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Blogeinträge (Tag-sortiert)
Tag: Tip
Die Lustsklavin
Trish leitet einen SM-Club und muss eines Abends ausnahmsweise selbst als Sklavin für einen der Gäste dienen. Sie ist aufgeregt, denn sie kennt den Kunden: er war ihr früherer Herr. Wird er sie erkennen? Wie wird er reagieren?
Eine Kurzgeschichte, vorgetragen von Magdalena Berlusconi, rund 45 Minuten. Ich habe schon einige erotischen Hörbücher oder Hörspiele gehört, aber bisher war es für mich keines wert, es hier vorzustellen, da meistens zu pornographisch oder zu platt und billig. DIE LUSTSKLAVIN allerdings ist anders, sehr ansprechend und sinnlich.
Es geht rein um die Session, eine Rahmenhandlung im eigentlichen Sinne gibt es nicht. Und doch erhalten die Personen eine Persönlichkeit, wird eine Geschichte in der Geschichte erzählt. Und es gibt sogar ein Happy End, was ich dann für diese Art der erotischen Erzählung dann doch sehr ungewohnt und angenehm finde (normalerweise gibt es gar kein "End", sondern nur ein "die Session ist vorbei, und tschüss", die meisten Autoren lassen ihre Erotik nach dem Höhepunkt enden, wen interessiert schon, was nach dem Sex passiert).
Lucy Palmer und Magdalena Berlusconi lassen Bilder im Kopf des Hörers entstehen, die hungrig auf mehr machen. Ich kann diese CD wirklich empfehlen. Sowohl für Freunde des klassischen SM, als auch für experimentierfreudige Blümchenfreunde. Es gibt nur wenig erotische Literatur, die guten Geschmack beweist und gleichzeitig die Lust zu wecken versteht. Lucy Palmer gehört definitiv dazu!
SaschaSalamander 01.08.2011, 08.31 | (0/0) Kommentare | PL
Young Bride´s Story
Ein Manga, wie man ihn nur selten in die Finger bekommt. Ich habe mich sofort in die Zeichnungen verliebt und würde am liebsten sofort alle weiteren Bände in der Hand halten! Ein Ausnahmemanga, den ich ohne Zögern sofort als Meisterwerk bezeichne.
Über die Handlung kann man nicht wirklich viel erzählen. Es gibt fünf Kapitel, die jedoch blitzschnell beschrieben sind: erstes Kennenlernen, ein Junge beobachtet einen Schnitzer bei der Arbeit, das Brautpaar reitet aus und trifft den anderen Teil der Nomadenfamilie, die Brautfamilie verlangt die Tochter zurück und wird abgewiesen, der Bräutigam erkrankt und wird rasch wieder gesund. Nein, wirklich von "Handlung" im klassischen Sinne kann man nicht sprechen. Aber das ist auch nicht notwendig. Es geht weniger um einen typischen Konflikt oder eine fortwährende Erzählung, vielmehr werden einzelne kleine Episoden aus dem Zusammenleben der beiden unterschiedlichen Charaktere erzählt.
Mir ging das Herz auf beim Lesen dieses Mangas. Die Herzlichkeit der neuen Familie ist wunderbar, und ich hatte oft ein Strahlen in den Augen, ebenso wie die Protagonistin, wenn sie von der neuen Familie so liebevoll aufgenommen wird. Auch der Umgang der Eheleute miteinander ist einfach herzerwärmend. Mir fallen keine anderen Worte ein als immer wieder im Kontext mit "Herz". Ja, dieser Manga strotzt nur so vor Herz. Ohne Action, Konflikt, Gewalt oder Handlung. Es ist ein Manga voller liebevoller Gesten. Eine Mutter, die ihr Kind bestrafen muss (Konsequenz in der Erziehung muss sein) und am liebsten sofort die Strafe wieder rückgängig machen würde. Eine Ehefrau, die sich über den schlafenden Gatten beugt und ihn besorgt ansieht, ob es ihm auch gutgeht. Ein Schnitzer, der sich den neugierigen Fragen eines kleinen Jungen stellt und ihm einen extra für ihn gefertigten Talisman schenkt. Die Offenheit der Personen untereinander. Ach, einfach nur schön, am liebsten würde ich sofort Teil dieser Familie!
Die Charaktere sind mir schon nach wenigen Seiten sofort ans Herz gewachsen. Ihr Handeln ist menschlich, herzlich, manchmal auch humorvoll. Man lacht, weint, leidet, feiert mit der Familie. Es fällt von Beginn an leicht, die Personen auseinanderzuhalten, da sie sehr individuell gezeichnet sind und ihre typischen Eigenheiten aufweisen.
Zum Abschluss erzählt die Autorin Kaoru Mori, was sie zu diesem Manga bewegte: sie war schon immer begeistert von der Kultur in Zentralasien und der Kaukasusregion. Pferde (Turkmenische Achal-Tekkiner), Schafe, Zelte, Teppiche, das karge Leben des Volkes. Und diese Leidenschaft sieht man in jedem Bild. YOUNG BRIDE´s STORY ist ein bildgewaltiges Werk, opulent und detailverliebt. Manchmal sieht man auf zwei Bildern nur Landschaften, doch das ist nicht langweilig, sondern einfach nur umwerfend. Eine Landschaft, dann rückt das Bild etwas näher, man sieht einen Hasen, der Hase flitzt aus dem Bild, man sieht nur noch seine Hinterläufe. Unberührte Natur, die Fernweh in mir weckt, und ich fühlte mich direkt in die Erzählung hineinversetzt, meinte den Wind auf meiner Haut zu spüren, das frische Gras und die klare Luft zu riechen.
Die Details machen den Manga zu einem Kunstwerk. Verzierte Kleidung, Nahrungsmittel, Geschirr, Schnitzereien, Schmuck und Accessoires der Tiere und Menschen, gewebte Teppiche, es gibt keinen Zentimeter, der nicht gefüllt ist mit winzigen Details. Die Charaktere werden ebenfalls sehr genau gezeichnet: Augen, Gestik und Mimik wirken so lebendig, als hätte sie diese von lebenden Menschen abgezeichnet. Die Gesichter strahlen eine Wärme aus, dass ich in dem Manga versinken möchte.
Wo andere Zeichner oft im Klischee versinken und immer wieder die gleichen Bilder abliefern, die gleichen Rasterfolien verwenden, die immer gleichen Stilmittel einsetzen, sticht YOUNG BRIDE´s STORY durch seinen individuellen Stil positiv hervor.
Ein großartiger Manga, den ich jedem Leser ans Herz lege, der Wert auf Zeichnung und emotionale Tiefe legt. Jüngere Leser werden sich mit einzelnen Figuren identifizieren und ihre Freude an den Abenteuern der kleinen Geschwister haben. Ältere Leser haben ihre Freude an den wundervollen Zeichnungen und der intensiven Darstellung des Familienlebens in diesem historischen Rahmen. Einer der besten Mangas, die ich seit vielen Monaten gelesen habe!
Eine sehr gute Review mit gut gewählten Bildern kann man bei >Animey< lesen. Seht Euch die Bilder an, und Ihr versteht meine Begeisterung ;-)
SaschaSalamander 22.07.2011, 14.35 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
ZWEIundDIESELBE
Jenna erwacht nach einem Jahr aus dem Koma und kann sich an nichts mehr erinnern. Doch sie fühlt, dass irgend etwas nicht in Ordnung ist. Ihre Eltern scheinen etwas vor ihr zu verbergen, die Großmutter behandelt sie wie ein unerwünschtes Objekt, und auch in ihrem Alltag entdeckt sie viele Ungereimtheiten. Warum hat sie keine Freunde, die nach ihrem Erwachen zu Besuch kommen? Warum ist die Familie kürzlich umgezogen? Was hat es mit den einzelnen seltsamen Erinnerungsfetzen auf sich?
Das Buch ist aus Jennas Sicht geschrieben. Normalerweise ist es so, dass der Leser auf dem gleichen Wissensstand ist wie der Ich-Erzähler. In diesem Fall allerdings hat der Leser einen Vorsprung, da er sich aus Jennas Beobachtungen Dinge zusammenreimen kann, die dem Mädchen selbst nicht möglich sind. Zum einen aufgrund der Gedächtnislücken, zum anderen spielt das Buch in der Zukunft. Was für Jenna also normal ist, das ist für den Leser ein Hinweis auf das Genre Dystopie und lässt bereits nach wenigen Seiten sehr schnell erahnen, worauf es hinauslaufen wird.
Nun ist das Problem, dass das Buch sich meiner Ansicht nach an eher junge Leser von 13 bis 17 richtet. Aber es lässt sich auch sehr gut von Erwachsenen lesen, es hat mir sehr gefallen. Aber wo Jugendliche vielleicht noch mitfiebern oder etwas länger brauchen bis sie die Zusammenhänge begreifen, da weiß es ein älterer Leser nach unzähligen Filmen ähnlicher Art und nach einigen knappen Andeutungen der Autorin eben sofort. Dies war für mich anfangs sehr unangenehm, da ich das Gefühl hatte, das Buch sei zu langsam. Nicht langweilig, aber zu langsam. Ich hätte mich gerne intensiver mit der Thematik auseinandergesetzt und musste statt dessen immer wieder auf das nächste Bröckchen warten, welches der Protagonistin in die Hände gespielt wurde und was mir schon lange klar war. Nach etwa einem Drittel des Buches legt sich dieses Gefühl glücklicherweise, und der der Leser ist mit Jenna auf einem Stand.
Mit Jenna mitfühlen ist etwas schwieriger, denn sie selbst ist ratlos und weiß nicht, was vor sich geht, der Leser dagegen weiß Bescheid. Dennoch konnte ich mir vorstellen, wiesehr sie unter der Ungewissheit zu Beginn und später unter der Frage "wer oder was bin ich" litt. Ich fand ihre Reaktionen sehr realistisch, ihre Gefühle für verständlich und angemessen. Die Autorin hat ein theoretisches Problem sehr lebendig werden lassen.
Die Sprache ist sehr einfach gehalten, aber es gefiel mir, da es sehr gut zu Jennas Entwicklung passt. Sie muss sich Wörter neu erarbeiten, denkt in sehr einfachen Bahnen und muss erst langsam zu sich selbst finden. Die Kapitel sind sehr kurz, teilweise sind es einzelne Gedankenfetzen oder Erinnerungen über eine halbe Seite, manchmal auch nur einzelne Episoden über zwei oder drei Seiten. Ich mag diesen Stil, da keine kontinuierliche Handlung beschrieben wird, sondern es immer wieder neue Puzzleteile sind, die nach und nach das fertige Bild Jennas ergeben. Das englische Cover ist sogar ein Puzzle und passt meiner Ansicht nach sehr viel besser zum Buch als die deutsche Variante (wenngleich der blaue Schmetterling ebenfalls einen symbolischen Bezug zum Buch hat).
Das Thema der Genforschung spielt eine zentrale Rolle im Buch und bezieht sich nicht alleine auf den Menschen, sondern es werden auch Verbindungen hergestellt zur Patentierung von Genmais (ein Name wurde nicht genannt, aber der Leser dürfte wissen, worum es geht), zum Züchten von Pflanzen, Tieren, Menschen. Aber da es ein Jugendbuch ist, dürfte mancher Erwachsene ein wenig enttäuscht sein, falls er einen wissenschaftlichen Thriller erwartet hatte. Hier wird nicht erklärt. Hier geht es nicht um den wissenschaftlichen Hintergrund oder eine exakte ethische Beleuchtung. Sondern hier geht es einzig darum, welche Gefühle dies in einem Mädchen auslöst. Und das ist hervorragend gelungen. Ich denke, dadurch wird das Thema für manch einen Leser greifbarer, als würde man ihn mit Fakten erschlagen.
Für Erwachsene fehlt, finde ich, irgendwie ein bisschen "Pfeffer". Ich kann es schwer in Worte fassen. Man weiß, worauf es hinausläuft. Man kann sich denken, wie es enden wird. Die Gefühle sind nachvollziehbar. Der Konflikt ist vorhanden, und doch fehlt er. Der Konflikt ist Jenna an sich, sodass das Buch - so kam es mir beim Lesen vor - ständig von einer Seite zur nächsten fließt, ohne wirklich zum Punkt zu kommen, und zwischendurch fragte ich mich "wo kommt jetzt der Punkt, an dem etwas passiert?". Es passiert nichts. Es fließt.
Für Erwachsene, die dem Thema entsprechend auf Tiefgang sowie wissenschaftliche oder moralische Wertung hoffen und sich beim Lesen intensiv damit auseinandersetzen wollen, ist es weniger geeignet. Für Erwachsene, die sich mit einem wichtigen Thema leicht unterhalten lassen wollen sehr nett zu lesen. Aber junge Leser, die sich gerne mit ernsten Themen befassen, ist es ein hervorragender Titel. Aufgrund des Diskussionsbedarfs und der interessant gestaltenten Sprache und Form halte ich es sogar für ideale Schullektüre, mit denen man Jugendlichen so richtig Lust aufs Lesen machen könnte.
SaschaSalamander 19.07.2011, 09.17 | (0/0) Kommentare | PL
Shutter Island
Leider bin auch ich nicht frei von Vorurteilen. Ein solches Vorurteil lautet "Leonardo Di Caprio". Aber das Cover von SHUTTER ISLAND sah so anders aus als seine sonstigen Werke, und ich hatte sehr viel Gutes darüber gehört. Also wagte ich es kürzlich doch. Und ich wurde positiv überrascht und sah einen überaus gelungenen Film:
1955, Edward Daniels, US Marshal und Kriegsveteran bei der Befreiung Dachaus. Er wird mit einem Kollegen auf Shutter Island beordert, eine abgelegene Insel, auf welcher schwerkriminelle Straftäter in einer Art Irrenanstalt untergebracht sind. Eine Insassin ist auf unerklärliche Weise verschwunden, er soll sie finden. Doch auch private Motive lassen Edward an dem Fall arbeiten: in diesem Gefängnis soll angeblich auch der Mörder seiner Ehefrau untergebracht sein. Immer tiefer gerät er in das Geheimnis der Insel, auf der nichts ist, wie es scheint. Werden hier Menschenversuche durchgeführt? Ist auch er nur eine Figur in einem großen, verworrenen Spiel? Die Grenzen zwischen Traum, Trauma, Wahnsinn und Realität verschwimmen immer mehr, bis hin zum erschreckenden Finale.
Für mich ist der Film ein kleines Meisterwerk, welches ich sogar ein zweites Mal ansehen würde, um ihn das zweite Mal mit neuem Wissen in Hinblick auf einzelne Szenen zu betrachten. Eine kleine Schwäche gibt es, aber die hielt mich nicht davon ab, ihn nonstop zu sehen: alle Zuschauer, die sich von den üblichen Epilepsiewarnungen bei manchen Filmen und Computerspielen angesprochen fühlen, sollten SHUTTER ISLAND nur mit Vorsicht genießen. Stetes Gewitter mit grellen Lichtblitzen (der Film ist ein einziger Regenguss mit Blitzlicht und Sturm), die Blitze zur Verdeutlichung der Migräne Edwards noch verstärkt. Flackerndes Licht an schwankenden Lampenschirmen in düsteren Kellern. Sehr schnelle Bildwechsel und Schnitte (teils mit intensiven Bildern, welche sich tief in die Seele graben: Leichenberge in Dachau, die Erschießung der Kriegsverbrecher, kurze Erinnerungsfetzen aus Feuer, Blut, Leichen). Und ein sehr langer Dialog vor einem offenen Feuer, welches den halben Bildschirm füllt. Sehr atmosphärisch, sehr gelungen, aber ich musste während dieser Zeit den Blick vom Bildschirm abwenden und mir den Film nur anhören. Wer empfindlich auf Flackern reagiert, sollte hier sehr, sehr vorsichtig sein.
Ansonsten wirklich alles top! Im ersten Moment mag man sich wundern, dass eine solch vielgelobte Produktion im Studio arbeitet und teils so billige Effekte mit sich bringt. Der Wellengang passt nicht zur Bewegung des Schiffes. Die Fahrt durch den Wald ist scheinbar ein billiger Bluebox - Effekt, der Regen wird sowas von offensichtlich unecht. Im Nachhinein betrachtet allerdings passt es sehr gut zur Interpretation des Filmes, und ich finde es sehr gelungen, wie die Macher hier gearbeitet haben.
Was die Schauspieler betrifft, muss ich nicht viel sagen. DiCaprio ist normalerweise nicht mein Fall. Den Bubi mag ich nicht, und den erwachsenen Mann hat er für mich noch nie so recht verkörpert. Den gescheiterten, traumatisierten Helden, der jedoch mit aller Gewalt seine Würde zu wahren versucht, den hat er sehr gut verkörpert, er kommt sehr überzeugend sogar bei mir an. Naja, und Sir Ben Kingsley und Max von Sydow gehören zu meinen Favoriten in jeder Hinsicht, und auch hier haben sie wieder perfekt ihre zwielichtigen Rollen gelebt.
Vom Genre her wusste ich nicht, was mich erwartet. Aber schon nach wenigen Minuten ist klar, worauf es hinauslaufen wird: Mindfuck. Oder Psychothriller, Twist Plot, wie auch immer man es nennen mag. Ein Film, bei dem kein Stein der Realität auf dem anderen bleibt und man am Ende sicher sein kann, dass etwas ganz anderes herauskommt, als es auf den ersten Moment wirkte. Früher noch absolut neu, inzwischen seit einigen sehr berühmten Werken bekannt (und immer wieder geliebt) (ähnliche Titel nenne ich nicht, das wäre dann leider ein Spoiler).
Als Fan dieses Genres ahnt man recht bald, was den Zuschauer am Ende erwarten wird. Trotzdem war ich gebannt von der Handlung und fragte mich, wie es dazu kommen würde und was dieses Ende auslösen würde, wie es danach weiterginge und was zuvor wohl geschehen sein mochte. Und, wie gesagt: ein zweites Mal ansehen ist auf jeden Fall lohnenswert, weil man dann einzelne Hinweise genauer betrachten kann und umso mehr die kleinen Tricks und Kniffe der Macher bewundert, sich sagen kann "ach, sooo war das also, deswegen hat er dies gesagt / jenes getan" ...
Knallharte Action wird kaum geboten bis auf wenige Szenen. Gefiel mir, ich finde eine dichte Atmosphäre und eine solide Handlung wichtiger als Schießerei, Verfolgung und lautes Kawumm. Spannung kommt in diesem Fall auch ohne Action auf, allein durch die Bilder, Musik und Dialoge. Insgesamt verläuft der Film eher ruhig und erfordert etwas Geduld, sich in die Handlung einzufinden, aber dann kann man den immer verworreneren Handlungsfäden nicht mehr entkommen, man muss einfach weitersehen.
Falls man ihn nachts sieht, dann besser zu zweit. Unbedingt Licht und Telefon ausschalten und sich ganz diesem dunklen Psychotrip hingeben. Ein Film, den man gesehen haben muss!
SaschaSalamander 15.07.2011, 14.01 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL
Du bist zu schnell
Vor etwa einem halben Jahr sah ich überall das Cover von Zoran Drvenkars Roman DU und musste ihn unbedingt lesen. Ich musste wissen, was sich dahinter verbarg. Und ich war begeistert davon, beschloss mir mehr von ihm zu holen. Nun las ich also DU BIST ZU SCHNELL, und auch hier hat Drvenkar mich wieder in allen Punkten überzeugt.
INHALT
Val hat seltsame Erlebnisse, in denen sie sich auf einmal schneller bewegt, die Welt um sie herum verlangsamt. Dabei begegnen ihr andere Menschen, ebenso flink wie sie, und Val nennt sie "die Schnellen". Sie sind Wächter und wollen nicht, dass die junge Frau ihr Reich betritt. Gibt es die Schnellen wirklich, sind sie eine Folge des ausschweifenden Drogenkonsums? Oder gehört dies zu Vals Psychose, deretwegen sie schon seit langer Zeit Medikamente schlucken muss?
Mit ihrer Freundin Jenni versucht Val dem Geheimnis der Schnellen auf die Spur zu kommen, doch Jenni wird dabei getötet. Auf dem Spiegel steht in blutigen Buchstaben "Wo bist Du gewesen".
CHARAKTERE
Das Buch ist aus der Ich-Perspektive von drei Charakteren geschildert. Zuerst natürlich Val, die Protagonistin. Anschließend ihr Freund Marek, der nichts von ihrer Krankheit weiß und erst nach und nach von den Schnellen erfährt. Einige Zeit später ist auch Theo Teil der Geschichte, Jennis Lebensgefährte. Wirklich warm wurde ich mit keinem der drei, alle verhielten sich der Geschichte entsprechend passend, jedoch nicht so, dass ich mich in einen davon hineinversetzen geschweige denn mich damit identifizieren konnte.
Immer wieder fragt sich der Leser, was es mit den Schnellen auf sich hat. Drei Personen beleuchten das Problem auf unterschiedliche Weise und rücken das Geschehen in ein jeweils neues Licht. Eine spannende Erzählweise, die mir sehr gefiel.
AUFBAU
Zu Beginn zieht sich die Handlung ein wenig für meinen Geschmack, aber alles kommt so richtig in Fahrt, als Jenni getötet wird. Ab da habe ich versucht, soviel als möglich am Stück zu hören, um endlich die Wahrheit zu erfahren. Bis zum Ende hin bleibt unklar, ob es sich nun um einen Fantasyroman oder ein Drama handelt.
SPRACHE
Die Sprache ist schlicht und einfach. In vielen Rezensionen lese ich, dass das Buch rasant sei, atemlos. So empfand ich es eigentlich nicht, für mich war der Erzählstil eher ruhig, von einigen Momenten wie Jennis Tod oder der Angriff auf Val in der Welt der Schnellen. DU BIST ZU SCHNELL kommt mit erstaunlich wenig Action aus, dennoch ist es spannender als so mancher Thriller. Val fühlt sich verfolgt, gehetzt, dies schlägt sich auch auf den Leser nieder, der von Seite zu Seite hetzten möchte, um endlich mehr zu erfahren.
HÖRBUCH
Die drei Sprecher Felix Knopp, Hans Löw und susanne Wolf machen ihre Sache gut. Stellenweise ein bisschen träge, vielleicht auch daher mein Eindruck, dass das Buch nicht so schnell sei wie andere behaupten. Vielleicht ist der Leseeindruck anders, die Sprecher scheinen einiges an Fahrt zu nehmen, was mich jedoch nicht stört, sondern im Gegenteil einen angenehmen Kontrast zur hektischen Val bildet.
GESAMT
Das Hörbuch gefiel mir sehr gut, ich würde dem Leser allerdings zum Roman raten, um sein eigenes Gefühl für Tempo und Sprache zu bekommen. Sicher ist, dass ich mir weitere Titel von Drvenkar holen werde und mich schon auf das nächste Buch freue. Wer sich gerne mitreißen lässt und aufgeschlossen ist für die Möglichkeit, dass es eine Welt innerhalb der unseren geben könnte, der wird an diesem Roman auf jeden Fall seine Freude haben.
SaschaSalamander 06.07.2011, 20.56 | (0/0) Kommentare | PL
Numbers 2 - Den Tod vor Augen
Adam ist nun ein junger Mann, er lebt bei seiner Großmutter. Von seiner inzwischen verstorbenen Mutter Jem erbte er die Gabe / den Fluch, das Todesdatum eines Menschen zu sehen. Als er umziehen muss nach Londen, ist er schockiert: ein Großteil der Bevölkerung tragen alle ein gemeinsames nahes Datum, den 1. Januar 2028. Er will fliehen, doch seine Oma überzeugt ihn, dass er die Welt verändern kann, er muss die Menschen warnen!
Sarah hat Nacht für Nacht den gleichen schrecklichen Albtraum und spürt, dass etwas Schreckliches geschehen wird. In der Schule steht sie plötzlich Adam gegenüber, dem "Teufel", der ihr Kind an sich nimmt und in ein Meer aus Flammen geht. Sarah flüchtet von zu Hause, trägt das Kind ihres Vaters in sich und hat Angst vor der zukunft. Sie möchte doch nur für ihre Tochter sorgen. Aber wie soll das gehen in einer Welt, in der Menschen gechippt sind und man sie überall aufspüren kann und zurück zu den Eltern bringen würde?
Anfangs hatte ich meine Schwierigkeiten. Die Sprecher (Philip Schepmann und Sascha Icks) waren einfach anders, und als Fan von Laura Maire musste ich mich umstellen. Vor allem die Großmutter, die ich im ersten Teil kennen und lieben lernte, bekam durch die Stimme von Philip einen komplett neuen Charakter. Aber bald hatte ich mich daran gewöhnt. Beide machen ihre Sache hervorragend. Das Buch ist abwechselnd aus Sicht von Adam (Philip) und Sarah (Sascha) geschrieben, und ich finde es eine sehr gute Idee, es auf zwei Stimmen zu verteilen (was leider keine Selbstverständlichkeit ist).
Die Geschichte hat mit der ersten nichts zu tun und ist komplett eigenständig. Kein Abklatsch, sondern eine gute Idee in neuem Gewand, auch ohne Kenntnis des ersten Buches verständlich. Band 1 spielt in der Gegenwart, Band 2 spielt im Jahr 2027. Die Gesellschaft ist in vielen Dingen gleich, aber es gibt auch einige gravierenden Veränderungen. Das von der Autorin aufgezeichnete Bilder der Zukunft finde ich ziemlich realistisch und von daher auch sehr beängstigend.
In den ersten Kapiteln hatte ich einige Probleme, es zog sich für meinen Geschmack etwas zu lange hin. Adams ständigen Versuche, Sarah zu kontaktieren, Sarahs ständige Flucht vor ihm, das hätte ein wenig verkürzt werden können für meinen Geschmack. Doch nachdem die beiden endlich zusammenkamen, wurde es so richtig spannend, sodass ich jeden nur erdenklichen Vorwand nutze, die Kopfhörer ins Ohr zu stecken. Wie würde es weitergehen? Sind Sarahs Visionen das Ergebnis ihrer Versuche, genau dies zu verhindern? Kann man die Zukunft überhaupt ändern? Was geschieht, wenn man in das Schicksal eines Menschen eingreift?
All die Steine, die den beiden Jugendlichen in den Weg gelegt wurden durch Behörden, Schule, Polizei, Mitschüler, Familie. Aber auch die Freunde, die ihnen Unterschlupf bieten, beim Hacken ins Computersystem helfen, von ihren Gaben wissen. Ein ständiges Auf und Ab der Gefühle, ich habe mit den beiden mitgefühlt, habe die Fäuste geballt und mich erleichtert zurückgelehnt. Die Handlung ist so packend geschildert, dass man das Gefühl hat, den Rauch des Feuers auf der Zunge zu schmecken.
Der Stil ist lässig, locker, den Protagonisten angepasst. Adams Stil ist etwas direkter, nicht vulgär aber eben der eines männlichen Jugendlichen aus der Unterschicht. Sarah aus feinem Haus spricht etwas gehobener, drückt sich ein wenig gewählter aus. Diese kleinen aber doch markanten Unterschiede gefielen mir sehr. Es ist Rachel Ward sehr gut gelungen, sowohl den Jungen wie auch das Mädchen aus jeweils der Ich - Perspektive glaubhaft zu schildern.
Die Themen sind bunt gemischt, mir gefällt, dass man das Buch kaum in eine Schublade passen kann. Dystopie, Thriller, Jugend, Romantik, Action, Verschwörungstheorie. Gerade diesen Band kann ich mir unglaublich gut im Kino vorstellen, ein bombastischer Film, der den Zuschauer bis hin zum knappen aber gewaltigen Showdown nicht mehr ruhig atmen lässt.
Großartiges Buch, großartiger Schreibstil, tolle Sprecher. Thematisch für fast alle Interessen zu empfehlen: Jugendliche wie Erwachsene, Realisten wie Fantasyfreunde, es hat ebenso Tiefgang wie auch einfach nur mitreißende Unterhaltung. NUMBERS ist eine Buchreihe, die noch lange nach der Lektüre im Leser wirkt und arbeitet.
SaschaSalamander 01.07.2011, 09.46 | (0/0) Kommentare | PL
Vater, Mutter, Tod
Die Handlung zu beschreiben fällt schwer, da sie nicht chronologisch erzählt ist und eben genau das die Aufgabe des Lesers ist: sich die Geschichte nach und nach zu erarbeiten.
Der Prolog beginnt damit, wie eine Frau nach Hause kommt und ihrem alkoholisierten, gewalttätigen Ehemann gegenübersteht. Bei der Konfrontation wird der kleine Sohn des Paares getötet.
Was folgt, sind Kapitel mit Überschriften wie "fünf Tage vor der Katharsis", "drei Tage vor der Katharsis", "ein Tag vor der Katharsis; abends". Außerdem gibt es da noch "Jacquelines Berichterstattung", womit ebenfalls sehr viele Kapitel betitel sind. Jedoch erfolgt die Reihenfolge der Tage vor der Katharsis nicht chronologisch, sondern zeitlich unsortiert.
So ergibt es sich, dass man beim Lesen häufiger einmal zurückblättert, weil man glaubt den Zusammenhang zwischen einzelnen Puzzlestücken erkennen zu können, und man möchte sie gerne verbinden. Einige Male hatte ich das Bedürfnis, mir Stift und Zettel zu nehmen und die einzelnen Kapitel zu sortieren, aber dies war wohl nicht im Sinne des Autors, also folgte ich seinem Weg. Es ist anfangs unklar, worauf es hinauslaufen wird und was nun tatsächlich geschieht. Die Protagonistin beschreibt ihre Erlebnisse und muss dann feststellen, dass sie von iherer Erinnerung betrogen wird. So verbringt sie etwa einen Nachmittag mit ihrer Mutter und muss sich dann von ihrem Gatten sagen lassen, dass die Mutter bereits vor zwei Jahren gestorben sei. Sie möchte ihr Büro aufsuchen und kann sich im Fahrstuhl nicht mehr an das Stockwerk erinnern.
Es gibt einzelne Elemente, die sich immer wieder durch das Buch ziehen, etwa ein Buch von drei Bären auf dem Rummelplatz. Eine zerrissene Bluse, ein Schnitt am Bauch. Ein blutiges Messer, ein zerbrochener Teller. Eine rothaarige Frau, die immer wieder auftaucht und Unheil verheißt. Erinnerungen an den Sohn, den Mann, die Arbeit, die Kinderfrau. Es trieb mich beim Lesen fast in den Wahnsinn, die Lösung lag auf der Hand, aber sie entschlüpfte immer wieder. Ah, endlich hatte ich begriffen! Nein, doch nicht, aber erst vor ein paar Seiten hatte ich doch gelesen, dass ... nein, auch nicht, aber könnte es nicht sein, dass vielleicht usw?
Am Ende bin ich durch das Buch gerast. In so schnellem Tempo habe ich schon lange nicht mehr gelesen, insgesamt habe ich vielleicht eine bis eineinhalb Stunden gebraucht (Speedreading machts möglich), auch wenn ich mir die Lesefreude gerne länger erhalten hätte, aber ich konnte nicht anders!
Etwa kurz vor der Hälfte des Buches war mir dann klar, was geschehen war und wie es dazu kam. Aber dennoch wollte ich die Bestätigung dafür haben (und erhielt sie auch). Auch musste ich die näheren Zusammenhänge wissen, denn die konnte man natürlich nicht en detail erahnen, und ich freute mich über jedes Puzzlestück, das ich nach dem Erkennen der Aussage dann zusätzlich dem Gesamtbild hinzufügen konnte.
Ich habe für mich überlegt, ob das Buch an sich mich gereizt hätte, wenn es chronologisch geschrieben gewesen wäre. Und ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich glaube nein. Hätte ich die Geschichte chronologischgelesen, hätte ich sie nett gefunden aber nichts Besonderes. Durch die Erzählweise jedoch wird VATER, MUTTER, TOD zu etwas Besonderem, das man nur selten zu lesen bekommt. Durch die ungewöhnliche Erzählweise entsteht eine ganz eigene Dynamik. Es kommt z.B. nicht darauf an, den Charakteren Tiefe zu geben. Bringt ja auch nichts, weil die Tiefe der Charaktere (dass man sich hineinversetzen kann etc) nicht vermittelt werden kann ohne den zugehörigen Zusammenhang, der anfangs durch das Nichtchronologische ja fehlt. Für das von ihm gewählte Format hat der Autor die Figuren, die Handlung hervorragend beschrieben. Ich musste zwischendurch an den Film MEMENTO denken, der mit ähnlichen Mitteln (nicht durcheinander, dafür jedoch rückwärts erzählt) ebenso genial Spannung erzeugen konnte.
Hm, jetzt ist das Buch vorbei, schade. Auf jeden Fall ein großartiges Buch, das ich jedem, der spannende Thriller und Mindfuck mag, ab-so-lut ans Herz lege. Dieses Buch wird man nicht so schnell vergessen ...
SaschaSalamander 27.06.2011, 08.53 | (0/0) Kommentare | PL
Holundermond
Neles Eltern lassen sich scheiden, und sie versteckt sich heimlich im Kleinbus ihres Vaters. Er fährt nach Österreich, wo sein nächster Arbeitsauftrag auf ihn wartet. Jan ist natürlich nicht begeistert, aber es ist zu spät zum Umkehren, als er seine kleine Tochter entdeckt. Also darf Nele mit ihm in einer kleinen Pension wohnen, wo sie Flavio kennenlernt. Jan muss den Kunstraub im Kloster >Kartause Mauerbach< aufklären, und gleich nach seinem ersten Arbeitstag scheint er verschwunden. Nele hat Angst, dass ihm etwas passiert sein könnte und macht sich gemeinsam mit Flavio auf Spurensuche. Was hat Dottore Holzer, Jans Geschäftspartner und Flavios Geschichtslehrer, mit dem Verschwinden des Vaters zu tun? Wer ist das geheimnisvolle Mädchen, das nachts durch den Garten spaziert? Können Nele und Flavio rechtzeitig das Rätsel lösen, bevor es zu spät ist?
Historische Informationen rund um das ehemalige Siechenhaus und spätere Kloster Mauerbach, einbegunden in eine Geschichte um ein mutiges Mädchen und ihren gewitzten Freund. Einfach strukturiert und spannend erzählt. Die Rollen sind von Anfang an klar verteilt. Natürlich weiß Nele nicht, dass sie gerade dem "Bösewicht" gegenübersteht, aber der Leser bangt dafür umso mehr, denn er ahnt die Gefahr, in der sie nun schwebt. Wird er ihr etwas antun? Wie soll das kleine Mädchen diesen mächtigen Mann stoppen?
Bald wird das Buch gewürzt mit einer Prise Fantasy, die sehr schön in die Geschichte passt und sich wie selbstverständlich liest, so als wäre es real. Nele hinterfragt es gar nicht. Sie ist kurz erstaunt, und dann akzeptiert sie die Dinge, wie sie sind. Auch ich habe nicht hinterfragt. Das finde ich das Schöne an Kinderbüchern: mit den Augen eines Kindes sieht die Welt verzaubert aus, und Wunder werden nicht infrage gestellt.
Ach, das hat gut getan. Ich mag Kinderbücher sehr und empfinde sie als eine Entspannung zur Erwachsenenliteratur. Wieder einmal mit den unschuldigen Augen eines Kindes sehen, eintauchen in eine Welt aus Abenteuerlust und Faszination. Für mich ist ein Kinderbuch dann gut, wenn es Kinder unterhält und Erwachsene wieder klein werden lässt. Und das ist Jutta Wilke hervorragend gelungen!
Die Sprache ist schlicht gehalten und passt sehr gut zu den beiden Kindern. Die Erwachsenen handeln zwar wie Erwachsene, werden jedoch aus Kindersicht beschrieben. Ich habe das Buch quasi in einem Atemzug verschlungen, da es sich sehr flüssig liest und trotz der für ältere Leser klar vorhersehbaren Handlung immer spannend bleibt. Ich war während des Lesens wieder jung, ärgerte mich mit Flavio über den gemeinen Klassenlehrer und spürte Neles Schmerz über die Trennung ihrer Eltern. Es war wie eine kleine Zeitreise, als ich mich an Dinge erinnerte, die ich damals selbst erlebte: als ich im Urlaub andere Kinder kennenlernte und mit ihnen anfreundete. Als ich in alten Gemäuern spielte und verbotene Türen öffnete. 316 Seiten ist für ein Kinderbuch ab 10 Jahren nicht gerade wenig, und doch war keine Seite davon zuviel.
Und eigentlich schreibe ich ja selten über die Cover, denn für mich zählt der Inhalt des Buches. Aber in diesem Fall möchte ich es dennoch kurz erwähnen. Es fällt mit seiner Gestaltung sofort auf, es verspricht Geheimnis und Abenteuer. Auch das Kloster im Hintergrund wurde, wenn man es mit den Originalbildern vergleicht, mit viel Liebe zum Detail sehr gut getroffen.
Ein Kinderbuch, das mich seit langem wieder einmal richtig begeistert hat und das ich allen Kinder und Junggebliebenen gerne empfehle :-)
SaschaSalamander 24.06.2011, 09.28 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL
X-MEN Erste Entscheidung
Cerebro und Magneto, die zwei Gegner. Aber was war, bevor sie Gegner wurden? Wie fanden die X-Men zueinander? Dieser Film beantwortet diese Fragen in einem hervorragenden Prequel. Auf den Inhalt möchte ich gar nicht genauer eingehen. Nur soviel: der Zuschauer erfährt, wie Charles / Cerebro und Erik / Magneto unterschiedlich aufwuchsen, ihre Fähigkeiten entwickelten, andere Mutanten finden. Sie werden Freunde und müssen erfahren, dass ihre Wege sich trennen müssen.
Zu meiner Schande muss ich sagen, dass ich die Comics dazu nicht kenne, einen Vergleich hierzu kann ich also nicht geben. Ich bewerte rein den Film. Und, wie gesagt, die Katze hat bereits sehr viel dazu geschrieben, was ich gar nicht alles wiederholen möchte.
Ein paar weitere Gedanken von meiner Seite: ich war absolut begeistert, und wir haben noch lange nach dem Film über verschiedene Dinge diskutiert. Denn der Film bietet sehr viele Ansätze und Möglichkeiten. Während der zweite und dritte Teil mich nicht wirklich überzeugen konnten, während Wolverine einfach nur enttäuschend war, war der neue Teil nun wieder ein voller Erfolg!
Die Effekte passten, die Abwechslung aus Action, Dialog und Ruhe waren ideal. Die Schauspieler haben die Sache gut gemacht, der Soundtrack passte dazu. Und was ich in den späteren Filmen schon verschwommen empfand, war hier eindeutig: Cerebro mag "der Gute" sein, aber Magneto ist deswegen nicht "der Böse". Schon immer war er mir der Sympathischere von beiden, und das hat sich hier auch wieder bestätigt. Es mag sein, dass Cerebros Methoden und Ziele die ehrenvolleren sind, aber das ändert nichts daran, dass er trotz seiner Telepathie über wenig Empathie verfügt und einfach zu behütet aufwuchs. Er kennt das wahre Leben nicht und setzt auf Luftschlösser. Was er sich unter Freiheit für die Mutanten vorstellt, ist nur eine neue Form der Unterdrückung.
Popcornkino, wie ich schon lange keinen so guten Film mehr gesehen habe. Ich habe mich einfach hervorragend unterhalten, mehr erwarte ich nicht. Und das hat X-Men in vollem Umfang geboten! :-)
SaschaSalamander 22.06.2011, 09.15 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Lessons in Lack
>Die Autorin< schildert ihre Erfahrungen als "Jungdomina Lady Elvira" im Studio Medea, Baden Würtemberg. Sie hat gerade ihr Studium begonnen und möchte gerne etwas dazuverdienen. Ihrer Neigung entsprechend entschließt sie sich für die Arbeit in einem SM-Studio. Dort entwickelt sie sich von einer Studentin hin zur selbstbewussten jungen Frau, die ihren Weg kennt.
Sie erzählt über die verschiedenen Aspekte ihrer Arbeit, der Vereinbarkeit von Studium und Studio. Der Leser erhält Einblicke in den Alltag einer Domina, lernt die unterschiedlichen Charaktere und Vorstellungen der Mitarbeiter kennen. So verschieden die Wünsche der Kunden sind, so unterscheiden sich auch die Vorgehensweisen der einzelnen Kolleginnen. Und vor allem geht es sehr, sehr menschlich zu, denn auch eine Herrin ist noch immer eine Frau. Dieses Buch kratzt gewaltig am Lack dessen, was der Alltagsmann sich unter einer stets dominanten, unberührbaren Herrin vorstellt, und doch poliert es das Image dieses Gewerbes liebevoll auf.
Ich weiß nun nicht so recht, wo ich anfangen soll, und vielleicht wirkt meine Rezension diesmal ein wenig chaotisch. Aber das ist in Ordnung, denn auch das Buch ist kein geradliniger Verlauf, sondern es schildert verschiedene Abschnitte, die nicht unbedingt immer zusammenhängen müssen sondern einfach nur punktuell ein Thema behandeln. Das gefällt mir, denn so kann man auch ohne Zusammenhang das Buch an jeder Stelle aufschlagen, daraus lesen, vorlesen, sich amüsieren, man wird es danach nicht mehr weglegen. Immer wieder einmal, wenn ich laut lachte oder aufjaulte, (sosehr litt ich mit den Beteiligten mit, nicht vor Schmerz sondern ob der obskuren Situationen), wollte mein Freund wissen, was los sei, ich las ein paar Seiten vor, und wir lachten gemeinsam.
Bei Nora Schwarz sitzt jedes Wort, jede Metapher. Originelle Beschreibungen machen die Situationen so plastisch, als wäre man live dabei. Oft verzog ich qualvoll das Gesicht oder guckte ebenso überrumpelt wie Jungdomina Elvira in diesem Moment. Ungläubigkeit, Staunen, Fassungslosigkeit, Wut, Hilflosigkeit, der Leser wird durch die gesamte Palette an Emotionen geführt und erleidet diese am eigenen Leib, während die Autorin von ihren Erfahrungen erzählt.
Da wäre etwa die erste Probesession mit einer älteren Herrin, die in tiefstem Schwäbisch ihre Anweisungen gibt und von Dominanz eine ganz andere Vorstellung hat als Elvira. Das erste Arbeiten alleine mit der unglücklichen Trans-Nummer von "Rudi" in seinen RosenkohlStiefeln. Das Outing vor den Eltern und ihrer Freundin. Ein ungewöhnliches Arbeiten mit einem Senioren berührte mich sehr, denn eine Domina ist oft auch Psychologin und Krankenschwester. Besonders witzig gelungen ist ein Rollenspiel, in das Lady Elvira ungefragt einfach ohne Ankündigung hineingeworfen wurde. Auch die Vorführung der Chefin, wie eine perfekte Domina sich benehmen müsse, war sehr eindrucksvoll, zeigte sie doch wieder sehr deutlich, wie weit die Wünsche und Vorstellungen manchmal auseinander liegen.
Was mich ein wenig störte ist, dass die Autorin sehr oft abschätzig von Gästen, Kollegen und Chefin redet. Andererseits mit einem solch umwerfenden Charme und so überspitzt, dass man doch den Respekt vor der Verletzlichkeit und den Sehnsüchten ihrer Gäste erkennen kann. Zudem stellt sie sich auch selbst dem Feuer ihrer Kritik. Mitten in einer Session wölbt sich der Busen über das Korsett, springt Ihr ein Knopf von der Bluse, wird sie überrumpelt von dem dreisten Verhalten eines Gastes, muss sie sich das Lachen verkneifen oder begeht Fehler, die eben passieren, wenn Menschen am Werk sind. Das gefällt mir, zeigt es doch, dass eine Herrin nicht immer perfekt sein muss und auch eine Domina ihr Handwerk schrittweise lernt und selbst nach vielen Jahren danebenliegen kann. Der Leser kann sich einige Male angesprochen fühlen und wird sich hier und da in seiner Einstellung oder seinem Verhalten wiederentdecken.
Inwieweit nun alles realistisch ist, ob und wie Namen verändert wurden und welche der Szenen "dramaturgisch verändert" wurden, das weiß nur die Autorin allein (ich hatte jetzt auch nicht das Bedürfnis zu googeln, wozu?). Aber es ist mir egal, denn ob nun 100 % real oder nicht, ich habe mich hervorragend unterhalten, das Buch wandert in mein Regal, und ich bin sicher, es ist sehr viel Wahres zwischen diesen Buchdeckeln zu finden.
Ein paar Beispiele ihres Schreibstils gefällig? ;-)
Ich war nicht ernsthaft entsetzt über das, was sie mir gerade erzählt hatte. Dennoch fühlten meine Ohren durch diese wertvollen Ratschläge irgendwie gewaltsam entjungfert an. (S. 74)
Die schenkellangen Stiefel waren nämlich so grün, als wollten sie mich an meinen Kindheitsekel vor Rosenkohl erinnern. Das geradzu quietschende Grün, das da seine Beine einhüllte, führte auch nur bei kurzem Hingucken einen derart heftigen Pigmentkrieg mit den pinken Wänden von Studio zwei, dass meine Netzhaut aufjaulte. (S. 75)
Ihre Stimme ätzte kleine Löcher in die schwarze Lacktapete der Wände. (S. 191)
Von ihr würde ich so wenig über weibliche Dominanz lernen wie von SpongeBob. (S. 198)
Die Schmetterlinge, die gerade noch meine Mageninnenwände mit ihrem Geflatter gestreichelt hatten, sanken nun ohnmächtig nach unten an den tiefsten Punkt meines Magens. (S. 336)
Ein erotisches Buch (prickelnd, spritzig, heiß etc) darf man nicht erwarten. Ebensowenig eine Lebensbeichte im Stil der Belle de Jour oder Fucking Berlin. Auch nicht das Erfolgsrezept einer bekannten Domina wie Princess Spider. Dafür aber einen unterhaltsamer Ausflug hinter die Kulissen eines SM-Studios. Ich empfehle das Buch allen, die das Thema Sexualität nicht ganz so ernst nehmen und auch über sich selbst lachen können :-)
SaschaSalamander 08.06.2011, 09.34 | (0/0) Kommentare | PL
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