SaschaSalamander

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Kühlfach zu vermieten

profijt_vermieten_1.jpgNun habe ich also auch den dritten Teil der Kühlfach-Reihe gehört: KÜHFACH ZU VERMIETEN. Im >ersten Band< verstirbt der kleinkriminelle Pascha, als ihn jemand von der Brücke stürzt. Seine Seele geistert umher und findet in dem Gerichtsmediziner Martin Gänsewein den einzigen Menschen, der ihn versteht. Und der ihm helfen soll, den Mord an Pascha aufzuklären. Im >zweiten Teil< findet Pascha endlich Gesellschaft. Dummerweise eine Nonne, aber immerhin. Auch sie fiel einem Verbrechen zum Opfer, das geklärt werden muss.

Und nun im dritten Band geht es drunter und drüber: die Leitung des Rechtsmedizinischen Instituts hat gewechselt, und keiner der Mitarbeiter mag den Neuen, Forch. Er stellt hanebüchene Regeln auf und spart an den unpassendsten Stellen. Die Leute sterben bei dieser Hitzewelle wie Fliegen, und der Chef kommt auf die Idee, die Kühlfächer an überlastete Bestatter und Polizei zu vermieten. Recht bald werden Leichen aus den Kühlfächern gestohlen oder aber verstümmelt. Herr Forch wird immer strenger in seinen Forderungen, sogar für den gewissenhaften Martin hagelt es Abmahnungen. Pascha verliebt sich rettungslos ist eine hübsche russische Ärztin, verlängt Hilfe von Martin, doch der hat mit seinem Job und der Wohnungssuche mit Birgit zu kämpfen. Ein heilloses Chaos eben, in das irgendjemand Ordnung bringen sollte.

Ach, auch dieser Band war wieder toll! Ich habe mich dann zwar entschieden, ihn mir auszuleihen statt zu kaufen, denn behalten werde ich die Reihe wohl doch nicht, es nutzt sich irgendwann ab. Aber einmal lesen ist auch gut, und ich habe mich prächtig unterhalten, viel gelacht und mit Martin, Birgit, Gregor, Katrin, Pascha und den anderen gelitten.

Was mir gefällt ist, dass die Bücher an sich zwar einzeln lesbar sind aber doch deutlich aufeinander aufbauen. Es ist erstaunlich, was Pascha vom ersten zum dritten Band hin für eine Entwicklung durchgemacht hat! Und auch Martin hat sich ganz schön verändert durch die Ereignisse der letzten Zeit. Ich bin gespannt, wie Pascha sich im vierten Band verhalten wird, denn im dritten Band hat er zwar nichts von seiner schnoddrigen Art eingebüßt, ist aber doch wesentlich erwachsener geworden in seinem Verhalten und Denken, alle Achtung! Für den nächsten Band stehen sehr viele Veränderungen in Martins Leben und somit auch für Pascha an.

Die Autorin versteht es, nicht einen Band einfach dem anderen folgen zu lassen. Klar, die Akteure und der Handlungsort sind stets gleich, aber das Muster des Romanes ist anders. Im ersten Band der Schwerpunkt auf Paschas Mord, im zweiten Band ein weiterer Geist mit einem Mordfall, im dritten Band ein kunterbunter Mix aus Verliebtsein, Wohnungssuche, Leichendiebstählen. Falls Proijt das so durchhält und stets neue Anreize bringt, werde ich die Serie gern lesen, egal wieviele Bände folgen werden! :-)

Sprachlich gibt es nicht viel zu sagen, das habe ich in den anderen beiden Rezensionen schon beleuchtet. Coole Sprüche, jede Menge Ironie, aber auch tragische Momente lassen KÜHLFACH ZU VERMIETEN keinen Moment langweilig werden. So gute Titel wie KÜHLFACH sind selten zu finden, absolutes MUSS für alle begeisterten Leser!

SaschaSalamander 11.03.2011, 09.01 | (0/0) Kommentare | PL

Der Monstrumologe

Ich habe mich also gestern entschieden: der MONSTRUMOLOGE soll das nächste Buch sein, das ich lese. Schon lange habe ich mich darauf gefreut, und jetzt endlich. Aber ich muss sagen, dass ich nicht so recht weiß, was ich damit anfangen soll.

Es erwarten den Leser 400 Seiten, und knapp über 100 habe ich bereits davon gelesen. Es ist nett und liest sich flüssig (ein wenig altmodisch, aber das gehört zum Inhalt. Einige Leser tun sich laut diverser Beschreibungen eher schwer damit, aber ich komme eigentlich recht gut klar. Sind sehr verschachtelte Sätze stellenweise, die ein wenig gewöhnungsbedürftig sind aber zum Buch passen, wie ich finde). Aber es reizt mich nicht wirklich. Hundert Seiten, aber wirklich viel passiert ist noch nicht, wenn ich das Revue passieren lasse.

Die Figuren haben recht viele Macken und Eigenarten, sowohl der schrullige Wissenschaftler als auch der schüchterne Waisenjunge. Aber außer einer dritten Person gab es noch keinerlei weitere Figuren. Anfangs war die Interaktion zwischen beiden recht witzig zu lesen, aber langsam habe ich das Gefühl, dass sich alles ständig wiederholt:

der Wissenschaftler ist ein wenig wahnsinnig, Forschung geht ihm über Menschlichkeit, ständig scheucht er Will Henry herum und hat kein gutes Wort, dafür aber ständig Belehrungen für ihn. Will Henry dagegen fühlt sich dem Wissenschaftler verpflichtet, da sein verstorbener Vater für ihn arbeitete und sein Werk unterstützte. Einerseits wäre Will Henry gerne ein ganz normales Kind, andererseits betont er doch gerne, dass er schon sehr erwachsen ist. Er versteht nicht wirklich, warum er all dies für den Doktor tun soll, er findet sein Handeln oft falsch und widersinnig, aber er tut es trotzdem, er ist ja nur ein Kind und nützlich für seinen Herrn.

Ich fasse mal kurz zusammen: ein fünfseitiger Monolog. Und dann knapp 100 Seiten darüber, wie ein Grabräuber ein Monster zu dem Doktor bringt, das Monster wird untersucht, sie fahren alle zusammen auf den Friedhof, eine weitere Horde Monster taucht auf, Heimkehr, der Doktor macht sich Gedanken über die Herkunft der Wesen.

Klingt eigentlich eher nach einer Novelle oder Kurzgeschichte, nicht nach 100 Seiten Roman.

Am liebsten würde ich abbrechen. Andererseits möchte ich schon gerne wissen wie es weitergeht. Ob noch andere Figuren die Handlung bereichern werden. Ob der Wissenschaftler sich weiterentwickelt und doch irgendwann einen kleinen Funken Zuneigung für seinen Dienstjungen empfindet. Ob Will Henry über sich hinauswächst und widerspricht. Aber ich habe die dumpfe Befürchtung, dass das Buch so bleiben wird, wie es im ersten Viertel begann ...

außerdem, ein paar gute Dinge hat das Buch dennoch: die beiden Figuren werden zwar nicht tiefgründig beschrieben, oberflächlich aber sehr gut beschrieben, sie wirken sehr plastisch, ich sehe die Szene recht gut vor mir. Viktorianische Elemente, die mag ich sowieso. Und die Splatterszenen sind recht nett. Schwer, die Szene ohne Spoiler zu beschreiben, ich versuche es: die Reste eines Gehirns kleben in Will Henrys Gesicht, und er beginnt zu grübeln. Ob dieser Teil, den er jetzt abwusch, vielleicht das Sprachzentrum war? Oder waren es die Emotionen, die ihm nun gerade über die Stirn auf die Nase rutschten? Die Liebe, Freundlichkeit des Verstorbenen, die ihm das vorhin das Auge verklebte?

Und dann natürlich die Zeichnungen, wie gesagt: Schwarz-Weiß, sehr liebevoll detailliert und stellenweise recht makaber und brutal, aber sehr kunstvoll. Der Umschlag mit seiner Prägung, die hübsche Gestaltung auch der Innenseite der Broschur und das beigefügte Lesezeichen machen das Buch zu einem kleinen Schatz im Regal.

Nichts für schwache Mägen, optisch wie sprachlich, aber nicht im üblichen Sinne. Sondern hintersinnig und ziemlich kurios. Nur leider kann das alleine keine komplette Handlung tragen :(


SaschaSalamander 10.03.2011, 17.04 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

Der Monstrumologe

Erster Satz Prolog:
Der Direktor der Einrichtung war ein kleiner Mann mit roten Backen und dunklen, tief liegenden Augen, dessen markante Stirn von einer Explosion flaumiger weißer Haare eingerahmt wude, die sich auf dem Marsch zu seinem Hinterkopf lichteten und aus deren Masse sich Haarwirbel wie Wellen erhoben und am schwach rosafarbenen Eiland seiner Glatze brachen.

Erster Satz des ersten Kapitels:
Dies sind die Geheimnisse, die ich gehütet habe.

Letzter Satz:
Ja, mein liebes Kind. Monster gibt es tatsächlich. Eines davon hängt gerade bei mir im Keller.

Aus: Rick Yancey: Der Monstrumologe; Lübbe, 2010

SaschaSalamander 10.03.2011, 14.39 | (0/0) Kommentare | PL

Föhn mich nicht zu

serin_foehn_1.jpgNebenbei lese ich momentan FÖHN MICH NICHT ZU. Mal wieder ein Buch eines frustrierten Lehrers. Bücher von Eltern, die über die Lehrer frustriert sind. Bücher von Lehrern, die über Schüler und Eltern frustriert sind. Immer wieder das gleiche Gejammer. Allerdings finde ich dieses hier mal erfrischend anders.

Wenn ich mich bei den Rezis so umsehe (spoilern kann man hier nicht viel, also habe ich es gewagt), scheint vielen entgangen zu sein, dass es sich bei diesem Buch um eine Satire handelt. Zugegeben, der Übergang von der pointierten Darstellung der Realität hin zum Übertreiben ist manchmal nur schwer ersichtlich, aber der gesunde Menschenverstand hilft da enorm weiter.

Das Buch tut mir unglaublich gut, ich lache sehr viel, lese meinem Freund daraus vor. Eigentlich sollte man nicht lachen, denn die Realität ist leider zu traurig, aber Herr Serin hat das eben einfach treffend karikiert. Ich habe selbst schon vor solchen Klassen gestanden (gut, nicht gerade in Neukölln oder Kreuzberg, aber meine Schüler ohne jeglichen Abschluss auf eine Ausbildung vorzubereiten hat sich wohl in vielen Dingen ähnlich angefühlt). Und ich erkenne so manches wieder, das er schreibt.

Ja, unser Schulsystem krankt sehr. Aber man kann es nicht alleine auf die Lehrer schieben oder auf die mangelnde Erziehung durch die Eltern oder auf das Verhalten der Schüler oder auf die schlechten Lehrprläne oder ähnliche Dinge. Sondern es spielen viele Aspekte eine Rolle, und sehr schnell gerät man da in eine Spirale. Ich finde, das hat er hier super dargestellt: mit jeder Menge Humor (gerne auch auf seine eigenen Kosten), kritisch und doch ohne Zeigefinger.

SaschaSalamander 10.03.2011, 08.59 | (0/0) Kommentare | PL

Der Menschenmacher

Momentan lese ich mehr Bücher als sie zu hören, im Urlaub ist es eben ein wenig anders. So also bin ich jetzt nach ein paar Tagen erst bei rund zwei Dritteln des Buches.

Zumindest mal komplett anders als die Smoky-Barrett-Reihe. Und erfreulicherweise auch üblich als die anderen Thriller und Krimis. Kein klassischer Aufbau mit Ermittler und Täter, sondern vielmehr eine Geschichte über die Enwicklung der drei Protagonisten, die plötzlich von ihrer Vergangenheit eingeholt werden.

Vom Hocker reißt mich das Buch bisher nicht, muss ich zugeben, aber das hatte ich auch nicht erwartet, ein Fan von McFadyen werde ich wohl nie werden. Aber es unterhält mich sehr gut und lässt mich gespannt abwarten, wie es ausgehen mag. Ich bereue es bisher nicht und habe auch nach dem Hören einzelne Gedanken an das Buch im Kopf, das bedeutet, dass es mich beschäftigt, sowas mag ich :-)

SaschaSalamander 09.03.2011, 18.04 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Noch viel vor

Ein paar Tage noch dauert mein Urlaub. Ach, und ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll vor Begeisterung. Es trudeln gerade einige Exemplare an, die ich von Tauschticket geordert habe, und auch privat habe ich mir in der letzten Zeit ja einiges zugelegt. Dazu ein paar brandaktuelle Titel von Freunden, die ich natürlich auch bald zurückgeben möchte.

Lese ich jetzt zuerst den BARTIMÄUS, auf den ich mich schon seit Erscheinen gefreut hatte und jetzt endlich in Händen halte? Dieser Dämon ist einfach genial, ich liebe diesen schrägen Humor.

Oder soll ich lieber LEVEL 26 lesen, weil ich so unglaublich gespannt bin auf das, was der Autor Literatur 2.0 nennt? Weil ich so gespannt bin, ob dieser Killer tatsächlich so viel brutaler ist als die bisherigen, und ob aus dem "härter, brutaler, mehr" ein gutes Buch wurde oder nur ein Extremtitel.

Da wären noch die MONSTER VON TEMPLETON. Mal was ganz anderes, und ich liebe es doch, mal in ein neues Genre abzutauchen. Wäre hier ideal, die Geschichte einer Stadt und einer Familie.

TROPOSPHERE soll aber auch toll sein, die Handlung klingt richtig super, vielleicht sollte ich das nehmen?

URBAT lacht mich an, seit ich es das erste Mal im Handel gesehen hatte. Bestimmt nur 0815, aber es ist eines der Bücher, die mich anziehen. Ich würde die Enttäuschung (mit der ich irgendwie rechne, weil ich mir wohl zuviel davon verspreche) gerne möglichst rasch hinter mich bringen.

OPERATION RED JERICHO auch mal was ganz anderes. Jugendbuch, Abenteuer. Abenteuer sind nicht so mein Ding, aber das hier ist ganz toll aufgemacht mit Bildern, Grafiken, Skizzen, hochgelobt allüberall, wäre mal was Nettes zwischendurch.

Der MONSTRUMOLOGE liegt hier schon seit ein paar Monaten bei mir. So ein klassischer Fall von "MUSS ich unbedingt haben, JETZT", ab in den Laden, und dann aber festgestellt, dass dieses JETZT auch noch ein paar Monate hätte warten können. Aber ich will es schon lange lesen, jetzt wäre endlich Gelegenheit!

Die HANDSCHRIFT DES TODES klingt toll, ist recht aktuell, irgendwie bin ich grad auf dem Krimitrip, würde schön reinpassen. Die Story klingt wirklich mal prima auf dem Klappentext!

SKIPPY STIRBT, worum auch immer es gehen mag, aber auch das spricht mich an und flüstert mir zu. Vielleicht ist es auch nur die Werbung, die mir suggeriert "das willst Du haben", es steht grad überall groß in den Läden, und es klingt auch mal wieder anders als das, was ich sonst lese. Wäre vielleicht grad was?

DIE WAHRHEIT ÜBER ALICE, auch so ein Fall von Werbung, der mich neugierig gemacht hat. Ein Fall von "will ich hinter mich bringen". Aber irgendwie hätte ich grad richtig Lust drauf.

DAS ENDE DER GEDULD, mein Fachbereich, bisschen die Meinung anderer Leute aus diesem Gebiet lesen, ... nein, besser nicht im Urlaub. Andererseits hätte ich jetzt die Muse, die im Alltag sonst eher fehlt.

BIBLIOTHEK DER SCHATTEN, mmmh, genau richtig für mich, das Buch ist inhaltlich doch wie für mich gemacht! Aber ob ich es deswegen gleich als nächstes lesen muss?

PARAGRAF 301 klingt auch sehr anders als sonst, alles an diesem Buch spricht mich an, es sofort aufzuschlagen! Kein Thema, wenn da aber nicht so viele andere Titel wären, die grade das gleiche von mir verlangen!

FISCHNAPPING habe ich in der Handlung noch nicht so ganz begriffen. Will ich auch nicht, will mich unbedingt darauf einlassen können, unvoreingenommen. Aber das Cover sieht irgendwie schräg aus, das muss ich unbedingt lesen! Als nächstes? Übernächstes? Drittnächstes? Zehntnächstes?

FEUERFRAUEN, ein Nürnberg-Krimi, neue Reihe des Autors. Bisschen Lokales, bisschen Crime, ideal für zwischendurch zum Entspannen im Urlaub. Muss ich sofort lesen! Aber er rennt mir ja nicht weg ...

mannomann, in der Zeit, wo ich hier tippe, hätte ich bestimmt ein paar Seiten lesen können ...

was würdet Ihr wählen? Steht was davon bei Euch grad auf der Liste demnächst?

SaschaSalamander 09.03.2011, 15.40 | (0/0) Kommentare | PL

Handbuch für Detektive

berry_detektive_1.jpgNun habe ich das HANDBUCH FÜR DETEKTIVE also beendet. Puh, was für ein Brocken! Und ich muss auch ganz direkt sagen, dass es mir nicht leicht fällt, eine Rezension zu schreiben. Wenn ein Buch mir sehr gut gefällt, mich innerlich bewegt und ich es in seiner Machart so gut finde, dass es etwas in mir auslöst, dann ist es fast nicht möglich, dies auch auf Papier zu bringen. Denn das, was ich empfinde, das passt einfach nicht in ein paar Worte, und eine Rezension, egal wie kurz oder lang, könnte nicht das widergeben, was gerade alles in mir vorgeht.

Ich gebe mir nun also Mühe, diesen persönlichen Aspekt außen vor zu lassen und einfach zu schreiben, was an diesem Buch so besonders ist und warum ich es so gut finde. Auf die Gefahr hin, dass ich am Ende unzufrieden sein werde, weil mir etwas fehlt, das ich jedoch nicht benennen kann ;-)

Es beginnt schon bei der Handlung. Wie sollte man diese beschreiben? Charles Unwin ist Schreiber einer Agentur. Seine Aufgabe ist es, die Texte des Detektives Travis T Sivart zu sichten, sortieren, das Relevante herauszufiltern und dann all dies in einer Akte zusammenzufassen. Unwin ist ein sehr pflichtbewusster, gewissenhafter Mensch mit festen Regeln und Strukturen. Eines Morgens jedoch gerät er aus dem Rhythmus, es geschehen unerwartete Dinge, und eines führt zum anderen. Der Detektiv Sivart ist verschwunden, und Unwin sei nun angeblich in dessen Position befördert worden, doch in der Agentur weiß man nichts davon, denn eine solche Beförderung ist schlichtweg unmöglich. Zudem ist Unwin nicht gerade glücklich mit dieser Entscheidung, er wäre viel lieber weiterhin Schreiber, weiß er ja nicht einmal, was ein Detektiv tun muss! Auch das Handbuch für Detektive, welches der Überbringer der Nachricht ihm in die Hand drückt, wirft mehr Fragen auf als Antworten zu geben. Und so macht Unwin es zu seiner ersten Amtshandlung, Sivart zu finden, die Beförderung rückgängig zu machen und seine kleine Welt wieder zu kitten. Wenn es nur so einfach wäre, ...

Aufmerksam wurde ich auf dieses Buch ausnahmsweise tatsächlich einmal wegen des Covers, was für mich sonst nie ein Kriterium ist. Hier jedoch sprang es mich regelrecht an, es berührte mich. Die warmen Farben, die auf den ersten Blick so schlichte Zeichnung mit ihren bei genauerem Hinsehen verwobenen und tiefgehenden Wurzeln, das angelehnte Fahrrad, der in ein Buch vertiefte Leser, im Hintergrund eine windschiefe Stadt, er zerfranste und nicht genau definierbare Rand / Übergang vom Buch ins Schwarz, ich hätte Stunden stehen können und nur dieses Bild ansehen. Sollte ich einmal ein Poster davon finden, wird es den Eingang meines Bücherzimmers zieren!
Ausnahmsweise die deutsche Variante mal besser, das Auge des Originales hätte mich dagegen eher abgeschreckt, muss ich sagen ;-)

Puh, soviel zum Cover, aber wo fange ich nun an?

Also, das Buch ist nicht gerade leicht zu lesen, es ist nichts für die Handtasche unterwegs, sondern man muss sich die Zeit nehmen, sich dafür hinzusetzen, sich darauf einzulassen, gegebenenfalls zurückzublättern und an manchen Stellen bewusst langsam zu lesen, um nicht den Faden zu verlieren und auch die Details zu erspüren. Das Buch selbst scheint ein kleines Stück Detektivarbeit: worauf kommt es an, was ist wichtig, was darf man überfliegen, welche Worte sind versteckte Andeutungen und Symbole, und was ist einfach nur, was es ist, nämlich ein Wort in einem Satz?

Von Beginn an wird der Leser ein eine surreale Welt geworfen, die unserer zwar gleich scheint, doch die Agentur an sich, in welcher Unwin arbeitet, ist sehr ungewöhnlich. Nicht ganz klar ist zu beginn, wer nun was macht, warum es so und nicht anders ist, und wo man anfangs noch sehr verwirrt ist und sich fragt, ob man richtig gelesen hat, nimmt man nach einiger Zeit die Dinge einfach hin, wie sie sind. Wenn man mit einem solchen Hut nicht in den 39ten Stock fährt, dann wird das nie erklärt, dann ist das einfach so. Solche Beispiele gibt es unzählige, die Seiten sind voll damit, und doch fällt es mir schwer, eine davon zu benennen, da sie wie selbstverständlich eingeworfen werden. Ach ja, beispielsweise die ungewöhnliche Art der Einsätze im Pokerspiel oder die Tatsache des Schlafwandelns und viele andere Dinge. Dies ist es, was das Lesen zu Beginn recht erschwert: surreale Dinge ohne Erklärung, dargeboten als wäre es eine Selbstverständlichkeit.

Was das Lesen später verlangsamt, ist die Verwobenheit der Figuren und Handlungen. Es wird bald recht verworren, die einzelnen Charaktere auseinanderzuhalten. Denn viele spielen doppeltes und mehrfaches Spiel oder sind tot und tauchen dann jedoch in Träumen als lebendig wieder auf. Oder sie gelten als tot, stellen sich aber als lebend heraus. Vermeintlich gelöste Kriminalfälle entpuppen sich als ungelöste Rätsel, scheinbar unwichtige Personen werden auf einmal zu Schlüsselfiguren. Was ist schräge Realität des Buches, was ist Traum, und vor allem: WESSEN Traum ist es gerade, und wann fand er statt? Wer befindet sich in wessen Traum und ist erträumt oder wandelt dort bewusst?

Eine äußerst reizvolle Geschichte, die dem Leser nicht gerade wenig abverlangt. Ich frage mich, wie der Autor beim Schreiben wohl vorgegangen ist? Ob er einen Plan, eine Struktur hatte, oder ob er sich selbst überraschen ließ, was nun als nächstes geschehen würde? Ich halte beides für durchaus möglich. Einerseits so durchdacht, alles hat seinen perfekten Platz in diesem Werk. Und andererseits so chaotisch, dass es durchaus möglich ist, dass er einfach drauflosschrieb und am Ende ein paar Dinge des Anfangs überarbeitete, damit sie dann ins Bild passen würden.

Ich möchte keine Vergleiche zu anderen Autoren oder bekannten Titeln ziehen. Denn in anderen unzähligen Rezensionen wurde dies schon getan, und während manche Namen wie Kafka immer wieder fallen, werden andere nur hier und dort genannt. Es ist ein Werk, das wohl jeder für sich interpretieren muss. Es entzieht sich der Realität, und vermutlich werden viele pseudointellektuelle Literaturkritiker Dinge in das Buch legen, die der Autor so gar nicht gedacht hatte, denn die Versuchung ist einfach zu verlockend, alles zu zerlegen. Jedes Symbol, jede Szene, ja sogar die einzelnen Namen, jeder Satz schreit geradezu nach einer psychologischen, literarischen, inhaltlichen Analyse! Ich nehme es so, wie es ist. Wie ich es empfand, wie es auf mich wirkte. Und ich will das gar nicht zerlegen diesmal. Auf diese Weise hat man in der Schule Bücher zerstört, und das will ich bei diesem nicht tun, dazu ist es mir zu kostbar.

Einzig was ich als Vergleich benennen möchte: ich muss immer wieder an die Hardboiled Detektive denken. Unwin ist definitiv kein solcher Held, im Gegenteil. Ja, er ist sogar ein sehr gewissenhafter Träumer, und der Belag des Sandwiches ist abhängig vom Wochentag. Korrekt, langweilig, keinerlei Risikobereitschaft, ganz akkurat, regelrecht spießig. Und ziemlich "uncool". Es kostet ihn viel Mühe, sich weiterzuentwickeln und den ungewollten Aufgaben nachzugehen. Zigarre, Weiberheld, Alkoholexzesse, das alles passt nicht zu ihm. Aber die Umgebung des Buches entspricht diesem Flair. Geheimnisvolle Ladies, Schriften an der Glastür des Büros, ständiger Regen über der Stadt, verruchte Kneipen und seltsame Figuren, Film Noir vom Feinsten. Würde man das Buch verfilmen (was ich für äußerst kompliziert halte), so wäre er wohl schwarz-weiß, mit jeder Menge Schattenspiel und haufenweise halbdurchscheinenden Jalousien vor den Fenstern. Hüte, Zigarren, Trenchcoats, die Ladies mit Wasserwelle, Hut und Schleier vor dem Gesicht, knallroter Lippenstift und ein Zigarettenhalter im Mund. Mmmh, ich liebe dieses Genre!

Bei all den vielen Rezensionen, die ich nun nach dem Beenden über dieses Buch gelesen habe (denn ich lese Rezensionen immer erst NACH dem Genuss eines Buches), fiel mir eine auf, die ich als absolut zutreffend fand. Sie spiegelt das Gefühl wieder, das auch mich beim Lesen packte, und sie vermag es sogar, den Zauber ein wenig zu beschreiben. Da ich nicht weiß, ob mein eigener Text das kann, möchte ich diese Rezension hier verlinken:


Eine Empfehlung ist das Buch auf jeden Fall! Es ist eines meiner liebsten Werke im Schrank, es bedeutet mir schon jetzt sehr viel. Aber ich drücke es nicht jedem beliebigen Leser in die Hand. Sondern dem, der sich die Zeit nimmt, sich auf eine ungewöhnliche Reise zu begeben, hinab in die verworrensten Träume, fernab der Realität. Es muss ein Leser sein, der bereit ist, das eigene Denken aufzugeben und dem Autor ganz zu folgen, weil er sonst an jeder Seite aneckt und nicht vorankommt. Doch wenn er dem Fluß folgt, dann wird er hinabgesogen und erwacht am Ende nach vielen Stunden aus einem spannenden Traum, der ihn noch lange begleiten wird, als wäre es ein Teil seiner selbst ...

SaschaSalamander 09.03.2011, 09.12 | (0/0) Kommentare | PL

Hörbuch vs Roman

Die Entscheidung ist oft wirklich nicht leicht. Und das Ärgerliche ist, dass man oft im Nachhinein klüger ist und sich denkt "hätte ich bloß das Hörbuch gehört" oder "schade, der Roman wäre bestimmt besser gewesen".

Ich liebe beides. Mir ist aber auch klar, dass beide Medien ihre Vor- und Nachteile haben. Aktuell höre ich gerade den MENSCHENMACHER und muss in verschiedenen Rezensionen nun sehen, dass elementare Szenen im Hörbuch fehlen. Sie tragen zwar nicht zum Verständnis bei und können somit gut weggelassen werden, jedoch sind sie eine wichtige Säule für die Empathie zu den Figuren und die Grausamkeit der Situation damals.

Wonach entscheidet Ihr, ob Ihr lieber die CD oder das Papier nehmt?

Ich entscheide nach mehreren Varianten. Zum einen natürlich: was die Bibliothek nicht hat, kann ich nicht vorbestellen, und zum Kaufen wäre mir ein Hörbuch zu teuer. Also heißt es den Roman aus der Bib oder von Freunden leihen oder selbst kaufen, wenn ich das Hörbuch dort nicht kriege.

Und zum anderen: wie wichtig ist mir das Buch? Wenn ich das Gefühl habe, dass ein Buch für mich inhaltlich persönlich bedeutsam sein könnte, dann will ich es lesen. Ja kein Wort verpassen. Wenn ich es einfach hören will um mitzureden, dann höre ich es lieber, dies sind meistens Krimis (z.B. Beckett, McFadyen, Fitzek, Strobel, Dorn, Katzenbacher und Co).

Und dann gibt es natürlich Bücher, die sich als Hörbuch einfach toll machen. Klar, ein Mailwechsel, Briefwechsel, viele Notizzettel, ein Chatroman, sowas ist mit verteilten Stimmen einfach viel besser.

Leider ist die Wahl nicht immer perfekt. Und so kommt es, dass ich mir im Nachhinein denke, dass ich besser zum anderen Medium gegriffen hätte. Aber, so ist es eben ;-)

SaschaSalamander 07.03.2011, 15.52 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Handbuch für Detektive

berry_detektive_1.jpgCharles Unwin macht mir momentan ganz schön zu schaffen. Eigentlich ist es nicht dick, aber es liest sich sehr langsam. Wenngleich etwas schneller als zu Beginn, denn inzwischen habe ich mich an den Stil gewöhnt und kann es etwas flüssiger lesen.

Trotzdem habe ich das Gefühl, dass ich nicht vorankomme. Und manchmal ist es wirklich frustrierend, wenn man immer wieder zurückblättern muss um festzustellen, ob nun er oder die anderen träumen, ob es gerade real ist oder ein Traum. Alles in diesem Buch ist so skurrill, dass man schnell den Faden verliert. Ein Moment Unachtsamkeit, und schwupps muss man einige Seiten wiederholen, um reinzukommen. Wahrlich kein Buch für zwischendurch!

Es gefällt mir, und ich lese es gerne. Trotzdem bin ich dankbar, wenn ich es endlich durch habe.

Und ich habe eine große Motivation: sobald es durch ist, setze ich mich an den neuesten Bartimäus! Ich kann es nicht erwarten, habe ihn heute früh gekauft und hoffe, dass ich heute Abend oder morgen früh damit anfangen kann. Aber so lange, wie ich für das Handbuch brauche, wird es wohl noch ein wenig dauern :(

SaschaSalamander 07.03.2011, 12.27 | (0/0) Kommentare | PL

Die Blutlinie

Das kommt davon, wenn ich Rezensionen ein paar Wochen oder Monate liegen lasse: sie sind nicht mehr aktuell. Denn inzwischen liegt nicht mehr AUSGELÖSCHT in den Läden, überall in der U-Bahn, in der Buchhandlung, auf den Litfaßsuälen sieht man nun den MENSCHENMACHER. Aber bevor ich diesen Rezensiere, wäre es sinnvoll, zuerst einmal meine Meinung über die BLUTLINIE endlich zu veröffentlichen, um mich später ggf darauf beziehen zu können. Naja, ich habe es lange hinausgezögert. Ich mag es nicht, schlecht über ein Buch zu schreiben. McFadyen hat viele Fans, ich möchte niemandem den Spaß nehmen. Aber es muss halt immer zwei Seiten geben, denn der Autor hat nicht nur Fans, und auch die Nicht-Fans sollen im Web Ihresgleichen finden dürfen ;-)

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Nachdem überall in den Buchhandlungen derzeit "das Böse in uns" und "ausgelöscht" liegen, wollte ich mir mal den ersten Teil der Thriller-Reihe um die FBI-Agentin Smoky Barrett ansehen. Vorgetragen von Franziska Pigulla, das ist schon mal sehr gut, die Dame weiß zu überzeugen in all ihren Arbeiten, ich möchte gar nicht mehr viel zu ihr schreiben, Scully aus Akte X dürfte jedem ein Begriff sein.

Smoky verlor ihren Mann und ihre Tochter bei einem schlimmen Mord, seitdem ist sie nicht mehr im Dienst, das Trauma belastet sie zu stark. Doch bald taucht ein grausamer Killer auf, der sie als Nemesis erkoren hat und seine Spiele speziell auf ihre Ängste abstimmt, ihre Freunde involviert. Dieser Killer behauptet zudem, er stamme in direkter Linie von Jak the Ripper ab, und wenn sie ihn nicht bald einfange, würden weitere Morde geschehen. Smoky setzt alles daran, den Täter zu fassen und dem brutalen Spiel ein Ende zu bereiten.

Offen gesagt war ich wenig begeistert. Ja, die Zeit verflog schnell, ich wurde gut unterhalten. Aber ich werde nicht viel behalten. Pigulla war wie immer spitze, aber der Inhalt und der Stil konnten mich nicht überzeugen. Die Bilder, die der Autor verwendet sowie stetig wiederkehrende Begriffe gingen mir irgendwann einfach nur auf die Nerven. Es wirkt auf mich platt und gedankenlos. Da hat jemand einen 0815-Fall konstruiert, und dann mit ein paar ungelenken Worten drumherumgeschrieben.

Ich glaube, wenn ich noch einmal das "tschua, tschua, tschua" das Zuges hören muss, etwas von einem Drachen im Inneren lese, wenn ich die Worte "Zuckerschnäuzchen" oder "zerschmettern" oder "noch nicht gebrochen" höre, muss ich mich übergeben. Es war einfach zuviel davon.

Ein Roman, getrieben von brutalen Aktionen (ich finde ja doch, dass das angedeutete Grauen häufig schlimmer ist als das tatsächlich gezeigte), gespickt mit haufenweise obszönen Begriffen und Flüche. Wirklich, ich lese gerne auch mal Derbes, aber kein Hardcore-Porno bringt so bösartige und vulgäre Begriffe wie ein amerikanischer Thriller, in dem es von F*tzen, H*ren, Dreckskerlen, Arschl*chern, Schw*nzen, verd*mmter Sch*iße und derlei Dingen nur so wimmelt. Mich ekelt das an. Dazu ein perönliches Rachemotiv, damit ein wenig Emotion und Action ins Spiel kommt. Und schon hat man einen typischen amerikanischen Thriller, wie er ganz sicher zum Erfolg werden wird.

Ich verstehe den Reiz, denn wie gesagt ist die Zeit sehr schnell verflogen. Man kommt kaum zum Durchatmen, man will um den Fortgang wissen, und irgendwie bangt man dann doch mit den Leuten mit. Aber wirklich begeistert kann mich dies trotzdem nicht. Momentan gibt es keinen Grund für mich, die folgenden Bände zu lesen, ...

Mir ist bewusst, dass viele den Autoren und seine Werke mögen, von daher denke ich, jeder sollte selbst mal antesten, ob er den Stil und den Inhalt seiner Bücher mag. Aber empfehlen würde ich ihn von mir aus selbst nicht. Da gibt es dann doch andere Titel, die mir am Herzen liegen ...

SaschaSalamander 07.03.2011, 09.02 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

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