SaschaSalamander

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Sweet Santa

tsukuba_sweetsanta_1.jpgNormalerweise rezensiere ich, was ich mir selbst ausgesucht habe, und normalerweise weiß ich auch, was ich mag und was nicht. Selten liegt etwas auf dem Tisch, das so überhaupt nicht meinem Stil entspricht und über das ich dann etwas schreiben soll, aber es kommt hier und da eben vor. Dies ist so ein Fall. Und wieder einmal bin ich dankbar dafür, dass ich dann trotzdem aufgeschlossen an einen Titel herangehe, denn auf diese Weise findet sich so mancher nette Titel, den ich sonst verpasst hätte. Niemals hätte ich mir SWEET SANTA gekauft, aber dafür habe ich ihn dann wirklich begeistert gelesen.

Klappentext: "In den weihnachtlich geschmückten Straßen prallt die 17jährige Krumi mit dem Jungen Kaito zusammen. Dieser behauptet dreist, sie wäre Santa Claus und er ihr Rentier. Kurumi kann kaum glauben, was sie da hört! Doch Kaito hat die Wahrheit gesprochen. Und so erwartet Kurumi von nun an alle Jahre wieder eine wichtige und zugleich wundervolle Aufgabe."

Ein Weihnachtsmanga im Oktober ist seltsam. Erklärt sich aber von selbst, wenn man erfährt, dass er aus drei Bänden besteht und im Dezember abgeschlossen ist. Außerdem verstehen sich die Protagonisten so gut, dass "Santa" ihr Rentier nicht nur im Dezember zu sich ruft, sondern sie treffen sich auch den Rest des Jahres. Es gibt also Episoden in allen Jahrezeiten, die Autorin bevorzugt den Sommer mit Meer, Sonne und hübschen Bodies ohne störende Kleidung.

Eindeutig ein Shojo, richtig niedlich mit allem, was für einen Shojo dazugehört. Man sollte das Genre also schon mögen, sonst legt man den Manga schnell wieder weg. Aber zum Glück übertreibt die Autorin nicht, Erwachsene Leser kriegen also keinen Zuckerschock sondern können sich einfach amüsieren. Jüngere Leserinnen dagegen werden ziemlich schmachten, wenn sie das Traumpaar Kurumi und Kaito sehen. Liebe, Wirrungen, Romantik pur. Die Zeichnungen sind gelungen und hübsch anzusehen, genretypisch, Sakura Tsukuba hat ganze Arbeit geleistet. Die Geschichten sind sehr schön erzählt, rührig aber niemals kitschig, und das Verhältnis zwischen Kurumi und Kaito ist nachvollziehbar und dem Alter entsprechend prickelnd.

Band 1 und 2 haben eine Bonusstory, die recht lang ist. Ich habe den Eindruck, auf diese Weise hat die Autorin die zwei Bände künstlich zu drei Teilen gestreckt, denn zwei, drei Kurzgeschichten der Hauptgeschichte wirken wie Füllstories, die man auch gut weglassen könnte, ohne dass etwas fehlt. Finde ich als erwachsener Leser Geldschneiderei, jüngere Leser freuen sich dagegen, dass sie nicht nur zwei, sondern sogar drei Bände mit ihren inzwischen liebgewonnenen Charakteren genießen dürfen. Eine prima Einstimmung auf Weihnachten für alle Fans von romantischem Shojo :-)

>Hier< geht es zur offiziellen Rezension bei AnimeY.

SaschaSalamander 07.11.2011, 09.11 | (0/0) Kommentare | PL

Statistik KW 44

Gelesen / Gehört
1 - Blue Friend (F Eban)
1 - Heff der Chef 01 - das Aquarium
1 - Heff der Chef 02 - der Aufstand
1 - G.E.N. Bloods 01 - Eisfeuer (K Felsing)
1 - Die drei Fragezeichen 142 - Tödliches Eis
1 - Die drei Fragezeichen 143 - Poker-Hölle
1 - Holger auf Weltreise 04 - in Indien
1 - Holger auf Weltreise 05 - in Australien
1 - She - the ultimate Weapon 1-3 (S Takahashi)
2 - Dornröschens Erwachen (A Roquelaure)
2 - Die Kuh, die weinte (A Brahm)
2 - Herr aller Dinge (A Eschbach)
4 + 5 Perfume Master (K Yuki)


Gesehen
/


Geschenkt
/


Gekauft
/


Getauscht
Die siebte Stunde (E Herrmann)
Blutsvermächtnis (K Felsing)
G.E.N. Bloods 01 - Eisfeuer (K Felsing)
Schreibstilratgeber II (S Strecker, S Bösel)
The World God only knows (T Wakaki)
Indras Traum (R Hohlbein)
Thans Geheimnis (R Hohlbein)
Schafkopf (T Goertz)
Dunkles (T Goertz)
Tabaluga und Lilly Live
Tabaluga und das leuchtende Schweigen


ANMERKUNGEN:
1 - komplett
2 - beendet
3 - weitergeführt
4 - abgebrochen
5 - begonnen

SaschaSalamander 06.11.2011, 20.50 | (0/0) Kommentare | PL

Blue Friend

Erster Satz:
Ich ertrank in diesem Gefühl, für das ich nicht mal einen Namen hatte.

Aus: Fumi Eban: Blue Friend 01; Tokyopop 2011

SaschaSalamander 01.11.2011, 14.39 | (0/0) Kommentare | PL

Lady Bedfort 45 und der mysteriöse Verlobte

bedfort_verlobte_1.jpgNur wenige Wochen, nachdem sie sich kennen, hält Rick um Toris Hand an, die junge Frau ist überglücklich. Doch man darf skeptisch sein, denn Tori ist die Erbin einer reichen alten Dame, und was liegt da näher als ein Heiratsschwindel? Tori vertraut ihrem Freund, doch bei der Hochzeit kommt es zu einem tragischen Zwischenfall,der Wein war vergiftet! Und auch Lady Bedfort hat von dem Wein getrunken, auch sie muss ins Krankenhaus. Die Polizei und die Lady finden immer mehr über die Vergangenheit des Bräutigams heraus, doch Tori möchte verzweifelt an die Unschuld ihres Gatten glauben ...

Eine Folge, die recht einfach gestrickt ist, kein komplizierter Fall, bei dem es aufwändig zu ermitteln gälte. Dafür eine solide Handlung, bei der man sich als erfahrener Hörer gemütlich entspannen kann. Der Täter wird so offensichtlich präsentiert, dass jedem Bedfort-Fan und Krimiliebhaber bereits klar ist, wer es war und wer nicht. Das ist etwas, das ich an Lady Bedfort besonders mag: es sind sehr ausgewogene Folgen aus kniffligen Fällen, komplexen Themenverflechtungen und manchmal auch einfach nur unterhaltsamer Hörgenuss.

Bei den Sprechern greift man auf gute Bekannte zurück, so waren Hendrik Riehemann, Kerstin Draeger und Karen Schulz-Vobach zuletzt erst in Folge "43- die ewige Ruhe" zu hören, gerade wenn man mehrere Folgen hintereinander hören möchte ein wenig verwirrend. Trotzdem kein Kritikpunkt für mich, da man natürlich nicht für jede Folge neue Sprecher anheuern kann, und das bisher bewährte Team macht seine Sache hervorragend.

Die Musik wie immer sehr passend, die Hintergrundgeräusche realistisch und passend. Das muntere Treiben der Hochzeitsgesellschaft, das Gläserklirren, die Bowlingbahn, die Vögel im Garten etc sind hervorrangend im Hintergrund, um die Handlung zu untermalen aber niemals zu stören. Eine wundervolle Kulisse, die ich mir besonders in diese Folge sehr gut vorstellen konnte.

Da dieses Mal wenig Aufwand für Ermittlungen nötig ist, bleibt Raum für Charakterentwicklung: wieder erfährt der Hörer ein wenig mehr über die alte Dame, die es versteht, ihr Umfeld mit ungewöhnlichen Fähigkeiten zu überraschen. Wer hätte gedacht, dass die alte Lady den Inspektor beim Bowling herausfordert?

Insgesamt wieder eine hervorragend gelungene Folge, bei der ich abschließend nur eines sagen kann: lehnt Euch zurück, entspannt Euch und lasst Euch gut unterhalten ;-)

SaschaSalamander 01.11.2011, 08.39 | (0/0) Kommentare | PL

Tsumitsuki

kiyohara_tsumitsuki_1.jpgTsumitsuki sind Teufel, die Besitz von Menschen ergreifen, welche von Schuldgefühlen zerfressen werden. Sie nisten sich dort ein, üben blutige Rache an den anderen Menschen und töten am Ende ihren "Wirt". Mit Hilfe des Tsumigami, einem Dämon, gelang es einem Mönch, die Tsumitsuki zu bändigen, und nun wird dieser Dämon gleich einem Gott in einem Schrein verehrt.

In diesem Manga gibt es einzelne Episoden, in welchen jeweils ein sich schuldig fühlendes Mädchen zu diesem Schrein geht und um Vergebung bitten möchte. Kuroe, der Protagonist, welcher durch alle Kurzgeschichten führt, erzählt ihnen von den Tsumitsugi, doch Hilfe können die Mädchen nicht erwarten, im Gegenteil ...

Auch, wenn ich mich ein wenig mit japanischer Mythologie auskenne, ist diese Geschichte mir neu. Ich kann nicht beurteilen, ob der Hintergrund eine Fiktion des Mangaka ist, oder ob es tatsächlich eine entsprechende Legende in Japan gibt. Sicher ist, die Geschichte ist spannend und unheimlich und nicht gerade für jüngere Leser geeignet. "Adult" ist etwas übertrieben, ich würde ihn eher ab 16 empfehlen.

Die Zeichnungen sind düster und realistisch, es wird weniger Wert auf Details, dafür umso mehr Gewicht auf das Spiel zwischen Licht und Schatten gelegt. Die Panels sind übersichtlich, der Manga ist insgesamt recht flink gelesen.

Was mir sehr gefällt ist die Legende an sich, sie stimmt nachdenklich und lässt den Leser einige Male innehalten, sie wirft sehr viele Fragen auf und bietet sehr viel Möglichkeiten, dass der Manga hätte ausgeweitet werden können auf eine lange Serie. Die Einzelschicksale der Mädchen sind tragisch und stimmen traurig.

Eigentlich ein hervorragender Manga. Was allerdings fehlt, das ist der letzte kleine Funke, der den Leser auch tatsächlich berührt. Es wirkt alles ein wenig kahl, in den kurzen Episoden ist es nicht möglich, die Geschichten weiter auszubauen, und eine Geschichte weniger, dafür jede ein paar Seiten länger, wäre wohl besser gewesen, damit der Leser sich auch wirklich einfühlen kann.  Man liest den Manga zwar gespannt aber unbeteiligt, ein wirklicher Grusel stellt sich nur äußerlich aufgrund der Bilder ein, nicht aufgrund des Gefühls von innen heraus, hier hat Hiro Kiyohara leider einiges an Potential verschenkt.

Fazit: nett zu lesen, wer mag gerne später auch ein zweites Mal. Spannende Geschichte, überzeugende Bilder, interessanter Hintergrund. Wer aber Tiefgang sucht und Wert auf "das gewisse Etwas" legt, wird hier enttäuscht. Am besten lesen und selbst entscheiden :-)

SaschaSalamander 31.10.2011, 09.46 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Statistik KW 43

Gelesen / Gehört
1 - Lady Bedfort 45 - der mysteriöse Verlobte
1 - Lady Bedfort 46 - der panische Maler
1 - Point Whitmark 33 - Das Schloss des Blutmalers
1 - Jack Slaughter - Bedrohung aus dem All
1 - Sweet Santa 01-02 (S Tsukuba)
1 - My Santa forever (K Akamatsu)
1 - Tsumitsuki (H Kiyohara)
1 - Saeculum (U Poznanski)
3 - Die Kuh, die weinte (A Brahm)
5 - Herr aller Dinge (A Eschbach)
5 - Dornröschens Erwachen (A Roquelaure)


Gesehen
James und der Riesenpfirsich


Geschenkt
Saeculum (U Poznanski)


Gekauft
Steam Noir 01 (F Mertikat, B Schreuder)


Getauscht
Shrink - Nur nicht die Nerven verlieren (DVD)
Ritter der vierzig Inseln (S Lukianenko)
Biyaku Café (A Ukyo)
Liebessklavin (J Winter)
Tödliche Manga (S Massey)
Puerta Oscura 01 - Totenreise (D L Garbala)
Lady Bedfort 45
Lady Bedfort 46


ANMERKUNGEN:
1 - komplett
2 - beendet
3 - weitergeführt
4 - abgebrochen
5 - begonnen

SaschaSalamander 30.10.2011, 21.14 | (0/0) Kommentare | PL

Saeculum

poznanski_saeculum_1.jpgINHALT

Bastian begleitet seine Bekannte Sandra auf einen Mittelaltermarkt und lernt dort die Mitglieder der Gruppe SAECULUM kennen. Junge Erwachsene, die im Liverollenspiel das 14. Jahrhundert aufleben lassen. Bald findet das nächste Treffen der Gruppe statt, Bastian darf teilnehmen. Als sie den Zielort erfahren, reagiert eine der Mitspielerinnen überraschend panisch: es soll ein Fluch auf dem Gelände lasten! Die Spieler schlagen die Warnungen in den Wind, doch bald geschehen seltsame Dinge ...


UMSETZUNG DER THEMEN

Ein Thriller, ideal für jugendliche und junge Erwachsene. Schon mit >EREBOS< und seinem Onlinerollenspiel nahm sich Ursula Poznanski eines faszinierenden Themas an, das sie gekonnt und realistisch umsetzte, sodass sowohl Anhänger von MMORPG als auch Laien auf diesem Gebiet spannend unterhalten wurden. Liverollenspiel (LARP) ist ebenso interessant und als Thema in der Jugendliteratur noch nicht allzu breitgetreten, sodass ich mich sehr freute, als ich vor einigen Monaten hörte, worum es in dem neuen Roman der Autorin gehen soll.

Poznanski nutzt die Möglichkeiten, die das LARP für einen Thriller bietet, hervorragend aus: sie verwischt die Grenzen, und bald ist Spielern und Leser nicht mehr klar, was nun Spiel ist und was Realität. Verschwundene Mitspieler, rätselhafte Botschaften, gestohlene Gegenstände. Es könnte ein Teil des Spieles sein, vom Organisationsteam clever inszeniert, oder ist der Fluch grausame Wahrheit geworden? Die Autorin spielt mit den Ängsten der einzelnen Protagonisten und führt den Leser lange Zeit an der Nase, indem sie erst nach und nach offenbart, was hinter deren seltsamem Verhalten steckt.

Längere Zeit ist dem Leser unklar, ob es sich um einen realistischen Thriller handelt oder ob dunkle Mächte hinter dem Zauber stecken. Ich mag es, wenn ich lange nicht weiß, in welchem Genre ich bin und ich mich von den geschickten Fäden eines Autors führen lasse. Das ist die Art Buch, das ich nicht mehr aus der Hand legen kann.


CHARAKTERE

Es wird meistens aus Bastians Sicht erzählt, und man kann sich gut in ihn hineinversetzen, dennoch bleibt er etwas blass. Was auch daran liegen kann, dass mit ihm eine Figur gewählt wurde, die als "bieder" und "langweilig" beschrieben wird und somit bewusst nicht in die Gruppe passt. Die Frage, warum er an dem Treffen teilnehmen darf, obwohl so viele Kriterien gegen ihn sprechen, ist einer der zentralen  Handlungsstränge des Romans.

Recht schnell lernt man die anderen Figuren und ihre Eigenheiten kennen, SAECULUM ist ein festes Team. "Intime" (also im Rahme des Spiels) hat man eine klassische Heldentruppe mit Medicus, Ritter, Wirt, Bardin, Magierin etc. "Outtime" tummeln sich recht eigenwillige Personen. So ist da etwa Iris, die von allen gemieden wird, die sich selbst zurückzieht aber wohl eine wichtige Schlüsselposition innezuhaben scheint, welches Geheimnis birgt sie? Sandra, die noch keine Beziehung zu Bastian hat aber ihm Hoffnungen darauf macht, bis sie sich plötzlich immer abweisender verhält, doch warum? Doro, die nicht nur im Spiel eine Hexe darstellt, sind ihre schaurigen Warnungen ernstzunehmen? Paul, der Leiter der Truppe, Sunnyboy, Frauenheld, fast schon zu perfekt, was verbirgt er, und warum lässt er Bastian an dem Treffen teilnehmen?


SPANNUNG, AUFBAU

Die Geschichte ist mustergültig aufgebaut. Erst das Kennenlernen der Charaktere, die Einleitung und Einstimmung auf das kommende Geschehen, wo der Leser kurz in die Philosophie des LARP eingeführt wird und sich einen ersten Eindruck von den Protagonisten machen kann. Dann der erste Tag im Wald, ein drohendes Gewitter und erste unheimliche Begegnungen. Im dritten Teil die bedrohliche Situation, abgeschieden von der Umwelt, die Bedrohung direkt vor der Nase, die Spannung steigt auf ihren Höhepunkt. Und dann die Auflösung, die zu einem Ende führt, das ich dem Buch entsprechend angemessen finde. Gerade, wenn unklar ist, ob etwas in den Fantasybereich abdriftet oder real bleibt, ist es schwer, eine zufriedenstellende Antwort zu finden, und auch hier hat Poznanski genau wie in Erebos perfektes Schreibhandwerk geleistet. Der Leser wird regelrecht gezwungen, von einem Hinweis hin zum nächsten jeden Schritt mitzuverfolgen, man kann SAECULUM nicht mehr beiseite legen!


SPRECHER

Aleksandar Radenkovic war mir bisher nicht bekannt, ich musste erst einmal ein wenig recherchieren. Auf seiner >Homepage< kann man mehr über den Schauspieler erfahren. Abgesehen vom SOMMERFÄNGER von Monika Feth war er bisher noch nicht als Sprecher tätig, ansonsten ist er Schauspieler, kommt vor allem aus dem Theatergewerbe. Man hört also, dass er Erfahrung hat. Als Hörbuchsprecher werden jedoch andere sprachliche Voraussetzungen verlangt, und hier und da hört man einige Schwächen, an denen es noch ein wenig zu feilen gilt. Der Text klingt stellenweise sehr bemüht,  es hapert noch ein wenig mit der Aussprache (das "r" fällt ihm schwer, was zu Worten wie Wuast/Wurst oder Mamoa/Marmor führt), manchmal betont er Sätze übermäßig, was auf der Bühne notwendig aber bei einem Hörbuch unnötig ist. Bei Dialogen ist es manchmal nicht auf Anhieb offensichtlich, welchen Charakter er gerade spricht, obwohl er doch versucht, jedem eine eigene Persönlichkeit zu verleihen, was allerdings nicht immer gelingt.

Er hat jedoch eine sehr angenehme Stimme und weiß diese gut einzusetzen, sodass es trotz dieser kleinen Schwächen Spaß macht, ihm zu lauschen. Mit ein wenig Übung bin ich sicher, dass er einige Kniffe lernen wird, wie man z.B. unterschiedlichen Figuren eine eigene Färbung verleiht und was mit seiner Stimme, die wirklich Potential hat, im Rahmen eines Hörbuches alles möglich ist. Sein Ausruck passt auch sehr gut zur Atmosphäre des Buches und ist sehr gut für den Hauptprotagonisten Bastian gewählt. Ich werde die Augen offenhalte, ob ich zukünftig weitere Titel mit Radenkovic entdecke und bin gespannt auf seine weiteren Arbeiten.


PERSÖNLICHE MEINUNG

Ein wenig ärgerte ich mich über mich selbst: die Lösung lag auf der Hand, es gab sehr viele Hinweise darauf, und doch habe ich sie nicht erkannt, weil ich in zu viele verschiedene Richtungen dachte. Und genau das finde ich eine gelungene Leistung: die Antwort nicht einfach "aus dem Hut zaubern" (so etwas verärgert den Leser und wirkt sehr lieblos), sondern statt dessen alles darauf hinarbeiten lassen, dem Leser das Offensichtliche präsentieren und dabei doch genügend falsche Fährten legen, wie bei einer spannenden Schnitzeljagd, wo man manchmal in die falsche Richtung abbiegt, bis man kurz vor dem Ende endlich den Zielort erkennt.

Nach EREBOS war ich offen gesagt skeptisch, denn das Werk hatte mir außerordentlich gut gefallen, und nicht immer gelingt es einem Autor, einen solchen Wurf zu wiederholen. Mit dem neuen Titel allerdings ist es ihr auf jeden Fall gelungen!


FAZIT

SAECULUM fesselt vom ersten bis zum letzten Moment, und die Autorin zieht sprachlich, stilistisch und inhaltlich alle Register, um ihre Leser zu unterhalten. Eine absolute Empfehlung für alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich für Rollenspiele begeistern können und spannende Unterhaltung lieben.

SaschaSalamander 28.10.2011, 08.46 | (2/1) Kommentare (RSS) | PL

Raum

donoghue_raum_1.jpgINHALT

RAUM ist geschrieben aus der Sicht des kleinen Jack. Was der Leser schnell begreift: Jacks Mutter wurde vor sieben Jahren entführt, der Täter hält sie seitdem in einem winzigen schallisolierten Schuppen gefangen und missbraucht sie. Jack ist der Sohn des Entführers. Inzwischen ist Jack fünf Jahre alt, und was für andere Menschen Folter ist, das ist für ihn die Normalität, er kennt es nicht anders, der RAUM vermittelt ihm Geborgenheit, und seine Mutter tut alles, dass der Kleine so gut als möglich aufwachsen kann, sie unterrichtet ihn, spielt mit ihm, fordert ihn. Doch an seinem fünften Geburtstag erzählt sie Jack, dass der Raum nicht die einzige Welt ist, und dass es außerhalb dieser vier Wände mehr gibt. Die Figuren im TV sind echt, und sie kommt ursprünglich von dort draußen, und dort möchte sie auch wieder hin, und gemeinsam mit ihrem Sohn schmiedet sie nun einen wagemutigen Plan, ihrem Gefängnis zu entkommen.



AUFBAU

Das Buch ist gegliedert in fünf Teile. Ich möchte nicht spoilern, deswegen gehe ich hierauf nicht ein. Da ich vorher keine Rezensionen las, hat der Fortgang des Buches mich sehr überrascht. Anhand der Kapitel hätte ich es erahnen können, aber im Nachhinein sind natürlich Dinge klar, die man vorher nicht verstand, sodass ich über die Wendung dann sehr erstaunt war, da ich mit einem anderen Buch gerechnet hätte (und der letzte Satz, den ich so gerne lese, in der Tat einen falschen Eindruck vermittelte. Clevere Schachzug der Autorin!)



JACK

Das Buch ist geschrieben aus der Sicht des kleinen Jack. Schon nach den ersten Sätzen war er mir so sympathisch, dass ich das Buch nicht mehr zur Seite legen konnte. Es ist der Autorin sehr gut gelungen, die kindliche Sprache wiederzugeben, und der Leser hat sofort ein klares Bild vor Augen, wenn er an Jack denkt. Er ist klein und blass, er kennt kein Tageslicht, seine Haare haben noch keine Schere gesehen. Aber er ist flink und intelligent. Seine Mutter hat rund um die Uhr Zeit, ihn zu unterrichten, und spielerisch erfährt Jack mehr als so manch andere Kind seines Alters. Doch so intelligent er in manchen Dingen ist, so überfordert ist er von anderen Bereichen, die außerhalb des Raumes liegen, und die Welt draußen ist eine Belastung für ihn.

Gemeinsam mit Jack betrachtet der Leser die Welt aus den Augen eines Kindes. Naive Fragen, unschuldig, rein. Was andere Menschen täglich sehen und begreifen, ist für ihn fremd und muss erlernt werden, und so stellt er alles infrage, was für uns Alltag ist.

Dem Leser wird schmerzlich bewusst, dass alles, was Jack als Spiel empfindet, grausame Realität für seine Mutter ist. Sie spielen "Schreien" und stellen sich an das Oberlicht des Schuppens und lärmen, soviel sie können. Ein witziges Spiel, bei dem Jack sich herrlich verausgaben kann. Für seine Mutter der verzweifelte Versuch, andere Menschen auf sich aufmerksam zu machen. Das Sparen und Haushalten mit den wenigen Besitztümern ist für die Mutter eine Qual, Jack dagegen macht es Spaß, die Eier nicht zu zerschlagen sondern auszublasen und daraus eine Schlange zu basteln, sodass er wenigstens ein kleines Spielzeug in seinem RAUM hat.


ANDERE CHARAKTERE

So deutlich Jack dem Leser ist, so klar er Einblick in seine Gefühle und Gedanken gibt, sosehr sind andere Figuren verschwommen. In die Mutter kann man nicht hineinsehen, Jack beschreibt sie, er liebt sie, sie ist alles, was er hat, aber er ist noch ein kleines Kind und sieht die Welt mit anderen Augen. Und so ist vieles für ihn unbegreiflich, was sie sagt oder tut. Er ist eben ein Kind, quengelig und trotzig, und wenn er gegen seine Mutter aufbegehrt, dann zerreißt es dem Leser schier das Herz, denn der Leser weiß, wiesehr seine Mutter ihm gerne ein normales Leben bieten würde, wie gerne sie ihm Kerzen auf den Kuchen geben würde, doch Jack verlangt nur und begreift nicht, was dies wirklich bedeutet.

Der Täter, von Jack "Old Nick" genannt nach einer Filmfigur, bleibt sehr unklar. Er vergewaltigt die Mutter, aber dies ist niemals voyeuristisch. Wie sollte es auch, weiß Jack nichts von der wahren Bedeutung und findet seine eigenen Möglichkeiten, mit diesen Momenten umzugehen und sie in seine kleine Welt einzufügen. Alles, was außerhalb von Jack liegt, bleibt zu einem großen Teil die freie Interpretation des Lesers, und das ist oft schlimmer, als wenn man den Dingen einen klaren Namen geben würde ...


SPRACHE, STIL

Die Autorin verfasst das Buch in der Sprache eines Fünfjährigen. So werden Vergangenheitsformen manchmal falsch verwendet (genimmt, geschneidet, etc), einige Wörter konsequent falsch gesprochen (Scherztablette). Auch sagt er z.B. immer "anstatt" statt "statt dessen", und manchmal musste ich schmunzeln, weil ich die Übersetzung sehr gelungen fand und die Darstellung der einzelnen Begriffe und Formulierungen sehr realistisch.

Außerdem personifiert er die meisten Objekte (was gesunde Fünfjährige wohl auch tun, aber keinesfalls in diesem Ausmaß, was ein Zeichen von Jacks Deprivation ist). So spricht er von Pflanze auf Schrank, er guckt aus Oberlicht, er schläft auf Teppich und spielt mit Eierschlange. Das ist anfangs niedlich (und erschreckend, wenn man den Grund dafür bedenkt), mit der Zeit wurde es für mich anstrengend, und nach etwa der Hälfte des Buches überlas ich es dann einfach und störte mich nicht mehr daran.


PERSÖNLICHE MEINUNG

Ich habe viel Gutes über das Buch gehört, mich zuvor aber nicht zu intensiv damit befasst, um keinen Spoiler zu erhalten. Deswegen hatte ich die Befürchtung, das Buch könnte möglicherweise voyeuristisch sein oder einfach nur auf einer Welle mitreiten, wo doch inzwischen immer mehr Fälle dieser Art bekannt werden. Dies war zum Glück nicht der Fall. Das Buch mag durch einen solchen Fall inspiriert sein, befasst sich jedoch einzig und allein mit der Wahrnehmung des betroffenen Kindes. Und diese hat mit Voyeurismus, Vergewaltigung, Folter, Freiheitsberaubung und dergleichen Dingen nichts zu tun.


FAZIT

RAUM ist ein Buch, das man kaum beschreiben kann. Man muss es erleben, um es zu begreifen und zu verstehen. Man muss bereit sein, sich auf die Sichtweise des Kindes einzulassen, darf nicht analysieren. Und man muss akzeptieren, dass gerade das, was viele eigentlich lesen wollen, in diesem Buch nicht zu finden ist, einfach weil es Jack nicht interessiert. Lasst Euch von Jack an die Hand nehmen, und er wird Euch zu vielen neuen faszinierenden Entdeckungen führen, wird Euch lehren, die Welt vorübergehend mit den Augen eines Kindes zu sehen.

SaschaSalamander 27.10.2011, 09.02 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Venezianische Verführung

sera_venezianisch_1.jpgINHALT

Als Auroras Eltern sterben, bekommt Leandro die Vormundschaft über die gerade einmal volljährig gewordene Dame. Der gefällt das gar nicht, sie hat ihren eigenen Kopf, und der Weiberheld Leandro als Aufpasser sagt ihr so gar nicht zu, zumal er ein ebensolcher Tyrann wie ihr Vater scheint. Leandro möchte sie standesgemäß verheiten, und noch dazu soll sie lernen das Geschäft der Eltern weiterzuführen! Sie hat stattdessen anderes im Sinn, verfolgt ihn heimlich zu seinen Orgien, vergnügt sich mit ihrer Zofe und lässt sich von Männern umschmeicheln. Dass Leandro und Aurora sich zueinander hingezogen fühlen, möchte keiner von beiden sich so recht eingestehen. Leider bringt Aurora sich dadurch ihr naives Verhalten in Schwierigkeiten. Und Leandro trägt eine schwere Bürde: als die Vergangenheit ihn einholt, bringt er nicht nur sich, sondern auch sein Mündel in Gefahr.


AUFBAU

Das erste Drittel des Buches besteht im Grunde nur aus sexuellen Handlungen, und ich hatte die Befürchtung, dass die auf dem Klappentext benannte Handlung nur ein Alibi für alle möglichen wilden Ausschweifungen sein würde. Aber nach einiger Zeit kommt die Handlung dann doch in Gang, zwischen den einzelnen Sessions, Akten, Verlustierungen gibt es auch einzelne Momente, die das Geschehen vorantreiben und dem Leser Spannung vermitteln.

Das zweite Drittel ist hervorragend, sehr gut ausgewogen aus Sex und Handlung, es kommt zu Wirrungen und teilweise auch sehr humorvollen Einlagen. Ich mag Aurora, sie ist ein ziemlich verwöhntes Gör, das wenig Ahnung aber sehr viel Interesse hat, nicht nur in sexueller Hinsicht. Einige Male musste ich laut auflachen, wenn sie mit ihrem frechen Mundwerk den Freiern Kontra gibt, sie nimmt kein Blatt vor den Mund, und sie weiß sich nicht nur mit Worten zu verteidigen.

Leandro und Aurora begehren sich, lieben sich, doch beide sind zu stolz, dies zuzugeben, sodass der Leser wieder einen Tick mehr weiß als die Protagonisten und nicht selten schmunzelt, wenn die Situation wieder einmal völlig aus dem Ruder läuft aufgrund der fehlenden Kommunikation der beiden.

Im letzten Drittel wird das, was zu Beginn leider versäumt wurde, ziemlich abrupt nachgeholt: die Handlung wird gerafft und überschlägt sich regelrecht, so als hätte man Knall auf Fall das Buch beenden müssen. Das Ende ließ sich bereits erahnen, und ich hätte es schön gefunden, wenn es sich etwas besser über das Buch verteilt hätte.


SEXUELLE ASPEKTE

Als Erotikroman möchte ich VENEZIANISCHE VERFÜHRUNG nur ungern bezeichnen. Ja, es gibt Gefühle, aber die sind hier Nebensache, ich empfinde dieses Buch vielmehr als Pornographie denn als Erotik. Und dieses Buch beweist, dass Porno sehr wohl Handlung, Niveau und Charakter haben kann!

Es wimmelt nur so von Sexszenen, in denen mal Männlein und Weiblein, mal Weibchen und Weibchen sich mit- oder aneinander verlustieren. Sie besuchen Orgien, beschäftigen sich alleine, sehen einander zu, beobachten die anderen heimlich oder vergnügen sich zu zweit oder mehreren. Ein buntes Treiben im wörtlichen Sinne. Dadurch bieten sich sehr viele Möglichkeiten, und der Leser darf fasziniert erfahren, wie viele sexuelle Handlungen doch möglich sind, ohne dass die noch unschuldige Aurora dadurch ihre Unschuld verliert. Holla, und was alles erst geschieht, nachdem sie diese verloren hat! ;-)

Verschiedenste Spielarten werden angedeutet oder explizit erwähnt. Was erwähnt wird, sind gängige Praktiken und Varianten. Was angedeutet wird, das geht in den härteren Bereich und befasst sich mit Seilen, Spielzeugen, Dominanz und unfreiwilligen Momenten. Von daher ist das Buch aufgrund der Freizügigkeit auch für diejenigen Leser geeignet, die es gerne derb und wild mögen, der dennoch niveauvollen Sprache und der soften Praktiken wegen jedoch auch passend für Leser, die lieber auf gewohnten Gewässern segeln. Ein Spagat, den ich in dieser Form noch nicht allzu oft gelesen habe und äußerst gelungen finde!


EIGENE MEINUNG

Zu Beginn hielt ich das Buch für einen einfachen Porno, es entpuppte sich jedoch recht bald als humorvolle und zugleich anregende Lektüre, die dann flink an Fahrt gewinnt und den Leser zu fesseln versteht. Ich hätte mir gewünscht, dass das Buch etwas länger gewesen wäre, um einigen angedeuteten Phantasien mehr Raum zu verleihen und um die Handlung ein wenig in den Vordergrund zu rücken.

Diese Rezension ist wieder einmal der Grund, dass ich überlege, eventuell eine Ü 18 Rubrik mit Passwortschutz im Blog einzuführen. Es gibt eine Menge, was ich hier gerne geschrieben hätte, ohne es umständlich zu umschreiben und was ich gerne näher ausgeführt hätte. Aber man muss ja nicht übertreiben, und die Zeit lässt es leider nicht zu, dass ich Rezensionen doppelt schreibe. Daher einfach als Hinweis für die Leser: dieses Buch bietet mehr, als ich es hier im jugendfreien Bereich wiedergeben könnte ;)


FAZIT

VENEZIANISCHE VERFÜHRUNG ist ein historischer Erotikroman, der ziemlich deutlich zur Sache kommt. Ich kann ihn aufgrund seiner angenehmen Sprache, des saftigen Inhalts und der insgesamt betrachtet recht spannenden Handlung eindeutig empfehlen. Zum Einstieg in das Genre ist er allerdings nicht geeignet, man sollte schon einige erotischen Titel gelesen haben ohne rot zu werden, sonst wird man hier schnell überfordert. Also ideal für alle, die mal etwas anderes möchten als das übliche brave Spiel :-)

SaschaSalamander 26.10.2011, 09.06 | (0/0) Kommentare | PL

Ich darf nicht schlafen

watson_schlafen_1.jpgJeden Morgen erwacht die 47jährige Christine und kann sich an nichts erinnern. Meist fühlt sie sich als Jugendliche oder junge Erwachsene, der Mann neben ihr im Bett ist ihr fremd. Ihr Ehemann erklärt ihr täglich, dass sie an Amnesie leidet und gibt ihr weitere Anweisungen für den Tag, bevor er das Haus verlässt. Später klingelt das Telefon, am Apparat ein Arzt, mit dem sich Christine heimlich ohne Wissen ihres Mannes trifft. Der Arzt möchte ihr helfen, das Gedächtnis zurückzuerlangen, und so beginnt sie Tagebuch zu schreiben. Jeden Morgen erinnert der Arzt sie an das Tagebuch, und sie beginnt zu lesen und sich dadurch an immer mehr zu erinnern. Und sie begreift, dass ihr Mann ein Geheimnis vor ihr versteckt, denn seine Aussagen decken sich nicht mit der Wahrheit, er verschweigt ihr Dinge oder erfindet sie neu, und auch ihre zeitweise aufblitzenden Erinnerungen passen nicht zusammen mit dem, was sie täglich um sich herum erlebt. Welches tragische Ereignis will Christine mit dem Gedächtnisverlust verdrängen? Und was wird Christine erwarten, wenn sie ihr Gedächtnis eines Tages wiedererlangt?

Das Buch wird angepriesen als ein Thriller, was ich jedoch nicht als solchen empfand. Es war vielmehr ein Drama um eine Frau, die auf der steten Suche nach sich selbst ist. Ähnliche Situationen kennt man aus verschiedenen Filmen und Büchern, Amnesie ist ein beliebtes Thema in den Medien, weil es sehr gut Spannung erzeugen kann, wenn der Leser immer ein klein wenig mehr weiß als der Protagonist.

Auch hier ist dies sehr gut gelungen. Allerdings wirkt es wie gesagt nicht wie ein Thriller, dazu wirkt die Situation nicht bedrohlich genug. Ich hatte eine Ahnung, die sich gegen Ende auch bestätigte, doch die daraus resultierende Gefahr wirkte im Verlauf des Buches nicht wirklich so groß, vielmehr war ich verwundert und fragte mich, wie und warum es dazu gekommen sein könnte. Es ist ein Pageturner, auf jeden Fall, die Erfahrungen und Erinnerungen werden geschickt so aufgebaut, dass man im nächsten Moment immer ein kleines weiteres Puzzleteil in die Finger gespielt bekommt, und immer glaubt man das Bild nun besser zu erkennen und möchte noch flink das nächste Teil einfügen, schnell noch ein Kapitel lesen, schnell noch einen Track hören.

Ein kleines Manko, das ich nicht als Punktabzug gelten lassen möchte, das mich aber beständig ein wenig wurmte: die Tagebucheinträge sind keine Tagebucheinträge sondern geschrieben in Romanform. Christine sitzt oben in ihrem Zimmer und schreibt, sie muss sich beeilen, hat kaum Zeit und fürchtet entdeckt zu werden. Und dann schreibt sie in detailierter Romanform ausführliche Handlungsbeschreibungen? Mir ist klar, dass man nicht das komplette Buch als Tagebuch schreiben kann, das wäre zu anstrengend für den Leser. Aber ich hätte es gut gefunden, wenn wenigstens die Ich-Erzählerin einen Vermerk gemacht hätte, dass sie ihr Tagebuch nachträglich überarbeitet hat, um dem Leser nun diese Geschichte zu erzählen. So dagegen musste ich mir einige Male an den Kopf langen, wie unrealistisch der entsprechende Text in einem Tagebuch wäre.

Was mir am Hörbuch besonders gefällt ist Andrea Sawatzki. Ich mag ihre Stimme, höre sie sehr gerne, und sie verleiht den Charakteren auf eine Weise Leben, dass man sie vor sich zu sehen glaubt. Ich konnte mir Christine sehr gut vorstellen und in sie hineinversetzen.

Das Ende war wie gesagt zu erwarten, jedoch kam auch im Showdown für mich nicht wirklich eine Bedrohung auf, nur für einen kurzen Moment, der dann jedoch auch sehr schnell wieder verflog, bis sich alles in Wohlgefallen auflöste. Vielleicht bin ich zu abgebrüht, vielleicht wurde das Buch ja auch einfach ungünstig vermarktet. Oder günstig, denn ein Thriller mit diesem Thema dürfte wohl höhere Verkaufszahlen erreichen als ein Drama mit gleichem Inhalt

Insgesamt jedenfalls ein spannendes und unterhaltsames Buch. Kein Novum, kein herausragender Bestseller, den momentanen Hype nicht wert. Aber durchaus zu empfehlen und sehr gut geschrieben, ich freue mich auf weitere Titel aus gleicher Feder :-)

SaschaSalamander 25.10.2011, 09.59 | (0/0) Kommentare | PL

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