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Blogeinträge (Tag-sortiert)
Tag: BDSM
Hörig und ausgeliefert
Ursprünglich erschien HÖRIG UND AUSGELIEFERT unter dem weniger reißerischen Titel DER DÄMONENPRINZ. Auch das Cover der alten Ausgabe gefällt mir besser, da die psychedelischen Farben gut meinen Leseeindruck widergeben.
Jeremiah erlebt als Jugendlicher eine Show-Hypnose und ist seitdem fasziniert von dem Gedanken der Macht durch Gedankenkontrolle. Er liest alles, was ihm in die Hände fällt, und bald macht er in der Oberstufe erste Erfahrungen, hilft Schülern mittels Hypnose bei der Entspannung und Prüfungsvorbereitung. Als sie ihm zu vertrauen beginnen, begeht er das erste Mal den Tabubruch und verlangt etwas, das nicht abgesprochen war. Langsam tastet er sich voran, bis ihm bewusst wird, dass er tatsächlich Macht über den Willen seiner Freunde ausüben kann. In Simone findet er ein williges Opfer, sie genießt es, von ihm zu kleinen Spielchen gezwungen zu werden, geistige Fesseln angelegt zu bekommen. Doch bald geht Jeremiah zu weit, die Macht über seine Freundin genügt ihm nicht, er will mehr. Immer stärker wird seine Kraft, immer tiefer dringt er in das Bewusstsein seiner Opfer, bald ist er nicht mehr auf die Einwilligung der Betroffenen angewiesen. Bald wird ihm bewusst, wer er wirklich ist und welche Möglichkeiten sich ihm in der Realität tatsächlich eröffnen.
Bezüglich der Praktiken mag es einige weit heftigeren Bücher geben, zum Beispiel >SKLAVENJAGD< oder >DAS LETZTE ELEMENT<. Was der Autor hier allerdings macht, ist gewagt: hier gibt es keine Einwilligung, und die Subs / Sklavinnen sind auch nicht freiwillig in ihre Rolle geschlüpft, sie sind tatsächlich Opfer. In "normalen" Thrillern gang und gäbe, in erotischen Romanen eine gewagte Darstellung. Allerdings gelingt es Hoffmann, mit einem absolut unerwarteten Twist nach rund 60 Seiten die Handlung in einem völlig neuen Licht darzustellen und dem Buch die Schärfe zu nehmen. Wer also bereits die Keule in der Hand hielt und ordentlich loswettern wollte, der darf sie getrost wieder einpacken - das Buch gleitet ab auf eine Ebene, die so abgehoben und fernab der Realität ist, dass "normale" Maßstäbe nicht mehr greifen. Eine geschickte Idee, das Kopfkino auf diese Weise zum Klingen zu bringen und dem Leser ein faszinierendes Gedankenspiel zu präsentieren.
Der Protagonist ist ein Außenseiter, und je mehr Macht er gewinnt, desto größer wird sein Drang, sich rückwirkend an allen zu rächen, die ihn damals abwiesen. Und es waren viele Frauen, die ihm einen Korb gegeben haben, oh ja! Die Wandlung Jeremiahs findet auf vielen Ebenen statt. Anfangs ist er unsicher, wagt nur vorsichtige Versuche und geht noch recht planvoll vor, bald wird er wagemutiger, unvorsichtiger, bis er am Ende aggressiv, wahllos und ohne Plan einfach nur noch tut, wonach ihm der Sinn steht. Auch in der Wortwahl kann man die Entwicklung Jeremiahs verfolgen. Anfangs ein pubertierender Junge, der hier und da Spaß an ein paar einzelnen Kraftausdrücken hat, der später immer laxer mit seiner Sprache umgeht und am Ende hemmungslos mit allem um sich wirft, schließlich ist es ihm eh egal, wer soll ihn denn bitte maßregeln oder eingrenzen?
Stellenweise ufert das Buch ziemlich aus, es wirkt wie eine knallbunte Phantasie eines jungen Mannes mit viel zuviel Testosteron, und ich war an einem Punkt fast soweit zu sagen, dass ich es weglege, weil es mir einfach zu verrückt wurde. Doch genau in dem Moment passiert der Twist, und was ich anfangs noch eher skeptisch betrachtete, wurde danach zu einem absoluten Vergnügen. Leider ist es mir nicht möglich, ohne Spoiler Andeutungen zu machen oder irgend etwas zu verraten. Nur soviel: ich habe mich köstlich amüsiert. Und der Autor erspart mir die Arbeit, das Buch im Aufbau und der Charakterentwicklung zu analysieren, dies geschieht hier von ganz von selbst auf höchst unterhaltsame Weise, gewürzt mit einer ordentlichen Portion Selbstironie.
In vielerlei Hinsicht werden Realität und Fiktion verwoben. Wer sich für das Thema Hypnose interessiert, wird hier einige Literaturempfehlungen finden, der Autor benennt reale Lektüre, gibt eigenen Büchern sogar kleine Cameo-Auftritte und bezieht sich in den Forschungen Jeremiahs auch auf das Parapsychologische Institut in Freiburg, benennt reale Personen. Natürlich kann man den Roman einfach lesen, diese Punkte ignorieren, wer aber ein bisschen recherchiert, wird so manche interessante Überraschung erleben.
Ein durch und durch ungewöhnliches Buch, hocherotisch, dabei aber humorvoll und spannend. Flüssig zu lesen und auf jeden Fall ein Titel, den man nicht so schnell vergisst.
Wertung: 8 von 10 mentale Fesseln
SaschaSalamander 09.08.2012, 08.56 | (0/0) Kommentare | PL
Lustpunkte
LUSTPUNKTE ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die jeweils einzeln als Ebook erhältlich waren. Nun gibt es natürlich Leser, die keinen Reader haben. Und Leser wie mich, die zwar gerne elektronisch lesen aber doch das Printmedium bevorzugen. So ein schickees Buch im Regal ist einfach schöner als ein paar 0 und 1 und Bits und Bytes auf der Festplatte.
Da ich die einzelnen Geschichten schon weitgehend vorgestellt habe, kann ich das Buch kaum rezensieren. Trotzdem, ich kann die Geschichten kurz vorstellen und ggf auch innerhalb meines Blogs verlinken. Ansonsten ist zu bemerken, dass Inka zwar meistens homoerotische Geschichten schreibt, in LUSTPUNKTE finden sich allerdings die wenigen "klassischen" Stories. Außerdem gefällt mir die Vielfalt: von Doktorspielen über Historisches, ab in den Wilden Westen, dazu Dämonen, Baustelle, immer lässt sich Inka etwas Neues einfallen.
>DOKTORLUDER<
Ein Arzt führt mit seiner Mitarbeiterin einige "Experimente" durch. Die Geschichte ist in ihrer Sichtweise etwas männlicher gehalten und dadurch eine interessante Abwechslung zu Inkas ansonsten eher femininer Schreibweise.
GELIEBTER FEIND
Claire und Justin sind von Kind an befreundet, später verliebt. Doch ihre Familien sind verfeindet. Als Erwachsene begegnen sie sich wieder, Claire ist bereits verheiratet. Niemals dürften sie sich ihre Liebe gestehen. Ich bin sehr angetan. Historischer Hintergrund, eine vermeintlich unmögliche Liebe, sanfte Verführung und unausgesprochene Gefühle - wunderschön, romantisch und seeeeehr erotisch :-)
>WILDES BEGEHREN<
Trish interessiert sich für ihren Chef, dieser allerdings würdigt sie keines Blickes, zumindest bis zu dem Tag, als sie überfallen wird. Eine eher einfach gestrickte Story, die mir sehr gut gefiel. Das Ende ist süß, und ich mag es, wenn eine Geschichte mich zum Lächeln bringt.
DAS PRAKTIKUM DER LÜSTE
Antonia soll ein Praktikum auf der Baustelle des Vaters machen. Sie hat keine Lust auf die Arbeit, doch einer der Mitarbeiter weckt andere Lüste in ihr. Habe ich gelesen, jedoch nicht rezensiert. Mein Geschmack war sie nicht, die Meinung der anderen Leser allerdings ist begeistert, das Buch stand lange Zeit auf Platz 3 der Bestseller in der Kategorie Kindle-Erotik.
>DÄMONENBRAUT<
Ryan hat einen ungewöhnlich heißen Traum um eine dämonische Domina. Als er im Büro erscheint, erlebt er allerdings eine Überraschung. Diese Geschichte fand ich spannend, denn der Handlungsverlauf bietet eine außergewöhnliche Wende, mit der ich nicht gerechnet hatte im Rahmen einer Kurzgeschichte. Ryan hätte einen eigenen Roman verdient.
WIE DU MIR
Was sich liebt, das neckt sich. Doch Fredericks Neckerei ist verletzend, Ulrike ist sauer und will sich an ihm rächen. Aus Rache wird Lust, aus Lust wird Liebe. Die Leser haben entschieden: Amazon Jahresbestseller 2011 im Bereich Kindle-Erotik :-)
>RANCHERHERZEN<
Saloongirl Shelley ist das Geburtstagsgeschenk für Brad. Brad will das Geschenk gemeinsam mit seinem Bruder Jimmy genießen. Dieser hat allerdings nur Augen für die hübsche Indianerfrau Ayashe. Eine Story, die neben einem Dreier etwas Bondage bietet und auch sonst sehr abwechslungsreich ist.
SaschaSalamander 26.06.2012, 08.41 | (0/0) Kommentare | PL
Verlockende Versuchungen - Neuauflage
INHALT DES BUCHES
In VERLOCKENDE VERSUCHUNGEN nahezu jedes Märchen- und Fantasyelement geschnappt, das nicht bei drei auf den Bäumen war. Hier ein Drache, dort ein Dämon, Schneewittchen, Rapunzel und Dornröschen dürfen auch nicht fehlen, es gibt einen Zauberspiegel, Elben sind auch zu finden, und natürlich Vampire. Kunterbunt durcheinander, wild vermengt und das Ergebnis ist ein Buch, so humorvoll und zugleich auch erotisch, wie man es noch nicht gelesen hat. Ich habe versucht, einen roten Faden zu finden, doch gemeinsam ist allen Geschichten wohl wirklich nur, dass sie in einer fiktiven Märchen- oder Fantasywelt spielen und direkt oder indirekt mit Sex zu tun haben.
Da verliert ein Vampir seine Geliebte und findet sie nach langer Zeit zurück, doch gehört sie nun nicht einem anderen? Ein Engel und ein Dämon verlieben sich und verbringen gemeinsam ihre Zeit in den unteren Örtern, auf der Erde und im Kino. Das devote Schneewittchen wurde von den Zwergen leider mit dem falschen Prinzen verheiratet und klagt nun über fehlende Schläge. Die böse Moorhexe will ein unschuldiges (?!?) Mädchen verführen und wird von einem selbstlosen Jäger bezwungen. Wer ein Zauberartefakt zu seinem eigenen Vorteil missbraucht, der macht Bekanntschaft mit Rapunzels lukrativem Nebenjob. Eine Elfenprinzessin soll den Prinzen des Nachbarvolkes heiraten, obwohl doch alle wissen, dass dessen Bewohner alle knollennasig und krummbeinig sind. Und einige weitere Geschichten, die den Leser ungläubig, lachend und begeistert mit dem Kopf schütteln lassen.
ÄNDERUNGEN IN DER NEUAUFLAGE
Im Buch selbst waren die Geschichten in mehrere Teile getrennt und bunt im Buch verteilt, zwischen Teil eins und Teil 3 lagen oft mehrere andere Geschichten. Dies wurde nun geändert: die dreiteilige Geschichte, BRENNENDE BEGIERDE, wurde zu einer einzigen Geschichte zusammengefasst (übrigens auch getrennt vom Buch erhältlich), die Zweiteiler sind nun hintereinander angeordnet. Großer Pluspunkt!
Das Cover selbst wurde natürlich auch geändert. Ich poste hier zum Vergleich beide Titel. Das alte Cover ist recht nett, der Blick der Frau verspielt, ihr Haar ein wenig verstrubbelt und passend zu den Geschichten wirkt es erotisch aber doch nicht ganz so ernst. Das neue Cover mit mit dem weißen Kleid, der roten Unterlage und der drapierten Frau betont etwas stärker den Märchenaspekt des Buches. Beide Bilder haben ihren Reiz, das neue dürfte vermutlich aufgrund des netten Farbkontrastes die Blicke der Leser noch mehr auf sich ziehen.
Und natürlich wurde ein klein wenig am Text gefeilt, drei Jahre sind eine lange Zeit für einen aktiven Autor, Minden hat sich seitdem gesteigert, und entsprechend hat sie hier und da ein wenig ausgebessert. In den meisten Stories nur ein paar Formulierungen oder kleine Ergänzungen, in den beiden Gaystories an der Perspektive gefeilt, die Geschichten selbst sind jedoch alle original beibehalten.
Als Bonus gibt es zusätzlich die Geschichte WILDES BEGEHREN aus dem Buch LUSTPUNKTE (erscheint in den nächsten Tagen bei Elysion Books), das die bisherigen dunkleren Geschichten des Bandes um einen Gestaltwandler bereichert.
ERZÄHLWEISE, HUMOR
Die Stimmung des Buches erinnerte mich in nahezu jeder Geschichte an eine Disney - Parodie. Eine Prinzessin, zwitschernde Vögel auf dem Baum, dazu ein geträllerter Song im höchsten Sopran, bauschige Kleider und wunderhübsche Gesichtlein mit geröteten Wangen. Und dazu die witzigen Umschreibungen. Ich bin froh, dass ich noch das ältere Buch habe, denn da sieht man, wie die Autorin sich weiterentwickelt hat, ich mag diese Vergleiche. Doch insgesamt besser ist natürlich die Neuauflage, und die kann man inzwischen nicht mehr nur Fans von Minden empfehlen, sondern auch Neulingen.
Ich habe sehr oft gelacht über die absurden Situationen. Meine Lieblingsszene (kein Spoiler) ist ein sterbender Mann, und zack puff steht plötzlich ein goldener Drache auf der Lichtung und bringt alles wieder ins Lot. Keine Ahnung woher, keine Ahnung wohin, aber sollten wir nicht alle so einen goldenen Zauberdrachen haben? Oder der selbstlose Jäger, der - wir sind ja im Erotikroman - der die Moorhexe mit seinem "Jagdgewehr" von hinten außer Gefecht setzt und dem wirklich außerordentlicher Dank für sein uneigennütziges Tun gebührt (wer will es schon mit einer Moorhexe treiben). Wie gesagt: skurril, völlig abgefahren und so ganz anders als alles, was man von einem Buch mit erotischen Kurzgeschichten erwartet.
FAZIT
Aufgeschlossen sollte man auf jeden Fall sein. Denn abgesehen davon, dass eine Menge Märchen und Fantasyfiguren aufs Korn genommen werden, gibt es hier auch so ziemlich alles: Gay, SM, Hetero, freiwillig und unfreiwillig. Wer also ausschließlich Heteroerotik sucht, oder wer sich nicht für SM begeistern kann oder eben etwas Spezielles sucht, der wird hier nicht fündig. Wer vielseitig ist und sich vorstellen kann, dass Humor und Erotik sich nicht gegenseitig ausschließen, der ist hier auf jeden Fall richtig. Absoluter Geheimtipp für alle Inka Loreen Minden Fans, die bisher nur die neueren Werke kennen ;-)
SaschaSalamander 09.06.2012, 08.48 | (0/0) Kommentare | PL
Nur eine Woche
Ein Roman, den ich in die Hand nahm, weil ich einfach zwischendurch gerne mal Sachen lese, mit denen ich auf den ersten Blick nicht viel anfangen kann, schließlich lasse ich mich gerne vom Gegenteil überzeugen und befasse mich mit Dingen, die mir nicht unbedingt zusagen. Latex, Bürojob, 24/7 mit Kleiderordnung ... "wem´s gefällt", wie man so schön sagt. Ein gutes Buch schafft es aber, den Leser mitzureißen, ob er sich für ein Thema interessiert oder nicht. Und das war hier absolut der Fall! Und ich muss sagen, der Autor hat das Thema Latex und Fetisch so gut erklärt, dass man auch als Außenstehender wirklich einen schönen Einblick bekommt. Was findet jemand an Latex toll? Wie fühlt es sich an, dieses Material auf der Haut zu tragen? Wie pflegt man Latex, und was gibt es für Möglichkeiten mit diesem Material?
Als ich die Beschreibung las, dachte ich "na toll, und wieder ein Top, der irgendwelche dummen Sachen verlangt, und irgendein Weibchen rennt ihm hinterher und erfüllt ihm seine Phantasien". Pustekuchen! Statt dessen konfrontiert Mike Orca, der sich selbst in der Fetischszene bewegt und sehr gut weiß, wovon er hier in seinem Buch erzählt, den Leser mit einer selbstbewussten jungen Frau, die zwar ihrem Herrn ergeben ist aber dennoch ihren eigenen Kopf hat. Sie weiß, dass sie ihrem Freund vertrauen kann, und sie weiß, dass er sie auffangen wird, falls es auf Arbeit schiefgeht. Zugegeben, hier kommt der Faktor Geld dazu, der so in der Realität wohl nicht gegeben ist in diesem Ausmaß, aber dafür ist es ein Roman, fast schon ein Märchen. Ein Märchen von einer selbstbewussten Prinzessin und ihrem strahlenden Ritter auf dem weißen Pferd, jedoch alltagsnah und fast realistisch.
NUR EINE WOCHE ist stellenweise weniger ein Roman als vielmehr fast schon eine Beschreibung. Sehr detailliert wird auf die Kleidung, die Latexpflege, die Aufgaben eingegangen. Die Charaktere sowie die Handlung selbst bleiben dabei etwas im Hintergrund, sind jedoch trotzdem sehr gut durchdacht und greifbar. Das Verhalten der Protagonistin ist erstaunlich gut nachvollziehbar, und auch wenn der Leser selbst nicht so gehandelt hätte, ist doch alles gut erklärt und einfühlsam geschildert. Besonders gefielen mir die Reaktionen der Kollegen. Wie gesagt, es mutet stellenweise fast ein wenig wie ein Märchen an, es geht alles gut, und recht schnell erkennt der Leser, dass man sich hier weniger auf Konflikte einstellen muss denn auf bewegende Momente. In der Realität mag es nicht so glimpflich ablaufen, und nur wenige würden ihren Job auf diese Weise riskieren wollen. Aber NUR EINE WOCHE ist Fiktion, und dementsprechend geht alles glatt, die Kollegen halten zu ihr, der Chef geht auf ihre neue Rolle ein, und wenn Not am Mann ist hat ihr Herr ganz sicher noch einen Trumpf in der Hand.
In der Realität kann man den Job verlieren, und deswegen (oder vielleicht auch aus einem anderen Grund, das weiß ich nicht) schreibt der Autor unter einem Pseudonym. Aber hey, Lesen soll dazu dienen, dem Alltag zu entfliehen, sich seinen Phantasien hinzugeben. Und deswegen gibt es in diesem Buch ein Outing vor Kollegen, Freunden und Familie, wie jeder es sich nur erträumen kann. Ach, wenn das wahre Leben nur genauso einfach wäre :-)
Was ungewöhnlich ist in diesem Genre, aber was mir außerordentlich gut gefiel: ich habe sehr oft gelächelt, es tat einfach gut: die Reaktionen der Kollegen, die Begeisterung Janinas, ihr stetig wachsendes Selbstbewusstsein von der schüchterenen Frau hin zur stolzen Sub, es berührt den Leser und zaubert mehrfach ein Strahlen ins Gesicht. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Es ist witzig, wenn durch Janinas Verhalten nach und nach die Kollegen anfangen sich zu outen. Denn mal ehrlich, ein klein wenig Abenteuerlust steckt doch in uns allen, und wer weiß schon, was die Chefsekretärin unter ihrer Bluse trägt und welche Schuhe die Kollegin abends für ihren Freund anzieht und ob der schüchterne Kollege die Lederhose wirklich nur fürs Motorrad gekauft hat? Auch wenn Janina ihrer Aufgabe nachkommt und offen allen Fragen Rede und Antwort stehen muss, ergibt sich so manch witzige Situation, sei es im Fitness-Studio, beim Autowaschen, auf der Post oder oder oder.
Erotik im sexuellen Sinne gibt es keine, denn Janina trägt einen Keuschheitsgürtel, außerdem ist ihr Herr in dieser Woche für sie nicht greifbar, sie soll die Situation alleine meistern. Aber Erotik ist nicht nur Sex, Erotik ist Sinnlichkeit, und auch Fetisch hat seinen eigenen Platz in der Welt des BDSM und Bizarr, und für die Sinne wird hier viel geboten, denn das Gefühl von Latex, der Geruch, die Haptik, das vermag der Autor so deutlich zu beschreiben, dass man direkt meint es beim Lesen zu riechen.
Auch, wenn die Geschichte sehr vorhersehbar ist und man nach wenigen Seiten ahnt, worin es gipfeln wird und dass Janina keine wirkliche Gefahr auf Arbeit droht - trotzdem konnte ich das Buch nur schweren Herzens beiseite legen. Ich konnte das nächste Gespräch mit der Kollegin nicht abwarten, danach wollte ich sofort wissen, welche Aufgabe ihr Herr als nächstes stellt, und danach musste ich doch unbedingt erfahren, was sie im Laden für neue Kleidung kaufen wird, und so weiter und so fort, ich war wirklich erstaunt über die Faszination, die dieses Buch auf mich ausgeübt hat.
So begeistert ich bin - eine Kleinigkeit muss ich dennoch anmerken: es ist wie gesagt recht nüchtern geschrieben, die Dialoge klingen stellenweise ein wenig hölzern. Es liest sich eben wie gesagt weniger wie ein glatter Roman als vielmehr wie eine Beschreibung. Doch nach wenigen Seiten hat man sich an diesen ungewöhnlichen Stil gewohnt und empfindet ihn nicht mehr als störend, sondern im Gegenteil einmal angenehm anders. Der >ReDiRoma Verlag< war mir bis dato unbekannt, aber bei einem Blick auf die Homepage wird schnell klar, um was es sich handelt. Von daher sind ein paar Rechtschreibfehler oder grammatikalische Ausrutscher zu verzeihen, ich habe einfach darüber hinweggesehen ;-)
Wer Latex mag und sich für das Thema interessiert, kann bei diesem Buch gar nichts falsch machen, für den ist es sicher ein Festmahl. Und für alle, die aufgeschlossen sind, bietet NUR EINE WOCHE einen sehr schönen Einblick in den Fetischbereich.
SaschaSalamander 08.06.2012, 09.11 | (0/0) Kommentare | PL
Usher Grey 01 - Vampirküsse
Im ersten Teil VAMPIRKÜSSE jagt er eine geheimnisvolle Frau, die sich recht bald als Vampir entpuppt. Sie ist noch frisch, kennt sich nicht aus in der für sie neuen Welt, und Usher hat alle Hände voll zu tun, sie vor ihrem Verfolger zu schützen. Einige Zeit später treffen sie einen weiteren Vampir, der ihnen seine Hilfe anbietet - können sie ihm trauen?
Nicole Henser kommt in ihren Geschichten direkt zur Sache. Kein langes Verhandeln, keine unnötige Romantik, sondern aus purer Lust am Sex erlebt der Protagonist leidenschaftlich ein Abenteuer nach dem anderen. Sein dämonischer Freund mag es gerne heiß, die Vampirin dagegen ist noch unerfahren. Und als sie auf den fremden Vampir treffen, muss der erfahrene und dominante Usher sogar den braven Sklaven spielen und so tun, als wäre er ein Untergebener der Lady. Für den Leser heißt das jede Menge Abwechslung. Homoerotik, Heteroerotik, ein wenig Dominanz und Unterwerfung, sogar ein flotter Dreier mit zwei Männern wird hier geboten. Und das war erst der erste Teil! Ich bin gespannt, womit die Autorin in den nächsten Bänden aufwarten wird ;-)
Es ist ein erotischer Roman, daher ist es nur zu erwarten, dass es oft zur Sache geht. Handlung gibt es auch, etwa ab dem zweiten Drittel kommt sie richtig in Fahrt. Davor ist die Handlung eher Mittel zum Zweck, die Autorin kommt in Sachen Erotik meistens gleich zur Sache, sodass dem Protagonisten oft wenig Zeit für Action bleibt, dafür umso mehr Zeit für ein erotisches Abenteuer nach dem anderen. Aber wie gesagt, gegen Ende zieht die Handlung recht gut an, und ich hoffe, dass dies in den weiteren Bänden ebenso vorangeht, denn die Serie hat Potential, und ich kann mir vorstellen, dass Usher noch das ein oder andere Abenteuer nicht nur erotischer Natur vor sich hat.
Was mir besonders gefiel ist der Humor, zwischen Usher und der Vampirin knistert es, und beide können sich hier und da gelegentliche Spitzen nicht verkneifen, die Beziehung (so es denn eine werden wird) zwischen den beiden ist vielversprechend.
Insgesamt eine Geschichte, die sich flink lesen lässt. VAMPIRKÜSSE bietet als Auftakt in die Reihe USHER GREY einen guten Überblick, was die Leser zukünftig erwarten wird: heiße Erotik, die sich an aufgeschlossene Leser richtet, die sich nicht unbedingt auf ein erotisches Genre festlegen wollen sondern die Abwechslung lieben ;-)
SaschaSalamander 06.06.2012, 08.44 | (6/1) Kommentare (RSS) | PL
Das Geheimnis der Sklavin
Sandra lässt alles hinter sich und macht sich auf den Weg zur ersten Begegnung mit ihrem neuen Meister. Er soll es sein, der ihr Leben komplett für sich einnimmt, stark und mächtig und stolz. Bald zeigt sich, dass ihr Meister etwas zu verbergen hat, in Sandra keimt der Verdacht, dass es vor ihr bereits andere Sklavinnen gab, und dass deren Verbleib ein tragischer war. Trotzdem gibt sie sich ihrem neuen Meister hin und genießt die Situation. Nur die Haushälterin Elena steht zwischen ihnen, behandelt Sandra herablassend und grausam, nimmt sogar den Tod der Sklavin in Kauf, ja vielleicht provoziert sie ihn sogar. Doch nichts ist, wie es scheint, und auch Sandra hat viel zu verbergen. Nicht umsonst hat sie die Brücken hinter sich abgebrochen ...
CHARAKTERE
Die Charaktere bleiben sehr lange im Dunkeln. Der Leser erfährt sogut wie gar nichts über Sandra, ihren Meister Martin oder dessen Haushälterin Elena. Sie drei stellen die Protagonisten, andere Figuren gibt es nicht. Es handelt sich quasi um ein literarisches Kammerspiel an einem einzigen Ort (von der kurzen Einleitung auf dem Flughafen abgesehen) und mit lediglich drei Personen.
Obwohl die Geschichte aus der Sicht Sandras geschildert wird, bleibt ihr Handeln und ihre Vergangenheit unklar. Es beschleicht den Leser eine Ahnung, was der Grund für ihr Verhalten sein könnte, doch die Auflösung gibt es erst am Ende. 160 Seiten muss man hinter sich bringen, bevor auf den letzten 20 Seiten das bisherige Geschehen entschlüsselt wird und man mehr über Sandra und Martin erfährt. Elenas Geheimnis wird erst auf der vorletzten Seite in einem kurzen Nebensatz erwähnt und lässt viele Fragen offen. Auch die Vergangenheit von Sandra und Martin wirft mehr Fragen auf als zu beantworten.
Gelungen finde ich jedoch, dass durch die Erzählweise der Leser sich gut in Sandra hineinversetzen kann. Etwas, das normalen Lesern gerade bei dem Thema der kompletten Kontrollabgabe an den Meister schwerfallen dürfte. Alles aufgeben: das Geld, den Ausweis, die Kleidung, ja sogar die eigene Persönlichkeit, die eigene Stimme. Keine Rechte, kein eigener Wille. Dafür jedoch auch keinerlei Verantwortung. So unvorstellbar das für die meisten Menschen klingen dürfte, so nachvollziehbar und gekonnt beschreibt er diesen Gedanken.
SPRACHE, KULISSE
Die Sprache ist wie bei Torres gewohnt niveauvoll und angenehm, ich habe den Roman blitzschnell gelesen. Der Blick fliegt nur so über die Seiten, der Lesefluss ungestört und die Umschreibung der teilweise sehr drastischen Szenen gekonnt.
Dazu eine traumhafte Kulisse, die Lust auf Urlaub macht: spanisches Gebirge, weite Landschaften, das Haus auf einem hohen Bergsporn mit drei tief abfallenden Felswänden. Man vermeint selbst vor Ort zu sein, einen Blick auf das Panorama zu werfen. Etwas, das mich bereits an dem Buch >SKLAVENJAGD< sehr begeisterte.
Wenngleich ich es dort nicht erwähnte. Das Problem ist, dass die Rezensionen sonst einfach zu lang werden, mir fällt soviel auf, zu gerne würde ich sehr viel mehr schreiben, aber schon jetzt bin ich stark an der Grenze des Zumutbaren ;-) Aber, wie gesagt: traumhafte Kulisse, Torres beherrscht es meisterlich, über Spanien und seine wundervolle Landschaft zu schreiben.
EROTIK
Die Erotik in diesem Buch ist dem Hardcore - Bereich einzuordnen. Wie bereits in SKLAVENJAGD weniger aufgrund der Beschreibung oder der Handlung, sondern teils auch hier wieder aufgrund der Auslassungen und Andeutungen. Sandra gibt alles an ihren Meister ab, und dieser nimmt sich, was er will. Natürlich auch, aber nicht nur bezogen auf den sexuellen Aspekt. Der reine Geschlechtsverkehr ist es nicht, worum es hier geht, vielmehr die fantasievolle Gestaltung der Demütigung, des Schmerzes und der Unterwerfung. Der Autor versteht es, das Kopfkino anzuregen. Allerdings auf einer Stufe, die deutlich über Romance oder normale Erotik hinausgeht und eine Akzeptanz des Themas BDSM und auch der härteren Praktiken dieser Spielart voraussetzt. Er spielt nicht nur mit dem Körper, er spielt auch mit der Seele der Protagonistin, und dies auf einer Basis des Metakonsens, die bereits in den kriminellen Bereich übergeht. Dafür ist es ein Thriller, dafür ist es in Ordnung und spannend.
STORY, AUFBAU
Was mich allerdings enttäuschte, war der Handlungsaufbau. Das Buch beginnt sehr vielversprechend mit einer Szene am Flughafen, als Sandra sich für ihren neuen Herren zurechtmacht, sehr viele anregende Fetischelemente. Viele Fragen werden aufgeworfen, man hofft auf eine Steigerung der Handlung. Dann die erste Begegnung mit dem Meister. Sie kannte ihn nicht, hat jedoch alles für ihn hinter sich gelassen. Erst am Ende wird klar, warum sie dies tat und was sie sich davon versprach. Doch bis es soweit ist, vergehen fast 160 Seiten. Auf diesen Seiten geschieht fast nichts. Der Leser erlebt aus Sandras Sicht die Unterwerfung. Angekettet in der Box, eingekerkert in einem dunklen Loch, gepeitscht und mit dem Rohrstock bestraft, der prallen Sonne ausgesetzt, das Metronom als Taktgeber der Lust. Kreative Ideen, nette Umsetzungen. Aber erwartet hatte ich einen Thriller, bekommen eine erotische Umschreibung. Die Thrillerelemente waren mir deutlich zu wenig, die Handlung zu spärlich. Sie ließe sich hier in wenigen Sätzen, gar kürzer als meine Rezension selbst, beschreiben.
Keine Nebenplots, keine Komplexität. Hier und da eine Andeutung. Ein neu entdeckter Blutfleck, ein gefundener Gegenstand. Die lebensbedrohliche Gefahr ist vorhanden, ich habe sie selbst jedoch nicht gespürt, sie wirkte auf mich imaginär, entstanden aus Sandras Vermtungen, keinen Moment lang real. Eine gefährliche Szene gibt es, doch das Wissen "sie wird eh nicht sterben, da kommen noch 100 Seiten" hielt meine Anspannung deutlich in Grenzen. Müsste ich eine Spannungskurve zeichnen, so wäre es eine fast gerade Linie mit nur sehr wenigen Erhebungen, erst im letzten Achtel hebt sich die Kurve und steigt im Showdown an.
GESAMTEINDRUCK
Insgesamt war der Roman sehr schnell gelesen, doch das Erleben stand hinter der Erwartung an den Autor und das Genre "SM-Thriller" leider sehr zurück. Schlecht war das Buch nicht, dazu schreibt Torres einfach zu flüssig, dazu baut er eine zu lebendige Kulisse auf. Ich bin sicher, es kommt bei den Lesern an und weiß hervorragend zu unterhalten. Meinen persönlichen Geschmack aber hat es dieses Mal leider nicht komplett getroffen, ich hätte mir mehr Komplexität und Handlung erhofft. Der Autor kann es besser, und so hoffe ich bereits auf das nächste Buch und werde auch dieses wieder gerne lesen.
FAZIT
Ein SM-Thriller vor atemberaubender Kulisse. Spannend geschrieben, die Situation der völligen Kontrolle gekonnt beschrieben, sodass der Leser sich sehr gut in die Hauptfigur hineinversetzen kann. Ein eher schlicht aufgebauter Roman, der dafür jedoch großen Wert auf eine klar Beschreibung setzt und in den erotischen Momenten zu überzeugen weiß. Handlungsorientierte Leser sollten nicht zuviel erwarten. Freunde anspruchsvoller Hardcore - Erotik dagegen werden begeistert sein.
SaschaSalamander 10.04.2012, 09.17 | (0/0) Kommentare | PL
Die Flamingofrau
Einige Zeit habe ich überlegt, ob ich die FLAMINGOFRAU lesen soll oder nicht. Es sprach einiges dagegen. Aber die Neugier siegte. Denn ich mag >Verwandlungsmärchen< und darin besonders Vogelfrauen. Anhand der Inhaltsangabe war mir klar, dass es sich um kein Verwandlungsmärchen handeln würde, trotzdem wäre ich wohl vor Neugier gestorben, wenn ich nicht einen Blick in das Buch geworfen hätte ;-)
DIE AUTORIN
Laura Lay ist eine erfahrene Autorin, die in Publikumsverlagen unter ihrem realen Namen in verschiedenen Genres schreibt. Unter ihrem neuen Pseudonym möchte sie sich von diesen Büchern abgrenzen und einer neuen Zielgruppe ihre vergriffenen Geschichten sowie ihre neuen erotischen Phantasien zugänglich machen. DIE FLAMINGOFRAU stellt hierbei den Anfang.
INHALT
Leon ist ein erfolgloser Schriftsteller. Als er vor dem endgültigen Aus steht, spricht ihn eine Mäzenin an. Sie wünscht sich eine erotische Geschichte, deren Verlauf sie selbst bestimmen kann. Einige Seiten soll er ihr schicken, und sie sagt ihm, ob er etwas ändern soll und in welche Richtung es sich entwickeln muss, der Rest obliegt ihm. Seine Aufgabe besteht darin, zu den Flamingos im Zoo zu gehen, dort eine junge Frau zu beobachten, sie in die Geschichte einzubinden und zu schreiben. Wer ist diese seltsame Frau, und was hat es mit dem Fenster hinter dem Gehege auf sich?
Die Geschichte um Leon ist die Rahmenhandlung. Der erotische Anteil findet sich in der Binnengeschichte: Tania von Rosenfels ist neu in dem kleinen Ort, wo Christian als Lehrer unterrichtet und gelegentlich für die Lokalzeitung seine Artikel schreibt. Sie gibt sich unnahbar und kühl. Und dann ist da noch dieses zerbrechlich wirkende Mädchen an ihrer Seite, gleich einem Schmuckstück, einem Spielzeug, einem Objekt. Christian findet dies unmoralisch, doch sehr schnell zieht ihn Tania in ihr Spiel ein, er kann sich nicht entziehen. Mit sanfter aber bestimmtender Hand führt Tania die Fäden.
SPRACHE, EROTIK
An einigen kleinen Stellen merkt man, wie zumeist üblich in Eigenpublikationen, kleine Fehler wie Wortwiederholungen oder ähnliche. Diese fallen jedoch nicht ins Gewicht, die Geschichte selbst ist sehr kunstvoll geschrieben und lässt sehr schnell alles andere vergessen. Was mir besonders gut gefällt: die Autorin versteht es, in wenigen Worten klare Bilder zu erschaffen und die Figuren mit Leben zu erfüllen. Besonders in den erotischen Momenten war ich hingerissen: keine Gewalt, keine wilde Lust, kein heißes Begehren. Dafür Sinnlichkeit und eindrückliches Erleben. Obwohl es um Dominanz geht, ist die Geschichte sehr sanft. Tania wirkt zwar unnahbar, ist im Umgang mit ihrer Sklavin (dieses Wort fällt kein einziges Mal, überhaupt werden alle wertenden oder klischeebesetzten Wörter ausgespart) sehr sanft und still. Sie beherrscht nicht, sie führt und leitet verantwortungsvoll und ruhig.
Viele verbinden Dominanz und BDSM mit strengen Befehlen und lauten Worten. Wen dies stört, der sollte DIE FLAMINGOFRAU lesen, denn hier wird gezeigt, dass Führung von innen kommt. Sie liegt in der Ausstrahlung, in den Blicken, in einer selbstbewussten Haltung und einer starken Persönlichkeit. Wer dies verkörpert, benötigt keine laute Stimme.
Mancher mag anschließend fragen - ja, und wo war jetzt der Sex? Nein, es muss nicht immer Sex sein. Eine innige Verbindung zwischen zwei oder drei Menschen, das ist es, was zählt. Eine gemeinsame Erfahrung, eine intime Berührung, das kann weit lustvoller sein als das körperliche Verbinden zweier Leiber. Und dies beweist Laura Lay in ihrer sensiblen Kurzgeschichte.
ERZÄHLPERSPEKTIVE, AUFBAU
Zu Beginn lernt man Tania nur indirekt kennen, denn alle reden über sie, jeder weiß etwas Neues, die Bewohner überschlagen sich regelrecht mit Gerüchten. Auf diese Weise wird die Figur Tanias mit Leben gefüllt: "[...] hatte ich ein Gefäß vor Augen. Ein Gefäß, das nach und nach mit den Vorstellungen und der Neugier anderer gefüllt worden war." Auf diese Weise erfährt der Leser sehr viel über den Ich-Erzähler sowie die Dorfbewohner. Und je mehr dieser angeblichen Informationen man erhält, desto mehr drängt es, endlich die echte Tania kennenzulernen und auch zu erfahren, was es mit der jungen Frau an ihrer Seite auf sich hat.
Die Rahmengeschichte ist in der dritten Person aus Sicht des Schriftstellers geschrieben. Es gefällt, wie sein Alltag in die Geschichte um Tania einfließt und beide Ebenen sich auf diese Weise verbinden.
Nur als Ebook erschienen, beinhaltet die Geschichte umgesetzt 50 Seiten. Ein viel zu kurzes Lesevergnügen, an dessen Ende es den Leser nach mehr verlangt.
FAZIT
DIE FLAMINGOFRAU ist ein kleiner Leckerbissen für Liebhaber sinnlicher Erotik und sanfter Dominanz. Ideal für einen gemütlichen Abend allein zu Hause bei Kerzenlicht und romantischer Musik.
SaschaSalamander 28.03.2012, 09.18 | (0/0) Kommentare | PL
Das letzte Element
Eigentlich war Naomi Gerber ja Feuilletonistin, also gar nicht zuständig für solche brutalen Mordgeschichten. Doch dann nutzte sie spontan ihren Resturlaub, um für einen Hintergrundbericht über die Morde zu recherchieren - und stieß prompt auf eine Pensionswirtin, die mit der örtlichen SM-Szene recht vertraut zu sein schien, und auf den geheimnisvollen Ralf Schuhmann, der erstaunlich viel über die Morde wusste - vielleicht ein wenig zu viel ...
CHARAKTERE
Obwohl der Leser wenig über das Vorleben und die Hintergründe der Charaktere erfährt, fühlt man sich ihnen doch schnell verbunden. Ulli mit ihrer offenen Art und Naomi in ihrem Tatendrang sind angenehme Protagonisten, die sich vom klassischen Weibchen abheben. Und Ralf lässt sehr schnell durchblicken, dass er nicht gerade alltäglich ist, die Bedrohung in seinem Verhalten ist vom ersten Moment an spürbar. Ob das Verhalten der Personen nachvollziehbar ist, muss jeder für sich selbst entscheiden, man sollte dabei auf jeden Fall immer das Genre im Auge behalten. Denn Gerwalt kokettiert nicht mit dem Mode-SM, wie er momentan überall auftaucht, sondern er dringt tief in die Thematik ein und verlangt dem Leser einiges ab.
GENRE
Gerwalt hat keinen romantischen Krimi geschrieben, sondern ganz klar einen BDSM-Thriller. Wer mit dem Thema nichts anfangen kann, der wird auch seine Probleme haben, sich in die Charaktere hineinzuversetzen oder deren Gefühle nachzuvollziehen. Denn der Autor bewegt sich hart an der Grenze zwischen Spiel und Ernst, verlässt dabei einige Male den Bereich des Spiels und driftet ab in eine Welt aus Todessehnsucht und realer Gewalt. Wäre es abgesprochen und harmlos, wäre es kein Thriller. "Normale" Thriller streifen häufig das Thema BDSM, verfälschen jedoch eine Menge und werfen ein falsches Bild darauf. Und BDSM-Titel sind häufig einfach nur Beschreibung von Spielarten, die jedoch die intelligente Handlung vermissen lassen. DAS LETZTE ELEMENT verbindet beides: eine gelungene Beschreibung der Szene und des Spiels, aber auch eine spannende Handlung, die eines Thrillers würdig ist. Und auch die Gefahr, die davon ausgeht, wenn Menschen zu weit gehen.
AUFBAU, ERZÄHLWEISE
Zu Beginn handelt der Thriller nur von Naomi, flink trifft sie aber auch auf Ulli und Ralf, die die einzigen Figuren bleiben. Andere Personen treten nur am Rand auf, etwa der Polizist oder ein Mitorganisator der Party. Die Geschichte wird wechselnd aus der Sicht von Naomi und Ralf erzählt. Weiterhin gibt es in Kursivschrift eine Ich-Perspektive (was es mit dieser auf sich hat, wird der Leser recht schnell für sich selbst erkennen), die das Geschehen zusätzlich beleuchtet. Je mehr das Buch sich dem Showdown nähert, desto kürzer werden die jeweiligen Passagen, desto mehr fließen sie nahtlos ineinander über, bis alle drei Textpassagen vereint sind und der Leser mitten in einer wortwörtlich atemberaubenden Szene mit den Morden konfrontiert wird.
SPRACHE
Sprachlich hat mich DAS LETZTE ELEMENT sofort überzeugt. Die einzelnen Passagen sind anregend und niveauvoll beschrieben. Obwohl der Inhalt stellenweise sehr drastisch ist, bleibt die Sprache immer gediegen. Mancher Thriller (über dessen Perversion sich niemand aufregen würde, da es ja ein Thriller ist und nichts mit Sex zu tun hat. Ich könnte mich über diese Heuchelei aufregen, aber das ist ein anderes Thema, ich beruhige mich also wieder *tief durchatmet*) ist da weitaus heftiger und brutaler in seiner Beschreibung des Geschehens.
Ich finde es auch gelungen, wie Gerwalt allen Beteiligten ein eigenes Sprachmuster verleiht. Man erkennt anhand der jeweiligen Sätze zum Teil sehr gut, wer gerade spricht, jeder hat seine eigenen Merkmale und Besonderheiten. Und auch in den erotischen bzw gewalttätigen Momenten ist es ein deutlicher Unterschied, ob nun aus Sicht des Täters, aus Sicht von Naomi (die auf ihre Weise eine Neuinszenierung der Morde als lustvoll erlebt) oder aus Sicht des Polizisten geschieht. Es freut mich immer, wenn ich sehe, wie Schriftsteller die Sprache gekonnt als Mittel zum Zweck einsetzen und damit jonglieren.
SONSTIGES
Was den BDSM-Aspekt betrifft, beschreibt Gerwalt hier Praktiken, die man in anderen Büchern oft nicht liest. Es gibt ja doch klassische Spielarten, denen man in jedem 0815 Roman immer wieder begegnet. Hier dagegen werden mal Szenerien aufgebaut, die sich klar von anderen unterscheiden und seinen Einfallsreichtum beweisen. Wem klar ist, dass dies hier keine Realität sondern einfach nur Fiktion ist, dem werden die kribbelnden und gefährlichen Ideen sehr gut gefallen. Auch wird hier Bondage nicht als Mittel zum Zweck benutzt sondern sehr ausführlich beschrieben, wie Ralf die Seile um den Körper legt, wie er sie führt und spürt, das ist selten in Büchern zu finden.
Die Handlung spielt im Schwarzwald, und abgesehen von einer gewissen künstlerischen Freiheit gibt es die Tatorte, das Schloss, die unterirdische Bunkeranlage wirklich, der Autor hat dies in einem Nachwort speziell erklärt. Ich finde es schön, wenn Romane nicht immer im Ausland spielen müssen, und der Schwarzwald scheint mir für die bedrohliche Stimmung des Romanes sehr geeignet. Die Beschreibungen stören nicht den Lesefluss, sind jedoch sehr anschaulich, sodass man Lust bekommt, sich alles vor Ort anzusehen.
WERMUTSTROPFEN
Die Charaktere bieten sehr viel Stoff zur Diskussion, es werden Themen angerissen, die eigentlich eine weiterführende Auseinandersetzung mit dem Buch verlangen. Besonders das Ende lässt sehr viele Fragen offen. Normalerweise störe ich mich nicht an einem offenen Ende. In diesem Buch allerdings halte ich etwas mehr Klarheit für überaus wichtig. Es ist ein ernstes Thema, das angesprochen wird, und im Epilog geschieht etwas, das ich ohne eine Auflösung nicht gutheißen kann. Ja, es ist nur ein Roman, das muss ich mir vor Augen halten. Während andere Bücher jedoch klar als Fiktion erkennbar sind, weil sie einfach Dinge darstellen, die eben nur Kopfkino sind und deutlich überzeichnet, halte ich dieses Buch in seiner Art jedoch für durchaus realistisch, es könnte so passiert sein. Das finde ich prinzipiell gut, das macht es umso spannender und lesenswerter. Aber gerade deswegen fände ich es wichtig, den Leser nicht mit diesen Fragen alleine zu lassen und offene Anliegen aufzuklären. Leider hat dies meinen Lesegenuss am Ende etwas getrübt.
FAZIT
DAS LETZTE ELEMENT ist ein realistisch gehaltener Thriller, der ein bedrohliches Szenario erschafft. Der Leser ist gefesselt und kann sich sehr gut in die Handlung einfinden. Besonders den Aufbau und die sprachliche Präsentation finde ich sehr gelungen, sodass ich das Buch uneingeschränkt allen Freunden der härteren Erotik empfehlen kann. Das Ende allerdings hat mich etwas betroffen zurückgelassen und schmälert den ansonsten hervorragenden Genuss.
SaschaSalamander 17.02.2012, 10.12 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL
Mindnapping 06 - Dopamin
Susan hatte eine Affaire, doch eine Woche nach dem letzten Treffen verstirbt ihr heimlicher Liebespartner bei einem Motorradunfall. Sie erzählt nun drei ihrer Bekannten (Pfarrer, Arzt, Anwalt) unter Schweigepflicht von den Ereignissen. Für die Zuhörer (sowohl die drei Männer als auch die Hörer der CD) stellt sich recht bald die Frage, was sie mit dieser Erzählung bezweckt. Was hat ihre Geschichte mit dem Unfall zu tun? Was erwartet sie von den drei Gesprächspartnern, wenn nicht Vergebung, juristischen Rat oder therapeutische Hilfe?
Audioanarchie hat bereits in den vorherigen fünf Kurzgeschichten bewiesen, dass sie es meisterlich verstehen, Spannung aufzubauen. Jede Erzählung ist anders, und der Zuhörer weiß zu Beginn nicht, was ihn erwarten wird. So auch bei DOPAMIN, wo die Situation lange unklar bleibt.
Was jedoch absolut klar ist: Susans Schilderungen sind sehr explizit. Ausführlich erfährt der Hörer, was die junge Frau erlebte. Sie war ihrem Liebhaber hörig, und er hatte viele "Wünsche", Befehle an sie, sie wurde gefesselt, geschlagen. Teils erzählt Susan in eigenen Worten, teils spielt die Handlung als Rückblende, untermalt von anregender und recht realistischer Soundkulisse. Interessant natürlich auch die Reaktionen der einzelnen Gesprächspartner. Der Pfarrer reagiert entsprechend pikiert, bittet um weniger Details (eine Bitte, der Susan dem Hörer zuliebe natürlich nicht nachkommt), der Anwalt sieht es etwas gelassener und reißt hier und da seine Späßchen, während der Therapeut immer wieder zu analysieren versucht und mit seinen Platitüden Verständnis heuchelt. Eine innovative Erzählweise, auf die Audioanarchie sich eingelassen hat, und das Hörspiel ist rundum gelungen. "Erotik" kann man diese CD nicht nennen, was hier geschildert wird, geht für mich bereits in den Bereich "Hardcore", und die Macher sind hierbei nicht gerade pingelig, wenn es um die Ausgestaltung der einzelnen Szenen geht.
Noch immer werden Hörspiele als Unterhaltung für Kinder betrachtet, aber es gibt immer mehr Titel, die den Hörern beweisen, dass es durchaus einzelne Serien gibt, die Kinder keinesfalls in die Hände bekommen dürfen. MINDNAPPING gehört definitiv dazu, und von allen sechs Teilen, die ich bisher gehört habe, ist DOPAMIN die härteste. Zimperlich darf man bei dieser Reihe auf keinen Fall sein! Die Reihe setzt sich mit ihrer innovativen Machart und den expliziten Themen über die bisherigen Grenzen hinweg und beschreitet neue Wege, die für zukünftige Serien Maßstäbe setzen werden. Ein Label, das ich unbedingt im Auge behalten muss!
SaschaSalamander 30.12.2011, 10.40 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL
Dornröschen - Trilogie
Die Trilogie DORNRÖSCHEN stand viele Jahre auf dem Index. Das weckt natürlich die Neugier. Erst recht, wenn das Buch von "Anne Roquelaure" stammt, bekanntes Pseudonym von Anne Rice, aus deren Feder auch die Reihe CHRONIK DER VAMPIRE floss. Die Autorin schrieb neben ihren Büchern um Hexen, Vampire und die Unterwelt nämlich auch erotische Titel. Ich habe schon viel von DORNRÖSCHEN gehört, hier und da mal einen Blick hineinwerfen können, und umso erfreuter war ich, als der Marterpfahl-Verlag dann 2011 das Buch nun endlich veröffentlichte! Es folgt im Anhang eine ausführliche Anmerkung von Arne Hoffmann (Autor und Medienwissenschaftler, der unter Pseudonym Cagliostro sowie unter seinem realen Namen ebenfalls erotische Werke sowie Fachbücher veröffentlicht), die sich mit den Hintergründen der Indizierung befasst.
INHALT
Puh, Inhalt? Kurz gesagt: der Prinz rettet das schlafende Dornröschen, bringt sie auf sein Schloss und lässt ihr dort eine recht ausführliche Erziehung angedeihen. Sie wird nach allen Regeln der Kunst gepeinigt sowie vom Prinzen auch an andere "Erzieher" verliehen. Dornröschens Stolz ist dabei ungebrochen, und als sie Tristan kennenlernt, nimmt sie die schlimmste Strafe in Kauf, um bei ihm sein zu können. Was wird sie im Dorf erwarten? Und wird die junge Frau am Ende zurück auf ihr Schloss gehen dürfen?
HANDLUNGSAUFBAU
Anne Rice schreibt Erotik, und sie lässt alles weg, was unnötig stören könnte. Mit anderen Worten: die Handlung. Das Buch ist quasi eine Aneinanderreihung unterschiedlister Praktiken und Spiele. Wer unter Sex versteht, wie Mann und Frau sich in Liebe körperlich vereinen, sollte hier aufhören zu lesen. Alle anderen: holla, nicht schlecht, was die Autorin dem Leser hier bietet! Fantasievoll und variantenreicht zelebriert sie alles, was möglich ist. Alleine, zu zweit, zu mehreren, hetero- und homoerotisch, mal schmerzhaft, mal sanft. Es wird gefesselt, geknebelt, geschlagen, erniedrigt und gequält, nicht immer lustvoll und willentlich, aber stets bedacht auf das Wohlergehen der Sklaven und durch den Hintergrund der Geschichte auch stets im einvernehmlichen Metakonsens.
SPRACHE
Dabei ist die Handlung jedoch nur der Rahmen, welcher die einzelnen Momente zusammenhält. Führt dies bei den meisten Büchern dazu, dass es zur Pornographie verkommt und ins Vulgäre abdriftet, beweist sich Anne Rice hier wieder einmal als Meister ihres Faches. Ihr Schreibstil ist bildreich und doch elegant. DORNRÖSCHEN ist kein Titel, den man zwischendurch zur Anregung überfliegt, sondern man muss sich schon Zeit dafür nehmen, wenn man die drei Bände auskosten möchte.
CHARAKTERE
Obwohl die Handlung deutlich hinter der ausführlichen Beschreibung der einzelnen "Erziehungsmaßnahmen" zurücksteht, werden die Charaktere sehr greifbar beschrieben. Es ist dem Leser möglich, sich in Dornröschen, den Prinzen oder andere Sklaven hineinzuversetzen, die Autorin beschreibt das Geschehen jeweils aus wechselnder Sicht und bietet dadurch ein zusätzliches Spektrum des Erlebens.
FAZIT
Neben DER GESCHICHTE DER O, der VENUS IM PELZ, Gor der GEGENERDE, den Werken von de Sade ist DORNRÖSCHEN ein Buch, das unbedingt in jedes Erotik-Regal gehört. Einmal angefangen, kann man sich der bildhaften Sprache und den ausgefallenen Spielen nicht mehr entziehen. Ein Buch, das man auf jeden Fall mehrfach lesen kann und gerne immer wieder zur Hand nimmt.
SaschaSalamander 27.12.2011, 09.38 | (0/0) Kommentare | PL
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