SaschaSalamander

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Wieder einmal Bücherwuseln

Geht doch wieder einmal ans Regal. Wer nur ein "normales" Regal hat, bitte unterste Reihe, drittes Brett von oben, neuntes Buch von links. Wie lautet der dritte Absatz auf der linken Seite?

Wer Bücherwürmer-Spezialregale hat, kann sich ja folgende Optionen noch heraussuchen:
- hinterste (ggf zweite oder dritte) Reihe
- von allen vielen Regalen das mit den meisten Büchern

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Anmerkung: Iris, Sarah, welche Seite habt ihr genommen? Irgendwie habe ich vergessen, eine Seite anzugeben, "links" kann ja viel sein *lach* ...

Für alle Folgenden sag ich einfach mal: Seite 189 ;-)

SaschaSalamander 08.06.2006, 15.17 | (7/2) Kommentare (RSS) | PL

Wer ist der Fremde

Plötzlich bemerkte (er) einen fremdländisch und wetterfest aussehenden Menschen, der im schummrigen Licht an der Wand saß und den Gesprächen ebenso aufmerksam zuhörte wie er selbst. Der Mann hatte einen hohen Deckelkrug vor sich stehen und rauchte eine langstilige, eigenartig geschnitzte Pfeife. Die Beine, die er von sich gestreckt hatte, steckten in gut sitzenden Schaftstiefeln aus weichem Leder, die schon viel durchgemacht haben musste und jetzt mit Schlamm verkrustet waren. Eng um den Leib gezogen trug er einen ebenfalls nicht sehr reinlichen Mantel aus dickem dunkelgrünem Tuch; und trotz der Hitze im Raum hatte er die Kapuze tief in die Stirn gezogen, sodass (er) nur noch die Augen funkeln sah, mit denen er sie beobachtete.

SaschaSalamander 07.06.2006, 15.07 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Dark Water

Cover des RomansNun habe ich die Rezension über den Manga "Dark Water" geschrieben und das Buch davor gelesen. Danach den Film gesehen. Ist ja doch immer sehr interessant, die einzelnen Möglichkeiten zu vergleichen. Jedes Medium verfügt über andere Schwächen, die Stärken können unterschiedlich gesetzt werden. Wo ein Buch vor allem durch Sprache und Gefühle Spannung erzeugen kann, sind im Film hauptsächlich die Bilder das tragende Element, im Manga kann eine Zeichnung ebenso aussagekräftig sein wie ein Satz oder eine bewegte Szene. Allerdings hat mich der Manga eher enttäuscht, nachdem ich das Buch gelesen hatte.

"Dark Water" ist kein Roman im eigentlichen Sinne, sondern eher eine Sammlung von Kurzgeschichten, die durch Prolog und Epilog zusammengehalten werden. Alle Geschichten haben gemeinsam, dass in ihnen das Wasser eine wichtige Rolle einnimmt. Die erste und längste davon gab dem Buch seinen Namen und handelt von der alleinerziehenden Mutter Yoshimi, die mit ihrer Tochter Ikuko in einem alten Haus lebt, welches nur noch als Bürokomplex verwendet wird. Ein altes leerstehendes Haus, eine seltsame Tasche, unauffällige Schwebepartikel im Wasserglas, die ängstlichen Gedanken einer Frau und ein Unglück, das sich vor zwei Jahren ereignete, bilden die Grundlage für unheimlichen Grusel. Nichts Konkretes, nur Ängste, Ahnungen und ein kühler Wind verursachen beim Leser eine gehörige Gänsehaut.

Was mir besonders gefallen hat, war die Art des Grusels: es müssen nicht immer Dämonen oder finstere Kreaturen sein, keine grausamen Serienkiller. "Dark Water" spielt mit den Urängsten der Menschen. Furcht verursacht nicht die Handlung, nicht das Geschehen, sondern einzig und alleine die Gedanken und Ängste der jeweiligen Protagonisten, in die man sich sehr gut hineinversetzen kann. Ob sie dem Tod nur knapp entronnen sind, was sie nun letzendlich gesehen haben, oder ob alles nur Einbildung ist, bleibt meist dem Leser überlassen.

Deswegen ist diese Art des Horrors wohl auch Geschmackssache. Mancher Leser wird es einfach beiseite wischen und nicht verstehen, was an ein paar knarzenden Dielen, einem kühlen Wind und einer im Müll liegenden Tasche so schaurig sein soll, ein anderer wird nachts das Licht brennen lassen. Was mich betrifft: ich las das Buch gerne und mit wohligem Frösteln, schlaflose Nächte hat es mir allerdings nicht beschert. Es hat mich nicht sonderlich bereichert, aber zwischendurch einmal ganz nett unterhalten.

Einen Tipp, wem es gefallen könnte, möchte ich nicht geben. Am besten einfach selbst einmal reinschnuppern, falls die Rezension interessant klang. Was der einzelne Leser dann damit anfängt, kann ich schwer beurteilen. Kultur aus Asien ist eben doch ganz anders als die unsere, und man muss sich erst schrittweise daran gewöhnen ...

SaschaSalamander 07.06.2006, 09.38 | (0/0) Kommentare | PL

Gehaltlos aber spaßig zu lesen

Nein, eine Rezension werde ich über "das Lehrerhasserbuch" nicht schreiben. Das ist es mir wirklich nicht wert. Aber einige Anmerkungen kann ich mir doch nicht verkneifen. Ich finde das Buch sehr interessant zu lesen. Vor allem, weil es mir Spaß macht, einzelne Argumente zu zerpflücken, zu widerlegen und vor allem ihre Rhetorik (so man sie so nennen mag, aber dafür halte ich sie für zu wenig subtil und geschliffen) auseinanderzunehmen.

Mir ist zum Beispiel aufgefallen, dass sie immer wieder Dinge bekrittelt, die eigentlich dem System "Schule" zuzuschreiben sind. Lehrer sind lediglich ausführende Organe. Und viele Lehrer finden das, was sie tun müssen, auch nicht in Ordnung (Rechtschreibung nicht bis zur dritten Klasse ankritteln, Bewertungen statt Noten, Lehrplan, etc). Aber man hat keine Wahl, wenn man den Job behalten will. Und ich bin sicher, auch Frau Unverzagt aka Kühn würde entsprechend reagieren an Stelle der Lehrer. Dass sie dennoch die Lehrer beschimpft, anstatt das System als solches zu hinterfragen, finde ich extrem kurzsichtig. Sündenbock. Intellektuelle erwachsene Menschen sollten über so etwas profanes wie einen "Sündenbock" erhaben und fähig zur tatsächlichen Diskussion sein ...

Sie betont häufig das "heute". Um wohl auch darauf hinzuweisen, dass es damals nicht so war. Wenn man sie den heutigen Schulalltag beschreiben hört, könnte man meinen, damals sei es anders gewesen. Damals hätten die Schüler Lust am Lernen, Freude an der Schule, Respekt vor dem Lehrer usw gehabt. Wenn sie dies tatsächlich glaubt, dann empfehle ich ihr die Schriften der alten Römer, welche über die damaligen Jugendlichen und deren Sittenverfall klagen. Auch damals kämpfte bereits die Front Lehrer - Schüler gegeneinander ... und damals wie heute haben einige vieles gelernt und andere sogut wie nichts ...

Ich habe einige Male Eindruck, dass sie die schulischen Probleme alleine den Lehrern zuschieben möchte. Sie beschreibt zwar immer wieder, was sie alles für ihre Kinder tut (was eigentlich Job der Lehrerin wäre), betont aber immer wieder, wieviel Arbeit die Eltern auf die Lehrer abwälzen. Sie scheint meiner Ansicht nach zu den Eltern zu gehören, welche die pädagogische Verantwortung komplett in die Hände der Lehrer legen. So beschreibt sie, dass die Lehrerin ihrer Tochter einen Brief nach Hause schrieb, in welchen Bereichen der engl. Sprache die Kleine ihre Probleme hätte und was verstärkt gelernt werden sollte. Zudem der Vermerk, evtl Nachhilfe in Angriff zu nehmen oder einige von ihr empfohlenen Bücher zu kaufen. Daraufhin antwortete sie mit einem Schreiben an die Lehrerin, welche Schwierigkeiten die Tochter zu Hause habe, und dass die Lehrerin mit ihr in der Schule bitte den Müll hinuntertragen, einen gepflegten Umgangston erlernen, etc solle. Mit anderen Worten: "Mischen sie sich nicht in meine Angelegenheiten, ich mische mich auch nicht in ihre, tun sie mal schön, wofür sie bezahlt werden". Für sie scheint Schule zu bedeuteten, dass die Kinder von 8 bis 13 Uhr lernen, und außer Hausaufgaben hat sich die Sache damit erledigt ... wofür werden die Lehrer sonst so übermäßig bezahlt ... dass eine Lehrerin leider keine 30 Mal Einzelunterricht für jeden Einzelnen machen kann, übersieht sie dabei ...

Sie neigt auch dazu, sich einige Dinge zu drehen, wie es ihr gefällt. "Wer kein Haar in der Suppe findet, der schüttelt so lange mit dem Kopf, bis eines hineinfällt". Obiges Beispiel etwa. Hätte die Lehrerin keinen Brief geschrieben, so hätte sie bestimmt gewettert, dass sich die Lehrer nicht individuell um die Kinder kümmern, sondern alle in einen Topf werfen. Auch die Geschichte vom Regenbogenfisch, die sich sehr schön interpretieren lässt, deutet sie negativ als Gleichmachung aller, niemand darf sich hervortun, wer "besser" ist wird niedergedrückt und so grau werden wie alle anderen. Solche Argumente bringt sie oft an. Natürlich ist es immer eine Sache der Interpretation, aber sie neigt extrem häufig (sozusagen immer) dazu, alles ins Schlechte zu ziehen ..

Sie stellt Kinder als lernwillige, liebe Engelchen dar, die jederzeit lernen würden, wenn sie nur die Chance hätten. Kinder sind neugierig und aufnahmebereit, Lehrer verderben all dies. Dass es zwischen all diesen liebenswerten Engelchen auch Rotzgören gibt, die vor nichts und niemandem Respekt haben, keine Erziehung genossen haben und selbst den härtesten Pädagogen an den Rand des Nervenzusammenbruches führen können, und wie schwer es ist, einem nicht-deutsch-sprechenden Kind etwas zu vermitteln, und wiesehr Gruppendynamik gerade in großen Klassen wirkt, davon wird kein Wort erwähnt. Schließlich sind Kinder von Natur aus brave Engel ...

Sie spricht stellenweise tatsächlich wichtige Dinge an, die der Verbesserung bedürfen. Mit ihrem Umgangston leider verbaut sie es sich und findet vermutlich nur Gefallen bei denen, welche Stammtischdiskussionen bevorzugen. Denn trotz all ihrer Fremdwörter und intelligenten Zitate diverser Philosophen und Gelehrten ist der Text leider nicht haltbar oder gar verwertbar. All diese Lehrer, die sie beschreibt - ich habe noch keinen einzigen solchen erlebt. Mag sein, dass es vereinzelt solche traurigen Exemplare gibt, aber Ausnahmen gibt es überall ... ebensowenig, wie sie wünscht, dass ihre Kinder gleichgemacht und über einen Kamm geschoren werden, sollte sie dies auch den Lehrern gegenüber tun. Aber innere Widersprüche in Handeln und Tun habe ich in diesem Buch leider schon einige entdecken können ...

Ich würde gerne einmal direkt und privat mit dieser Frau reden, wäre bestimmt interessant, ...

SaschaSalamander 06.06.2006, 14.04 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL

Mondscheinmädchen

shwarzman_mondschein_150_1.jpgOri Shwarzman ist ein israelischer Arzt, den es nach Ghana zieht. Dort praktiziert er in einem kleinen Dorfkrankenhaus. Knochenbrüche, Asthmaanfälle, Kaiserschnitt, Bisswunden, Malaria und vieles mehr sind dort sein täglich Brot. Und so, wie ihm Früchte, Milch oder Fleisch als Geschenk für seine Arbeit dargeboten werden, bietet der reiche Herr Danzu ihm eines Tages seine Schweinehirtin Akuja an. Anfangs lehnt Ori ab, kann er doch nicht einfach einen Menschen als Besitz betrachten! Doch er erkennt, welche Konsequenzen eine Ablehnung des Geschenkes hätte und nimmt das Mädchen bei sich auf. Tagsüber arbeitet die 17jährige nun bei den Schweinen, nach der Arbeit lebt sie im Haus des weißen Arztes.

Die Handlung beginnt, als eine Gruppe Männer ihm die kranke und seit Tagen vermisste Akuja ans Haus bringen. Er kann sie nicht mehr retten, es ist zu spät. Sie schämte sich für den Verrat, welche sie an ihm begangen hatte und wollte seine Hilfe nicht annehmen. Rückblickend erzählt der Arzt, was seit seiner Ankunft im Dorf bis hin zu Akujas Tod hin geschah, wie er sich als Fremder zwischen den Dorfbewohnern einlebte, wie Akuja ihn verriet und wie er sie dennoch liebte. Einzelne Episoden, unterschiedliche Menschen, viele Begegnungen mitten in Afrika.

Diese biographische Geschichte ist wundervoll geschrieben! Auch, wenn ich Tatsachenberichte, Biographien und dergleichen weniger gern lese, hat mich "Mondscheinmädchen" sehr beeindruckt. Es ist flüssig und packend wie ein spannender Roman. Die vielen einzelnen Geschichten um den tollwutkranken Jungen, die Ehebrecherin, den Zwist zwischen den zwei Parteien (Häuptlingsfamilie und der reiche Herr Danzu) des Dorfes, alles fügt sich gegen Ende wunderbar zusammen, bis dem Leser klar wird, dass Akuja den Arzt verraten hat, und warum sie gar keine andere Wahl hatte.

Ohne auf die Tränendrüse zu drücken oder etwas zu beschönigen, ist "Mondscheinmädchen" sehr bewegend. Die Armut des Volkes, die sich in vielen Kleinigkeiten widerspiegelt, die Lebensfreude einzelner Menschen, alles ist greifbar. Eines der Bücher, das farbenprächtige Bilder während des Lesens entstehen lässt. Man fühlt sich mitten unter den Dorfbewohnern, während Christian Berkel mit angenehm warmer Stimme von Afrika erzählt. Tiere, Landschaft, Ernährung, Alltag, Hygiene, Sitten und Bräuche bekommen Gestalt. Ein Buch, wie es menschlicher und bewegender kaum sein könnte.

Die wahre Geschichte eines weißen Arztes in Afrika. Die bewegende Geschichte einer unmöglichen Liebe. Die ermutigende Geschichte einer starken Frau. Die bildhafte Geschichte eines farbenprächtigen Landes, so ganz anders als unseres ... wunderbar!

SaschaSalamander 05.06.2006, 22.33 | (0/0) Kommentare | PL

Statistik KW 22

Gelesen
Die drei ??? - Teil 4
Orcus Star (G. Wetzel)
Offenbarung 23 - Teil 1-4
John Sinclair 2000 - Teil 8
Das Lehrerhasserbuch (L. Kühn)
Detektiv Conan Short Stories 07
Mondscheinmädchen (O. Shwarzman)
Der Tag, an dem der Wind dich trägt (J. Patterson)

Gekauft
/

Geschenk
/

Buchticket
/

Vorgemerkt
/

Filme
X-Men III

SaschaSalamander 04.06.2006, 10.56 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Das Lehrerhasserbuch

Erster Satz:
"Pssstt", wispert die Dame da vorne ins Mikrophon, und noch einmal etwas energischer "Psssttt", bis das Geraune verstummt.

Letzter Satz:
Es kann schließlich nur besser werden - also: Bitte, liebe Lehrer, macht endlich euren Job!

aus: L. Kühn: Das Lehrerhasserbuch - eine Mutter rechnet ab; Knaur, 2005

SaschaSalamander 03.06.2006, 10.45 | (0/0) Kommentare | PL

SignaTour von EMA

Heute Nachmittag besuchte ich die Signierstunde der EMA Roadshow. Alexandra Völker, DuO (Asu und Reami), Lenka Buscova, Gina Wetzel und Ying Z. Cheng signierten ihre Mangas und standen den Fans 2 Stunden lang zur Verfügung. Es war wieder viel los, und die Mädels waren so quirlig und bunt und lebhaft, wie ich es bei einer Signierstunde noch nicht erlebt habe. Schade, dass es so kurz war!

Bilder und ein paar kurze Infos gibt es dann dieser Tage hier bei mir im Blog, einen ausführlichen Bericht sowie ein Interview (das diesmal völlig ungeplant war aber total witzig wurde) könnt ihr wie immer in der übernächsten >Mangatainment< lesen ... (für die nächste Ausgabe ist es leider zu knapp dieses Mal).

SaschaSalamander 02.06.2006, 18.49 | (0/0) Kommentare | PL

Die Haarteppichknüpfer

eschbach_haarteppich_150_1.jpgIn letzter Zeit habe ich viele Romane von Eschbach gehört und gelesen. Bei ihm kann man sogar mehrere Werke hintereinander zu sich nehmen, denn eines beherrscht er grandios: die Kunst, unterschiedliche Genres zu schreiben. Science-Fiction, Thriller, Fantasy, im Gegensatz zu manch anderen Autoren gelingt ihm der Wechsel zwischen den Welten und Zeiten hervorragend. Ein Buch, von dem ich bisher nur wenig gehört hatte und auf das ich eher durch Zufall stieß, ist "die Haarteppichknüpfer". Dies ist sein erster Roman, ein Science-Fiction, der 1995 erschien und im folgenden Jahr den Literaturpreis des Scifi-Clubs Deutschland erhielt.

Knoten um Knoten knüpfen sie an einem Teppich aus dem Haar ihrer Frauen, Nebenfrauen und Töchter. So filigran und so fein, dass sie Zeit ihres Leben nur einen einzigen Teppich fertigstellen können. Vom Erlös aus dessen Verkauf ist der Lebensunterhalt des einzigen männlichen Nachkommen gesichert, der nun ebenfalls wieder an einem Teppich arbeitet. Die Kunstwerke dienen alle nur einem Zweck: sie sollen den Palast des Kaisers schmücken ... einmal im Jahr erscheinen die Händler, welche die Teppiche kaufen und an den Hafen bringen, wo die Raumschiffe der kaiserlichen Flotte sie entgegennehmen ...

Aber Eschbach wäre auch in seinem ersten Werk nicht Eschbach, wenn das schon alles wäre. Natürlich beinhaltet "die Haarteppichknüpfer" weitaus mehr als nur die Beschreibung ein paar einzelner Männer, die in ihrem Ort höchstes Ansehen für ihr Handwerk genießen. Dieses Buch besteht aus einzelnen Kurzgeschichten, deren Zusammenhang sich erst nach und nach offenbart. Der Autor schreibt in verschiedenen Zeiten und Dimensionen, springt zwischen Vergangenheit, "Gegenwart" und Zukunft. Ein Knüpfer muss sich zwischen seinem Sohn und dem Neugeborenen (er darf nur einen Sohn haben) entscheiden. Ein Lehrer hinterfragt den Kaiser und stürzt sich und andere damit ins Unglück. Ein anderer Knüpfer verliert bei einem Hausbrand seinen gesamten Lebensinhalt. Von Geschichte zu Geschichte darf der Leser einen tieferen Blick auf den geheimnisvollen Planeten werfen. Bis plötzlich die nächste Episode in einem Raumschiff spielt, in welchem die Rebellen viele Jahre nach dem Sturz des Kaisers auf Erkundungsflug unterwegs sind. Und hier wird es noch spannender als bisher: denn wie es scheint, bergen die Teppiche ein großes Geheimnis. Wie kommt es, dass noch niemand jemals auch nur einen einzigen davon im Palast des Kaisers sah? Was geschieht mit den Teppichen? Und warum sind die Völker der Teppichhaarknüpfer so primitiv und wenig entwickelt?

Was anfangs wie eine Fantasygeschichte daherkommt, entwickelt sich schnell zu einer Scifi-Story epischen Ausmaßes. Um dieses Universum hätten wohl noch unzählige Bücher geschrieben werden können. Und wie auch der alte Archivar am Ende sagt, birgt jede Kammer eine weitere Geschichte. Es ist faszinierend, wie komplex dieses Buch gewoben ist, entstanden aus ursprünglich einer einzigen Kurzgeschichte, um die sich bald immer mehr Ideen rankten (nachzulesen: >Eschbachs Homepage<).

Besonders gefiel mir auch der Erzählstil dieses Buches: ruhig, nahezu melancholisch. Oftmals hatte ich einen dicken Kloß im Hals, denn die Einzelschicksale gehen sehr nahe. Es mögen nur kurze Episoden sein, und die Erzählperspektive eine recht distanzierte, aber Eschbach versteht es wie immer zu fesseln. Vor allem, sobald mir das wahre Ausmaß der "Teppich-Verschwörung" langsam zu dämmern begann, konnte ich dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen!

Erwähnenswert finde ich auch die Gedanken rund um das Thema Religion (keine spezielle). Der Glaube an den Kaiser ähnelt in vielen Dingen dem christlichen Glauben. Durch die Metasicht des Lesers wird ein Bild der naiven Gläubigen geschaffen, welches bestimmt manchen nicht nur konsumierenden Leser Sinn und Widersinn der Religion hinterfragen lässt. Frei von jeglicher Wertung schildert Eschbach die Getreuen des Kaisers, die Rebellen nach dem Kampf und mit der Figur des Sternenkaisers vor allem eine zeitlose, beeindruckende, nahezu omnipotente Macht über allem.

Ein Mix aus Fantasy und Science-Fiction, meisterlich erzählt. Wer Eschbach kennt, versteht meine Begeisterung. Wer ihn noch immer nicht kennt - es wird langsam Zeit ;-)

SaschaSalamander 02.06.2006, 09.20 | (0/0) Kommentare | PL

Unvoreingenommenheit ist nicht immer leicht

Als nächtes nehme ich mir das "Lehrerhasserbuch" vor. Eines gefällt mir gar nicht: ich habe meine Meinung bereits, bevor ich das Buch gelesen habe, denn allein Titel, Aufmachung, Klappentext und erste Blicke auf einzelne Absätze wirken mir sehr ... nun ja, ich kann das Buch bisher nicht wirklich ernstnehmen. Allein der Untertitel "eine Mutter rechnet ab" lässt mich an "Stop! Oder meine Mami schießt!" denken. Deswegen verstehe ich auch nicht, weshalb viele sich so über dieses Buch ärgern. Es müssen wohl wirklich schlimme Anschuldigungen sein, die sie da hervorbringt, und vielleicht trifft sie sogar ab und an ins Schwarze, denn warum sonst sollten sich so viele über ihre Behauptungen ärgern?

Ist dieses Buch reine Provokation in dem Bestreben, ein paar Menschen aufzurütteln und dadurch vielleicht sogar tatsächlich etwas zu bewirken? Will sich die Autorin einfach nur einmal Dampf machen und in einem Rundumschlag für ihre Katharsis sorgen? Hat sich das Berufsbild des Lehrers seit meiner Schulzeit vor etwa 10 bis 20 Jahren sosehr geändert, dass ein solches Buch notwendig geworden ist, um auch den Letzten wachzurütteln? Oder ist dieses Buch einfach nur der Versuch, mittels Presserummel eine Menge Geld zu machen?

Na, ich werde sehen. Und ich werde mir große Mühe geben, unvoreingenommen an dieses Buch heranzugehen ...

SaschaSalamander 01.06.2006, 19.04 | (4/3) Kommentare (RSS) | PL

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