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Blogeinträge (Tag-sortiert)
Tag:
Paranormal Activity
Micah hat eine Kamera gekauft, denn seit einiger Zeit wird Katie wieder von etwas verfolgt. Es begann, als sie 8 Jahre alt war, seitdem folgt es ihr, und nun beginnt es erneut. Geräusche, kleinere Aktivitäten, ihr Name geflüstert, sie fürchtet sich. Die beiden suchen das Gespräch eines Mediums, dieser verweist sie an einen Spezialisten für Dämonen. Während Katies Angst täglich wächst, scheint es Micah eher als Spiel zu sehen, er provoziert den Dämon und tut so ziemlich alles, wovor das Medium sie beide gewarnt hat. Die Aktivitäten werden heftiger, und als sie den Dämonenspezialisten kontaktieren wollen, ist dieser nicht erreichbar.
PARANORMAL ACTIVITIES ist klar ein Low Budget Film, dessen Kameraführung an Blair Witch erinnert. Natürlich soll auch dieser Film auf realen Begebenheiten basieren. Mal baut Micah die Kamera auf (nachts), meist trägt er sie tagsüber ständig bei sich. Er filmt alles und jeden, was sowohl den Gefilmten als auch dem Zuschauer recht schnell auf die Nerven geht, aber es ist Teil des Filmes und gehört dazu. Ebenso gehört dazu, wie unlogisch und vor allem unqualifiziert Micah reagiert. Spätestens, als er durch die Kamera die untrüglichen Beweise dafür hat, dass etwas geschieht, das mit dem normalen Verstand vorerst nicht zu erklären ist, sollte er den Fachmann anrufen und akzeptieren, dass etwas nicht stimmt. Auch, dass er die Ängste seiner Freundin komplett ignoriert, machte mich während des Filmes ziemlich wütend, sodass ich mir immer wieder die Frage stellte, warum sie ihm nicht schon längst den Laufpass gegeben hat.
Aber wie gesagt, dies ist Teil des Filmes, der Handlung, es stellt den Alltag der beiden dar und ist durch diese Handkamera ziemlich gut gelungen. Der Aufbau ist schleichend, anfangs beginnt es sehr ruhig, es geschieht nicht viel außer einer sich bewegenden Tür. Die Aktivitäten werden heftiger, die Reaktionen der beiden werden immer emotionaler, es kommt zu Konflikten zwischen den beiden bis hin an den Punkt, als es tatsächlich körperlich wird und der Dämon Katie real bedroht, die Spannungskurve ist bis hin zum etwas zu abrupten Ende perfekt aufgebaut. Durch diesen schrittweisen Aufbau gelingt es dem Filmemacher, mit einfachen Möglichkeiten wie dem An- und Ausschalten des Lichts im Flur oder einer schwingenden Deckenlampe Grusel zu erzeugen.
Was mir an diesem Film besonders gut gefällt: es gibt keine billigen (oder teuren aber schon viel zu oft gesehenen) Effekte. Der Horror spielt sich im Kopf des Zuschauers ab, und es braucht weder Dämonenfratzen noch wabernde Schatten. Der Dämon ist nicht sichtbar, zu sehen ist nur seine Aktivität. Auch die Erklärung ist nicht wie in vielen Filmen an den Haaren herbeigezogen sondern real an wissenschaftlichen Erkenntnissen gehalten und daher interessant für diejenigen Zuschauer, die nicht nur Geisterfilmchen sehen wollen, sondern sich auch tiefgründiger mit dem Phänomen paranormaler Aktivitäten befassen.
Was für mich wichtig zu erwähnen ist: Blair Witch ist extrem wacklig, ich konnte ihn nicht komplett ansehen, nicht des Grusels wegen sondern weil mir übel wurde. Dieser Film hier ist im Stil ähnlich, spielt jedoch nur im Haus, hat daher keine wilden Verfolgungsjagden und ist insgesamt ruhiger im Bild.
Wer Schockeffekte möchte und einen brutalen Horrorschocker nach dem anderen ansieht, wird vermutlich enttäuscht sein. Wer dagegen einen realistischen Grusel sucht und Inhalt wichtiger empfindet als die Effekte, dem wird mit PARANORMAL ACTIVITIES ein ungewöhnlicher Film geboten, wie es ihn nur selten zu sehen gibt. Aber vorsicht - wer sich darauf einlässt, der wird eine Art Angst verspüren, wie ihn "normale" Horrorfilme selten erzeugen können!
SaschaSalamander 16.08.2011, 09.25 | (4/4) Kommentare (RSS) | PL
Payback
Es handelt davon, wie die Medien immer mehr Besitz von unserem Alltag ergreifen. Von den Problemen, die man mit dieser ständigen Erreichbarkeit hat, dem Druck, welchem man sich dadurch selbst aussetzt, von der steigernden Erwartung hinsichtlich Konzentration und Multitasking, während genau dies eigentlich gehemmt wird.
Doch, da können viele einstimmen. Es ist lästig, wenn man die Mails sofort beantworten soll, wenn man heimkommt und der AB ist voll, wenn ständig das Handy klingelt und die besten Sendungen im TV zur dümmsten Zeit laufen und man extra wachbleiben muss.
Aber ich für meinen Teil sage, dass es für einen erwachsenen Menschen die "Medienkompetenz" gibt. Ich habe mich zum Beispiel entschiedenen, keinen TV zu besitzen und mein Handy meist gar nicht zu nutzen. Wenn jemand mailt, antworte ich dann, wenn ich Lust habe, und klar mache ich manchmal Multitasking, aber nur wenn ich Lust darauf habe und nicht gerade an einer wichtigen Sache arbeite. Ich bin erwachsen, ich bin medienerfahren und ich bin für mich selbst verantwortlich.
Was mir nicht gefällt ist (bis zur ersten Hälfte, weiter habe ich nicht gelesen, weil ich mich zu oft geärgert habe) die Entmündigung des Lesers. Es wird so dargestellt, als wäre ich nicht selbst in der Lage, meinen Konsum zu steuern. Mir wird mangelnde Multitaskingfähigkeit unterstellt, ohne dass mir jedoch exakt erklärt wird, was genau das bedeutet. Gerade in Fachbüchern finde ich eine konkrete Definition der Begriffe jedoch notwendig, aber Schirrmacher spielt mit Begriffen und wirft sie um sich, jeder kennt sie und liest den Text und stimmt ihm zu, aber wenn man genau hinterfragt stellt man fest, dass die Argumente oft recht haltlos sind.
Er pauschalisiert sehr viel, generalisiert und meint dann, so sei das eben. Aber ich mag es nicht, mit einem Medienjunkie gleichgesetzt zu werden. Ich bin ein Mensch, der manchmal das Telefon klingeln lässt, weil er gerade keine Lust hat ans Telefon zu gehen. Aber diese Fähigkeit stellt Schirrmacher komplett außer Frage. Für ihn gibt es nur schwarz und weiß. Er beschreibt einzelne Experimente, die er komplett aus dem Zusammenhang reißt, und dann interpretiert er sie so, dass sie für sein Buch passen.
Auch, wenn der Vergleich böse ist, muss ich doch daran denken, wie früher auch das erste Auto als Teufelswerk verschrien war, wie bestimmt auch die Elektrizität ihre Gegner hatte, wie damals der Walzer als unanständig gesehen wurde, und so weiter. Ich finde es gut, wenn ein Mensch nicht alles hinnimmt und ungefragt als "neu und somit gut" stehenlässt. Aber ich mag es nicht, wenn man prinzipiell alles gleich verteufelt. Statt das Internet und die neuen Medien schlechtzumachen wäre es sinnvoll, zu einem bewussten Konsum zu raten.
Mag sein, dass er dies in der zweiten Hälfte seines Buches tut, aber bis dahin bin ich nun abgesprungen. Ich tue es mir nicht an, mich 150 Seiten lang als inkompetenter User abstempeln zu lassen. Aus Neugier habe ich die Kapitel im zweiten Teil angeselen und habe den Eindruck, dass er weiterhin nur Mängel benennt, jedoch keine Lösungen bietet, wie er dies behauptet (aber das liegt an meiner mangelnden Konzentrationsfähigkeit, die daher kommt, dass ich zuviele Bücher auf einmal lese, was ich ja gar nicht kann, da ich vom PC schon viel zusehr des Denkens entmächtigt wurde) (upps, war das ironisch? Sorry, konnte ich mir gerade nicht verkneifen, das Buch löst diese Reaktion bei mir aus, normalerweise bemühe ich mich doch eines sachlicheren Tons *g*).
Auch muss ich sagen, dass die Kapitel recht durcheinander zusammenhängen und es eigentlich eher eine Aneinanderreihung von Versuchen, Behauptungen, Thesen und Gedanken ist. Ein Leitfaden ist nicht erkennbar, nur stets eine neue Behauptung, man könnte die Kapitel auch wahllos durcheinanderwürfeln, es würde nicht stören. Ein bisschen Kontinuität und Struktur wäre schon nett gewesen und hätte etwas professioneller gewirkt.
Eigentlich schade. Denn, wie gesagt: hochinteressantes und sehr brisantes Thema, mit dem ich mich gerne befasse. Jedoch würde ich gerne das objektive Werk eines Beobachters lesen statt der Hetzjagd eines Gegners.
SaschaSalamander 15.08.2011, 15.36 | (0/0) Kommentare | PL
Geisterritter
Ich war elf, als meine Mutter mich aufs Internat nach Salisbury schickte.
Letzter Satz:
"Du willst ihn sogar heiraten".
aus: Cornelia Funke: Geisterritter; Dressler, 2011
SaschaSalamander 15.08.2011, 09.40 | (0/0) Kommentare | PL
Statistik KW 32
1 - Leichte Sushi-Küche
1 - Yokan (M Tateno)
2 - Gargoyle (A Davidson)
2 - Mach mich geil (L Palmer)
3 - Verlockende Versuchungen (I L Minden)
4 - Payback (F Schirrmacher)
4 - Das Graveyard-Buch (N Gaiman)
5 - Flames ´n Roses 01 (K White)
5 - Meditation für Dummies (S Bodian)
Gesehen
/
Geschenkt
/
Gekauft
/
Getauscht
Leichte Sushi-Küche
Meditation für Dummies (S Bodian)
ANMERKUNGEN:
1 - komplett
2 - beendet
3 - weitergeführt
4 - abgebrochen
5 - begonnen
SaschaSalamander 14.08.2011, 20.50 | (0/0) Kommentare | PL
Das Graveyard-Buch
Mir wurde das Buch wärmstens empfohlen. Aber ich kann nicht wirklich etwas damit anfangen. Das finde ich schade, hatte ich mich doch sehr darauf gefreut.
Größtenteils liegt es am Schreibstil, der mir persönlich zu trocken ist, ich finde keinerlei Bezug, will nicht wissen, wie es weitergeht, und der Spannungsaufbau fehlt mir. Das heißt nicht, dass er nicht vorhanden ist, aber ich selbst kann einfach nichts damit anfangen.
Im Original hat das Buch angeblich Zeichnungen, für seine Comics ist er auch bekannt. Ich verstehe nicht, warum man diese aussdrucksstarken Bilder in der deutschen Veröffentlichung weggelassen hat, nicht nur in diesem Buch, auch bei anderen Werken wie CORALINE.
Woran es liegt, dass so ein begnadeter Autor ein Buch schreibt, mit dem ich so wenig anfangen kann, verstehe ich nicht. Ich habe die Vermutung, dass es die Übersetzung ist. Häufig stoße ich über Formulierungen. Die Sprache ist für mich ein wichtiger Zugang zum Inhalt eines Buches, und hier fehlt mir einfach etwas. Aber da das bei den anderen Titel nicht der Fall war, tippe ich auf den Übersetzer ...
ich werde es wohl nie herausfinden. Eines Tages werde ich es noch einmal versuchen. Oder auch nicht. Es ist vielleicht auch einfach der falsche Zeitpunkt für dieses Buch ...
SaschaSalamander 13.08.2011, 20.58 | (4/4) Kommentare (RSS) | PL
Das Graveyard-Buch
Eine Hand in der Dunkelheit, darin ein Messer.
Letzter Satz:
Aber zwischen jetzt und dereinst lag das Leben, und Bod ging ihm entgegen mit offenen Augen und mit weitem Herzen.
Aus: Neil Gaiman: Das Graveyard-Buch; Arena 2009
SaschaSalamander 13.08.2011, 20.01 | (0/0) Kommentare | PL
Gargoyle
INHALT
Ein namenloser Ich-Erzähler erleidet einen Autounfall und wird in einer Klinik für Brandopfer aufgenommen. Er verliert seinen Lebenswillen und plant den Suizid für die Zeit nach der Entlassung, als eines Tages Marianne Engel in seinem Zimmer steht. Sie erzählt, dass sie ihn schon seit vielen Reinkarnationen kennt, sie umsorgt ihn, gibt ihm neuen Lebensmut und erzählt ihm Geschichten von damals.
Es gäbe sehr viel mehr zu erzählen, doch mehr als diesen Teil möchte ich nicht verraten. Das Buch ist in zwei Hauptstränge gegliedert. Im ersten Strang berichtet der Ich-Erzähler (Stefan Kaminski) von seinem Leben als Pornostar vor dem Unfall, von seinem Kampf in der Klinik und dem Zusammensein mit Marianne. Im zweiten Strang erzählt Marianne (Sascha Icks) von ihrem früheren Leben im Kloster Engelthal sowie der Begegnung mit dem Ich-Erzähler). Die Nebenstränge sind Geschichten von Mariannes früheren Freunden: ein Wikinger verliebt sich in seinen älteren Mentor, eine asiatische Glasbläserin wird zum Spielball eines mächtigen Herrschers, eine viktorianische Dame entschließt sich ihrer Liebe auf das Land zu folgen, und ein italienischer Schmied verliert seine Frau durch die Pest. Auch die Vorgeschichte einzelner Nebencharaktere wird in Form einer gesonderten Geschichte beschrieben.
Das Buch ist ein klassischer Rahmenroman, der viele Genres und Themen beinhaltet. Während viele bekannten Rahmenromane (1001 NACHT wohl der bekannteste, aber auch STEIN UND FLÖTE, MASSIMO BATTISTI von Bemman u.a.) sich vor allem einem Genre verschrieben haben, ist GARGOYLE hier sehr flexibel. Romantisch, gruslig, tragisch, zynisch, teilweise sogar Horrorelemente. Definitiv ein Roman, für den man ein Vielleser quer durch alle Genres sein sollte, da man sonst rasch den Bezug verliert.
CHARAKTERE
Es dauerte ein wenig, bis ich die Charaktere ins Herz geschlossen hatte. Durch den häufigen Wechsel der Erzählperspektive findet man erst nach und nach den Zugang zu den Protagonisten. Und sie machen es einem auch nicht leicht. Der Ich-Erzähler ist extrem zynisch. Was bei anderen Autoren oft wie ein plumpes Stilmittel wirkt, ist hier sehr gut nachvollziehbar und lässt ihn sehr lebendig (wenn auch nicht unbedingt sympathisch) wirken. Er ist ein Ekel, und erst im Laufe der Geschichte offenbart er seine menschliche Seite. Marianne dagegen ging mir anfangs mit ihrer ständigen Liebenswürdigkeit ziemlich auf die Nerven, sie wirkte sehr aufgesetzt, und die bösartigen Kommentare des Ich-Erzählers trugen ihren Teil dazu bei. Doch so, wie er sie nach und nach lieben lernt, habe auch ich sie immer besser leiden können, bis sie wirklich zu einer guten Freundin wurde, deren Wohl mir am Herzen lag und deren Leben mich immer tiefer berührte.
Auch die Nebencharaktere sind sehr greifbar beschrieben, und es ist eines der Bücher, bei denen man das Gefühl hat, eine Reihe guter Freunde gefunden zu haben. Sie sind menschlich, haben ihre Schwächen und ihre Stärken, und selten gelingt es einem Autor so gut, sogar die kleineren Rollen mit so viel Leben zu füllen.
Identifikationsfiguren gibt es - zumindest für mich - keine. Ich habe wenig gemeinsam mit einem Pornostar, der bei lebendigem Leib verbrennt und dann Suizid begehen will. Und auch mit einer psychisch Kranken, die früher Nonne war und heute als Steinmetz arbeitet habe ich kaum Ähnlichkeit. Aber das macht nichts, man kann sich dennoch in jeden sehr gut hineinversetzen und mitfühlen.
SPRACHE
So unterschiedlich die einzelnen Genres dieses Buches sind, so variantenreich sind auch die Charaktere. Sie reden in unterschiedlichen Stilen, der Autor verwendet eigene Satzformen, Formulierungen, Worte. Wirkt der Text an manchen Stellen kantig und ungeschliffen (passend zu dem groben Klotz von Protagonist), so ist er an anderen Stellen zart, filigran und verletzlich (wie die junge Nonne), knapp und präzise wie die Krankenschwester.
Anfangs fand ich das Buch sprachlich etwas zu überzogen. Das lag daran, dass auf der ersten CD nur der Ich-Erzähler berichtet, und soviel Zynismus auf einen Haufen ist fast schon unerträglich. Allein die endlose Beschreibung des Brandes und der Verletzungen war eine regelrechte Qual. Ich möchte entweder ein neutrales medizinisches Fachbuch lesen oder aber einen Roman. Aber keinen Roman mit medizinischen Feinheiten, die mit fiesen Kommentaren gespickt sind, das empfand ich stellenweise als geschmacklos.
Allerdings lässt das direkt nach der ersten CD nach, sobald Marianne Engel dazukommt. Mit ihr beginnt die Handlung und wird das Buch zu einem bunten Band verschiedenartigster Themen und Geschichten. Davidson schreibt wortgewandt, verliert sich manchmal in Details und Ausschweifungen, die absolut unnötig sind und andererseits genau das Herz des Buches ausmachen, ich möchte keine einzelne Geschichte, nicht eine langatmige Metapher vermissen.
Der Ich-Erzähler bezeichnet Liebe etwa als einen Lemur. Nicht, weil er so knuffig süß ist, sondern ein Lemur sähe aus wie etwas Hübsches, das man so lange drückt, bis die Augen fast aus dem Kopf ploppen. Und diese großen, ploppenden Augen sind Sinnbild für die ständige Angst, unzureichend zu sein, den Partner zu verlieren und hilflos zu sein ohne den anderen. Seine Verbrennungen bezeichnet er optisch als das Dim Sum vom Vortag. Das ist schon alles sehr plastisch, manchmal regelrecht morbide und bösartig. Aber so grausam die negativen Metaphern sich einprägen, so lieblich sind auch die ruhigen Romanzen. Die Geschichte der Glasbläserin ist sehr bewegend, erzählt in zerbrechlichen Worten, die den Geist wie ein Seidentuch umschmeicheln.
HÖRBUCH
Mit der wandelbaren Stimme von Stefan Kaminski und dem weichen Klang von Sascha Icks (in diesem Fall ist Sascha ein Frauenname) haben sie Macher die perfekte Wahl für GARGOYLE getroffen, mir fiele niemand ein, der es besser hätte interpretieren können. Stefan Kaminski trägt den Hauptteil der Geschichte und findet für jeden einzelnen Charakter eine neue Stimme. Jede Tonlage, jedes Gefühl, jedes Alter, jedes Geschlecht, bei ihm ist alles möglich, und hört man alleine die Stimme ohne den Kontext, so kann man sofort sagen, ob er einen Mann oder eine Frau, einen jungen oder einen alten Menschen darstellt. Besonders beeindruckend war die Schlange, die immer wieder auftaucht und den Ich-Erzähler quält. Kaminski hat sie mit solch einer Art vorgetragen, dass es mir jedes Mal eiskalt den Rücken hinunterlief, mich gruselte richtig, und ich möchte es mir gar nicht mehr vorstellen! Wow, und so etwas nur mit der Stimme zu schaffen ist wirklich Kunst! Icks passt sehr gut zu der sanften Marianne, es gelingt ihr jedoch auch, die einzelnen Binnengeschichten in entsprechendem Tonfall zu erzählen, ob nun kerniger Wikinger oder italienischer Schmied.
FAZIT
Der Anfang täuscht über den Rest des Buches. Was eklig und unsympathisch beginnt, entpuppt sich zu einem absoluten Pageturner. Sprachgewaltig, inhaltlich überwältigend. Man sollte aber offen sein für viele Genres und gerne ein Buch lesen, das viele Inhalte vereint, die man sich nebeneinander nicht vorstellen kann. Andrew Davidson ist es gelungen, ein modernes Märchen voll Zauber und Gefühl zu schreiben, das seinesgleichen sucht. Es ist ein Buch, das man liebt oder hasst, dazwischen dürfte es nur wenig geben. Denn der Leser wird sehr intensiv berührt. Eine absolute Leseempfehlung für Vielleser, die einmal etwas ganz Anderes lesen möchten.
SaschaSalamander 13.08.2011, 08.45 | (0/0) Kommentare | PL
Leichte Sushi-Küche
Eigentlich wollte ich ja handgeschöpftes Briefpapier. Aber die Anbieterin bei Tauschticket hatte es nicht mehr, und statt den Tausch abzubrechen, suchte ich mir etwas anderes aus ihrem Sortiment. Da ich Sushi liebe und inzwischen schon ein wenig Erfahrunge habe und nach neuen Anregungen suche, entschied ich mich für dieses Buch. Und seit ich es heute Mittag in die Hände bekam, kann ich es nicht mehr weglegen und plane bereits einen Sushiabend nach dem anderen! Ich habe zwei große Asialäden um die Ecke und somit kein Problem, die Zutaten zu besorgen. Bambusmatte, Stäbchen, Schaumlöffel, Reiskocher, Mirin, Miso, Sushi-Reis, Nori, Ingwer zählen zu meinen Grundzutaten und Werkzeugen in der Küche, und wenn überraschend Gäste kommen, zaubere ich in einer Stunde flink ein paar Sushi-Teller. Aber mir fehlen eben die Feinheiten und ein paar nette Ideen, wie ich auch ohne teuren Frischfisch etwas zubereiten kann. Und die werden hier en masse geboten. Ich bin so begeistert, dass ich ausnahmsweise mal ein Kochbuch rezensiere ;-)
INHALT
Die LEICHTE SUSHI-KÜCHE beschreibt verschiedene Rezepte und Variationen rund um das beliebte japanische Sushi. Es bietet Anregungen für zu Hause, Parties und feierliche Anlässe. Sowohl einfache Rezepte als auch komplizierte Kniffe werden vorgestellt. Was nicht fehlen darf ist ein bisschen Hintergrundinformation über einzelne Zutaten, Werkzeuge für die Sushi-Küche, japanische Etikette bei Tisch und den kulturellen Hintergrund.
FOTOS
Fotos sind für mich in Kochbüchern unabdingbar. Es gibt Bücher, bei denen mir der Appettit vergeht, wenn die fertigen Speisen krumm und schief auf dem Teller liegen. Und andere Bücher, bei denen ich mich sofort entmutigt fühle, weil ich weiß "so werde ich das eh nie schaffen, das brauche ich gar nicht versuchen". Hier wirkt alles sehr schlicht und vermittelt eine Natürlichkeit, die den Leser anregt, es sofort selbst zu probieren. Die Farben sind kräftig, und die Bilder geben eine sehr gute Vorstellung davon, wie die eigenen Versuche anschließend aussehen können. Die einzelnen Schritte sind Foto für Foto sehr gut erklärt. Gerade bei Sushi ist das sehr wichtig: wie wird das Nori-Blatt belegt, in welche Richtung wird gerollt, wie bekommt man die Füllung genau in die Mitte. Dreieckige Tütchen, gepresstes Sushi, die Blätter mal außen mal innen mal ganz ohne, alles Schritt für Schritt bildlich erklärt. Für Kenner natürlich unnötig, aber für Einsteiger unentbehrlich.
REZEPTE
Was mir ebenfalls sehr wichtig ist: Beschreibung der Rezepte. Wenn es zu umständlich klingt, möchte ich es gar nicht erst versuchen. In diesem Buch ist alles recht einfach beschrieben. Als Anfänger wird man mit manchen Beschreibungen zuerst etwas überfordert sein, doch mit der Übung kommt die Erfahrung, und die Bilder geben zusätzlich zu den Texten eine gute Erklärung.
Es werden verschiedene Varianten beschrieben: Sushi-Tütchen, gepresste Sushi, mehrfarbige Sushi, belegte Sushi, Sushi mit und ohne Algenblätter. Die Fachbegriffe sind im Buch integriert, ohne den Leser zu überfordern: Terimaki, Nigiri, Sashimi, Temari, Maki, Futomaki, Uramaki, Inari und viele andere.
ZUSÄTZLICHE INFOS
Zu einem gelungenen Sushi gehört natürlich mehr als nur der mit einer Zutat gefüllte Reis. Die Dekoration wird einfach erklärt und gezeigt. Auch Suppen, Brühen, Saucen und Dips werden angerissen und in einzelnen einfachen Rezepten vorgestellt. Die Information über Etikette bei Tisch, Herkunft des Sushi, Verwendung der Werkzeuge etc ist knapp und präzise, sie stellt nicht den Hauptteil dar, wird jedoch ausreichend beschrieben. Die entsprechenden Fotos gefallen mir sehr, sie regen den Appetit an und wecken auch ein wenig Fernweh ...
ZUTATEN
Etwas, das mir bei Kochbüchern sehr wichtig ist: die Verfügbarkeit von Zutaten. Es ist manchmal erstaunlich, wie wenig Zutaten und Rezeptbücher zueinanderpassen. In schneller Studentenküche finden sich Zutaten, die man nur im 50 km entfernten Bioladen finden kann und dergleichen Seltsamkeiten mehr. Hier ist es natürlich so, dass man die Zutaten im normalen Supermarkt oft nicht bekommt. Sojasauce könnte gerade noch klappen, bei allem anderen wird es kompliziert. Man sollte schon einen Asialaden in der Nähe haben. Ohne Sushireis (normaler Reis funktioniert nicht wie gewünscht), Nori-Blätter, Sake, Mirin, Wasabi, Ingwer und andere Grundzutaten wird es schwer. Alles andere ist verzichtbar und lässt sich auch westlich variieren (statt Fisch kann man auch gekochten Schinken verwenden, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt). Aber bevor man sich an die Sushi-Küche wagt, sollte man wirklich versuchen abzuklären, wo man die Zutaten besorgen möchte. Im Feinkostladen oder Supermarkt zahlt man für Nigiri, Sojasauce, Fisch etc nahezu astronomische Preise, und es wäre schade, wenn das Sushi aus diesen Gründen eine unerschwingliche Ausnahme bleiben muss. Die Suche nach dem nächsten größeren Asialaden wäre bei Anschaffung dieses Buches also wirklich zu empfehlen!
FAZIT
Ich empfehle das Buch für Einsteiger wie auch Fortgeschrittene. Einsteiger könnten sich im erstne Moment von den vielen Begriffen, Variationen und komplexen Möglichkeiten überfordert fühlen. Aber wer sich Zeit nimmt, der stellt fest, dass die einzelnen Schritte sehr gut und einfach beschrieben sind. Die Mühe lohnt sich. Und für Fortgeschrittene gibt es sehr viele Variationen, die es sich auszuprobieren lohnt. Gerade die gepressten und mehrfarbigen Sushi sind nicht allzu bekannt und bieten die Chance, mit einfachen Mitteln faszinierende Effekte zu erzeugen und bei Gästen zu punkten. Die Fotos machen Lust auf mehr, und die zusätzlichen Informationen bieten einen spannenden Einblick in die japanische Sushi-Tradition.
ANMERKUNG ZUM SCHLUSS
Und wenn es nicht so klappt wie es soll - nicht den Mut verlieren! Ich weiß nicht, wie oft ich manches probiert habe. Man sollte nicht gleich beim ersten Versuch Gäste einladen, sondern erst ein wenig experimentieren. Sushimeister ist eine Ausbildung, die in Japan bis zu fünf Jahre dauern kann und sehr angesehen ist. Dafür, dass man den Reis korrekt zubereitet, die Blätter perfekt rollt und schneidet sowie die Sushi füllt und belegt. Da ist es schon okay, wenn bei den ersten eigenen Versuchen zu Hause der Reis zu trocken oder zu flüssig, die Rolle oval statt rund ist oder wenn die Ränder zu arg überstehen, wenn ein wenig schief gerollt wurde, die Rolle zu dick ist und nicht geschlossen werden kann, zu dünn ist und zuviel Nori übrig bleibt, die Füllung am Rand statt in der Mitte ist und beim Schneiden das Blatt zerreißt und die gewünschte Füllung durch den warmen Reis plötzlich unerwartet die Konsistenz ändert und aus der Rolle flutscht. Übung macht den Meister!
(Woher ich diese Fehler kenne? Ähem ... inzwischen sind meine Sushi und Onigiri meist recht geschickt, aber ich habe viele Kilo Reis zum Üben gebraucht *g*)
SaschaSalamander 10.08.2011, 15.53 | (0/0) Kommentare | PL
Die Worte der weißen Königin
Meine Geschichte beginnt in der Dunkelheit
Letzter Satz:
Ich bin es, Olin.
aus: Antonia Michaelis: Die Worte der weißen Königin; Oetinger 2011
SaschaSalamander 08.08.2011, 16.04 | (0/0) Kommentare | PL
Die Worte der weißen Königin
DIE WORTE DER WEISSEN KÖNIGIN ist das neue Buch von Antonia Michaelis. Sie hat bereits viele Kinder- und Jugendbücher geschrieben, die mich begeisterten durch ihre Sprache und Vielfalt, aber der große Wurf ist ihr vor einiger Zeit mit DER MÄRCHENERZÄHLER gelungen. An diesen Erfolg anknüpfend, hat der Oetinger-Verlag wohl auch das Cover gestaltet. Auch die Idee, das "nackte" Buch ohne Schutzumschlag ebenso zu gestalten, das gleiche Motiv nur ohne den Menschen darauf, wurde übernommen. Es ist irritierend für den Leser, denn viele Elemente deuten darauf hin, dass es eine Fortsetzung des MÄRCHENERZÄHLERS sein könnte. Dennoch ist DIE WORTE DER WEISSEN KÖNIGIN ein komplett eigenes Buch.
INHALT
Seine Mutter hat die Familie verlassen, als Lion drei Jahre alt war, seitdem lebt er allein mit seinem Vater. Er lernt sehr viel von ihm, nicht für die Schule, das kann sein Vater nicht, aber fürs Leben. Doch als sein Vater die Arbeit verliert, beginnt er zu trinken, und anstelle des liebevollen Vaters tritt der "schwarze König", der seinen Sohn misshandelt. Lion möchte gerne frei sein wie die Seeadler, und er vermisst die "weiße Königin", die alte Frau, welche den Kindern Märchen vorlas. Doch die alte Frau ist nicht mehr da, und die Seeadler fliegen ohne ihn. Lion beginnt die Schule zu schwänzen, die Seeadler zu zähmen und sich auf die Suche nach Worten zu machen, wie man sie nur in Büchern findet und durch die er sich mit der "weißen Königin" verbunden fühlt. Als die Misshandlungen durch den Vater zunehmen, flieht er von zu Hause und beschließt, mit den Adlern zu leben und die "weiße Königin" zu finden.
GENRE
Für ein Kinderbuch ist dieses Buch meiner Ansicht nach etwas zu ernst. Während Lindgren in den BRÜDER LÖWENHERZ die Dinge wie den Tod umschreibt, ist Michaelis sehr direkt. Ein Kind wird geschlagen, ausgepeitscht, und es es denkt stellenweise daran, den eigenen Vater zu töten. Und dennoch sind die Worte kindgerecht. Für die Kleinsten ist es nicht passend, doch die Altersgruppe Lions, Kinder um die 10 Jahre, dürften bereits Verständnis für dieses Buch haben, wenn man sie nicht alleine damit lässt und mit ihnen darüber redet.
Durch die poetische Sprache, die zahlreiche Symbolik und die fantastischen Elemente mutet das Buch an wie ein Märchen. In Anlehnung an den Begriff der "Urban Fantasy" möchte ich gerne den Begriff "Urban Fairy Tale" einführen. Ein modernes Märchen, das in der Gegenwart spielt. Und so, wie Märchen grausam sein können, so ist auch dieses Buch auf gewisse Weise grausam und zugleich doch schön. Ein Widerspruch, wie ihn nur Märchen in sich vereinen können.
Das Buch vermischt Märchen und Realität auf faszinierende Weise. Während man in klassischen Märchenbüchern klar weiß, was Realität und Fiktion ist, so sind die Grenzen hier fließend. Kann man einen Seeadler zähmen? Kann ein Kind im Horst eines Seeadlers nächtigen? Auch ist der unsichtbare Freund (hier in Gestalt der jüngeren Schwester, einer Personifikation der nicht gelebten Wut Lions) ein häufiges Thema in realen Geschichten. Doch was, wenn der unsichtbare Freund mit realen Menschen agiert und diese reagieren: vielleicht ist der Freund ja doch real? Oder vielleicht können nur andere Kinder ihn sehen, nicht jedoch die Erwachsenen? Oder vielleicht ist es eine Metapher für das, was eigentlich Lion selbst tut und psychologisch betrachtet von sich abspaltet?
Das Buch richtet sich auch an Erwachsene, denn Kinder werden wohl all die Anspielungen nicht verstehen, können nicht die komplette Tragweite des Buches erfassen. Und ich bin sicher, dass durch die vielen verschiedenen Symbole auch die Erwachsenen das Buch sehr individuell lesen werden, jeder wird etwas anderes darin sehen und die Situationen unterschiedlich deuten. Es gibt unbeantwortete Fragen am Ende, die Antworten finden sich zwischen den Zeilen in einzelnen Umschreibungen. Ich bin sicher, dass das Buch die Gemüter sehr spalten wird. Das gefällt mir, denn es stellt keinen Absolutheitsanspruch, statt dessen regt es zum Nachdenken und Diskutieren an.
GEFÜHL WÄHREND DES LESENS
Dies ist das Einzige, wo ich Parallelen zum MÄRCHENERZÄHLER ziehen möchte. Das Gefühl während des Lesens ist fast das gleiche. Einerseits die wunderbaren Worte, die ein Gefühl von Geborgenheit vermitteln, die klaren Bilder, die im Kopf des Lesers entstehen. Und zugleich der dicke Kloß im Hals, der den Leser zum Weiterlesen zwingt, man möchte den Kloß loswerden, man wünscht sich, dass diese Anspannung sich löst. Und doch ist das Buch zu realistisch, als dass es schön sein könnte. Eine dunkle Melancholie legt sich wie eine Decke über den Leser, nur manchmal wagt er einen Blick in den Himmel, wo er mit Lion und den Adlern durch den Himmel gleiten und diese Freiheit erleben möchte. Oft musste ich das Buch für einige Momente unterbrechen und das wirken lassen, was ich eben gelesen hatte. Ich kann nicht davon lesen, wie ein Vater sein Kind mit einem Holzscheit prügelt und dann einfach weiterlesen, als wäre nichts geschehen. Es braucht eine Pause, um dies zu verdauen. Die kindlichen Gedanken und Worte machen das Geschehen umso tragischer, die Verletzbarkeit des Jungen, seine kindliche Unschuld wirken regelrecht greifbar.
DER MÄRCHENERZÄHLER machte mich betroffen, doch dieses Buch steigert diese Gefühl. Denn Anna und Abel sind Jugendliche, die bereits eine gewisse eigene Entscheidungsfähigkeit und Selbstverantwortung tragen. Lion ist noch ein Kind, und er ist den Erwachsenen ausgeliefert. Sein Versuch sich zu wehren und Freiheit zerreißt dem Leser schier das Herz, vor allem, wenn er getriggert wird und Dinge tut, die ein Kind in diesem Alter niemals tun sollte, weil es Dinge weiß, die ein Kind nicht wissen sollte ...
LITERARISCHE BEZÜGE
Wie auch schon in einigen ihrer anderen Bücher bezieht sich Antonia Michaelis auf andere bekannte Bücher. In diesem Fall sind es Kipling (Rikki Tikki Tavi), Exupery (der kleine Prinz) und Astrid Lindgren (Klingt meine Linde, die Brüder Löwenherz). Geschickt hat sie die einzelnen Elemente in die Handlung gebracht und den Inhalten eine neue Bedeutung verliehen. Ich mag diese Bezüge und finde sie sehr treffend, sie passen in das Buch, stellenweise scheint es fast, als wären diese Geschichten Inspiration gewesen und als hätte sie das Märchen von Lion (der nicht zufällig den Namen des Löwen trägt) um diese Elemente herumgewebt.
Auch fällt es auf, wie sie Sprache und Metaphorik sowie die Bezüge zu den anderen Geschichten miteinander verbindet. So ist Olin, Lions unsichtbare Freundin / Schwester namentlich ein Anagram von Lions Namen. Und hat eine klangliche Ähnlichkeit zu dem Mädchen Malin, was ich hier jedoch ohne Spoiler nicht näher erklären kann aber sich dem Leser nach der Lektüre erschließen wird.
THEMEN
Das Buch beinhaltet sehr viele elementare Themen. Einige davon werden klar benannt, andere sind zwischen den Zeilen zu finden. So geht es nicht nur um Kindsmisshandlung, sondern auch um Wut, Hass, Angst. Aber auch Vergebung, Familie, Freiheit, Selbstbewusstsein, Stärke und Mut. Es stellt sich oft die Frage, was wichtig ist im Leben. Lion ist arm, er trägt zerfetzte Kleidung, geht auf eine Förderschule und beneidet andere Kinder um das, was sie haben: MP3-Player, neue Kleidung, ferngesteuerte Autos. Er ist wütend darüber, wie wenig sie ihre Frisur schätzen und wiesehr sie sich gehenlassen. Und doch ist er froh über das, was er hat und sie niemals haben werden: die Freiheit und das Wissen der Seeadler. Es ist ein Buch der großen Gefühle, gekleidet in kleine Worte mit großer Bedeutung. Lion sagt von sich selbst, dass ihm die Worte fehlen, erst durch die weiße Königin lernte er neue Worte kennen, die seinen Horizont erweiterten, doch als die Königin ging, suchte er nach neuen Worten, aber das Buch bleibt mit ihm stehen. Die Worte sind einfach. Die Inhalte sind groß ...
FAZIT
Das Buch hat mich sehr bewegt, und unter den aktuellen Büchern ist es auf jeden Fall eine absolute Empfehlung für Jung und Alt. Kinder ab 12 Jahre sollten es allerdings nicht alleine lesen sondern einen Erwachsenen an ihrer Seite haben. Ältere Leser sollten sich bewusst sein, dass all die ernsten Themen nicht in Absolutheit behandelt werden können und vieles unbeantwortet bleiben muss. Die Worte klingen sanft und still, doch ihre Wirkung ist gewaltig. Ein Buch, für das man Zeit braucht und ein offenes Herz.
SaschaSalamander 08.08.2011, 09.01 | (0/0) Kommentare | PL
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