SaschaSalamander

Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Kinder

El Cid

CoverUnd auch für heute habe ich keine Rezension außer DARKSIDE PARK. Die alten Rezis nehmen hier nur Platz weg, also raus damit. Aktuell habe ich einige Rezensionen in Arbeit, kam aber noch nicht zum Tippen, soll ja auch Spaß machen und nicht in Stress ausarten ;-)

Diese Rezi hier stammt vom März 2006

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Klappentext: Im 11. Jahrhundert sieht Spanien sich einer ständigen Bedrohung durch die feindlichen Mauren ausgesetzt. Doch der tapfere Ritter Rodrigo nimmt den Kampf auf. Sein Freund, Prinz Sancho, und seine Freundin Gimea helfen ihm dabei. Sein getreues Pferd und ein listiger Dachs begleiten die mutige Schar auf all ihren Abenteuern. Am Ende der spannenden Reise wird Rodrigo zum spanischen Volkshelden El CID.

Solltet ihr zufällig in der Bibliothek, im Laden, bei Buchticket oder sonstwo über diesen Film stolpern und überlegen: lasst besser die Finger davon., ihr wärt bestimmt enttäuscht.

Das Cover sieht prächtig aus, und auch die Zeichnungen auf der Rückseite lassen vermuten, man bekäme einen unterhaltsamen Zeichentrick a la Disney oder ähnliches präsentiert. Allerdings ist das auch wirklich nur der allererste Eindruck. Der Film entstammt der spanischen Firma "Filmax". Sagt mir nix, muss ja aber nichts Schlechtes bedeuten. Also ließ ich mich überraschen.

Die Hintergrundgeschichte ist zwar historisch interessant, aber ehrlich gesagt zu komplex für einen Zeichentrickfilm, wie ich finde. Die Beschreibung zu Beginn, wer gegen wen kämpfte und wer wie wo wen überwältigte, war etwas zuviel des Guten. Die Handlung selbst ist dagegen recht simpel. Es fehlen meiner Ansicht nach wirkliche Spannungsmomente, der Handlungsaufbau sagte mir überhaupt nicht zu, es wurde immer genau im falschen Moment gestreckt oder gerafft.

Die Zeichnungen sind nicht wirklich hübsch. Oberarme und Oberschenkel sind zu extrem gezeichnet (sehr dick, viel zu muskulös), auch der Brustkorb ist bei Weitem zu massig. Dadurch wirken die winzigen Hände und Füße sowie der Kopf viel zu klein und einfach nur lächerlich. Die Gesichter sehen bis auf die Frisuren alle gleich aus, sogar die weibliche Hauptfigur wirkt eher männlich in ihrem Körperbau.

Einzig der kleine Dachs hat ein wenig Unterhaltungswert. Mein Freund schlief während des Filmes ein, und ich hoffte ständig auf das Ende. Es mag sein, dass der Film hier und da einen Preis gewonnen hat, aber ich finde, man kann seine Zeit besser nutzen als mit diesem Film ...

SaschaSalamander 08.08.2012, 09.13 | (0/0) Kommentare | PL

Das Geheimnis der weißen Mönche

Weil ich für Montag keine aktuelle Rezension eingetragen habe (bzw weil nicht alle Leser über mehrere Wochen hinweg nur vom DARKSIDE PARK lesen wollen, so spannend er auch sein mag), präsentiere ich Euch heute wieder eine Rezension von damals, bisher unveröffentlicht. Sie stammt vom März 2006, ist also schon über sechs Jahre alt! :-)

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>Das Geheimnis des Kartenmachers< habe ich ja bereits vorgestellt. >"Das Geheimnis der weißen Mönche"< ist mein fünftes oder sechstes Buch, das ich bereits von Rainer M Schröder gelesen habe, und alle Titel gefielen mir bisher sehr gut.

Jacob Tillmann begegnet einem kranken Mönch, der ihn bittet, ihn in das Zisterzienserkloster nach Himmerod zu bringen. In einer stürmischen Gewitternacht erreicht Jakob endlich sein Ziel, der Mönch kurz vor dem Tod, nur seine Brüder können ihn noch retten. Statt Jacob für seine Tat zu danken und entsprechend zu entlohnen, wird er nur vertröstet und befragt. Es stellt sich heraus, dass der Mönch der hochrangige Ordensbruder Anselm ist. Und einige der Mönche lassen Jacob keine Ruhe mehr, bedrängen ihn, es wird immer gefährlicher für den Jungen, denn scheinbar trug Bruder Anselm ein großes Geheimnis mit sich. Doch anstatt zu fliehen, will Jacob diesem auf die Spur kommen. Im letzten Moment verhelfen Bruder Basilius und sein Gehilfe ihm zur Flucht. Und hier beginnt das Abenteuer, ...

Wow, ich war wie immer begeistert. Anfangs zwar etwas öde. Ich dachte, ich hätte mich langsam an Jugendliteratur und historischen Romanen sattgehört, aber bald hatte mich die Handlung so richtig gepackt. Sie ist vom ersten Moment an spannend geschrieben (wenngleich es eben wie üblich anfangs immer dasselbe ist, sodass ich nicht sehr angetan war. Eben die Einleitung, das muss sein). Doch als es eng wird für Jacob und er kurz vor der Inquisition steht, konnte ich einfach nicht mehr aufhören. Die Zeit der Inquisition und Hexenverbrennung, das "dunkle Mittelalter", Schröder versteht es einfach großartig, diese Zeit lebendig werden zu lassen und ganz eigene Helden in ihr zu erschaffen.

Die Geschichte ist flüssig erzählt, der Spannungsbogen zieht sich vom Anfang bis zum Ende. Es werden immer kleine Teile des großen Puzzles gelöst, man erfährt nach und nach immer mehr über Bruder Basilius, über das Wirken des Bruder Anselm, über Jacobs Vergangenheit und natürlich auch dem Geheimnis der Mönche. Eine Geschichte um die erste Liebe muss natürlich auch dabeisein, was wäre ein Jugendroman ohne einen errötenden Helden und eine kecke Heldin, die gemeinsam lebensgefährliche Abenteuer bestehen müssen?

Schröder versteht es, mit seiner einfachen Sprache Kinder und Jugendliche genauso zu fesseln wie Erwachsene. Es müssen nicht die "Säulen der Erde" oder "der Name der Rose" sein, wenn man einen gehaltvollen, unterhaltsamen historischen Roman lesen möchte. Und Rainer M. Schröder ist da meine erste Empfehlung!

SaschaSalamander 06.08.2012, 12.30 | (0/0) Kommentare | PL

Wir sehen uns im Traum

Die kleine Alessa wartet zu Hause auf ihren Papa. Sie spürt, dass irgend etwas anders ist. Und tatsächlich, als Papa nach Hause kommt, ist er sehr ernst, seine Reisetasche ist gepackt, er muss nun für lange Zeit ins Gefängnis. Alessa versteht nicht, was das bedeutet, warum sie nicht mitkann. Und vor allem: ins Gefängnis kommen doch nur böse Menschen, warum muss ihr Papa, den sie so sehr liebt, dorthin?

Alessas Leben verändert sich, ihre Mutter und sie müssen umziehen in eine kleinere Wohnung, denn Papa verdient ja nicht mehr das Geld für die Familie. Sie muss überlegen, welcher ihrer Freundinnen sie dieses Geheimnis anvertrauen kann. Und viele Dinge in ihrem Leben muss sie nun alleine ohne ihren Papa unternehmen. Endlich besuchen sie ihn im Gefängnis, und Alessa sieht nun mit eigenen Augen, wie es dort aussieht. Und eines Tages wird Papa wieder entlassen.

Ich fand das Buch sehr gut gestaltet und geschrieben. Text und Zeichnungen stammen allesamt von sieben Vätern / Inhaftierten, welche in einem gemeinsamen Projekt des Psychologischen Dienstes der JVA Leipzig an diesem Buch arbeiteten. Sie möchten den Kindern erklären, was es bedeutet, wenn ein Vater ins Gefängnis muss. Denn diese Situation ist mit vielen Ängsten, Vorurteilen und Problemen behaftet: die Stigmatisierung und Ausgrenzung des Kindes aus dem sozialen Umfeld, das fehlende Gehalt des Vaters, die Einsamkeit des Kindes und das Unverständnis der Situation. Die Angst, ob es dem Vater dort gut geht.

Eine Situation, die auch mit sehr viel Scham behaftet ist. Viele Väter erzählen ihren Kindern, sie seien auf Montage oder vorübergehend im Ausland. Doch die Kinder spüren mehr als die Eltern ahnen, und es ist wichtig, ab dem entsprechenden Alter diese Situation mit ihnen zu klären, ihnen ihre Ängste zu nehmen.

In dem Bilderbuch WIR SEHEN UNS IM TRAUM ist ein ideales Fallbeispiel geschildert: dem Kind wurde die Situation erklärt, es durfte Fragen stellen, es konnte aktiv an der Situation mitarbeiten (z.B. dem Vater Briefe schreiben, ihn besuchen, ein Paket für ihn zusammenstellen). Doch in der Realität ist das oft schwierig. Was, wenn man den Vater nicht besuchen kann, weil die JVA zu weit weg ist? Wenn ein Umzug aus finanziellen Gründen nicht so leicht möglich ist aber das Geld auch nicht mehr für die alte Wohnung reicht? Wenn das Umfeld nicht wie hier im Buch die Situation akzeptiert sondern das Kind ausgrenzt? Oder wenn der Vater sein Kind beim Besuch wegen eines Drogendeliktes nur durch die Trennscheibe sehen, es nicht einmal zur Begrüßung umarmen darf?

Dieses Buchprojekt bietet einen sehr guten Einstieg in das Gespräch mit den betroffenen Kindern und ist unter >http://www.gitterladen.de< zu beziehen.

Wenn Angehörige in Haft müssen, gibt es Hilfe. Doch das Thema ist tabuisiert, und wohin kann man sich wenden, wenn man nicht weiß wohin? In jeder größeren Stadt gibt es Träger wie Caritas, Diakonie, Arbeiterwohlfahrt und ähnliche, die vielleicht nicht auf diesen Bereich spezialisiert sind aber gerne an eine entsprechende Angehörigenberatung verweisen können. Im Großraum Nürnberg ist dies Beispielsweise der >Treffpunkt e.V.<, der Hilfe bietet bei allgemeinen Fragen rund um die Haftsituation, bei Ämtergängen und Behördenbriefen, bei Problemen mit dem Jugendamt, dem Vermieter. Beratung für Eltern von Inhaftierten, für Ehepartner und für deren Kinder. Haft betrifft die gesamte Familie.


SaschaSalamander 02.08.2012, 09.59 | (0/0) Kommentare | PL

Die drei ??? 155 - Meister des Todes

fragezeichen155_1.jpgNachdem ich bei den letzten Folgen stellenweise sehr enttäuscht war, hatte mir Folge 154 - BOTSCHAFT AUS DER UNTERWELT außerordentlich gut gefallen. Und auch MEISTER DES TODES hatte seinen Reiz, daher möchte ich die Folge gerne vorstellen.

Diesmal wollen die drei mit Freunden einen Film drehen. Dafür finden sie die perfekte Kulisse: ein altes, verlassenes Haus, dessen Besitzerin es ihnen gerne zur Verfügung stellt. Ihre einzige Bedinungung ist, dass niemand die Bannkreise um die Marionetten zerstören darf, denn dies würde tödlich enden, die Marionetten seien verflucht. Natürlich glaubt niemand an diesen Fluch. Bis Justus nachts plötzlich seltsame Dinge tut und die Puppen scheinbar Besitz von ihm ergriffen haben.

Ich halte nichts davon, bei 155 Folgen die allererste mit der jetzigen zu vergleichen. Die Zeiten ändern sich, ebenso wie das Zielpublikum, die Musik, die Umsetzung, die Autoren, und und und. Klar bin ich Nostalgiker, aber ich will nicht 155 Folgen lang immer das gleiche bekommen, also akzeptiere ich Änderungen. Hier und da werde ich zukünftig Rezensionen zu den ??? schreiben, wenn mir danach ist, aber diesen Punkt werde ich zukünftig nicht mehr erwähnen. Doch wenigstens einmal wollte ich es gesagt haben: ich bewerte jede Folge in sich geschlossen, nicht im Hinblick auf das Große Ganze ;-)

Was mir hier außerordentlich gut gefallen hatte, war die Atmosphäre. Hier meinte ich stellenweise wirklich das alte Gemäuer vor mir zu sehen, die muffige Luft zu riechen. Das ist sehr gut gelungen und macht für mich persönlich einen großen Reiz der aktuellen Folge aus.

Ebenfalls gefiel es mir, dass diesmal nicht Peter als Angsthase herhalten musste, sondern dass es Justus erwischte. Klar geht er die Dinge rationaler an, aber es war schön, auch ihn einmal als Opfer des "Spuks" zu sehen. Auch die Hintergrundgeschichte
war sehr stimmungsvoll, die Geschichte in der Geschichte sehr schön umgesetzt und eingebaut.

Ich empfand diese Folge als etwas grusliger und düsterer als die letzten CDs. Hier kam wirklich ein schönes Gänsehautgefühl auf (nun ja, der Zielgruppe entsprechend, natürlich hatte ich weder Angst noch Gänsehaut, aber für jüngere Hörer dürfte es tatsächlich recht schaurig sein). Auch, wenn die Lösung sich bald ankündigt, wurde der anfangs vermeintlich übernatürliche Aspekt gut als Fährte gelegt, der Spannungsbogen blieb für mich bis kurz vor Ende erhalten.

Was mit Peter gegen Ende passiert, fand ich allerdings recht heftig, und ich konnte auch das Verhalten von Justus in dieser Situation nicht nachvollziehen, das sah ich recht skeptisch, und das hätte eigentlich nicht sein müssen.

Kein Highlight, aber eine insgesamt recht solide und gut gemachte Folge, die ich gerne gehört habe. Und schön, dass der Titel wieder einmal zur Folge gepasst hatte, das ist nicht selbstverständlich bei dieser Serie ;-)

Wertung: 7,9 von 10 Unterwasserstromschlägen

SaschaSalamander 01.08.2012, 09.11 | (0/0) Kommentare | PL

Lord Skeffington Scatters Katzenärger

FAHR SINDRAM

Fahr Sindram ist Mangazeichnerin und Kinderbuchautorin, ihre Werke erscheinen im Butter and Cream Verlag, 2006 erschien das erste Werk LOSING NEVERLAND,  ein Manga, der sich neben einer packenden Handlung vor allem gegen Kinderpornographie ausspricht. Etwas, das ich allgemein sehr wichtig finde und das vor allem im Mangabereich ein ganz eigenes Thema ist, das hier viel zu selten angesprochen wird.


INHALT

LORD SKEFFINGTON SCATTERS - KATZENÄRGER ist ein niedliches Bilderbuch, das mit seinem Nonsens-Humor, den liebenswerten Charakteren und den herrlichen Bildern auch für Erwachsene ein unterhaltsames Lesevergnügen darstellt. Lord Skeffington Scatters ist ein junger Zombie, bleich und mit viel blauer Pomade im Haar, er lebt mit seinen fünfzehn (15!) Katzen zusammen. Und wie alle jungen Menschen Zombies wünscht er sich Freunde, doch das ist nicht leicht, wenn man bleich ist, blaue Haare hat und eigentlich tot ist. Während seiner Arbeit in der Eisdiele verliebt er sich in "das Mädchen", doch was soll er tun, um ihre Liebe zu gewinnen? Leider stellt er sich sehr ungeschickt an, und auch die fünfzehn (15!) Katzen sind ihm keine große Hilfe dabei.


SPRACHE, GENRE

Ach, ein wundervolles Bilderbuch, das ich gern gelesen habe und das mich durchweg begeisterte. Wie gesagt, sehr viele Elemente des Nonsens heitern die an sich knappe Handlung auf: viele Dinge werden wiederholt, etwa die fünfzehn (15!) Katzen, oder auch das Lieblingsfutter der Katzen, die blaue Pomade. Der Autor spielt mit der Bedeutung unterschiedlicher Worte, setzt Sprichwörter um zu realen Ereignissen, zieht unverhältnismäßige Vergleiche und jongliert mit den Sätzen, die Charaktere führen ungewöhnliche Dialoge, es gibt sehr schräge Aktionen und unlogische Schlussfolgerungen. Ein einfach zu lesender Text, an dem Leser aller Altersklassen ihre Freude haben, die Kinder eher aufgrund der witzigen Story, die Erwachsenen aufgrund des hintergründigen Humors. Ein paar Beispiele:

"Das Haus hatte er von seinem Großonkel geerbt. In seiner Familie wurde sowieso vieles weitervererbt. So hatte der gute Skeffington seine Füße von Großonel Milton und seine langen Unterarme von Urgroßvater John-Joe".

"Ich kannte einmal eine Katze, die so alberne Witze erzählte, dass sie sich eines schönen Tages einen Wolf lachte, den hatte sie dann ihr ganzes restliches Leben am Hals. Und das störte wirklich sehr, auch wenn er Vegetarier war!"

"Er war ziemlich wie Du und ich. Und wenn nicht wie Du, dann eben wie ich und Nachbars Gartentor."

"Er zitterte wie eine Klapperschlange und klapperte wie Espenlaub."


ZEICHNUNGEN

Text und Zeichnungen bilden hier eine kongeniale Einheit. Zwar kann jedes für sich stehen und überzeugen, doch in Verbindung ist es wirklich einzigartig. Immer wieder schweift beim Lesen der Blick auf die Bilder, man vergleicht das Bild mit dem Text und stellt fest, wie liebevoll einzelne Details umgesetzt wurden. Und die Bilder machen neugierig auf den Text. Auch blätterte ich immer wieder zwischen dem Text, den Bildern und dem Ende hin und her: denn am Ende des Buches werden alle fünfzehn (15!) Katzen namentlich und mit ihren Charaktereigenschaften vorgestellt. Da kommt ganz von selbst das Bedürfnis, auf jedem Bild zu zählen, ob wirklich alle Katzen zu sehen sind und wie sie sich diesmal gekleidet haben, ob man sie auch alle erkennt und zuordnen kann.

Einige kleine Bilder unterstreichen neben dem Text nur knapp dessen Aussage, andere bekommen eine eigene, komplett colorierte Seite, sogar doppelseitige Bilder sind zu finden. Die Textseiten sind zusätzlich mit einem hübschen Rahmen verziert, der in sich geschlossen ebenfalls viele kleine Motive beinhaltet und zum Entdecken einlädt.

Auf den Bildern gibt es auch unabhängig vom Text sehr viel zu entdecken, für Bücherwürmer dürften vor allem die herumliegenden Bücher oder die Bücherregale interessant sein, dort finden sich sehr viele spannende Titel, die zu entdecken einer Schatzsuche gleicht, jedesmal begleitet von einem kleinen freudigen Erfolgserlebnis. Unzählige süße Details verleiten zum Träumen, Lachen, Spaß haben und Entdecken. Alles gilt es zu betrachten von den Fotos an den Wänden hin zu Accessoires an der Kleidung oder kleine Geschichten, die auf den Bildern zusätzlich zur Handlung im Text erzählt werden. Ich werde das Buch noch sehr oft aufschlagen, um darin zu blättern.

Obwohl es um einen Zombiejungen geht, und obwohl es Gothic-Elemente enthält, zeigt Fahr Sindram mit diesen Bilder ganz wunderbar, dass Goth nicht immer Schwarz sein muss, sondern im Gegenteil auch kunterbunt, herzlich und verspielt sein kann. Sieüberschlägt sich regelrecht mit Farben, Formen und Mustern, und das Buch strotzt (zwischen den Zeilen, denn vordergründig geht es ja um einen toten Jungen und eine unglückliche Liebe) vor Lebensfreude, Glück und guter Laune, man kann gar nicht anders als nach dem Lesen glücklich zu sein.


MORAL

Die Moral des Buches gefällt mir, sie ist zwar klar und liegt für den Leser auf der Hand, dennoch kommt sie witzig daher, die Autoren nehmen sie aufs Korn und machen auch hieraus einen eigenen Scherz. Noch nie wurde eine Moral so süß verpackt! Überhaupt ist das Ende der Geschichte wirklich gelungen. Es ist ein Happy End, wenn auch anders als erwartet, man kann sich mit den Charakteren freuen. Und auch, wenn das Buch abgeschlossen ist, lädt das Ende die Kinder ein, gemeinsam mit den Eltern neue Abenteuer mit Lord Skeffington zu erfinden. Einen Freund wie den kleinen Zombie und seine fünfzehn (15!) Katzen wünscht man sich gerne


FAZIT

Unbedingt kaufen! Was auch immer ich hier alles geschrieben habe, man muss es sich selbst ansehen. Wer das, was ich hier in der Rezi angeschnitten habe, auch nur ansatzweise interessant fand, der wird von Skeffington begeistert sein! :-)

Wertung: 100 von 100 Rock und Rollende Kellermonster


SaschaSalamander 09.07.2012, 08.56 | (0/0) Kommentare | PL

Jo Raketenpo

tulim_jo_1.jpgJonathan Vogel war schon als Kind ein "Knaller", und die Einschulung wird so lange als möglich hinausgezögert. Erst ein bitterböser Brief des Schuldirektors stellt die Eltern vor die Entscheidung. Da findet Jonathans Mutter die Anzeige des geheimnisvollen Arztes Dr. Flatatul Bum. Dieser findet heraus, dass der Kleine an Cackao Prudentium leidet, einer Allergie gegen Klugsch***, und wannimmer er dieser ausgesetzt ist, wandelt er sie um in heiße Luft. Na, da ist die Schule genau der falsche Ort! Aber mit Hilfe der kleinen grünen Froschpillen bekommt er sein Problem in den Griff. Die Schule ist schrecklich, Dr. Eisenbart, Herr Würgl, Frau Gift und Galle machen ihm das Leben zur Hölle, und die Klassenkameraden sind auch gemein. Bis eines Tages Charlotte, Scha Scha Zinsel genannt, in seine Klasse kommt. Auch sie hat ein luftiges Geheimnis, und bald erleben die beiden das Abenteuer ihres Lebens.

Ob das Buch pädagogisch wertvoll ist, darüber kann man streiten. Thema Außenseiter, Thema "Du bist gut so wie Du bist", aber das könnte man natürlich auch anders verpacken. Aber es ist auf jeden Fall lustig, und ich kann mir vorstellen, dass Kinder aus dem Lachen nicht mehr herauskommen, auch ich als Erwachsener musste sehr oft lachen, wenn vermutlich auch über andere Dinge. Und gemeinsames Lachen ist oft hilfreicher als alle Pädagogik der Welt ;-)

JO RAKETENPO ist klein und unscheinbar, man leidet mit ihm mit. Die Schüler gehen ihm aus dem Weg, um ihn zu schneiden. Scha Scha hat das gleiche Problem, doch sie ist stolz und selbstbewusst, sie ist ein Powermädel. Ihr gehen die Schüler aus dem Weg, um ihr ehrfurchtsvoll Platz zu machen. Die beiden bieten wundervolle Identifikationsfiguren für Kids, zwei grundverschiedene Charaktere, ausgestattet mit liebenswerten Eigenschaften und doch nicht perfekt. Bei den Erwachsenen gibt es die Guten und die Bösen, klar definiert. Bei der überzogenen Darstellung der Bösen musste ich stellenweise schon an Roald Dahl denken, Frau Gift und Galle sowie der böse Lehrer Würgl erinnerten in ihrer Grausamkeit doch irgendwie an Frau Knüppelkuh und Co, also auf eine Weise überzeichnet, dass Kinder keine Angst vor ihnen haben müssen aber trotzdem so richtig wütend werden dürfen auf diese Menschen.

Das Buch ist weder realistisch noch ernsthaft, es gibt absurde Situationen und völlig schräge Momente, die jeglicher Logik entbehren, das Buch ist ein Riesenspaß.

Nett fand ich die Formulierungen und die Sprache, Pinkus Tulim jongliert mit Worten, er hat sichtlich Spaß beim Schreiben gehabt, das spürt man. Da ich es nur gehört, nicht gelesen habe, kann ich leider nicht nachschlagen, und während des Hörens hatte ich keine Gelegenheit zu notieren. Aber selbst ohne darauf zu achten, fällt einem schnell auf, wie hier mit den Worten gespielt wird. Auch gibt es sehr viele Wortneuschöpfungen, teilweise vermutlich zeilenlang, ein herrlicher Spaß. Die Metaphern sind ebenfalls gelungen. Jonathan pupst als Kind so stark, dass den Enten die Schnäbel abfallen. Jemand ist erstaunt und öffnet den Mund so weit, dass eine Ratte mitsamt ihrem Reisekoffer hindurchgepasst hätte. Und eine gemeine Fangfragte fragte jemand "mit einem Angelhaken als Fragezeichen". Stilmittel der Nonsensliteratur, wie ich sie liebe :-)

Einzige Schwäche des Buches finde ich den Aufbau. Zwar ist der Anfang nett, aber er fesselt nicht wirklich. Es ist nicht klar, worauf es hinausgeht, wirklich spannend wird es erst ab dem Besuch bei Dr. Flatatul Bum und dem Schuleintritt, davor zieht es sich doch recht in die Länge. Wäre nicht der Sprecher gewesen, hätte ich das Hörbuch vermutlich bald abgebrochen. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich es weitergehört habe. Nur der Spannungsbogen hat mir gefehlt: es gab keine konkrete Frage, auf deren Auflösung man bangte (die meisten Bücher haben doch eine Kernfrage, etwa "wird es ihm gelingen usw", "wird er seinen Traum verwirklichen und eines Tages ..."), sondern vielmehr eine Aneinanderreihung der Erlebnisse Jonathans von seiner Babyzeit bis hin in die Schulzeit. Da die Handlung jedoch voranschreitet und nicht nur erzählt, fragte ich mich immer wieder, wann denn nun der Knackpunkt käme. Aber gut, es ist ein Kinderbuch, und ich bin sicher, dass Kinder nicht nach solchen Dingen fragen ;-)

Christoph Maria Herbst (Stromberg) ist ein grandioser Sprecher. Inzwischen neige ich fast dazu, ihn neben Stefan Kaminski und Rufus Beck zu stellen mit seiner wandelbaren Stimme. Er quietscht, knarrt, keift, bellt, krakeelt, pupst, piepst, donnert, er spielt virtuos mit seiner Stimme wie ein Musiker auf seinem Instrument. Gelegentlich untermalt von einem eingespielten Geräusch und eingespielten Musikstücken, was gut zur CD passte.

Das Buch habe ich nicht gelesen, aber ein Blick in die Leseprobe zeigt mir, dass die Bilder wirklich witzig sind und gut dazu passen. Es ist also gar nicht leicht, sich für das Buch oder die CD zu entscheiden. Es ist einer der Titel, wo man vielleicht sogar überlegen sollte, sich beides zuzulegen.

JO RAKETENPO ist ein urkomisches Kinderbuch, das den Großen genauso Spaß macht wie den Kleinen. Ganz große Empfehlung :-)

7,8 von 10 Treppenstufen

SaschaSalamander 05.07.2012, 08.34 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Mr Gum und der fettige Ingo

stanton_ingo_1.jpgINHALT

Die Essenszeit-Kriege wüten vernichtend über Bad Lamonisch an der Bibber. Wie kam es dazu? MR GUM geht fürs Abendessen nicht mehr zu seinem besten Freund, dem ebenso gemeinen und fiesen Metzger Willi Wilhelm III ff, sondern statt dessen zum fettigen Ingo und dessen Affen "Philipp der Horror". Das kann Willi Wilhelm III ff nicht auf sich sitzen lassen! Und Polly kann nicht einfach tatenlos zusehen, wie die beiden Stinkstiefel die Stadt vernichten, also muss sie sich etwas einfallen lassen.


BAND 6 DER REIHE UM MR GUM

DER FETTIGE INGO ist der sechste Band einer erfolgreichen Kinderbuchreihe um den miesepetrigen MR GUM. Zwar lassen die Bücher sich unabhängig voneinander lesen, trotzdem ist es natürlich schön, wenn man sich bei den Charakteren auf frühere Bücher beziehen kann, und viele Witze sind umso lustiger, wenn man den Hintergrund versteht. Man begegnet alten Freunden wie dem elektrischen Lebkuchenmann Björn Schneyder oder der angetrunkenen Omimi, es kommen aber auch neue Bewohner der Stadt hinzu, so der titelgebende Ingo Fettig und sein bösartiger Affe.


NONSENS UND JEDE MENGE SPAß

Andy Stanton schreibt die Texte, die von David Tazzyman mit witzigen Kritzelzeichnungen illustriert werden. Und Harry Rowohlt als Übersetzer, ein perfektes Dreierteam! Das Buch ist ein gelungenes Werk unsinniger Fabulierkunst, die aberwitzigen Ideen das Autors sind einfach hinreißend. Völlig unzusammenhängende Metaphern und Vergleiche, unrealistische Aktionen und völlig unbedeutende Nebenstränge. Mitten im Buch findet der Leser plötzlich ein Kapitel über einen balzenden Flamingo, und einige Seiten später direkt in Folge der Entschuldigungsbrief des (fiktiven) Verlegers, welcher sich für den Fehler entschuldigt aber gleichzeitig einräumt, dass das statt dessen fehlende Kapitel sowieso völlig langweilig gewesen sei. Man muss, wenn man z.B. in der U-Bahn liest, wirklich aufpassen, dass man nicht überrascht die Augen aufreißt und laut loslacht, so absurd sind manche Szenen dargestellt.


ROWOHLTS ÜBERSETZUNG

Harry Rowohlt ist es wieder geglückt, das Buch im Sinne des Autors zu übersetzen, wobei natürlich einige Wortwitze nicht möglich waren und er diese umformulierte, dafür an passender Stelle andere Scherze einfügte. Ein gelungenes aber unübersetzbares Wortspiel hat er ausnahmsweise mit Fußnote erklärt (die Aufforderung "Duck", also "duckt Euch", als eine Ente angeflogen kommt). Während das erste Buch eine insgesamt trotzdem weitgehend fortlaufende Handlung hatte und vor allem die Charaktere aus Lamonisch an der Bibber einführte, ist der sechste Band vor allem geprägt von Wiederholungen und freien Versen teils in Reimform sowie sehr viel Lautmalerei.


SCHWÄCHE DES 6. BANDES

Zugegeben, dabei hat Andy Stanton ein wenig übertrieben. Wiederholung mag ein Stilmittel der Nonsensliteratur sein, trotzdem sollte sie maßvoll angewendet werden. Als der stinkende Fiesling Willi Wilhelm III ff das erste mal (nicht) auf einem magischen Einhorn einherreitet, mag man noch losprusten bei der Vorstellung, das zweite Mal schmunzelt man, aber spätestens beim sechsten oder siebten Mal ist es wirklich genug. Außerdem gibt es im Buch diesmal fast keine Handlung, sie erschöpft sich bereits in der Inhaltsangabe des Klappentextes. Doch sie wird enorm in die Länge gezogen durch die freien Verse, die sich teils über 6 oder mehr Seiten erstrecken, jedoch einen Inhalt widergeben, der in einem Satz abgeschlossen wäre und teilweise nur aus sich wiederholenden Lautmalerei besteht. Während im ersten Band die Darstellung einzelner Worte wie BUMM, WATSCH, WACK etc lustig war, wurde auch diese Möglichkeit etwas über Maß strapaziert (wenngleich es einige wirklich witzigen Momente gibt wie etwa KA-WUMM, KA-BLAMM, KA-PITELENDE!). Das "Schnatter! Schnatter! Schnatter! Schnatter! Schnatter! Schnie!" des Affen ist gefühlt auf beinahe jeder dritten Seite zu lesen, was bei der sowieso schon geringen Textmenge (teils nur 5 bis 10 Zeilen) pro Seite einfach zuviel ist, man fühlt sich als Leser doch etwas um den Inhalt betrogen.


TEXTBEISPIELE

Mit einem schrecklichen Geruch nach verbranntem Gummi und Lebkuchen drehte sich das Taxi mitten auf der Straße im Kreise und im Kreise und im Kreise. Ein Vorderrad ging ab, flog erst ins Ober-, dann ins Unterhaus und würde zufällig für die nächsten zehn Jahre Premierminister. (S. 150)

Sie waren die ganze Nacht gereist, aber jetzt erhob sich die Sonne über dem Meer, blendend in ihrer Herrlichkeit, wie die größtvorstellbare Pampelmuse, die sich aus ihrem Nest aufschwingt, um auf Zuckerjagd zu gehen. (S. 169)

Er war ein beängstigender Klumpen von einem Heini, Gesicht und Hirn über und über mit Furunkeln übersät. An seinem linken Arm hatte er eine lange Narbe aus der Zeit, als er noch Stacheldrahtvertreter gewesen war, und eine seiner Hände war aus Messing, Folge eines schrecklichen Unfalls, in den eine Kettensäge, etwas Zwei-Komponenten-Kleber und eine Messinghand verwickelt gewesen waren. (S. 40)


FAZIT

MR GUM ist eine grandiose Reihe, die absoluten Kultfaktor hat. Harry Rowohlt hat ein Händchen für herausragende Literatur und drückt ihr im Deutschen seinen ganz eigenen Stempel auf, man kann gar nicht anders als begeistert zu sein. Trotzdem ist DER FETTIGE INGO ein eher schwächerer Band der Reihe, der durch zu viele Wiederholungen und unnötige Längen auffällt. Was soll ich nun bewerten - die Sprache, die Idee, Rowohlts Genie? Oder einfach nur die Geschichte selbst? Na, ganz einfach:

Wertung:
15 von 10 Zitronenbaisers für die Übersetzung und
5 von 10 Pferde, die Rosinen in den Weltraum schnipsen für die Geschichte
ergibt summa summarum 3,7 von 5 Hunden, die keine Anrufe entgegennehmen ;-)

SaschaSalamander 02.07.2012, 08.41 | (0/0) Kommentare | PL

Sie sind ein schlechter Mensch, Mr Gum

INHALT

Mr Gum ist ein alter Ekelbatzen, fies und gemein. Alles an ihm und um ihn herum strotzt vor Hässlichkeit, nur sein Garten ist wunderschön. Denn in Mr Gums Badewanne lebt eine Fee, die täglich den Garten kontrolliert und Mr Gum zur Strafe mit der Bratpfanne verdrischt. Eines Tages kommt Jakob der Hund und beginnt regelmässig das Grün zu verwüsten, also muss Mr Gum zur Tat schreiten. zu einer fiesen, gemeinen Tat. Die kleine Polly möchte Jakob retten, aber was kann ein kleines Mädchen alleine schon gegen diesen Fiesling tun?


NONSENS

Um das Buch zu beschreiben, möchte ich vorab erklären, dass es sich um Nonsense-Literatur handelt. Ich liebe dieses Genre, leider gibt es viel zu wenige intelligente Bücher dieser Art, allen voran ALICE IM WUNDERLAND von Lewis Carroll, gegenwärtig denke ich z.B. an die EDDIE DICKENS Trilogie von Philipp Ardagh oder OTTOLINE von Chris Riddell. Diese Werke zeichnen sich unter anderen dadurch aus, dass es eben non-sense ist, also keinen Sinn ergibt. Der Autor schreibt unlogische Dialoge, erfindet neue Wörter, zieht unpassende Vergleiche aus dem Hut und widerspricht sich sogar selbst. Warum? Was der Sinn davon ist? Nein, zu sagen "das macht keinen Sinn" wäre unpassend. Indem der Autor den Dingen ihren gewohnen Sinn entzieht, wird die Phantasie angeregt, rein passiver Konsum ist kaum möglich, man ist zum Mit- und Umdenken gezwungen. Wie reich der Mensch, der sich vom Erwarteten lösen kann und an das Unmögliche glaubt



AUFBAU

Zurück zu Mr. Gum. Es ist schwer, etwas an diesem Buch konkret zu benennen, denn dazu müsste es ja einen vergleichbaren Sinn ergeben. So ist also auch der Handlungaufbau schwer zu beschreiben. Der Autor hält sich nicht mit wichtigen Details auf, bewahre! Er verliert sich in seinen Ausschweifungen und Belanglosigkeiten, und trotzdem gelingt es ihm irgendwie, die Handlung voranzutreiben und eine Art Showdown zu gestalten. Abzusehen ist das Ende lediglich insofern, als ein Kinderbuch in der Regel positiv endet, doch ansonsten kann sich der Leser auf jede Menge Überraschungen gefasst machen. Und wenn das Buch vorbei ist, wird auf mehreren Seiten angekündigt, dass keinesfalls eine Bonusgeschichte folgen wird, die am Ende natürlich dennoch folgt.


CHARAKTERE

Auch die Charaktere sind abstrus. Etwa ein Mädchen namens Peter. Friday O Leary, der am Ende des Satzes immer sagt "die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser". Die Fee mit der Bratpfanne. Der Geist des Regenbogens. Ganz zu schweigen von dem Mädchen namens "Jammy Grammy Lammy F´Huppa F´Huppa Berlin Stereo Eo Eo Lebb C´Yepp Nermonica Le Straypek De Crespin De Crespin De Spespin De Vespin Die Schupp die Wupp de Brönckel Frohe Weihnachten Lenoir" (Freunde dürfen sie Polly nennen, deswegen ist jeder gerne mit ihr befreundet). So wunderlich sie alle sein mögen, eines ist gewiss - gut ist überaus gut, und böse ist böse. So böse, dass es keine Zauberschokolade isst aber dafür Popel.


ZEICHNUNGEN / BUCHGESTALTUNG

Die Reihe um Mr Gum spielt mit Sprache, Sprache wird jedoch auch als optisches Mittel genutzt. Daher hält sich die deutsche Gestaltung nahezu identisch an das Original von Stanton. Die Seite ist nur zu einem knappen Drittel mit Sätzen gefüllt, manchmal bleibt dieser Platz frei, häufig bietet er Raum für Zeichnungen oder hervorgehobene Wörter, die in zigfach vergrößerter Schrift und anderem Schriftsatz (teils wie von Hand gekrakelt) zu lesen sind. Gelegentlich werden Lieder nicht auf Zeilen sondern in Wellenlinien geschrieben. Zudem sind die Seiten des Buches nicht weiß sondern mit grauen Flecken übersät. Einige Male erwischte ich mich dabei, wie ich in Gedanken über die Seiten strich, um den vermeintlichen Staub abzuwischen.

Die Zeichnungen sind witzige Kritzeleien, immer passend zum Inhalt des Buches. Für die deutsche Version wurden einige Dinge geändert, da die Bilder häufig Worte enthalten (etwa die Beschriftung der Milchflaschen, das Städteschild am Bahnhof etc). Tazzyman verleiht der Geschichte eine weitere witzige Note, die die Bücher zu etwas ganz Besonderem macht.


SPRACHE / ÜBERSETZUNG

Übersetzen ist eine Kunst für sich. Doch wie soll man etwas übersetzen, das aus Wortschöpfungen, Wortspielen und ungewöhnlichen Satzkonstellationen besteht? Ich war gespannt auf die Umsetzung und habe mir deswegen sowohl die englische als auch die deutsche Ausgabe gekauft, um diese miteinander zu vergleichen. Und ich bin begeistert:

Harry Rowohlt ist dieses Kunststück hervorragend gelungen, er hat die Eigenheiten Stantons aufgefangen und mit seinem ihm eigenen Stil ins Deutsche übertragen, ohne den Grundton des Buches zu verändern. Manches Mal musste er dafür Sätze umstellen. Einige Wortwitze fielen leider unter den Tisch, dafür hat er an passenden Momenten eigene Feinheiten eingebaut, die widerum in der englischen Sprache nicht möglich gewesen wären. Auch er kreiert Wortneuschöpfungen, wendet Lautmalerei an und spielt mit der Sprache. Zudem verwendet Rowohlt gerne alte, teils fast ausgestorbene Worte udn spielt mit ihnen, was dem Text einen ganz eigenen Reiz verleiht. So wird aus "fürbass" (vorwärts, voran) das Verb "fürbasseln" (vorwärtsgehen). Auch begegnet man so herrlich seltenen Wörtern wie "kabolzen" oder "schlumpeln", für Sprachfreunde sind Rowohlts Übersetzungen wie üblich ein Festmahl.

Sowohl im Englischen wie auch im Deutschen sprudelt der Text über von kreativen Ideen, und MR GUM ist eines der wenigen Bücher, bei denen die Entscheidung "Original oder doch lieber Übersetzung" viel zu schwer fällt.


ZIELGRUPPE

MR GUM ist ganz klar ein Kinderbuch und kann bedenkenlos auch vorgelesen werden. Und trotzdem ist es auch ein Buch für die Großen, denn hier können Alt und Jung gemeinsam lachen. Die Kinder über so schräge Vorstellungen wie eine Fee, die mit ihrer Bratpfanne in der Badewanne lebt, Erwachsene über das kongeniale Sprachgenie von Stanton und Rowohlt. Außerdem - wer geistig jung bleiben will, der macht es wie die Herzogin aus ALICE IM WUNDERLAND: "ich denke schon vor dem Frühstück an sechs unmögliche Dinge". Das Buch ist einfach für alle geeignet, die Spaß haben an folgenden Sätzen:

Jakob war eins dieser großartigen Tiere, die weder Furch noch Zögern noch das Rezept für Rühreier kannten. (S. 110)

Er kratzte nachdenklich seinen Bart, nicht den Bart, der auf seinem Kinn wuchs, sondern einen Ersatzbart, der an der Wand wuchs und den er von Zeit zu Zeit zum Kratzen benutzte. (S. 56)

Die Raupen waren so froh, ihn zu sehen, dass sie sofort zu Schmetterlingen metamorphosierten. Eine der Raupen war sogar so froh, dass sie zu einem Esel metamorphosierte. Die Maulwürfe quiekten, und die Schmetterlinge brüllten vor Vergüngen. (S. 113)

Er tanzte einen grausamen Freudentanz wie ein gehässiges Flaschenteufelchen, welches am 1. Weihnachtstag auf alle Geschenke gerotzt hatte. (S. 86)

Mr. Gum hatte keine Zeit, kurz herinzuschauen [...]. Er hatte wichtigere Igel zu kämmen. (S. 78)


FAZIT

MR GUM strotzt nur so vor Einfallsreichtum und Lebensfreude, und niemand hätte das Buch besser übersetzen können als Harry Rowohlt. Wer sich davon also nicht begeistern lässt, ist selbst schuld ;-)

Wertung: 127,538 von 12,539 Schmetterlingen, die triumphierend ihre kleinen Fäuste in den Himmel recken

stanton_gum01engl_1.jpg  

SaschaSalamander 27.06.2012, 09.18 | (0/0) Kommentare | PL

Die 30 besten englischen Kinderlieder

kinderlieder_1.jpg>DIE 30 BESTEN ENGLISCHEN KINDERLIEDER< ist eine kleine Sammlung aus der Reihe "die besten 30 -Lieder". Da gibt es Bewegungslieder, Partylieder, klassische Kinderlieder, und in diesem Fall eben typisch englische Songs. Eine nette Idee, die mir als Erwachsenem genauso gefiel wie wohl auch den Kindern.

Englisch als Sprache wird immer häufiger, und gerade junge Menschen lernen Sprachen einfacher als später die Erwachsenen. Spielerisch mit Musik und Spiel wird oft schon im Kindergarten der erste Weg zum Lernen einer Fremdsprache gelegt, und diese CD ist dafür eine nette Ergänzung. So gibt es Aktionslieder wie etwa IF YOU´RE HAPPY (clap your hands / stomp your feet etc) oder HEAD, SHOULDERS, KNEES AND TOES, lehrreiche Lieder wie ABC, Lieder zum Zählen wie FIVE LITTLE DUCKS oder PETER HAMMERS oder international bekannte Songs wie OLD McDONALD HAD A FARM, auch klassische Texte wie HUMPTY DUMPTY dürfen nicht fehlen. Und der Spaß kommt mit lustigen Titeln wie A HOLE IN THE BUCKET oder I´M A LITTLE TEAPOT und anderen natürlich nicht zu kurz.

Als Erwachsener habe ich es ebenso genossen: ich fand es spannend, wie bekannte Lieder in unterschiedlichen Ländern gesungen werden, etwa die Melodie von "es regnet, es regnet, die Erde wird nass" ist hier mit anderem Text (ebenfalls ein Regenlied, aber anderer Kontext) zu hören. "Bruder Jakob", dachte ich, sei international überall gleich (ich denke an "Frere Jaques" aus Frankreich), aber hier ist die Melodie, ebenfalls als Kanon, mit dem Text I HEAR THUNDER zu hören. Dann kamen natürlich viele Erinnerungen auf, von einigen Liedern kennt man aus dem Alltag nur die Melodie, sei es aus der musikalischen Früherziehung oder weil sie in den Medien immer wiederkehren (ein solcher Klassiker ist zum Beispiel TWINKLE, TWINKLE, LITTLE STAR, dem man immer wieder begegnet). Wieder andere Songs waren mir komplett unbekannt, sodass es auch für mich noch einiges zu entdecken gab.

Die Songs sind nett eingespielt von Simone Sommerland, Karsten Glück und den Kita-Fröschen, die Stimmen sind angenehm und sehr gut zu verstehen, die Aussprache ist klar und deutlich. Die Musik selbst klingt für mich leider ein wenig steril, erinnert mich an meinen Keyboardunterricht: Rhythmus einstellen, automatischer Beat im Hintergrund, und dann straff durchgezogen ohne Punktierung, Betonung, künstlich und unpersönlich. Es wird nicht am Tempo variiert, auch die Lautstärke bleibt weitgehend gleich. Aber gut, es ist kein klassisches Werk mit Dirigent und persönlicher Interpretation, es ist eine Kinderliedersammlung, und dafür ist es okay und gerade richtig: die Kinder lernen den Rhythmus, können prima folgen und vermutlich schneller mitsingen als die Großen. Eine ganze CD am Stück ist dann aufgrund dieser Machart ermüdend, aber das dürften für Erwachsene wohl alle Kinderlieder-CDs sein ;-)

Auch, wenn ich mich jetzt womöglich oute, aber - ich lasse einige der Songs für unterwegs auf meinem Player. Heute früh auf dem Weg zur Arbeit habe ich die CD gehört, und das war richtig aufbauend. Witzig, zum Munterwerden, und ich ertappte mich einige Male dabei, wie ich mit dem Fuß mitwippte und am liebsten dazu getanzt hätte. Genau das Richtige, wenn man an einem grauen Tag noch nicht richtig wach ist und ein wenig gute Laune braucht. Meine Arbeit startete ich heute mit einem Lächeln im Gesicht.

SaschaSalamander 12.06.2012, 09.20 | (0/0) Kommentare | PL

Die besten 1-2-3 Minutengeschichten

mai_minutengeschichten_1.jpg31 Kurzgeschichten und 6 Melodien mit dem Titel "Blauer Traum" erwarten die jungen Hörer auf der CD "die besten 1-2-3 MINUTENGESCHICHTEN".

Der Autor hat inzwischen so viele Bücher  veröffentlicht, dass er in jedem Kinderzimmer zu finden sein dürfte. Kurzgeschichten, Reihen, Sachbücher, Jugendliteratur, Aufarbeitung berühmter Märchen und Geschichten. Eine Nennung einzelner Titel würde zu weit führen, deswegen an dieser Stelle am besten ein Link zu >Wikipedia<, wo man mehr über ihn,  seine Veröffentlichungen und die zahlreichen Auszeichnungen erfährt.

Das Besondere an dieser CD: sie ist keinem Thema untergeordnet. Dadurch ist die Palette der Geschichten dieses Mal besonders breit gefächert, und auch der Grundton der einzelnen Titel ist von Track zu Track unterschiedlich. Schüler tauschen die Inhalte ihrer Zuckertüte. Eine junge Eule findet einen Spiegel. Ein Riese wird von Zwergen überwältigt. Ein Mädchen beobachtet Mitschüler beim Stehlen. Ein Junge auf dem Spielplatz spielt mit ihm bis dahin fremden Kindern. Ein Baum wird gefällt. Mal märchenhaft und fantastisch, mal mitten aus dem Alltag der Zielgruppe im Alter um die 6 Jahre, mal Mensch, mal Tier, mal Märchenfigur. Mal bringt der Autor die Kinder zum Lachen, mal regt er sie zum Nachdenken an. Und manchmal erzählt er einfach nur, ohne Pointe, ohne etwas Besonderes, einfach nur um zu zeigen "Du bist nicht alleine, auch andere Kinder haben schon Ähnliches erlebt".

Angenehm finde ich die Grundhaltung der Geschichten. Manfred Mai wackelt nicht mit dem Zeigefinger. Sondern er erzählt und stellt manchmal sogar die Frage, was das Kind nun tun soll. Als Tamara ihre Mitschüler beim Stehlen beobachtet, möchte sie es melden, doch ihre Freundin bekommt Angst und rennt weg, Tamara ist nun alleine. Was soll sie tun? Der Autor gibt keine Antwort darauf. Er zeigt, dass es nicht immer eine perfekte Lösung gibt, und er regt dazu an, dass die Kinder sich mit ihren Eltern und Freunden darüber austauschen.

Auch predigt er nicht, was falsch und richtig ist im Umgang miteinander. Dafür erzählt er in herrlich einfachen Worten den Wert der Freunschaft: die Mutter weist ihren Sohn darauf hin, dass die Kinder, mit denen er spielen möchte, kein einziges Wort Deutsch können. Er spielt trotzdem mit ihnen. Und als er seiner Mutter davon erzählt, ist er begeistert, wie schön es mit ihnen war, denn Spielen und Lachen ist international. Auf diese Weise vermittelt der Autor spielerisch Werte, ganz nebenbei und herrlich einprägsam.

Für Erwachsene ist dieser Titel weniger geeignet, da die Geschichten sich doch zusehr von der Erlebniswelt älterer Leser / Hörer unterscheidet. Zuckertüte, Hausaufgabe, Spielplatz. Wer selbst Kinder hat, wird sie gerne mit seinen Kleinen zusammen anhören. Und für kinderlose Erwachsene sind die Geschichten ja auch nicht geschrieben ;-)

Die Sprecher nehmen sich angenehm zurück und lassen die Geschichten in den Vordergrund treten, sie sind gut für diese CD gewählt. Die Instrumentalstücke gehen angenehm ins Ohr und lockern die Erzählungen ein wenig auf.

DIE BESTEN 1-2-3 MINUTENGESCHICHTEN ist eine Sammlung für Kinder, ideal als kleines Bonbon zur Belohnung zwischendurch. Oder als nette Geschichten zum Einschlafen oder Nebenbeihören. Pädagogisch wertvoll und "trotzdem" spannend ;-)

SaschaSalamander 23.04.2012, 08.16 | (0/0) Kommentare | PL

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