- 1. und letzter Satz
- Aktuelles
- Auf der Suche
- Autoren
- Awards
- Bento-Gäste
- Bento Galerie
- Bento Rezepte
- Bento Sonstiges
- Interview
- Bibliothek
- Blog
- Buchhandlung
- Doppelrezension
- Eure Beiträge
- Events
- Fragebogen
- Kahdors Vlog
- Kapitel
- MachMit
- Manga
- Mangatainment
- Notizen
- Oculus Quest
- Passwort
- Podcast
- Pulp
- Rätsel
- Rezensionen Buch
- Rezension Comic
- Rezensionen Film
- Rezensionen Hörbuch
- Rezensionen Hörspiel
- Rund um Bücher
- Rund um Filme
- Rezension Spiele
- Statistik
- TV Tipp
- Umfrage
- Vorgemerkt
- Web
- V-Gedanken
- V-Nürnberg
- V-Produkt
- V-Rezept
- V-Unterwegs
- Widmung
- Zerlegt
- Zitate
Blogeinträge (Tag-sortiert)
Tag: Tip
Tödliches Begehren
Diesmal möchte ich TÖDLICHES BEGEHREN mit Euch teilen. Ein Buch, das meine Freundin mir schon mehrfach ans Herz gelegt hatte, ihr Lieblingsbuch sowohl im Genre wie auch von Inka Loreen Minden. Nun habe ich es also endlich gelesen und muss sagen, dass ich ihre Begeisterung verstehen kann und sogar teile. Wirklich ein Leckerbissen, der sich wie von selbst liest!
Der Reporter Ethan Hunter ist auf der Jagd nach einer guten Story. Er beschattet schon seit einiger Zeit den Inhaber eines Casinos, Gabriel Norton. Wie es aussieht, scheint dieser zwar ständig ein Auge auf Männer zu werfen, umgibt sich jedoch mit Frauen und weiß entweder nicht um seine Neigung oder will sie nicht zugeben. Eines Tages kommt Gabriel auf Ethan zu und stellt ihn zur Rede, ihm ist klar, dass der junge Mann nicht zum Zocken ins Casino kommt. Gabriel erpresst ihn, demütigt ihn und verlangt, dass Ethan nun fortan sein Sklave sein müsse.
Ethan, bekennend schwul, fühlt sich zu dem starken Mann hingezogen, außerdem kann er nun näher an Gabriel heran, um seine Story zu schreiben. Also zieht er bei ihm ein, erledigt kleine Aufgaben für ihn, ist sein Angestellter und sein Lustsklave und spioniert ihn hinter seinem Rücken aus. Die beiden Männer kommen sich immer näher, doch die Situation ist gefährlich, Ethan vollführt einen Tanz auf dem Drahtseil und ahnt nicht, in welche Gefahr er sich begeben hat.
Ach, das war schön, tat das gut, war das spannend. Mit 160 Seiten perfekt, um nicht unnötig in die Länge zu ziehen, aber auch länger als die Kurzgeschichten, in denen es meistens dann aufhört, wenn es gerade so richtig heiß wird und man eigentlich noch mehr davon möchte. Auch das Cover gefällt. "Nackter Männertorso" scheint gerade in, und hier hat wirklich mal ein besonders ansehnliches Exemplar Modell gestanden. Deswegen das Cover heute auch etwas größer als sonst üblich ;-)
Die Charaktere sind so beschrieben, dass man sich gut hineinversetzen kann (Gabriel bleibt absichtlich sehr undurchsichtig, doch seine Gefühle werden sehr gut geschildert, auch wenn der Leser den Grund für seine Ambivalenz anfangs nicht nachvollziehen kann). Gabriel hat eine spannende Hintergrundgeschichte, Ethan bleibt etwas flacher in der Gestaltung. Den knappen 160 Seiten entsprechend ist die Entwicklung gerafft aber doch in sich stimmig.
Die Geschichte ist recht klassisch aufgebaut, dadurch liest sie sich sehr flüssig und ohne dass man sich groß konzentrieren muss, also ideal für die leichte Unterhaltung zwischendurch. Allerdings sollte man sich Zeit dafür nehmen, denn es ist schwer, das Buch wieder beiseite zu legen.
Was mir wieder gefiel, war der Schreibstil: nicht zu schnulzig, nicht zu vulgär, keine störenden Begriffe. Minden versteht es, die lustvollen Momente geschickt in Worte zu kleiden.
Ebenfalls sehr gelungen finde ich die Darstellung der beiden Charaktere. Ich bevorzuge gerne zwei gleich starke Männer, das typische "Seme und Uke" ist meist nicht so mein Ding. Aber hier wurde es sehr schön dargestellt, da es sich als eine Entwicklung aus der Situation heraus ergab. Es ist nun schwer, dies zu erklären ohne zuviel zu verraten. Jedenfalls sind die Dinge am Anfang nicht, wie sie scheinen, und der toughe Reporter zeigt bald seine weiche Seite, und der harte Geschäftsmann scheint nicht so abgebrüht, wie er vorgibt.
Anfangs fand ich es verwirrend und fast schon störend, dass Gabriel vermeintlich unklar beschrieben wurde, sein Verhalten wollte mir nicht wirklich einleuchten, normalerweise ist der starke Part klar definiert, und der ständige Wechsel aus Zärtlichkeit und verbitterter Härte erschien mir sehr seltsam. Was anfangs wie eine unsaubere Charakterisierung aussah, stellte sich jedoch bald als geschickter Schachzug heraus, der den Leser ebenso in die Irre führte wie auch Ethan.
Denn wie auch bereits in >TEMPTATIONS< hat Minden etwas geschafft, mit dem ich absolut nicht gerechnet hätte: ich zähle dieses Genre für mich persönlich unter "leicht verdauliche Kost, keine große Konzentration erforderlich, die Story recht geradlinig ohne Überraschungen". Und als die Handlung dann plötzlich drehte, war ich recht überrumpelt und ärgerte mich ein wenig, dass ich mich einfach so völlig naiv aufs Glatteis hatte führen lassen! Nette Idee von der Autorin, und ich fand es schön, wie sich am Ende dann alles entwirrt und geradebiegt.
Auch das Setting, in dem sich die beiden Protagonisten befinden, ist ein nettes Mindgame: Ethan ist einerseits Gabriels "Gefangener", andererseits hat er alle Freiheiten, er darf nach draußen und Botengänge erledigen, wird gut bezahlt, darf mit seiner Schwester telefonieren, er darf neben Gabriel im Bett liegen, sie verbringen eine wundervolle Zeit. Andererseits ist die ständige Bedrohung, dass Gabriel kriminell ist und zu sehr viel mehr in der Lage zu sein scheint, wenn man ihn reizt. Auch hat Gabriel gedroht, Ethans Schwester etwas anzutun, falls der Reporter falsches Spiel mit ihm spielen sollte. Wenn Gabriel gefährlich wäre, würde er Ethan niemals so viel Freiraum lassen! Aber warum bedroht er ihn, warum ist er manchmal so brutal zu ihm und im nächsten Moment wieder so sanft?
TÖDLICHES BEGEHREN ist ein Soft-SM-Thriller, den Freunde der homoerotischen Literatur sich auf keinen Fall entgehen lassen sollten. Nicht nur prickelnde Erotik, sondern auch eine gut erzählte Story, die zu überzeugen weiß. So muss gute Unterhaltung sein!
SaschaSalamander 01.06.2011, 09.11 | (0/0) Kommentare | PL
Gayheimnisse
Die meisten der Schriftsteller sind mir bereits bekannt, sei es aus eigener Erfahrung,weil sie aktuell auf meinem To-Do-Stapel liegen oder weil sie mir positiv von Freunden empfohlen wurden. Darunter Inka Loreen Minden, Stefanie Herbst und Juna Brock, Simon Rhys Beck, Sandra Henke, Verena Rank, Justin C Skylark, jeder einzelne dieser Namen bereits für mich ein Garant auf eine gute Story, darunter meine drei Lieblingsautoren rund um Gay. Autoren, bei denen man ohne Zögern zugreifen kann bei jedem neuen Titel.
Neu waren für mich Nicole Henser, Sandy Renee Henriks, Angelika Hoffman, Kathrin von Potulski, Hanna Julian und Kira Hawke. Besonders begeistert hatte mich Nicole Henser, doch auch die anderen Autorinnen waren wirklich große Klasse.
Was mir sehr gefällt ist die kurze Beschreibung der einzelnen Autoren nach jeder Geschichte. Ein Vermerk, welche Titel noch erschienen sind, wo sie bereits andere Titel veröffentlicht haben, dazu ein paar private Daten. Das macht es für mich als Leser greifbarer. Ich mag es, wenn Autoren keine fernen Wesen sind, weitab vom Leser, sondern wenn sie wirklich als Menschen erscheinen mit Vorlieben, Hobbies und Interessen. Dadurch fällt es mir auch leichter, später beim Stöbern nach dem nächsten Roman mir diesen oder jenen Schreiberling ins Gedächtnis zu rufen und mich für ein neues Buch von ihm / ihr zu entscheiden.
Die Geschichten selbst sind wunderbar abwechslungsreich. Verbrecherjagd, Alienentführung, ein düsteres Vampirschloss, die Suche nach dem Yeti, Japan um die Zeit des 2. Weltkrieges, ein heißes Treffen beim Filmdreh, ein heimlicher Beobachter in der Nachbarwohnung, Frankreich im Jahre 1793, ein Schweigemönch mit tragischer Vergangenheit und viele weitere packenden Szenarien. Ich finde es schön, wie hier immer wieder neue Verpackungen für "das Eine" gefunden werden.
Auch die Sprache ist - wie üblich bei Deadsoft, ich kenne es nicht anders, ein großes Lob an den Verlag! - einfach klasse. Kein Kitsch und Schmalz, aber auch kein perverser Dirty Talk. Sondern ein flüssiges Beschreiben der Situation, detailliert und doch respektvoll. Ein Genuss für den Leser.
Das unterscheidet Erotik von Pornographie, auch wenn viele Leute beides leider in einen Topf werfen. Aber Veröffentlichungen wie GAYHEIMNISSE zeigen, dass Sex zwar toll ist, aber eben auch nicht alles. Es geht um Liebe, um Gefühle, um Macht, um Spaß an der Freude. Sex sollte keine Sachen zwischen leblosen Maschinen sein sondern ein Akt zwischen zwei Menschen, die sich zugeneigt sind.
Für Kenner des Genres bietet das Buch viele kleine Leckerbissen der Lieblingsautoren. Für Neulinge einen prima Einblick in die unterschiedlichen Schreibstile der einzelnen Verfasser und ein Appetizer für weitere Bücher.
Eines hatten jedenfalls alle Geschichten gemeinsam: sie waren viel zu kurz, gerne hätte ich mehr von den Autoren gelesen. Aber das lässt sich einrichten, denn GAYLÜSTE steht bereits in meinem Regal, und GAYFÜHLVOLL wird demnächst folgen :-)
SaschaSalamander 27.05.2011, 09.52 | (0/0) Kommentare | PL
Sklavenjagd
Dolores fährt auf einer verlassenen Straße, als sie plötzlich einen Mann anfährt. Aus dem Dunkel taucht eine nackte Frau auf, welche den Mann tötet und dabei ruft "es war die dritte Jagd". Dolores ist geschockt, will es der Polizei melden, doch diese gebietet ihr Stillschweigen über den Vorfall. Einige Zeit später wird ihr der Grund dafür erklärt: es gibt eine Gruppe von Superreichen, die zu ihrem Vergnügen Jagden veranstalten. Die Teilnahme daran ist absolut freiwillig. Als Gewinn für die erste Jagd (Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang, keine Hilfsmittel, nur ein Jäger, eine Beute) erhält die Beute 100 000 Euro oder muss einen Tag lang dem Sieger zu Willen sein. Bei der zweiten Jagd winken 1 Million oder eine Woche Sklaverei. Und dann alles oder nichts: 10 Millionen oder aber lebenslange Knechtschaft. Auch Dolores wird die Teilnahme an dem Spiel angeboten.
Klar, das ist abstrus, und Dolores würde so etwas niemals tun. Doch "niemals" sagt sie sich in diesem Buch oft, und dabei muss sie erfahren, dass freier Wille und Würde des Menschen zwei Begriffe sind, die sie beginnen muss neu zu definieren.
Anfangs mutet der Roman an wie ein Märchen um das hässliche Entlein, welches sich in den reichen Prinzen verliebt und ein paar Abenteuer bestehen muss, bevor sie zusammen kommen. Es scheint völlig klar, wie der Plot sich entwickelt und wie das Buch enden muss. Und dann kommt alles ganz anders als erwartet. Twisted Plot vom Feinsten.
Dem Titel und Cover nach ging ich ja nun davon aus, dass es ein SM-Thriller wäre, der ziemlich heftig zur Sache geht und von den 236 Seiten mindestens 150 bis 180 Seiten nur diverse Praktiken und Spielarten enthält, und ich hatte nicht wirklich Lust, das Buch überhaupt anzufangen. Und dann war ich auf Seite 90 erstaunt, dass außer zwei Seiten Pflichtübung in der Beziehung bisher noch gar nichts gelaufen war. Auch später bleiben die entsprechenden Szenen sehr im Hintergrund.
Dass es dennoch ein SM-Thriller ist und kein normaler Roman, liegt wohl an der Heftigkeit der Szenen. Wobei auch hier: der Autor ist ein Meister der Auslassung. Denn das, was im Kopf des Lesers geschieht, ist schlimmer als das, was der Autor selbst beschreiben könnte. Und so hält er sich in den erotischen oder brutalen Szenen sehr zurück und lässt vielmehr den Leser die Arbeit erledigen. Dadurch ist der Inhalt extrem heftig (ich würde das Buch definitiv in den Bereich Hardcore einsortieren und nicht gerade denen empfehlen, die erst neu in diesem Genre sind), obwohl es sprachlich und im Verhältnis Inhalt / Sexszene wirklich bei einem ganz normalen Thriller bleibt. Die Momente sind nur kurz und wenig, dafür jedoch heftig und emotional sehr intensiv.
Es werden zugleich viele Fragen aufgeworfen, mit denen die Protagonistin und somit auch der Leser konfrontiert wird. Antworten gibt es darauf nicht, und so bleibt der Leser zurück mit einem seltsamen Gefühl. War es gut? War es schlecht? War es falsch oder richtig? Ungewöhnlich, dass solche Themen in einem Roman dieser Art überhaupt behandelt werden. Und noch ungewöhnlicher, wie die Heldin mit diesem Thema umgeht.
Normalerweise ist die Handlung ja eher Alibi für das, worum es eigentlich geht: Sex, Erotik, was auch immer. Hier aber ist die Handlung der Hauptteil. Und die Handlung besteht vor allem in Dolores Entwicklung vom schüchternen Weibchen hin zur emanzipierten Frau, die ihr Schicksal in die eigenen Hände nimmt.
Wie gesagt: für Neulinge rate ich "Finger weg", aber wer härtere Kost verkraftet, der muss SKLAVENJAGD auf jeden Fall gelesen haben. Es ist ein Thriller, wie es ihn nur ganz selten gibt ...
SaschaSalamander 06.05.2011, 09.08 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Franken Fran
Hier würde man es wohl in "Gothic Horror" oder "Medical Horror" einordnen (auch wieder englische Begriffe, aber dafür weitgehend bekannt), verkauft wurde es als "medical horror". Darunter fallen also medizinische Abartigkeiten wie Frankenstein, oder von Lovecraft und Poe einige Geschichten von postmortal entfernten Gehirnen, die dann draußen weiterleben und ähnliches. Oder Sachen wie Sweeney Todd, Repo Man, Jack the Ripper, Jeykill und Hyde und ähnliche nette Zeitgenossen. Wobei das Randbereiche sind, denn Guro an sich gibt es bei uns nicht, und die Japaner haben da etwas geschaffen, an das sich unsere westliche Welt noch nicht herangetraut hat, einziger Film von ähnlichem Ekelfaktor fiele mir lediglich >BRAINDEAD< von Peter Jackson ein, aber der ist im Grunde auch kein Vergleich komplett anders (aber ähnlich extrem) ...
Aber gut, ich bin in meinem Element, ich schweife ab. Jetzt sollte ich wohl trotzdem besser von FRANKEN FRAN erzählen ...
Professor Madaraki ist Wissenschaftler, und momentan ist er nicht zu Hause. Fran hütet in der Zwischenzeit das Haus. Fran ist seine neueste Schöpfung, und nicht sofort erkennt man, wer oder was sie eigentlich ist, die Gäste halten sie für einen Menschen. Fran hat sehr viel vom Doktor gelernt, und als nun die Gäste mit ihren Anliegen an den Doktor und in Vertretung nun an sie herantreten, hilft Fran gerne. Netter Slogan: "Keine Angst, sie wird Dich nicht töten. Sie repariert Dich nur". Und das ist oft schlimmer. Oder besser?
Der erste Band besteht aus verschiedenen Kurzgeschichten. So will ein Vater den verstorbenen Sohn lebendig machen lassen wegen des Familienerbes. Fran meint es gut und hilft, wenn auch anders als der Vater sich das vorgestellt hatte. Ein junger Mann bittet seine große Liebe um ein Date, sie lehnt ab, geht und wird prompt von einem Auto zerfetzt. Noch ist es nicht zu spät, Fran ist rechtzeitig am Ort des Geschehens und kann das Mädchen wiederbeleben. Nun wird sich zeigen, ob der junge Mann das Mädchen wirklich liebt, denn das Ergebnis ist typisch für Fran!
Ich würde zu gerne mehr erzählen, aber ich möchte nicht vorweggreifen. Der Manga ist einfach grandios gehalten. Wer dieses Genre mag, muss FRANKEN FRAN einfach lieben! Und wer noch nie zu einem Manga gegriffen hat aber blutigen Splatter - Goth - Abgefuckt - Horror mag, der sollte ausnahmsweise mal auf dieses Medium zurückgreifen. Storyline, Zeichnungen, Inhalt, es ist einfach ein kleines Meisterwerk.
Zugegeben, auf den ersten Blick könnte man sagen, es strotzt nur so vor Geschmacklosigkeiten. Blut spritzt, Gedärme liegen am Boden. Der Zeichner spart nicht an Details, wenn das zerfetzte Mädchen von der Straße gekratzt wird. Und als zu medizinischen Zwecken Fran ein Gehirn entfernen muss, zieht sich dieses Bild über eine ganze Zeite und zeigt in allen Einzelheiten den Glibber und Schmodder. Da braucht man schon einen kräftigen Magen oder aber einen recht schwarzen Humor.
Aber hinter diesen Bildern versteckt sich eine sehr gut erzählte Geschichte. Denn trotz der Abstrusitäten werden ethische Dilemmata angesprochen. Und so abartig und brutal Fran wirken mag, so hintergründig sind ihre Motive. Nein, sie ist nicht böse. Sie ist niedlich und lieb, und ihre Taten wirken vielleicht aufgrund der Art und Weise, wie sie Lebewesen miteinander verknüpft und tote Menschen wiederbelebt kalt und brutal. Aber sie hat sich jedes Mal etwas dabei gedacht, und am Ende hat der Leser ein Schmunzeln im Gesicht. Ja, Fran hat es richtig gemacht, sie hat damit Gutes gewirkt und den Menschen geholfen, auch wenn diese es im ersten Moment nicht erkennen konnten. Ich glaube, mit einer Fran wäre diese Welt ein kleines Stück besser. Absurder, aber ehrlicher ...
Die Figuren sind sehr schön gestaltet. Fran ist hübsch gezeichnet, und es gibt tolle Momente, wie ganz nebenbei, wenn sie im wahrsten Sinne kopflos durch das Labor huscht oder sich ihre Arme abschraubt, repariert, beiseitelegt. Sie hat gerne mal einen Ersatzkörper dabei, und wenn nicht, dann muss ihr Haustier herhalten, die Menschenkatze Oka, ein Katzenkörper mit Menschenkopf. Die Wortgefechte zwischen den beiden sind einfach niedlich und verleihen dem Manga eine ordentliche Portion Humor. Fran, die Katze, ihre Butler (lauter Horrorwesen, die nachts bei Vollmond auf Streifzug gehen, sich jedoch vor einem Horrorfilm gruseln), der Wissenschaftler, sie bekommen alle in nur wenigen Panels eine eigene Persönlichkeit, besser als es manchem Autor auf hunderten Romanseiten gelänge.
Die Storyline ist perfekt. Eine der Geschichten dauerte rund 20 Seiten, und auf diesen 20 Seiten hat der Autor es geschafft, drei Twists einzubauen! Und als man dachte, jetzt ist die Story aus, es kommt nichts mehr, schwupps hat sich noch einmal alles gedreht, und es gab noch eine Schlusspointe. Mensch, das finde ich wirklich außergewöhnlich, und das zeugt von der Erzählkunst des Schreibers / Zeichners! Dazu kommt, dass die Geschichten perfekt in die Panels eingearbeitet sind. Kigitsu wählt perfekt seine Einteilung, wofür er nur ein winziges Bildchen braucht, was er groß darstellen muss, und wofür er eine ganze Doppelseite benötigt, besser hätte man den Manga kaum zeichnen und erzählen können. Und das Beste: die überraschenden Wendungen haben perfekte Kunstpausen. Man muss nämlich immer erst umblättern, und dann wird man von einer neuen Monstrosität regelrecht erschlagen, man schluckt, ist schockiert, und dann beginnt man zu lachen, weil es einfach viel zu schräg ist.
Es gibt ein paar Dinge, die ich ungewöhnlich finde: erstaunlich, wie viele Dinge durch die Zensur rutschen. Gut, der Manga ist eingeschweißt und ab 16, aber wäre es ein Film, wäre er vermutlich indiziert. Und ich wette, falls man ein Höschen von Fran gesehen hätte, wäre es auch ab 18 gewesen. Naja, ich denke, ich muss die Zensur oder Nicht-Zensur nicht verstehen, sollte mich einfach freuen, dass ich ihn ganz normal im Handel kaufen durfte. Klar, es ist fiktiv, das erkennt sogar ein Kind. Aber mal ehrlich, sind das einige anderen indizierten Filme nicht auch?
Eigentlich war der Manga ja als One-Shot gedacht, aber dann folgten weitere Bände. Ich bin froh darüber, denn schon jetzt hat FRANKEN FRAN einen Ehrenplatz in meinem Regal. Einer der Bände, die ich keinesfalls irgendwann verkaufe oder vertausche, der bleibt bei mir, den muss ich ab und zu mal wieder durchblättern, wenn ich gerade in Splatterlaune bin!
Ja, absolutes Special Genre. Normalen Lesern würde ich das nicht empfehlen. Ich glaube, man muss schon ein bisschen krank im Kopf sein, wenn man auf diesen Humor steht. Ich liebe diesen Manga, und Freunde des ungewöhnlichen Splatters werden ihn auch lieben.
SaschaSalamander 04.05.2011, 08.43 | (0/0) Kommentare | PL
Tao Te Puh
Genauso wie bei der Philosophie ist es unglaublich schwer, einen Anfang zu finden. Und bevor ich mich bemühe, irgendwo anzufangen und weiterzumachen, steige ich mittendrin ein und schnappe, was mich anspricht. Manche lege ich mittendrin wieder weg, andere lese ich und finde sie gut, andere nehme ich halt im Vorbeigehen mit aber vergesse sie wieder. In der Regel rezensiere ich diese Bücher nicht. Denn ich möchte Philosophie, Religion und Meinung nicht bewerten. Puh dagegen möchte ich kurz vorstellen, dieses Büchlein war etwas ganz Besonderes. Bewerten möchte ich damit jedoch nicht den Inhalt, sondern allein die Aufmachung und den Stil des Buches :-)
Puh, wie der kleine Bär aus dem Hundertmorgenwald? Genau der! Hoff beschreibt anhand des naiven und liebenswerten Bärchens die Grundgedanken des Tao. Und zwischendurch bringt er auch noch die Unterschiede und Parallelen zu Buddha und Konfuzius. Leichtfüßig erklärt, nicht schwer zu verstehen. Kein Buch zum Überfliegen, aber auch keines, das man fünfmal lesen müsste, um es zu begreifen.
Er beschreibt in simplen Sätzen eine einfache Wahrheit und bringt anschließend Passagen aus den Büchern um Puh. Schmunzelnd, lächelnd und wesentlich reicher schließt man das Buch nach 140 Seiten ab und muss wieder einmal feststellen, dass wir uns es meist sehr viel schwerer machen, als es eigentlich wäre.
Außerdem gibt es sehr viele Anreize, die zum Googeln und Nachschlagen animieren. In all den komplizierten Werken sieht man typischerweise den Wald vor lauter Bäumen nicht. Mir geht es oft so, dass ich dann wie erschlagen bin von all der vermeintlichen Weisheit, die mit dem Holzhammer auf mich eingedroschen wurde, und dann vergesse ich es wieder. Dieses Büchlein ist klein, kurz, einfach. Und gerade dadurch sehr einprägsam, sodass ich sogar zum ersten Mal ein paar einfache Grundbegriffe verstanden habe, die mir bisher schwer fielen im Gedächtnis zu behalten. Vielleicht, weil ich es nicht wie die anderen Bücher anging, sondern hier wesentlich lockerer startete. Und genau das ist es auch, was das Buch vermitteln will ... das Buch zeigt und lebt, was es lehrt.
Wer Puh mag, mag auch dieses Buch. Und wer sich für asiatische Lehren interessiert, sollte auch mal hineinschnuppern. Es muss nicht immer so kompliziert sein, wie es dargestellt wird ;-)
SaschaSalamander 02.05.2011, 09.38 | (0/0) Kommentare | PL
Silberlicht
Es fällt mir schwer, eine Beschreibung für das Buch zu schreiben. Denn mit diesem Text oben habe ich bereits die Hälfte des Buches beschrieben, für meinen Geschmack zuviel, doch in der ersten Hälfte passiert fast gar nichts. Andererseits müsste ich sehr viel mehr erzählen, um eine Andeutung der Richtung zu geben, aber selbst damit wäre nicht gedient.
Ich stehe diesem Buch sehr ambivalent gegenüber. Ja, ich weiß, es wird von vielen Leuten gelobt, und es hat auch sehr viele Preise gewonnen. Ja, es war nicht schlecht. Aber so wirklich überzeugen konnte es mich trotzdem nicht, dazu gab es mir zu viele Ungereimtheiten und Unsauberkeiten.
Dem Cover kann man nicht viel entnehmen. Es sieht hübsch aus, aber es ist eines der momentan topaktuellen Gesichter mit Blumen oder Ranken. Dafür finde ich das Format klasse. Es ist nicht wirklich ein gebundenes Taschenbuch, auch kein Softcover, dafür ist es zu stabil. Aber es ist auch kein Hardcover, dafür ist es zu handlich und leicht. In diesem Format könnte man von mir aus alle Bücher veröffentlichen, ich wäre begeistert. Stabiler und hübscher als ein Taschenbuch, handlicher und praktischer als Hardcover, aber ein ebensolches Schmuckstück im Regal.
Was mir gefällt: die Geschichte ist neuartig und sehr schön erdacht. Gut, dass fremde Seelen einen Körper bewohnen, gibt es häufiger, aber die Umsetzung mit der Lichtgestalt, den lebenden und doch leeren Körpern, das ist neu und spannend. Auch ist es nett umgesetzt, wie die beiden Wesen zueinanderfinden und sich später als Menschen näherkommen, versuchen die Leben der Vorbesitzer ihrer Körper zu leben.
Ebenfalls sehr gelungen ist die Sprache. Sie mag etwas altmodisch anmuten. Gut, Helen ist schon sehr lange tot, trotzdem denke ich, dass durch die Beobachtung ihrer Bewahrer (sie bekommt ja alles mit, nur dass ihr eben der Körper fehlt) eigentlich normal sprechen und handeln müsste, zumal sie sich an das Vorleben nicht mehr erinnert. Aber gut, die Sprache passt zu dem Buch und den Charakteren, und ich fand sie sehr angenehm. Es muss nicht immer urbaner Jugendslang sein, und ich habe die Worte sehr genossen.
Aber hier setzen auch einige Probleme an: abgesehen von der Sprache hätte Helen meiner Ansicht nach noch mehr Dinge mitnehmen können. Sie hatte sehr viel Zeit zu beobachten und innerlich zu reifen. Dennoch benimmt sie sich sehr oft wie ein kleines Kind (für meinen Geschmack sogar schon etwas zu weinerlich. Starke Frauen scheinen nichts in der gegenwärtigen Jugendliteratur verloren zu haben, habe ich immer mehr den Eindruck) und weiß viele Dinge nicht, die eigentlich offensichtlich sein müssten, wenn sie die Menschen zuvor beobachtet hätte. Schriftsteller und Poeten hin oder her, werden auch diese ein normales Leben geführt haben, vor allem ihr letzter aktueller Bewahrer, Mr. Brown. Und doch tut sie Dinge, die ich absolut nicht nachvollziehen kann. Sie beschwört ein großes Chaos herauf, das nicht nötig wäre, wenn Helen ein wenig mitdenken würde. Ein Teenager hätte so gehandelt, doch eine alte Lichtgestalt wie Helen mit der Erfahrung und Weisheit mehrere Leben?
Probleme hatte ich auch etwas mit dem Spannungsbogen. Ich brauche keine Action, und ich brauche auch keinen stringenten Storyverlauf. Trotzdem habe ich dieses Buch gelesen ohne jegliche Ahnung, worum es geht und worauf es hinausläuft. Und bis fast zur letzten Seite habe ich gewartet, dass sich mir das Buch erschließt, aber es kam nichts. Es gibt mehrere wichtigen Eckpunkte, aber mir fehlt das Ziel, das Ergebnis. Das kommt dann auf den letzten beiden Seiten und wirkt für mich eher nach einem abrupten Ende denn nach der Idee, auf welche ein Buch normalerweise hinarbeitet. Mir fehlten die Fäden, die am Ende zusammenliefen.
Es geht um Themen wie Drogenmissbrauch, übereifrige Religionsfanatiker, häusliche Gewalt, die Schere zwischen den einzelnen gesellschaftlichen Schichten, übertragbare Geschlechtskrankheiten, Missbrauch, die Frage nach Himmel und Hölle, die Frage nach dem Warum des Lebens und des Sterbens, die Frage des Machtmissbrauches, Ehebruch, Vergewaltigung, Verdacht der Verführung Minderjähriger, das Leben nach dem Tod. Eine riesige Palette, aber nicht eine einzige dieser Fragen wird beantwortet, viele der Themen nur marginal angerissen. Es gibt ein englisches Sprichwort: "don´t bite more than you can chew". Man solle nicht mehr abbeißen als man kauen könne. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Autoren ein bisschen zuviel abgebissen hat, weniger wäre mehr gewesen.
Das Buch ist nett, und ich kann es auf jeden Fall empfehlen. Es ist sehr schön geschrieben, und ich kann die Preise teilweise nachvollziehen. Die Handlung ist etwas Neues, und die Zeit während des Lesens vergeht wie im Flug. Für mich fehlt trotzdem das gewisse Etwas, das es zu etwas Besonderem macht. Es hätte sehr viel mehr Potential gehabt, das leider nicht genutzt wurde. Normalerweise stören mich Serienhype und der Wahn, dass alle Titel immer dicker werden müssen (als gäbe es einen Wettbewerb unter den Autoren, wer das dickste und längste Buch schreibt), aber in diesem Fall wäre mindestens die doppelte Menge angebracht gewesen. Es wurden zu viele Möglichkeiten verschenkt. Schade, denn im Grunde halte ich es für ein wunderschönes Buch und empfehle es gerne weiter ...
SaschaSalamander 27.04.2011, 17.32 | (3/3) Kommentare (RSS) | PL
Don´t worry, be German
NICHTS GEGEN ENGLÄNDER, UNTER DEUTSCHEN BETTEN und NOTHING FOR UNGOOD haben mich aus jeweils ähnlichen Gründen ziemlich genervt: weil voreingenommen eine Kultur schlecht gemacht wurde unter dem Deckmäntelchen des Beobachtens. Aber ich habe keine Lust, ständig zu lesen, wie gemein die Deutschen sind, wie dämlich die Engländer doch sind und wie unhöflich unsere Kultur ist und überhaupt Schließlich gibt es nicht "den" Deutschen oder "den Ami", sondern eine Kultur ist einfach ein Mischmasch aus allen, die darin leben, und da ist es unfair, alles über einen Kamm zu scheren und schlechtzumachen. Diese Bücher waren alle drei vielmehr Jammern als Beschreiben, und alle drei habe ich am Ende nur noch überflogen und dann weggelegt.
Da finde ich dagegen DON´T WORRY, BE GERMAN von John Doyle gerade sehr angenehm und auch witzig, das hat mir gefallen. Stellenweise zwar ein wenig klischeehaft, aber ich wollte ja auch kein Sachbuch, sondern einen persönlichen Erfahrungsbericht. Und klar, da schreibt der Autor natürlich davon, was er erwartet hatte und was er dann erhielt.
Ich finde es schön, dass er weder Amerika noch Deutschland als das bessere Land darstellt. Er arbeitet einfach die Unterschiede heraus und beschreibt, was ihm schwerfiel, als er damals hier nach Deutschland kam. Aber auch, wie er sich sosehr dran gewöhnte, dass er dann in Amerika Dinge vermisste oder anders machte als dort üblich. Er beschreibt, was ihm hier und dort besser gefällt, ohne dabei die andere Variante schlechter zu machen, arbeitet mit spitzer Feder Vor- und Nachteile eines Verhaltens heraus, sodass man am Ende nur sagen kann, dass beide Länder toll sind.
Eines von vielen Beispielen: er beschreibt, wie er anfangs erstaunt war, dass in deutschen Restaurants die Bedienung so viel langsamer ist als in Amerika. Dass man auf sich aufmerksam machen muss, wenn man zahlen will. Dass man manchmal ewig zu hocken scheint. Grade, wenn man es gewohnt ist, in Amerika zügig bedient zu werden und alles schnellschnell zu machen beim Essen. Das hat ihn sehr gestört, aber irgendwann hat er gemerkt, dass es auch mal toll ist, stundenlang mit nur einem Getränk im Café zu hocken und zu genießen, ohne wie in Amerika für den nächsten Kunden rausgeworfen zu werden. Und dass es schön ist, wenn man einfach gemütlich essen und plaudern kann, in Ruhe und ohne Hektik. Klar ist es lästig, wenn man zahlen will und keiner kommt. Aber es ist auch schön, wenn man nicht quasi schon rausdirigiert wird, wenn man bereits den letzten Happen auf die Gabel nimmt.
Nur ein Moment von vielen, aber das gefällt mir eben an diesem Buch. Dieser Kompromiss. "Hey, alles hat Vorteile und Nachteile". Und auch die unausgesprochene Essenz "sieh es doch positiv, statt Dich darüber zu ärgern". Er schafft es auch sehr gut, kleine Mängel anzusprechen und genau mit dem Finger in der Wunde zu wühlen, aber ohne dabei zu verletzen oder anzuprangern. Etwa die Sache mit dem "Du" oder allgemein einer laxen Begegnung ist schon ganz schön kompliziert mit ihren unausgesprochenen Regeln in Deutschland. Aber er beklagt sich nicht und wettert nicht. Sondern er schildert einfach seine viele Fettnäpfen, als er sich bei der Schwiegermutter zu locker vorstellte, als er den Nachbarn nach langer Zeit glaubte endlich mit "Tagchen" statt "guten Tag" begrüßen zu dürfen. Und dann erzählt er, wie Menschen, die sich seit 10 Jahren kennen und im selben Büro arbeiten nun auf einmal sich die Hand schütteln und zunicken, beschließen sich zu duzen und sich gegenseitig mir ihren Vornamen vorstellen, als hätten sie 10 Jahre zuvor nicht gewusst, wie der andere überhaupt mit Vorname heißt. Ja, da musste ich laut lachen, das ist schon schräg, wenn man das mal von außen betrachtet, er hat absolut recht! Aber es ist nicht schlimm. Sondern es ist lustig. Erst recht mit seinem Schreibstil, der mich unzählige Male zum Lachen brachte. Allein die Vergleiche zwischen der First Lady aus Amerika und dem "First Man" in Deutschland, oder die Beschreibung des First Dog! Ich habe herzlich gelacht! Ein Gute-Laune-Bauch mit vielen Aha-Effekten, bei dem man sich oft genug selbst ertappt.
Nachdem ich mit den ganzen anderen Titeln fast schon befürchtet hatte, kein passendes Buch mehr zu finden, hat dieses mir dann die Hoffnung gegeben, weiterhin in diesem Genre zu lesen. Es gefiel mir so gut, dass mein Freund wieder ständig dran glauben musste, weil ich ihm irgendeine Passage vorlesen musste. Wenn er nicht sowieso von sich aus fragte, warum ich schon wieder so lache. Es gab dann auch sehr viele interessanten Diskussionen, nachdem wir gemeinsam gelacht hatten, denn es steckt recht viel Wahrheit in diesem Buch, und bei einigen heiklen Themen hatten wir recht interessante Gesprächsthemen.
Wer also gerne einen cleveren und doch witzigen, sympathischen Blick auf die Schrullen und Eigenheiten der Deutschen haben möchte, der sollte die anderen Titel liegenlassen und auf jeden Fall zu John Doyle greifen.
SaschaSalamander 25.04.2011, 09.42 | (0/0) Kommentare | PL
Perloo
*************************
Perloo, König der Montmer. Allein der Titel und das Cover des Hörspieles gefielen mir, als ich es in der Bücherei liegen sah. Vielleicht dachte ich im ersten Moment unbewusst auch an einen meiner Lieblingsromane, "Watership Down", auf dem ebenfalls ein großes Kaninchen prangt? Egal, ich war gespannt auf die Geschichte!
Der Held der Geschichte ist Perloo, ein Außenseiter und eigentlich alles andere als ein Held. Er ist ein eigenbrötlerischer Einzelgänger, liest am liebsten die alten Geschichten der Montmerkönige (Montmer sind Kaninchen) und träumt von großen Heldentaten. Eines Tages klopft Luka, ein Bote der Granter Jolaine (die Königin) bei ihm, er solle sofort zu ihr eilen. Perloo macht sich auf den Weg und hört, was Jolaine ihm verkündet: sie will ihr Amt nicht an ihren machtgierigen Sohn abgeben, sondern möchte ihm, Perloo, die Würde des Granter verleihen. Sie überreicht ihm eine Urkunde und stirbt. In diesem Moment betritt ihr Sohn das Zimmer, reißt die Urkunde an sich und erzählt dem Volke, Perloo habe seine Mutter getötet, nun sei er ihr rechtmäßiger Nachfolger. Seine erste Tat soll ein Krieg gegen die bösen Felbarts sein. Perloo und Luka fliehen. Können sie verhindern, dass der letzte Wille der Granter Jolaine gebrochen wird? Und eigentlich fühlt sich Perloo gar nicht danach, König zu werden ...
Herrlich, diese Hörspielfassung. Die Sprecher passen wunderbar zu den Charakteren, es sind sogar recht bekannte und beliebte Stimmen darunter. Die Geschichte wird zu Beginn, am Ende und am Höhepunkt der Handlung untermalt durch eine Art modernen "Heldengesang", in dem die Geschichte Perloos vorgetragen wird.
Freundschaft statt Feindschaft, Friede statt Krieg, gemeinsam statt alleine, Moral ohne Holzhammer. Perloo ist eine Geschichte mit liebenswerten Charakteren für Kinder und junggebliebene Erwachsene.
SaschaSalamander 23.04.2011, 09.36 | (0/0) Kommentare | PL
Abgründe
Eine Inhaltsangabe im klassischen Sinne kann man hier nicht geben, es ist ja kein Roman. Aber eine Umschreibung ist möglich: er schreibt im Vorwort, wie die Sieben Todsünden der Bibel sehr mit den Mordmerkmalen (Heimtücke, Habgier, Wollust u.a.) der heutigen Gesetze ähneln. Er schreibt nun in verschiedenen Kapiteln über einzelne Mordmerkmale. Jedem Kapitel widmet er entweder einen Fall (wenn es um einen konkreten Mordfall geht) oder mehrere Beispiele (wenn er einzelne Aspekte darlegen möchte).
Er sagt schon zu Beginn, dass er die psychologische Seite weglassen will, er ist schließlich kein Psychologe. Über diese Seite der Hintergründe muss man also andere Bücher lesen, wenn einen das interessiert. Und auch die juristischen Aspekte klammert er aus. Hier und da schreibt er zwar seine Meinung (wenn er über einige Möglichkeiten und Grenzen der Gesetzgebung frustriert ist), aber auch dies ist nicht Teil des Buches.
Ihm geht es um den Fall an sich. Er schildert meist, wie ein Fall ablief. Dann wird erzählt, wie er zu den Ermittlungen hinzugezogen wurde und wie er schrittweise dem Täter näherkam. Mal ein akribisches Detektivspiel aus endlosen Zeugenbefragungen, mal war der Täter bekannt aber nicht geständig, mal Kommissar Zufall. Es ist spannend, auch aus dieser Sicht zu erfahren, wie ein solches Verbrechen behandelt wird und welche Maßnahmen erforderlich sind zur Verurteilung.
Dieses Buch hat seine Stärken und Schwächen. Eine Schwäche liegt darin, dass man klar merkt, dass er eben kein professioneller Autor ist. Manchmal hat er einen Schreibstil, der doch sehr umgangssprachlich ist. Aber es passt in diesem Fall, denn es ist ja ein Erfahrungsbericht. Würde er gestelzt schreiben oder sich verbiegen, wäre es nicht mehr sein Buch, wären es nicht mehr seine Erfahrungen. Eine weitere Schwäche finde ich die eher unklare Struktur. Die Kapitel sind klar überschrieben, dennoch gibt es auch hier eine Inkonsistenz, etwa "morden Frauen anders als Männer" ist zwar sehr interessant, aber eben kein Mordmerkmal. Ich hätte dann entweder allgemeine Überschriften genommen oder aber wäre klar in der Linie geblieben (der Lektor sah das anders, ist also nur meine persönliche Meinung). Und bei den Fällen hätte ich es schön gefunden, ebenfalls eine Art klare Linie zu haben. Aber mal schreibt er erst vom Fall, ein andermal erst von dem Täter, das nächste Mal gibt es gar keinen Fall. Macht das Buch abwechslungsreich, aber auch etwas unstet und chaotisch.
Was mir etwas aufstieß war das Kapitel über das Thema "Perversion". Das, was er schreibt, war wirklich sehr heftig, ohne Zweifel. Aber es ging nicht um Morde. Sondern zuerst beschrieb er nur einen Fall, wo man einen Verdacht auf Kannibalismus aus sexuellen Motiven hatte, der sich dann aber einfach nur als Kontaktanzeige herausstellte von zwei Leuten, die zwar sehr heftig aber dennoch konsensuell miteinander agieren, ohne dass es illegal wäre. Danach beschreibt er ein paar Perversionen und Unfälle. Aber eben keine Morde. Dieses Kapitel kommt mir eher vor, als hätte er sich Luft machen wollen, was für seiner Ansicht nach abartige Dinge er schon alles gesehen hat (ob nun nicht strafbare Sodomie oder heftigste Praktiken im SM-Bereich). Passt überhaupt nicht ins Buch, und er wird hier auch sehr unprofessionell. In den anderen Kapiteln schreibt er fachlich aus der Sicht des Ermittlers, hier schreibt er rein als Mensch, welchen Ekel und Abscheu er für dieses Tun empfindet (was er beim brutalen Mord teilweise nicht tat, sondern immer wieder seine Professionalität ins Licht rückte. Sind ungewöhnliche konsensuelle Praktiken abartiger als brutaler Mord?!?).
Ansonsten jedoch gefiel mir dieses Buch sehr, sehr gut. Grade, WEIL es sehr menschlich war in Bezug auf die Mordfälle. Ermittler sind Menschen, keine Maschinen, und sie machen Fehler (dazu steht er und schreibt einige Male auch, dass er hier hätte anders reagieren müssen oder dass er sich hatte überrumpeln lassen oder zu weit ging und fast ein Diszizplinarverfahren bekommen hätte). Sie haben Gefühle, wenn sie einem Mörder gegenüberstehen. Und der vermeintlich süße Triumph weicht dann am Ende einer bitteren Schwere. Auch, wenn er sieht, wie seine harte Arbeit an der Justiz abprallt, welche einen Gewalttäter laufen lassen muss, weil die Beweise fehlen. Oder wenn jemand entlassen werden muss (Sicherheitsverwahrung war bei Jugendlichen damals nicht möglich), von dem man ahnt, dass es zu früh ist, und der kurz darauf tatsächlich erneut eine Straftat begeht.
Dieses Buch liest sich sehr flüssig, die Fälle machen betroffen. Ein wenig Sensationsgier mag bei manchem Leser mitschwingen, aber ganz klar ist dies nicht das Ziel des Buches. Sondern es zeigt dem Leser, welche Gründe einen Menschen zu Mördern machen können, welche verschiedenen Arten von Tätern es gibt und wie ein Ermittler dann mit diesen Erfahrungen bei seiner Arbeit umgeht. Sehr zu empfehlen für alle, die sich gerne mit diesen Themen befassen :-)
SaschaSalamander 18.04.2011, 09.26 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Schwarz auf Weiß
In diesem Buch schreibt der Autor K T N Len´ssi aus seiner Sicht als Afrikaner, der in Europa lebt, von den Problemen, die wir Weißen mit der Sexualität haben. Er nennt zwölf Dinge, die in Afrika anders laufen und hier zu Frust statt Lust führen. Danach bietet er entsprechend zwölf Lösungsvorschläge. Grob zusammengefasst kann man sagen, dass er das Konzept der traditionellen Monogamie ablehnt, mangelnden Selbstwert als sehr stark hemmend erlebt, die Geschlechterrollen hier aufweichen sieht und fehlende Offenheit bemängelt. Auch ein paar andere Dinge werden genannt, etwa ungesunde Ernährung, Selbsttäuschung, Stress und andere.
Was mir gefällt ist seine offene, direkte Art. Er sagt es klar heraus, ohne dabei aggressiv zu sein oder anzuprangern. Der sympathische Schreibstil eines Menschen, den ich gerne mal persönlich kennenlernen würde und der durch seine aufgeschlossene Art zu überzeugen weiß. Er schildert klar seine Sicht der Dinge und was er dagegen tun würde. Gewürzt mit passenden Fallbeispielen aus seiner Arbeitspraxis als Berater wie auch aus dem Privatleben. Ich habe sehr oft anerkennend genickt und mir gedacht, wie recht er doch hat. Ja, so manches läuft wirklich schief in unserer Gesellschaft. In manchen Dingen habe ich mich ertappt gefühlt, bei anderen Momenten musste ich lächeln, weil ich dies für mich inzwischen auch erkannt habe aber nicht so offen wie er darüber reden könnte (einfach, weil es eben ein sehr intimes Thema ist, das man nicht einfach mal mit Freunden am Stammtisch bequatscht oder seiner Oma am Telefon erzählt).
Er bringt es klar auf den Punkt: habt Selbstvertrauen, seid kreativ, überdenkt mal die Gründe für Eure Eifersucht, und habt endlich wieder Spaß! Es ist kein Leistungssport, es ist kein Wettbewerb, es geht nicht um Körbchengröße oder Penislänge, liebt Euch selbst und lasst die dummen Ausreden, fangt endlich an! Es klingt so einfach, und doch ist es so schwer.
Das ist auch ein Kritikpunkt an diesem Buch: er scheint es sich in manchen Dingen sehr einfach zu machen. Er kritisiert zwar an den richtigen Stellen, die Lösungen aber sind mir etwas zu simpel. Allein aus dem ersten Kapitel, das er in wenigen Seiten behandelt, könnte man ein komplettes Buch machen. Wenn es so einfach wäre, wenn man nur mal kurz mit dem Partner redet, und schwupps ist alles gelöst. Er hat klare Ansichten, das heiße ich gut. Aber er scheint zu denken, dass man sein Lebensmodell auf viele Menschen überstülpen kann. Es ist einfach nicht möglich, mit einem Fingerschnipp Jahrzehnte an Erfahrungen, Werten und Normen einfach zu ändern. Afrika ist eben doch eine ander Kultur, und wenn dort nacheinander Mutter, Schwiegermutter, Schwestern etc den Haushalt nach der Niederkunft übernehmen, ist sowas hier einfach nicht so leicht möglich. Wenn dort Polygamie erlaubt und anerkannt ist, kann man es hier trotzdem nicht so leicht umsetzen und darf, falls man es lebt, auch nicht unbedingt jedem auf die Nase binden, wenn man sein Ansehen in der Gesellschaft wahren will.
Anfangs musste ich oft zustimmen, doch je weiter das Buch vorangeht, desto mehr habe ich das Gefühl, dass er ein wenig abhebt. Ich musste ziemlich oft schmunzeln. Klar, er hat in vielen Dingen recht, aber ganz so einfach ist es dann doch nicht. Und was ich sehr amüsant fand, waren die vielen Anmerkungen des Verlegers. Gerade, wenn der Autor immer wieder die Vorzüge der Polygamie preist, ist ein Verweis auf Verhütung (ob nun mit Kondom oder gar der vom Autor aufgrund der lusthemmenden Chemie verteufelten Pille) einfach notwendig. Ebenso manche recht drastische Pauschalisierung wird dann mit einem kleinen Scherz vom Verleger "entschärft".
Trotzdem, auch wenn er ein wenig übereifrig ist. Und auch, wenn sein Lebensstil und seine Lebenseinstellung sich nicht auf jeden anwenden lässt - es steht verdammt viel Wahrheit in diesem Buch, und es liest sich sehr locker und angenehm. Verglichen mit anderen Sexratgebern, die ich bisher gelesen und wieder genervt in die Ecke gelegt habe ist dies das erste Buch, in dem ich für mich wirklich hilfreiche und passende Tipps finden konnte. Auch, wenn manches nicht so direkt umsetzbar ist, ist es eine sehr gute Anregung, mal das eigene Verhalten zu überdenken und endlich zu handeln statt zu diskutieren.
Wer dieses Buch liest, sollte auf jeden Fall aufgeschlossen sein. "Klassische"Sextipps wie bei Lou Paget gibt es nicht, die Art und Weise des Sex lässt der Autor dem Leser frei (wobei ich schmunzeln muss: trotz seiner Offenheit ist er schon sehr am traditionellen männlichen und weiblichen Rollenbild orientiert). Was er beschreibt ist vielmehr die gesunde Lebenseinstellung, welche zu einer aktiven, lustvollen Körperbetontheit führt. Ihm geht es darum, die Lust zu wecken und zu zeigen, wie man Lustkiller erkennt und ihnen entgegentritt. Und das ist ihm definitiv gelungen.
Jeden seiner Tipps wird man wohl nicht befolgen (können/wollen). Aber ist ja auch keine 1:1 Anleitung, sondern ein Handbuch mit Anregungen. Sex-Ratgeber lese ich wie Kochbücher: ich habe noch nicht ein einziges Gericht nach Rezept gekocht! Dafür aber habe ich mich inspirieren lassen, mir Appettit geholt und mir die Rezepte nach Gusto ein wenig variiert. Und wer diese Art offenen Ratgeber sucht, der wird hier auf jeden Fall fündig. Es gibt Hinweise auf weitere Titel des Autors, und die werde ich mir bestimmt holen, denn ich bin schon gespannt, was er noch aus seinem Schatzkästchen mit uns teilen wird.
SaschaSalamander 13.04.2011, 16.34 | (0/0) Kommentare | PL
ø pro Tag: 0,5
Kommentare: 2809
ø pro Eintrag: 0,7
Online seit dem: 21.04.2005
in Tagen: 7134