sogar herrlich spitzzüngig. Hinter der Fassade teilt sie ordentlich aus. Doch ihre Scherze gehen niemals unter die Gürtellinie und bleiben immer humorvoll. Zugegeben, manchmal hätte ich mir sogar ein wenig mehr Esprit und Schärfe gewünscht, es gab sehr gute Vorlagen hierfür. Doch statt dessen handeln die Figuren alle sehr unemotional und fast schon leblos, man ist als Leser nicht beteiligt. Ich empfand keinerlei Wut über die bewusst inszenierte Manipulation. Ich litt nicht mit dem Ehemann, der nun eine schwere Bürde und große Verantwortung trug. Ich bangte nicht mit Herrn Bodega (die einzige Person, die mir doch etwas sympathisch war) um das Wohlergehen der Regierungschefin. Es war mir auch egal, als die Politiker über die Entscheidungen der Chefin hinwegtrampelten und ungefragt dementierten, Fakten verdrehten und Videoaufzeichnungen verschwinden ließen.
Was ich allerdings sehr schön fand: es wurde ein menschliches Gesicht der Politik gezeigt, wie sie sein könnte. In dem Moment, wo die Regierungschefin bei Fehlern erwischt wurde, begannen die Oberen zu leugnen, sie jedoch stand dazu. Welch Chaos, welch Drama, wie kann ein Regierungsoberhaupt nur einen Fehler zugeben! Doch sie tat es - und wurde dem Volk (und auch dem Hörer) sympathisch. Ja, das ist es, was die Bürger sich oft wünschen: Politiker, die zu ihren Schwächen stehen, die auch einmal einen Fehler zugeben können. Die auch mal leidenschaftlich einem Hobby frönen, die nicht nur maskenhaft vor der Kamera stehen sondern auch lebendig greifbar unter ihnen sind. Das wurde hier sehr schön deutlich, und das waren die positiven Momente des Hörbuchs, in denen ich gebannt lauschte.
Auch die Passagen, in denen sie ihre Rolle erfüllen musste, gefielen mir sehr gut. Journalisten stellten ihr Fragen, in denen sie keinerlei Sinn erkennen konnte, da ihr natürlich der Zusammenhang fehlte. Doch mit leeren Worthülsen stellte sie alle zufrieden und gab ihnen das Gefühl, sie hätte nun Worte von großer Wichtigkeit gesagt. Wie oft hört liest man in der Zeitung solche Phrasen, fallen in Interviews solche inhaltslosen Sätze. So fernab der Realität schien das Szenario an manchen Stellen gar nicht zu sein ;-)
Leider waren diese Momente im Buch eher selten, meist schleicht es träge vor sich hin. Etwas hat mich sehr fasziniert: normalerweise hat ein Buch, selbst ein ruhiges, handlungsarmes, einen gewissen Spannungsaufbau. Momente, in denen man mitfiebert. Ein Ziel, auf das alles hinsteuert. Einen zu lösenden Konflikt. Gut, den Konflikt (Gedächtnisverlust) und das Ziel (Gedächtnis zurückholen) gab es, aber es war nicht umgesetzt. Müsste ich eine Spannungskurve aufzeichnen, so würde ich mit dem Lineal eine gerade Linie zu Papier bringen. Das ist etwas, das ich nur schwer verstehe, denn ein Buch mit diesem Thema müsste eigentlich eine Berg- und Talfahrt sein, durch die der Leser geworfen wird, von der Ehekrise bis hin zur nationalen Katastrophe. Was für eine grandiose Vorlage! Und was für eine enttäuschende Umsetzung.
Schade finde ich auch, dass nicht gelegentlich auf die Punkte eingegangen wurde, die sich verändert hatten. In 20 Jahren hat sich in Deutschland sehr viel getan. Aber statt gelegentliche Fettnäpfchen einzubauen oder die Protagonistin immer wieder über vereinzelte Neuerungen stolpern zu lassen, wurde als einziges immer wieder der demokratische Aufbrauch genannt, in welchem sie damals aktiv war. Einmal stolperte sie über die Frage, ob ein Land nun bereits zur EU gehöre oder nicht, aber darin erschöpft es sich weitgehend.
CHARAKTERE, SPRACHE
Ein großes Minus ist die Sprache, die leider absolut unauffällig bleibt. Gute, klare Sätze, nicht zu lang, nicht zu kurz. Aber extremst unpersönlich. Nicht nur die Beschreibung der Charaktere ist unpersönlich, nicht nur die jeweilige Anrede, sondern auch die Sprache weißt keine Besonderheiten oder hervorstechenden Merkmale auf. Kein Wortwitz, aber auch keine Kanten, an denen man sich stören könnte. So glatt und künstlich wie die Politiker, die man täglich vor der Kamera sieht. Insofern sehr gut passend für den Roman. Nur, wenn die Sprache nicht beeindruckt, wenn die Charaktere flach bleiben, wenn die Handlung keinen Spannungsbogen aufweist - was bleibt?
HÖRBUCH
Da ich nur das Hörbuch gehört habe, kann ich das Buch nicht beurteilen. Vielleicht lag es an der Sprecherin, dass ich das Buch als zu glatt empfand. In diesem Fall lag man bei der Wahl der Sprecherin leider sehr daneben. Maren Kroymann hat eine sehr angenehme Stimme, der ich gerne in anderem Kontext lausche. Ich könnte sie mir wunderbar vorstellen als Erzählerin eines Buches von Dora Heldt oder Virgina Ironside, oh ja! Sie ist ideal für ein einfach gestricktes Buch zur Unterhaltung, mit wenigen Charakteren, am besten als Ich-Erzählerin einer Dame mittleren oder reiferen Alters.
Für DIE EISLÄUFERIN wäre eine Sprecherin erforderlich gewesen, die den vielen Charakteren Persönlichkeit verleiht. Die ihre Stimmen variiert, die Emotion in die Sätze legt. Die Spannung erzeugt, die den Hörer mitzieht. Auf diese Weise hätte man das Buch zusätzlich zur an sich spannenden Story und den netten Momenten aufwerten können.
Das heißt nicht, das Maren Kroymann schlecht ist, im Gegenteil, sie gefiel mir sehr gut. Nur ist sie eben unpassend. So, wie man in einem Film die Besetzung der Hauptrolle beachten muss, um etwas glaubhaft darzustellen (man denke etwa an den alten Gerard Depardieu in den Rollen junger, ausgemergelter, vom Schicksal gebeutelter Helden), so muss auch der Sprecher eines Hörbuches mit seiner Stimme, Melodie und Variationsmöglichkeit geeignet sein für den Inhalt des Hörbuches.
Statt dessen gibt sich Maren Kroymann ebenso glatt, unemotional und flach wie die Geschichte. Sie spricht sehr monoton, und man hört nicht einmal, ob der gesprochene Satz nun wörtliche Rede oder Erzählung ist. Mann, Frau, Politiker, Bürger, Deutscher, Ausländer, Kind, alle sprechen mit gleicher Stimme, nämlich mit der Stimme einer unbeteiligten Erzählerin. Einzig der russische Therapeut bekam von ihr eine eigene Sprachmelodie verliehen, was ich überaus angenehm fand. In einem Buch kann der Leser den gelesenen Worten seine eigenen Bilder und Klänge verleihen. Im Hörbuch dagegen ist der Hörer auf den Sprecher angewiesen, der ihn führt und anleitet.
FAZIT
DIE EISLÄUFERIN bietet ein faszinierendes und sehr schön erdachtes Szenario, das mit einigen herausragenden Momenten glänzt. Leider aber bleiben die Charaktere leblos, vermögen die Ereignisse nicht zu fesseln. Es fehlt ein Spannungsaufbau, der den Hörer durch die Geschichte führt, und auch der Sprecherin will dies trotz ihrer an sich angenehmen Stimme leider nicht gelingen. Schade, denn an einigen Stellen zeigte sich die tatsächliche Größe, die in der Geschichte steckt und die immer wieder an die Oberfläche drängte aber niemals wirklich zugelassen wurde.
SaschaSalamander 06.02.2012, 09.00 | (0/0) Kommentare | PL
Statistik KW 05
1 - Die Eisläuferin (K Münk)
1 - Wie ein Flügelschlag (J Wilke)
1 - Only the flower knows (R Takarai)
1/5 - Berlin Gothic (J Winner)
1 - Psycho-Shots (B C Schiller)
1 - Ein mittelschönes Leben (K Boie)
2 - Die Brautprinzessin (W Goldmann)
2 - Elbenthal-Saga 01 - Die Hüterin von Midgard (I Pala)
4 - Der Hund, die Krähe, das Om und ich (S Fröhlich)
GESEHEN
Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen
NEUZUGÄNGE
Nachts im Museum 2 (R Williams)
Wie ein Flügelschlag (J Wilke)
Young Bride´s Story 02 (K Mori)
Angel Sanctuary Deluxe 6 (K Yuki)
Blutmaske (M Heitz)
Berlin Gothic 01 (J Winner)
ANMERKUNGEN:
1 - komplett
2 - beendet
3 - weitergeführt
4 - begonnen
5 - abgebrochen
SaschaSalamander 05.02.2012, 20.32 | (0/0) Kommentare | PL
Kleinkrieg zwischen Verlagen, Autoren, Lesern
Da verschwindet einfach mal ein TopSeller Produkt bei Amazon, weil es angeblich gegen die Richtlinien verstößt. Was nicht der Fall ist, aber irgendein Feigling hat es angeschwärzt. Der betreffende Autor verliert seinen Rang, muss das Buch neu einstellen und fragt sich natürlich auch, ob tatsächlich ein Regelverstoß vorlag und wie dies zukünftig zu vermeiden ist, Amazon lässt sich natürlich nicht in die Karten blicken, der Verräter wird nicht genannt. Der Schuldige? Vielleicht ein neidischer Kollege, der selbst gerne weiter oben in den Verkaufszahlen stünde. Oder eine stalkende Privatperson. Vielleicht auch ein Verlag, der sauer ist über die Gegenwehr eines unrecht behandelten Autoren. Ich schreibe hier bewusst sehr allgemein, aber ich rede von konkreten Situationen, und wer sich angesprochen fühlt, tut dies vermutlich zu Recht.
Ja, Verlage können Autoren ungerecht behandeln. Sie können zum Beispiel bei den Abrechnungen Dinge "vergessen". Sie können offene Pseudonyme einfach vergeben und damit dem Ruf des bekannten Autoren schaden. Sie können verdeckte Pseudonyme offenlegen und dadurch einem in anderen Genres schreibenden Autor schaden (weil er sich z.B. gegen eine unrechtmäßige Behandlung wehren wollte). Verlage können da sehr ungerecht sein, ich habe schon eine Menge gehört, das mir einfach die Sprache verschlug!
Dann gibt es da noch die Autoren, Lektoren und Rezensenten, die von Verlagen abgelehnt werden. Sie finden das ungerecht, denn dabei sind sie doch SO gut, warum will das niemand erkennen? Statt sich anzustrengen und besser zu werden, oder statt selbstbewusst einfach woanders anzufragen in dem Wissen, dass es mit einem so guten Titel bestimmt klappen muss, wird um sich geschlagen. Sei es durch Blogeinträge mit negativen Rezensionen zu Veröffentlichungen des entsprechenden Verlages oder Autors. Sei es durch Trollrezensionen bei Amazon. Oder auch durch Abwertung aller positiven Rezensionen anderer User auf Amazon.
Es gibt auch Autoren, die anderen den Erfolg nicht gönnen. Sie heizen andere Jungautoren an, eine bestimmte Person schlechtzumachen, indem sie gemeinsam Trollrezis schreiben, Gerüchte verbreiten, Rezensionen abwerten, und wer nicht mitmacht wird ebenfalls gemobbt. Es gibt Autoren, die sich zusammenschließen und in gefakten Blogs oder Facebookaccounts oder oder oder über andere herziehen, um gezielt Personen zu verleumden.
Dann gibt es da noch die Rezensionen bei Amazon, die sind auch so ein Thema für Feiglinge. Wer einem ungeliebten Autor schaden möchte, der schreibt Trollrezensionen. Manche so geschickt, dass sie aussehen wie reale Rezensionen, indem zum Beispiel Textstellen aus dem Zusammenhang gerissen und zitiert werden. Wer das Buch nicht kennt, der kann sich auch kein eigenes Urteil bilden, und immerhin klingt die Kritik sachlich und konkret, also kann sie ja nur ehrlich sein, oder? Alle positiven Rezensionen erhalten Kommentare a la "das waren mal wieder Freunde des Autors" und dazu ein paar "nicht hilfreich".
Eines finde ich absolut faszinierend: wenn ich eine Rezension bei Amazon einstelle, dann weiß ich mit sehr genauer Sicherheit, ob sie "hilfreich" oder "nicht hilfreich" sein wird. Es gibt Autoren, denen wohl einige Leute den Erfolg nicht gönnen. Wenn ich dort eine Rezension einstelle, dann dauert es nur wenige Minuten, bis ich sofort ein "nicht hilfreich" erhalte. Manchmal auch zwei oder drei. Ich wage zu behaupten, dass dies nicht an meiner Rezension liegt, sondern an dem Autor und seinen Neidern. Denn wären es Zufallsklicks, die meine Rezension tatsächlich nicht hilfreich finden, dann wäre es schon sehr erstaunlich, wenn ich die Rezension einige Wochen später lösche, kurz darauf neu einstelle und wenige Minuten später SOFORT erneut die exakt gleiche Anzahl "nicht hilfreich" habe wie davor, und zwar immer bei den gleichen Autoren. Auffälliger geht es ja nicht mehr!
Und dann sind da noch die Genres. Es gibt Genres, die bevorzugt von den Bloggern gelesen werden, die gerne Reziexemplare abgreifen und sich selbst auch in ihrem Rang bei Amazon pushen wollen (nein, ich schimpfe nicht gegen Litblogger, bewahre, wir sind alle in einem Boot. Aber es gibt überall schwarze Schafe. Die finden sich selten bei der Fachliteratur, den Biographien, Krimis, Thrillern oder Mangas, sondern bevorzugt im All-Age-Fantasy und Romance-Bereich). Wenn ich in einem solchen Genre ein aktuelles Buches rezensiere, dann kann ich recht gut "hellsehen". Und in der Tat: alle Rezensionen haben eine oder zwei "nicht hilfreich" (je nachdem, wieviele selbsternannten KriegerInnen es aktuell bei diesem Titel gibt), und sobald ich einstelle, dauert es nur wenige Stunden, schon ist mein Beitrag ebenfalls abgewertet. Ein Schelm, wer Böses denkt, wenn alle außer einer Rezension abgewertet wurden. Dass in diesem Fall nicht dem Autoren geschadet werden sollte, sondern einfach nur andere Rezensenten abgewertet, das erkennt man daran, dass bei späterer Neueinstellung nicht mehr abgewertet wird, da ist der Titel dann schon "um die Ecke", der eigene Rang schon etwas gefestigter. Wenn jemand dagegen dem Autor schaden möchte, wird das wesentlich genauer beobachtet und verfolgt und geschieht etwas systematischer, da wird auch noch Wochen und Monate später sofort geklickt, da wird akribisch überwacht.
Eigentlich wäre Amazon eine tolle Sache, man könnte Meinungen vergleichen und sich informieren. Aber inzwischen habe ich das Gefühl, dass es mehr Fakes gibt als Reale. Ob eine Meinung hilfreich ist, hängt nicht mehr von der Qualität der Rezension ab, sondern davon, ob der Klicker den Autor oder den Verlag mag oder davon, ob der Klicker selbst eine Rezension geschrieben hat und gerne im Rang aufsteigen möchte.
Wer bei Amazon eine Rezension liest und glaubt, er bekäme objektive Hinweise - MUHAHAHA! Übrigens, der Storch bringt kleine Kinder, ganz ehrlich!
Wer glaubt, ein Autor verdient eine Menge Geld, weil der Verlag ihm brav regelmässig all das ihm zustehende Geld ordnungsgemäß überweißt - LOOOOL und Schweine können fliegen!
Wer glaubt, eine bei Amazon hilfreiche Rezension sei tatsächlich hilfreich (oder umgekehrt) - der glaubt auch an den Weihnachtsmann!
Wer glaubt, Autoren seien erwachsene, kritikfähige Menschen ... und wer glaubt, Rezensenten seien objektive, vernünftige Personen - der sollte leider immer auch ein Auge auf die andere Seite haben.
Es gibt immer zwei Seiten. Verlage, Autoren, Blogger, Rezensenten. Es gibt Arschlöcher, Neidhammel, Feiglinge, Ignoranten und Dummköpfe. Aber es gibt auch Verlage, die sich intensiv mit ihren Kunden auseinandersetzen, den Autoren gute Bedingungen bieten und sich mächtig ins Zeug legen. Es gibt Autoren, die den Kontakt zu ihren Lesern suchen und Kritik als Anregung für ihr nächstes Werk betrachten, die anderen Kollegen den Erfolg gönnen und sich mit ihnen freuen, austauschen, gegenseitig anspornen. Und es gibt Blogger und Rezensenten, die sachlich bewerten, recherchieren, vor einer negativen Bewertung sich Gedanken machen über ihre Wortwahl und auch die Auswirkungen auf den Verlag und den Autor. Man kann einfach nicht alle über einen Kamm scheren.
Und warum ich diesen Beitrag schreibe?
Weil vier befreundete Autoren jeweils entweder unter einem unfairen Verlag leiden, einen neidischen Stalker haben oder durch unfaire Kollegen im Rang ihrer Werke gedrückt werden sollen. Weil ich selbst mich zwar nicht ärgere aber die lästigen Kindergarten - Spielereien der Rezensenten auf Amazon einfach nur lächerlich finde. Es ist eine Schande, wie auf dem Rücken Unbeteiligter solche Kriege ausgetragen werden! Was kann der abgewertete Rezensent dafür, wenn jemand den Autor nicht leiden kann? Was kann der Autor dafür, wenn der Verlag ihm Rechte unterschlägt? Was kann der Autor dafür, wenn jemand nach einer Absage dem Verlag schaden will und dafür die Neuerscheinung trollt und abwertet?
Ich frage mich, wie manche Feiglinge sich morgens in den Spiegel sehen könnten. Ich stelle mir vor, wie jemand vor dem Spiegel steht und sich denkt "HA, heute hab ich wieder 50 Rezensionen "nicht hilfreich" bewertet, ich bin ja soooo cool! Ich habe fünf Verlagen, die mich abgelehnt haben, so richtig eins reingewürgt mit meinen Rezensionen, HA!!! Und ich habe der Kollegin, die besser ist als ich, endlich mal den Tag versaut".
Mein Rang bei Amazon ist mir egal, es juckt mich nicht, wenn mich jemand als "nicht hilfreich" klickt. Denn ich denke, zwischen den Leuten, die nur auf Ranglisten und Sternebewertungen achten, gibt es auch Leser, die sich eine Rezension durchlesen. Der Blog ist weitgehend nur für mich, aber Amazon mache ich zu einem großen Teil auch für Autoren. Ich möchte deutsche Autoren fördern, ihnen unter die Arme greifen. Zwischen dem amerikanischen Mainstream finde ich es einfach gut, wenn sich auch Kleinverlage und junge deutsche Autoren hervortun. Und denen möchte ich an dieser Stelle einfach ein dickes DANKE sagen:
DANKE für die Mühe, die Ihr in Eure Bücher steckt, in die Kommunikation mit den Lesern. Für das Herzblut, die Recherche, die Arbeitszeit. Es wird immer Neider, Stalker und Trolle geben, nehmt Euch das nicht zu Herzen, sondern zieht Eure Kraft aus den Fans, die Eure Werke lieben und Euch ehrlich kritisieren, loben und Eure Werke kaufen :-)
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am 15.04.2012 ergänzt: ein interessanter >Beitrag der BZ< zum Thema Amazon und Rezensionen
SaschaSalamander 04.02.2012, 17.52 | (5/5) Kommentare (RSS) | PL
Berlin Gothic
Aber sprachlich kam ich selbst weniger gut damit zurecht: Umgangssprache und Hochsprache mischten sich (z.B. "wumpern" und "touchieren" in kurzer Folge hintereinander), Satzbau und -konstruktion, Wortwiederholungen, zuviele Metaphern, sehr actionlastig und maximal. Das ist eben einfach Geschmackssache.
An diejenigen, die es bereits kennen: ich bin neugierig, hat es Euch gefallen? Was reizt Euch daran? Oder was nicht?
SaschaSalamander 04.02.2012, 14.15 | (0/0) Kommentare | PL
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