SaschaSalamander

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Frieda aus der Flasche

rylance_frieda_1.jpgINHALT

Franzi, ihre Schwester Maja und die Eltern fahren im Sommer nicht nach Spanien. Sondern in ein kleines Haus an der Ostsee. Onkel Harald hat ihnen dieses Haus geschenkt. Und es geht schief, was nur alles schiefgehen kann: die Eltern streiten sich, das Haus entpuppt sich als Bruchbude, Franzis "Kinderzimmer" ist eine rumpelige Abstellkammer, und die Nachbarn sind unausstehlich! Doch dann entdeckt Franzi unter ihrem Bett eine Flasche, und darin ist eine kleine dicke Frau mit grünen Haaren: Frieda. Und mit Frieda wird der trostlose Urlaub zu einem unglaublichen Abenteuer!


UNMITTELBARKEIT

Vom ersten Moment an war ich mitten im Geschehen und habe alles mit Kinderaugen verfolgt. Warum müssen die Erwachsenen auch immer alles so kompliziert machen? Es geht schon damit los, dass Papa sich von einem knallroten Protzauto auf der Autobahn provoziert fühlt, schimpft und aggressiv wird, und dann stellt sich der Fahrer dieses Autos auch noch als der neue Nachbar heraus! Da ist Streit und Unfrieden schon vorprogrammiert. Und so geht es einige Zeit weiter, ich habe richtig mit Franzi gelitten: völlig alleine, ohne Freunde, die Eltern kümmern sich um andere Dinge, der Urlaub ein totaler Reinfall. Zum Heulen, am liebsten hätte ich die Kleine gedrückt und sie getröstet.

Obwohl mir klar war, dass es ein Kinderbuch ist, war ich richtig aufgeregt. Sollte Franzi die Flasche öffnen oder nicht? Man hat schon so schlimme Dinge gehört über Flaschengeister, und was, wenn die Frau in der Flasche Schabernack treibt und alle verärgert? Oder gar etwas Böses zaubert? Franzi etwas Gemeines antun will? Ob der Schatz nur ein leeres Versprechen, die drei Wünsche eine Falle sind? Ich musste über mich selbst schmunzeln: manchmal weiß man, wie ein Buch weitergeht, weil es aufgrund des Genres einfach nicht anders möglich ist. Aber wenn der Autor es schafft, dass der Leser das völlig vergisst und trotzdem um den Fortgang der Handlung bangt, dann ist ihm sein Werk gelungen.

SPRACHE

Sprachlich fand ich das Buch wirklich süß. Süß, weil mich der Tonfall Friedas daran erinnert, wie kleine Mädchen "Prinzessin" spielen. Die kindliche Variante einer gehobenen Sprache, edel und anmutig, aber eben sehr einfach, gespickt mit sehr viel "goldig", "wunderbar", "hübsch", "feine Dame", "liebster (Name)", "werteste". Die Passagen ohne Frieda sind kindgerecht geschrieben, sodass sie sich ideal eignen zum Vorlesen oder Selbstlesen.


ZEICHNUNGEN

Besonders hervorheben möchte ich auch die Zeichnungen von Regina Kehn. Schwarz-weiß und treffend zum Inhalt. Dadurch wird Franzi, Frieda und all die anderen noch einmal zusätzlich Leben verliehen, bekommt Frieda ein Gesicht und wirkt umso liebenswerter. Mir gefiel am besten die Darstellung des Carlos, aber warum, das müsst Ihr Euch selbst ansehen ;-)


CHARAKTERE

Die Charaktere sind herzlich, genau wie sie in einem Kinderbuch sein müssen. Und weil es eben ein Kinderbuch ist, gibt es ein Happy-End, und auch die Unsympathen und Bösewichte werden im Laufe des Buches zu angenehmen Mitmenschen. Dadurch wird zwischen den Zeilen auch Verständnis geschürt für Menschen, die auf den ersten Blick völlig anders sind. Denn es gibt immer irgendwo eine Basis zur Freundschaft. Und selbst die lässige Mutter mit Öko-Touch und Chaosfamilie hat mehr gemeinsam mit der reichen Schickimicki-Tussi, als sie es ahnt ;-)

Aber klar, die besten Figuren sind Franzi, ihr neuer Freund Tobi und die Flaschenfrau Frieda. Frieda ist witzig, voller Elan, sie lässt sich nicht entmutigen und steckt voller Selbstbewusstsein. Sie kennt unsere heutige Welt nicht, und so ist alles für sie ein Abenteuer. Es kümmert sie nicht, was sich gehört, sie tut, was gefällt. Und so trägt sie schon mal einen rosa Schlafanzug mit Wölkchen, dazu eine Badekappe, Heels und eine Perlenkette. Weil es ihr gefällt. Und wenn man nicht sportlich genug ist, Skateboard zu fahren, dann macht es sicher Spaß, sich bäuchlings draufzulegen, hui, und einfach bergab zu fahren! Frieda versteht auch unsere Redensarten nicht. So antwortet sie auf den Satz "Zeit ist Geld" mit "Wieviel ist dieses Haus hier wert? Zwei Stunden? Drei Jahre?" Und weil sie so auffällig ist, hält man sie glatt für eine Schauspielerin, deren ungewöhnliches Verhalten bestimmt ein ganz neuer Trend ist und sofort nachgeahmt wird. Man muss sich gelegentlich ein kleines Tränchen wegwischen, sei es vor Rührung oder vom Lachen. Frieda lässt niemanden kalt!


FAZIT

Ulrike Rylance ist mit FRIEDA AUS DER FLASCHE ein bezauberndes Kinderbuch gelungen. Freundschaft, Abenteuer, Urlaub, drei wunderbare Themen, perfekt umgesetzt. Nach dem Buch wünscht man sich auch so einen lebenslustigen Flaschengeist zu finden. 

SaschaSalamander 25.04.2012, 09.35

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