SaschaSalamander

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Eine dunkle und grimmige Geschichte

gidwitz_grimm_1.jpgVORABGEDANKEN

Märchen mochte ich als Kind, und ich mag sie noch heute. Es gibt Märchensammlungen zu Themen (Verwandlungen, Königreiche, Frauen, Kinder, Tiere usw) und von Personen (Andersen, Grimm, Bechstein etc) sowie aus verschiedenen Kulturen (besonders gefielen mir die Märchen aus dem Orient). Aber trotz allem behalten die Gebrüder Wilhelm und Jakob Grimm einen Status hier in Deutschland inne, der mit nichts zu vergleichen ist. Wenn man "Märchen" sagt, meint man eigentlich "Gebrüder Grimm". Sie sind so berühmt, dass es sogar japanische Mangas gibt, etwa Kaori Yuki oder Kei Ishiyama, kürzlich stellte ich GRIMMS MANGA >hier im Blog< vor.

Ich weiß nicht, warum immer behauptet wird, die modernen Märchen seien verwaschen und harmlos? War das vor 30 Jahren in meiner Kindheit anders? Vielleicht gehöre ich zu den wenigen Kindern, die vor 30 Jahren mit "echten" Märchen aufwuchsen. Denn in den Märchen, die ich am liebsten hörte, wurde ein Mensch zur Strafe in ein mit nach innen gerichteten Nägeln beschlagenes Faß den Berg hinabgerollt, da wurde ein abgetrennter Pferdekopf in einen Tunnel gehängt und sprach zur Königstochter, da tanzte man in rotglühenden Metallschuhen, und unter der Brücke begrabene Gebeine sangen ein Totenlied. Na, harmlos finde ich das nicht. Mein Favorit, aber das wurde mir als Kind dann doch nicht erzählt, darauf stieß ich erst selbst als Erwachsene: >Wie die Kinder Schlachtens miteinander gespielt haben<.

>EINE DUNKLE UND GRIMMIGE GESCHICHTE< ist nun also nun ein modernes Märchenbuch im Stil der alten Gebrüder Grimm. Umso mehr freute ich mich, als der Verlag >ArsEdition< bei der Aktion von >BloggDeinBuch< nicht wie sonst üblich 10 Rezensenten auswählte, sondern ALLEN über 80 Bewerbern ein Exemplar dieses Buches zukommen ließ! Eine Form der Werbung, die viele Leser glücklich gemacht hat, ein herzliches Dankschön hierfür, das war eine klasse Überraschung!


INHALT

EINE DUNKLE GRIMMIGE GESCHICHTE erzählt Märchen auf eine ganz besondere Weise: die Königskinder Hänsel und Gretel fliehen vor ihren Eltern und begeben sich auf eine gefahrvolle Reise. Dabei schliddern sie von einem Märchen in das nächste, sind die Protagonisten. Das Märchen mit der Hexe und dem Ofen kommt natürlich vor. Aber die beiden sind zugleich auch die Hauptfiguren der Geschichten "Brüderchen und Schwesterchen", "die sieben Schwalben" und anderen. Als sich die Wege der beiden zeitweise trennen müssen, muss Hänsel alleine in der Geschichte "die drei goldenen Haare" dem Teufel begegnen, Gretel findet sich einem seelenraubenden Mörder gegenüber. Wie die Geschichten zusammenhängen, wäre zuviel verraten, die Handlung lässt sich vorab also nicht wirklich beschreiben, aus den Kapitelüberschriften des Inhaltsverzeichnisses lässt sich der Weg der beiden jedoch schon erahnen.

Der Autor hat nicht die bekanntesten Märchen geschnappt sondern vor allem weniger bekannte Titel genommen, was mich sehr freut. So gehören die Märchen >Der Räuberbräutigam<, >der getreue Johannes< oder >die sieben Raben< nicht unbedingt zum Allgemeingut, und ich bin froh, dass man hier nicht Rapunzel, Schneewittchen und Konsorten wählte sondern etwas ausgefallenere Titel, die junge Leser ganz sicher neugierig machen auf weitere originale Märchen der Gebrüder.


AUFBAU

Das erste Märchen "der getreue Johannes" erzählt die Vorgeschichte der beiden Königskinder und wie es dazu kam, dass sie von ihren Eltern flohen. Der Autor erlaubt sich sehr viel dichterische Freiheit, es gelingt ihm hervorragend, den originalen Erzählstil zu übernehmen, den Inhalt beizubehalten und die Märchen doch so abzuändern, dass sie eine fortlaufende Geschichte erzählen.

Besonders gelungen finde ich den Anfang und das Ende im Kontext. Adam Gidwitz schafft einen Rahmen, der sich um die Geschichten herum spannt und dort endet, wo er anfing. Die Ausgangssituation ist die gleiche wie zu Beginn des Märchens. Doch nun, herangewachsen, gereift und voller neuer Erfahrungen nehmen der Leser und die Protagonisten ihre Situation nun anders wahr. Ein tragisches Ende, und zugleich auch ein Happy End, es gab - was sonst, es ist ja ein Märchen - viele Tote, viele Verluste, doch nun sind alle fröhlich vereint. Das Leben ist ein immerwährender Kreislauf, und ich könnte mir sogar eine Fortsetzung vorstellen ;-)


CHARAKTERE

Die Charaktere sind etwas deutlicher ausgebaut als im Märchen. Während Hänsel und Gretel im Original nur in einem einzigen Märchen erscheinen, müssen sie hier gleich mehrere Abenteuer bestehen, sodass sie natürlich eine eigene Persönlichkeit erhalten. Während mir früher immer Hänsel der sympathischere von beiden war, ist es hier Gretel, die ich mochte. Die anderen Figuren bleiben im Hintergrund, es ist nicht nötig, ihnen Gewicht zu verleihen, denn es ist einzig das Buch der beiden Geschwister, ihnen gebührt die Aufmerksamkeit.


SPRACHE, STIL

Gidwitz schreibt im Ton eines klassischen Märchenerzählers, wenn auch etwas moderner, sodass es für Kinder kein Problem gibt beim Verständnis einzelner Worte. Zudem ist der Text in zwei Teile geteilt: der "normale" Text erzählt das Märchen des Geschwisterpaares, in fettgedruckten Lettern fügt der Autor seine Kommentare ein. Immer wieder weist er darauf hin, dass es JETZT an der Zeit wäre, die kleinen Kinder zu Bett zu bringen, denn gleich würde es gruselig. Er fügt ironische Randbemerkungen ein, er informiert den Leser über Gebräuche, philosophiert über den Wahrheitsgehalt von Märchen und hebt manches Mal auch den moralischen Zeigefinger.

Insgesamt ist das Buch trotz seiner teils sehr brutalen Stellen eher humorvoll gehalten, einige Male musste ich herzlich lachen, denn das Buch ist sehr ironisch. Für Jugendliche ist es bedenkenlos geeignet, für Kinder bedingt. Ich denke, Eltern sollten selbst einschätzen, ob sie ihren Kindern dies zumuten können oder nicht, sie sollten das Buch auf jeden Fall vorher selbst gelesen haben, bevor sie die erste Geschichte vorlesen ;-)


PRÄSENTATION

Der Schutzumschlag springt mit seinem dunklen Cover sofort ins Auge, scherenschnittartig erheben sich schwarze Figuren vor einem dunkelblauen Nachthimmel. Das Motiv passt sowohl vom Inhalt wie auch von der Atmosphäre her sehr gut zum Inhalt des Buches.

Das Buch innen hat nur Zeichnungen zu Beginn jedes Kapitels, auch hier finden sich düstere Scherenschnitte. Aus erzähltechnischen Gründen wird hier nicht mit Platz gespart: ein Kapitel schließt ab mit dem Wort "Ende", auf der folgenden Seite liest man "fast", man blättert um, auf der nächsten Seite ein paar Zeilen, danach "Ende", auf der nächsten Seite "beinahe". So blättert man sich rund 10 Seiten durch das Buch fast ohne Text. Ein Effekt, der trotzdem klasse ist, den Leser an der Nase herumführt und den Humor des Autoren sehr gut verdeutlicht. Zum Glück wird dies nicht überbeansprucht und geschieht nur einmal.


PERSÖNLICHE MEINUNG

Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen und bin absolut begeistert. Zugegeben, dieses Märchen ist mindestens so blutig wie mancher aktuelle Thriller, durch den Erzählstil des Märchens jedoch wirkt es etwas abgeschwächt. Ich fand es wirklich gelungen, wie Gidwitz die einzelnen Märchen verbindet und daraus eine neue Geschichte entstehen lässt. Stellenweise musste ich zugeben, dass ich nicht so recht wusste, wo nun das Märchen anfing und die freie Interpretation begann, sodass ich direkt im Anschluss an das Buch ausgiebig recherchiert habe.

Die Anmerkungen des Autores gefielen mir sehr, ich mag es, wenn der Leser direkt angesprochen wird, der Erzähler mehr weiß als der Leser, und wenn er dann mit dramatischer Stimme den Leser vorwarnt, das hat so etwas Absurdes, finde ich, erinnert mich ein wenig an Lemony Snicket.


FAZIT

EINE DUNKLE GRIMMIGE GESCHICHTE ist erfrischend anders als die bekannten Märchenadaptionen, die Brutalität übersteigt nicht das Maß der mir damals bekannten Märchen. Jugendlichen und märchenbegeisterten Erwachsenen kann ich dieses spannende Abenteuer uneingeschränkt empfehlen. Lasst Euch in das düstere Königreich Grimm entführen. Es gibt keinen Ausweg, und nur die Mutigsten werden am Ende den Drachen besiegen und das Königreich retten ... 

SaschaSalamander 24.10.2011, 09.11 | (0/0) Kommentare | PL

Statistik KW 42

Gelesen / Gehört
1 - Venezianische Verführung (M Sera)
1 - Raum (E Donoghue)
1 - Doubt 01-04 (Y Tonogai)
1 - Doktorluder (I L Minden)
1 - Eine dunkle und grimmige Geschichte (A Gidwitz)
1 - Die drei ??? 149 - der namenlose Gegner
1 - Holger auf Weltreise 02 - in Ägypten
1 - Holger auf Weltreise 03 - in Istanbul
2 - Ich.Darf.Nicht.Schlafen (S J Watson)
3 - Die Kuh, die weinte (A Brahm)
5+4 - Robocalypse (D H Wilson)



Gesehen
Pandorum


Gespielt
Professor Layton und die Schatulle der Pandora


Geschenkt
Doktorluder (I L Minden)


Gekauft
/


Getauscht
Der Hundertjährige der usw (J Jonasson)
Sweet Santa 01-02 (S Tsukuba)
Blue Friend (F Eban)
Parodie der Liebe (R Honjoh)


ANMERKUNGEN:
1 - komplett
2 - beendet
3 - weitergeführt
4 - abgebrochen
5 - begonnen

SaschaSalamander 23.10.2011, 21.30 | (0/0) Kommentare | PL

Doktorluder

minden_drluder_1.jpgDOKTORLUDER

Normalerweise schreibt Inka Loreen Minden homoerotische Literatur oder Historische Erotik, "normale" heteroerotische Literatur veröffentlicht sie unter dem Pseudonym Lucy Palmer. Dieses Mal hat Inka jedoch eine Geschichte geschrieben, wie man sie in dieser Form noch nicht von ihr kennt. Sie wollte sich auf neues Gebiet wagen, und so entstand "Doktorluder".

Ein Frauenarzt bittet seine Mitarbeiterin um ein paar "Experimente", sie lässt sich gerne darauf ein, und so erwarten den Leser einige netten Spielzeuge auf dem Gynstuhl.

Das für Inka Neue an dieser Geschichte ist die männliche Zielgruppe, wo sie sonst aus Sicht der Frau schreibt. Und so gibt es hier Dinge, die man sonst eher in männlichen Erotikbüchern liest: rieeeesige Spielzeuge von fast schon beängstigendem Ausmaß, Mehrere Höhepunkte hintereinander, Nylons, Rollenspiel, eine an sich selbst spielende Frau, weniger Gefühl als vielmehr das Hervorheben der Lust, Dauerrolligkeit. Eine gewisse weibliche Note ist allerdings dennoch erkennbar, Inka kann sich selbst einfach nicht leugnen, und an ihrer Wortwahl erkennt man klar, dass wohl eine Frau den Text geschrieben hat.

Ich finde die Geschichte einen gelungenen Spagat zwischen den unterschiedlichen Bedürfnissen der Geschlechter, hier kommt jeder auf seine Kosten. Kurz, lüstern und heiß ;-)


BONUSGESCHICHTE

Als Bonus gibt es eine zweite Geschichte, die unabhängig vom Hauptroman "Der Freibeuter und die Piratenlady" zu lesen ist. Es ist quasi eine Vorgeschichte über die erste Begegnung der beiden späteren Protagonisten. Obwohl ich das Hauptwerk (noch) nicht kenne, fand ich großen Gefallen an dieser Bonusstory, sie gefiel mir sogar einen Tick besser als die Hauptgeschichte, und sie macht große Lust auf das Buch.

Jiasia Wylde betritt eine Schänke, hat natürlich nur die dralle Wirtin im Sinn, als sich ein junges Mädchen zu ihm an den Tisch setzt, verkleidet als Mann. Sie will von ihm nähere Informationen über "das Phantom", aber er lässt sie recht schnell abblitzen, die Wirtin wartet bereits auf ihn, er hat anderes im Sinn, was der Leser dann auch ausführlich beschrieben bekommt.

Mit dieser Story nimmt Inka sich selbst und das Genre nicht ganz so ernst, bringt einige witzigen Anspielungen auf Hamburger, Coca Cola, Johnny Depp, den Fluch der Karibik sowie das Genre der historischen Liebesromane an sich auf die Schippe. Mein Lieblingssatz: "Liebe ist doch nur was für Schnallenschuhträger!"


FAZIT

Für 99 Cent wirklich geschenkt, ich finde es toll, wenn Autoren kleine "Betthupferln" veröffentlichen und freue mich schon auf Inkas nächstes Titel.

SaschaSalamander 22.10.2011, 09.12 | (0/0) Kommentare | PL

Hiki

nangoku_hiki_1.JPGRin findet in einer Schublade eine Schatzkarte, die aussieht wie eine seiner Zeichnungen aus Kindertagen. Neugierig macht er sich mit seinem Freund Yada auf die "Schatzsuche", und tatsächlich finden sie am gezeichneten Punkt eine alte Kommode. Rin durchsucht sie, kann jedoch nichts darin finden. Doch seit diesem Moment geschieht etwas Unheimliches: wannimmer Rin versucht, irgendwo etwas herauszuziehen, hält er den Kopf eines Mädchens mit langen schwarzen Haaren in seiner Hand.

Es ist nicht leicht, denn ständig muss man im Alltag etwas herausziehen: die Schulkleidung aus dem Turnbeutel, einen Kopfhörer aus dem Ohr, ein Taschentuch aus der Hose, ein Schulbuch aus der Tasche. Rin wird darüber fast wahnsinnig und versucht herauszufinden, wer dieses Mädchen sein könnte und warum es ihn nun verfolgt.

Puuuh, ganz schön gruslig! Dieser Manga ist zwar in einer halben Stunde gelesen, kann zeitlich also nicht mit einem Asiahorrer von zwei Stunden mithalten, aber inhaltlich kommt er ziemlich gut an diesen Grusel heran, alle Achtung! Der Horror baut sich recht schnell auf, woher stammt die alte Zeichnung, und warum steht genau dort eine Kommode? Der Leser sieht, wie Rins Hand in der Kommode wühlt und sieht bereits den Kopf des Mädchens, ekelt sich, als Rin ihr zerzaustes Haar berührt und nicht weiß, was er da zwischen den Fingern spürt. Und sobald Rin seine Hand in irgendeine Öffnung steckt, zuckt der Leser zusammen und ahnt, was ihn nun erwarten wird, beißt die Zähne zusammen, will nicht hinsehen, und wie bei einem guten Horrorfilm sieht man hin, obwohl man sich wünscht, man hätte es nicht gesehen.

Die Zeichnungen sind wirklich großartig, sie drücken den Horror sehr gut aus, die Bilder sind eklig und unheimlich, der Stil ist insgesamt sehr gut. Hintergründe, Gesichter, Details, all dies ist realistisch gehalten und erzeugt zusätzliche Bilder im Kopf des Lesers, der sich sofort in die Geschichte hineinversetzen kann.

Und wie bei einem guten Asiahorror üblich: fragt bitte nicht nach dem Sinn. Es ist ein Mindfuck, und am Ende gibt es eine Lösung, die im Grunde dennoch keine Lösung ist, weil sie viele Optionen offen lässt. Was ist nun wirklich geschehen? Konnte Rin das Rätsel lösen, auch wenn seine komplette Umwelt ihn für wahnsinnig hält? Oder wurde Rin tatsächlich wahnsinnig und bildet sich nur etwas ein, während alle anderen die Wahrheit sehen? Verstörende Bilder, fernab jeglicher Realität, Wahngebilde, Kreaturen aus einem kranken Geist, wie man ihm eigentlich fast nur in asiatischen Horrorfilmen begegnet. Kein Blut, keine Gewalt, aber jede Menge Spannung und Gänsehaut. Die nächsten Wochen werde ich wohl kaum ohne einen kleinen Schauer irgend etwas herausholen können ...

Einzig der Titel irritiert mich, da nichts dazu erklärt wird, ich wüsste gerne, was er bedeutet, das ist aus dem Inhalt nicht ersichtlich, eine Übersetzung wird nicht genannt. Aber das ist kein Drama, das bin ich in diesem Genre gewohnt.

Sicher ist: zartbesaitete Leser sollten diesen Manga definitiv meiden. Und auf dem Nachttischlein sollte er auch nicht unbedingt liegen, wenn man ruhig schlafen möchte. Also: bist Du mutig genug, traust Du Dich, das Geheimnis der Kommode zu lüften? ;-)

Ich habe leider keinen Hinweis darauf gefunden, dass dieser Manga die Umsetzung eines Romanes ist, sonst würde ich diesen sofort lesen wollen! Mit bekannten Titeln wie DARK WATER, JU-ON oder THE RING kann dieser Manga allemal mithalten, und ich hoffe, dass er vielleicht sogar eines Tages verfilmt wird.

************

Unqualifiziertes PS, das ich mir nicht verkneifen kann: der Junge muss doch wahnsinnig werden, allein wenn er schon auf Toilette geht und etwas herausholt, das nicht  ... sondern ein fremdes Mädchen ist! Aber gut, das wurde im Manga nicht gezeigt, ... wie gesagt: unqualifiziertes Kommentar zum Abschluss ;-)

SaschaSalamander 18.10.2011, 09.15 | (0/0) Kommentare | PL

Sieben Minuten nach Mitternacht

VORABGEDANKEN

Normalerweise habe ich beim Lesen eines Buches bereits Gedanken im Kopf, was ich in die Rezension schreiben möchte. Dieses Mal nicht, ich fühle mich leer. Das Buch hat mich komplett eingenommen, sodass ich an nichts anderes denken konnte währenddessen. Und ich weiß auch nicht wirklich, wie ich das, was ich nun fühle, in Worte fassen soll. Manchmal fällt es so unendlich schwer, seinen Gedanken Gestalt zu verleihen. Es gibt Dinge, die man selbst erleben muss, weil andere sie nicht erzählen können. Und doch hat der Autor in diesem Buch es geschafft, unaussprechliche Gefühle in klare, kindgerechte Worte zu packen. Ich ziehe meinen Hut vor dieser Meisterleistung und möchte SIEBEN MINUTEN AN MITTERNACHT als ein ganz besonderes Buch für Leser aller Altersklassen empfehlen.

Die letzten beiden Kapitel dieses Buches musste ich mehrfach unterbrechen. Ich musste sosehr weinen, dass der Text vor meinen Augen verschwamm, und ich hätte gerne laut aufgeschrien über die Ungerechtigkeit, und zugleich fühlte ich mich so erleichtert und frei, als zum Schluss endlich die Wahrheit ausgesprochen wurde und das Buch zwar kein glückliches aber ein erlösendes Ende fand.


VORGESCHICHTE DES BUCHES

Patrick Ness ist Literaturkritiker beim GUARDIAN. Siobhan Dowd war Redakteurin und freischaffende Autorin, sie verstarb 2007 an Krebs. Zuvor erarbeitete sie das Exposé des vorliegenden Buches, doch sie kam nicht mehr zu ihrer Ausarbeitung. Dies hat Patrick Ness für sie übernommen, er erzählt im Vorwort die bewegende Geschichte dieses Buches.


INHALT

Conor hat jede Nacht einen schrecklichen Albträum. Und um 00.07 kommt das Monster, er fürchtet sich. Bis er sieht, dass das Monster nach Mitternacht gar nicht das Wesen aus seinem Albtraum ist. Das Monster macht ihm keine Angst, denn er hat schon viel schlimmere Dinge gesehen, und so beginnt eine seltsame Freundschaft zwischen den beiden. Bald beginnt das Monster Conor drei Geschichten zu erzählen. Der Junge versteht den Inhalt der Geschichten nicht, und die vierte Geschichte soll er erzählen, denn in ihr steckt die Wahrheit. Der Grund, warum das Monster ihn jede Nacht besucht. Doch vor dieser Wahrheit hat Conor Angst:

Conors Mutter leidet an Krebs, sie hat die Hoffnung nicht aufgegeben, doch bald wird sie sterben. In der Schule wird der Junge deswegen gemieden, die Lehrer fassen ihn mit Samthandschuhen an, er wird von Mitschülern gemobbt, seiner Freundin kann nicht verzeihen, dass sie damals den anderen von der Krankheit seiner Mutter erzählte. Er ist alleine, sein Vater ist in Amerika, und seine Großmutter mag er nicht. Das Monster ist gekommen, um ihm zu helfen. Aber helfen wobei? Kann es seine Mutter gesund machen? WOBEI das Monster ihm helfen will, erfährt Conor erst am Schluss, als er endlich in der letzten Geschichte die Wahrheit aussprechen muss.


ERZÄHLSTIL

Die Geschichte ist in sehr schlichten, kindgerechten Worten erzählt. Kurze Sätze, die umso eindringlicher auf den Leser wirken. Keine Fremdwörter, keine komplizierten Formulierungen. Dafür ein umso intensiverer Text, dessen Inhalt sich gerade jüngeren Lesern nicht unbedingt sofort erschließt. Aber das ist in Ordnung, denn auch Conor gibt zu, dass er die Geschichten nicht versteht. Erst am Ende erschließt sich die komplette Bedeutung, als der Leser Conors Albtraum erfährt. Und dieser ist weit schlimmer als das Mobbing, als der nahende Tod, als die mitleidigen Blicke der Lehrer.

Gerade, weil dieses Buch so schlicht geschrieben ist, berührt es so tief. Der Leser, gleichwelcher Altersklasse, kann sich problemlos in Conor hineinversetzen, spürt mit ihm die Hilflosigkeit, die Wut, die Angst. Und noch ein starkes Gefühl, welches ich nicht verraten möchte, weil es erst am Ende zur Sprache kommt. Es hängt unausgesprochen über dem ganzen Buch, der Leser spürt es, will es jedoch ebenso wie der Junge nicht wahrhaben, weil die Wahrheit so schmerzlich ist und weil es ein Tabuthema innerhalb des Themas sterbende Angehörige ist.


BILDER

Die Bilder empfinde ich persönlich als sehr beängstigend aber dennoch kindgerecht, da sie sehr von der jeweiligen Interpretation abhängig sind. Dürre Äste, dunkle Wälder, ein riesiger Baum-Mann, zerstörte Ruinen einer Kirche, alles in Schwarz, Weiß und Grau. Bilder, die direkt aus Conors Albtraum zu kommen scheinen. Keine klar umrissenen Konturen sondern Silhouetten, Schemen, bedrohliche Klauen, die aus der Dunkelheit nach dem Leser greifen. Sie passen sehr gut zu dem entsprechenden Text und unterstreichen die Kernaussage der jeweiligen Kapitel, vermitteln eine sehr gute Atmosphäre.

Manche Bilder sind auf einer kompletten Doppelseite vertreten, andere Bilder sind um den Text herum gemalt, der Text in die Zeichnung integriert, verwoben zu einer Gesamtheit, die Geschichte in einen passenden Rahmen setzend.


PÄDAGOGISCHER ASPEKT

Es ist harter Tobak, auf jeden Fall. Und manch einer wird sagen "das kann man einem Kind nicht zumuten". Kann man nicht? Man kann. Denn einem Kind wird es auch zugemutet, dass die Mutter stirbt, das ist tägliche Realität. Und es ist wichtig, dass Kinder sich mit solchen Themen auseinandersetzen. Conor litt in dem Buch vor allem darunter, dass die Lehrer nur mitleidig wegblickten, dass die Eltern ihm das wahre Ausmaß der Krankheit verschwiegen, dass die Großmutter ihn nicht für seine bösen Taten bestrafte. Und so wie Conor geht es vielen Kindern, die doch eigentlich darüber reden möchten. Die begreifen wollen, was geschieht. Die ihre Gefühle nicht aussprechen können, wenn die Erwachsenen um sie herum die Wahrheit leugnen. Und die Gefühle sind nicht schön, sie sind urgewaltig, glühend und mächtig, so wie das Monster. Kinder brauchen einen Erwachsenen, der sie an die Hand nimmt, der mit ihnen über Schuld, Verantwortung, Trauer, Angst, Wut, Zorn, Hass, Hilflosigkeit redet. Sie müssen erfahren, dass diese Gefühle gestattet sind, und dieses Buch kann ihnen dabei helfen, endlich über das Unaussprechliche zu reden, wofür die Erwachsenen keine Worte haben.

Allerdings sollte man gerade jüngere Kinder nicht alleine mit diesem Monster lassen. Es werden sehr viele Fragen hervorbrechen, und nicht auf alles wird es eine Antwort geben. Die Geschichten sind stellenweise verwirrend, und es wäre vielleicht sogar gut, wenn der Vorleser das Buch zuvor selbst gelesen hat, um den Inhalt der Geschichten im Gesamtkontext zu begreifen und dem Kind Fragen zu beantworten, die erst im späteren Verlauf der Handlung erklärt werden.


FAZIT

Dem Autor ist es gelungen, unaussprechliche Gefühle in greifbare Worte zu verpacken. Siobhans Geschichte, Patricks Umsetzung, das wurde zu einem ganz besonderen Buch, das ich nie wieder vergessen werde ...


SaschaSalamander 17.10.2011, 09.16 | (0/0) Kommentare | PL

Statistik KW 41

Gelesen / Gehört
1 - Der Augenjäger (S Fitzek)
1 - Hiki (B Nangoku)
1 - Sieben Minuten nach Mitternacht (P Ness)
1 - Holger auf Weltreise 01 - auf hoher See
3 - Meditation für Dummies (S Bodian)
3 - Zen wrapped in Karma dipped in Chocolat (B Warner)
3 - 2 x Frankfurt und ein bisschen weiser (R Happ)
3 - Die Kuh, die weinte (A Brahm)
5 - Ich.Darf.Nicht.Schlafen (S J Watson)


Gesehen
/


Gespielt
Professor Layton und die Schatulle der Pandora


Geschenkt
/


Gekauft
Tsumitsuki (H Kiyohara)
Hiki (B Nangoku)
My Santa Forever (K Akamatsu)
Franken Fran 4 (K Kigitsu)
Spice and Wolf 5 (K Koume)
Nana und Kaoru (R Amazume)
Killing Iago 3 (Z Garden)
Munchkin Zombies


Getauscht
Sex und andere Peinlichkeiten (J Wilk)
Emily the strange - es wird immer seltsamer
Eine dunkle und grimmige Geschichte (A Gidwitz)
Memory of Trees (Enya)
A Day without rain (Enya)


ANMERKUNGEN:
1 - komplett
2 - beendet
3 - weitergeführt
4 - abgebrochen
5 - begonnen

SaschaSalamander 16.10.2011, 20.52 | (0/0) Kommentare | PL

Sieben Minuten nach Mitternacht

Erster Satz:
Das Monster tauchte kurz nach Mitternacht auf.

Letzter Satz:
Und so konnte er sie endlich loslassen.

Aus: Patrick Ness: Sieben Minuten nach Mitternacht; cbj 2011

SaschaSalamander 14.10.2011, 21.19 | (0/0) Kommentare | PL

Ich darf nicht schlafen

watson_schlafen_1.jpgZwei CDs habe ich bereits gehört, und es ist nett. Reißt mich nicht vom Hocker, wie ich anhand mancher begeisterten Rezensionen erwartet hätte, aber ich finde es sehr spannend. Erwartet hatte ich den Beschreibungen und der Vermarktung nach einen Thriller, bisher mutet es eher an wie ein Drama.

Eine 47jährige Frau wacht täglich aufs Neue auf und hält sich für ein jüngeres Selbst, begreift nicht wie ihr auf einmal eine gereifte Frau gegenüberstehen kann. Täglich erfährt sie von ihrem Ehemann, der ihr völlig fremd ist, dass sie an Amnesie leidet. Und dann ist da noch der Psychiater, der ihr ohne das Wissen des Mannes täglich zu helfen versucht, ihr Gedächtnis wiederzufinden.

Doch, hat was. Ist kein Novum, kennt man aus MEMENTO, und auch sonst gibt es hier und da mal wieder Bücher, in denen jemand seine Identität sucht. Meist tatsächlich ein Thriller, hier aber wie gesagt bisher zumindest ein Drama. Wirkt weniger bedrohlich als vielmehr traurig und mit einem melancholischen Unterton für mich. Aber auf jeden Fall packend, ich bin enorm gespannt auf den Rest des Hörbuches.

Und Andrea Sawatzki könnte mir ja eh die Gebrauchsanleitung meiner Waschmaschine vorlesen, ich würde ihr dennoch lauschen ;-)

SaschaSalamander 14.10.2011, 18.40 | (0/0) Kommentare | PL

7 Stunden im April

preusker_april_1.jpgEinen ausführlichen Text vorab habe ich >hier< bereits geschrieben, denn das "Dahinter" hat mich sehr bewegt. Nun habe ich das Buch abgeschlossen und möchte es Euch vorstellen und auch ans Herz legen als das Buch einer starken Frau, die sich entschieden hat, die ihr von der Gesellschaft auferlegte Opferrolle zu verlassen und sich statt dessen der Öffentlichkeit zu stellen.

Eine Inhaltsangabe des Buches kann ich nicht geben, da es kein Roman ist, sondern eine lose Sammlung an Gedanken, Erinnerungen und Meinungen. Daher möchte ich kurz beschreiben, worum es in dem Buch geht:


ANGABEN PERSON, INHALT DES BUCHES

Susanne Preusker arbeitete bis zum April 2009 als Psychologin in der JVA Straubing, bis sie von einem ihrer Klienten als Geisel genommen und mehrere Stunden missbraucht und bedroht wurde. Ihr bis dahin gelebtes altes Leben gab es nicht mehr, und die Frau, welche in 10 Tagen bereits ihre Hochzeit geplant hatte, stand vor einer komplett neuen Situation. In dem Buch 7 STUNDEN IM APRIL - MEINE GESCHICHTE VOM ÜBERLEBEN erzählt sie nun offen über die Zeit danach. In kurzen Kapiteln von jeweils rund 3 Seiten bringt sie verschiedene Themen und Gedanken zur Sprache. So erzählt sie zum Beispiel, wie eine Panikattacke sich anfühlt und in welchen vermeintlich normalen Situationen diese sie überfällt. Sie berichtet von ihren Gesprächen bei der neuen Therapeutin. Der Leser lernt ihren Ehemann, ihren Sohn kennen und erfährt, welche Auswirkungen die Geiselnahme im Nachhinein auch auf das Familienleben und die Wahrnehmung der Angehörigen hatte. Preusker lässt uns teilhaben an Treffen und Gesprächen mit Freunden, sie berichtet von einem Kontakt mit einer anderen Betroffenen. 7 Stunden sind eine vermeintlich kurze Zeit, und doch kann so viel passieren, können diese wenigen Stunden das Leben vieler Menschen komplett umkrempeln. Die alte Frau Bergmann, wie sie vor ihrer Hochzeit noch hieß, gibt es nicht mehr, nun gibt es nur noch Frau Preusker. Frau Bergmann war Psychologin. Frau Preusker ist eine Frau, die derzeit nicht mehr im Vollzug arbeitet und sich in einem neuen Leben zurechtfinden musste.

Da das Buch aus dem neuen Leben handelt (dieser Begriff des alten und neuen Lebens tauchen sehr oft im Buch auf), erfährt der Leser nichts über die fachliche Seite der Tat. Warum der Täter sie jahrelang belügen konnte, wie sie zum Thema Resozialisierung von Straftätern steht, mit welchen Gefühlen sie damals ihre Arbeit verrichtete, zu all diesen Dingen erfährt der Leser nichts. Das ist auch nicht notwendig, denn dies ist nicht das Ziel der Autorin.

Ihr Ziel ist es, anderen Menschen Mut zu machen. Sie sagt "Wenn es mir mit diesen Geschichten gelingen sollte, nur einem Menschen, der sich in einem ungewollten Leben wiederfindet, Mut zum Überleben zu machen, hat es sich gelohnt". Und im Vorwort schreibt sie "Ich werde jetzt also anfangen, meine Geschichte zu erzählen, ohne genau zu wissen, wie. Mir ist unklar und auch völlig egal, welchem literarischen Genre diese Geschichte zugeordnet werden kann. Mir ist egal, wie lange sie dauert. Mir ist eigentlich auch egal, ob sie jemals verlegt wird. Wichtig ist nur, dass ich anfange." Ihr ist es wichtig, dass ein Opfer sich nicht der Gesellschaft zuliebe verstecken muss, sondern sie will aufrütteln.


SPRACHE, STIL

Ursprünglich hatte ich geplant, das Buch an einem Stück zu lesen. Bei gerade einmal 160 Seiten kein Problem. Dachte ich. Aber ich habe es dann doch auf mehrere Tage ausgedehnt und nur einige wenige Geschichten am Stück gelesen. Manchmal ist es nicht einfach, dem Buch zu folgen, denn die Autorin spricht stellenweise bestimmte Personen an, sodass der Leser als Außenseiter die tiefgreifendere Aussage eher erahnt denn tatsächlich begreift. Dies ist jedoch kein Manko, da auch das, was man ohne Hintergrundwissen verstehen kann, sehr interessant zu lesen ist.

Sie schreibt in sehr kurzen Sätzen, welche ihre Gedankenfetzen hervorragend widerspiegeln. Manchmal schweift sie auch vom Thema ab, plaudert von scheinbaren Banalitäten, bevor sich deren Sinn bald darauf ergibt und aufzeigt, warum gerade dies für die Autorin von solch großer Bedeutung ist. Die Bedeutung einer Sache verschiebt sich, wenn jemand aus dem alten Leben geworfen wurde, dies macht sie dem Leser deutlich klar. Eine alltägliche Situation - in einer Menschenmasse angerempelt zu werden, eine Flasche Öl im Supermarkt zu kaufen - kann zu einer Bedrohung werden und in völlig neuem Licht erscheinen.

Ihre Texte enthalten häufig innere Monologe oder auch Dialoge mit anderen Personen, jedoch schreibt sie diese meist ohne Anführungszeichen. Eben Gedankenfetzen, in denen sie die Gespräche für sich wiederholt. Kein Dialog, sondern ein Gedanke über einen Dialog. Dies ist ungewöhnlich und hemmt zwar nicht den Lesefluss, sorgt jedoch dafür, dass man das Buch sehr genau lesen muss und dadurch tief in ihre Gedankenwelt hineingezogen wird, sich sehr gut in sie hineinversetzen kann.


FAZIT

Es gibt Dinge, die wird ein Mensch ohne entsprechende Vorerfahrung wohl niemals begreifen: das Gefühl einer Panikattacke. Die heftigsten Widersprüche zwischen Verstand und Gefühl. Die Reaktionen der Angehörigen. Aber Frau Preusker beschreibt dies alles sehr eindringlich, sodass man dies sehr gut nachvollziehen kann. Sie weckt Verständnis für Betroffene und dere Situation.

Betroffene Personen werden sich in diesem Buch wiederfinden. Natürlich erlebt jeder sein eigenes Trauma, geht anders damit um, reagiert auf andere Reize, doch vieles ist auch sehr typisch. Dieses Buch zeigt allen Frauen, die unter ähnlichen Problemen leiden, dass sie nicht alleine sind. Es macht Mut, dem neuen Leben selbstbewusst entgegenzutreten. Es zeigt der Öffentlichkeit: wir sind Opfer, und dafür müssen wir uns nicht schämen.

Mit ihrem Buch hat die Autorin einen großen Schritt gewagt, ich wünsche Ihr alles Gute für die weitere Zukunft in ihrem neuen Leben. Und ich danke ihr für dieses Buch.

SaschaSalamander 13.10.2011, 15.34 | (0/0) Kommentare | PL

Der Augenjäger

Das Cover stelle ich ausnahmsweise einmal nicht ein, denn Augen ohne Drumherum, die mich von einem Plakat, Cover, Bildschirm heraus einfach so ansehen, mag ich nicht. Aber das Cover des neuen Buches AUGENJÄGER von Fitzek dürfte den Fans auch ohne meinen Blog bekannt sein ;-)

Ich bin etwas irritiert, da es eigentlich keine Fortsetzung des >AUGENSAMMLERS< sein sollte. Sehe ich etwas anders, denn im Grunde geht es genau da weiter, wo dieses Buch aufhörte. Und auch, wenn ein neuer Fall geschildert wird, handelt die meiste Zeit dann doch von Zorbach, Alina und den Erinnerungen an den alten Fall. Klar wird auch mal die neue Handlung eingewebt (von dem Chirurgen, der Frauen ohne Narkose die Augenlider entfernt), aber das scheint eher eine Nebensache.

Ein wenig kommt es mir so vor, als hätte der Autor mit Alexander und Alina einfach zwei Charaktere geschaffen, die ein Eigenleben entwickelten und mehr wollten als nur dieses eine Buch. Und nun leiten die beiden den Leser durch den zweiten Teil. Zorbach mochte ich nicht so, Alina gefiel mir sehr.

Ein Viertel habe ich heute gehört, und ich habe mich sehr gut unterhalten, hätte gerne noch weitergemacht, aber irgendwann muss man eben abbrechen und sich anderen Dingen widmen. Stellenweise gibt es ein paar Exkurse und Längen, die für mich nicht den Anschein erwecken, als würden sie zur Handlung beitragen, sondern als würden sie einfach nur die Geschichte etwas strecken. Es wird sich zeigen, ob mehr dahinter steckt oder nicht. Aber so oder so, wenn es weiterhin so spannend bleibt, hat es seinen Zweck erfüllt.

SaschaSalamander 11.10.2011, 09.32 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL

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