SaschaSalamander

Ausgewählter Beitrag

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oben_150_1.jpgDisney ist bekannt, da muss ich nichts mehr erzählen. Und Pixar ist auch jedem ein Begriff: Toy Story, Monster AG, Findet Nemo, die Unglaublichen, Ratatouille, Cars, Wall-E. Mit anderen Worten beide Firmen ein Garant für großartige Kinderfilme, die auch Erwachsene begeistern. Trotzdem war ich wenig angetan von der Werbung über das neue Werk "Oben". Ein Rentner, der sein Haus an Luftballons befestigt und damit fliegt. Aha, toll *gähn*. Aber meinem Freund zuliebe begleitete ich ihn dann doch ins Kino. Und ich habe es nicht bereut ...

Carl, ein eher schüchternes Kind, trifft auf die quicklebendige, quirlige Ellie. Sie sind verbunden durch ihr Hobby Luftfahrt und die Begeisterung für fremde Länder und große Abenteuer. Aus Freundschaft wird Liebe, sie heiraten. In Form eines Fotoalbums sieht der Zuschauer das Leben an ihnen vorübergleiten: die Hochzeit, die Freude über das erwartete Baby, die Trauer über dessen Verlust, das für die Südamerikareise gesparte Geld wurde dann für die Reparatur am Haus verwendet, der nächste Groschen landete im Krankenhaus, die nächste Pfennigflasche wurde für das Auto ausgegeben, und sie werden immer älter, sie führen ein glückliches Leben, doch ihren Traum können sie nicht erfüllen. Bevor Ellie stirbt, will Carl ihr den letzten Wunsch erfüllen und kauft Flugtickets nach Südamerika. Doch sein Geschenk kommt zu spät, Ellie stirbt ...

und hier beginnt der Film. Und eigentlich möchte ich jetzt gar nichts weiter erzählen, denn alles, was ich nun beschreibe, würde die Spannung vorwegnehmen. Deswegen nur noch knapp: Carl wird einsam und verbittert, und am Ende wird er per gerichtlichem Beschluss in ein Altenheim beordert. Doch bevor sie ihn holen, beschließt er, endlich seinen Traum zu leben. Er bläst alle Luftballons auf, die er im Haus hatte, und fliegt mit seinem Haus nach oben, Richtung Südamerika. Endlich will er die Paradiesfälle besichtigen und sich dort zur letzten Ruhe niederlassen. Zu dumm nur, dass der lästige kleine Pfadfinder beim Abheben gerade auf seiner Veranda war und ihm jetzt an der Backe klebt ...

Ich war restlos begeistert. Aber auch sehr erstaunt. Schon häufiger hatte Pixar ernste Untertöne in seinen Filmen. Doch dieser Film hier hat mich sehr, sehr oft zu Tränen gerührt, der Kloß in meinem Hals wurde immer dicke. So viele geplatzte Träume, so viel Trauer, Ungerechtigkeit! Für Kinder mag es in dem Film sehr viele Elemente geben, etwa die witzigen sprechenden Hunde, den süßen Vogel, den kleinen Jungen als Identifikationsfigur. Aber eigentlich ist es ein Film für Erwachsene. Lustig mag es aussehen, wenn zwei alte Männer sich mit Schwert und Krückstock bekämpfen und der eine ein Knacken im Knie verspürt, es dem anderen im Rücken zwackt. Aber eigentlich ist es eher traurig, mit anzusehen, wie der große Held aus Carls Kindheit plötzlich zu einem Gegenspieler wird, wie auch der letzte große Traum zerplatzt und der bitteren Realität weichen muss.

In diesem Film gibt es keinen einzigen Helden, nur Antihelden. Zwar musste ich immer wieder lachen an witzigen Stellen, aber das Erstaunen über das, was Pixar seinen jungen Zuschauern zumutet, überwog. Nun gut, ich kann schwer beurteilen, wie Kinder diese Aspekte des Filmes aufnehmen, und ob der wirklich sehr ernste Unterton ihnen überhaupt bewusst ist (kann ein Kind bereits nachempfinden, wie ein alter Mensch sich fühlt, der sein gesamtes Leben im Rückblick betrachtet und von einer Enttäuschung zur nächsten blicken muss und am Ende nichts mehr zu verlieren hat?)

Die Animationen sind sehr kindgerecht und bunt, mit Liebe zum Detail bearbeitet. Man sieht, wie Pixar von Mal zu Mal besser wird und die Filme auch optisch immer mehr an Qualität gewinnen. Die Menschen sehen zwar wie üblich extrem unrealistisch aus, aber daran habe ich mich gewöhnt. Dafür sind die Tiere und die Landschaft umso besser!

Die Geschichte ist witzig erzählt. Nicht ganz so temporeich wie viele andere Streifen der Firma, aber dafür stetig spannend und mit einem kleinen Lacher für die Kids. Kein Brüller, der im Gedächtnis bliebe, aber das würde auch nicht zu dem Film passen.

Ein Film, der offen Konflikte und elementare Themen anspricht (Umgang mit Senioren, vernachlässigte Kinder, Umweltschutz, Jagd ausgestorbener Tierarten, Respekt, Freundschaft, Familie, Lebensträume, usw), der aber trotzdem niemals mit dem moralisierenden Zeigefinger langweilt. Ob Spaß, Moral, Unterhaltung, gute Bilder, nette Musik, tiefgründiger Inhalt, es ist wirklich für jeden Zuschauer etwas geboten. Kleine Kinder allerdings sollten ihn trotzdem besser in Begleitung Erwachsener sehen, weil einige Szenen aus Carls Leben bestimmt Fragen hervorrufen werden ...

Ich überlege und überlege, aber ich kann nichts finden, was an diesem Film negativ anzumerken wäre ... im Gegenteil, je länger ich nachdenke, umso mehr positive Aspekte fallen mir auf! Deswegen höre ich an dieser Stelle auf, die Rezension hat bereits Überlänge ;-)

Auch, wenn der Film "dank" seiner bisherigen Vermarktung eher langweilig auf viele Kinogänger wirkt: man muss ihn unbedingt ansehen, dieses Werk ist wirklich etwas Besonderes ... --

SaschaSalamander 25.09.2009, 10.01

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Kommentare zu diesem Beitrag

1. von

Kannst Du Dir bitte auch Coraline ansehen und rezzen? Den Oben (genannten Film) werd ich mir auf jeden Fall auch mal ansehen :D

vom 26.09.2009, 11.41
Antwort von SaschaSalamander:

Mal sehen, ob ich Zeit für eine Rezi finde, ich werde ihn demnächst ein zweites Mal ansehen. Ich habe ihn gesehen und war einfach hin und weg. Tipp: unbedingt in 3D sehen, alles andere wäre Verschwendung! Spannend, für Kinder etwas unheimlich, für Erwachsene eine tiefgründige Unterhaltung mit jeder Menge Spaß und witzigem Grusel. Die Animaiton ist sehr schön gemacht, es lohnt sich auf jeden Fall ...

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