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Blogeinträge (Tag-sortiert)
Tag: Drama
Tannöd
Aber gut, ausnahmsweise mal das Pferd von hinten aufgezäumt. Ich möchte trotzdem nun schrittweise vorgehen. Erst einmal zum Roman selbst: die Autorin Andrea Maria Schenkel schrieb mit "Tannöd" ihren Erstling, und er schlug ein mit Bombenerfolg. Dabei bezieht sie sich auf einen real geschehenen Mord in >Hinterkaifeck< im Jahre 1922. Es gab schon eine andere literarische Aufarbeitung, doch der Vorwurf des Plagiats wurde dann abgewiesen. Nun gut, ich kenne das andere Werk nicht, aber ich denke, berühmte Momente der Geschichte oder bekannte Mordfälle wie Jack the Ripper wurden auch immer wieder neu bearbeitet, ohne dann jedoch abgeschrieben zu sein ...
Zur Handlung nur soviel: so wirklich beliebt waren die Bauern Danner auf dem Tannödhof nicht, mürrisch, geizig, hart. Trotzdem sind alle geschockt, als das Ehepaar, deren Tochter, Enkel und sogar die Magd auf brutale Weise getötet wurden, und niemand kann sich vorstellen, wer zu einer solch schrecklichen Tat fähig sein könnte.
Das Buch ist nicht als Roman geschrieben, sondern in Form einzelner Interviews. Beginnt ganz unverfänglich mit der Geschichte eines kleinen Mädchens, welches erzählt, wie seine beste Freundin nicht in der Schule war und auch nicht im Gottesdienst. Es wird erzählt, was kleine Mädchen eben so erzählen. Von gemeinsamen Freuden, von einem Streit, von ihrem Lieblingsessen und den gemeinsamen Spielen. Davon, wie die Tochter der Danners immer von ihrem Vater aus Amerika erzählte, und von dem Zauberer im Wald. Und so geht es weiter. Anfangs scheinbar unzusammenhängend, im Laufe der Zeit immer strukturierter und verständlicher sind die Berichte abgefasst. Nachbarn erzählen, der Lehrer, der Pfarrer, eine alte Bäuerin, sie alle haben ihren Teil beizutragen und tratschen munter über die Danners und deren unzüchtiges Leben. Immer mehr Details werden enthüllt, hier mal eine Andeutung, dort eine Mutmaßung, dort will niemand etwas gesehen haben, aber andere hätten behauptet, und so wird aus vielen verschwommenen Mosaiksteinchen ein immer deutlicheres Bild, welches sich dem Leser dann zwar enthüllt, aber dennoch viele Fragen offen lässt ...
Ich habe das Hörbuch gehört, ohne mir zuvor den Inhalt anzusehen. Keine Rezension, keine Inhaltsangabe, kein Klappentext. Nur das Wissen, dass dieses Buch wohl ein Riesenerfolg gewesen sein muss und nun sogar verfilmt wird. Umso erstaunter war ich dann über das, was sich mir bot. >Monica Bleibtreu< (gestorben 13.05.2009) war mir als Stimme bis dahin nicht bekannt, und ich war angetan von ihrer ausdrucksstarken Darstellung. Männer kenne ich als virtuose Künstler, die regelrechte Ein-Mann-Hörspiele hinbekommen, doch Frauen haben diese Stimmgewalt leider nicht, vor allem anatomisch bedingt (vermute ich). Doch Monica Bleibtreu gelingt, was ich von Frauen sonst nicht kenne: sie verkörpert verschiedene Personen. Ein naseweises Mädchen, eine alte Bäuerin, ein alter Pfarrer, die bigotte Haushälterin des Pfarrers, eine bauernschlaue alte Frau, der ruhige Lehrer, der Postbote, sie erschafft mit ihrer Stimme, ihrem Tonfall, ihrer Betonung, ihrer Sprachmelodie, ihrem Rhythmus, mit allem, was ihre Stimme hergibt, unzählige verschiedene Menschen. Ich sah sie bildlich vor mir, wie sie hibbelnd auf dem Stuhl saßen, wie sie ruhig in die Ferne blickten, die Finger ineinandergruben, hektisch sich umsahen, wie sie genüsslich erzählten und immer mehr ausschmückten oder aber sich in sich zogen und nicht wirklich etwas von dem Grauen erzählen wollten.
Anfangs war ich extrem verwirrt, weil ich gar nicht wusste, auf was das Buch nun abzielen soll. Und bis zum Ende wurde mir nicht klar, wem diese Personen nun antworten. Einem Reporter? Einem Schriftsteller? Einem Polizisten? Und was haben die Gebete zwischen den einzelnen Interviews zu bedeuten? Ich dachte, dass mir da etwas entgangen sei, aber bei späterem Stöbern im Web fand ich heraus, dass dies wohl Fragen sind, welche allgemein nicht geklärt wurden. Nun gut, es sind stilistische Mittel, und ein Autor muss sich nicht immer erklären. Die Gebete haben mich dann langsam recht genervt, aber sie gehörten dazu, und das "Herunterleiern", wie Monica Bleibtreu es so perfekt gemacht hat, hat sehr viel Stimmung in das Hörbuch gebracht, es verstärkte das Gefühl, welches für mich während des Hörens aufkam. Die Atmosphäre von heuchlerischen, auf sich bedachten, kleingeistigen, aber doch auf ihre Weise gerissenen Menschen, die sonntags in die Kirche gehen und ihre Gebete herunterleiern, die täglich ihre Litanei beten, die aber hinter ihren verschlossenen Türen ihre Ehefrau prügeln, die Kinder schlagen, die Tochter missbrauchen und böse über andere reden, welche sich in der Öffentlichkeit einen kleinen Fehler erlauben. Ich sah sie hinter ihren Gardinen hervorlugen, streng bedacht, den Schein zu wahren und mit dem Finger auf andere zu zeigen ...
besonders auffällig auch die Mundart. Es wurde sehr viel Dialekt eingebracht, es kamen alte Ausdrücke zur Sprache, die das Hörerlebnis sehr stimmungsvoll machten und perfekt in die Inszenierung passten.
Um wieder zum Anfang zurückzukommen: die Handlung an sich (oder besser der Inhalt dahinter, denn Handlung konnte man es nicht nennen) ließ mich recht kalt, und im Normalfall hätte ich ein solches Buch recht schnell wieder beiseite gelegt. Doch die Darstellung durch die Sprecherin, und auch die gekonnte Erzählweise mit all den kleinen Aha-Erlebnissen, wenn eine kurze Erwähnung vom Anfang nun plötzlich sich mit einem weiteren Puzzleteil zu einer weiteren Erkenntnis für den Leser zusammenfügt, das hat seinen ganz eigenen Reiz.
Wirkliche Spannung kommt nicht auf, und einen klaren Handlungsfaden darf man nicht erwarten. Man sollte sich wirklich völlig auf das Werk einlassen, ohne sich bestimmte Erwartungen oder Vorstellungen davon zu machen. Sondern es einfach wirken lassen.
Als Film würde ich mir das vermutlich nicht ansehen, dazu reizen mich das Thema und die Leute viel zu wenig. Ob es mir als Buch gefallen würde, weiß ich nicht, denn Monica Bleibtreu hat dem allem für mich schon einen sehr persönlichen Touch verliehen. Aber das Hörbuch - WOW! Ich kann verstehen, wenn viele das Buch langweilig finden, die Rezensionen im Web (die ich erst im Nachhinein angesehen habe) gehen ja sehr auseinander, und viele halten es für herausgeworfenes Geld. Kann ich verstehen. Aber ebenso verstehe ich all jene, welche das Buch begeistert als Meilenstein feiern und in den Himmel loben. Mich selbst findet man irgendwo dazwischen.
Mein Tipp: auf jeden Fall das Hörbuch in der Version mit Monica Bleibtreu hören!
SaschaSalamander 18.11.2009, 10.27 | (0/0) Kommentare | PL
Der Zweifler und die Dreieinigkeit
Ich kann nicht einmal wirklich Tags für diesen Beitrag erstellen, weil ich nicht weiß, wo man dieses Buch einordnen kann. Aber ich versuche es einmal, kann es ja anschließend noch ändern, wenn ich falsch liege ;-)
SaschaSalamander 12.11.2009, 10.46 | (0/0) Kommentare | PL
Ghetto Kidz
Nur mit "Ghetto Kidz" kann ich mich nicht anfreunden. Ich habe es als Buch versucht. Ich habe es zweimal als Hörbuch versucht. Und nie komme ich über die ersten Kapitel hinaus. Eigentlich wäre das für mich das derzeit wichtigste Buch, weil ich mit ihm die Jungs auf Arbeit besonders erreichen könnte. Gang, Ghetto, Gewalt, Realität, Kriminalität, das ist genau das, womit ich bei ihnen durchdringe, und da ließen sich herrliche Diskussionen anbahnen, da könnte ich sie für ein Buch begeistern. Aber ich schaffe es nicht.
Kann nicht einmal wirklich sagen, weshalb. Irgendwie scheint es mir mehr in Episoden aufgebaut zu sein, weniger als Handlung. Dies war bei "Asphalt Tribe" jedoch auch der Fall, der fehlende Handlungsfaden kann es also nicht sein. Die Gewalt ist es auch nicht, die mich stört, das bin ich gewohnt. Der Erzählstil könnte es sein, ich finde ihn anders als in den anderen Büchern. Er reißt mich nicht mit. Allerdings habe ich ihn noch nicht näher analysiert. Ich kann es nicht anders beschreiben als dass das Buch mich einfach nicht packt. Das Thema wäre höchinteressant, aber was er daraus gemacht hat, schaffe ich einfach nicht zu lesen.
Ich habe mich nun im Internet informiert, wie das Buch enden wird. Und ich finde es realistisch und prima, dass er nichts beschönt, sondern den Kreislauf der Gewalt so zeigt, wie er draußen auf den Straßen tatsächlich stattfindet. Vielleicht werde ich es in ein paar Monaten noch einmal versuchen. Aber vorerst nach zig Anläufen brauch ich erst mal eine Pause von diesem Buch ...
SaschaSalamander 10.10.2009, 08.17 | (0/0) Kommentare | PL
Hansel und Gretel
Eine besonders gelunge Version, die ich heute vorstellen möchte, ist "Hänsel und Gretel". Das Grundmotiv bleibt erhalten: Kinder im Wald, ein böser Mensch, die Kinder begehen Rache.
Eun-Soo fährt gerade zu seiner kranken Mutter, als er im Wald einen Unfall hat. Hilflos irrt er durch das Gehölz, als ihm ein hübsches Mädchen begegnet und ihn zu ihrem nahegelegenen Elternhaus führen will, wo sie mit Vater, Muter und zwei Geschwistern lebt. Alles dort erscheint ihm seltsam, aber er hat keine Wahl, als die Nacht dort zu verbringen. Am nächsten Tag bricht er mit einer Wegbeschreibung auf und will zurück zu seinem Auto, doch er landet am Abend wieder in dem seltsamen Haus. Noch hält er das für einen Zufall. Doch als ihm dieses mehrere Male immer wieder passiert, ahnt er, dass etwas nicht stimmt. Und plötzlich verschwinden die Eltern der drei Kinder und bitten ihn auf einem Notizzettel, für diese Sorge zu tragen. Immer seltsamer wird das Verhalten der Geschwister, immer bedrohlicher die gesamte Situation. Ein weiteres Ehepaar baut einen Unfall und wird von dem Bruder nun ebenfalls in das Haus geführt, kann nicht mehr entkommen. Die beiden Erwachsenen scheinen Böses zu planen, und Eun-Soo schwankt in seinem Verantwortungsgefühl für die Kinder und seiner Sorge um die eigene Familie zu Hause, für welche er seit Tagen verschollen gilt. Die Lage spitzt sich zu, und wenn er den Wald verlassen will, muss er zuvor das schreckliche Geheimnis der Kinder lüften ...
Erst recht spät gegen Ende des Filmes werden die Bezüge zum ursprünglichen Märchen "Hänsel und Gretel" sichtbar, und je deutlicher sie werden, desto faszinierter war ich von der Geschichte, welche die Koreaner hier gewoben haben! Der Film behandelt quasi die Frage was mit Hänsel und Gretel geschehen wäre, wenn sie nicht am Ende ihre bösen Eltern aufgesucht, sondern sich an allen grausamen Erwachsenen gerächt hätten.
Es ist kein "reinrassiger" Horrorfilm, aber dennoch ist er sehr unheimlich. Ohne Schockeffekte, ohne literweise Blut, ohne gruslige Effekte kommt der Film aus, und doch brennen sich die Bilder in ihrer Intensität ins Gedächtnis. Surreale Schauplätze bilden die Kulisse, schaurige Orte werden verzerrt und spielen mit den Urängsten der Menschen. Der Dachboden ist ein Labyrinth ohne Ausgang, der Wald steckt voller düsterer Geheimnisse, und die aufgesetzte Niedlichkeit des Hauses wirkt umso bedrohlicher, je bunter und zuckriger die Bilder werden. Kleine Holzpüppchen beginnen wie im Märchen zu fliegen und mit den Kindern zu spielen, ein Weihnachtsmann lässt Wünsche wahr werden.
Ein zauberhaftes Märchen, ein ernster Hintergrund. Die Handlung ist am Ende nicht leicht zu verkraften, und wie bei Asiafilmen üblich erfährt der Zuschauer, dass Gut und Böse nicht zwangsläufig Gegensätze sein müssen ...
Ich kann diesem Film nur jedem empfehlen, der offen ist für neue Eindrücke. Nichts für nebenbei, sondern tiefgründige Unterhaltung, bei der man sich in Ruhe auf das Geschehen am Bildschirm konzentrieren sollte. Ein Film, auf den man sich einlassen muss ...
SaschaSalamander 28.09.2009, 09.43 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Oben
Carl, ein eher schüchternes Kind, trifft auf die quicklebendige, quirlige Ellie. Sie sind verbunden durch ihr Hobby Luftfahrt und die Begeisterung für fremde Länder und große Abenteuer. Aus Freundschaft wird Liebe, sie heiraten. In Form eines Fotoalbums sieht der Zuschauer das Leben an ihnen vorübergleiten: die Hochzeit, die Freude über das erwartete Baby, die Trauer über dessen Verlust, das für die Südamerikareise gesparte Geld wurde dann für die Reparatur am Haus verwendet, der nächste Groschen landete im Krankenhaus, die nächste Pfennigflasche wurde für das Auto ausgegeben, und sie werden immer älter, sie führen ein glückliches Leben, doch ihren Traum können sie nicht erfüllen. Bevor Ellie stirbt, will Carl ihr den letzten Wunsch erfüllen und kauft Flugtickets nach Südamerika. Doch sein Geschenk kommt zu spät, Ellie stirbt ...
und hier beginnt der Film. Und eigentlich möchte ich jetzt gar nichts weiter erzählen, denn alles, was ich nun beschreibe, würde die Spannung vorwegnehmen. Deswegen nur noch knapp: Carl wird einsam und verbittert, und am Ende wird er per gerichtlichem Beschluss in ein Altenheim beordert. Doch bevor sie ihn holen, beschließt er, endlich seinen Traum zu leben. Er bläst alle Luftballons auf, die er im Haus hatte, und fliegt mit seinem Haus nach oben, Richtung Südamerika. Endlich will er die Paradiesfälle besichtigen und sich dort zur letzten Ruhe niederlassen. Zu dumm nur, dass der lästige kleine Pfadfinder beim Abheben gerade auf seiner Veranda war und ihm jetzt an der Backe klebt ...
Ich war restlos begeistert. Aber auch sehr erstaunt. Schon häufiger hatte Pixar ernste Untertöne in seinen Filmen. Doch dieser Film hier hat mich sehr, sehr oft zu Tränen gerührt, der Kloß in meinem Hals wurde immer dicke. So viele geplatzte Träume, so viel Trauer, Ungerechtigkeit! Für Kinder mag es in dem Film sehr viele Elemente geben, etwa die witzigen sprechenden Hunde, den süßen Vogel, den kleinen Jungen als Identifikationsfigur. Aber eigentlich ist es ein Film für Erwachsene. Lustig mag es aussehen, wenn zwei alte Männer sich mit Schwert und Krückstock bekämpfen und der eine ein Knacken im Knie verspürt, es dem anderen im Rücken zwackt. Aber eigentlich ist es eher traurig, mit anzusehen, wie der große Held aus Carls Kindheit plötzlich zu einem Gegenspieler wird, wie auch der letzte große Traum zerplatzt und der bitteren Realität weichen muss.
In diesem Film gibt es keinen einzigen Helden, nur Antihelden. Zwar musste ich immer wieder lachen an witzigen Stellen, aber das Erstaunen über das, was Pixar seinen jungen Zuschauern zumutet, überwog. Nun gut, ich kann schwer beurteilen, wie Kinder diese Aspekte des Filmes aufnehmen, und ob der wirklich sehr ernste Unterton ihnen überhaupt bewusst ist (kann ein Kind bereits nachempfinden, wie ein alter Mensch sich fühlt, der sein gesamtes Leben im Rückblick betrachtet und von einer Enttäuschung zur nächsten blicken muss und am Ende nichts mehr zu verlieren hat?)
Die Animationen sind sehr kindgerecht und bunt, mit Liebe zum Detail bearbeitet. Man sieht, wie Pixar von Mal zu Mal besser wird und die Filme auch optisch immer mehr an Qualität gewinnen. Die Menschen sehen zwar wie üblich extrem unrealistisch aus, aber daran habe ich mich gewöhnt. Dafür sind die Tiere und die Landschaft umso besser!
Die Geschichte ist witzig erzählt. Nicht ganz so temporeich wie viele andere Streifen der Firma, aber dafür stetig spannend und mit einem kleinen Lacher für die Kids. Kein Brüller, der im Gedächtnis bliebe, aber das würde auch nicht zu dem Film passen.
Ein Film, der offen Konflikte und elementare Themen anspricht (Umgang mit Senioren, vernachlässigte Kinder, Umweltschutz, Jagd ausgestorbener Tierarten, Respekt, Freundschaft, Familie, Lebensträume, usw), der aber trotzdem niemals mit dem moralisierenden Zeigefinger langweilt. Ob Spaß, Moral, Unterhaltung, gute Bilder, nette Musik, tiefgründiger Inhalt, es ist wirklich für jeden Zuschauer etwas geboten. Kleine Kinder allerdings sollten ihn trotzdem besser in Begleitung Erwachsener sehen, weil einige Szenen aus Carls Leben bestimmt Fragen hervorrufen werden ...
Ich überlege und überlege, aber ich kann nichts finden, was an diesem Film negativ anzumerken wäre ... im Gegenteil, je länger ich nachdenke, umso mehr positive Aspekte fallen mir auf! Deswegen höre ich an dieser Stelle auf, die Rezension hat bereits Überlänge ;-)
Auch, wenn der Film "dank" seiner bisherigen Vermarktung eher langweilig auf viele Kinogänger wirkt: man muss ihn unbedingt ansehen, dieses Werk ist wirklich etwas Besonderes ... --
SaschaSalamander 25.09.2009, 10.01 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Spur ins Schattenland
Charlies Freund Max stirbt bei einem Unfall am See. Charlie ist überzeugt, dass er von den Wassernixen nach unten gezogen wurde, sie will ihn retten, wird beinahe selbst von einer Nixe nach unten gezogen und kann im letzten Moment entkommen. Doch als sie der Krankenschwester und danach ihrer Mutter diese Geschichte im Krankenhaus erzählt, glaubt man ihr nicht so recht. Und weil Charlie nicht für dumm gehalten werden will, schweigt sie und frisst ihren Kummer in sich hinein. Bald kann sie wieder nach Hause, muss noch nicht in die Schule, aber regelmässig zu einem Therapeuten. Geschickt schafft sie es, allen Erwachsenen etwas vorzuspielen. Nur ihr Bruder spürt und sieht, wiesehr der Verlust an Charlie zehrt. Sie setzt alles daran, ihren Freund aus der Schattenwelt zu befreien, macht sich auf den Weg in die geheimnisvolle Welt, in der er nun unterwegs ist. Immer tiefer dringt sie vor in das sogenannte Schattenland, immer näher kommt sie ihrem Freund, immer weiter entfernt sie sich von der realen Welt, und immer dichter verweben sich die Realität und Charlies Träume ... kann ihr Bruder sie noch retten, bevor sie Max erreicht und für immer verloren sein wird?
Das Buch ist ein sehr ernster Roman über den Verlust, welches ein junges Mädchen erleiden muss. Die Erwachsenen nehmen ihr die Möglichkeit, auf ihre eigene Weise zu trauern: Maxens Eltern verjagen sie vom Grundstück, als sie ihn dort noch einmal erleben möchte. Die Mutter verbietet ihr, den See noch einmal zu besuchen. Niemand glaubt ihre Geschichte von den Nixen, und alle wollen ihr einreden, dass es ein Unfall war, und dass sie ihn nicht retten konnte, sosehr sie es auch versuchte.
Dem Leser bleibt es selbst überlassen, ob er das Buch als Fantasy lesen möchte, ob er an Charlies Version glaubt, oder ob er ein Realist ist und in dem Werk den traurigen Versuch der Trauer- und Verlustarbeit eines einsamen Mädchens sieht. Mal wird er entführt in Charlies Träume, die sich nur allzu real durch Kratzspuren, Schlamm und andere sichtbare Beweise manifestieren. Oder ist sie nur eine Schlafwandlerin? Aber woher kommen dann die tiefen Kratzer an ihrem Körper, wenn nicht von den Wölfen? Berichte des Psychologen untermauern dagegen die ernsthafte Seite des Buches. Und wie es leider nur allzu echt ist, gelingt es dem Mädchen, die Mutter von ihren "Fortschritten" zu überzeugen. Der Leser wünscht sich, die Mutter am Kragen zu packen, ihr klarzumachen, dass ihr jugendlicher Bruder mit der Aufsicht über die kleine Schwester überfordert ist! Ihr endlich einmal zu zeigen, wiesehr das Mädchen leidet und doch nur einen Zuhörer braucht, der ihr glaubt! Ihr entgegenzurufen, dass ihre beiden Kinder sie brauchen, alleine niemals mit dieser traumatischen Situation fertigwerden können! Aber die Rufe des Lesers verhallen, verklingen ebenso hilflos in der Dunkelheit wie Charlies Rufe nach Max im finsteren Schattenwald ...
Es ist kein leichtes Buch, das man zwischendurch mal schnell liest oder während des Arbeitens hört. Sondern ziemlich harte Kost, die recht viel Konzentration erfordert. Es geschieht so viel gar nicht einmal, und doch muss der Leser sorgsam auf die Handlung achten, um nicht den Faden zu verlieren zwischen Traum und Wachen und den Ereignissen, die langsam aber konsequent voranschreiten.
Ich weiß leider nicht, wie die wechselnde Erzählperspektive im Buch dargestellt ist (vielleicht unterschiedliche Schriftart? Eine Kapitelüberschrift mit den Namen der Erzähler?). Im Hörbuch jedenfalls ist es zu Beginn äußerst verwirrend, und es hat nicht wenige Kapitel gedauert, bis ich endlich in der Handlung "drin" war und wusste, wer gerade spricht. Man hätte dies durch zwei verschiedene Sprecher lösen können. Zudem halte ich Gerd Köster zwar für einen guten Erzähler, bei "Spur ins Schattenland" jedoch für etwas zu monoton und einsilbig. Es fällt mit der Zeit schwer, ihm zu folgen und nicht einfach gedanklich abzudriften. Man muss sich sehr bemühen, die Konzentration auf seine Worte nicht zu verlieren ...
Das Ende kam für mich extremst abrupt. Entweder, ich habe im Hörbuch aus der Bücherei die letzten Kapitel nicht hören können, weil es defekt war und ich sie einfach nicht angezeigt bekam, oder das Buch war an der Stelle nach dem Berg auf dem Volksfest tatsächlich vorbei?!? (wer es gelesen hat: bitte mir kurze Rückmeldung geben!). Ich habe nichts gegen ein offenes Ende, aber in diesem Fall war es wirklich EXTREM abrupt und derart offen, dass ich nicht das Gefühl hatte, ein abgeschlossenes Buch mit offenem Ende zu hören. Das hat mich dann doch sehr erstaunt ...
Als Fazit fällt es mir diesmal schwer, etwas zu sagen. Zuerst, denke ich, sollte ich darauf hinweisen, dass das Buch vermutlich die bessere Variante darstellt, da das Hörbuch sehr anstrengend und verwirrend ist. Ich kann das Buch nicht als leichte Urlaubslektüre oder als spannende Kost empfehlen. Wer das Buch liest, sollte auf jeden Fall bereit sein, sich überaus intensiv mit dem Thema Trauerarbeit auseinanderzusetzen. Es ist kein Roman über eine Reise in ein fiktives Land, sondern ein Buch, in welchem sehr, sehr viel verarbeitet und aufgearbeitet wird und der Leser am Ende keine Lösung und keinen Abschluss erhält, sondern die Trauerarbeit alleine beenden muss. Ich habe pädagogisch noch nicht mit Kindern an diesem Thema gearbeitet, und ich weiß nicht, ob ich es hierfür geeignet halten soll. Dem Gefühl nach würde ich sagen, dass ein Buch über Trauerarbeit auch Hoffnung bieten sollte. Es muss nicht bunt und lustig sein, auf keinen Fall, es soll die Gefühle ernst nehmen und Trauer zulassen, aber es darf den Betroffenen nicht mit seinen Ängsten alleine lassen. Bei diesem Buch habe ich den Eindruck, dass dies jedoch geschieht. Wer diese Phase überwunden hat und im Nachhinein etwas zu diesem Thema lesen möchte, wird sich und seine alten Ängste vermutlich gut darin wiederfinden. Aber wer aktuell diese Arbeit bewältigen muss, für den könnte es (meiner unfachmännischen Meinung nach) wohl eher zusehr belasten. Selbst für mich als jemanden, der nicht mit diesem Problem kämpft, war es sehr schwer ...
Doch, es war ein sehr gutes Buch. Aber auch sehr schwer. Kein Fantasy, kein direkter Jugendroman, kein Fachbuch. Zu jung die Charaktere für erwachsene Leser, zu heftig das Thema für Kinder oder Jugendliche. Ich glaube, ich bin der falsche Leser, es zu rezensieren ... ich weiß nicht, wer die Zielgruppe ist ... und ich möchte ungern ein so gelungenes Buch abwerten. Aber ich weiß einfach nicht, wem ich "Spur ins Schattenland" empfehlen sollte ...
SaschaSalamander 22.08.2008, 11.45 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL
Ethische Fragen für Jugendliche
SaschaSalamander 18.08.2008, 22.29 | (0/0) Kommentare | PL
Boot Camp
Connor ist ein Einserschüler, intelligent und lebhaft. Aber er liebte seine Lehrerin, und weil er es sich von seinen Eltern nicht verbieten ließ, schickten diese ihn in ein Erziehungsheim. Ein BootCamp. Für 4000 Dollar im Monat. Und nun hat Connor keinerlei Rechte mehr, muss schweigen, andere verpfeifen, zusehen, wie andere verprügelt werden, wird selbst verprügelt. Ein Erziehungscamp für Minderjährige, das vor allem Kriminelle vor dem Knast bewahren soll und die Jugendlichen umerziehen soll für die Gesellschaft. Wie lange sie dort bleiben müssen, hängt ab von ihrem Erfolg. Davon, wann ihr Willen gebrochen ist und sie sich komplett den Anweisungen ihrer Anführer unterwerfen. Aber nicht alle Jugendlichen sind straffällig. Manche, wie Connor, Pauli oder Sabrina sind dort, weil sie ihren Eltern zu schwächlich waren, zu frühreif, weil sie sich nicht deren Religion anschließen wollen. Und so schmiedet Pauli einen Fluchtplan, der sogar funktioniert. Doch dann geschieht etwas, das heftig an Connors Gewissen rüttelt und ihn vor eine dramatische Entscheidung stellt ...
Wie alles von Rhue Morton fesselnd, sodass man es nicht mehr beiseite legen kann und wenn möglich in einem Zug beenden muss. Und wie alles von ihm ist auch dieses Buch basierend auf realen Fakten, aber dennoch agieren fiktive Charaktere. Schockierend und grausam, man möchte wünschen, dass es solche Camps nicht gäbe, man möchte gerne die Augen schließen und sagen "das ist nur erfunden". Aber so, wie auch Amokläufe von Jugendlichen oder drogensüchtige Straßenkids auf dem Strich leider grausame Realität sind, ist es auch dieses Buch. Ich habe anschließend einiges im Internet recherchiert, um herauszufinden, was es mit diesen Camps auf sich hat. Eigentlich für Einheiten der Marines gedacht, aber dann auch für Straffällige als Ersatz für eine Freihheitsstrafe angewendet, 120 Tage Boot Camp anstelle der Haftstrafe, die Insassen empfinden das Camp schlimmer als die weitaus längere Haft. Denn dort sind sie körperlichen Strapazen bis ans Limit ausgesetzt, ihr Wille wird gebrochen, sie verlieren jegliche Würde, jeglichen Selbstwert, jegliche Persönlichkeit. Jugendliche, die in solche eigenen "Erziehungsheime" gelangen, sind nicht auf 120 Tage begrenzt, sondern auf Gutwill ihrer Eltern so lange dort, bis sie deren Wünschen und Anforderungen genügen und wieder ein "braves Kind" sind. Das kann wenige Monate dauern, aber auch viele Jahre bis hin zur Volljährigkeit ...
Ein erschütterndes Buch, das sich Jugendliche und Erwachsene nicht entgehen lassen sollten! Es liest sich rasant und liefert viel Stoff zum Nachdenken und Diskutieren ...
SaschaSalamander 18.08.2008, 09.49 | (0/0) Kommentare | PL
Alleine das Vorwort
Ich habe knapp acht oder neun Bücher geschnappt, die ich heute mit ihr mal durchging. Klappentexte studiert, Schreibstile verglichen, Inhalt überflogen. Und von allen Büchern gab es eines, das ganz klar aus der Masse hervorstach. Da ich weiß, wie "wählerisch" die Schülerin ist, achtete ich nur auf den Inhalt, auf nichts weiter. Aber was auch zählt, sind natürlich die Verständlichkeit der Sprache, und vor allem auch, ob das Buch bewegt und zum Weiterlesen anregt. Erst, als wir uns eindeutig entschieden hatten, fiel mein Blick auf den Autor. Morton Rhue. Hätte ich das vorher gesehen, hätte ich alle anderen Bücher zu Hause lassen können! Morton Ruhe, Autor von "die Welle", "Boot Camp" und "Ich knall Euch alle ab". Seine Bücher bewegen Jugendliche überall auf der Welt. Und gibt es eigentlich einen Erwachsenen, der "die Welle" noch nicht gelesen hat und davon begeistert, aber auch erschüttert war?
Um in die Sprache reinzukommen, lasen wir die ersten Seiten, und wir waren bereits eifrigst am Diskutieren. Auch ich war begeistert und gefesselt. Und das alleine vom Vorwort! Außerdem bin ich mächtig stolz auf "meine Kleine". Letztes Jahr lasen wir ein Buch Deutsch-Englisch mit einfacher Sprache extra für Schüler zum Lernen, später hörten wir einen Deutsch-Englischen Jugendroman (Hören ist schwerer als Lesen), und jetzt lesen wir gemeinsam ein komplett englisches Buch eines amerikanischen Autoren, geschrieben für Muttersprachler.
"Asphalt Tribe" beschreibt das Leben einiger Kinder auf der Straße. Ich weiß selbst noch nichts Genaueres, aber das wird sich bald ändern. Wie gesagt, bisher nur das Vorwort. Es handelte in flüssigem Stil davon, weshalb Jugendliche von zu Hause ausreißen oder wieso sie von ihren Eltern hinausgeworfen werden. Wie sie sich auf der Straße durchkämpfen mit Prostitution und Drogen, dem allgegenwärtigen Risiko von HIV und ohne Hoffnung auf eine Zukunft. Vier Seiten, nur ein einfaches Vorwort, aber mein Mädel war erschüttert, und auch mir wurde dieses Thema, das ich in der Schule wie auch während meines Studiums immer wieder gehört hatte, wieder sehr deutlich nahegebracht. Wie gut mag dann erst das Buch sein ...
Bald werde ich Euch mehr darüber erzählen ... oder vielleicht habt Ihr es schon gelesen und möchtet mir darüber berichten? ;-)
SaschaSalamander 03.07.2008, 18.16 | (0/0) Kommentare | PL
Gute Nacht Zuckerpüppchen
Das Buch ist schrecklich. Ein Jugendbuch, mag sein, aber ich denke, auch und erst recht für Erwachsene. Ich hatte einen derart dicken Kloß im Hals, und doch konnte ich es nicht weglegen. Von der ersten Seite an ist der Leser von dem einfachen, eindringlichen und ergreifenden Schreibstil gefesselt. Die Beschreibungen sind der Zielgruppe entsprechend gehalten, und doch sind die Bilder so klar vor Augen, dass das Atmen schwerfällt. Man fiebert mit Gaby, wenn die Zimmertür aufgeht und sie sich fürchtet, und man leidet mit ihr, wenn der Stiefvater eifersüchtig ihre Treffen und Termine überwacht. Ständig möchte man schreien "sag doch was", vor allem, wenn der freundliche Arzt oder die engagierte Lehrerin mit ihr reden. Doch leider ist das Buch sehr real. Und die Täter wissen, wie man Kinder zum Schweigen bringen kann. Und aus den Kindern werden junge Frauen, und die Scham wächst, die Angst wird ein ständiger Begleiter.
Am Ende des Romanes sind ein paar Seiten Information. Ich finde das gerade für die Jugendlichen, die diesen Roman lesen, sehr wichtig. Näheres darüber, wie Fälle von Missbrauch ablaufen, beschrieben anhand von Beispielen aus der Geschichte um Gaby. Anlaufstellen für Betroffene sind genannt.
Ich halte es für sehr wichtig, dass die jugendlichen Leser danach mit Freunden oder Verwandten über dieses Buch reden, denn es muss verarbeitet werden. Keine Lektüre, die man schnell mal so nebenbei lesen kann und dann weglegt und es vergisst ...
"Gute Nacht, Zuckerpüppchen" hat zu Recht den Buxtehuder Bullen als Jugendbuch 1989 verdient. Es ist ein Buch, das man, finde ich, auf jeden Fall gelesen haben sollte, ob Jugendlicher oder Erwachsener. Ein Buch, das man nicht so schnell vergisst ...
SaschaSalamander 05.05.2008, 18.02 | (0/0) Kommentare | PL
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