SaschaSalamander

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Tag: Kinder

Das Hamster-Massaker

davies_hamster_1.jpgAnna und ihr kleiner Bruder Tom wünschen sich einen Hamster. Zu dumm, dass Mama immer wieder nein sagt. Doch bald ist es soweit, und sie erhalten endlich die Erlaubnis, zwei russische Zwerghamster beziehen das Kinderzimmer. Die Geschwister hegen und pflegen die Tierchen, und plötzlich gibt es sogar Junge! Und am nächsten Morgen sind alle Jungtiere tot, ein erwachsener Hamster ist verschwunden, und der andere liegt mit abgenagtem Bein blutend im Käfig. Welch grausames Massaker! Die Tierärztin behauptet, dass das normal sei, wenn Hamsterweibchen in Stress geraten und das Männchen sie bedrängt. Aber Anna und Tom wissen, dass ihr geliebter Hamster so etwas niemals tun würde, und deswegen ermitteln sie auf eigene Faust. Wer hat die Hamsterbabys getötet und den anderen verstümmelt? War es die Nachbarin, die letztens eine Katze überfahren hat? Oder der Stiefvater von Joe, der sowieso verdächtig ist, weil ihn niemand mag? Oder doch eher die neue Katze, die die Hamster so seltsam beobachtet und schon mehrere Mäuse, Eichhörnchen und ein altes Kaninchen getötet hat? Oder doch eher der Nachbar und Kriegsveteran, der keine Russen mag? Oder gar Anna und Toms Mutter, die schon damals zwei Hamster getötet hat und nun vorgibt, dass es ein Unfall war?

Ach, das war ein toller Vormittag! Ich habe das Buch angelesen, und weil ich es so witzig fand, habe ich meinem Freund kurz eine Stelle daraus erzählt. Und als er kurz darauf fragte, warum ich lachte, erzählte ich ihm die nächste Szene. Noch eine Szene. Noch eine. Und dann wollte er, dass ich ihm das Buch vorlese. Nagut, also habe ich das Buch vorgelesen, dazu eignet es sich hervorragend, nicht nur für Kinder ;-) So saßen wir also zusammen am Tisch, ich habe aus dem großen Hamster-Massaker vorgelesen, und wir haben zusammen gelacht und einmal sogar fast geweint bei der traurigen Beerdigungsszene.

Was mir auffiel, ist der witzige Schreibstil, auf jeder Seite gab es mehrere Szenen, die ich meinem Freund erst erzählte und später vorlesen sollte, die Gedankengänge sind kindlich schlüssig, die Charaktere absolut liebenswert. Das Hamster-Massaker ist eigentlich eher nebensächlich, denn bevor es überhaupt dazu kommt, dass die Kinder Hamster besitzen dürfen, ist das Buch schon fast zu Ende. Vielmehr geht es um die Freundschaft mit dem gleichaltrigen Nachbarmädchen Susanne (und natürlich auch den Streit ab und zu), um Susannes wütenden Vater, um die kranke Oma, die neue Katze, um ein missglücktes Gebet in der Sonntagsschule, schrullige Nachbarn, einen Schulaufsatz, den komischen Joey von der Straße weiter unten und sein neues Kaninchen. Und um ganz viele Kekse. Eine wirkliche "Aufklärung" es "Mordfalles" gibt es nicht, denn wie Kinder eben sind, irgendwann ist das Thema beendet, und dann nimmt man die Dinge eben so hin, wie sie sind. Vermutlich hatte die Tierärztin doch recht, ...

Besonders gelungen finde ich die grafische Darstellung einiger Textpassagen, und natürlich auch dazu die passenden Zeichnungen, die den Inhalt treffend verbildlichen. Aber besonders gefiel es mir, wie Dinge dargestellt wurden. So ist Anna in einer Szene in einem Schrank eingesperrt, es ist dunkel, und die gesamte Seite des Buches ist in Schwarz gehalten, umrahmt von einem großen Schrank. Wenn Susannes Vater schreit, dann sind die Buchstaben laut und brüllen dem Leser regelrecht selbst ins Gesicht. Die Wörterbuchpassagen sind als eingeklebte Notizzettel dargestellt, und die Skizzen der Kinder über ihren Plan zur Aufdeckung des schlimmen Massakers dürfen natürlich nicht fehlen. Als ich das Buch meinem Freund vorlas, musste ich immer wieder unterbrechen, um ihm die niedlichen Bilder bzw die witzige Darstellung der aktuellen Szene zu zeigen.

Und so lustig das Buch ist, so hat es auch seine traurigen Momente. Zugegeben, die  Beerdigungsszene ging zu Herzen, und ich musste richtig schlucken. Gerade durch die kindliche Schlichheit und Ehrlichkeit war es bewegend und wurde verständlich, warum wir für solch wichtigen Themen Rituale brauchen, um uns von einem geliebten Mensch oder Tier zu verabschieden. Ich bin sicher, wer leicht zu Tränchen neigt bei Filmen und Büchern wird zwischen all den vielen Lachern und der Freude in dem Buch auch das Wasser in den Augen stehen haben. Oder einen dicken Kloß im Hals, als Anna und Susanne sich streiten, ob sie nun mit den Hamstern spielen oder lieber das neue Fahrrad bewundern wollen.

Ein wirklich gelungenes Kinderbuch, das ich allen kindgebliebenen Erwachsenen empfehlen kann, die gerne lachen und die Welt nicht nur aus den verbohrten Augen eines Erwachsenen sehen. Allen, die gerne lachen, Spaß haben und sich an einfachen Dingen freuen können, ohne ständig in allem einen tieferen Sinn entdecken zu müssen. Manchmal ist der Weg das Ziel, und das vermittelt dieses Buch auf kindliche, humorvolle Weise.

SaschaSalamander 16.02.2011, 14.52 | (0/0) Kommentare | PL

Oben

oben_150_1.jpgDisney ist bekannt, da muss ich nichts mehr erzählen. Und Pixar ist auch jedem ein Begriff: Toy Story, Monster AG, Findet Nemo, die Unglaublichen, Ratatouille, Cars, Wall-E. Mit anderen Worten beide Firmen ein Garant für großartige Kinderfilme, die auch Erwachsene begeistern. Trotzdem war ich wenig angetan von der Werbung über das neue Werk "Oben". Ein Rentner, der sein Haus an Luftballons befestigt und damit fliegt. Aha, toll *gähn*. Aber meinem Freund zuliebe begleitete ich ihn dann doch ins Kino. Und ich habe es nicht bereut ...

Carl, ein eher schüchternes Kind, trifft auf die quicklebendige, quirlige Ellie. Sie sind verbunden durch ihr Hobby Luftfahrt und die Begeisterung für fremde Länder und große Abenteuer. Aus Freundschaft wird Liebe, sie heiraten. In Form eines Fotoalbums sieht der Zuschauer das Leben an ihnen vorübergleiten: die Hochzeit, die Freude über das erwartete Baby, die Trauer über dessen Verlust, das für die Südamerikareise gesparte Geld wurde dann für die Reparatur am Haus verwendet, der nächste Groschen landete im Krankenhaus, die nächste Pfennigflasche wurde für das Auto ausgegeben, und sie werden immer älter, sie führen ein glückliches Leben, doch ihren Traum können sie nicht erfüllen. Bevor Ellie stirbt, will Carl ihr den letzten Wunsch erfüllen und kauft Flugtickets nach Südamerika. Doch sein Geschenk kommt zu spät, Ellie stirbt ...

und hier beginnt der Film. Und eigentlich möchte ich jetzt gar nichts weiter erzählen, denn alles, was ich nun beschreibe, würde die Spannung vorwegnehmen. Deswegen nur noch knapp: Carl wird einsam und verbittert, und am Ende wird er per gerichtlichem Beschluss in ein Altenheim beordert. Doch bevor sie ihn holen, beschließt er, endlich seinen Traum zu leben. Er bläst alle Luftballons auf, die er im Haus hatte, und fliegt mit seinem Haus nach oben, Richtung Südamerika. Endlich will er die Paradiesfälle besichtigen und sich dort zur letzten Ruhe niederlassen. Zu dumm nur, dass der lästige kleine Pfadfinder beim Abheben gerade auf seiner Veranda war und ihm jetzt an der Backe klebt ...

Ich war restlos begeistert. Aber auch sehr erstaunt. Schon häufiger hatte Pixar ernste Untertöne in seinen Filmen. Doch dieser Film hier hat mich sehr, sehr oft zu Tränen gerührt, der Kloß in meinem Hals wurde immer dicke. So viele geplatzte Träume, so viel Trauer, Ungerechtigkeit! Für Kinder mag es in dem Film sehr viele Elemente geben, etwa die witzigen sprechenden Hunde, den süßen Vogel, den kleinen Jungen als Identifikationsfigur. Aber eigentlich ist es ein Film für Erwachsene. Lustig mag es aussehen, wenn zwei alte Männer sich mit Schwert und Krückstock bekämpfen und der eine ein Knacken im Knie verspürt, es dem anderen im Rücken zwackt. Aber eigentlich ist es eher traurig, mit anzusehen, wie der große Held aus Carls Kindheit plötzlich zu einem Gegenspieler wird, wie auch der letzte große Traum zerplatzt und der bitteren Realität weichen muss.

In diesem Film gibt es keinen einzigen Helden, nur Antihelden. Zwar musste ich immer wieder lachen an witzigen Stellen, aber das Erstaunen über das, was Pixar seinen jungen Zuschauern zumutet, überwog. Nun gut, ich kann schwer beurteilen, wie Kinder diese Aspekte des Filmes aufnehmen, und ob der wirklich sehr ernste Unterton ihnen überhaupt bewusst ist (kann ein Kind bereits nachempfinden, wie ein alter Mensch sich fühlt, der sein gesamtes Leben im Rückblick betrachtet und von einer Enttäuschung zur nächsten blicken muss und am Ende nichts mehr zu verlieren hat?)

Die Animationen sind sehr kindgerecht und bunt, mit Liebe zum Detail bearbeitet. Man sieht, wie Pixar von Mal zu Mal besser wird und die Filme auch optisch immer mehr an Qualität gewinnen. Die Menschen sehen zwar wie üblich extrem unrealistisch aus, aber daran habe ich mich gewöhnt. Dafür sind die Tiere und die Landschaft umso besser!

Die Geschichte ist witzig erzählt. Nicht ganz so temporeich wie viele andere Streifen der Firma, aber dafür stetig spannend und mit einem kleinen Lacher für die Kids. Kein Brüller, der im Gedächtnis bliebe, aber das würde auch nicht zu dem Film passen.

Ein Film, der offen Konflikte und elementare Themen anspricht (Umgang mit Senioren, vernachlässigte Kinder, Umweltschutz, Jagd ausgestorbener Tierarten, Respekt, Freundschaft, Familie, Lebensträume, usw), der aber trotzdem niemals mit dem moralisierenden Zeigefinger langweilt. Ob Spaß, Moral, Unterhaltung, gute Bilder, nette Musik, tiefgründiger Inhalt, es ist wirklich für jeden Zuschauer etwas geboten. Kleine Kinder allerdings sollten ihn trotzdem besser in Begleitung Erwachsener sehen, weil einige Szenen aus Carls Leben bestimmt Fragen hervorrufen werden ...

Ich überlege und überlege, aber ich kann nichts finden, was an diesem Film negativ anzumerken wäre ... im Gegenteil, je länger ich nachdenke, umso mehr positive Aspekte fallen mir auf! Deswegen höre ich an dieser Stelle auf, die Rezension hat bereits Überlänge ;-)

Auch, wenn der Film "dank" seiner bisherigen Vermarktung eher langweilig auf viele Kinogänger wirkt: man muss ihn unbedingt ansehen, dieses Werk ist wirklich etwas Besonderes ... --

SaschaSalamander 25.09.2009, 10.01 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Zuviel erwartet vom großen Autor

follett_filmstudio_150_1.jpgNachdem ich den "Reinfall" von Hiaasen beendet habe, liegt natürlich direkt das nächste im Player: "Das Geheimnis des alten Filmstudios". Ein Kinderbuch. Von Ken Follett. Ja, man fasst es nicht, der berühmte Autor von historischen Romanen ("Säulen der Erde" und "Tore der Welt") und diversen Thrillern (>"Eisfieber"< und >"das zweite Gedächtnis"<, Kinder von Eden, Mitternachtsfalken, die Nadel uvvvm), teilweise sogar verfilmt ("der dritte Zwilling). Ich war baff, als ich sah, dass er auch ein Kinderbuch hat. Na, dann muss ich mal hören ...

Bisher ... naja, nett. Ich hatte mir etwas mehr versprochen, obwohl ich wusste, dass es eigentlich ja nur ein Kinder- bzw Jugendbuch ist. Aber auch diese kann man haaresträubend spannend halten, was hier halt nicht der Fall ist. Wenn ich diesen Aspekt meiner Erwartung mal außer Acht lasse, eben ganz nett. Bin gespannt, ob sich noch etwas ergeben wird ...

SaschaSalamander 07.05.2008, 20.33 | (0/0) Kommentare | PL

Die Nacht der Zaubertiere

koontz_zaubertiere02_150_1.jpgAls ich das Buch damals mit etwa 15 Jahren in den Händen hielt, war ich begeistert. Genau das, was ich gerne las (und auch heute noch gerne lese). Koontz war mir kein Begriff, das Horrorgenre noch weitigehend fremd. Aber für Fantasy war ich schon immer zu haben. Und dieses Buch sah aus wie ein MUSS!

Der alte Spielzeugmacher Vater Isaak stirbt. Und nun soll seine Fabrik der lebenden Zaubertiere an den nächsten übergeben werden. Doch Vater Isaak starb zu früh, und nun ist es die Aufgabe der verzauberten Stofftiere, allen voran der mutige Teddybär Amos, Martha Miller in der Stadt aufzusuchen und ihr von dem geheimnisvollen Laden mit seinen lebenden Spielzeugen zu erzählen und ihr die Nachfolge zu übergeben. Die Zeit arbeitet gegen die sechs mutigen Helden, und getrieben von böser Energie strebt bereits der frisch aus der Haft entlassene Zacharias Zack auf das alte Haus zu, um die Firma zu übernehmen und grausames, bösartiges Spielzeug zu erschaffen. Können die freundlichen Tiere rechtzeitig Martha auffinden und den Kampf gegen das Böse gewinnen?

Ach, wirklich süß. Ein Kinder- und Jugendbuch, absolut kein Horror. Leider hat das Buch im Internet ziemlich viele schlechte Bewertungen bekommen, weil die Leser als Fans von Koontz natürlich etwas anderes erwartet hatten. Und statt dessen erhielten sie - ein niedliches Fantasyabenteuer ohne spannende Wendungen. Es ist einfach ein nettes Märchen, dessen Ausgang bereits klar ist. Eben ein wunderschönes Vorlesebuch für ältere Kinder. Es gibt einige "schaurige" Elemente, etwa den hässlichen "Jack in the Box" Schratz oder die gemeine Hornisse, je nach Alter und Erfahrungsstand werden die Kinder aber problemlos damit umgehen können (manche Grimms-Märchen sind grausiger, finde ich).

Das Buch hat mich damals nicht mehr losgelassen, und ich mochte die Figuren alle sehr. Den tapferen Bären Amos (der immer jawollja sagt, das habe ich mir von ihm angewöhnt und bis heute beibehalten *hihi*), den weisen "Alten", den frechen Hasen Hupf, den etwas realitätsfremden Elefanten Einstein, die sanfte Hündin Karamell und der eitle gestiefelte Kater.

Und was ich diesem Buch ganz besonders zugute halte: ich hatte es im Urlaub dabei, als ich auch meine Schwester traf, etwas jünger als ich. Sie war damals nicht wirklich eine Leseratte, Bücher hatte sie immer bewusst ignoriert. Aber ich habe ihr solange von dem Buch erzählt, bis sie es dann doch einmal in die Hand nahm. Und nicht mehr weglegen konnte, bis sie es fertiggelesen hatte! Und seitdem nahm sie öfters mal ein Buch in die Hand, bevorzugt Dark Fantasy oder später dann auch Horror. Ich frage mich manchmal, ob sie sich ebenso an dieses Buch erinnert wie ich, war es doch für ihre Verhältnisse das erste wirklich richtige Buch?

Erwachsene Leser, die es komplexe Geschichten lieben und auch in der Fantasy gerne reifere Elemente haben, werden wohl recht enttäuscht sein. Aber junggebliebene Leser und Freunde einfacher, fantasiereicher und witziger Märchen müssen dieses Buch einfach lieben, jawollja! ;-)

SaschaSalamander 30.04.2008, 10.37 | (0/0) Kommentare | PL

Ich bin verzaubert

koontz_zaubertiere_150_1.jpgMomentan lese ich "die Nacht der Zaubertiere" von Dean R. Koontz. Eigentlich ja ein Horrorautor, aber hier hat er mal einen Abstecher in die Kinder- und Jugendecke gemacht. Einen wirklich gelungenen, möchte ich sagen. Bin froh, dass ich Koontz damals noch nicht kannte, sonst hätte ich das Buch nicht gelesen, denn Horror hin oder her, mag ich ihn ansonsten nicht sonderlich.

Aber DIESES Buch hier, ach, das musste sein. Ging mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf, und wenn ich ein Buch nach 15 Jahren noch immer in den Gehirnwindungen mit mir herumtrage, dann muss ich es irgendwann einfach noch einmal lesen *nick*. Heute finde ich die Sprache etwas seltsam, frage mich, was die Übersetzerin da nur angestellt hat (oder war es der Autor?), aber das Buch selbst ist noch immer so schön wie damals, ...

ich bin verzaubert!

SaschaSalamander 24.04.2008, 15.07 | (0/0) Kommentare | PL

Königreich der Katzen

koenigreichkatzen_150_1.jpgStudio Ghibli ist auf jeden Fall für mich ein Garant für großartige Unterhaltung. Das, was mir früher Disney war, sind mir heute die Filme der japanischen Macher. Chihiros Reise, Kikis kleiner Lieferservice, Prinzessin Mononoke, mein Nachbar Totoro, das wandelnde Schloss, Erdsee ... alles wunderbare Filme zu Träumen, Lachen, Weinen. Für Kinder wie für Große.

Die junge Haru ist ein rechter Tollpatsch. Und so ist es mal wieder typisch, dass sie zu spät aus dem Haus kommt und den Schulstart verpasst. Auf dem Heimweg dann beobachtet sie eine Katze, welche die Straße überquert. Das Tier schafft es nicht mehr, einem Laster zu entkommen, und Haru springt mutig vor den Wagen und rettet ads Tier vor dem Tod. Dieses steht auf, verbeugt sich vor ihr, verspricht ihr jede Menge Glück in der Zukunft und zieht dann seiner Wege. Haru ist verblüfft. Aber ihre Mutter behauptet später, schon als Kind hätte Haru behauptet, mit Katzen sprechen zu können. Und dann tauchen in der Nacht plötzlich der Katzenkönig und sein Gefolge auf, um Haru überschwänglich für ihre mutige Heldentat zu danken: der Gerettete war der junge Prinz des Reiches ... als Dank wächst die Katzenminze vor ihrem Haus nun in die Höhe, schenken die Tiere ihr unzählige Mäuse und wollen "Lady Haru" nun sogar mit dem Prinzen vermählen. Das ist Haru dann doch etwas zuviel, und sie bittet den Baron um Hilfe. Doch es ist zu spät, die Katzen entführen sie in ihr Reich, und Haru beginnt sich zu verwandeln ... wird sie nun für ewig eine Katze bleiben müssen?

Ach, schön. Wirklich schön. Ghibli eben. Wer den Film mit Mononoke zu vergleichen versucht, wird enttäuscht sein, denn die für viele Filme dieses Studios üblichen Botschaften an Umweltschutz, Modernisierung, Mensch im Wandel fehlen. Hier gibt es keine Ethik zwischen den Zeilen. Hier gibt es einfach ein nettes, herzerfrischendes Märchen für Kinder und Kindgebliebene. In vielen Rezensionen las ich das als Kritikpunkt, aber ... ach, muss es denn immer Hochtrabend und Wertvoll sein? Genügt es nicht, sich einfach mal kindlich über eine liebevoll erzählte Geschichte zu freuen? Ich musste oft lachen, es gibt schon viele niedliche Momente.

Die Geschichte ist geradlinig und einfach erzählt, der Film dauert knapp 70 Minuten. Die Zeichnungen sind nicht ganz so ausgefeilt wie in vielen anderen Ghibli, aber daran störte ich mich nicht. Die Musik ist passend, die Farben sind bunt, und alles in allem wirklich eine süße Unterhaltung.

Alles in allem kann ich nicht viel über "das Königreich der Katzen" erzählen. Ist einfach nett. Ohne große Ansprüche, aber liebens- und sehenswert. Wem das nicht genügt, der wird enttäuscht sein, aber wer sich über einfache Filme freuen kann, der wird auch dieses Werk mögen :-)

SaschaSalamander 06.02.2008, 17.07 | (0/0) Kommentare | PL

Aberwitzige Abenteuer 01

Ich kann es nur immer wieder betonen: Harry Potter ist nicht das Nonplusultra der fantastischen Kinder- und Jugendliteratur. Kids, die ansonsten nichts lesen, haben vermutlich einfach nicht die richtigen Bücher von ihren Eltern in die Hand gedrückt bekommen. Klar hat jeder einen anderen Geschmack, aber die Seiten mancher Bücher scheinen eine Art unsichtbare Droge zu enthalten, die verhindert, es wieder beiseite zu legen. Dazu gehören - je nach Alter und Geschmack - zum Beispiel >Charlie Bone<, >Lemony Snicket<, >Eddie Dickens<, Artemis Fowl, Hohlbeins Märchenmond, Isaus Neschan-Trilogie, die unendliche Geschichte oder ähnliche Werke ... ganz besonders erwähnenswert finde ich dabei auch die >Klippenland-Chroniken< von Paul Stewart (Autor) und Chris Riddell (Illustration). Und von diesem Autor stammen auch die "aberwitzigen Abenteuer", deren ersten Band ich letztens in der Bibliothek in die Finger bekam. Da die Illustrationen so genial sind, fiel mir die Entscheidung "Lesen" oder "Hören" recht schwer, aber ich war neugierig auf Heike Makatsch ...

Fergus Crane ist ein liebenswerter Junge, den der Leser sofort ins Herz schließt. Er ist abenteuerlustig, lebaft, aber auch vernünftig und recht reif für sein Alter. Vor seiner Geburt verschwand sein Vater, und die Mutter kümmert sich alleine um ihn, sie hat neben ihrer Tätigkeit als Verkäuferin auch noch etwas Heimarbeit, um sich wenigstens das Notwendigste für ihren Sohn leisten zu können, und Fergus stellt keine hohen Ansprüche, er sorgt sich um seine Mutter. Sie sind SO arm, dass er nicth einmal eine Schule besucht, sondern nur das kostenlose Schulschiff "Betty Jane". Allerdings sind die Lehrer wirklich seltsam, gar nicht wie richtige Lehrer. Und die Schulfächer "Höhlenerforschung" oder die Arbeit auf dem Schiff sind nicht wirklich das, was man in Mathe oder Deutsch lernt. Aber Fergus und seine vier Klassenkameraden sind fleißig und geben ihr Bestes.

Eines Nachts kommt ein kleines metallenes Kästchen durch Fergus´ Fenster geflogen, in dem sich eine Nachricht von seinem verschollen geglaubten Onkel T.C. befindet. Und damit beginnt für den Jungen das aberwitzige Abenteuer mit den Piraten, den Feuersmaragden, einem aktiven Vulkan, einem fliegenden Pferd und drei sprechenden Pinguinen.

Mensch, ich war hin und weg! "Fergus Crane" ist völlig anders als die Klippenland - Chroniken, aber mindestens genauso gut. Allein die Charaktere sind das Lesen oder Hören des Buches schon wert! Kein übermäßiger Schnulz, aber auch keine überzogenen Charaktereigenschaften oder Schrulligkeiten. Ganz normale, liebenswerte Menschen, die man sofort mag. Die kauzigen Nachbarn, die Klassenkameraden, die fiesen Piraten, der erfindungsreiche Onkel, und natürlich auch der Vater ... sie alle schienen mir so lebendig, als stünden sie vor mir ...

Die Welt, in der Fergus lebt, unterscheidet sich gar nicht einmal sosehr von der unseren, eigentlich könnte es sogar die unsere sein. Keine fantastischen Fabelwesen oder seltsamen Länder. Nur einzelne kleine Besonderheiten wie die sprechenden Pinguine lassen darauf schließen, dass es wohl doch nicht ganz so real sein kann ... aber, wer sagt denn, das Pinguine nicht sprechen können, vielleicht schweigen sie ja lieber? ;-)

Bevor es so richtig spannend wird und Fergus sich auf die Reise zur geheimnisvollen Feuerinsel macht, wird dem Leser erst einmal seine Umwelt vorgestellt, die Stadt mit dem Mollenhauer - Park, das Schulschiff, die Bäckerei, sein kleines Zimmer, und natürlichl die Menschen um ihn herum. Auch dieses ist schon so packend geschildert, dass man kaum mit Lesen / Hören aufhören kann. Ich mag Stewarts lebhaften Stil, der alles so unmittelbar beschreibt, dass man meint, man wäre selbst ein Teil der Geschichte ...

Und was mich begeisterte: die Klippenlandchroniken werden alle gelesen von Volker Niederfahrenhorst. Nicht so bekannt wie manch anderer Sprecher, aber meiner Ansicht nach einer der ganz Großen. Ich war sehr enttäuscht, als ich las, dass dieses Hörbuch von Heike Makatsch gesprochen wird. Bäh, kein Volker? Und dann sogar noch eine Frau? Mit Frauenstimmen kann ich wenig anfangen ... dachte ich bisher. Denn Heike ist SUPER!!! Man könnte sagen, sie ist eine Art weiblicher Rufus Beck. Sie beherrscht verschiedene Dialekte, Sprachmelodien, Tonhöhen, Sprechweisen. Die Piraten mit ihrer rauchigen, tiefen, bösen Stimme, der nuschelnde Onkel mit dem Sprachfehler, die Papageiendame Bolivia, die eleganten Pinguine, die eitle Theater-Diva, sie verkörpert das alles so genial, dass ich fast schon etwas neidisch wurde. Sie kann es, und wie! Die meisten Frauen sprechen recht tonlos, ohne Veränderungen, aber Heike Makatsch spielt mit ihrer Stimme, lässt sie quäken, quieken, tropfen, fließen, schnarren, kratzen, singen, schreien, lachen ... allein ihr Vortrag ist es wert, sich dieses Hörbuch in den Player zu legen und zu genießen ...

Wie immer bei Paul Stewart: Tolle Zeichnungen (in diesem Fall im Booklet der CD), eine packende Story, ein mitreißender Stil, und außerdem noch eine grandiose Sprecherin. Seine Bücher muss man einfach mögen ...


SaschaSalamander 20.04.2007, 12.09 | (0/0) Kommentare | PL

Flippis geheimes Tagebuch

ullrich_flippi02_150.jpgFreche Kids gab es in der Literaturwelt schon immer. Während sie damals wie Pippi Langstrumpf schon etwas Besonderes sein mussten, um so sein zu dürfen, oder sie wie Michel bestraft wurden, oder gar wie die armen Kinder aus dem Struwwelpeter starben, ist das heute zum Glück etwas anderes. Da sind freche Kids eben einfach nur freche Kids. Und ein solches Kid ist Filipine Sonntag, kurz Flippi.

Flippi ist in dem Alter, in dem sie Jungs noch richtig doof findet, weil die nämlich die Pest sind! Und Mädels findet sie auch doof, das sind alberne Hühner, die nur Liebe und Schminken und Jungs im Kopf haben, so wie ihre Schwester Jojo. Was Flippi mag, das sind Schnecken. Sie züchtet nämlich Kampfschnecken!

CHAOS IM GRUSELPARK
Als ihre Mutter in den Sommerferien Kostüme im Gruselpark entwerfen soll, ist Flippi hellauf begeistert, ein GRUSELPARK! Mit Vampiren, Zombies, Leichen, Hexen, Piraten, Gespenstern, Mumien und überhaupt! Aber was immer Flippi anfasst - es endet im Chaos, dabei meint sie es gar nicht böse. Sie fühlt sich nur gestört, als sie erfährt, dass ihre Gastgeber einen Sohn etwa ihres Alters haben, dabei hat sie aus-drück-lich gesagt, dass sie Jungs nicht leiden kann und niemals mit einem unter einem Dach wohnen wird! Aber Leo stellt sich dann wider Erwarten als recht nett heraus, weil er nämlich eine Schnecke gerettet hat. Außerdem kann er prima basteln und biegt so einiges gerade, was Flippi wieder einmal versehentlich angestellt hat. Wenn nur nicht das blöde Huhn Babsi wäre, die ständig was von Leo will (das nervt ihn gewaltig!) und Flippi einfach nur zum Kotzen findet! Babsi will dafür sorgen, dass Flippi und ihre Mutter aus dem Park geworfen werden, aber Leo und Flippi biegen das schon ...

CHAOS IM TEUFELSMOOR
ullrich_flippi03_150.jpgAls Flippi allerdings das Piratenschiff unter Wasser setzt, ist es aus: sie soll während der Ferien zu Leos Onkel Jan ins Teufelsmoor. Dort ist so wenig los, dort wird wohl nicht einmal ein Kind wie sie etwas anstellen können. Anfangs ist sie sauer, denn dort scheint tatsächlich alles langweilig und öde. Aber dann gehen sie auf Marderjagd, und Leos Kumpel weiß, wie man Moorleichen fängt! Und dann sind da noch die freilaufenden Mörder im Moor ... als allerdings Babsi auftaucht, müssen Leo und Flippi sich wieder etwas Gutes einfallen lassen, um dieses Huhn loszuwerden.

CHAOS IM HEXENTURM
Nachdem sie auch das Teufelsmoor ordentlich aufgemischt hat, darf sie zurück in den Gruselpark. Dort haben ihre Mutter und deren Chef eine Flippi-Sitterin für sie engagiert. Aber kein Problem, das hat Flippi im Nu zur Zufriedenheit aller gelöst, und so kann sie nun ohne Aufsicht im Park ihr Unwesen treiben. Dort hat nämlich erst kürzlich ein Hexen-Informationscenter eröffnet. Na, und was liegt für Flippi näher, als dass sie sich zur Hexe ausbilden lassen wird? Gekleidet als Wanderhexe erlebt sie einige Abenteuer, bis Leo sie um Hilfe bittet, endlich Babsi loszuwerden. Und Flippi wäre nicht Flippi, wenn nicht alles im Chaos enden würde ...

Schon lange habe ich bei einem Kinderbuch nicht mehr SOSEHR gelacht. Es ist einfach genial, was Flippi alles anstellt! Nachdem mir zufällig Band 2 in die Hände geriet (die Bücher bauen zwar aufeinander auf, haben jedoch eine eigene Handlung), musste ich sofort auch noch die anderen zwei Teile lesen, rief in der Bib an und ließ sie mir reservieren.

Die Bücher sind zusammengefasst unter dem Titel "Flippis geheimes Tagebuch" und werden in der Ich-Form aus Flippis Sichtweise erzählt. Eine einfache, kindliche Sprache, die sich nicht künstlich mit Worten wie "cool" oder ähnlichen anbiedert, für Kinder wie Erwachsene gleichermaßen herrlich zu lesen. Der Leser erkennt natürlich sofort, was Flippi wieder angestellt hat, aber Hortense Ullrich schafft es perfekt, es aus Sicht des Mädchens zu erzählen, als könne sie kein Wässerchen trüben. Schließlich meint Flippi es ja nie böse. Sie hat eben eine typische Kinderlogik. Und so kommt es, dass eine Frau im Atelier der Mutter sagt "magst du nicht etwas helfen?" und Flippi antwortet "aber nur, wenn ich mich nicht zusehr dabei amüsiere, das mag meine Mama nicht". Klar, da der Leser Flippis Gedanken kennt, weiß er, wie es dazu kam, aber man kann sich vorstellen, wie dies wohl auf die fremde Frau wirken mag und welches Bild dies auf die Mutter wirft. Ich bin sicher, die Eltern so mancher hyperaktiver Kinder werden stöhnend aufseufzen und ihr Kind in Flippi wiedererkennen: liebenswert, nur das Beste im Sinn, höchst phantasievoll, strotzend vor Tatendrang, aber leider bleibt kein Stein auf dem anderen, was auch immer es anfasst ...

Wenn Flippi versehentlich Leim auf den Stuhl von Opa Jan gießt, ist es nur recht, dass sie ihn auch wieder repariert und anmalt. Sie kann doch nichts dafür, wenn sich Leos Freund genau auf den frisch angemalten Stuhl setzt! Und wenn eine erwachsene Frau im Hexenturm sie loswerden will und sagt "los, geh, ich ernenne Dich hiermit zur Wanderhexe", dann muss Flippi doch losziehen und anfangen, die Leute im Park zu verhexen, das ist doch völlig logisch, oder? Und wenn sie den Marder fangen gehen und Mutter am Telefon "Mörder" statt "Marder" versteht und eine riesige Polizeiaktion aus Sorge um ihre Tochter startet, ist das etwa FLIPPIS Schuld? Da kann sie nun wirklich nichts dafür, ehrlich!

Wenn man einmal angefangen hat, eines dieser Bücher zu lesen, dann kann man es bis zum Ende nicht mehr aus der Hand legen. Flippi bietet dem Leser ein echtes Feuerwerk an Situationskomik, Kindermund und Kinderlogik. Schon lange habe ich kein so gutes Buch mehr gelesen, und ich werde mich beim nächsten Büchereibesuch sofort nach weiteren Büchern dieser Autorin umsehen. Denn ich habe erfahren, dass in anderen Werken der Familienalltag im Hause Sonntag aus Sicht der älteren Schweister Jojo geschildert wird. Ich hoffe, dass Flippi auch dort ausreichend Unsinn anstellt!

Flippi ist die moderne Version von Michel aus Lönneberga. Wer die Abenteuer des liebenswürdigen Lausbuben aus Katthuld mag, wird auch von Flippi begeistert sein! :-)

SaschaSalamander 18.04.2007, 10.47 | (0/0) Kommentare | PL

Stewart genial wie immer

stewart_abenteuer01_cover150.jpgAch ja, ich war echt riesig begeistert, als ich den ersten Teil der "Aberwitzigen Abenteuer" von Paul Stewart in die Finger bekam. Seine Jugendfantasy um Twig, Quint und Rook haben mich schon vor zwei Jahren begeistert, und genüsslich verschlinge ich seine Bücher nicht eines nach dem anderen (habe noch einige vor mir), sondern nehme sie in Abständen und mit dem entsprechenden Respekt zu mir. Jau, Stewart hat es verdient, gewürdigt zu werden ... seine Phantasie ist einfach klasse!

Heike Makatsch war mir bisher nur vom Deutschen Film ein Begriff, und damit verbinde ich wenig Gutes. Umso positiver überrascht war ich, als mir ihre Stimme dagegen sehr gefällt. Doch, kann man hören, sehr schön ...

Bisher habe ich erst die Hälfte der ersten CD gehört, aber es ist schon richtig klasse. Mir sind Fergus, seine Mutter und seine Klassenkameraden schon richtig ans Herz gewachsen. Ich bin gespannt, wie es weitergeht ...

SaschaSalamander 16.04.2007, 19.57 | (0/0) Kommentare | PL

Die Rotkäppchen Verschwörung

Freitag ist Kinotag. Ab und zu. Kein Film, den ich mir ansehen würde, bei einer Einladung allerdings bin ich nicht besonders wählerisch *g* ... und so kam es, dass ich mir entgegen einiger Vorurteile "die Rotkäppchen-Verschwörung" ansah.

Über das eigentliche Märchen an sich muss ich nicht allzu viel erzählen, ihr kennt es. Ein naives kleines Mädchen, eine gebrechliche Großmutter, ein böser Wolf, ein heldenhafter Jäger. Gähn. Und dazu jede Menge Variationen sowie Interpretationen unterschiedlichster Natur. Welche Version auch immer man uns diesmal zeigen wird - sie wird auch nicht interessanter oder besser sein als die anderen, dachte ich. Erst recht, als ich die nicht gerade hübschen Figuren sah. Doch ich wurde positiv überrascht!

Statt die übliche Geschichte zu erzählen, wurde die Story einmal von hinten aufgerollt. Ein genervter Wolf, ein sich mit Karate verteidigendes Mädchen, eine recht rüstige Großmutter, ein axtschwingender Förster. Und ein Team von Polizisten und Ermittlern, das dem auf den Grund gehen will, denn sie vermuten einen Zusammenhang mit den geklauten Rezepten. Der Frosch befragt alle Beteiligten dazu, wie es denn zu dieser Situation kam. Und los geht es mit vier haarsträubenden, sich gegenseitig ergänzenden, völlig abgefahrenen und absolut märchenuntypischen Geschichten. Und so erzählen ein depressiver Teenager, ein verdeckter Reporter, eine Extremsportlerin und ein talentloser Schauspieler ihre Geschichte. Was in der ersten Geschichte noch völlig absurd erscheint (eine Lawine aus dem Nichts, ein Eichhörnchen mit Flashlight, eine im Himmel schwebende Großmutter, ein viel zu niedlicher Hase, usw), wird plötzlich absolut klar, und was so selbstverständlich erschien (ein knurrender Wolf, ein axtschwingender und schreiender Mann, eine gefesselte Großmutter) bekommt eine völlig neue Bedeutung in dem von den Verdächtigen erzählten Zusammenhang. Rotkäppchen, wie wir es bisher nun WIRKLICH noch nicht kannten ...

Der Film besteht aus fünf Teilen, und zwar den vier unterschiedlichen Variationen des Märchens und zum Abschluss die wilde Jagd nach dem Rezept-Dieb mit einem angemessenen Showdown. Ich mag es, rückwirkend einzelne Puzzleteile zu erhalten, Filme wie "11:14" oder "Memento" sind da mein Maßstab, und es ist selbstverständlich, dass ein Kinderfilm da nicht mithalten kann. Und bei Animationen denke ich vor allem an "Ice Age" oder "Shrek" und muss auch hier bei Rotkäppchen einige Abstriche machen.

Gerade die Animationen fand ich ziemlich traurig. Die Bewegungen recht hölzern, die Figuren ziemlich hässlich. Vielleicht ist es Geschmackssache, vielleicht wollten die Macher bewusst solche Effekte einsetzen, um das Märchen dadurch etwas zu verfremden. Wie dem auch sei, mir gefielen die Figuren ü-ber-haupt nicht.

Und während Rotkäppchen als erste ihre Geschichte erzählte, brachte ich höchstens ab und zu ein müdes Grinsen hervor. Hässliche Figuren, langweilige Songs im Pseudo-Disney-Stil, der x-te Aufguss eines inzwischen langweilig gewordenen Märchens. Verschont mich! Aber als dann der Wolf zu erzählen begann, konnte ich mir ein Lachen zwischendurch doch nicht verkneifen. Das Eichhörnchen, ein genialer Sidehook (vergleichbar Scrat aus "Ice Age" oder Hammy aus "Ab durch die Hecke"), war einfach zu komisch! Und als dann die Geschichten auch noch anfingen, sich gegenseitig in ihren absurden Wirrungen zu ergänzen, wurde ich etwas neugieriger auf den Fortgang. Je dichter die Story wurde, desto mehr ignorierte ich den grausigen Gesang und die hässlichen Animationen und konnte am Ende frei und offen so richtig herrlich lachen. Doch, die Ideen der Macher waren nicht übel, ...

Und wenn man von den unansehnlichen Kartoffelfrisuren, Pausbacken und Polygon-Beinen absieht, sind auch die Charaktere wirklich so richtig liebenswert. Denn eigentlich sind sie ja doch vom Leben frustriert, so ohne Job, ohne wirkliche Herausforderung, im Alltagstrott gefangen und immer auf der Suche nach Arbeit, Geld, Liebe, Rezepten und dem, was es im Leben hinter dem Märchenwald noch gibt. Und die Nebencharaktere sind immer wieder für einen Lacher gut. Ich bin sicher: fast jeder Zuschauer wird den schrulligen Ziegenbock anfangs grauenvoll finden und genervt aufstöhnen, wenn er schoooon wieder das Singen anfängt. Aber am Ende des Filmes kriegt man diese Melodie einfach nicht mehr aus dem Ohr ;-)

Und all die Anspielungen auf XXX, Mission Impossible, diverse Disney-Schmalzer und andere Filme werden begeisterten Cineasten bestimmt gefallen.

Nein, im Kino muss es wirklich nicht sein, das ist dieser Film nicht wert. Die DVD kaufen, naja, das mag jeder für sich entscheiden. Mir hätte es wohl genügt, ihn später aus der Videothek zu leihen. Zumindest ein gemütlicher, witziger Abend. Hässliche Animationen, platte Sprüche, aber jede Menge Fun und Action in einer völlig durchgeknallten Story - ein Film, den man zumindest mal ansehen kann, wenn man sich mal wieder so richtig unter Niveau amüsieren will, ...


SaschaSalamander 22.01.2007, 14.25 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

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