SaschaSalamander

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Amadeus 05 - Samiel

Ich bekam die Möglichkeit, bereits vorab die Folge 05 - SAMIEL aus der Reihe AMADEUS zu hören. Na, da konnte ich nicht widerstehen, war ich von der letzten Folge doch wieder begeistert gewesen und konnte die Fortsetzung kaum erwarten. Wie passend, dass ich es gerade am Karfreitag hörte, an dem Tag, an dem auch der Prolog beginnt:


INHALT

Zwei Männer gießen an einem Karfreitag bei Vollmond Freikugeln und beginnen ein Ritual zur Beschwörung Samiels ... etwas später wird eine Leiche im Wald gefunden. Gerade zu dem Zeitpunkt, als Amadeus an den Auhof geladen wurde, um dort dem Kaiser über die Arbeit an seinem neuesten Werk zu berichten. Amadeus und Resch geraten wieder einmal in tödliche Gefahr, denn der beschworene Dämon (?) hat nur ein Ziel: den Kaiser zu vernichten ...


NEUES COVER

Die Reihe bekommt ein neues Cover. In Zusammenarbeit mit dem Zeichner >Alexander von Wieding< erhält AMADEUS ein neues Auftreten. Statt des bisher altertümlich anmutenden Portraits des Komponisten und eines Fotos gibt es nun eine Bleistiftzeichnung und ein Cartoongesicht. Die Serie wird nach und nach angepasst, sodass Käufer der ersten Folgen gerne die neue Version des Covers erhalten.

Meine Meinung dazu ist zwiespältig. Die Idee finde ich toll, und die Zeichnung finde ich klasse, sie hat was von Steampunk, ist mysteriös, macht neugierig. Das Gesicht von Amadeus allerdings fand ich in Folge 4 mit dem Totenschädel weitaus besser, das neue Konterfei ist schon sehr künstlich. Zumal das ursprüngliche Cover mit dem Lagerfeuer mir ausgesprochen gut gefiel. Trotzdem finde ich das neue Cover stimmig und besser zur Reihe passend als das alte, und ich hoffe, dass es auch den gewünschten Erfolg mit sich bringen wird und neue Kunden auf sich aufmerksam macht.

 


UMSETZUNG, THEMA

Schön finde ich, dass die Handlungsorte bei AMADEUS wechselnd sind. In der ersten Folge eine Hütte im Wald, danach das Nationaltheater, eine Franziskanerkirche, ein Puppentheater und dunkle Gassen. Nun ein reiches Anwesend und ein dunkler Wald, der sehr viel Möglichkeiten für düsteres Ambiente bietet. Und dieses Potential wurde voll ausgeschöpft, die Atmosphäre des Hörspiels ist wieder sehr dicht und unheimlich.

Interessant finde ich, wie sich auch jede Folge eines mythologischen oder religiösen Themas annimmt. Dieses Mal geht es um das Ritual der Freikugeln und den Dämon Samiel bzw Samuel - die Legenden und Geschichten um ihn sind vielfältig und faszinierend, ich empfehle ein wenig zu recherchieren. Denn AMADEUS macht umso mehr Spaß, wenn man die vielfältigen Anspielungen und Hinweise versteht und ihn mit vielen Aha-Momenten genießen kann. Mein Tip: einmal hören, um sich überraschen zu lassen. Und dann googeln, nachschlagen, ein zweites Mal hören und der Folge unter völlig neuen Vorzeichen lauschen.

SAMIEL ist wieder sehr unheimlich, allerdings klingen diesmal auch melancholische Momente an. Mozart zeigt sich von einer völlig neuen Seite, offenbart seine Gefühle auf eine sehr poetische Weise. Natürlich gibt es wieder derben Humor und böse Späße, aber zugleich bekommt der Hörer hier eine Kostprobe des Feingeists und der Sensibilität des Komponisten, ohne die er zu solchen Meisterwerken niemals in der Lage gewesen wäre. In seinen Worten schwingt eine Zärtlichkeit mit, und auch die Freundschaft zwischen Amadeus und Resch gewinnt dadurch an Tiefe.

Was mir an der Reihe Amadeus gefällt: es gibt keine Längen oder überflüssigen Momente. Die Handlung geht stetig voran, die Spannung hält sich von der ersten zur letzten Minute. Der Autor Sebastian Weber (ORDENSSCHWESTER AMELIE) hat ein besonderes Talent, sich gleichermaßen um Charakterdesign, Handlungsaufbau, Atmosphäre, Dialoge und Plotting zu kümmern, ohne auch nur eines davon zu vernachlässigen. Perfekt aufeinander abgestimmt und von solch einer Dichte, wie sie nur wenige Hörspiele in dieser Form zu bieten vermögen.


BEZUG ZUR REIHE

In meiner Rezension zu Folge 4 erwähnte ich ja, dass all die schrecklichen Erlebnisse auch Konsequenzen mit sich bringen. Nun, man kann den Charakter nicht jahrelang in Trauer und Schockstarre verharren lassen, es muss natürlich weitergehen. Dennoch spürt man in dieser Folge, wie die Ereignisse Amadeus verändert haben, seine Nachdenklichkeit und Sensibilität zeigt, dass er nicht mehr so oberflächlich die Dinge angeht wie bisher (was natürlich auch eine Überinterpretation von meiner Seite sein kann, jedoch finde ich diesen Gedanken passend, das Hörspiel in dieser Hinsicht gut umgesetzt).

In den letzten beiden Teilen fragte ich mich einige Male, wann wieder ein Bezug zum zweiten Teil geknüpft wird. Das ist hier der Fall, und erneut wirft AMADEUS mehr Fragen auf als zu beantworten. So realistisch die Serie sein mag (bisher scheinbar mystische Elemente entpuppten sich als durchweg menschlich in Folge 1-4), gibt es dennoch ein entscheidendes Element, das ganz und gar Fantasy / Mystery ist, und es ist geschickt in die Handlung gewoben, sodass der ansonsten realitätsnahe Stil der Serie gewahrt bleibt.

Während die Vorgängerfolgen teilweise etwas komplexer waren, mit mehreren Handlungssträngen und verzwickten Zusammenhängen den Hörer forderten, ist SAMIEL wieder etwas entspannter. Ein chronologischer Ablauf, nur zwei Handlungsorte, die Handlung selbst geradlinig und einfach. Das ist zur Abwechslung einmal sehr erholsam und dabei nicht minder spannend. Obwohl 73 Minuten sehr lang sind für ein Hörspiel, flog die Zeit für mich nur so dahin, es kam keinen Moment Langeweile auf.


SPRECHER

Neben den regelmässigen Sprechern wartet die Folge diesmal mit weiteren bekannten Namen auf: Frank-Otto Schenk, Bodo Wolf, Michael Pan und Brigitte Grothum passen sehr gut zu den jeweiligen Rollen (besonders Pan schafft es immer wieder, mit einer arroganten Lässigkeit Unsympathen zu verkörpern, dass es richtig Spaß macht, diese Rolle nicht zu mögen).

Debora Weigert ist die Tochter von Frau Grothum, war mir bis dato allerdings nicht bekannt. Ich finde es schön, die beiden in einem gemeinsamen Hörspiel zu hören. Die von ihr verkörperte Figur der Bausmeisterin Adele Schlucker konnte mich überzeugen und fügte sich wunderbar zu den anderen Sprechern. Chris Murray und Wanja Gerick waren für mich ebenfalls neu, sie hatten eher kleine Rollen, die sie aber gut darstellten. Mit Sven Hasper wirkte diesmal auch der Bruder von Kim Hasper mit, ihn kennt man vor allem als Sprecher des Michael J Fox.

Und was Samiel betrifft - nun, wer Samiel wirklich ist, das bleibt dem Hörer unklar. Das Pseudonym seines Sprechers Ralf Mertens allerdings ist bekannt: Dennis Rohling selbst wirkte diesmal wieder mit. Und, zugegeben, ich hätte ihn nicht erkannt, wenn ich es nicht gewusst hätte, seine Stimme ist verfremdet, und er klingt völlig anders als sonst. Zumal er als Bösewicht absolut anders klingt als die freundlichen Rollen, die er sonst immer spricht. Wirklich gelungen, dieser Trick, alle Achtung ;-)


MUSIK, GERÄUSCHE

Ich bin zu Beginn jeder Folge aufs Neue gespannt, welche Kompositionen Mozarts verwendet werden. Man hörte anfangs natürlich die bekannten Werke, und nun kommen langsam immer mehr Titel, die für die meisten Hörer neu sein dürften. Eine kleine Entdeckungsreise, auf die ich mich sehr freue.

Was die Hintergrundgeräusche betrifft, finde ich sie wieder passend. Die Untermalung der inhaltlich dichten Atmosphäre ist auch akustisch durchweg gelungen, sodass alles eine Einheit bildet und ein rundum professionelles Werk präsentiert.


FAZIT

Etwas weniger komplex als die letzten Folgen, dafür wieder deutlich mehr Witz, die Handlung so spannend und geheimnisvoll wie inzwischen gewohnt. Absolute Empfehlung für alle, die anspruchsvolle Hörspiele lieben.

SaschaSalamander 01.04.2013, 08.34

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