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Blogeinträge (Tag-sortiert)
Tag: Fantasy
Bekannt aber nett
Dafür höre ich momentan Stravaganza, Teil 1. Ein Fantasymärchen, das als Trilogie (mal wieder) aufgebaut ist. Das Thema ist jedem bekannt, der die Neschan - Trilogie (Träume des Jonathan Jabbok, u.a.), das Erstlinswerk von Ralf Isau, gelesen hat: Ein kranker Junge reist in seinen Träumen in eine andere Welt. In dieser Welt ist er gesund und muss der Welt gegen Feinde helfen.
Sehr viel mehr habe ich bisher noch nicht erfahren. Denn ich bin noch weitgehend am Anfang. Der Sprecher ist sehr angenehm. Auch, wenn bisher nicht allzu viel geschehen ist und man erst in die Handlung eingeführt wird, hält die Stimme den Zuhörer gefesselt. Ich bin gespannt, wie es sich weiterentwickeln wird. Es wäre schön, wenn der Autorin noch einige neue, interessanten Gedanken gekommen sein sollten als lediglich dieses altbekannte Thema (das so ähnlich ja sogar schon in den "Brüdern Löwenherz" behandelt wurde).
Ich lasse mich überraschen. Sollte Neues dabeisein, freue ich mich. Wenn nicht, so war es zumindest eine nette, hübsche Geschichte. Mehr darüber werde ich Euch ein andermal erzählen :-)
SaschaSalamander 10.02.2006, 21.30 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL
Sehr schön bis auf
(Satz aus: A. Sage: Septimus Heap; Hanser, 2005)
SaschaSalamander 08.02.2006, 15.27 | (3/3) Kommentare (RSS) | PL
Lycidas
Meine Freundin hatte mir hochbegeistert davon erzählt, ich solle es unbedingt lesen, es würde mir ganz bestimmt gefallen, da ich doch so ein Fantasyfreak bin. Und in diesem Buch kämen alle möglichen Wesen, Mythen und Legenden vor, eine Menge Überraschungen und tolle Wendungen. Und auch im Internet stieß ich auf eine positive Rezension nach der anderen. Ich konnte es gar nicht erwarten, endlich damit anzufangen, doch dann wurde ich sehr stark enttäuscht.
Emily Laing lebt in einem Waisenhaus, als sie plötzlich von einer Ratte angesprochen wird. Kurz darauf wird ein Baby aus dem Heim gestohlen, und Emily flieht gemeinsam mit der Ratte in die Stadt. Sie macht sich auf die Suche nach ihrer eigenen Herkunft, trifft auf fantastische Wesen und wird unter die Obhut von Lord Wittgenstein, dem Erzähler der Geschichte, genommen. Sie erfährt mehr über die unterirdische Metropole von London und welche Rolle ihr seit langem vorbestimmt ist.
Doch, das Buch hat was, aber ich wurde nie so wirklich warm damit. Es hat alles seine zwei Seiten, und was in diesem Buch einerseits großartig und toll ist, das stößt mir auf der anderen Seite negativ auf. Am besten, jeder Leser bildet sich sein eigenes Urteil, dieses Buch ist wirklich etwas ganz besonders Ungewöhnliches.
Die Handlung ist spannend und interessant, aber sie unterscheidet sich nicht großartig von anderen Fantasyromanen. Ständig stößt der Leser auf Parallelen zu Pullmans Trilogie, der fließenden Königin von Kai Maier und so ziemlich allen anderen aktuellen Fantasybüchern, besonders auch zu Klassikern wie "Oliver Twist" von Charles Dickens. Ein toller Aha-Effekt für den einen, langweilig aufgewärmte Kost für den anderen.
Unterschiedlichste Kreaturen werden vermengt. Werwölfe, ägyptische Gottheiten, einzelne Engel und Cherubime und allerlei andere Wesen der Fantasy und alter Mythen. Eine Erklärung dafür wird gegeben, die manchen Leser bestimmt zufriedenstellt. Es klingt fantastisch und ist gut erdacht. Mir war es einfach zu platt, der Autor hat es sich da etwas zu einfach gemacht, wie ich finde, die unterschiedlichen Kulturen hätten schon etwas stärker hervorgehoben werden können, ein Einheitsbrei ohne tatsächlichen Hintergrund, ohne tiefere Bedeutung.
Der Humor ist wohl ebenfalls sehr stark Geschmackssache. Der Erzähler ist ein steifer Lord, der wenig mit Kindern anfangen kann, er zelebriert Ironie und Zynismus in jeder Situation. Auf Dauer ein wenig albern, zumal sich alles wiederholt. Er selbst sagt "Die Hölle, das ist die Wiederholung", und doch beantwortet er nahezu alle Fragen mit "fragen sie nicht", bis im Gegenzug dann auch Emily seine Fragend grinsend mit "fragens sie nicht" kontert. Etwa zweimal auf jeder Seite. Manch einer kann darüber lachen, ich fand es ziemlich enervierend. Auch ansonsten bringt der Autor viele Wiederholungen in seinen Sätzen, so etwas stößt mir immer sehr bitter beim Lesen auf.
Das, was mir das Lesen am meisten vergällte, war die Erzählweise. Ich habe lange gegrübelt, woran es liegt. Da auch andere Erzähler diese Technik nutzten, fiel es mir anfangs kaum auf, bis ich es in einem Kapitel dann überdeutlich vor mir sah: entweder, der Autor versucht sich in einem äußerst unkonventionellen Stil und möchte sich damit von der Masse abheben, oder er beherrscht einfach nicht den korrekten Umgang mit den grammatikalischen Zeitformen.
Da er aus der gegenwärtigen Sicht die Vergangenheit beleuchtet, muss er zwischendurch das Tempus wechseln, kennen wir ja von Lemony Snicket, Tolkiens Kinderbüchern und anderen Autoren, es hat auch seinen Reiz. Aber Christoph Marzi übertreibt damit. Er wechselt zu häufig die Zeitform, der Leser kommt nicht mehr hinterher. Er beschreibt beispielsweise (nicht übernommen, doch um es sinngemäß zu verdeutlichen) aus der Gegenwart, wie Emily in ihrer damaligen Gegenwart an früher dachte, was später passieren könnte, und was sich in der Zeit zwischen der Zeit als sie dachte und dem heutigen Erzählzeitpunkt aus jedoch anders entwickelte, was natürlich in der Zukunft den gegenwärtigen Erzählers weitreichende Folgen haben könnte. Er springt so oft von einer Zeit in die nächste, sodass der Leser stellenweise kaum noch den Überblick hat, wo er sich eigentlich gerade befindet. Nicht, dass ich unkonzentriert gewesen wäre oder nicht hätte folgen können, aber es ist einfach zu verwirrend an manchen Stellen. Vielleicht ist es ein besonders talentierter Stil, meiner Ansicht nach fehlt noch ein wenig die Übung, Zeitformen sinnvoll zu nutzen.
Aber, wie gesagt, ich bin zwiegespalten. So negativ ich alles beurteile, hat das Buch auch seinen Reiz, einfach seinen eigenen Stil. Es ist das gleiche wie alle anderen und doch etwas ganz eigenes. Ich kann es weder empfehlen noch davon abraten. Ich konnte nichts damit anfangen, aber schlecht an sich ist es eigentlich nicht, denke ich. Und ich weiß, dass ich vor allem an Stil und Form oft mäkele, wo andere hochbegeistert sind. Ich weiß, dass meine Pingeligkeit da zu weit geht und vieles aussondert, das ansonsten eigentlich als sehr gut zu bewerten wäre ...
Habt ihr es auch schon gelesen? Mich würde mal interessieren, was Ihr so davon haltet :-)
SaschaSalamander 25.01.2006, 19.57 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL
Spannendes Kinderbuch
SaschaSalamander 24.01.2006, 15.47 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Wie immer halt
SaschaSalamander 18.01.2006, 15.57 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Zwiegespaltenes Gefühl
SaschaSalamander 14.01.2006, 10.25 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Die Stadt der träumenden Bücher
Die "Stadt der Träumenden Bücher" ist schon einige Wochen her, als ich sie gelesen habe. Und ich muss zugeben, dass ich Schwierigkeiten habe, überhaupt eine Rezension dazu zu schreiben. Weil ich das Gefühl habe, dass nichts, was ich schreibe, diesem Buch irgendwie gerecht werden könnte. Wer den abgefahrenen Stil von Walter Moers mag, wird es wohl sowieso schon kennen, und wer diese verrückten Wortspiele, Lautmalereien und haarsträubenden un- und tiefsinnigen Gedankengänge nicht mag, der wird ihn auch so nicht lesen. Puuh, wirklich schwer!
In diesem Buch dreht sich alles nur um Bücher, Bücher und nochmal Bücher. Wer nicht wirklich ein absoluter Büchernarr ist, braucht dieses Werk gar nicht erst aufzuschlagen, weil er sich irgendwann vor lauter Büchern übersättig erbricht. Und wer süchtig nach diesem Medium ist, der bekommt eine Droge, wie sie besser kaum "reinziehen" könnte. Gedanken, Erfindungen, Gespräche, Gegenstände, alles in diesem Werk dreht sich um Bücher. Literatur tropft bereits aus dem Einband, man muss dosieren, sonst endet es alles in einer tödlichen Dosis Buch ;-)
Hildegund von Mythenmetz ist Schüler, von Gestalt Lindwurm, Schüler des Dichtpaten Danzelot von Silbendrechsler. Dieser vertraut ihm sterbend (eine hochtragische und literarisch äußerst lehrreiche Szene übrigens, eine meiner Lieblingsszenen) ein Geheimnis an: den Grund, weshalb er nur ein einziges Buch in seinem Leben veröffentlichte. Er erhielt von einem Freund nämlich ein Skript von 10 Seiten, und dessen Lektüre ließ ihn erzittern, vor Ehrfurcht erblassen, alle Emotionen durchleben, es war perfekt. Das perfekteste Stück Literatur, das ihm je untergekommen war. Ihm war bewusst, dass er niemals so etwas Perfektes jemals wieder lesen geschweige denn selbst veröffentlichen würde. Und so beschränkte er sich auf die Zucht seines Blumenkohlgartens und das Unterrichten seines gelehrigen Schülers.
Hildegund nun erbt und liest diese 10 Seiten und empfindet ebenso wie sein Meister. Er will unbedingt den Autor dieser perfekten Literatur auftreiben und begibt sich nach Buchhaim, der Stadt der Bücher. Auf seine Suche erhält er seltsame Antworten, Buchhändler wollen scheinbar nichts damit zu tun haben, es wird immer geheimnisvoller. Als er auf Phistomefeles Smeik trifft, scheint er dem Autoren ein großes Stück nähergekommen. Doch Phistomefeles spielt falsches Spiel, vergiftet ihn und wirft ihn in die unterirdischen Katakomben von Buchhaim. Hildegund trachtet nach dem Überleben, trifft seltsame Kreaturen, kämpft gegen tödliche Bücher, findet seinen Helden, begegnet dem legendären Schattenkönig und erfährt um das Rätsel des perfekten Werkes. Außerdem wird er vom Orm durchdrungen, lernt das Sternenalphabet und erfährt alles, was man über Literatur wissen kann.
Wooow, dieses Buch ist ... *atemhol* ... es ist berauschend, es ist der Wahnsinn, ich war hin und weg und ganz und gar von den Socken. Eines der Bücher, das ich unbedingt haben MUSS! Für durchgeknallte Buchfreaks absolut das Richtige. Unzählige Wortspiele, Andeutungen auf berühmte Werke, nahezu alle Namen sind Ambigramme wichtiger Autoren und Dichter. Das Buch ist eine Ode an jegliche Bücher. Lustige Bücher, traurige Bücher, gute Bücher, grottenschlechte Bücher. Eine Hommage selbst an die schlechteste Trivialliteratur, eine Hymne für göttergleiche Werke, deren es nur vereinzelte gibt. Das Buch ist gespickt mit Klischees und neuartigen Gedanken. Es geschieht genau das, was man erwartet hat, und dann kommt alles doch ganz anders.
Moers erfindet alle möglichen und unmöglichen Arten an neuen Literaturgattungen, er führt eine komplette Geschichte der zamonischen Literatur und deren Eigenheiten auf, ein unglaubliches Vergnügen! Das zamonische Universum, das man in Käptn Blaubär, Rumo, Ensel und Krete und anderen Werken beschrieben hat, taucht auch hier auf. Ich weiß nicht, welches Buch zuerst war und welche folgten, aber das ist wohl auch egal beim Lesen. Sicher ist, dass das zamonische Universum ein überaus durchdachte und komplexe Welt ist, wie sie nur wenige Autoren in dieser Form erschaffen.
Buchlinge (Wesen, die in diesem Werk auftauchen) ernähren sich von Büchern. Und jedes Werk ist eigene Kost. Schwülstige Liebe und trivialer FastFood wirken nicht lange vor und machen dick. Novellen sind leichte Diätkost, da sie recht schlank sind. Horrorromane liegen natürlich sehr schwer im Magen. Der Verriss eines Kritikers hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack, und von Kochbüchern wollen wir mal gar nicht reden! ;-)
Die Zeichnungen im Buch sind ebenfalls großartig. Die Wesen werden herrlich skurill beschrieben und sehen auch genau so aus, wie man sie sich als Leser vorstellt. Es ist zum Brüllen komisch, wie der Zeichner die Gedanken des Autors umgesetzt hat!
Ich kann gar nicht zählen, wie oft ich beim Lesen das Bedürfnis hatte, laut "JAAA" zu brüllen, tanzend durch die Straßen zu rennenn, es laut vorzulesen, mit dem Stift hervorzuheben, "SO GEHT ES MIR AUCH" zu rufen, "DAS BIN ICH" zu johlen, mit dem Fuß aufzustampfen und allen Umstehenden davon zu erzählen. Einzelne Passagen des Buches habe ich laut gelesen, habe Klang und Inhalt der Worte ausgekostet (vor allem die Gedichte zu Beginn der Kapitel!) und jeden einzelnen Buchstaben gefeiert. Das hat dieses Buch verdient. Alles andere wäre ihm unwürdig .... nur eines betrübt mich: wenn schon dieses Werk von Moers so einzigartig ist, dann hätte ich zu gerne die 10 Seiten des Skriptes von [Den Autor dieses Werkes verrate ich nicht, ätsch, selber lesen!] zu lesen, die solch extremen Emotionen hervorrufen!
Anmerkung zum Ende: ich weiß, wer das Buch nicht gelesen hat, kann unter Umständen nicht viel mit dieser Rezension anfangen. Aber um das Buch zu beschreiben könnte ich lediglich einzelne längeren Passagen zitieren, die allerdings zu lang für den Blog wären. Es ist der gesamte Inhalt, sodass die Worte alleine nicht unbedingt wirken. Es ist das perfekte Zusammenspiel von Inhalt, Klang und Aussage, die den genialen Humor und den tieferen Sinn vermitteln und dieses Buch zu etwas Besonderem machen. Und manche "Fremdwörter" aus diesem Buch sind mir einfach so rausgerutscht und mussten einfach sein ;-)
Ich hoffe, dass es auch von mir eines Tages einen eifrigen Buchling geben wird, und ich hoffe, dass er ein großes, großes Hirn für all meine vielen Werke braucht!
Da schon via Google oft danach gesucht wurde, werde ich hier zwar nicht selbst die Ambigramme der einzelnen Namen in diesem Buch lüften, aber wenigstens einen Link zu einer wirklich großartigen Seite hierzu posten! Guckstu >Mythenmetz<
SaschaSalamander 12.01.2006, 09.57 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Wilde Schafsjagd
Mein erstes Werk von ihm sollte "Wilde Schafsjagd" sein, denn ich mag Schafe und lese gerne Krimis, speziell Thriller. Meine Freundin, schon seit Jahren begeisterte Leserin des Autors, empfahl mir daher diesen Roman.
Ein junger Mann, Mitinhaber einer Werbeagentur, macht sich auf die Jagd nach einem Schaf. Oder, genauer gesagt: ein von der Agentur veröffentlichtes LandschaftsBild mit Schafen fürt dazu, dass der Agentur Aufträge entzogen werden sollen. Es sei denn, er (der Ich-Erzähler) macht sich auf, ein bestimmtes Schaf, das auf diesem Foto bei genauem Hinsehen erkennbar ist, zu finden.
Klingt seltsam. Ist aber bei weitem nicht so seltsam wie das, was sich dann herausstellt. Der Erzähler wird in eine verrückte Geschichte verwickelt, in der ein machtgieriges Schaf mittels Gedankenbeeinflussung und Fremdsteuerung die Weltherrschaft an sich reißen möchte. Es klingt abstrus und an den Haaren herbeigezogen, wollte man den Inhalt dieses Buches wiedergeben. Murakami schafft es allerdings, diese seltsame Geschichte so alltäglich und banal wirken zu lassen, dass man während des Lesens gar nicht auf die Idee käme, den Sinngehalt dieser Geschichte zu hinterfragen. Es ist einfach so. War Ihr Geist etwa noch niemals von einem machtgierigen Schaf besessen? Nein? Erstaunlich ...
Es ist schwer, dieses Buch irgendeinem Genre unterzuordnen. Verschiedene Elemente vermischen sich und werden zu einer Einheit. Fantastische Krimierzählung ... kriminalistischer Erzählfantasy ... wie auch immer, ein Crossover, das man im ersten Moment gar nicht als solches wahrnimmt, wie ich finde.
Ich war erstaunt, wie westlich das Buch oft wirkte. Heineken-Bier wird da getrunken, der Protagonist hört gerne Rockmusik, ähnlich westliche Dinge findet man oft. Dies liegt daran, dass Murakami lange Zeit in Italien und Griechenland lebte, auch westliche Autoren (darunter vor allem Kafka) favorisiert und der westliche Lebensstil ihm nur allzu bekannt ist. Dies mag für uns im ersten Moment verwirrend sein, da man mit Japan, China, Korea und derlei Ländern doch eher traditionsbewusste Literatur und Kultur verbindet ...
Anfangs hatte ich meine liebe Not mit diesem Buch, wollte es unbedingt lesen, wollte es eigentlich eher überfliegen um es gelesen zu haben und dann endlich etwas anderes lesen, aber dafür ist Murakamis Werk nicht geeignet. Diesem Buch muss man seine gesamte Aufmerksamkeit widmen. Denn es gibt keine geradlinige Handlung, der man folgen kann, oder bei der man getrost auch einmal ein Kapitelchen überschlagen kann. Was dieses Buch ausmacht, das sind die verqueren, verworrenen und abschweifenden Gedanken das Erzählers. Unzählige Bilder kommen während des Lesens auf, das Buch beschreibt Philosophien und Phantastereien über Gott und die Welt. Der Erzähler ist, wie er sich selbst bezeichnet, ein völlig mittelmäßiger Mensch, nichts besonderes, seine Gedanken sind der Alltag um ihn herum. Und die Aufgabe des Lesers ist es, seinem Alltag zu folgen. Immer wieder hörte ich mich laut denken "hey, das sehe ich ganz genauso" oder "stimmt, das habe ich mir auch schon gedacht" ... und manchmal fragte ich mich "warum habe ich daran eigentlich noch nie einen Gedanken verschwendet?". Als ich dies begriff, fand ich endlich Gefallen daran.
Ich wage sogar ganz frech zu behaupten, dass keiner dieser Gedanken tatsächlich von Belang ist. Nein, kein hochtrabendes Geistesgut, keine neuen Ansätze, keine Welterneuerungstheorien. Einfach nur ganz alltägliche Gedanken. Ich musste stellenweise ein wenig grinsen, denn Murakami könnte ein guter Blogger sein. Er schreibt über den banalen Alltag des Erzählers und schweift dabei von einem Thema zum nächsten. Nach dem Aufstehen der Kaffeeduft, ein Blick aus dem Fenster. Dann der Gedanke an die Tageszeitung, aha der neue Artikel, ach und da war ja ein Bekannter letztens der diesundjenes erlebt hat und ... tja, Banales eben, Alltag. Aber er hat es geschrieben, und das war es. Auch für ihn scheint Schreiben eine Art Katharsis und Erleichterung zu sein, wie auch für viele Blogger.
Was das Buch für mich später so wertvoll machte, das waren die vielen Bilder und die Handlung "hinter" der Handlung. Wer Murakami kennt, weiß, wovon ich rede, aber es ist schwer, dies zu beschreiben *grübel* ... mich erinnerte dieses Buch auch an viele Asiafilme, die bildgewaltig eine prächtige Geschichte erzählen, die ein amerikanischer Blockbuster in einer halben Stunde zusammengefasst hätte. Worauf es ankommt, das ist nicht die Handlung, sondern die Art und Weise der Darstellung wird zelebriert, jedes Wort und jedes Bild wird genossen. Dieses Buch (und wie mir meine Freundin die anderen Bücher schildert, könnte dies auf sein gesamtes Werk zuzutreffen) scheint mir ein Gegenpol zur hektischen, actionüberladenen Gegenwart. Ein Moment der Besinnung. Nicht der geistvollen Meditation, sondern des Gedankenschweifens, des Besinnens auf das eigene Sein und das Darumherum ...
Hier ein kurzer Abschnitt über einen der unzähligen Gedankengänge:
""Du sagst doch, dass das Flugzeug über zehn Stunden spart. Diese gesparte Zeit, wo geht die hin?" - "Zeit geht nirgendwohin. Sie summiert sich bloss. Wir können mit diesen zehn Stunden machen, was wir wollen, sei es in Tokyo, sei es in Sapporo. Wenn wir zehn Stunden haben, können wir uns vier Filme ansehen oder zweimal essen gehen. Oder?" - "Und wenn ich nicht ins Kino will und keinen Hunger habe?" - "Das ist dein Problem, nicht das der Zeit" (suhrkamp 2004, S. 157)
Murakamis Bücher sind wirklich nichts für Zwischendurch. Wer sich allerdings die Zeit nimmt, sich in seine abstrakte, oft unsinnige aber faszinierende Gedankenwelt abzutauchen, der wird sich danach ebenso bereichert fühlen wie nach anderen anspruchsvollen Werken mitsamt Handlung und Aussage. Der Lohn seiner Bücher sind - zumindest meiner Ansicht nach, "wahre Kritiker" werden wohl einen weit hochtrabenderen Sinn darin erkennen - nicht Erfahrungen, Weisheiten oder Wissen, sondern aus Gedankenkreisen weiterführende eigene Gedanken und ein gutes Gefühl. Es ist schön, ein Mensch zu sein.
SaschaSalamander 09.01.2006, 10.52 | (0/0) Kommentare | PL
Bartimäus und das Auge des Golem
Nathanael, der picklige Zauberlehrling aus dem ersten Teil, ist inzwischen die Karriereleiter des Ministeriums aufgestiegen. Auf seinen eigenen Vorteil bedacht und berechnend geht er zu Werk. Als der Widerstand der "Gewöhnlichen" (nichtmagischen Menschen) zunimmt, soll Nathanael die Vereinigung ausfindig machen und zerschlagen. Entgegen seinem Versprechen, ihn niemals wieder zu befehligen, beschwört er den mächtigen Dschinn erneut. Es wird immer brenzliger, und dann wird auch noch das British Musuem von einem gefährlichen Golem verwüstet, das Chaos nimmt überhand, Nathanael steht unter Zugzwang. Im Ministerium werden Ränke geschmiedet, Intrigen gesponnen und Hinterhalte gelegt. Wer steckt hinter all diesen Vorfällen?
Wie vom ersten Band, war ich auch von dem zweiten Teil der Trilogie begeistert. Es dauerte ein wenig, bis ich den Wiedereinstieg in die Geschichte geschafft hatte. Denn dieses Mal wird die Handlung nicht alleine aus Sicht des Bartimäus und Nathanael erzählt. Auch das Mädchen Kitty, das mit besonderen Gaben ausgestattet ist und der Widerstandsbewegung angehört, wird begleitet. Sie hatte bereits im ersten Band einen kurzen Auftritt, als sie dem jungen Zauberer einen Spiegel entwendete. Bereits "das Amulett von Samarkand" zeigte, dass viele nichtmagische Menschen unzufrieden mit der Situation des Landes waren und die Herrschaft der Magier stürzen wollten. Hier werden einige Hintergründe dazu aufgeführt, Kittys Vorgeschichte ist ebenso spannend wie traurig.
Solange jedoch in den ersten Kapiteln der aktuelle Stand der Dinge beleuchtet wird, ist das Buch eher zäh. Erst, als man über Kittys Vergangenheit erfährt, Bartimäus beschworen wird und Nathanael so richtig in der Klemme sitzt, wird es spannend. Aber dafür geht es dann so richtig zur Sache! Grabschänderei, ein magieresistenter (und für Bartimäus somit unbezwingbarer) Golem, eine riesige Verschwörung (die im ersten Band begann und im letzten Teil hoffentlich aufgelöst wird), einfach genial!
Bartimäus wird dem Leser immer sympathischer, Nathanael dagegen ein richtiges Ekel. Er bricht seine Versprechen, er hintergeht, er ist selbstverliebt und erinnert nicht nur den Dschinn an seinen früheren Erzfeind Lovelace. Ich bin gespannt, ob er im dritten Teil eine Art Sinneswandel erleben oder ein kompletter Fiesling wird. Letzters wäre einmal eine interessante Wendung, die nicht allzu üblich in diesem Genre ist, ich hoffe also darauf ;-)
Kitty ist ein Mädchen, das jüngeren Lesern gut als Identifikationsfigur dienen kann. Sie ist mutig, selbstbewusst und steht zu ihrem Wort. Für ihre Freunde würde sie alles tun. Während ihre Geschichte anfangs eher träge dahinplätschert, wird sie von Kapitel zu Kapitel immer sympathischer, wird zu neuen Hauptfigur neben Bartimäus und dem Zauberer.
Und Bartimäus ... über ihn gibt es nichts Neues zu sagen. Rotzfrech und überheblich wie immer. Er ist die Würze des Buches, ohne ihn wäre die Reihe ein Werk unter vielen. Ein Dschinn, wie ich ihn gerne kennenlernen würde, ein Wortgefecht mit ihm stelle ich mir so richtig prickelnd und anregend vor!
Der zweite Teil baut auf dem ersten auf, deswegen sollte man "das Auge des Golem" keinesfalls ohne Kenntnis des "Amuletts von Samarkand" lesen. Für Fans des ersten Bandes ist dieses Buch auf jeden Fall ein absolutes Muss!
Band III ist unter dem Titel "Ptolemy´s Gate" (das Tor des Ptolemäus) im September letzten Jahres erschienen, man kann also auf baldiges Erscheinen in Deutschland hoffen.
SaschaSalamander 06.01.2006, 10.17 | (2/0) Kommentare (RSS) | PL
Manchmal braucht es eine Badewanne
>Vorgestern< schrieb ich von Büchern, in denen man einfach einmal jegliche Logik abstellen muss. Und während ich sogar selbst gerade ein solches Buch lese, renne ich einfach mit Scheuklappen an dessen Aussage vorbei. Päng. Mensch, war ich vernagelt. Vielleicht brauchte es die Badewanne, um mir zu zeigen, was Murakami dem Leser vermitteln möchte. Eben einfach einmal alles loslassen und den Worten hinter den Worten des Autors lauschen. Ich kann es kaum erwarten, meine Gedanken zu diesem Buch zu tippen ... die Rezi kommt dann (da das Buch weniger aktuell und vielmehr zeitlos ist) bei Gelegenheit einmal :-)
SaschaSalamander 28.12.2005, 09.57 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
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