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Blogeinträge (Tag-sortiert)
Tag: Biographie
Ach so ist das Band 2
SaschaSalamander 05.12.2018, 09.48 | (0/0) Kommentare | PL
Der Ruf der Stille
SaschaSalamander 18.05.2018, 14.18 | (0/0) Kommentare | PL
Geboren als Frau - Glücklich als Mann
SaschaSalamander 01.01.2015, 09.41 | (0/0) Kommentare | PL
Und dann kauf ich mir eine Vespa
SaschaSalamander 23.07.2014, 09.07 | (3/3) Kommentare (RSS) | PL
Getrieben
Ende letzten Jahres lernte ich den Autor >Andreas Altmann< in seinem damals neuen Werk >DAS SCHEIßLEBEN MEINES VATERS< kennen, habe hier und da Beiträge und Artikel von ihm gelesen, auch das Buch >TRIFFST DU BUDDHA, TÖTE IHN< hat mich sehr angesprochen. Inzwischen liegen weitere Bücher von ihm in meinem Regal und warten auf mich. Sogar eine >Lesung< mit ihm durfte ich besuchen, die mir sehr dabei half, einen Zugang zu diesem doch recht ungewöhnlichen Schriftsteller zu gewinnen.
Seine Biographie hier zusammenzufassen würde den Rahmen sprengen, Altmann spricht am besten für sich selbst, man lernt ihn über seine Bücher kennen. Durch seinen schonungslos offenen Stil gewährt er dem Leser nicht nur Einblick in fremde Länder und neue Erfahrungen, sondern auch in seine Gedankenwelt, sein Innerstes. Das Lesen eines seiner Bücher ist eine Begegnung mit dem Menschen Altmann und eine berauschende Erfahrung.
Der >Solibro-Verlag< hat sein Werk >GETRIEBEN< von 2005 zu meiner großen Freude neu aufgelegt und sich zur Vertreitung des Titels auch an einer Aktion bei >BloggDeinBuch< beteiligt. Daher freue ich mich, nun auch dieses Buch in den Händen zu halten und Euch vorzustellen.
INHALT, AUFBAU
In GETRIEBEN lässt Altmann den Leser an den unterschiedlichsten Erfahrungen teilhaben. Er gibt Schreibtipps, erzählt von Potenzproblemen, Versicherungsbetrug, homosexuellen Selbstversuchen, vielfachem Diebstahl, dem Reiz unerreichbarer Sehnsucht und der für ihn nicht erfüllenden greifbaren Liebe, singt ein Loblied auf die deutsche Sprache, wettert in auszugsweise veröffentlichten Briefen gegen Redakteure. Manche seiner Texte sind gerade einmal drei Seiten lang, andere dreißig. Zwar sind die Erzählungen inhaltlich grob strukturiert, dennoch passen viele seiner Beiträge auch in andere Kategorien, es gibt keinen konsequenten roten Faden abgesehen von dem steten Drang nach Erfüllung. Wer Altmann als Reiseschriftsteller schätzt und ausschließlich von fernen Ländern lesen möchte, der wird hier enttäuscht werden, von Reisen erzählt er hier kaum. Dieses Buch richtet sich vielmehr an Menschen, die das Leben ausschöpfen wollen. Wofür anderen der Mut fehlt - Altmann riskiert, lebt und teilt es. Durch ihn kann der Leser neue Erkenntnisse sammeln und über Dinge staunen, über die andere nur hinter vorgehaltener Hand sprechen. Tabulos und direkt, ungeachtet der Moral unzähliger Gutmenschen. Er kostet das Leben aus, ist getrieben vom Kick nach Neuem, nach Abenteuer und Freiheit, und davon handeln seine Worte.
SPRACHE, STIL
Wie auch im Leben vermeidet er in seinem Schreiben das Gewöhnliche. Seine Sätze empfinde ich als Erotik, als Lust, und wie diese sind sie schmeichelnd, lüstern, zärtlich, verheißungsvoll, abwechslungsreich, manchmal auch dreckig, wild, ungestüm, verdorben, grenzüberschreitend, provokant. Altmanns Sprache ist Tango mit der Geliebten, durchdrungen von Feuer und Leidenschaft. Doch anders als viele Autoren ist er dabei nicht vulgär, sondern setzt den verbalen Dirty Talk als Stilmittel ein, um seine Aussagen zu betonen und den Leser ganz persönlich zu treffen. Er öffnet sich, gibt sich exhibitionistisch, und er erwartet vom Leser ebensolche persönliche Beteiligung, buhlt um seine Aufmerksamkeit.
Für mich sind Bücher gut, wenn sie mindestens unterhalten oder bereichern. Altmann gelingt beides. Ich teile seine Meinungen nicht, würde selbst oft anders halten und kann viele seiner Taten nicht gutheißen. Doch gerade deswegen liebe ich seine Bücher: weil sie mir eine neue Denkweise aufzeigen, weil sie mich über meinen Horizont hinaustragen und mir seine Welt zeigen, die so völlig anders ist als meine.
FAZIT
GETRIEBEN ist das Portrait eines rastlosen Mannes, es ist die Gier nach der Fülle des Lebens. Ich könnte Altmanns Buch nicht besser zusammenfassen als er es mit einem Zitat von André Gide selbst sagte: "Ich will dabei sein, und koste es das Leben".
Wertung: entfällt, da ich mir nicht anmaße, die intimen Gedanken eines Menschen zu beurteilen, gleich in welcher Form sie dargeboten werden.
SaschaSalamander 30.10.2012, 09.17 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Blind Date mit dem Leben
Ich weiß nicht mehr, wodurch ich auf das Buch MEIN BLIND DATE MIT DEM LEBEN von Saliya Kahawatte aufmerksam wurde. Da er aber buddhistisch orientiert ist, vermute ich, dass ich irgendwo in einer meiner Zeitschriften oder in einem Buch darauf gestoßen bin. Jedenfalls bin ich froh, über dieses Buch gestolpert zu sein, es hat mich sehr bewegt und bereichert. Und noch vor dem Lesen habe ich mit Freunden bereits darüber diskutiert. Erzählte ihnen vom Buch, und wir kamen ins Gespräch "ja, warum hat er das keinem gesagt" oder auch "wie ist das denn möglich, so etwas geht gar nicht", und so ergaben sich schon vor der Lektüre viele Fragen, sodass ich umso gespannter wurde, wer dieser Mensch ist und was ihn antrieb.
Vorab zum Inhalt: Als Spoiler empfinde ich es hier nicht, was ich schreiben werde, denn auch auf seiner Homepage, in Fernsehberichten etc hat man schon einiges über ihn gehört bzw kann viel über ihn finden. Eine Biographie bzw einen Erfahrungsbericht kann man meiner Ansicht nicht spoilern. Wer anderer Ansicht ist, der sollte den Abschnitt "Lebenslauf" bitte überspringen und erst bei "Aufbau" weiterlesen. Wer mehr über den Autor wissen möchte: >Seine Homepage<, >sein Blog<, seine Firma >minusVisus< und ein Interview in >Zibb<.
LEBENSLAUF
Was er beschreibt, ist sein Leben. Und einige Male musste ich innehalten und es auf mich wirken lassen. Sähe ich einen fiktionalen Film, würde ich den Drehbuchautoren ersteinmal mäßigen: "das ist zu viel, das kauft Dir keiner ab, bleib mal auf dem Teppich und sei realistisch". Aufgewachsen als Kind eines singhalesischen Adels, um die gesamte Welt gereist, er speiste im Dschungel, er erlebte auf dem Gut seiner Familie arbeitende Kinder, bereiste ferne Länder, er hat bis zu seinem 15ten Lebensjahr mehr gesehen als mancher Mensch in seinem ganzen Leben. Dann der Beginn der Netzhautablösung, vom Vater fallengelassen, Trennung der Eltern und vom reichen Sohn plötzlich zum Jugendlichen ohne jegliche finanzielle Unterstützung auf Sozialhilfe, ohne Hoffnung, doch er strebt ein normales Leben an, boxt sich durch, verheimlicht seine Krankheit, belügt seine Freunde ebenso wie seinen Arbeitgeber und die Kollegen, macht eine Lehre, ja eröffnet sogar nebenher bald ein eigenes Restaurant. Und dann die Diagnose Krebs, Chemotherapie, er springt dem Tod von der Schippe. Doch die Lügen, die Mehrfachbelastung durch Arbeit, eigenes Restaurant, Krankheit fordern Tribut, und es folgen Drogen, Alkohol, Medikamentenmissbrauch. Und dann aufgrund der Chemotherapie ein Hüftleiden, OP, künstliches Hüftgelenk, reguläres Arbeiten ist nicht mehr möglich, es ist die Zeit gekommen, die Lügen zu beenden, doch vom Amt hagelt es nur niederschmetternde Aussagen: "nicht auf dem normalen Arbeitsmarkt", "behindert", "Einrichtung". Das will er nicht akzeptieren, bewirbt sich an einer Uni, scheitert, es folgt ein Suizidversuch. Später wendet er sich an die Presse, nimmt den Studiengang wieder auf, bis er dann eines Tages angesprochen und um Coaching gebeten wird, was nun sein neues Arbeitsfeld ist. Nein, für ein Drehbuch zu unrealistisch. Doch das Leben hält sich nicht an Drehbücher, und nur so sind Lebensläufe wie der von Saliya Kahawatte möglich.
AUFBAU
Das Buch liest sich in seinem Stil sehr flott und ebenso spannend wie ein Roman. Der Autor hat es strikt gegliedert in verschiedene Abschnitte seines Lebens. Dabei geht jedem Kapitel eine Betrachtung der Gegenwart voraus, in der er von seinem jetzigen Leben schreibt sowie seine heutige Sichtweise des damaligen Geschehens. Es folgen ein, zwei Abschnitte aus der Vergangenheit, klar nach Jahreszahlen und Lebensereignissen geordnet. Dann das nächste Kapitel. Ein strikter, klar geregelter Aufbau, so wie auch sein Leben und Tagesablauf heute geordnet und gut geplant ist. Die Worte für die Kapitelüberschriften sind klar, direkt, energisch. Er beschreibt im Laufe des Buches, warum er so klar reglementiert in seinem Leben vorgeht, ich finde es gut beschrieben und nachvollziehbar, es ist das was er braucht. Und, offen gesagt, mir ist das sympathisch, er hat seine Grundsätze nicht einfach aus dem Ärmel geschüttelt, sondern er hat sie sich erarbeitet und lebt nun danach, er weiß was er will und braucht. Noch vor dem Lesen fiel mir das sehr deutlich auf, und dieses Selbstbewusstsein zieht sich durch das gesamte Buch.
ERZÄHLWEISE
Was mich unglaublich fasziniert ist die bildreiche, lebendige Erzählung des Autors. Mag er auch selbst nicht mehr sehen können, so erzeugt er beim Gegenüber dafür umso klarere Bilder. Seine Schilderung beispielsweise vom Urlaub bei der "Dschungeloma", die Besuche bei seinem Freund Thuya, alles war so farbenreich wie ein 3D-Film. Die Rituale im Tempel, die Pilgerreisen, das Schlafen auf den Strohmatten, das Essen im Dschungel und die Besonderheiten des "Geschirrs" und "Abwaschs", ich meinte im Tempel die Räucherstäbchen zu riechen und vor mir spazierten greifbar die Elefanten bei der Hochzeit. Kahawatte hat ein sehr gutes Gespür für die Wirkung seiner Worte, sie wirken charismatisch und fesselnd. Auch die Beschreibung, wie er das erste Mal bei einem Coaching etwas versuchte greifbar zu machen und darzustellen, war sehr anschaulich. Selbst habe ich ihn nicht erlebt, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Menschen an seinen Lippen hängen, wenn er spricht.
In seiner Schilderung ist er stets klar und direkt. Er schmückt das Gesagte aus, verschwendet aber keine unnötigen Worte, verliert sich nicht in belanglosen Schilderungen. Er kommt sofort zum Punkt und reduziert seine Aussagen auf das Wesentliche. Am Text erkenne ich einen Menschen, der zielstrebig seinen Weg geht und sehr viel reflektiert. Er beschönigt auch nichts, steht klar zu dem, was er getan hat, beschreibt sich auf S. 69 sogar selbst als "armselige, heruntergekommene Gestalt". Er sucht keine Entschuldigung, heute ist er aufrecht und sich seiner selbst bewusst.
DER MENSCH HINTER DEM TEXT
Anfangs war ich erstaunt, wie es das möglich ist: ein solch reflektierter, durch und durch reifer Text. Und dann ein solch unreifes Verhalten. Warum all diese Lügen? Ich konnte verstehen, dass er nicht als behindert gelten wollte, dass er kein Mitleid wollte. Doch warum sich selbst so viele Dinge erschweren, wo es doch so viele hilfreiche Möglichkeiten gibt, die sehbehinderten Menschen den Alltag erleichtern? Warum sogar in einer Beziehung monatelang die Partnerin belügen? Das war für mich der Punkt, der einen Teil der Spannung ausmachte, denn ich fragte mich, ob und wann der Knackpunkt kommen würde, der diesen für mich nicht erklärbaren Widerspruch auflöste. Und hier möchte ich tatsächlich nicht spoilern, denn die "Auflösung" kommt. Wann und warum er lernte, die Dinge anders zu betrachten, wann er diese Hilfe (z.B. PC mit spezieller Software, Monitor zum Lesen von Texten) entdeckte und wann er begann, sich selbst zu reflektieren. Als es soweit war, hatte ich eine Gänsehaut, ich spürte, was das für ihn bedeutet haben mochte und welch großen Schritt er in dieser Phase seines Lebens gegangen war, welche inneren Hürden er überwunden hatte.
Trotz der vielen Schicksalsschläge in seinem jungen Alter spürt man auf jeder Seite die Lebensfreude und die unglaubliche Power, die er jetzt ausstrahlt. Sein Lebenslauf ist keinesfalls Maßstab für die Allgemeinheit, denn so viel Ehrgeiz, Durchhaltevermögen und Energie haben nur wenige Menschen. Viele seiner Erkenntnisse und jetzigen Weisheiten hat er sich erarbeitet, doch die Kraft, die ihn dazu brachte, es überhaupt erst durchzuziehen, die hatte er schon von Kind an, eine starke Persönlichkeit, wie er sich selbst schilderte. Doch auch, wenn nicht jeder seine Probleme wie er sosehr in Gutes wandeln kann - seine Biographie ist Inspiration, sie macht Mut und zeigt, dass ein Mensch auch am tiefsten Punkt seines Lebens aufstehen und das Beste aus sich herausholen kann.
Er hatte viele Helfer, zu Beginn seine Schwester und Mutter, die mit ihm lernten und ihm den Schulabschluss ermöglichten. Später enge Freunde und Weggefährten, mit deren Hilfe er die Ausbildung bestehen konnte, die ihn hier und da durch Prüfungen manövrierten und ihm hinter den Kulissen gelegentlich zur Hand gingen. Nur so gelang es ihm, eine normale Ausbildung im Gastronomiebereich zu absolvieren, ja sogar fast zum Leiter aufzusteigen, später ein eigenes Restaurant zu führen, in einem angesehenen Hotel zu arbeiten, einen riesigen Weinnkeller mit über 200 Sorten zu betreuen. Ihm wurde später bewusst, wieviel er diesen Menschen abverlangte, und seine Schlussworte mit dem Dank an seine engsten Freunde empfand ich als sehr bewegend, sie zeigten die tiefe Dankbarkeit hinter den Worten, es waren keine Phrasen, nicht die sonst üblichen Danksagungen am Ende eines Buches.
GESELLSCHAFTLICHE SITUATION
Sehr gut schildert er - nicht mit dem Holzhammer, eher nebenbei, wenn es sich in der Erzählstruktur ergibt - von der momentanen Situation sehbehinderter Menschen. Ein großes Problem sieht er in der Trennung von Behinderung und "normalem" Leben, von der Verortung des Problems in Einrichtungen. Gesunde Menschen, abgeschoben in eine eigene Welt, ohne die regulären Berufsmöglichkeiten, das ist etwas, das er nicht akzeptieren kann. Und ich muss ihm rechtgeben, denn es gäbe sehr viele barrierefreie Möglichkeiten im Alltag, die noch immer ungenutzt sind, einfach weil ... nun ja, ein sehr komplexes Thema, das hier den Rahmen sprengt. Ein Thema, mit dem ich mich beruflich wie auch privat schon häufig auseinandergesetzt habe und das noch sehr viel Handlungsbedarf in der Gesellschaft erfordert. Er bietet hier einige Denkanstöße. Geht stellenweise recht forsch vor, und was er verlangt ist teilweise etwas sehr hoch gegriffen, doch um das Mögliche zu erreichen, muss man das Unmögliche einfordern, und vielleicht wird eines Tages sogar das Unmögliche möglich, denn nur so ist eine vollständige Integration ohne Grenzen erreicht. Kahawatte hat sich noch einige Ziele gesteckt, und ich wünsche ihm von Herzen alles Gute für das, was er sowohl persönlich als auch gesellschaftlich noch alles vorhat :-)
FAZIT
Inspirierend und bereichernd. Ein Buch, dem ich unzählige Leser und einen großen Erfolg wünsche.
Wertung: Biographien, Lebensläufe und Erfahrungen erhalten von mir keine Wertung, das wäre vermessen ;-)
SaschaSalamander 31.08.2012, 15.05 | (0/0) Kommentare | PL
Toast
Der Film ist anders. Positiv anders. Die Handlung spielt im England der 60er Jahre, entsprechend die Musik, Kleidung, Frisuren, die Gestaltung des Films. Dabei weniger knallig, bunt und lebendig (ich denke bei "England" und 60er, 70er eher an Rockmusik), sondern eher ruhig, still, noch etwas altbacken und ländlich.
Was mir gefiel war der subtile Humor, die wirklich sehr gut gewählten Schauspieler und das ungewöhnliche Thema des Filmes, mit Essen kann man mich immer begeistern, auf diese Weise eine Biographie darzustellen war wirklich eine gelungene Umsetzung.
Schade fand ich allerdings den fehlenden Spannungsbogen. Es gab eine Handlung, ein Ziel, trotzdem wäre es mir jederzeit möglich gewesen, den Film zu pausieren, es drängte mich nicht unbedingt sofort weiterzusehen. An manchen Stellen zog es sich etwas in die Länge. Ich hätte mir gewünscht, dass man die ersten beiden Drittel stark rafft und dafür etwas mehr Gewicht auf das letzte Drittel legt. Doch der Großteil befasst sich mit der Kindheit, ein kleiner nur mit der Jugend. Und genau da, wo es dann spannend wird, hört der Film auf.
Auch hätte ich mir gewünscht, dass man etwas konkreter auf einzelne Chraaktere eingeht. Ja, mit Nigel fühlt man mit, dennoch empfand ich alles als recht distanziert und fand alle außer dem Jungen ziemlich blass. Bonham Carter spielt ihre Rolle großartig, doch statt ihrer Schauspielkunst und der Darstellung immer wieder mehr oder weniger sexy Posen hätte ich mir etwas mehr Gewicht auf ihre Rolle an sich gelegt, ich fand vieles widersprüchlich bzw nicht nachvollziehbar, klar ließe sich dies interpretieren, doch etwas mehr Info und etwas weniger Optik hätte dem gesamten Film gut getan.
Trotzdem, er hat mir sehr gut gefallen, ich habe ihn gerne gesehen und fand ihn erfrischend ungewöhnlich, ein Lob an die Macher. Mit der Bitte, das nächste Mal die Charaktere und den Plot etwas weniger zu vernachlässigen. Aber dennoch empfehle ich ihn gerne, denn man sollte ihn gesehen haben, einfach weil er positiv aus der Masse hervorsticht.
Wertung: 6,9 von 10 verbrannte Dosen mit Fertigessen
SaschaSalamander 29.08.2012, 08.20 | (0/0) Kommentare | PL
Kämpfe für Dein Leben
>Charly Graf< wurde 1951 in Mannheim geboren und wuchs als uneheliches Kind eines US-Soldaten und seiner alleinerziehenden Mutter auf. Von Beginn an war sein Leben geprägt von Ausgrenzung, Gewalterfahrung und Angst, er lernte im wahren Sinne des Wortes "sich durchzuboxen" und auf diese Weise Anerkennung zu gewinnen. Schnell wurde er von profitgierigen Trainern verheizt, rutschte ab in die Kriminalität, rappelte sich wieder auf, stürzte erneut, sein Leben eine einzige Achterbahnfahrt.
>Armin Himmelrath<, Jahrgang 1967, studierte Sozialwissenschaft und Germanistik, arbeitet unter anderem als freier Journalist und erarbeitete nun gemeinsam mit Charly Graf dessen Biographie.
AUFBAU, SPRACHE
Das Buch steigt ein mit einem Ausschnitt aus Grafs aktueller Arbeit mit Kindern, wirft den Leser mitten hinein. Erst danach beginnt die eigentliche Biographie und geht voran bis in die Gegenwart. Ein sehr schöner Rahmen, durch den KÄMPFE FÜR DEIN LEBEN an Struktur gewinnt und die spannende Frage aufwirkt, welche Schritte ihn von damals bis nach heute führten. Während ich bei Biographien auch schon eine recht chaotische Schilderung erleben musste, ist dieses Buch dagegen klar chronologisch aufgebaut. Durch sein ereignisreiches Leben enthält KÄMPFE FÜR DEIN LEBEN sogar einen Spannungsbogen, was in diesem Genre ungewöhnlich ist. Wer bisher nichts von Charly Graf wusste, bekommt eine Geschichte geboten, die kein Autor besser hätte erfinden können. Doch auch für Freunde des Boxsports ist das Buch spannend, es bietet Einblicke in die Welt hinter dem Profiboxer, hinter die Kulissen des Sports.
Dem Schreibstil ist leicht zu folgen, Graf und Himmelrath spielen sich gegenseitig gekonnt den Ball zu. Graf erzählt aus seinem Leben, schildert seine Eindrücke und seine Sicht. Himmelrath (seine Texte heben sich kursiv von denen des Boxers ab) schildert dagegen sachlich die offizielle Seite: wie nahmen die Medien diese einzelnen Stationen wahr. Dadurch bildet sich ein interessanter Kontrast aus dem inneren Erleben und der äußeren Darstellung; sehr gut wird deutlich, wie leicht die Presse einen Sportler nach oben pushen, ihn jedoch auch stürzen kann. Es ist bedrückend zu lesen, wiesehr diese Berichterstattung Graf bedrückte, seinen Lebensweg dadurch auch beeinflusste.
Obgleich Himmelrath Graf unter die Arme griff, mit ihm bzw für ihn schrieb, ist dennoch ein deutlicher Unterschied zwischen der Ich-Erzählung des Boxers und der Schilderung des Journalisten zu erkennen. Grafs Anteil enthält eine deutlich einfachere Sprache, kommt ohne Fachbegriffe aus (erfreulicherweise auch ohne Fachbegriffe des Boxsports, was für Leser wie mich ideal ist), driftet niemals ins Umgangssprachliche, lässt aber dennoch seinen eigenen Stil erkennen.
CHARLY GRAFS LEBEN
Graf berichtet schnörkellos und direkt. Er beschönigt nichts, er verlangt kein Mitleid, kein Verständnis. Er entschuldigt sich auch nicht, schreibt ohne Reue. Sondern er nimmt die Dinge so an, wie sie waren. Er kommt aus der untersten Gesellschaftsschicht, erlebte Diskriminierung, Ausgrenzung. Er klagt niemanden an, obwohl er allen Grund dazu hätte. Die Frankfurter Rundschau schrieb 1971 von seinem "gefährlichen Hang zum Halbwelt-Milieu" und seiner "Trainingsfaulheit", rückblickend meint Graf "damals fand ich, dass die Einschätzung eine bodenlose Frechheit war. Heute weiß ich, da war was Wahres dran".
Bewegt hat mich insbesondere, wie er ohne Scham von seinen Ängsten berichtet. Er wurde von den Liebhabern seiner Mutter geschlagen, einmal sogar hatte er solche Angst vor ihrem Geliebten, dass er die Mutter und den ihm fremden Mann nicht in die Wohnung ließ. Seine Mutter drohte ihm an, dass sie sich unter den Zug legen würde, wenn er die Tür nicht öffnete. Dann ging sie und kam nicht wieder, er suchte sie stundenlang an den Gleisen, bis sie später erst nach Hause kam. Eine kleine Episode, die keiner weiteren Worte bedarf und nichts rechtfertigt, nichts entschuldigt aber Vieles erklärt.
ACHTERBAHN
Geschlagen von den Liebhabern der Mutter, verheizt von egoistischen Trainern, Anerkennung erlebt im Rotlichtmilieu, musste er ins Gefängnis. Nachdem er eine Meuterei anzettelte, wurde er nach Stammheim verlegt, ein Hochsicherheitsgefängnis, wo auch der RAF-Terrorist Peter-Jürgen Boock inhaftiert war. Zwei Menschen, so verschieden wie zwei Menschen nur sein können. Graf trainiert Boocks Körper, und Boock gelingt, was kein Sozialarbeiter bisher vermochte: er zeigt ihm auf, wie wichtig es ist, nicht den Körper sondern auch den Geist zu trainieren. Bildung ist wahre Freiheit, und so beginnt der Boxer zu lesen, von Dostojewski über Faulkner und Hesse.
Doch der Stempel leuchtet auf seiner Stirn: Neger, uneheliches Kind, Benz-Baracken, Zuhälter, Krimineller, Unterschichtler. Es ist faszinierend, auf welch unrechte aber dennoch clevere Weise er dagegen ankämpfte, sich die Möglichkeit erschlicht, aus dem Gefängnis heraus zu trainieren und dann sogar einen Boxkampf zu initiieren. Ein Ding der Unmöglichkeit, doch es gelang ihm, und sosehr ich den Kopf schüttle über die Unverfrorenheit und die Lüge, sosehr bewundere ich insgeheim den Wagemut und die Dreistigkeit dieses Unterfangens. Es ist teilweise absurd zu lesen, mit welchen Mitteln er die Zeit im Gefängnis verbrachte, wie er Dinge zu seinem VOrteil drehte und andere für sich arbeiten ließ. Da wird ein Bordell schnell mal als Hotel deklariert, und ein Inhaftierter sitzt an der Seite des Gefängnisdirektors und trifft Entscheidungen über andere Mitgefangene. Wäre es ein Roman, so würde man ihn abstrafen als unrealistisch, an den Haaren herbeigezogen und völlig hanebüchen, doch was Graf schreibt, ist wahr, und es ist kaum zu glauben.
ARBEIT MIT KINDERN
Charly Graf ist auf jeden Fall ein Sympathieträger, und dieses Charisma ist im Buch deutlich zu spüren. Indem er sich selbst nicht schont, kommt er an Kinder heran, die von Lehrern und Sozialpädagogen bereits aufgegeben wurden. Er versteht die Ängste der Kinder, wie es andere Erwachsene nicht können. Sie fassen vertrauen zu dem Mann, der ohne Scham von seiner eigenen Angst erzählt und davon, dass Gewalt und Kriminalität lediglich Ausdruck der eigenen Hilflosigkeit darstellen. In der Talkshow des NDR sagt er "Aggressivität kommt von Lebensängsten". Um die Aggressivität abzubauen hilft also nicht die "Sozialpädagogenscheiße" (wie er es drastisch in seinem Buch formuliert, was mich schmunzeln ließ. So ungern ich es zugebe, aber als Sozialpädagoge muss ich ihm dennoch zustimmen), sondern die Bewältigung dieser Ängste. Sein Boxtraining ist mehr als nur ein schlagender Sport, es ist ein Wegweiser zu selbstbestimmtem Denken und Handeln, zu einem Leben in Freiheit ohne Angst.
Wäre KÄMPFE FÜR DEIN LEBEN ein Roman, so müsste ich ihm bescheinigen, dass dem Autor eine herausragende Charakterentwicklung voller Intensität und Komplexität gelungen ist. Da es eine Biographie ist, neige ich mein Haupt vor Charly Graf und zolle ihm meinen Respekt. Einmal dafür, wie er vom kriminellen Underdog den Schritt in ein neues Leben wagte, das dennoch geprägt ist von Enttäuschung, Einsamkeit und Armut, aber erfüllt von Stolz und Selbstbewusstsein. Aber vor allem dafür, dass er diese Erfahrungen nun weitergibt an Kinder, die in ihm ein Vorbild sehen. An Kinder, die durch ihn nun eine neue Chance bekommen.
Graf erzählt in knappen Sätzen von einzelnen Kindern, deren Lebenslauf schrecklich ist. "Es gibt Biographien, da habe ich keine Antwort". Wenn auch nur einem dieser Kinder geholfen werden kann, hat er ein Wunder gewirkt, und einige Male ist es ihm bereits gelungen.
FAZIT
KÄMPFE FÜR DEIN LEBEN ist ein Buch, das jeder Leser anders wahrnehmen wird. Biographie eines Sportlers. Das Märchen vom Underdog zum Helden. Die Zeit in Stammheim und die Begegnung mit Broock. Die Kriminalität im Rotlichtmilieu und der Ausstieg aus der Szene. Oder einfach nur ein packender Lebenslauf. Doch egal, aus welchem Grund man das Buch liest - es lässt niemanden kalt.
SaschaSalamander 28.06.2012, 09.09 | (0/0) Kommentare | PL
Eine besondere Perle
Biographien lese ich eher selten, viele sind recht trocken. Und die Leute, die mich interessieren, schreiben eh keine. Und dann noch die Biographie eines Sportlers? Zweimal nein! Eines Boxers? Dreimal nein!
Aber dieser Boxer war lange Zeit inhaftiert, und inzwischen arbeitet er mit verhaltensauffälligen Kindern. Zwei Themen, die für mich dann doch interessant sind, erst recht in dieser Kombination. Wie kam es, dass er sosehr abrutschte, was hielt ihn aufrecht, wie kam er wieder nach oben? Und mit welcher Einstellung trainiert er die Kinder, was kann er ihnen auf den Weg mitgeben? Ich warf also trotz meiner Bedenken einen Blick in das Buch und war überwältigt. Charlys Leben ist weit spannender, als jeder fiktive Roman es sein könnte! Seine Biographie wäre die perfekte Vorlage für einen Spielfilm im Stil von MILLION DOLLAR BABY und ähnliche des Genres, doch Charlys Geschichte ist wahr.
Am 12. Juni war die Erstausstrahlung der Doku CHARLY GRAF - EIN DEUTSCHER BOXER, am 4. August wird sie um 22.45 im NDR wiederholt. >Hier< kann man sich über den Film informieren. In einer >NDR-Talkshow< erzählt er einzelne Etappen seines Lebens, in der Sendung >DAS< war er ebenfalls zu Gast, bei den angegebenen Links kann man das jeweilige Video streamen. Ich empfehle unbedingt den Film am 4. August, denn das Buch ist sehr spannend, dennoch liest man nur von Charly (als Ich-Erzähler) und Armin (als Beobachter), im Film dagegen kommen z.B. auch Peter-Jürgen Boock (ehem. RAF-Terrorist, der ihm im Gefängnis ein guter Freund wurde), Thomas Classen (sein letzter Gegner im Ring, der ihm den Titel - zu Unrecht? - abrang), ein Ex-Promoter und viele andere zu Wort. Unbedingt sehenswert! :-)
SaschaSalamander 25.06.2012, 15.00 | (0/0) Kommentare | PL
Knast
AUFBAU
Die Kapitel in sich selbst sind übersichtlich, aber die Oberthemen sind bunt durcheinandergewürfelt. Das Thema "Arzt im Knast" ist aufgeteilt in I, II und II und immer wieder zwischen die anderen Kapitel eingestreut. Ansonsten ist alles recht durcheinander, der Alltag im Knast ist angesiedelt neben Erinnerungen an seine alte Heimat, die Typologie der Verbrecher findet sich neben den verschiedenen "Währungseinheiten". Von einem Spannungsaufbau kann, da es kein Roman ist, sondern sich um Erfahrungen handelt, weniger die Rede sein. Trotzdem ist ein gewisser Aufbau vorhanden: von beschaulichen Gedanken um Heimat und Bauernhof hin zum Eintritt ins Gefängnis, dem Alltag hinter der Mauer, die Menschen dort, nette Anekdoten und verzeinelte Fallbeispiele sowie die ersten Schritte als Gefängnisarzt, hin zu Themen wie Rechtsradikalismus, lebenslanger Haftstrafe, Tod und Sterben.
SPRACHE
Der Autor schreibt eingängig und flüssig, das Buch lässt sich flink lesen. Er redet nicht um den heißen Brei und nennt die Dinge beim Namen. Dadurch wirkt es in meinen Augen weder authentisch noch künstlich, es ist einfach sein Stil. Obwohl er Mediziner ist, verzichtet er auf einen gestelzten Fachterminus. Er beschreibt verschiedene Begriffe, die Außenstehenden erklärt werden müssen. So etwa das "Pendeln" von einem Fenster zum anderen, 200 g Kaffe im Glas als "Bombe", andere Leute zu verraten nennt sich "zinken".
RITUALE, KNASTALLTAG
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass er Begriffe und Rituale benennt, die wohl regional zu sein scheinen, etwa "jemandem eine Lampe bauen" oder das pflichtmäßige Händeschütteln der Kollegen untereinander. Aber gut, er kann nur schreiben, was er kennt, und zwei Anstalten an zwei unterschiedlichen Orten sind ebenso verschieden wie die Abteilungen Männer, Frauen, Jugend oder gar Kurz- und Langstrafen. Es ist nur ein kleiner Ausschnitt des Knastalltages, den er präsentieren kann, aber dies gelingt ihm spannend und aufschlussreich.
Er schreibt typische Merkmale, die ihm als Mitarbeiter sofort auffallen. Etwa der typische, markante Knastgeruch. Die Bedeutung eigener Kleidung für die Inhaftierten. Die Vor- und Nachteile von Einzel- und Gemeinschaftszelle. Er beschreibt, welche Bedeutung das Schließen hat: Umschluss, Aufschluss, Durchschluss, Einschluss, Nachtschluss, Vorschließen, Zuschluss. Nirgendwo anders finden sich so viele Worte allein für den Einsatz eines einfachen Schlüssels.
Das Gefängnis ist ein eigener Mikrokosmos, eine Welt für sich. Wer neu ist, sei es als Mitarbeiter oder Gefangener, wird als Nichtschwimmer ins eiskalte Wasser geworfen. Es heißt Schwimmen lernen oder untergehen. Dies beschreibt er anhand vieler Beispiele sehr anschaulich.
SEINE ROLLE ALS MEDIZINER
Bausch erzählt aus Sicht des Mediziners. Dabei bleibt er erfreulich locker, der Leser wird nicht mit medizinischen Fakten bombadiert. Seine Rolle als Mediziner nimmt er sehr ernst, und er sieht in den Gefangenen keine Mörder oder Vergewaltiger, sondern Menschen, die seiner Hilfe bedürfen. Das freut mich, das ist nicht selbstverständlich. Allerdings amüsiert mich ein wenig, dass jeder für sich wohl seinen Job als den wichtigsten ansieht, so auch er. Wenn man das Buch als Außenstehender liest, kommt man zu dem Schluss, dass die Aufgabe des Arztes die wichtigste und verantwortungsvollste ist. Der Arzt als absolute Vertrauensperson, der mehr über das Leben der Gefangenen erfährt als alle anderen Mitarbeiter zusammen und mehr Entscheidungsgewalt hat als alle anderen. Andere Berufe innerhalb der Gitter werden lediglich am Rande erwähnt: Seelsorge, Psychologen, Sozialarbeiter, Justizvollzugsbeamten, Drogenberatung, Ehrenamtliche. Ich kann mir vorstellen, dass einige seiner Kollegen sich dadurch auf den Schlips getreten und sehr stark reduziert fühlen könnten.
Was ich ihm aber hoch anrechnen möchte: er gibt auch zu, dass die Arbeit häufig belastend ist. Er beschönigt es nicht und gesteht sich eigene Schwächen ein. Beschreibt, dass die zusätzliche Aufgabe als Schauspieler ihm eine Abwechslung bietet, ohne die es ihm wesentlich schwerer fiele, immer wieder mit den Themen des Vollzuges konfrontiert zu werden. Er schreibt von den vielen Beschwerden, die er bereits erhielt. Und davon, wie er ausgetestet und auch hinters Licht geführt wurde. Wie die Arbeit seinen Alltag beeinflusst, indem etwa Telefonterror betrieben und seine Familie bedroht wurde. So humorvoll und locker er in anderen Momenten schreibt, so erkennt man besonders in diesen Abschnitten, dass die Arbeit im Knast kein Zuckerschlecken ist, der "sichere Job des Beamten" mit vielen Nachteilen verbunden ist, an denen auch schon einige zerbrochen sind.
SONSTIGES
Er bringt immer wieder Verbesserungsvorschläge und kritisiert einzelne Aspekte des Vollzuges. Auch beschreibt er, wie viele Dinge sich verbessert haben. Durch seine langjährige Berufserfahrung hat er eine Menge erlebt und kann aus erster Hand berichten, wie sich der Vollzug in den letzten Jahren verändert hat. Nicht alles, was er schreibt, muss man gutheißen, es ist eben ein Erfahrungsbericht, und dem Autor steht seine eigene Meinung zu. Diese vertritt er konsequent und deutlich, bleibt dabei jedoch fair und sachlich. Es ist zu wünschen, dass seine Forderungen Gehör finden.
Da das Buch KNAST heißt, empfinde ich einige Passagen als störend. Denn ehrlich gesagt bin ich Leser, kein Filmegucker, wusste bis vor ein paar Tagen gar nicht, dass er Schauspieler ist. Seine Beschreibungen verschiedener Filmrollen und Theatererfahrungen fand ich wenig spannend. Und auch sein Privatleben, seine Kindheit waren für mich nicht so interessant, ich wollte das Buch vor allem wegen des Themas Justizvollzug lesen. Aber gut, seine Erfahrungen prägen seine Arbeit, und viele Fans werden auch diese Bereiche interessant zu lesen finden. Das ist die Frage - hat er ein Buch über den Knast geschrieben, oder hat er eine Mischung aus Erfahrung, Schauspielerei und Vollzug verfasst? "Knast" klingt als Titel reißerischer, verkauft sich besser. Und bei einem Blick in die Leseprobe konnte ich sehen, dass er auch andere Aspekte beleuchtet, ich wusste also, was mich erwarten würde, darf mich im Nachhinein nicht beschweren ;-)
FAZIT
Das Buch liest sich angenehm, sowohl für Außenstehende als auch Insider. Der Autor bietet aufschlussreiche Informationen über eine Welt, in die nur die wenigsten Menschen Einblick erhalten. Wer sich für das Thema Justizvollzug interessiert, findet mit diesem Titel auf jeden Fall lesenswerte Lektüre und spannende Unterhaltung.
SaschaSalamander 16.04.2012, 08.57 | (0/0) Kommentare | PL
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