SaschaSalamander

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Die Schakkeline ist voll hochbegabt, ey

Der Titel "SCHANTALL, TU MA DIE OMMA WINKEN" klang vielversprechend, hatte mich jedoch immens enttäuscht. Weil es so dargestellt wurde, als würde ein Sozialarbeiter aus seinem Alltag mit einer Familie erzählen. De facto handelte es sich dann aber um fiktive Situationen, in denen abgelästert wurde und die mit sozialer Arbeit null und nada zu tun haben. Ich fühlte mich ziemlich, pardon, verarscht. 

"Die Schackeline ist voll hochbegabt, ey" springt mit Titel, Inhalt und leider auch Cover genau in diese Bresche. Ich war also einerseits neugierig ("vielleicht taugt es ja doch was") und andererseits extrem vorsichtig, um eine weitere Enttäuschung zu vermeiden. Dank Leseprobe bei Skoobe konnte ich einen Blick in das Buch werfen, und mir war schnell klar: hier würde ich das bekommen, was Schantall versprochen aber nicht gehalten hatte: Erfahrungen einer Fachfrau, die ihren skurillen Alltag für den Leser einfängt. 

Die Autorin ist psychologische Gutachterin beim Jugendamt. Ihre Aufgabe ist es, die Familie im Umgang mit den Kindern zu beobachten, auch Gespräche zu führen und dann eine Stellungnahme vor Gericht abzugeben, ob eine Kindswohlgefährdung vorliegt. Dabei erlebt sie traurige, humorvolle, absonderliche, völlig abgefahrene und auch höchst tragische Momente. 

Ich kann mir vorstellen, dass so manch einer, der mit der Materie nicht vertraut ist, das für erfunden hält. Wenn sie die hygienischen Zustände in der Obdachlosenwohnung beschreibt, die unwirkliche Gesprächsführung mit manchen der "normalen" Kommunikation nicht fähigen Menschen schildert, die verqueren Argumentationen einiger Familien widergibt. Aber da ich selbst viel mit diesen Dingen konfrontiert werde, kann ich aus vollem Herzen sagen: "oooh ja, genau SO ist es manchmal". 

Natürlich werden nur die extrem Fälle herangezogen, sonst wäre ein Buch ja nicht lohnenswert. Es gibt sie, die gesunden und normalen Familien, wo alles glatt läuft. Aber viel spannender ist es, was Frau Seeberg sonst zu erzählen hat. Etwa von dem Vater, der völlig hilflos außer "wie fühlst Du Dich" nichts hervorbringt, während seine Kinder ihn mit Tritten traktieren, die Bude zerlegen und Sachen aus dem Fenster werfen. Oder der Mann, der von seiner Mutter bevormundet wird wie ein kleines Kind und alleine nicht in der Lage ist, sich um den eigenen Nachwuchs zu kümmern. 

Es gibt Geschichten, die auch traurig sind und zu Tränen rühren. So etwa die beiden Geschwister, eines davon minderjährig. Sie wuchsen in völlig gesunden Verhältnissen auf, doch als die Mutter verstirbt, verlangt der Vater das Sorgerecht. Das Kind will auf keinen Fall zum Vater, doch Unsympathie und Arroganz ist kein Argument für eine Kindswohlgefährdung, und allem Widerwillen des Kindes zum Trotz scheint es keine andere rechtliche Lösung zu geben. Und dann war da der Fall des Mannes, der Frau und Kind bedroht, jedoch auf eine solch perfide Weise, dass ihm nichts nachzuweisen ist und er mit seinen fiesen Intrigen das Sorgerecht womöglich an sich reißen wird. 

Gelegentlich geht sie auch mit Kollegen bitterböse ins Gericht, etwa wenn das Jugendamt einen tragischen Fehler begangen hat und dadurch das Leben zweier Familien zerstörte. Dieser Fall ging mir persönlich besonders nahe, und ich fand es wunderschön, wie am Ende doch eine Lösung gefunden werden konnte, um allen Parteien gerecht zu werden und trotz der Streitigkeiten vieler Parteien das Wohl des Kindes zu wahren. 

Ich habe bei jedem der Fälle mitgebangt, mitgelacht, war verzweifelt, traurig, wütend. Es gelingt der Autorin, den Leser zu bewegen und tief in die Geschichten einzutauchen. Ihr Stil zeigt, dass sie Fachkenntnis besitzt, jedoch wird der Leser nicht mit Fachausdrücken oder langweiligen Erklärungen erschlagen. Statt dessen erklärt sie wie nebenbei manche der Zusammenhänge. Und würzt ihre Erlebnisse mit einem trockenen Humor, der manchem Außenstehenden unpassend erscheinen mag. Doch in ihrem Vorwort erklärt sie bereits, dass dieser Humor notwendig ist, um einen solch belastenden Job weiterhin auszuführen. Ich habe oft gelacht, die Metaphern sind teilweise sehr treffend und unterstreichen die Absurdität der jeweiligen Situation. Auch der an manchen Punkten knochentrockene beschreibende Ton, wenn um sie herum gerade das Chaos tobt, ist köstlich. Ohne diesen manchmal sehr eigenwilligen Humor wäre das Buch so wohl nicht zu ertragen, wäre es zu heftig in den Fallschilderungen.

Schön finde ich auch, wie sie im Anschluss oft darauf eingeht, wie die Geschichte sich im späteren Verlauf entwickelt hat. Was aus den Kindern wurde, wie man den Eltern unter die Arme gegriffen hat. Und meistens haben die Geschichten ein Happy End. 

DIE SCHAKKELINE IST VOLL HOCHBEGABT, EY hält das, was SCHANTALL verspricht. Ich habe das Buch von Frau Seeberg schon vielen Kollegen empfohlen, weil es einfach ein Buch direkt aus dem Leben, aus dem Berufsalltag ist und sich dabei sehr gut lesen lässt. Unterhaltsam, schockierend, bewegend und wirklich gelungen.

SaschaSalamander 12.03.2014, 08.42 | (0/0) Kommentare | PL

Amadeus 07 - Goliath

Die aktuelle Folge GOLIATH der Reihe AMADEUS setzt diesmal an den Geschehnissen der vorherigen Episode >TEUTOBOCHUS< an. Konnte man die Hörspiele anfangs getrennt hören, so wird die Handlung immer dichter, sodass Einzelfolgen für Neueinsteiger keinen Sinn mehr ergeben würden. Beim Rezensieren setze ich also die Kenntnis der bisherigen CDs voraus :-)

Das Hörspiel startet mitten in der Handlung. Mein erster Gedanke war nur "hab ich da was verpasst?". Doch schnell zeigte sich, dass hier geschickt mit Rückblicken gespielt wird. Mozart und Resch fliehen mit einem Kopf und einer bewusstlosen Frau durch die Straßen, um sich dann im Geheimen mit jemanden zu treffen und endlich zu erzählen, wie es zu dieser wilden Verfolgungsjagd kam und was es mit dem abgetrennten Kopf auf sich hat. Anfangs recht verwirrend, steigt man jedoch bald in den diesmal etwas anders gestrickten Aufbau ein und vermag der Handlung zu folgen. Fordernde aber gelungene Abwechslung!

So spannend die bisherigen Folgen waren, mit GOLIATH wurde es wirklich auf die Spitze getrieben, und immer mehr zeigt sich, welch genialer Geist hinter dem Gesamtkonzept der Reihe steckt.

Ich bin des Lobes voll und weiß offen gesagt dennoch nicht, wie ich das in Worte fassen könnte. Denn im Grunde kann ich nur wiederholen, was ich schon in den bisherigen Folgen sagte: tolle Sprecher, perfekt passende Musik, dichte Atmosphäre, gelungene Unterhaltung, komplexe und anspruchsvolle Story, derber Humor vom Feinsten, authentisch umgesetzte Historie. Eine Mischung, die den Hörer in jeder Sekunde fordert und ihm alles abverlangt. Nur eben noch mehr als bisher schon. Amadeus war bereits ab der ersten Folge gelungen, steigert sich von Mal zu Mal, und ich habe langsam die Befürchtung, dass mein Anspruch an die Serie sosehr wächst, dass sie ihn irgendwann nicht mehr erfüllen kann. Denn seit der vierten Folge hat AMADEUS eine Richtung eingeschlagen, die für den Hörer bisher noch nicht zu überblicken ist und ihn an die Reihe fesselt. 

Die Wartezeit auf die nächste Folge wird zur Folter, und ich kann diese Zeit nur überbrücken, indem ich zum mehrfach wiederholten Male die ersten Folgen höre, vielleicht ein paar Hinweise auf Kommendes entdecke und die Handlung besser erfasse als beim ersten oder zweiten Durchlauf.

Mozart hat geschafft, was noch kein Hörspiel bisher vermochte: wenige Ausnahmen (Bedfort, Mindnapping, Jonas, Freud, Poe) habe ich zweimal gehört. Aber kein Hörspiel öfter. AMADEUS läutet für mich nun Runde drei ein. Und irgendwann, wenn Folge 10 oder 11 erscheint vermutlich Runde vier. 

Wer ist Samiel? Was hat es mit dem geheimen Orden auf sich? Welche Rolle wird der Kaiser in all dem spielen? Wie wird es mit Mozart und Resch weitergehen? Und was haben die Andeutungen des Erzählers (Resch) zu bedeuten? Wir können nur hoffen, dass AMADEUS noch möglichst lange fortgeführt wird und das Niveau halten kann. 

Der Hörplanet hat mit AMADEUS die Latte für gelungenes Hörspiel gewaltig hochgesetzt. Die Konkurrenz hat es bei mir wirklich nicht mehr leicht, sich daran zu messen!


SaschaSalamander 06.02.2014, 08.37 | (0/0) Kommentare | PL

Kinderland 01 - Ein Unwetter zieht auf

ShitShitShit, kompletter Beitrag weg, ich könnte fluchen wie ein Rohrspatz und bin stinksauer! Ich HASSE es, einen Text doppelt zu schreiben, ich hasse es mich zu wiederholen. Also lasse ich das, die Rezension ist somit futsch. Tut mir verdammt leid für den Autor, denn er hat eine ausführliche Rezi wirklich verdient. Aber immerhin, es ist eine Serie, und ich werde die weiteren Titel ebenso ausführlich rezensieren. 

Aber hier diesmal nur Stichpunkte *narf* (war echt ne schöne Rezi *heul*)

- Serial-Novel, neuer Begriff, vermutlich ist "Fortsetzungsroman" zu langweilig"

- Charaktere sehr spannend gehalten, jedoch in der Umsetzung etwas misslungen. Durch fehlenden Absatz (ggf Problem bei der Umwandlung in Ebook-Format) allerdings Perspektive gelegentlich fehlerhaft

- spielt in drei bzw vier verschiedenen Zeitebenen. Spannend, gelegentlich jedoch verwirrend. Nicht wegen der Ebenen sondern durch die unterschiedliche Verwendung von Namen (ein Prota hat einen Spitznamen, Vornamen als Kind, Nachname als Erwachsener) und die Ungewissheit um die Handlung. Hätte etwas klarer getrennt werden müssen. Charaktere heben sich stellenweise nicht deutlich genug voneinander ab (dadurch weniger Identifikation mit ihnen und weniger Bindung an Story)

- erinnert gelegentlich in Atmosphäre und Stil an King (besonders STAND BY ME und ES), ist jedoch keine platte Kopie sondern als eigenständiger Titel zu betrachten

- Autor hat einen sehr eindringlichen Stil, mit dem er eine dichte Atmosphäre erschafft. Neologismen. Aufzählungen. Lässt gelegentlich Andeutungen und Sätze fallen, die wie nebenbei jedoch perfekt zur Atmosphäre beitragen. Sehr düster und angenehm gruslig.

- Story noch unklar, wird sich vermutlich im Laufe der nächsten Bände herauskristallisieren

- gelegentlich musste ich Absätze zweimal lesen. Lag in dem Fall aber vermutlich nicht an mir, sondern an (noch) etwas unsicherer Erzählweise des Autors, der gelegentlich nicht ganz klar macht, wo man sich befindet und um was es eigentlich geht. Ausbaufähig

- Fazit: perfekt inszenierte Geschichte mit toller Atmosphäre, macht neugierig auf mehr, hat noch gewisse Schwächen aber auch sehr viel Potential. Lesetipp!


SaschaSalamander 05.02.2014, 08.51 | (0/0) Kommentare | PL

Leide

AUTOR

Siegfried Langer fiel mir damals durch das Buch >VATER MUTTER, TOD< auf, das mich restlos begeisterte. Auch der Nachfolger >STERBENSWORT< hatte mir gefallen. Auf LEIDE war ich nun also neugierig, was ihm diesmal eingefallen war, um seine Leser zu unterhalten. 


INHALT

Die Geschichte handelt von einer Privatdetektivin, die von der schrulligen Nachbarin einen vermeintlich harmlosen Auftrag erhält. Dieser bringt sie jedoch in Lebensgefahr. Auch handelt LEIDE von dem jungen Polizisten, der aus privaten Gründen nach Berlin versetzt wird und mit seinem ersten Fall sofort mit einem brutalen Mord konfrontiert wird. Und dann ist dann ist da noch der Täter, dessen Handeln und Motive nach und nach aufgerollt werden.


AUFBAU

Der Prolog beginnt ziemlich brutal mit einem Kind, das eine Fliege quält. Es liest sich unangenehm, und schon hierbei verzieht der Leser schmerzerfüllt das Gesicht, leidet mit dem armen Tier. Der Blick des Jungen zur Katze lässt den Leser Schlimmes ahnen und bereitet ihn darauf vor, was geschehen wird, wenn dieses Kind erwachsen ist und das Quälen von Tieren nicht mehr die gewünschte Befriedigung verspricht ... 

Das Buch selbst springt zwischen den Charakteren hin- und her. Keine Besonderheit, das machen viele Romane. Was allerdings eher ungewöhnlich, beinahe schon ein Markenzeichen für Langer ist, das ist der Wechsel zwischen den Zeitebenen. Pfingsten, Mai, Juni, irgendwann in der Vergangenheit, unchronologisch erzählt und dadurch zu Beginn etwas verwirrend.

Da der Täter jedoch bekannt ist und sich die einzelnen Puzzleteile schnell zusammenfügen, ist es hier eine nette Umsetzung, jedoch nicht mehr das Nonplusultra, das es in den vorherigen Bänden war. Die Handlung ist dem Leser recht schnell klar, nur die Frage, wie es dazu kam und welches das Motiv des Täters ist, bleibt bis kurz vor Ende offen. 


CHARAKTERE

Die Charaktere scheinen darauf angelegt, weitere Krimibände folgen zu lassen. Sie entwickeln sich im Laufe der Handlung, der Leser erfährt einiges über ihr Privatleben, und gegen Ende werden einzelne Stränge verknüpft, sodass man sie zukünftig gut gemeinsam agieren lassen kann. Und ein erster Konflikt ist bereits vorprogrammiert, denn der nette Bestattert von nebenan kommt als möglicher Partner ebenso in Betracht wie der Polizist. Auch die Familienangehörigen bieten sehr viel Raum für weitere Geschichten. Und vor allem sind alle sehr sympathisch, haben zwar ihre Macken aber sind nicht ganz so tragisch und depressiv wie in den von fast allen (mir nicht) geliebten skandinavischen Thrillern. Bei Langer gibt es gelegentlich noch ein Schmunzeln, sehr viel Selbstironie und witzige Momente. Eben der alltägliche Wahnsinn im menschlichen Miteinander.

So ungern ich Fortsetzungen lese, aber hier schreit alles gerade zu danach, und ich würde mich sehr freuen, falls Langer weitere Ideen zu Papier bringt.


STIL

Der Stil hat mich wenig überrascht, da bleibt Langer sich treu: unterhaltsame Kost, die flink zu lesen ist und nach einem anstrengenden Tag nette Abwechslung bietet, ohne den Leser zu überfordern. Schlichte Sätze, keine weiteren Fremdwörter, nur wenige Grundzutaten. Also perfekt für zwischendurch, ich hatte mich bereits zu Recht wieder darauf gefreut und es sehr genossen. 

Besonders gefällt mir, wie Langer mit den Erwartungen der Leser spielt und diese dann binnen eines Satzes in Stücke reißt. Gelegentlich ist laterales Denken gefordert: die Dinge nicht einfach automatisch ergänzen sondern wirklich genau lesen, was tatsächlich gesagt wurde. So habe ich mich zum Beispiel köstlich über die erste Szene amüsiert, in der eine Mutter ihrem Kind das Pausenbrot für den Tag bereitet. Köstlich! Ich mag es, wenn Autoren mit dem Gehirn Katz und Maus spielen :-)

Was ungewöhnlich ist, das ist dieses Mal die Brutalität, mit der der Täter vorgeht. Die anderen Bücher gingen ja schon nah, hier jedoch ekelte es mich stellenweise. Weniger wegen blutrünstiger Momente (die gab es, wurden jedoch erfreulicherweise nicht ausgeschmückt) als vielmehr die psychische Folter, die der Täter anwendet. Er ist ein Teufel in Menschengestalt, das wird sehr gut transportiert, einem solchen Menschen möchte niemand begegnen ... 


FAZIT

LEIDE ist wieder ein gelungener Roman von Siegfried Langer, der auf weitere Fälle der Ermittler hoffen lässt. Flink zu lesen, sympathische Charaktere und vor allem atemlose Unterhaltung. Perfekt für einen verregneten Nachmittag im Lesesessel ...


Wertung: 9 von 10 Internetdates

SaschaSalamander 03.02.2014, 08.16 | (0/0) Kommentare | PL

Nikos Reise durch Raum und Zeit

NIKOS REISE DURCH RAUM UND ZEIT ist eine Perle unter den Kinderbüchern, für deren Entdeckung ich wirklich dankbar bin! Ich bin hin und weg von diesem zugleich spannenden, lehrreichen und auch unterhaltsamen Buch, dass ich gar nicht so recht weiß, wo ich bei der Rezension nun anfangen soll. UND es ist ein Buch, mit dem ich gerne in das neue Jahr 2014 starte, denn zum Start möchte man ja doch etwas ganz Besonderes ;-)


AUTORIN

NIKOS REISE ist das Debut der Autorin Sonia Fernandez-Vidal. Die 35jährige ist Quantenphysikerin, die unter anderem im CERN arbeitete und viele Vorträge hielt. Sie hat also nicht nur mal kurz recherchiert oder ein wenig Halbwissen in ihrem Buch verteilt, sondern sie hat eine klare und konkrete Ahnung von dem, wovon sie schreibt und worum es hier geht:


INHALT

Niko wacht eines Morgens auf, vor seinen Augen das Zitat "Wenn du möchtest, dass sich etwas ändert, musst du aufhören, immer das Gleiche zu tun". Er ist irritiert, aber er beschließt, den Weg zur Schule einmal anders zu gehen als sonst. Und schon entdeckt er eine Tür, die ihm zuvor noch nie aufgefallen war. Er geht hindurch, und er landet - in der Quantenwelt! Dort ist alles anders als bei uns in der "klassischen" Welt, wie die Bewohner dort es nennen.

In der Quantenwelt erlebt Niko mit seinen neuen Freunden allerlei Abenteuer, erfährt mehr über das Wesen der Physik und die Bausteine, aus denen unsere Welt erbaut ist. Doch eigentlich dürfte er gar nicht da sein, sein Erscheinen löst große Unruhe unter den Bewohnern aus, und bald muss er sich vor dem großen Rat verantworten ... 


THEMEN, UMSETZUNG

Das Buch beinhaltet wie aus der Inhaltsbeschreibung ersichtlich verschiedene Themen der Quantenphysik. Darunter etwa Relativitätstheorie, Higgs-Boson, Tunneleffekt, Schrödingers Katze, Urknall, Heisenbergsche Unschärferelation, Schwarze Spektren, Paralleluniversen, Superposition oder auch das Institut CERN und den Teilchenbeschleuniger. 

Zwischendurch wird das Ganze gewürzt mit Lateral-Rätseln, die es ein wenig auflockern und auch Humor in die Story bringen. "Was ist nötig, um eine Tür zu öffnen" oder "Wie kann man in einen Luftballon stechen, ohne dass es ein Geräusch gibt und ohne dass Luft entweicht" sind zwei der vielen Beispiele, die zum Knobeln anregen und für einige Aha-Effekte sorgen. Auch Zitate wie das oben genannte oder "Wenn Du eine Frage stellst, bist Du einen Moment lang dumm. Wenn Du nicht fragst, bleibst Du ein Leben lang dumm" machen den Kindern Mut, sich ihres eigenen Denkens zu bedienen, das Um-Die-Ecke-Denken wird hier angeregt.

Die Themen werden sehr leichtfüßig beschrieben, die Physik der klassischen Welt erhält in der Quantenwelt ihre ganz eigene Bedeutung. So beobachtet Niko ein Fußballspiel zwischen Materie und Antimaterie, welches den Urknall und seine Möglichkeiten beschreibt. Das Higgs-Boson wird personifiziert und bekommt eine eigene wichtige Rolle, ebenso die Schwarzen Spektren. Die Relativitätstherie wird veranschaulicht durch den Uhrmacher Chronos, der Uhren mit unterschiedlich schnell laufenden Zeiten anzubieten hat, die Unschärferelation kann man auf der Tanzfläche in der Disco beobachten. Vidal leistet hervorragende Arbeit, wie sie alles kindgerecht erklärt und in passende Metaphern überträgt, verständlich und doch intelligent. 


VERSTÄNDNIS, WEITERFÜHRENDE GEDANKEN

Die Autorin wagt sich an große Themen, an denen schon viele Lehrer gescheitert sind sie vernünftig zu vermitteln. Und wegen ihres großen Fachwissens (manch einer neigt zur Fachidiotie, sprechen wir es doch ganz direkt aus) war ich anfangs auch skeptisch, wie sie all das vermitteln will, erst recht für Kinder, noch dazu mit einer netten Story verpackt. 

Aber in der Tat, es gelingt Fernandez-Vidal wie beschrieben tatsächlich, selbst komplexe Dinge wie Schrödinger, Heisenberg, Einstein und Co so anzureißen. Klar, wirklich in die Tiefe kann man dabei nicht gehen, aber die Grundzüge werden hervorragend erklärt. Die Neugier wird geweckt, ich habe danach viel gegoogelt, um einige Dinge etwas genauer zu beleuchten. Was im Rahmen von drei CDs und so vielen verschiedenen Theorien möglich ist, wurde sehr schön umrissen. Wäre Physik in der Schule ebenso spannend und vor allem nachvollziehbar gewesen, meine schulische Laufbahn hätte wohl eine andere berufliche Richtung eingeschlagen (denn wie gesagt, sosehr ich die Literatur liebe, die Naturwissenschaften begeistern mich nicht minder, doch leider blieben sie mir verschlossen) ... 

Doch nicht nur die Quantenphysik bringt Vidal den Kindern näher. Zwischen den Zeilen verbergen sich auch viele ethischen Grundsätze, die sehr gut veranschaulicht werden. Und neben Ethik, Physik und Freundschaft kommen auch Action und Abenteuer nicht zu kurz, es wird gegen Ende sehr gefährlich, und die Freunde stehen vor einer wichtigen Entscheidung, ich war gebannt und neugierig auf den Fort- und Ausgang des Hörbuches. Natürlich, es ist ein Kinderbuch und bietet wenig Twists oder Überraschungen, trotzdem war ich oft verblüfft über die genialen Ideen und ihre gelungene Umsetzung, und Kinder werden einfach nur begeistert sein, wie Niko und die anderen Helden die Aufgaben lösen und gemeinsam die Abenteuer bestehen!


SPRECHER

Aleksandar Radenkovic kenne ich bereits aus >SAECULUM< und >SPIEGELSCHATTEN<. Inzwischen hat er sich ziemlich gut gemacht, er ist wirklich ein prima Sprecher geworden, der professionell an die Sache herangeht und der an einigen seiner anfänglichen Schwächen gearbeitet hat. Hut ab, eine tolle Leistung! Ich mag seine Stimme sehr gerne, und er passt ideal zu NIKOS REISE. Er vermittelt sehr gut die Geschichte um Niko und seine Freunde, bringt Emotion und Leben in den Text, verleiht den Charakteren eigene Persönlichkeiten, macht sie sympathisch. Trotzdem gelingt es ihm, sich soweit zurückzunehmen, dass der an sich komplexe Inhalt gut beschrieben wird und genügend Raum erhält, um wirken zu können. Ja, Radenkovic ist klasse, ich will mehr von ihm!


FAZIT

Ich liebe dieses Buch. Es zelebriert das laterale Denken, es vermittelt die Grundzüge der Quantenphysik, es macht Mut den eigenen Weg zu gehen, es befasst sich mit ethischen Grundsätzen und ist trotzdem super unterhaltsam. Was will man mehr?



SaschaSalamander 01.01.2014, 09.34 | (2/0) Kommentare (RSS) | PL

Der Nussknacker

DER NUSSKNACKER ist ein Ballet von Tschaikowski, einem meiner Lieblingskomponisten. Die Musik dazu habe ich schon unzählige Male gehört. Aber die Handlung, gebe ich zu, war mir bisher fern. Ich habe mir immer wieder vorgenommen, einmal das Ballett anzusehen oder eine CD mit Geschichte dazu anzuhören oder mir die Handlung anzulesen, aber wie es so ist, man hat eine Menge vor, das man dann nicht umsetzt. Umso schöner, dass der Jumbo-Verlag mit Marco Simsa die CD vom Nussknacker wieder aufgelegt hat. 

Simsa führt wie auch schon im >KARNEVAL DER TIERE< und seinen vielen anderen Projekten mit angenehmer, ruhiger Stimme durch das Programm. Man hört ihm an, dass er kein professioneller Sprecher ist, aber seine Freude und Begeisterung am Thema hört man ebenfalls, auch die Erfahrung der bereits vielen veröffentlichten Titel, und sein Feuer ist ansteckend, der Hörer lauscht gebannt seinen Worten. 

Er schildert das Ballett und beschreibt für jüngere Hörer, wie man sich das vorstellen muss: die Menschen reden nicht, sondern sie tanzen, sogar der Kampf der Mäusearmee wird getanzt, und die Tänzer zeigen durch ihre Bewegungen und Gesichter, was gerade geschieht. Ich finde, die Beschreibung ist sehr bildlich, sodass man sich das Bühnengeschehen recht gut vorstellen kann (auch, wenn ich mich in einigen Punkten schon dafür interessiert hätte, wie genau dies oder jenes nun umgesetzt wurde, aber das wäre wohl zusehr in die Tiefe gegangen, dafür sollte ich mir das Werk besser endlich einmal direkt auf der Bühne bzw auf DVD ansehen. Ich glaube, ich bin als Erwachsener zu verkopft, Kinder hätten es da vielleicht einfacher gehabt *smile*). 

Die Musikstücke werden sehr schön von Simsa beschrieben. Er erklärt, was gerade getanzt wird, auch geht er gelegentlich näher auf die einzelnen Instrumente ein oder erklärt, wo man etwas Besonderes heraushören kann. Dadurch werden Kinder animiert, genauer auf die Musik zu achten, und die Geschichte wird zum Leben erweckt. 

Mit dem NUSSKNACKER ist wieder eine CD in meinem Regal gelandet, die ich gerne wieder anhören werde, wenn mir nach einem weihnachtlichen Märchen ist. Simsas Werke sind keine Geschichten, die man hört und dann wieder vergisst - die Kombination aus Erzählung, Musik, Unterhaltung und Wissen verleitet dazu, immer und immer wieder mit ihm zu hören, lachen und staunen. 

SaschaSalamander 30.12.2013, 08.36 | (0/0) Kommentare | PL

Die Schneekönigin

Ich habe nun in der Vorweihnachtszeit DIE SCHNEEKÖNIGIN genossen, vorgetragen von Katharina Thalbach. Ach, ich liebe dieses Märchen, es gehört neben einigen anderen zu meinen Favoriten, und ich könnte es immer wieder gerne hören. 

Zugegeben, es ist nicht leicht, eine Rezension zu schreiben über einen Klassiker, selbst wenn er in neuem Gewand auftritt. Trotzdem möchte ich ein paar Zeilen darüber verlieren, warum ich mich für diese CD entschieden hatten, wenn ich das Märchen auch in anderer Weise hätte hören können? 

Naja, Jumbo bzw Goya Lit ist ein Verlag, dem ich vertraue, das sage ich jetzt mal ganz so direkt, auch wenn ich sonst selten konkret Werbung mache. Aber schon seit längerer Zeit verfolge ich die Neuerscheinungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, und ich wurde bisher nur sehr selten enttäuscht. Die Leute haben einfach ein gutes Gespür für die Umsetzung ihrer Titel. Manchmal ist ein Autor oder Verlag für mich einfach Garant für ein gelungenes Buch oder Hörbuch, so auch hier.

Was dazu kommt, das ist auch Katharina Thalbach als Sprecherin. Ich mag sie, ob nun als Schauspielerin (erst letztens in dem TV-Movie DIE KANZLERIN) oder als Sprecherin im Hörbuch oder Hörspiel. Sie hat eine markante, leicht kratzige und doch sanfte Stimme, mit der sie perfekt für alles passt, was nicht in der Masse untergehen darf. Daher finde ich sie ideal für diese Umsetzung, denn sie ist zwar sehr gut geeignet als "Märchenoma" für die Kleinen (durch ihren warmen, sanften Ton), bringt aber auch schelmische Untertöne und sehr viel persönlichen Charakter ein für ältere Hörer, die der Geschichte gerne neue Aspekte abgewinnen möchten. Durch Thalbachs gelungene Interpretation wurde es für mich keine Minute langweilig, und stellenweise war es, als würde ich die Geschichte zum ersten Mal hören. Gebannt lauschte ich ihrer Stimme und ließ mich verzaubern, als Gerda sich auf die Suche nach ihrem Freund machte. 

Zwischen einzelnen Passagen wird Musik von Ulrich Maske eingespielt, die sehr schön zur winterlichen Atmosphäre des Märchens passt. Kinder kommen zur Ruhe, können das bisher Gehörte sacken lassen. Erwachsene können dadurch tiefer eintauchen in die Atmosphäre, können sich entspannt zurücklehnen und genießen. 

DIE SCHNEEKÖNIGIN ist wie gesagt ein Klassiker, bei dem man viel falsch machen kann, wenn man ihn umdichtet und zusehr verändert. Auch ein stupides Ablesen des Originals ohne Liebe zum Detail (Sprecher, Zwischentöne, Musik) wäre gefährlich, denn man hat das Märchen zu zu oft gehört, als dass man den hundersten langweiligen Aufguss hören möchte. Die Balance wurde hier perfekt gehalten.

In der Vorweihnachtszeit ist dieses Märchen einfach ein Muss, und mit Katharina Thalbach und Ulrich Maske ist es dem Verlag gelungen, die ideale Besetzung für das Hörbuch zu engagieren. Eine absolute Empfehlung für alle, die dieses zauberhafte Märchen neu entdecken möchten :-)


SaschaSalamander 23.12.2013, 09.14 | (0/0) Kommentare | PL

Der Geschichtenkater

Anatol zieht durch das Land und macht Rast in einem alten Haus, wo bereits andere Tiere wohnen. Als Dank für ihre Gastfreundschaft erzählt er ihnen Abend für Abend eine spannende Geschichte.

Zufällig darübergestolpert, normalerweise hätte ich die CD gar nicht weiter beachtet, aber beim Stöbern im Programm stieß ich darauf und war völlig unvoreingenommen einfach neugierig. Und was für eine Perle durfte ich nun hören! DER GESCHICHTENKATER ist eine ganz wunderbare CD, die ich ganz sicher noch öfter hören werde :-)

2 CDs, die Geschichten erzählt von >Ursel Scheffler<, über die ich hier kaum etwas erzählen muss, eine so bekannte Kinderbuchautorin muss ich nicht wirklich mehr vorstellen. Die von ihr ausgewählten Märchen sind bunt aus allen Regionen gewählt. Was mir besonders gefällt ist die Auswahl der Märchen. Es sind zwar bis auf zwei Ausnahmen alles bekannte Titel (des Kaisers neue Kleider, die Bremer Stadtmusikanten, der gestiefelte Kater, der Fischer und seine Frau, Hase und Igel, etc), doch sie gehören nicht zur Kategorie "inzwischen viel zu oft erzählt". 

Der Rahmen um den Geschichten Anatol lässt die Märchen in ganz neuem Licht erscheinen. Hier und da wird die Handlung ein wenig geändert, wird zusätzlich eine Katze oder ein anderes Tier eingebunden, so bekommt der Fischer etwa ein Haustier an seine Seite oder entpuppt sich der gestiefelte Kater als ein Urahn von Anatol. Die Geschichten werden nicht einfach so erzählt, sondern sie haben immer einen Zusammenhang, etwa die einzelnen Verwandten von Anatol oder die Erlebnisse eines Gastes, der später zur Gruppe stößt. Es ist einfach eine ganz süße Idee, alles durch die Rahmenhandlung zu verbinden, und das unterscheidet diese CD von anderen Märchensammlungen. 

Die Charaktere sind allesamt liebenswert. Obwohl die Rahmenhandlung nur einen kurzen Teil einnimmt, gelingt es Scheffler, sehr viel Wärme hineinzulegen, allen Tieren eine eigene Persönlichkeit zu verleihen. Schnell werden sie zu Freunden, die man am liebsten immer wieder einlädt, die man immer wieder hören möchte.

Aber was den GESCHICHTENKATER nun zu etwas ganz Besonderem macht, das ist der Sprecher: >Christian Rudolf<. Ich gebe zu, trotzdem er ein bekannter Schauspieler ist, war er mir völlig unbekannt, dazu sehe ich einfach zu wenige deutsche Filme und Serien. Aber nach dieser CD ist sicher, dass ich mehr von ihm will, nicht im TV sondern für die Ohren! Er ist großartig, einfach perfekt für diese Märchensammlung. Er hat eine an sich eher unauffällige, unaufdringliche Stimme, kann sich ebenso wie Stefan Kaminski und Rufus Beck selbst zurücknehmen und dann mit verstellter Stimme eine One-Man-Show abliefern wie in einem Hörspiel. In den Dialogen dann läuft er zur Höchstform auf. Er spricht mit verteilten Rollen, teilt jeder Figur eine eigene Stimme zu, die träge gemütliche Eule, der aufgeregte Hahn, die verführerische Katze, der selbstbewusste Kater, die ängstliche Maus und all die anderen Figuren werden lebendig, wenn er säuselt, lacht, ruft, kräht, krakeelt, ruft, flüstert, kichert, lockt, schmeichelt, flattert. 

Christian Rudolf ist einfach genial. Und entsprechend hoffe ich, dass er noch viele weitere Titel sprechen wird, in denen er die Möglichkeit bekommt, seine Fähigkeiten voll auszukosten. 

Alles zusammen bildet eine wunderbare Atmosphäre: die herzlichen Charaktere, die witzige Rahmengeschichte, die neu arrangierten Märchen, der herausragende Sprecher. DER GESCHICHTENKATER ist ein Schatz, der unbedingt ins Regal gehört!


SaschaSalamander 04.10.2013, 09.13 | (0/0) Kommentare | PL

Rosalie will ein Haustier

Den ersten Band >WIR LIEBEN DIE FREIHEIT< der Reihe habe ich bereits vorgestellt und dabei etwas mehr über ROCKY UND SEINE FREUNDE sowie den Autor Stephen Valentin und den Illustrator Jean-Claude Gibert erzählt. 

Der zweite Band ROSALIE WILL EIN HAUSTIER erzählt nun von Tieren im Tierheim und den Überlegungen, die man sich vor der Anschaffung eines Haustieres machen sollte: Rosalie und ihre Freunde besuchen für ein Referat das örtliche Tierheim. Das Mädchen entdeckt den Hasen Fred, und für beide ist es Liebe auf den ersten Blick, Rosalie MUSS diesen niedlichen Fratz haben! Sie überredet ihre Eltern, und schon kommt Fred zu ihnen nach Hause. Doch dann fangen die Probleme an, und bald steht die Familie vor der Frage, ob man Fred behalten kann oder wieder wegeben muss. Rosalie ist verzweifelt, was soll sie nur tun?

Und ich kann wieder alles bestätigen, was ich bereits im ersten Band erzählt habe. Die Themen sind sehr liebevoll aufgearbeitet, die Zeichnungen sind mit ihrem einfachen Strich allerliebst, und die Charaktere werden auf den wenigen Seiten sehr schön dargestellt. 

Es ist wirklich erstaunlich, wie ein kleiner Hase auf so wenigen Seiten so viel Unsinn anstellen kann. Hier wird anschaulich herausgearbitet, dass ein Haustier nicht nur Freude bereitet sondern vor allem auch viel Verantwortung mit sich bringt und welche Fragen man sich vorab stellen muss. Natürlich geschieht dies kindgerecht, und Erwachsene sollten in manchen Punkten etwas weiter denken. Aber hier geht es vor allem darum, Kindern zu zeigen, warum die Eltern nicht sofort in das nächste Tierheim flitzen, um eine Katze oder einen Hund zu holen, sondern warum sie es sich sehr genau überlegen. Das Kind wird in die Verantwortung genommen, gemeinsam mit der Familie darüber nachzudenken: wie teuer sind Futter und Tierarzt? Gibt es jemanden, der vielleicht allergisch ist? Wieviel Zeit braucht man für die Pflege und Betreuung? Was benötigt das Tier alles? Hat man genügend Platz in der Wohnung? Wie alt wird so ein Tier? Wohin damit im Urlaub? 

Für Eltern, deren Kinder nach einem Tier fragen, ein wirklich hilfreiches Büchlein, um angeregt durch die Geschichte sinnvoll und zielführend eine Anschaffung zu planen. Aber auch auch, wenn ich keine Kinder habe, und auch, wenn ich mir der Probleme der Anschaffung eines Tieres bewusst bin - ich fand den kleinen Comic trotzdem klasse. Rocky und seine Freunde sind mir auf den wenigen Seiten, die ich in beiden Büchlein gelesen habe, sofort ans Herz gewachsen. Ich freue mich auf weitere Abenteuer :-)

SaschaSalamander 30.09.2013, 09.09 | (0/0) Kommentare | PL

Evies Garten

Klappentext: Seit die zehnjährige Evie ihre Mutter verloren hat, kommt ihr die ganze Welt kalt, grau und leblos vor. Der Umzug in eine neblige Kleinstadt mitten im Nirgendwo macht das alles nicht besser. In diesem seltsamen Ort liegt die neue Apfelplantage von Evies Vater, auf der nur alte, knorrige Bäume stehen, die nicht mehr blühen. Doch dann findet Evie einen Freund - Alex, der behauptet, ein Geist zu sein. Ist das wirklich möglich? Und gibt es einen Grund, warum die Stadt so kalt und grau ist? Evie und Alex entdecken das Geheimnis des Nebels und der leblosen Bäume ... 

EVIES GARTEN ist ein Kinder- und Jugendroman, der jedoch auch älteren und erwachsenen Lesern sehr gut gefallen wird. Er erzählt davon, wie die Protagonisten mit dem Verlust eines geliebten Menschen umgehen. Tod, Verlust und Trauerbewältigung ist ein allgegenwärtiges Thema. Da gibt es zum Beispiel die alte Maggie, deren Bruder Rodney kürzlich gestorben ist und dessen Geheimnis sie nun an Evie übergeben soll. Auch Alex trägt eine schwere Bürde mit sich, die gegen Ende des Buches zu einem spannenden Twist wird. Und als Maggie aus ihrer Kindheit erzählt, handelt auch diese von sehr viel Trauer, Trennung, gebrochenen Versprechen und Menschen, die plötzlich einfach verschwinden. 

Obwohl das Thema sehr ernst ist, verspricht das Buch Hoffnung. Es ist traurig, auch ein wenig schwermütig, aber es nimmt den Leser an die Hand und spendet Trost. Es zeigt, dass es in Ordnung ist zu trauern, und es zeigt, welche Methoden Menschen dabei anwenden. Man klammert sich zum Beispiel an Gegenstände, Fotos, Gerüche, oder man vergräbt sich in Arbeit, verliert vielleicht sogar die Freude am Leben, vergisst die Menschen um einen herum, man verliert den Glauben an Magie und das Schöne im Leben, sehnt sich vielleicht sogar selbst nach dem Tod. 

Aber das Buch zeigt, dass es einen Ausweg gibt, nämlich das Leben selbst. Alle Betroffenen geraten in EVIES GARTEN an den Punkt, wo sie sich entscheiden müssen, was ihnen wichtiger ist - die Arbeit oder die Mitmenschen ... der Tod oder das Leben ... die Depression oder die Hoffnung. Nein, es ist kein leichter Weg, und es wird hier niemals verharmlos oder als einfach dargestellt. Es ist schwierig, und es tut weh, und es kommt nicht über Nacht. Aber es ist möglich. Es gibt Hoffnung, und jeder darf sie in diesem Buch finden, egal wie der Verlust aussah, und egal wie er / sie den Verlust zu kompensieren versuchte ... 

Ich bin im Nachhinein begeistert und berührt, wie sensibel alles umgesetzt wurde. Es sind sehr tiefgreifende Inhalte, und es werden elementare Fragen angesprochen, jedoch auf eine Weise verpackt, dass auch Kinder sie verstehen und diskutieren können. 

Abgesehen von diesen Elememten beinhaltet das Buch auch ein wunderschönes Märchen vom Wünschen, Sehnen, Hoffen. Es erzählt vom Garten Eden, den jeder in sich trägt. Auch gefällt mir, dass das Buch auf verschiedene Weise interpretiert werden kann. Ist es nun Fantasy, oder ist alles realistisch erklärbar? Da wird wohl jeder Leser seine eigene Wahrheit darin sehen, Kinder eine andere als Erwachsene, Träumer eine andere als Realisten. 

Für Erwachsene ist das Buch einfach nur wunderschön, um es an einem gemütlichen Abend zu lesen, dazu ein warmer Tee und ein bisschen SoulFood. Für Jugendliche zum Selberlesen. Die Kapitel sind kurz, die Sprache ist sehr einfach, sodass es auch ideal zum Vorlesen ist. Gerade für jüngere Kinder ist das Buch perfekt, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen, etwa wenn sich kürzlich ein Todesfall ereignet hat oder bald zu erwarten ist. Es wird dem Leser leicht gemacht, sich in Eva und Alex hineinzuversetzen, sodass es ermöglicht wird, eigene Gefühle (auch die negativen, wie womöglich Todessehnsucht, Angst, Hoffnungslosigkeit) auf die Protagonisten zu übertragen und auf diese Weise darüber zu reden, aus sich herauszukommen und es gemeinsam mit dem vorlesenden Elternteil zu verarbeiten. 


SaschaSalamander 18.09.2013, 08.39 | (0/0) Kommentare | PL

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