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Mindnapping 13 - Beyond the Chinese Theatre
Die 13te Folge MINDNAPPING ist nach >DER TRAUMTÄNZER< das zweite Crossover der Reihe. Dieses Mal gibt es eine Begegnung mit Georg Brand, dem Protagonisten aus Jan Gaspards OFFENBARUNG 23. Darauf war ich sehr gespannt, denn ich habe die ersten Folgen von O23 geliebt. Dann kam der Bruch in der Serie, nach dem ich abbrach. In die neuen Folgen von Ian G finde ich mich allerdings nicht mehr ein, zuviel Verschwörung, die mir inzwischen sehr konstruiert erscheint. Von daher gefiel mir die Idee des Crossovers sehr: ich hoffte auf eine Folge mit netten Twists und einer packenden Handlung aus MINDNAPPING und den genialen Dialogen und Charakteren aus O23, aber der Reihe MINDNAPPING entsprechend nicht ZU verschwurbelt.
INHALT
BEYOND THE CHINESE THEATRE ist ein Prequel zur eigentlichen Geschichte O23. Hier besucht Georg Brand nun die Universität und soll als Trimester-Arbeit dem Professor einen ultimativen Hack in ein geschlossenes System präsentieren. Was für ein Zufall, dass Georg gerade bei Chris Nelson untergekommen ist, der für eine große Fluggesellschaft arbeitet. Da kommt ihm sofort eine Idee ... doch es wäre nicht MINDNAPPING und O23, wenn es nicht einige Verwicklungen gäbe. Georg wird verfolgt, und bald weiß er nicht mehr, wem er noch trauen kann ...
SPRECHER
Als erstes fallen natürlich die Sprecher auf, hier trifft sich die Crème de la Crème der Hörbuchriesen. Helmut Krauss als Sprecher, Martin Kessler (Nicholas Cage) als Vermieter, Nana Spier (Buffy) als Komilitonin, Engelbert von Nordhausen (Samuel L Jackson) als Professor, Till Hagen als Ian G selbst, weiterhin Gordon Piedesack, Oliver Böttcher, Luise Lunow und selbstverständlich Alexander Turrek als Georg Brand. Was der Hörer diesmal geboten bekommt, ist kein Hörspiel, sondern in seiner Machart regelrecht ein Kinofilm mit genialen Synchronsprechern. Einziges kleines Manko war Luise Lunow, die ich an sich zwar sehr gerne höre, die hier als alte Chinesin mit ihrem künstlichen Dialekt und der verstellten Stimme allerdings etwas zuviel des Guten bot. Nun ja, irgendwie musste man es darstellen, und es ist wohl sehr schwer zu imitieren. Zudem hatte sie nur eine kleine Rolle, von daher fiel es nicht sonderlich störend ins Gewicht.
DIALOGE
Die Dialoge waren, wie ich erwartete hatte, einfach grandios. Ian G weiß, wie man auf dem schmalen Grat zwischen Hochsprache und lässiger Unterhaltung balanciert, alles klingt realistisch und glaubwürdig. Er vermeidet künstliche Begriffe, die es zu gestelzt klingen lassen, und er lässt es nicht allzu umgangssprachlich anmuten, hat ein sehr gutes Gespür für die Wirkung seiner Worte. Das ist neben der Handlung eine große Stärke, die mir an seinen bisherigen Hörspielen schon immer außerordentlich gefiel.
EINORDNUNG IN DIE ZEITLINIE
Die Geschichte spielt vor O23, ist also nun doch schon etwas älter. Es ist spannend, wie verschiedene Hinweise darauf fallen, in welchem Zeitraum sich die Handlung bewegt. Die Einführung von USB-Sticks und andere Details, die nebenbei erwähnt werden, ohne das Hörspiel künstlich auf Retro trimmen zu wollen. Beinahe eine kleine Zeitreise, bei der ich gelegentlich lächeln musste und mich daran erinnerte, wie das damals so war, als das alles gerade aufkam ... sehr schön umgesetzt!
HANDLUNGSAUFBAU
Das typische O23-Feeling kommt auf. Aber dankenswerterweise geht der Autor dieses Mal nicht zu weit in seinen Theorien, die Verschwörung hält sich im Rahmen und lässt genügend Raum auch für die Charaktere und das Voranschreiten der Handlung. Wer MINDNAPPING und O23 kennt, und wer auch sonst Thriller und Mindfuck liebt, der wird von dem Ausgang wenig überrascht sein, manches ist in dieser Form auch vorhersehbar. Jedoch die Umsetzung der Twists ist sehr glaubwürdig, und selbst wenn man es schon ahnte oder wusste, freut man sich so richtig über die gelungene Darstellung. Zudem, da bleibt sich Ian G treu, bedeutet ein Twist noch lange nicht, dass die Sache vorbei ist, schon kommt der nächste, noch einer und noch einer. Und wenn man denkt, das Hörspiel ist nun vorbei, zack folgt noch einmal eine Überraschung. Er kann es einfach nicht lassen ;-)
ATMOSPHÄRE
Die Soundeffekte und Musik sind diesmal besonders gelungen. Vor allem die Sequenz im Untergrund von Seattle löst beim Hörer eine richtige Beklemmung aus, ich fühlte mich selbst unter der Stadt, erdrückt von der Last der Gebäude über mir. Auch die dieses Mal zahlreichen Ortswechsel (Café, Hochschule, Studentenbude, Underground, usw) wurden sehr schön in Szene gesetzt.
FAZIT
Eine wirklich congeniale Mischung aus dem Mindfuck von MINDNAPPING und den Verschwörungen aus OFFENBARUNG 23, professionell umgesetzt, höchst unterhaltsam und spannend. Eine Folge, die hält, was beide Reihen versprechen!
Wertung: 9,5 von 10 angesägte Stützpfeiler
SaschaSalamander 20.05.2013, 08.57 | (0/0) Kommentare | PL
Eagle
Takashi Jo ist Reporter einer kleinen japanischen Lokalzeitung. Ausgerechnet er wird vom Präsidentschaftskandidaten Kenneth Yamaoka, einem japanischstämmigen Amerikaner, zur Berichterstattung und Recherche nach Amerika beordert. Doch Yamaoka hatte einen guten Grund: Jo ist sein unehelicher Sohn und soll seinen Vater kennenlernen. Dieses Geheimnis darf keinesfalls an die Öffentlichkeit!
Kenneth Yamaoka ist ein Mensch mit unglaublich starkem Willen und einem strahlenden Charisma. Erst ein unbekannter Niemand, gelingt ihm Stück für Stück der Weg an die Spitze. Viele Hindernisse warten auf ihn und seine Mitarbeiter, und auch menschliche Schicksale werden in den Wahlkampf verwoben. Bei den Recherchen über Yamaoka und dessen Karriere erfährt Jo immer mehr über seinen Vater, vieles Faszinierend, manches abstoßend, anderes nahezu unglaublich. Ein Mensch mit großen Zielen und der Energie, diese auch zu verwirklichen. Er ist bereit, für sein großes Ziel "Präsidentschaft" ungewöhnliche Mittel zu ergreifen, er löscht Feuer mit Feuer, und nicht immer scheinen seine Vorgehensweisen im ersten Moment logisch. Doch er weiß was er will, und er ist bereit, alles dafür zu geben.
Eigentlich interessiere ich mich wenig für Politik (zumindest in literarischer Form, die Realität ist da etwas anderes), aber dieser Manga hat mich begeistert. Anfänglich war ich eher skeptisch, schon nach wenigen Seiten war ich gefesselt. Mit spannenden Worten und Bildern vermittelt Kawaguchi ein gutes Bild von den Methoden und Möglichkeiten innerhalb des Wahlkampfes. Yamaoka schafft es, den Leser sofort zu begeistern und faszinieren, man schwankt zwischen Sympathie und Abscheu, will unbedingt den nächsten taktischen Schritt verfolgen, den er gehen wird. Sehr oft scheint sein Handeln eiskalt und abgebrüht, erweist sich später jedoch als überaus geschickt und menschlich.
Auch Jo ist ein interessanter Charakter. Er hat mit der Offenbarung seines Vaters zu kämpfen. Bisher wusste er nicht, wer sein Vater ist, und nun erfährt er diese Nachricht. Niemand, mit dem er darüber reden kann, eingebunden in einen hochdramatischen Wahlkampf, in dem niemand auch nur eine Sekunde Atem schöpfen kann. Er arbeitet bis zur Selbstaufgabe, verliebt sich, findet Freunde. Als ein Skandal die Familie seines Vaters bedroht, ist auch seine Liebe in Gefahr, und im Alleingang will er das Rätsel um die Herkunft seiner Freundin lüften. Ein Reporter kommt ihm und seinem Vater auf die Spur, der gegnerische Kandidat sucht nach "Leichen im Keller" seines Rivalen.
"Eagle" ist hochspannend. Ich finde, er kann mit amerikanischen Polit-Thrillern um Wahlen, Kandidaten und Intrigen im Weißen Haus mithalten. Wer aufmerksam liest, kann sogar einige Anspielungen, Zitate und Bilder finden, die auf verschiedene Filme verweisen (das berühmte Zitat aus "Wag the Dog" dürfte jedem auffallen, aber auch sonst gibt es viel zu entdecken!). In seinen Zeichnungen und im Aufbau ist der Manga außerdem weitaus westlicher als üblich. Das auszuführen, würde allerdings recht weit führen und wäre passsender für eine mehrseitige Rezension und Interpretation. Deswegen von meiner Seite lediglich der Hinweis, dass im zehnten Band ein interessanter Hintergrundbericht über Entstehung und Inhalt dieses Mangas ist.
Es gibt Mangas, die eindeutig für Erwachsene gezeichnet wurden und Geschichten erzählen, die auch in Europa mit Bestsellern konkurrieren könnten, wenn das Medium Manga hier bekannter und angesehener wäre: Monster, 20th Century Boy, Barfuss durch Hiroshima, Dragon Head, Island, She - The Ultimate Weapeon, Shamo sowie viele weitere. Und Eagle ist definitiv einer von ihnen. Ich denke, er kann dazu beitragen, Mangas den gebührenden Respekt in Europa zu verschaffen, und ich hoffe, mit dieser kurzen Rezension ein wenig dazu beizutragen ;-)
SaschaSalamander 15.04.2013, 08.49 | (0/0) Kommentare | PL
Alice - Neues aus dem Wunderland
Ulrike Rylance schrieb die Story zu ALICE - NEUES AUS DEM WUNDERLAND. Ich lernte sie kennen durch das wunderbare Hörbuch >EMMA IM KNOPFLAND<, las kurz darauf begeistert >TODESBLÜTEN< und >FRIEDA AUS DER FLASCHE<. Als Ulrike Herwig schreibt sie Romane für ältere Leser, >MEIN GOTT, WANDA< ihr derzeit aktuellster Titel. Weitere Bücher von ihr stehen bereits in meinem Regal.
Außerdem schrieb sie drei spannende Folgen für LADY BEDFORT, die mir alle im Gedächtnis geblieben sind, obwohl ich sie hörte, als ich noch nichts mit dem Namen Rylance anfangen konnte. Dass eine Folge noch lange im Gedächtnis bleibt ist für mich bei solch einer langen Reihe ein Zeichen dafür, dass sich diese Episode und auffällt, in diesem Fall positiv.
Was den Hörplanet betrifft, muss ich wohl nichts mehr sagen, da schreibe ich ja immer wieder regelmässig darüber, ob nun AMADEUS, LADY BEDFORT, NACH DEM FROST oder andere Titel.
Also, zurück zu Alice: da haben also Ulrike Rylance und der Hörplanet gemeinsam etwas umgesetzt. Ich ging eher skeptisch an die Sache heran, einfach weil mir Alice inzwischen nicht mehr gefällt, beim 100sten Mal einfach langweilig wird. Daher habe ich den Titel >nach dem Kauf< damals ziemlich lange vor mir hergeschoben, bis ich es jetzt endlich gehört habe. Und ich war ziemlich begeistert, wow.
Was die Sprecher betrifft, mache ich statt einer Nennung diesmal ausnahmsweise eine Auflistung:
Erzähler: Ernst Meincke
Alice: Rike Götting
Baum : Dennis Rohling
Emma: Enie v. d. Meiklokjes
Herzkönig: Otto Mellies
Herzkönigin : Christel Merian
Kaninchen: Bodo Wolf
Kürbis: Tom Deininger
Schnecke: Joseline Gassen
Stein: Michael Eickhorst
Tanzhuhn: Marianne Groß
Twedeldei: Helmut Krauss
Alles durchweg bekannte Namen und altbekannte und -bewährte Sprecher, über deren Qualifikation man nichts mehr sagen muss und die das Hörspiel zu einem Genuss machen. Dazu sind Dennis Rohling und Michael Eickhorst (Betreiber der Hörplanet) als Sprecher in kleinen Nebenrollen ebenfalls zu finden. Über Rike Götting kann ich außer kleinen Rollen im Hörplanet nichts finden, mir ist der Name auch noch nie wirklich aufgefallen. Und ich muss zugeben, ich finde sie als Sprecherin für die Hauptrolle auch etwas ungünstig. Gerade Alice, die wichtigste Rolle, sollte professionell besetzt sein. Es ist klar, dass ein ungeübter Sprecher zwischen Größen wie Mellies, Groß, Krauss, Wolf und Co einfach untergehen muss, da kann man ihr auch keinen Vorwurf daraus machen. Es fällt eben doch mit jedem Satz auf, sosehr sie sich auch bemüht. Zwischen anderen Laiensprechern wäre sie vermutlich positiv aufgefallen mit ihrer sympathischen Stimme, so jedoch ...
Die Musik ist wieder gelungen, Dennis Rohling als Komponist beherrscht sein Handwerk. Ohne störende Momente untermalen die Melodien das Hörspiel und fügen sich gut ein, sorgen für eine packende Atmosphäre. Besonders das Titellied erinnert mich vom Stil her ein wenig an CORALINE und gefiel mir sehr: treibend, geheimnisvoll, geflüsterte Kinderstimmen zur Melodie, Unruhe und Spannung erzeugend.
Die Geschichte selbst finde ich überaus gelungen. Ich mag Carrolls Werk deshalb, weil er nicht nur eine witzige Nonsensgeschichte schreibt (das machen viele), sondern weil sein Humor intelligent ist und er sehr viele Wortspiele, Reime, Zahlenrätsel, Gedichte einbaut. In seinen Werken verbergen sich weit mehr Inhalt und Komplexität, als die meisten Leser es erahnen. Es ist nicht schwer, einen albernen Charakter zu erfinden und ihn in eine absurde Situation zu packen. Die Kunst dabei ist es, das so zu machen, dass es albern und absurd wirkt, hinter der Fassade jedoch clever und intelligent ist. Das ist Ulrike Rylance in jeder Hinsicht gelungen. Wortspiele, dazu ein paar Reime und Gedichte geschickt in die Handlung eingewoben. Die Charaktere scheinbar absurd. Nonsens, wie er sich gehört, jede Menge Sinn hinter dem Un. Das tanzende Huhn, die streitenden Bäume, die sprechenden Steine, das ist einfach köstlich. Dazu wieder die Herzkönigin, die allen den Kopf abschlagen will und von Alice meisterlich "besiegt" wird, ganz im Stil des Originals.
Mein erster Kontakt zu Rylance geschah ja über EMMA IM KNOPFLAND. Umso schöner fand ich es, Emma hier wieder zu begegnen. Interessant ist, dass ALICE vor EMMA entstand. Beim Schreiben der Story zu Alice kramte die Autorin ihre bereits lange gehegte Idee hervor, ein Buch über Knöpfe zu schreiben. Während sie in ALICE am Rande vorkommen und erst gegen Ende eine wichtige Rolle einnehmen, ist ihnen bei EMMA ein ganzes Buh gewidmet. Und wer denkt, dass man aus Knöpfen weder ein Hörspiel noch ein Buch machen kann, der hat eindeutig etwas verpasst! ;-)
Auch, wenn ihr von Alice inzwischen genugt habt - dieses Hörspiel müsst Ihr Euch unbedingt anhören! Witzige Charaktere, eine herrlich abgedrehte Story und intelligenter Humor, dazu perfekt passende Musik und sympathische Sprecher. Bis auf ein paar Ausnahmen ist ALICE - NEUES AUS DEM WUNDERLAND rundum gelungen.
SaschaSalamander 10.04.2013, 09.11 | (0/0) Kommentare | PL
Wie man die Welt rettet
Markus ist also ein Halbvampir, und er hat seinen Eltern versprochen, nicht mehr zusammen mit Tallulah auf Vampirjagd zu gehen. Leicht gesagt, wenn plötzlich unglaublich tödliche Vampire in der Stadt auftauchen und nur diese beiden sie stoppen können! Außerdem hat Markus ja eine besondere Fähigkeit, die eigentlich schon längst entwickelt sein müsste, die aber noch immer auf sich warten lässt. Während der Junge also versucht, es allen gleichzeitig recht zu machen und ein braver Sohn, guter Schüler, heimlicher Vampirjäger und zuverlässiger Freund zu sein, läuft natürlich wieder alles aus dem Ruder, ... aber er wäre nicht "einer von tausend", wenn er solche Kleinigkeiten wie tödliche Vampirangriffe, die Begegnung mit einem Geist oder gar Hausarrest geschickt meistert ;-)
Und wieder hat mir dieses Hörbuch gefallen, Pete Johnson hat einfach eine unglaublich angenehme Art zu schreiben. Sein Stil ist einfach gehalten, sodass man ihn ohne Anstrengung aufnimmt und sich dabei sehr gut unterhält. Erzählt ist aus Sicht von Markus, der in seinem Blog als Ich-Erzähler Beiträge schreibt.
Markus als Erzähler ist somit natürlich die Person, in die man sich am besten hineinversetzen kann und die am deutlichsten charakterisiert ist. Trotzdem finden auch Mädchen sich sehr gut in die Geschichte ein. Tallulah, seine menschliche Freundin, und Gracie, das Halbvampirmädchen, werden anschaulich geschildert. Seine Gedanken über das Verhalten der beiden sowie deren Auftreten ihm gegenüber schaffen für die Leser ein klares Bild. Ich kann mir vorstellen, wie einige junge Leser sich wünschen, er möge sich doch für die eine bzw andere entscheiden. Was mich betrifft - doch, ich verstehe seine Zwickmühle, beide Mädchen sind toll, und sie sind so verschieden, keine von beiden ist besser oder schlechter, und er hat es wirklich nicht leicht, sich zu entscheiden.
Wie schon im anderen Band gefällt es mir, dass nicht von Beginn an klar wird, wer Freund oder Feind ist. Dadurch, dass man Cyrill, den "Schneemann", den Bauchredner und andere nur aus Sicht Markus´ kennenlernt, bleiben sie wunderbar undurchsichtig. Denn die Gründe für ihr Verhalten sind unklar, sodass manch einer sich ohne böse Absicht verdächtig macht oder sich durch intrigante Spiele als unschuldig darstellt. Ganz toll, denn dadurch wird man nicht nur als Jugendlicher, sondern auch als Erwachsener ganz schön an der Nase herumgeführt, und die Spannung über die wahren Hintergründe hält sich bis zum letzten Moment.
Es werden mehrere Handlungsfäden erzählt, die teilweise ineinander übergehen und manchmal auch gleichzeitig aufgegriffen werden. Dabei bleibt der Autor aber immer geradlinig ohne große Sprünge, sodass auch jüngere Leser der Handlung problemlos folgen können. Da ist einmal die besondere Fähigkeit, die seine Eltern fördern wollen und für die er beständig üben muss. Dann natürlich das Thema Mädchen, Gracie oder Tallulah. Außerdem macht er Jagd auf die tödlichen Vampire. Dazu kommt, dass er selbst einem Geist begegnet und ohne Hilfe herausfinden muss, was es damit auf sich hat (denn Tallulah darf ja nicht wissen, dass er ein Halbvampir ist, und die Eltern dürfen nicht wissen, dass er sich auf Vampirjagd macht statt sich um seine Fähigkeit zu kümmern). Trotzdem verliert man niemals den Überblick und findet sich immer bestens im Buch zurecht.
Durch die geschickte Erzählweise gelingt es Pete Johnson, immer wieder kleine Höhepunkte einzubauen, sodass es niemals langwilig wird und die Handlung stetig vorantreibt bis hin zum großen Finale, bei dem alles zusammenkommt. Das Besondere dabei finde ich: Johnson ist einer der Autoren, die das Schreiben von Büchern aussehen lassen, als wäre es völlig simpel: ein paar tolle Ideen, eine geradlinige Handlung, die typischen Charaktere für die Zielgruppe und ein oder zwei Konflikte, die es zu klären gibt. Erst, wenn man genau hinsieht, erkennt man, was eben den Hobby-Autor "ich hab da mal was geschrieben" vom Profi unterscheidet: eine komplexe Geschichte so wirken zu lassen, als sei sie völlig simpel und als könne jeder es schreiben, das ist wirklich eine Kunst für sich!
Anton Sprick macht seine Sache wieder hervorragend. Obwohl er Jahrgang 1994 ist, klingt er bereits wie einer von den Profis. Angenehme Stimme, er weiß sie je nach Situation zurückzunehmen oder zu variieren, verleiht den Charakteren eigene Persönlichkeit und kann gut die Eigenheiten von Mädchen, Jungen, alten oder jungen Menschen herauspicken und darstellen. Sein Tempo ist ideal, und er passt auch sonst sehr gut zur Figur des Markus.
FAZIT
Pete Johnson hat es einfach drauf. Er weiß, wie man Jugendliche begeistert und zum Lesen bewegt. Mit Witz und Spannung erzählt er von allem, was die Teens bewegt und im Alltag umtreibt. "Pädagogisch wertvoll" kann auch Spaß machen ;-)
Wertung: 9,8 von 10 Gespräche mit der eigenen Hand
SaschaSalamander 08.04.2013, 08.47 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Pyromantische Affaire
Und wieder ein prickelnder Text von Laura Lay, die auch schon >DIE FLAMINGOFRAU< schrieb. Und ebenso wie bei dieser Geschichte bekommt der Leser auch hier jede Menge Sinnliches geboten. Geschlechtsverkehr, Sex und all das, was viele im ersten Moment unter "Erotik" verstehen ist nicht das, worauf Laura sich spezialisiert hat. Sie schreibt wesentlich subtiler, ihre Texte berühren nicht nur den Körper, sondern sie gehen unter die Haut.
Kurz gesagt und passend zum Genre beschrieben: PYROMANTISCHE AFFAIRE liest sich nicht einfach wie ein simpler Akt, sondern wesentlich besser: weiche Lippen neben dem Ohr, wie ein Fingernagel den Nacken entlang, wie eine Federspitze zwischen den Brüsten, ein gehauchter Kuss zwischen den Schenkeln, ein Vibrieren und Zittern, gespannte Erwartung. Und dann, als es intim wird, überlässt sie es dem Leser, die Fantasie fortzuführen. Wer Sex lesen will, ist hier falsch ;-)
Die Geschichte um Lila/Joe und Berit/Yui ist in wechselnden Perspektiven der dritten Person gehalten, Mr Wonderful erzählt aus der Ich-Perspektive. Durch die Sprünge von einem Protagonisten zum anderen gibt es trotz der an sich kurzen Geschichte viele kleine Cliffhanger, einen steten Spannungsbogen.
Geboten wird etwas für Freunde von Frau/Frau wie auch Mann/Frau sowie eine sehr softe Variante von BDSM aus dem Bereich Erziehungsspiele.
Einzig schade, dass die beiden Geschichten, die zusammengehören, zwar verbunden werden, dies aber ein wenig nach Alibi wirkt. Es hätten gut zwei getrennte Stories sein können, dies hätte der Handlung keinen Abbruch getan. Mir wäre es lieber gewesen, Lila/Joe und Berit/Yui hätten ein jeweils eigenes Ende bekommen. Aber das ist es nicht, worauf es hier ankommt, beide Geschichten sind nur kurze Episoden ohne konkreten Anfang und Ende, einfach nur Beobachtungen der vier Personen.
Laura Lay ist eine meiner beiden liebsten erotischen Autorinnen, und ich hoffe, dass wir außer diesen kurzen Geschichten bald mehr von ihr lesen dürfen. Vielleicht sogar ein Buch, ganz im Stil dieser Geschichten? Oder eine Sammlung von Shorties?
Wertung: 4,6 von 5 Mikroröcke
SaschaSalamander 05.04.2013, 09.09 | (0/0) Kommentare | PL
Mein Freund aus Faro
Wie auch das bekannte Werk BOYS DON´T CRY oder der von mir kürzlich rezensierte >TOMBOY< greift MEIN FREUND AUS FARO das Thema Transgender auf. Wie leider üblich auf teilweise tragische Weise, die Protagonistin muss sich verstellen, wird von ihrer Umwelt nicht anerkannt und muss um das Aufdecken ihrer Identität fürchten. Ich finde es schade, dass Trans-Thematik immer schicksalsbeladen sein muss in den Medien und sich die meisten Filme im Bereich Drama ansiedeln.
Abgesehen davon hat mir der Film außerordentlich gut gefallen. Es gibt keine actionreichen Szenen, die Spannung entsteht vor allem aus der Frage "was geschieht, wenn jemand davon erfährt". Ruhige Musik, stimmungsvolle Bilder, eine sehr schöne Landschaft, intensives Charakterdesign. Die Handlung geht ruhig voran, und die Geschichte wird auch ohne große Worte erzählt. Es ist ein Film, auf den man sich einlassen muss, um ihn zu erfassen, man muss Zeit und Geduld mitbringen. Kein Mainstream, den man nebenbei verdaut und dann wieder vergisst, sondern bild- und inhaltsreiches Kino mit einer Aussage, die noch lange im Zuschauer arbeitet.
Wunderschön. Und traurig. Es lohnt sich ...
SaschaSalamander 03.04.2013, 08.42 | (0/0) Kommentare | PL
Amadeus 05 - Samiel
INHALT
Zwei Männer gießen an einem Karfreitag bei Vollmond Freikugeln und beginnen ein Ritual zur Beschwörung Samiels ... etwas später wird eine Leiche im Wald gefunden. Gerade zu dem Zeitpunkt, als Amadeus an den Auhof geladen wurde, um dort dem Kaiser über die Arbeit an seinem neuesten Werk zu berichten. Amadeus und Resch geraten wieder einmal in tödliche Gefahr, denn der beschworene Dämon (?) hat nur ein Ziel: den Kaiser zu vernichten ...
NEUES COVER
Die Reihe bekommt ein neues Cover. In Zusammenarbeit mit dem Zeichner >Alexander von Wieding< erhält AMADEUS ein neues Auftreten. Statt des bisher altertümlich anmutenden Portraits des Komponisten und eines Fotos gibt es nun eine Bleistiftzeichnung und ein Cartoongesicht. Die Serie wird nach und nach angepasst, sodass Käufer der ersten Folgen gerne die neue Version des Covers erhalten.
Meine Meinung dazu ist zwiespältig. Die Idee finde ich toll, und die Zeichnung finde ich klasse, sie hat was von Steampunk, ist mysteriös, macht neugierig. Das Gesicht von Amadeus allerdings fand ich in Folge 4 mit dem Totenschädel weitaus besser, das neue Konterfei ist schon sehr künstlich. Zumal das ursprüngliche Cover mit dem Lagerfeuer mir ausgesprochen gut gefiel. Trotzdem finde ich das neue Cover stimmig und besser zur Reihe passend als das alte, und ich hoffe, dass es auch den gewünschten Erfolg mit sich bringen wird und neue Kunden auf sich aufmerksam macht.
UMSETZUNG, THEMA
Schön finde ich, dass die Handlungsorte bei AMADEUS wechselnd sind. In der ersten Folge eine Hütte im Wald, danach das Nationaltheater, eine Franziskanerkirche, ein Puppentheater und dunkle Gassen. Nun ein reiches Anwesend und ein dunkler Wald, der sehr viel Möglichkeiten für düsteres Ambiente bietet. Und dieses Potential wurde voll ausgeschöpft, die Atmosphäre des Hörspiels ist wieder sehr dicht und unheimlich.
Interessant finde ich, wie sich auch jede Folge eines mythologischen oder religiösen Themas annimmt. Dieses Mal geht es um das Ritual der Freikugeln und den Dämon Samiel bzw Samuel - die Legenden und Geschichten um ihn sind vielfältig und faszinierend, ich empfehle ein wenig zu recherchieren. Denn AMADEUS macht umso mehr Spaß, wenn man die vielfältigen Anspielungen und Hinweise versteht und ihn mit vielen Aha-Momenten genießen kann. Mein Tip: einmal hören, um sich überraschen zu lassen. Und dann googeln, nachschlagen, ein zweites Mal hören und der Folge unter völlig neuen Vorzeichen lauschen.
SAMIEL ist wieder sehr unheimlich, allerdings klingen diesmal auch melancholische Momente an. Mozart zeigt sich von einer völlig neuen Seite, offenbart seine Gefühle auf eine sehr poetische Weise. Natürlich gibt es wieder derben Humor und böse Späße, aber zugleich bekommt der Hörer hier eine Kostprobe des Feingeists und der Sensibilität des Komponisten, ohne die er zu solchen Meisterwerken niemals in der Lage gewesen wäre. In seinen Worten schwingt eine Zärtlichkeit mit, und auch die Freundschaft zwischen Amadeus und Resch gewinnt dadurch an Tiefe.
Was mir an der Reihe Amadeus gefällt: es gibt keine Längen oder überflüssigen Momente. Die Handlung geht stetig voran, die Spannung hält sich von der ersten zur letzten Minute. Der Autor Sebastian Weber (ORDENSSCHWESTER AMELIE) hat ein besonderes Talent, sich gleichermaßen um Charakterdesign, Handlungsaufbau, Atmosphäre, Dialoge und Plotting zu kümmern, ohne auch nur eines davon zu vernachlässigen. Perfekt aufeinander abgestimmt und von solch einer Dichte, wie sie nur wenige Hörspiele in dieser Form zu bieten vermögen.
BEZUG ZUR REIHE
In meiner Rezension zu Folge 4 erwähnte ich ja, dass all die schrecklichen Erlebnisse auch Konsequenzen mit sich bringen. Nun, man kann den Charakter nicht jahrelang in Trauer und Schockstarre verharren lassen, es muss natürlich weitergehen. Dennoch spürt man in dieser Folge, wie die Ereignisse Amadeus verändert haben, seine Nachdenklichkeit und Sensibilität zeigt, dass er nicht mehr so oberflächlich die Dinge angeht wie bisher (was natürlich auch eine Überinterpretation von meiner Seite sein kann, jedoch finde ich diesen Gedanken passend, das Hörspiel in dieser Hinsicht gut umgesetzt).
In den letzten beiden Teilen fragte ich mich einige Male, wann wieder ein Bezug zum zweiten Teil geknüpft wird. Das ist hier der Fall, und erneut wirft AMADEUS mehr Fragen auf als zu beantworten. So realistisch die Serie sein mag (bisher scheinbar mystische Elemente entpuppten sich als durchweg menschlich in Folge 1-4), gibt es dennoch ein entscheidendes Element, das ganz und gar Fantasy / Mystery ist, und es ist geschickt in die Handlung gewoben, sodass der ansonsten realitätsnahe Stil der Serie gewahrt bleibt.
Während die Vorgängerfolgen teilweise etwas komplexer waren, mit mehreren Handlungssträngen und verzwickten Zusammenhängen den Hörer forderten, ist SAMIEL wieder etwas entspannter. Ein chronologischer Ablauf, nur zwei Handlungsorte, die Handlung selbst geradlinig und einfach. Das ist zur Abwechslung einmal sehr erholsam und dabei nicht minder spannend. Obwohl 73 Minuten sehr lang sind für ein Hörspiel, flog die Zeit für mich nur so dahin, es kam keinen Moment Langeweile auf.
SPRECHER
Neben den regelmässigen Sprechern wartet die Folge diesmal mit weiteren bekannten Namen auf: Frank-Otto Schenk, Bodo Wolf, Michael Pan und Brigitte Grothum passen sehr gut zu den jeweiligen Rollen (besonders Pan schafft es immer wieder, mit einer arroganten Lässigkeit Unsympathen zu verkörpern, dass es richtig Spaß macht, diese Rolle nicht zu mögen).
Debora Weigert ist die Tochter von Frau Grothum, war mir bis dato allerdings nicht bekannt. Ich finde es schön, die beiden in einem gemeinsamen Hörspiel zu hören. Die von ihr verkörperte Figur der Bausmeisterin Adele Schlucker konnte mich überzeugen und fügte sich wunderbar zu den anderen Sprechern. Chris Murray und Wanja Gerick waren für mich ebenfalls neu, sie hatten eher kleine Rollen, die sie aber gut darstellten. Mit Sven Hasper wirkte diesmal auch der Bruder von Kim Hasper mit, ihn kennt man vor allem als Sprecher des Michael J Fox.
Und was Samiel betrifft - nun, wer Samiel wirklich ist, das bleibt dem Hörer unklar. Das Pseudonym seines Sprechers Ralf Mertens allerdings ist bekannt: Dennis Rohling selbst wirkte diesmal wieder mit. Und, zugegeben, ich hätte ihn nicht erkannt, wenn ich es nicht gewusst hätte, seine Stimme ist verfremdet, und er klingt völlig anders als sonst. Zumal er als Bösewicht absolut anders klingt als die freundlichen Rollen, die er sonst immer spricht. Wirklich gelungen, dieser Trick, alle Achtung ;-)
MUSIK, GERÄUSCHE
Ich bin zu Beginn jeder Folge aufs Neue gespannt, welche Kompositionen Mozarts verwendet werden. Man hörte anfangs natürlich die bekannten Werke, und nun kommen langsam immer mehr Titel, die für die meisten Hörer neu sein dürften. Eine kleine Entdeckungsreise, auf die ich mich sehr freue.
Was die Hintergrundgeräusche betrifft, finde ich sie wieder passend. Die Untermalung der inhaltlich dichten Atmosphäre ist auch akustisch durchweg gelungen, sodass alles eine Einheit bildet und ein rundum professionelles Werk präsentiert.
FAZIT
Etwas weniger komplex als die letzten Folgen, dafür wieder deutlich mehr Witz, die Handlung so spannend und geheimnisvoll wie inzwischen gewohnt. Absolute Empfehlung für alle, die anspruchsvolle Hörspiele lieben.
SaschaSalamander 01.04.2013, 08.34 | (0/0) Kommentare | PL
Hugo Cabret
SaschaSalamander 26.03.2013, 09.14 | (0/0) Kommentare | PL
Lady Bedfort 61 und 62 - Die dunklen Gewässer
INHALT
Aden Bale will belauscht haben, dass zwei Personen einen Mord planen, das Opfer befände sich derzeit auf einer Kreuzfahrt. Gomery und Miller glauben eher an zuviel Alkohol, als er ihnen davon erzählt. Doch als möglicherweise ein Mordanschlag auf Bale verübt wird, müssen sie der Sache nachgehen. Zufälligerweise befindet sich auch Lady Bedfort gerade auf dem Schiff und soll für die beiden die Augen offenhalten. Abgesehen von dem drohenden Mord geht sie einer Spur von Juwelendieben nach, die sich am Schmuck reicher Damen vergehen. Und plötzlich begegnet sie - Max!
AUFBAU und UMSETZUNG als DOPPELFOLGE
Nach der ersten Folge war ich etwas unsicher. Der Kriminalfall war sehr spannend und begann recht komplex, von Max dagegen war noch nichts zu sehen, wie sollte man also in der zweiten Folge den Fall auflösen UND sich um Max kümmern? Daher war ich noch etwas zögerlich mit einer verfrühten Rezension, da ich doch sehr skeptisch an den zweiten Teil heranging. Zu Unrecht:
Marc Freund hat mit zwei Folgen die Zeitspanne optimal genutzt. Es gibt trotz der langen Spieldauer keine Längen, in denen man abschweift, stets verfolgt man gebannt das Geschehen. Gleichzeitig wurde aber, trotz der zwei (zusammenhängenden? Voneinander unabhängigen?) Kriminafälle, der zwei Handlungsorte und der wichtigen Wiedereinführung von Max nichts überstürzt, alles findet seinen Raum. Während manche Folgen das Gewicht stärker auf einen von beiden Parts legen, ist es hier wirklich sehr gut ausgewogen und lässt nichts vermissen.
Der Fall bzw die beiden Fälle (mehr möchte ich natürlich nicht verraten) sind sehr gut umgesetzt. Ich fand es dieses Mal einen sehr schönen Fall zum Miträtseln, die Spuren wurden geschickt gelegt, bis sich nach und nach das gesamte Bild zeigt.
MAX´ RÜCKKEHR
Und was nun das Thema Max betrifft - mir liegt SO viel auf der Zunge! Aber doch darf ich nichts sagen, wenn ich niemandem die Vorfreude verderben möchte. Was ich jedoch sagen kann: es war für mich äußerst bewegend. Lady Bedfort begann ja vor über 60 Folgen eher als leichte Krimikost, die Folgen wurden gelegentlich ernster, inzwischen sind einige rein unterhaltsame, aber auch einige anspruchsvolleren Titel darunter. Mit dieser Folge hat der Hörplanet meiner Ansicht nach einen Fixpunkt in der Serie gesetzt, der eine völlig neue Richtung einschlägt. Konflikte, die nicht so leicht in einer Folge eingebaut werden können wie die Trauer nach Max Tod.
Wie ich schon in >AMADEUS 04 - FAUSTUS< sagte: in den meisten Hörspielen erleben die Charaktere Dinge, die ein normaler Mensch nicht einfach so wegsteckt, ohne dass es sich auf spätere Folgen auswirkt. Wie bei AMADEUS hat man nun auch hier sehr realistisch gehandelt: es HAT Konsequenzen, und die beschränken sich nicht auf "ach, schön dass Du wieder da bist, dann ist ja alles okay, tun wir mal, als wäre nichts gewesen". Auch, wenn Max Tod Konsequenzen hatte (er fehlte, eine neue Figur musste eingeführt werden, und hier und da hieß es mal, dass sie ihn vermisst), trotzdem blieb der bisherige Stil der Serie gewahrt, nur eben mit neuen Personen. Das wird diesmal anders sein. Ein gewagter Schritt, den man hier ging, ...
Als Max starb, kam das sehr überraschend, und bis zu seiner Beerdigung wollte ich kaum glauben, dass er wirklich tot ist. Sosehr es mich jedoch getroffen hatte, so wenig konnte ich trauern, die Folge war in dieser Hinsicht wenig mitreißend und nicht wirklich dramatisch inszeniert. Ich fragte mich damals "wie, und das wars jetzt? Tot? Einfach so? Und dafür haben die Macher sich nicht mal richtig Zeit genommen? Das hat Max nicht verdient!". Den Fehler von damals hat man nicht wiederholt, dieses Mal nahm man sich Zeit, hat es nicht einfach nebenbei "passieren lassen" sondern auch wirklich gut in Szene gesetzt.
SPRECHER
Neben den bekannten Sprechern gab es dieses Mal recht viele Nebencharakter, die sowohl in Broughton als auch auf dem Schiff agierten. Ich fand sie sehr gut gewählt, markant und professionell. Thormann überzeugt als zwielichtige Figur, Sven Hasper (Resch aus AMADEUS) konnte auch mit nur wenigen Sätzen seine Rolle gut verkörpern. Frank Otto Schenk, Joseline Gassen und Philine Peters-Arnolds gefielen mir besonders, sie passten sehr gut zu den ihnen zugeteilten Charakteren. Dorina Pascu, Claudio Maniscalco und Debora Weigert waren mir bis dato nicht bekannt, sie fügen sich jedoch sehr gut ein, man hört, dass sie bereits Erfahrung haben. Mein persönliches Highlight diesmal war Philine, die ich mir sehr gut vorstellen konnte und die die ansonsten eher düstere Folge ein wenig auflockerte.
Was vermutlich alle Fans der Reihe beschäftigt: was ist mit Dennis Rohling? Ihm wurde ja vorgeworfen, dass er als Laie zwischen den Profis negativ hervorsteche. Wie sieht es also jetzt, nach einer längeren Pause aus? Was damals auffiel war die übermäßige Betonung, das "korrekte" Sprechen, das nicht natürlich sondern bemüht und unpassend klang. Mich störte das wenig, denn anfangs hatte Max kaum etwas zu sagen, und irgendwann, als es mehr wurde, hatte ich mich bereits daran gewöhnt. Doch umso mehr fällt nun auf, dass er inzwischen fester und natürlicher spricht. Selbstverständlich fällt er auf (was zwischen Thormann, Kluckert, Wolf und Co kein Wunder ist), aber er fügt sich inzwischen sehr gut in das Gesamtbild. Seine Stimme klingt fester, reifer (ich lasse es dahingestellt, ob es an Max´ neuer Rolle liegt oder der seitdem gesammelten Erfahrung im Hörspielbereich), Max hat nun eine neue Ausstrahlung erhalten, die ihm meiner Ansicht nach sehr gut steht.
MUSIK, EFFEKTE
Musikalisch fand ich die Folge nicht schlecht. Bekannte Sounds, sodass trotz neuem Handlungsort und dem Wandel mit Max´ Rückkehr bekannte Motive erhalten bleiben, die Serie sich trotz des Wendepunktes weiterhin vertraut anfühlt. Gegen Ende allerdings hätte ich es nett gefunden, wenn die Musik etwas ernster, düsterer gewesen wäre, passend zur Handlung. So fand ich gerade den Abschlusstrack fast eine Ironie - möglicherweise ein Akzent, der bewusst gesetzt wurde, um die Dramatik der Situation zu unterstreichen und hervorzuheben.
Von den Effekten her fiel mir wenig auf. Ich muss jedoch zugeben, dass ich zwar zweimal gehört habe, mein Augenmerk aber immer bei der Handlung lag und weniger auf der Geräuschkulisse, sosehr hatte die Doppelfolge mich dieses Mal gefesselt ;-)
FAZIT
LADY BEDFORT hat mit DIE DUNKLEN GEWÄSSER eine neue Richtung eingeschlagen, die mehr Tiefe und Komplexität verspricht. Die Rückkehr ist dramatischer und schmerzvoller umgesetzt als der Tod, was jedoch durchaus realistisch ist. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Serie nun weiterentwickelt, aber die "heile Welt" der Lady hat einen gewaltigen Knacks bekommen.
SaschaSalamander 25.03.2013, 08.42 | (0/0) Kommentare | PL
Ostfriesenmoor
Der siebte Fall des Duos Klaasen und Weller ist diesmal düster und brutal: im Moor wird eine Kinderleiche gefunden, ausgestopft. Bald darauf verschwindet ein Kind vor der Apotheke, und es scheint einen Zusammenhang zu geben. Während Klaasen einen Mörder stellen soll, ereignen sich in ihrem Privatleben aufreibende Dinge, die sie all ihre Kraft kosten. Und die Entführung des Kindes hat weitreichende Folgen bis in das Privatleben der Beteiligten, was zu weiteren Intrigen, Schicksalsschlägen und natürlich Morden führt. In diesem Krimi werden alle an ihre Grenzen geführt ...
CHARAKTERE
Normalerweise notiere ich mir in den Krimis von Klaus-Peter Wolf ja die Namen, diesmal habe ich es ohne versucht. Es dauerte lange, bis ich endlich ein Gespür für die einzelnen Charaktere hatte. Wie üblich erhält jeder noch so kleine Nebencharakter einen eigenen Vor- und Nachnamen sowie eine kurze Geschichte und etwas Persönlichkeit. Es ist Wolfs Stil, immer könnte ich es nicht lesen, aber bei ihm mag ich es, er hat eine ganz eigene Art, dies umzusetzen. Die Charaktere sind allesamt sehr menschlich, nicht perfekt und auch nicht schlecht, sondern eben so, wie Menschen sind: voller Mängel, niemals nur gut oder böse, sie verhalten sich auch mal unangebracht und machen Fehler, wie wir alle.
HÖRBUCH VS BUCH
Das Hörbuch ist im Verhältnis zum Buch gekürzt. Vieles, was ich in anderen Rezensionen gelesen habe, wurde hier weggelassen. Ich denke allerdings, dass die Mitarbeiter, die das bearbeitet haben, sehr gute Arbeit geleistet haben. Die Geschichte ist in sich stimmig, ich entdeckte keine Lücken, alles baut gut aufeinander auf, und zu den Charakteren bildet sich ein wunderbar rundes Bild, ohne dass ich als Hörer etwas vermisst habe.
BESONDERHEITEN
Ich habe ja nun schon einige Jugend- und Erwachsenenkrimis des Autors gelesen. Sie ähneln sich in Aufbau und Stil, doch bisher wurde mir nicht langweilig. Denn die Themen, die Wolf anschneidet, sind brisant. Er greift in jedem Buch gesellschaftliche Probleme auf, und die Inhalte der Krimis regen zum Nachdenken an. Abgesehen vom eigentlichen Fall greift er dieses Mal Dinge auf wie die Auswirkungen eines Schlaganfalles (sowohl medizinische Aspekte wie auch die Betroffenheit der Angehörigen), die Folgen einseitigen und voreingenommenen Denkens, Broken-Home-Families, Drogenkonsum, Fremdgehen. Mir gefällt, wie er niemals den Zeigefinger hebt, niemals belehrt, den Leser sich sein eigenes Bild davon machen lässt.
Die Schilderungen dieses Mal sind sehr drastisch. Sowohl der Fall als auch die Nebenplots gehen bis zum Äußersten. Schon in den anderen Büchern war ich fasziniert, wie es Wolf gelingt, grausame Details ohne voyeuristisches Ausformulieren kurz anzureißen und sich dann auf die Geschichte zu konzentrieren. Besonders hier ist der Gegensatz zwischen blutigem Inhalt, psychisch aufwühlenden Momenten und der ruhigen, irgendwie großväterlich erzählenden Stimme sehr markant. Ich mag diesen Gegensatz, da es sich angenehm von anderen Titeln abhebt, die ihre Leserzahlen vor allem aus der Gewaltdarstellung ziehen.
Eine Szene fand ich besonders heftig: sie erzählt von einer Frau und deren Verhalten, nachdem sie ein Kind zur Welt brachte, das bereits unter Entzug litt. Das klingt heftig, und ich kann mir vorstellen, dass manch ein Leser denkt, das sei unrealistisch, aber kurz darauf habe ich etwas ähnliches tatsächlich selbst erlebt auf Arbeit, musste sofort an das Buch denken und daran, dass die unglaublichsten Dinge noch immer real geschehen und kaum ein Buch an die Realität heranreicht. Nun, es ist Wolf diesmal gelungen, ein - nicht nur auf diese Szene bezogen - äußerst realistisches Buch zu schreiben, das mich stellenweise sehr aufgewühlt hat.
LOKALKOLORIT
Der Lokalkolorit ist wie gewohnt recht hoch. Der Norden ist nicht gerade meine bevorzugte Region, ich fühle mich im Süden heimischer. Doch die Eigenheiten der Menschen, die Wohnungseinrichtungen, die Rituale, die Landschaft, all das ist so liebenswert und sympathisch dargestellt, dass ich richtig Lust auf einen Urlaub bekomme, um mir all das wieder einmal anzusehen.
SPRECHER
Zum Sprecher gibt es nicht viel zu sagen, ich habe es ja schon erwähnt: der Autor spricht selbst, und er kann es einfach. Seine stimme ist dunkel, ruhig, beinahe märchenhaft erzählend, emotional und mitreißend.
FAZIT
Kurz gesagt: dieser Roman hat mich wieder sehr begeistert und vor allem bewegt. Ein abgründiger Fall in ruhigem Erzähltempo, gemächlich wird gemordet, geliebt und gelitten.
SaschaSalamander 21.03.2013, 08.56 | (0/0) Kommentare | PL
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