SaschaSalamander

Ausgewählter Beitrag

Das Geheimnis der Sklavin

INHALT

Sandra lässt alles hinter sich und macht sich auf den Weg zur ersten Begegnung mit ihrem neuen Meister. Er soll es sein, der ihr Leben komplett für sich einnimmt, stark und mächtig und stolz. Bald zeigt sich, dass ihr Meister etwas zu verbergen hat, in Sandra keimt der Verdacht, dass es vor ihr bereits andere Sklavinnen gab, und dass deren Verbleib ein tragischer war. Trotzdem gibt sie sich ihrem neuen Meister hin und genießt die Situation. Nur die Haushälterin Elena steht zwischen ihnen, behandelt Sandra herablassend und grausam, nimmt sogar den Tod der Sklavin in Kauf, ja vielleicht provoziert sie ihn sogar. Doch nichts ist, wie es scheint, und auch Sandra hat viel zu verbergen. Nicht umsonst hat sie die Brücken hinter sich abgebrochen ...


CHARAKTERE

Die Charaktere bleiben sehr lange im Dunkeln. Der Leser erfährt sogut wie gar nichts über Sandra, ihren Meister Martin oder dessen Haushälterin Elena. Sie drei stellen die Protagonisten, andere Figuren gibt es nicht. Es handelt sich quasi um ein literarisches Kammerspiel an einem einzigen Ort (von der kurzen Einleitung auf dem Flughafen abgesehen) und mit lediglich drei Personen.

Obwohl die Geschichte aus der Sicht Sandras geschildert wird, bleibt ihr Handeln und ihre Vergangenheit unklar. Es beschleicht den Leser eine Ahnung, was der Grund für ihr Verhalten sein könnte, doch die Auflösung gibt es erst am Ende. 160 Seiten muss man hinter sich bringen, bevor auf den letzten 20 Seiten das bisherige Geschehen entschlüsselt wird und man mehr über Sandra und Martin erfährt. Elenas Geheimnis wird erst auf der vorletzten Seite in einem kurzen Nebensatz erwähnt und lässt viele Fragen offen. Auch die Vergangenheit von Sandra und Martin wirft mehr Fragen auf als zu beantworten.

Gelungen finde ich jedoch, dass durch die Erzählweise der Leser sich gut in Sandra hineinversetzen kann. Etwas, das normalen Lesern gerade bei dem Thema der kompletten Kontrollabgabe an den Meister schwerfallen dürfte. Alles aufgeben: das Geld, den Ausweis, die Kleidung, ja sogar die eigene Persönlichkeit, die eigene Stimme. Keine Rechte, kein eigener Wille. Dafür jedoch auch keinerlei Verantwortung. So unvorstellbar das für die meisten Menschen klingen dürfte, so nachvollziehbar und gekonnt beschreibt er diesen Gedanken.


SPRACHE, KULISSE

Die Sprache ist wie bei Torres gewohnt niveauvoll und angenehm, ich habe den Roman blitzschnell gelesen. Der Blick fliegt nur so über die Seiten, der Lesefluss ungestört und die Umschreibung der teilweise sehr drastischen Szenen gekonnt.

Dazu eine traumhafte Kulisse, die Lust auf Urlaub macht: spanisches Gebirge, weite Landschaften, das Haus auf einem hohen Bergsporn mit drei tief abfallenden Felswänden. Man vermeint selbst vor Ort zu sein, einen Blick auf das Panorama zu werfen. Etwas, das mich bereits an dem Buch >SKLAVENJAGD< sehr begeisterte.

Wenngleich ich es dort nicht erwähnte. Das Problem ist, dass die Rezensionen sonst einfach zu lang werden, mir fällt soviel auf, zu gerne würde ich sehr viel mehr schreiben, aber schon jetzt bin ich stark an der Grenze des Zumutbaren ;-) Aber, wie gesagt: traumhafte Kulisse, Torres beherrscht es meisterlich, über Spanien und seine wundervolle Landschaft zu schreiben.


EROTIK

Die Erotik in diesem Buch ist dem Hardcore - Bereich einzuordnen. Wie bereits in SKLAVENJAGD weniger aufgrund der Beschreibung oder der Handlung, sondern teils auch hier wieder aufgrund der Auslassungen und Andeutungen. Sandra gibt alles an ihren Meister ab, und dieser nimmt sich, was er will. Natürlich auch, aber nicht nur bezogen auf den sexuellen Aspekt. Der reine Geschlechtsverkehr ist es nicht, worum es hier geht, vielmehr die fantasievolle Gestaltung der Demütigung, des Schmerzes und der Unterwerfung. Der Autor versteht es, das Kopfkino anzuregen. Allerdings auf einer Stufe, die deutlich über Romance oder normale Erotik hinausgeht und eine Akzeptanz des Themas BDSM und auch der härteren Praktiken dieser Spielart voraussetzt. Er spielt nicht nur mit dem Körper, er spielt auch mit der Seele der Protagonistin, und dies auf einer Basis des Metakonsens, die bereits in den kriminellen Bereich übergeht. Dafür ist es ein Thriller, dafür ist es in Ordnung und spannend.


STORY, AUFBAU

Was mich allerdings enttäuschte, war der Handlungsaufbau. Das Buch beginnt sehr vielversprechend mit einer Szene am Flughafen, als Sandra sich für ihren neuen Herren zurechtmacht, sehr viele anregende Fetischelemente. Viele Fragen werden aufgeworfen, man hofft auf eine Steigerung der Handlung. Dann die erste Begegnung mit dem Meister. Sie kannte ihn nicht, hat jedoch alles für ihn hinter sich gelassen. Erst am Ende wird klar, warum sie dies tat und was sie sich davon versprach. Doch bis es soweit ist, vergehen fast 160 Seiten. Auf diesen Seiten geschieht fast nichts. Der Leser erlebt aus Sandras Sicht die Unterwerfung. Angekettet in der Box, eingekerkert in einem dunklen Loch, gepeitscht und mit dem Rohrstock bestraft, der prallen Sonne ausgesetzt, das Metronom als Taktgeber der Lust. Kreative Ideen, nette Umsetzungen. Aber erwartet hatte ich einen Thriller, bekommen eine erotische Umschreibung. Die Thrillerelemente waren mir deutlich zu wenig, die Handlung zu spärlich. Sie ließe sich hier in wenigen Sätzen, gar kürzer als meine Rezension selbst, beschreiben.

Keine Nebenplots, keine Komplexität. Hier und da eine Andeutung. Ein neu entdeckter Blutfleck, ein gefundener Gegenstand. Die lebensbedrohliche Gefahr ist vorhanden, ich habe sie selbst jedoch nicht gespürt, sie wirkte auf mich imaginär, entstanden aus Sandras Vermtungen, keinen Moment lang real. Eine gefährliche Szene gibt es, doch das Wissen "sie wird eh nicht sterben, da kommen noch 100 Seiten" hielt meine Anspannung deutlich in Grenzen. Müsste ich eine Spannungskurve zeichnen, so wäre es eine fast gerade Linie mit nur sehr wenigen Erhebungen, erst im letzten Achtel hebt sich die Kurve und steigt im Showdown an.


GESAMTEINDRUCK

Insgesamt war der Roman sehr schnell gelesen, doch das Erleben stand hinter der Erwartung an den Autor und das Genre "SM-Thriller" leider sehr zurück. Schlecht war das Buch nicht, dazu schreibt Torres einfach zu flüssig, dazu baut er eine zu lebendige Kulisse auf. Ich bin sicher, es kommt bei den Lesern an und weiß hervorragend zu unterhalten. Meinen persönlichen Geschmack aber hat es dieses Mal leider nicht komplett getroffen, ich hätte mir mehr Komplexität und Handlung erhofft. Der Autor kann es besser, und so hoffe ich bereits auf das nächste Buch und werde auch dieses wieder gerne lesen.


FAZIT

Ein SM-Thriller vor atemberaubender Kulisse. Spannend geschrieben, die Situation der völligen Kontrolle gekonnt beschrieben, sodass der Leser sich sehr gut in die Hauptfigur hineinversetzen kann. Ein eher schlicht aufgebauter Roman, der dafür jedoch großen Wert auf eine klar Beschreibung setzt und in den erotischen Momenten zu überzeugen weiß. Handlungsorientierte Leser sollten nicht zuviel erwarten. Freunde anspruchsvoller Hardcore - Erotik dagegen werden begeistert sein.


SaschaSalamander 10.04.2012, 09.17

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