SaschaSalamander

Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Tip

Im Kühlfach nebenan

Und schon habe ich den zweiten Band begonnen: IM KÜHLFACH NEBENAN. Das Buch liest sich ja extremst flott, vermutlich habe ich es dieses Wochenende bereits beendet, falls ich nicht in den Musestunden das HANDBUCH DER DETEKTIVE dazwischenschiebe oder es mir mit einem erotischen Titel gemütlich mache.

Die Sprache kommt mir im Buch heftiger vor als im Hörbuch. Entweder, der Sprecher hat sie durch seinen sowieso schon schnoddrig-liebenswerten Klang in der Stimme entschärft, oder das zweite Buch ist deutlicher. Aber ich wusste ja, worauf ich mich einlasse, und ich finde es diesmal sogar recht witzig. Die Idee ist nicht neu, aber sie ist großartig umgesetzt, und es macht mir einfach Spaß, mal wieder etwas richtig Erfrischendes zu lesen ...

SaschaSalamander 12.02.2011, 08.59 | (0/0) Kommentare | PL

Kühlfach 4

profijt_kuehlfach_1.jpgNun habe ich "Kühlfach 4" also abgeschlossen. Geniales Buch, wenn auch mit einigen Startschwierigkeiten in der Audioversion ...

Sascha, genannt Pascha, ein kleiner Autodieb. Ein großer Coup, doch in dem gestohlenen Mercedes SL befindet sich leider eine Leiche im Kofferraum. Und ehe Pascha es sich versieht, wird er von der Brücke gestoßen und sieht auf einmal alles aus einer ganz neuen Perspektive. Beobachtet sich selbst, wie er in das Rechtsmedizinische Institut gebracht wird. Just, als Martin Gänsewein das Skalpell an seine edelsten Teile anlegen will, begehrt Pascha auf, und Martin kann ihn hören! Als einziger.

Was nun zu einigen vertrackten Situationen führt. Denn Martin scheint Selbstgespräche zu führen, er benimmt sich seltsam, weiß auf einmal Dinge, die er nicht wissen könnte, von dem misslungenen Schäferstündchen ganz zu schweigen. Seine Kollegen beginnen sich zu sorgen. Und auch Pascha sorgt sich, denn er würde gerne wissen, wer ihn umgebracht hat und warum. Den Nervenkrieg gegen Pascha kann er nicht gewinnen, also hat Martin gar keine andere Chance als in diesem Fall zu ermitteln.

Ein Buch, das mindestens so ungewöhnlich ist, wie es auch klingt. Hauptspielort das Rechtsmedizinische Institut mit seinen Stahlliegen und Kühlfächern, der Protagonist ein Kleinkrimineller mit frecher Klappe und ohne Manieren, die zweite Hauptfigur ein schüchternes, unsicheres Männchen. Doch beide entwickeln sich weiter, gehen aufeinander zu, und eigentlich sind sie ein tolles Team, das nur voneinander profitieren kann.

Ich liebe die Wortgefechte zwischen den beiden, der eine verklemmt spießig, der andere überzogen lässig. Zimperlich darf man nicht sein, denn da fallen auch mal Sätze wie "Er war so wenig zu fassen wie ein Phantom. Ja, Phantom. Das sage ich Martin zuliebe. Denn früher hätte ich gesagt, er ist so wenig zu fassen wie Wi*hse am Duschvorhang". Ja, Pascha hat eine verdammt große Klappe, daran muss man sich erstmal gewöhnen, und man schwankt doch sehr zwischen "hör endlich auf zu nerven" und "eigentlich ist er ja doch ganz nett". Grade das macht für mich einen großen Reiz des Buches aus, diese beiden gegensätzlichen Charaktere und ihre Kleinkriege untereinander. Erstaunlich, wie zickig Männer sein können *ggg*.

Die Handlung ist klar ein Krimi, wobei das aber eigentlich eher die Nebensache ist. Dem Leser ist recht bald klar, worauf es hinausläuft, eine große Überraschung bietet die Autorin nicht. Braucht es auch nicht, denn die Kriminalgeschichte ist eher Mittel zum Zweck, irgendein Ziel muss der Roman ja haben ;-)

Mir lag die Hörbuchvariante aus der Bibliothek vor. Dachte anfangs, das Gekürzte würde mich nicht stören (als Hörbuch lausche ich meist Büchern, die ich eher konsumieren denn genießen will), aber bald ärgerte ich mich, denn es wäre schade, auch nur einen Dialog zu verpassen. Und die Stimme des Sprechers, nun ja, die ist mindestens so gewöhnungsbedürftig wie Paschas Sprachstil. Die ersten eineinhalb CDs habe ich oft mit mir gerungen, ob ich weiterhöre, komplett abbreche oder zum Buch wechsle. Ich bin dann beim Hörbuch geblieben, inzwischen komme ich mit der Stimme klar und werde beim Lesen der folgenden Bände auch immer Ingo Naujoks im Ohr haben.

Den zweiten Band habe ich bei Tauschticket bereits angefordert, und den dritten werde ich auf jeden Fall kaufen, denn nun zähle auch ich zu den Pascha-Fans.

Ich kann die Bücher all denen empfehlen, die einen sehr schrägen, schwarzen Humor haben und auch ein paar sprachlich deftigere Momente vertragen. Profijt hat mit Pascha einen außergewöhnlichen Romanhelden geschaffen, wie man ihm nicht allzu oft begegnet :-)

SaschaSalamander 11.02.2011, 10.33 | (0/0) Kommentare | PL

Schuld

schirach_schuld.jpgSeit ein paar Tagen lese ich SCHULD von Friedrich von Schirach. Schon das erste Werk, VERBRECHEN, hatte mir sehr gefallen. Ist ja genau mein Thema: die Grauzonen der Rechtsprechung. Das ethische Dilemma aus Schuld und "Schuld?".  Im ersten Band ging es vor allem um Täter, deren Verbrechen grausam und unmenschlich scheinen, deren Handlungen mit dem Wissen um das Drumherum jedoch nachvollziehbar scheinen. Im neuen Buch SCHULD geht es nun darum, dass das Verbrechen manchmal seltsame Wege geht. Nicht immer kann ein Täter gefasst werden, auch wenn er klar ist. Und manchmal geschieht ein Verbrechen, und trotzdem kann nicht so klar gesagt werden, wer nun Schuld hatte und wieso, obwohl doch alles bekannt war. Auch kommt es vor, dass Verbrechen eigentlich eher Unfälle oder Notwehr sind, doch tot ist nun einmal tot. Kann man immer von Schuld reden? Oft bleibt ein sehr schaler Nachgeschmack bei den Geschichten, denn die Antwort bleibt der Autor natürlich schuldig, die müssen wir für uns selbst finden.

Aber genau das macht es eben aus: Justiz ist nicht schwarz-weiß, und so einfach, wie die meisten Menschen es gerne hätten, ist es leider nicht.

Kurze Geschichten von wenigen Seiten. Jeden Tag lese ich zwischendurch, z.B. vor dem Zubettgehen, mal eine einzelne Story. Am Stück würde man sie schlecht verdauen, man braucht ein wenig Zeit zum Nachdenken.

Irgendwie ist mir das Buch viel zu kurz, gerne dürfte es doppelt und dreifach so lang sein. Ich hoffe auf viele weitere Werke des Autors ...

SaschaSalamander 09.02.2011, 15.43 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Splitterherz

belitz_splitterherz_1.jpgNun also habe ich Splitterherz beendet. Es ging recht flott, denn ich konnte es nicht erwarten, wie es weitergehen würde. Endlich mal ein netter, softer Jugendroman mit ein wenig Erotik, nicht zuviel, aber OHNE Vampire, Werwölfe oder ähnliche Gestaltwandler. Klar, Fantasy und eine Prise Gefahr gehört trotzdem dazu. Also widmet man sich dem Thema Nachtmahr.

Ellie ist 17, kurz vor dem Abitur, und sie ist gezwungen, mit ihren Eltern aus der Großstadt in dieses kleine, lästige Kaff zu ziehen. Irgendwie will gar nichts so recht passen, und in die Klassengemeinschaft fügt sie sich trotz ihrer Versuche auch nicht wirklich ein. Am liebsten möchte sie ihre Koffer packen und wieder zurück. Bis sie eines Tages Colin trifft, den sie anfangs nicht einzordnen weiß. Doch nach und nach zieht der junge Mann sie immer mehr in seinen Bann. Bald erfährt sie sein dunkles Geheimnis und muss erkennen, dass sie wohl keine Zukunft zusammen haben werden, ...

Ich möchte im Gegensatz zu den anderen Rezensionen nicht mehr als dies verraten. Gut, Nachtmahr, damit nehme ich bereits einiges vorweg, doch mit ein wenig Kombination kann man das auch recht bald selbst herausfinden, da sich dieses Thema vom ersten Moment an durchs Buch zieht. Doch wie sich dies äußert, was das für Colin und Ellie bedeutet, das erfährt man erst recht spät. Etwa ein Drittel des Hörbuchs muss man hinter sich bringen, bevor es klar wird, worauf die Geschichte abzielt.

Es scheint mir nachvollziehbar, wenn dies für viele Leser ein Kritikpunkt ist: "es passiert ja kaum was". Doch das stört mich nicht, im Gegenteil. Ich mag die Ruhe, welche dieser Roman ausstrahlt. Bis auf den Showdown keine Hektik, sondern beschauliche Stille, viel Wald, Naturbeobachtung, Spaziergänge, ich habe es sehr genossen, mit Ellie durch die Wälder zu laufen auf der Suche nach Colin.

Prima finde ich auch, wie ein altbekanntes Thema (junges Mädchen, geheimnisvoller junger Mann, dunkles Geheimnis) mal ein wenig anders aufgezogen wird. Schließlich gibt es so viele faszinierenden Mythen, Legenden, so unzählige fremde Wesen, dass es mir doch erstaunlich scheint, warum es immer nur Gestaltwandler und Blutsauger sein müssen heutzutage. Ich muss zugeben, dass ich mich noch nicht allzu intensiv mit den Legenden der Mahre befasst habe, sodass ich nicht beurteilen kann, ob und inwieweit sich die Autorin auf alte Legenden beruft, oder ob sie da ihrer Phantasie völlig freien Lauf ließ. Eine nette Anregung, selbst mal ein wenig Nachforschung zu betreiben.

Die Geschichte endet wunderschön, mir gefällt die ungewöhnliche Art des Abschlusses, der mal so gar nicht typisch für dieses Genre ist. Ein wenig zwiespältig stehe ich dem gegenüber, dass ich nun erfahren habe, dass es zwei Folgebände geben wird. Wie schön, noch mehr von Colin und Ellie! Und ach nein, war wohl nix mit dem untypischen Ende, doch nur ein Mehrteiler, in dem sie am Ende vermutlich zusammenkommen werden, ...

was mir besonders gefällt ist die Sprecherin, welche wundervoll zu dem Buch passt. Da sie bisher nur Petterson und Findus, Pippi Langstrumpf, Kindergedichte von Maar oder ähnliche Dinge vertonte (finde ich toll, habe ich aber schon vor Jahren gelesen und höre sie in der Regel nicht mehr), kannte ich sie noch nicht. Zumindest bei Amazon konnte ich als einzigen vollständigen Roman von ihr lediglich Splitterherz finden. Doch ich hoffe, dass noch mehr folgen (sie hätte mir für Nosferas, Twilight, die Beschenkte und andere Bücher weit besser gefallen). Sie hat eine beeindruckende Art, ihrer Stimme Gewicht und Bedeutung zu verleihen, Emotionen hineinzulegen. Man hört richtig, wie sie mit den Figuren mitleidet, sich mitfreut, alles an eigenen Gefühlen hineinlegt, um so die Charaktere lebendig werden zu lassen. Ein großes Talent, wie es bei Frauen meiner Ansicht nach eher selten zu finden ist, und ich hoffe in Zukunft Weiteres von ihr hören zu dürfen ...

Ich denke, wer den Stil von Stephenie Meyer und Konsorten mag, sollte sich Splitterherz auf jeden Fall auch gönnen. Entweder als Buch, mit mehr Details und etwas genauer. Oder aber als gekürztes Hörbuch, dafür aber mit der einmaligen Stimme von Laura Maire, die nicht besser hätte gewählt werden können. In beiden Fällen sehr zu empfehlen :-)

(kleines PS: trotzdem schiebe ich es bei den Tags in die Kategorie "Vampire". Denn ich denke, wem das eine gefällt, wird auch das andere gefallen. Ich kann schlecht eine Kategorie basteln für böser Vampir, guter Vampir, Werwolf, Gestaltwandler, Nachtmahr, Seelenbewohner und alle anderen Varianten, also packen wir mal alles in die größte der Schnittmengen zur einfacheren Orientierung)

(zweite PS: diese Rezension zeigt mir, dass ich wirklich versuchen sollte, die Beiträge zeitlos zu schreiben. Es ist blöd, wenn ich hier schreibe, dass ich die Sprecherin des Buches nicht kenne, und ein paar Beiträge vorher habe ich im Blog geschrieben, dass ich sie bereits in Splitterherz so toll fand. Wäre wohl besser, auf so etwas zu achten *g*)

SaschaSalamander 09.02.2011, 10.14 | (0/0) Kommentare | PL

Trigger

dorn_trigger_1.jpgTRIGGER war nun also mein erster Roman von Wulf Dorn, und ich habe ihn als Hörbuch genossen. Vorgetragen vom Autor selbst. Doch bevor ich auf Inhalt und Vortrag eingehe, erstmal ein paar Details zum Inhalt:

Psychiaterin Elli Roth bekommt von ihrem Lebensgefährten und zugleich Kollegen einen BIF in die Hand gedrückt, einen Besonders Interssanten Fall. Vor ihr kauert eine verängstigte Frau, die etwas von einem Schwarzen Mann erzählt. Sie weißt Spuren von Misshandlung auf. Elli möchte ihr gerne helfen, bittet einen weiteren Kollegen um Hilfe. Doch als dieser nach der Patientin sehen will, ist sie nicht da. Niemand hat die junge Frau gesehen, keiner kann sich an sie erinnern. Doch plötzlich erhält Elli Nachrichten vom Schwarzen Mann, der nun auch hinter ihr her ist. Wenn sie die Patientin retten will, muss Elli sich auf sein grausames Spiel einlassen und seiner Fährte folgen. Der Fall wird immer mysteriöser, und Elli droht langsam den Verstand zu verlieren. Kann sie rechtzeitig das Geheimnis um den Schwarzen Mann lösen, bevor er ihr und der geheimnisvollen Patientin ein Leid zufügen wird?

Das Thema klingt unheimlich spannend. Wer viel liest, wird natürlich sofort an Fitzeks Romane denken (THERAPIE, SPLITTER), und auch Strobels DER TRAKT kommt in den Sinn (steht noch auf meiner Liste für die kommenden Wochen) oder Filme wie DIE VERGESSENEN oder THE GAME. Ein Verwirrspiel erster Güte, wie es einfach Spaß macht, vor allem wenn das Ende dann auch noch stimmig ist. Dies ist bei TRIGGER der Fall.

Trotzdem finde ich den Aufbau des Romanes etwas ungewöhnlich. Die Einleitung geht recht flink, das finde ich gut, man stürzt sehr schnell in die Geschichte und wird mitgerissen vom Sog der Handlung. Dann beginnt die Schnitzeljagd, so spannend, dass man kaum aufhören kann. Ich hatte ein paar Vermutungen und konnte es nicht erwarten, wie - falls dies tatsächlich der Fall sein sollte - dann tatsächlich geschehen sein kann und was dahinter stecken mag. Viel zu schnell ist aufgeklärt, was es mit dem seltsamen Fall auf sich hat, und dann beginnt das Nachspiel. Dies fand ich außergewöhnlich lang für einen Roman dieser Art, und ich hatte damit gerechnet, dass noch einmal eine weitere Wende kommen würde, aber sie kam nicht. Gegen Ende begann ich mich dann doch irgendwann zu langweilen und fragte mich, ob der Autor mich für ein Kleinkind hält, dem man jede Kleinigkeit akribisch erklären muss und das nicht selbst ein wenig mitdenken kann?

Der Vortrag war wirklich klasse, ich habe dem Sprecher gerne gelauscht. In diesem Fall der Autor Wulf Dorn himself. Er hat eine äußerst angenehme Stimme, und ich hoffe auf weitere Hörbücher von ihm. Ein wenig hapert es bei den Dialogen. Auffälligen Figuren (kleine Kinder, alte Leute) kann er sehr gut Persönlichkeit verleihen, die Erwachsenen dagegen klingen leider ein wenig monoton. Macht jedoch nichts, ich habe schon weit schlechtere professionelle Sprecher gehört. Aber es ist auf jeden Fall ausbaufähig, und ich hoffe, dass er weitermachen wird!

Insgesamt ein super spannendes Buch, das ich nur empfehlen kann. So spannend, dass ich stellenweise das Gefühl hatte, jemand stünde hinter mir. Es gab ein paar Szenen, bei denen ich aufs Heftigste erschrak. Nicht wegen Blut, gewalt oder großartigen Szenen, sondern einfach weil ich so gefesselt war von der Handlung und mich richtig mitreißen ließ. Dorn ist ein deutscher Autor, von dem ich mir auf jeden Fall weitere Titel holen werde. Und wer Mindfuck im Thrillerformat liebt, wird an ihm nicht vorbeikommen :-)

SaschaSalamander 07.02.2011, 10.14 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Sterbenskalt

french_sterbenskalt_1.jpgNach ihren beiden Erfolgen >GRABESGRÜN< und >TOTENGLEICH< erschien nun im Dezember ihr dritter Titel: STERBENSKALT. Da mir die ersten beiden Romane so gut gefallen hatten, musste ich natürlich auch gleich den dritten lesen. Ich gebe zu, ein wenig hatte ich Bange: je mehr Romane ein Autor schreibt, desto mehr gleichen sie sich meist in Inhalt und Aufbau, desto durchsichtiger werden sie für den Stammleser, desto weniger gefallen sie mir. Doch wie erhofft gelang es Tana French erneut, mich zu begeistern!

Der dritte Roman handelt von dem Undercover Agent Frank Mackay, mit welchem die Protagonistin des zweiten Bandes einige Male Kontakt während ihrer Arbeit hatte. Nun also erfährt der Leser die Geschichte des schrulligen Polizisten, der dank seiner eigenwilligen, ja sogar schon sturen Art nicht gerade durch Sympathie glänzte. Frank hatte sich vor vielen Jahren von seiner Familie getrennt und seitdem keinen Kontakt mehr. Nun erhält er einen Anruf und erfährt, dass der Koffer seiner Jugendliebe in einem leerstehenden Haus gefunden wurde. Eigentlich wollte er mit Rosie damals seine Heimat verlassen, alle Brücken abbrechen und mit ihr nach England gehen. Doch Rosie erschien niemals am vereinbarten Treffpunkt, nur ein Abschiedsbrief fand sich dort. Also machte er sich alleine auf den Weg und begann ein neues Leben, allerdings ohne Rosie.

Er fährt nun zurück an den Ort seiner Kindheit und Jugend, er trifft seine Familie und erfährt, dass Rosie einem Verbrechen zum Opfer fiel. Wer konnte von ihrem Plan gewusst haben damals, und warum wurde Rosie getötet? Die Frage nach Rosies Tod führt Frank immer tiefer in seine eigene Vergangenheit, und es werden Fragen aufgeworgen, deren Antworten sehr schmerzvoll für ihn sind. Es mag am Ende noch immer um die Aufklärung des Verbrechens gehen, doch vielmehr ist der Roman vor allem ein Familiendrama, welches unaufhaltsam auf einen tragischen Höhepunkt hinausläuft.

Während viele moderne Krimis auf möglichst viel Blut, Gewalt, Ekel setzen, ist Tana French eine derjenigen Autoren, die sich lieber in die psychologischen Tiefen begeben. Klar umreißt sie ihre Figuren, lässt sie vor dem Auge des Lesers lebendig werden, verleiht ihnen Charakter, Emotion und Persönlichkeit. Ihr Handeln, ihre Gedanken, Gefühle und vor allem Abgründe sind das wesentliche Element des Romans, die Tätersuche zwar immer im Zentrum aber doch nur ein kleiner Teil des großen gesamten Werkes als Mittel zum Zweck, um die Handlung voranzutreiben.

Franks Familie ist kaputt, zerrüttet, und doch empfinden sie sich als recht normal, und der Leser wird zwischen die Fronten geschickt. Da ist auf der einen Seite Frank, der anders sein will und sich davon distanziert. Und da ist die Familie, abgewreckt und bemerkt es nicht einmal, aber hält wenigstens zusammen. Der Vater Alkoholiker, die Mutter ein Hausdrachen, die Kinder haben es nicht wirklich zu etwas gebracht, aber niemand weiß so recht wie man daraus ausbrechen sollte, auch wenn sie alle davon träumen. In dieser dichten Atmosphäre befindet man sich von der ersten zur letzten Seite, glaubt selbst in dem kleinen Häuschen zu stehen und dabeizusein.

Und wie es sich für einen Roman dieser Art gehört: man lernt die Figuren nicht nur kennen, sondern sie entwickeln sich. Vor allem Frank erfährt sehr viel über seine Rollen als Vater, Exmann, Sohn, Bruder, Polizist, und er muss immer mehr sein Selbst hinterfragen. Ist er wirklich soviel anders geworden als das, was er niemals hatte werden wollen? Unausgesprochen steht bei STERBENSKALT sehr oft die Frage nach dem Dilemma zwischen "Schicksal" und "freier Wille" ...

Frank ist ein klassischer Antiheld, und er baut eine Menge Mist, bei dem man nur den Kopf schütteln kann. Und doch ist sein Verhalten nachvollziehbar, empfindet man stellenweise sogar Mitleid und vielleicht ein wenig Sympathie. Es ist gut, dass French ihren Romanfiguren nicht wie andere Autoren gleich mehrere Bücher widmet, sondern statt dessen pro Titel wechselt. In STERBENSKALT ist Frank erträglich und überaus interessant, aber dann ist es auch gut. Ich denke, die Hauptfigur des vierten Bandes ist  ermutlich bereits klar, und ich hoffe, dass ich mit meiner Vermutung Recht behalte, denn ein Mitarbeiter stach für mich besonders heraus, den ich gerne näher kennenlernen würde.

Wer die ersten beiden Romane von Tana French mochte, wird auch den dritten verschlingen. Kein Blut, keine Gewalt, dafür Psychologie und Drama, gepaart mit einem lange zurückliegenden Mord. Keine Verfolgungsjagden, keine Action, statt dessen spannende Diskussionen und tiefgründige Charaktere. STERBENSKALT ist ein absoluter Volltreffer, wenn man dieses Genre mag! :-)

SaschaSalamander 24.01.2011, 10.43 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

Angel Sanctuary Deluxe

ANGEL SANCTUARY. Ein Thema für sich. Habe ich hier noch nicht rezensiert. Aber ich glaube, das werde ich auch nicht tun. Denn ich würde auch nicht DIE UNENDLICHE GESCHICHTE oder DIE VERLORENE EHRE DER KATHARINA BLUM oder etwas dieser Art  rezensieren. Kennt eh jeder, der sich für diese entsprechenden Genres interessiert. Und wer es nicht kennt, hat zumindest schon davon gehört und weiß, ob er es lesen will oder nicht. Wer ANGEL SANCTUARY nicht kennt, hat vermutlich wenig Ahnung von Mangas, und dann würde ich, um ihn / sie zu überzeugen eh anders herangehen statt gleich mit einer mordsmäßigen Rezi über dieses Ausnahmewerk. Außerdem, wenn ich erstmal loslegen würde, dann wäre ich nicht mehr zu stoppen. Das kann ich mir und Euch nicht antun ;-)

Mir geht es gerade eher um Marketing. Denn diese Mangaserie ist seit 2000 im Abstand von zwei Monaten in 20 Bänden erschienen (40 Monate, das ging *grübel* knapp über drei Jahre). Oh mann, 2000 war es? Ich fühle mich gerade so alt, da war ich noch zarte 23, jung und unschuldig, noch ganz in der Anfangsphase meiner Mangasucht, da glaubte ich noch an das Gute im ...

ach, egal, zurück zum Marketing. Die Serie wird vermarktet ohne Ende. Soundtracks gibt es in Japan zu kaufen (super Musik, hab ich mir geholt, absolut gelungen, rein instrumental, episch, monumental, grandios!), es gibt ein Hörspiel (leider nur auf japanisch *grml*), einen Anime (auch auf Deutsch, leider Abschreckung für jeden, der auf die Serie neugierig wird, absolut misslungen. Die Stimmen eine Qual, die Umsetzung der Handlung schlecht, und die weibliche Protagonistin möchte man am liebsten erschießen). Unzählige Artbooks sowieso, Poster, Sticker, Postkarten, Taschenkalender, Abreißkalender, Lesezeichenkalender, Schlüsselanhänger, Kartenspiele, Merchandise bis zum Erbrechen.

Und weil nach 10 Jahren die alten Mangas bestimmt zerfleddert sind vom ständigen Lesen (und so fetischlastig, wie der Manga unterschwellig ist, bei manchen vielleicht auch vom ... Themawechsel!!! Die Japaner schaffen es wirklich, solche Sachen ohne Altersbeschränkung auf den Markt zu bringen, man muss es nur tarnen, und mit meinen damals zarten 23 war ich noch jung und unschuldig, wusste nichts davon, erwähnte ich das schon?).

Also, wie gesagt, die Bände der meisten Fans dürften nach 10 Jahren recht zerfleddert aussehen. Und außerdem haben die Fans inzwischen alle Poster, Sticker, Soundtracks, Hörspiele (auch wenn sie kein Wort verstehen), Tassen, Artbooks etc gekauft. Mist, kein Geld mehr damit zu machen!

Kein Problem, also bringt man das Ganze als Hardcover raus. Zwei farbige Bildchen dazugemacht auf glänzendem Papier (Bilder aus dem Artbook, die es als Poster, Kalender etc schon vor Jahren gab, aber eben noch nicht im Manga als Beigabe), und zwei Bände zwischen einen Deckel gepresst. Verlangen wir das Gleiche wie für zwei Bände, denn auch wenn es alt ist, ist es immerhin hübscher als damals.

In Frankreich gab es das auch schon mal, die dortigen Bände fand ich allerdings etwas hübscher, grau und altertümlich gemacht, hier eher in Grün gehalten, was mich sehr wundert. Denn mit Angel Sanctuary verbinde ich immer die Farbe blau auf allen colorierten Bildern.

Was den Manga also unterscheidet: zwei Bände zusammengefasst zu einem. Außerdem Hardcover statt Taschenbuch. Ein Blatt, beidseitig mit buntem Bildchen bedruckt. Ein wunderhübscher Schriftzug mit dem Namen der Autorin sowie dem Wort "Deluxe". 5 Schwarz-Weiß-Seiten mit zusätzlichen Infos z.B. über die Engel, die Namensgebungen, die Figuren, den Manga an sich. Was gleich geblieben ist ist der Preis für zwei Mangas. Außerdem auch die Werbung am Ende.

Ich hätte es schöner gefunden, wenn man es ein wenig günstiger gemacht hätte. 10 Jahre nach Erscheinen dürfte man schon mal etwas reduzieren, so als kleines Dankeschön für die Fans. Auch die Werbung stört mich. In normalen Mangas ist das so üblich, das ist mir klar. Aber wenn ich schon eine super sonder teuer extra special Deluxe kaufe, dann fände ich es schön, wenn ich von Werbung verschont bleibe und einfach nur das kriege, was ich mir gekauft habe.

Muss man diese Ausgabe jetzt kaufen?
Ich wünschte, ich könnte sagen nein. Und im Grunde rate ich davon ab. Denn es ist Kommerz. Geldschneiderei. Eigentlich eine Unverschämtheit. Wer die normalen Mangas im Schrank stehen hat, braucht diesen Sonderband nicht.

Dass ich ihn mir zu Weihnachten selbst geschenkt habe (und damit natürlich auch die Fortsetzungen) tut nichts zur Sache. Das ist was anderes. Ich würde es auch niemals zugeben. Denn ich brauche diese Bände nicht. Aber sie sehen halt so toll aus im Regal *seufz*. Jaja, ich schäme mich, stelle mich in die Ecke. Trotzdem, empfehlen würde ich es nicht. Außer für all diejenigen, die wie ich zu den absoluten Fans gehören.

Warum ich so ein großer Fan dieser Serie bin? Nun ja, schon davor gab es Mangas, aber das waren meist eher Sachen wie Sailor Moon oder DragonBall. Mangafreund der allerersten Stunde darf ich mich also leider nicht nennen, aber das macht nichts. Denn erst später wurden die Werke erwachsener, gingen über Magical Girl und kämpfende Boys hinaus.

Aber Angel Sanctuary war dann mal interessant. Spannende Story, Dark-Fantasy, Engel und Dämonen. Ein Haufen schwarzer Mäntel, Lack und Leder, Peitschen und Hüte, oberschenkelhohe Stiefel, androgyne Figuren, die irgendwo zwischen den Geschlechtern zu finden sind und auch keine Lust haben, sich festzulegen. Nebenbei ein wenig Bondage, jede Menge D/S, ein bisschen Blut und Splatter, qualvolle Folter, unerfüllte verbotene Liebe über die Jahrtausende mit immer neuer tragischer Wiedergeburt, in Schwerter gebannte Seelen, reine weiße Unschuld neben blutverkrusteter dunkler Sünde, ein paar zombieartige Wesen, ein Krieg zwischen Engeln und Dämonen, haufenweise Tentakel, Schläuche und Engelsfedern, Aufhebung von Gut / Böse, dazu ein verrückter Hutmacher, Anspielungen auf unterschiedlichste Mythologien wie Christentum, Islam, Kabbala, Esoterik, Edda, asiat. Mythos und noch mehr.

Von der unglaublichen Komplexität und Tiefgründigkeit der Geschichte (und dies sage ich ohne Ironie) ganz zu schweigen. Als Roman würde es hier bei uns wohl jede Fantasysaga weit, weit in den Schatten stellen, gleich Tolkien oder Rowling wäre sie Maßstab und Wegbereiter. Doch leider haben Mangas bei uns im Westen noch nicht diesen Stellenwert und werden noch zu wenig ernst genommen ...

Und so wurden wir Mangafans dann geschaffen. Seitdem sind wir gezwungen, jeden Monat neue Shonen Ai, Yaoi, Magical Girl, Love-Comedy, Shonen, Shojo, Josei, Seinen und sonstigen Sachen zu kaufen. Angefixt und danach niemals wieder die gleiche Erfüllung gefunden, aber doch ausreichend, um uns bei der Stange zu halten.

Sind wir Mangafans ein wenig krank oder pervers? Sind wir. Na und, wir stehen dazu und sind es gern ;-)


SaschaSalamander 22.12.2010, 15.07 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

Das giftige Herz

doyle_herz_1.jpgPassend zur Weihnachtszeit möchte ich "das giftige Herz" von Virginia Doyle vorstellen. Mein erster Roman der Autorin, die sonst historische Kriminalromane eher aus dem Bereich Hamburg schreibt. Ich habe von ihr noch nichts gelesen, aber "das giftige Herz" ist ein historischer Weihnachtskrimi aus Nürnberg, also konnte ich gar nicht anders als ihn zu lesen ;-)

Jaques Pistoux, gelernter Koch, arbeitet vorübergehend in Nürnberg als Zuckerbäcker bei Herrn Dunkel, welcher als angesehener Händler Lebkuchen sogar ins Ausland verkauft, trotzdem nur eine kleine Bäckerei betreibt. Ein Komissar wurde nach Nürnberg versetzt und fristet hier nun sein Dasein, macht eher unwillig seinen Job. Plötzlich zwei Todesfälle: ein Straßenjunge, gestorben an einem vergifteten Lebkuchen. Und ein reicher Geschäftsmann, um den Hals ein vergiftetes Lebkuchenherz. Wie hängen die beiden Fälle zusammen?

Wirklich ein sehr schöner Roman. Leicht und entspannend zu lesen, ohne großartige komplexen Zusammenhänge, ohne hunderttausende unnötigen Charaktere oder Voraberzählungen, ohne sinnlose Ausschweifung oder besonderen Eigenheiten im Schreibstil. Einfach ganz schlicht, ohne etwas Herausragendes sein zu wollen. Gerade diese Einfachheit hat mir sehr gefallen, sie passte wunderbar zur Handlung mit den pfiffigen Straßenkids, dem gutmütigen Koch und den mürrischen Franken in der kleinen, engen Weihnachtsstadt mit ihren verwinkelten Gässchen. Klar, eine kleine Verschwörung gab es dann doch, aber dies war gut durchschaubar, leicht verständlich.

Die Charaktere mag man schon nach wenigen Zeilen, allesamt sind sie mir sympathisch (natürlich bis auf die "Bösen", die man sehr schnell erkennt. Und sogar als ungeübter Leser mit wenig Krimierfahrung ist schon beim ersten Auftreten der Person klar, wer der Täter sein muss. Na und? Manchmal tut es gut, wenn nicht alles so kompliziert ist *smile*).

Der Lokalkolorit gefällt mir sehr. Er erschlägt nicht, ist nicht überzogen, trotzdem könnte die Geschichte in dieser Form in keiner anderen Stadt spielen als nur in Nürnberg, dazu sind zuviele Verquickungen vorhanden. Und wenn man natürlich weiß, wo sie gerade entlanglaufen (ohne dass es wie in manchen überladenen Regionalgeschichten in jedem Satz exakt erwähnt wird) und wie es dort aussieht, und wenn man dann ein andermal spazierengeht und sich denkt "ah ja, hier war es, wo", dann macht es gleich umso mehr Spaß. Aber auch für Nichtfranken ist das Buch ein wirklich nettes Stück Unterhaltung zur Weihnachtszeit.

Wie ich anderen Inhaltsbeschreibungen entnommen habe, gibt es wohl mehrere Romane um den Koch Jacques Pistoux (der nur hier vorübergehend als Bäcker arbeitete, als er auf der Durchreise war, und wenn schon Nürnberg, dann bitte Lebküchner). Auf jeden Fall hat mir dieser Roman sehr gut gefallen, und ich werde wohl noch weitere Romane der Autorin lesen. Nicht unbedingt Hamburg, das ist dann eher was für die Leute im Norden, aber Jacques habe ich inzwischen doch ins Herz geschlossen.

Wer es schlicht, herzlich, ein wenig schrullig mag, der ist mit diesem ungewöhnlichen Weihnachtskrimi jedenfalls hervorragend bedient :-)

SaschaSalamander 22.12.2010, 10.29 | (0/0) Kommentare | PL

Sterbenskalt

Seit Freitag ist nun STERBENSKALT von Tana French im Handel erhältlich. Nachdem bereits GRABESGRÜN und TOTENGLEICH mir so gut gefielen, komme ich an diesem Titel natürlich nicht vorbei. Und ich persönlich habe das Gefühl, dass die Autorin sich von Buch zu Buch steigert. Normalerweise lässt die Begeisterung nach den ersten Titeln nach (ich denke an Franz oder Fitzek), weil der Autor von sich selbst kopiert und sich Schemata immer wiederholen, oder weil der Autor unter Erfolgsdruck etwas Neues hinrotzt und nicht mehr die Liebe und Energie wie zu Beginn investiert. Doch STERBENSKALT hat mich sofort begeistert, und ich nutze jede freie Minute, um wenigstens ein paar kurze Seiten zu lesen und zu erfahren, wie es weitergeht.

Ganz kurz zum Inhalt: diesmal geht es um Frank, Vorgesetzter der Undercoveragentin aus dem Vorgängerband. Auch die Idee ist schön, ein gemeinsames Universum, und doch jedes Mal eigenständige Romane, unabhängig voneinander. Nun, Frank wird von der Vergangenheit eingeholt. Dachte er frühr noch, seine große Jugendliebe hätte ihn sitzenlassen und wäre ohne von zu Hause ausgerissen, findet sich nun auf einmal ihr Koffer in einem heruntergekommenen Haus. Was ist damals wirklich geschehen? Frank muss nun die Probleme der Gegenwart lösen (seine Tochter), während er in der Vergangenheit nach Antworten für das Verschwinden von Rosie sucht und gleichzeitig auch lernen muss, sich wieder mit seiner Familie zu arrangieren, mit der er sich überworfen hatte.

Bisher absolut zu empfehlen. Und wieder: abwarten, ob das Ende hält, was das Buch bisher begonnen hat. Bei Tana French gehe ich jedoch davon aus!

SaschaSalamander 20.12.2010, 16.42 | (0/0) Kommentare | PL

Die Wolke

hage_wolke_1.jpg"Die Wolke" ist ein aktueller Manga von Anike Hage, deren Serie "Gothic Sports" bereits 2006 im Tokyopop-Verlag erschien. Schon damals war ich von ihren Zeichnungen und dem Storyaufbau sehr angetan, und ich muss sagen, sie hat sich noch ordentlich gesteigert, alle Achtung. Und mit der Wolke hat sie sich an ein sehr großes Projekt gewagt, das ich mir aufgrund seiner Komplexität kaum als einbändigen Manga vorstellen konnte.

Muss ich noch etwas über den Inhalt erzählen? Nachdem sich 1986 das schlimme Unglück von Tschernobyl ereignete, erschien 1987 das Jugendbuch "die Wolke" von Gudrun Pausewang. Ein Buch, welches manche Schüler lesen mussten, andere freiwillig verschlangen. Ein Buch, das fast jedes Kind damals kannte, zum Teil auch heute noch kennt. Das Thema ist zu wichtig, als dass es vergessen werden sollte, und so erschien 2006, 20 Jahre nach dem GAU, eine Verfilmung des Buches. Und dieses Jahr wagte sich also die junge deutsche Mangazeichnerin an dieses Werk.

Auch wenn ich davon ausgehe, dass der Inhalt meinen Lesern bekannt ist, hier ein kurzer Überblick: Alarm in der Schule, es gab einen SuperGAU, die Stadt muss evakuiert werden. Janas Eltern sind verreist, und so fährt sie sofort nach Hause zu ihrem kleinen Bruder Uli, mit dem Rad machen sie sich gemeinsam auf in die nächstgrößere Stadt, von wo aus sie mit dem Zug zu ihrer Tante nach Hamburg wollen. Doch es wäre kein Drama, wenn nicht einige schlimmen Unglücke geschähen, und wenn Jana nicht als eine der Überlebenden mit den Nachwirkung der Strahlung zu kämpfen hätte. Auf sich alleine gestellt kämpft sie weiter, ...

Eigentlich wollte ich mir den Manga gar nicht kaufen, war sehr skeptisch. Seit Oktober liegt er nun im Laden, und immer ging ich daran vorbei, aber dann war ich einfach ZU neugierig und musste doch zugreifen. Ich habe es nicht bereut. Anike hat es geschafft, die Geschichte auf das Wesentliche zu reduzieren, hier und da einiges auszulassen und zu kürzen, den Grundtenor und die wesentlichen Komponenten aber sehr gut einzuhalten (weit besser als manch eine Literaturverfilmung. Ich bin bei der Adaption bekannter Werke wirklich sehr pingelig). Ich hatte einen gewaltigen Kloß im Hals, denn trotz der Straffung des Inhalts wurde dem Werk nichts an seiner Wichtigkeit genommen. Im Gegenteil, die Bilder ergänzen den Roman um eindringliche Momente, die den Leser sehr berühren.

Wie auch das Original richtet sich der Manga eindeutig an Jugendliche. Trotzdem ist er auch für Erwachsene zu empfehlen. Ich bin schon länger Fan von Anike Hage, und mit der Wolke hat sie bewiesen, dass ihre Mangas langsam den Kinderschuhen entwachsen und nicht nur zeichnerisch reifer werden. Man kann gespannt sein, was sie als nächstes plant ...

(und eine kleine Anekdote am Rande: als ich den Manga im Laden kaufte, stand mein Freund neben mir und meinte begeistert "hey, das ist doch der Manga zum Film, hast Du den gesehen?". Den Bücherfans hier muss ich nicht erzählen, dass ich mir ein Lachen verkneifen musste in dem Moment, oder?)

SaschaSalamander 17.12.2010, 10.20 | (0/0) Kommentare | PL

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