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Blogeinträge (Tag-sortiert)
Tag: Deutsch
Saeculum
Bastian begleitet seine Bekannte Sandra auf einen Mittelaltermarkt und lernt dort die Mitglieder der Gruppe SAECULUM kennen. Junge Erwachsene, die im Liverollenspiel das 14. Jahrhundert aufleben lassen. Bald findet das nächste Treffen der Gruppe statt, Bastian darf teilnehmen. Als sie den Zielort erfahren, reagiert eine der Mitspielerinnen überraschend panisch: es soll ein Fluch auf dem Gelände lasten! Die Spieler schlagen die Warnungen in den Wind, doch bald geschehen seltsame Dinge ...
UMSETZUNG DER THEMEN
Ein Thriller, ideal für jugendliche und junge Erwachsene. Schon mit >EREBOS< und seinem Onlinerollenspiel nahm sich Ursula Poznanski eines faszinierenden Themas an, das sie gekonnt und realistisch umsetzte, sodass sowohl Anhänger von MMORPG als auch Laien auf diesem Gebiet spannend unterhalten wurden. Liverollenspiel (LARP) ist ebenso interessant und als Thema in der Jugendliteratur noch nicht allzu breitgetreten, sodass ich mich sehr freute, als ich vor einigen Monaten hörte, worum es in dem neuen Roman der Autorin gehen soll.
Poznanski nutzt die Möglichkeiten, die das LARP für einen Thriller bietet, hervorragend aus: sie verwischt die Grenzen, und bald ist Spielern und Leser nicht mehr klar, was nun Spiel ist und was Realität. Verschwundene Mitspieler, rätselhafte Botschaften, gestohlene Gegenstände. Es könnte ein Teil des Spieles sein, vom Organisationsteam clever inszeniert, oder ist der Fluch grausame Wahrheit geworden? Die Autorin spielt mit den Ängsten der einzelnen Protagonisten und führt den Leser lange Zeit an der Nase, indem sie erst nach und nach offenbart, was hinter deren seltsamem Verhalten steckt.
Längere Zeit ist dem Leser unklar, ob es sich um einen realistischen Thriller handelt oder ob dunkle Mächte hinter dem Zauber stecken. Ich mag es, wenn ich lange nicht weiß, in welchem Genre ich bin und ich mich von den geschickten Fäden eines Autors führen lasse. Das ist die Art Buch, das ich nicht mehr aus der Hand legen kann.
CHARAKTERE
Es wird meistens aus Bastians Sicht erzählt, und man kann sich gut in ihn hineinversetzen, dennoch bleibt er etwas blass. Was auch daran liegen kann, dass mit ihm eine Figur gewählt wurde, die als "bieder" und "langweilig" beschrieben wird und somit bewusst nicht in die Gruppe passt. Die Frage, warum er an dem Treffen teilnehmen darf, obwohl so viele Kriterien gegen ihn sprechen, ist einer der zentralen Handlungsstränge des Romans.
Recht schnell lernt man die anderen Figuren und ihre Eigenheiten kennen, SAECULUM ist ein festes Team. "Intime" (also im Rahme des Spiels) hat man eine klassische Heldentruppe mit Medicus, Ritter, Wirt, Bardin, Magierin etc. "Outtime" tummeln sich recht eigenwillige Personen. So ist da etwa Iris, die von allen gemieden wird, die sich selbst zurückzieht aber wohl eine wichtige Schlüsselposition innezuhaben scheint, welches Geheimnis birgt sie? Sandra, die noch keine Beziehung zu Bastian hat aber ihm Hoffnungen darauf macht, bis sie sich plötzlich immer abweisender verhält, doch warum? Doro, die nicht nur im Spiel eine Hexe darstellt, sind ihre schaurigen Warnungen ernstzunehmen? Paul, der Leiter der Truppe, Sunnyboy, Frauenheld, fast schon zu perfekt, was verbirgt er, und warum lässt er Bastian an dem Treffen teilnehmen?
SPANNUNG, AUFBAU
Die Geschichte ist mustergültig aufgebaut. Erst das Kennenlernen der Charaktere, die Einleitung und Einstimmung auf das kommende Geschehen, wo der Leser kurz in die Philosophie des LARP eingeführt wird und sich einen ersten Eindruck von den Protagonisten machen kann. Dann der erste Tag im Wald, ein drohendes Gewitter und erste unheimliche Begegnungen. Im dritten Teil die bedrohliche Situation, abgeschieden von der Umwelt, die Bedrohung direkt vor der Nase, die Spannung steigt auf ihren Höhepunkt. Und dann die Auflösung, die zu einem Ende führt, das ich dem Buch entsprechend angemessen finde. Gerade, wenn unklar ist, ob etwas in den Fantasybereich abdriftet oder real bleibt, ist es schwer, eine zufriedenstellende Antwort zu finden, und auch hier hat Poznanski genau wie in Erebos perfektes Schreibhandwerk geleistet. Der Leser wird regelrecht gezwungen, von einem Hinweis hin zum nächsten jeden Schritt mitzuverfolgen, man kann SAECULUM nicht mehr beiseite legen!
SPRECHER
Aleksandar Radenkovic war mir bisher nicht bekannt, ich musste erst einmal ein wenig recherchieren. Auf seiner >Homepage< kann man mehr über den Schauspieler erfahren. Abgesehen vom SOMMERFÄNGER von Monika Feth war er bisher noch nicht als Sprecher tätig, ansonsten ist er Schauspieler, kommt vor allem aus dem Theatergewerbe. Man hört also, dass er Erfahrung hat. Als Hörbuchsprecher werden jedoch andere sprachliche Voraussetzungen verlangt, und hier und da hört man einige Schwächen, an denen es noch ein wenig zu feilen gilt. Der Text klingt stellenweise sehr bemüht, es hapert noch ein wenig mit der Aussprache (das "r" fällt ihm schwer, was zu Worten wie Wuast/Wurst oder Mamoa/Marmor führt), manchmal betont er Sätze übermäßig, was auf der Bühne notwendig aber bei einem Hörbuch unnötig ist. Bei Dialogen ist es manchmal nicht auf Anhieb offensichtlich, welchen Charakter er gerade spricht, obwohl er doch versucht, jedem eine eigene Persönlichkeit zu verleihen, was allerdings nicht immer gelingt.
Er hat jedoch eine sehr angenehme Stimme und weiß diese gut einzusetzen, sodass es trotz dieser kleinen Schwächen Spaß macht, ihm zu lauschen. Mit ein wenig Übung bin ich sicher, dass er einige Kniffe lernen wird, wie man z.B. unterschiedlichen Figuren eine eigene Färbung verleiht und was mit seiner Stimme, die wirklich Potential hat, im Rahmen eines Hörbuches alles möglich ist. Sein Ausruck passt auch sehr gut zur Atmosphäre des Buches und ist sehr gut für den Hauptprotagonisten Bastian gewählt. Ich werde die Augen offenhalte, ob ich zukünftig weitere Titel mit Radenkovic entdecke und bin gespannt auf seine weiteren Arbeiten.
PERSÖNLICHE MEINUNG
Ein wenig ärgerte ich mich über mich selbst: die Lösung lag auf der Hand, es gab sehr viele Hinweise darauf, und doch habe ich sie nicht erkannt, weil ich in zu viele verschiedene Richtungen dachte. Und genau das finde ich eine gelungene Leistung: die Antwort nicht einfach "aus dem Hut zaubern" (so etwas verärgert den Leser und wirkt sehr lieblos), sondern statt dessen alles darauf hinarbeiten lassen, dem Leser das Offensichtliche präsentieren und dabei doch genügend falsche Fährten legen, wie bei einer spannenden Schnitzeljagd, wo man manchmal in die falsche Richtung abbiegt, bis man kurz vor dem Ende endlich den Zielort erkennt.
Nach EREBOS war ich offen gesagt skeptisch, denn das Werk hatte mir außerordentlich gut gefallen, und nicht immer gelingt es einem Autor, einen solchen Wurf zu wiederholen. Mit dem neuen Titel allerdings ist es ihr auf jeden Fall gelungen!
FAZIT
SAECULUM fesselt vom ersten bis zum letzten Moment, und die Autorin zieht sprachlich, stilistisch und inhaltlich alle Register, um ihre Leser zu unterhalten. Eine absolute Empfehlung für alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich für Rollenspiele begeistern können und spannende Unterhaltung lieben.
SaschaSalamander 28.10.2011, 08.46 | (2/1) Kommentare (RSS) | PL
Sieben Stunden im April
Ein halbes Jahr, nachdem ich meinen Job angetreten hatte, hörte ich in den Nachrichten von einer Geiselnahme in der >JVA Straubing<. Ich war erschrocken und entsetzt, und es gab an diesem Tag kein anderes Thema auf Arbeit, ich habe am Computer alle Newsfeeds abgegrast, Radio gehört und gehofft und gebangt. Ich habe die JVA bereits bei einer Führung besichtigt, hatte also eine recht deutliche Vorstellung davon, was gerade vor sich ging. Viele meiner Kollegen kennen >Frau Preusker< persönlich, sodass man natürlich auch privat bangt und hofft.
Die Autorin ist Psychologin, sie arbeitet in der SothA, der "sozialtherapeutischen Abteilung" unter anderem mit Sexualstraftätern. Sie arbeitet mit den Tätern, kennt die Opfer aus den Erzählungen des Täters und aus den Akten. Ihr Arbeitsfeld ist das "danach" des Täters, die Frage nach dem "wie kann er sich resozialisieren" und dem "ist Resozialisierung oder Therapie überhaupt möglich", wohl alles recht theoretisch. Und nun wird sie selbst zum Opfer eines Mannes, den sie eine lange Zeit behandelt und betreut hat. Was mag in ihr vorgegangen sein? Ich bin mir sicher, dass egal was sie sich vorgestellt hatte (denn Gedanken, wie es dem Opfer ging, hatte sie sich bestimmt oft gemacht), es komplett anders war. Es gibt Dinge, die kann man nicht begreifen, außer man hat sie selbst erlebt. Eine Erfahrung, die kein Mensch jemals machen möchte: Geisel zu sein, vergewaltigt zu werden, mit dem Tod bedroht werden.
Beruflich hat das sehr viel ausgelöst, die Diskussion ging weiter: "ist SothA überhaupt sinnvoll" und "was kann man tun, um die Sicherheit zu verstärken" und "wie sollte man mit Sexualstraftätern umgehen". Ich habe mir sehr viele Gedanken über diese Themen gemacht, und natürlich hat es auch Auswirkungen auf das eigene Handeln. Ich kann nicht sagen, dass die Angst gestiegen ist, denn man denkt immer "mir kann sowas ja nie passieren", aber die Vorsicht ist gewachsen, und das ist gut, denn wie man sieht, kann es sehr wohl passieren, gerade dann, wenn man nicht damit rechnet.
Frau Preusker war oft im TV zu sehen, war hier und da in Talkshows, und wannimmer ich davon erfuhr, habe ich mir dies natürlich angesehen. Ich finde es gut, dass sie sich nicht versteckt, sondern den Weg in die Öffentlichkeit wagt. Schon einige negative Stimmen habe ich darüber gehört: "na toll, Psychologin will sie sein, und dann passiert ihr sowas, da sieht man mal, was die Psychologen taugen" und "klar, jetzt auch noch Geld damit scheffeln, manche Leuten kriegen wohl nie genug" oder "und, passiert ist trotzdem nix, man lässt die Leute trotzdem wieder frei laufen" (erst recht, weil aktuell wieder ein Sexualstraftäter auf freien Fuß kam, nachdem es wohl einige Pannen im Vollzugsplan gab und er keine Therapie angeboten bekam, das heizt die Gemüter natürlich so richtig an).
Aber, wie gesagt: ich finde es gut, dass sie in die Öffentlichkeit geht. Denn Opfer werden sehr schnell zu Tätern abgestempelt: "selber Schuld, was gibt sie sich auch mit solchen Leuten ab" oder "jaja, therapieren will sie, aber hat wohl nicht geklappt, das hätte ich ihr vorher sagen können" oder "warum hat sie sich denn nicht gewehrt". Opfer finden sehr wenig Hilfe, und wer sich mit Opferpsychologie befasst erfährt, dass für Opfer die Presse weit geringer ist als für das Täter. Und WENN mal eine Presse da ist (z.B. Kampschulte oder die Töchter von Fritzl oder kürzlich hier in Bayern), dann merkt man, wie sehr schnell verurteilt wird, dass die Leute sich doch hätten wehren können.
NEIN, NEIN und nochmals NEIN. Ein Opfer ist ein Opfer, und dafür muss die Öffentlichkeit geschult werden. Keine Frau ist schuld, wenn sie vergewaltigt wird. Hinterher kann man immer schön daherreden, VORHER hätte gehandelt werden müssen. Und wenn Frauen wie Susanne Preusker an die Öfentlichkeit gehen, dann mag es viele geben, die lästern. Aber es gibt auch sehr viele Menschen, denen ihr Mut Kraft gibt zum Weiterleben. Frauen, die erfahren "da ist jemand wie ich, und sie hat es geschafft, also kann auch ich es schaffen". Außerdem rüttelt Frau Preusker auf, sie regt zum Diskutieren an. Auch, wenn die Stimmen oft gegen sie sein mögen, auch negative Publicity ist Publicity und sorgt dafür, dass das Thema immer wieder diskutiert wird, und das ist gut.
Was ich von dem Buch erwarte? Das Buch hat den Untertitel MEINE GESCHICHTE VOM ÜBERLEBEN. Ich erwarte also keine psychologische Analyse (was viele dem Buch negativ ankreiden: die Autorin hätte als Psychologin doch bitteschön eine Abhandlung über das Thema Sozialtherapie schreiben sollen), und ich erwarte auch keine detailgetreue Beschreibung der sieben Stunden der Geiselnahme. Sondern ich erwarte, dass sie erzählt, wie es ihr währenddessen aber vor allem danach ging. Wie sie es geschafft hat, dieses Thema zu bewältigen. Wie sie ihren Alltag meistert. Wie und wodurch sie womöglich getriggert wird und welche Langzeitfolgen das Geschehen bei ihr ausgelöst hat. Wie sie gelernt hat damit zu leben.
Noch habe ich erst wenig Seiten gelesen, aber schon einiges überblättert und scheine in dem Buch genau das zu finden, was ich darin lesen möchte. Ich habe nun ein wenig Zeit und freue mich schon sehr darauf, es am Stück zu lesen. Es ist ein Buch, das ich nicht lange verteilen sondern recht zeitnah lesen möchte, damit der Gesamteindruck auf mich wirken kann. Und ich freue mich, es Euch danach umgehend vorzustellen!
SaschaSalamander 04.10.2011, 09.23 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Wer früher stirbt ist länger tot
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Auf die Gefahr hin, mich zum unzähligsten Male zu wiederholen: deutsche Filme liegen mir nicht. Aber ich bin nicht prinzipiell dagegen. Es gibt manchmal ein paar Glanzlichter, die mir ausgesprochen gut gefallen und sogar zu meinen Favoriten zählen. Und schon wenige Minuten nach Beginn war klar, DIESER Film würde auf jeden Fall dazugehören!
Der 11jährige Sebastian ist ein echter bayerischer Lausbub. Während eines Streits wirft sein älterer Bruder ihm vor, die Schuld am Tod seiner Mutter zu tragen, die bei seiner Geburt verstarb. Und wer Schuld auf sich läd, der wird nach seinem Tod im Fegefeuer büßen. Sebastian hat nun Angst, denn abgesehen von dem Tod seiner Mutter hat er viele weitere Dinge angestellt. Etwa die Hasen des Bruders getötet, möglicherweise den Tod von Evis Oma verursacht, er hat einem Gast in der Wirtschaft ins Essen gespuckt und viele bösen Dinge mehr. Der Junge sieht nur eine Möglichkeit, wie er dem Fegefeuer entgehen kann: er muss unsterblich werden! Und wenn das nicht klappt, dann muss er wenigstens seine Schuld bereinigen, indem er seinem Vater eine neue Frau sucht.
Ein wunderbarer Film! Vordergründig mag er aus vermeintlich platten Witzen bestehen: ein Junge baut jede Menge Unsinn, alles geht schief, und der Humor ist ziemlich derb. Wenn man jedoch zwischen den Zeilen liest, ist es ein sehr vielschichtiger Film, der auf ungewöhnliche Weise die Ängste eines Jungen aufzeigt. Geprägt von einer streng katholischen Erziehung, versucht er seine Seele reinzuwaschen. Er möchte Gutes tun, und je edler sein Ansinnen, desto schlimmer das Ergebnis. Es gibt auch keinen Erwachsenen, dem er sich anvertrauen kann, sodass er nach außen hin kindlich-naive Fragen stellt und eben die Antworten auf allein diese Fragen erhält, niemals jedoch für sein eigentliches Problem. Auf die Frage, wie man unsterblich wird, erfährt er also von Vampiren in Transsylvanien, von den sieben Leben einer Katze, von der Fortpflanzung zwischen Mann und Frau, von legendärer Musik. Doch seine Versuche als Casanova, Vampirfreund, Katzenlebentester, Rockmusiker sind leider zum Scheitern verurteilt, denn woher soll er die Gitarre nehmen, wie soll er nach Transsylvanien kommen, etc?
Ich habe den Film gebannt gesehen, ständig die Hand vor dem Mund. Sei es, um erschreckte Aufschreie zu unterdrücken, die sich anbahnten, sobald ich eine schlimme Situation kommen sah, etwa wenn er der Lehrerin eine wichtige Frage ins Ohr flüstern wollte oder bei laufendem Radiosender seinen Gruß formulierte. Und doch endete es alles in einem Lachen, teils erleichtert, teils um sich irgendwie Luft zu machen. Ein wenig erinnerte es mich an Michel von Lönneberga, wo ich zwar auch ständig lachen musste aber das Kind im Grunde doch von den Erwachsenen verkannt wurde in vielen Situationen.
Allein schon der Beginn! Nein, kein Spoiler, es sind gerade einmal die ersten zwei Minuten des Filmes: der Junge fährt wild mit dem Rad durch das Dorf, man sieht einen Laster heranfahren, es ist klar, was passieren wird, man mag gar nicht hinsehen. Ein metallisches Scheppern, ich saß da mit geweiteten Augen, fassungslos. Szenenschnitt, das Fahrrad eingekeilt unter dem Laster, der Fahrer guckt irritiert und fährt weiter, der Junge wie tot auf der Straße. Nächste Szene, der Junge steht auf, "Glück gehabt" sagt er, und dann geht er zu dem geparkten LKW (dessen Fahrer ein Kumpel seines Vaters ist und den Laster vor seinem Haus parkte), versucht sein Rad herauszuholen, es klappt nicht. Schnitt, ein Scheppern, der Laster landet im Hasenstall, der Junge wollte doch nur sein Fahrrad hervorholen und dafür den LKW ein wenig vorrollen. Man möchte schreien, dass der Junge überlebt hat und sie ihn gefälligst in den Arm nehmen sollen, aber es hatte ja niemand den Unfall bemerkt, statt dessen Vorwürfe für die toten Hasen. Und der Junge schweigt, denn er ist ja schließlich schuld an den toten Hasen und hätte nicht ans Steuer des LKW gedurft.
Skurill, absurd, absolut schwarzer Humor. Und einige Szenen sehr unwirklich, eben Traumsequenzen, entsprungen der seltsamen Phantasie des 11jährigen Jungen, welcher sich vor dem Fegefeuer fürchtet. Die Träume erinnern an Hyronimus Bosch, und man muss schon einen Sinn für schräge Komik haben, gebe ich zu. Wenn man den Film nur nebenbei sieht, entgehen einem die vielen Kleinigkeiten, die ihn aus der Masse der schwarzen Komödien hervorheben.
Auch die Kameraführung ist genial! Normalerweise fällt mir so etwas wie Schnitt und Kameraführung gar nicht auf, ich bin ein Filmbanause. Aber in diesem Fall ist es auffällig und so genial, dass sogar ich es bemerke. Es werden beispielsweise zwei, einmal sogar drei Szenen miteinander verknüpft, immer wieder hin- und hergesprungen zwischen drei Parteien, alle unterhalten sich bzw agieren, jeder für sich und doch zeitgleich zusammen. Auch die Kameraführung, die Bilder. Die Bilder sind ein Genuss: die Landschaft, die Gesichter, die Drehorte.
Es stimmt einfach alles. Sogar die Musik. Sie fällt nicht störend auf, sie drängt sich auch nicht brachial in den Vordergrund. Lautstärke und Musik sind perfekt abgestimmt (passiert selten in Filmen, normalerweise habe ich immer die Fernbedienung der Lautsprecher in der Hand, wenn ich einen Film sehe), und der Soundtrack ist es wert einzeln gehört zu werden. Sogar einen fiktiven Musiker haben sie gebracht und einen Song von ihm gespielt, der wirklich klasse ist! ;-)
Wäre es kein urbayerischer Dialekt, könnte man den Film glatt für eine britische Komödie halten. Der Humor kommt sehr derb daher, sehr bayerisch. Als Franke (irgendwie ja auch Bayer) kann ich leider nicht sagen, ob man selbst Bayer sein muss, um den Film zu verstehen, Lokalkolorit ist auf jeden Fall drin, und die Mentalität des kleinen Dorfes kommt schon sehr gut zur Geltung. Die DVD gibt es auch mit hochdeutschen Untertiteln, die sind für alle Nicht-Bayern unbedingt zu empfehlen!
Achtung allerdings, wer den Film kaufen möchte! Die DVD ist nur in reinen Playern abspielbar, nicht jedoch auf dem Laptop oder PC (Mac soll angeblich funktionieren). Für seltene Anlässe haben wir einen DVD-Player, aber ich gucke meine Filme in der Regel auf dem Laptop, von daher werde ich mir den Film vermutlich nicht kaufen, denn den Beamer / Player nutze ich normalerweise (außer wenn wie hier erforderlich) nur für unterhaltsame Filmabende mit Freunden, nicht jedoch alleine. Schade, denn wenn ein Film es verdient hätte, bei mir im Regal zu stehen, dann dieser! Doch diese Mentalität bestraft die ehrlichen Käufer, das mag ich nicht unterstützen :(
SaschaSalamander 29.09.2011, 21.02 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Secret Passions
INHALT
Derek lebte als Kind auf der Straße, bis ein Inspektor ihn unter seine Fittiche nahm. Nun ermittelt er tagsüber beim Scotland Yard bezüglich des Maskenmörders, seine Nächte verbringt er gerne in einem angesehen Herrenclub, der hinter seiner Fassade ein Treffpunkt für homosexuelle Männer ist. Dort begegnet ihm ein junger Mann, zu dem er sich hingezogen fühlt.
Simon ist ein Lord aus reichem Hause, der erpresst und bedroht wird und Hilfe von Polizeiseite anfordert. Doch nachts wagt er seine ersten Schritten in den Herrenclub, streng darauf bedacht, seine Identität zu wahren. Er trifft auf einen geheimnisvollen Mann, der ihn sofort in seinen Bann zieht.
Am nächsten Tag trifft Derek auf Simons Anwesen an, um ihm zukünftig Personenschutz zu gewähren und in der Erpressung zu ermitteln. Noch wissen die beiden nicht, wer der Gegenüber im Herrenclub war, und wieder entsteht zwischen ihnen ein Band der Zuneigung, das sie sich als angesehene Männer der Gesellschaft jedoch nicht anmerken lassen dürfen. In der Zwischenzeit geschehen weitere Morde, und nur Derek weiß, dass die Opfer allesamt Besucher des Clubs waren ...
Mmh, ein Genuss! Die Autorin hat sich wieder viele neue Ideen einfallen lassen, um ihren Lesern spannende Unterhaltung darzubieten :-)
EROTIK
Klar, Liebe ist Liebe, wie soll man das immer wieder neu verpacken. Man kann das Rad nicht ständig neu erfinden. Trotzdem gelingt es Inka, jedes Mal neue Möglichkeiten auszureizen. Mal bringt sie softe SM Elemente ein, ein andermal ist es eher reiner Sex, dieses Mal darf sich der Leser auf Tantra und fantasievolle, sanfte Berührungen mit und ohne Hilfsmittel freuen. Dennoch ist es keineswegs nur "kuschlig", sondern die Männer lassen sich gehen, und einmal wird Derek von seinen Emotionen gepackt und geht sogar fast zu weit. Von den bisher gelesenen Büchern von ihr fand ich persönlich dieses hier am intensivsten, konnte ich die Verbindung zwischen den beiden Protagonisten am besten spüren.
Dies liegt vor allem daran, wie gut sich die Geschichte entwickelt und wie gut die Anziehung zwischen beiden erklärt und auch in die Handlung verpackt wird. Zu Beginn musste ich noch etwas schmunzeln, weil ich es recht typisch fand: klar, man trägt eine Maske, und schon wird man nicht erkannt! Andererseits, es ist dunkel, und Inka beschreibt nachvollziehbar, wie man wirklich nur Schemen erkennt, nicht einmal die Augen des Gegenüber richtig sehen kann. Da ist es dann verzeihlich und sogar verständlich, wenn sie sich anfangs nicht erkennen ;-)
Außerdem beweist Inka, dass Dominanz keine Macht sein muss, keine lauten Befehle, sondern dass es auch leise geschehen kann, alleine durch Gesten und Handlungen. Man spürt als Leser regelrecht die machtvolle Ausstrahlung Dereks, ohne dass er ein Wort sagen muss. Die Perspektive wechselt sehr oft zwischen den zwei Protagonisten, sodass der Leser sich recht gut in beide hineinversetzen kann.
HANDLUNG, HISTORISCHER ASPEKT
Die Handlung besteht aus den zwei Hauptsträngen der Erpressung und des Maskenmörders. Ob dies ein und derselbe Täter oder zwei verschiedene Aspekte sind, ist eine Frage, die der Leser sich bis kurz vor Ende stellen wird und welche die Spannung des Buches aufrecht erhält. Neben diesen beiden Themen gibt es noch viele kleine Nebenplots, von denen manche im Laufe des Buches eine große Bedeutung erhalten werden und andere nur so nebenbei laufen aber doch alle zum Ende aufgelöst werden. So gibt es zum Beispiel das seltsame Verhalten von James (Simons langjähriger Freund), die schwer in eine Heirat zu vermittelnde Schwester, der getötete Mr. Tipps, den Tod von Simons Familie durch einen ungeklärten Brand, eine ehemalige Verlobte und deren neuer Ehegatte, Dereks geheimnisvolle Vergangenheit, Simons Bruder Benjamin, ein anonymer Brief für Simon mit der Adresse des Herrenclubs, Dereks Freunde aus Kindertagen, ein Schuss aus dem Hinterhalt. Und natürlich das Problem, dass Derek zu Beginn seiner Ermittlungen von Simons Identität im Herrenclub erfährt und nun vor der komplizierten Situation steht, dass er Privatleben und Arbeit trennen muss ...
Etwas, das die Sache besonders spannend macht: durch die wechselnde Perspektive erfährt der Leser beide Seiten und hat dadurch immer ein bisschen mehr Ahnung als die Akteure. Während Simon noch rätselt, was seine Schwester wohl vor ihm verbergen mag, hat Derek dies bereits in Erfahrung gebracht. Das lässt den Leser verschmitzt lächeln, ohne ihm jedoch die Spannung vorwegzunehmen. Denn die Hauptthemen bleiben ungeklärt, und alles, was man aktuell erfährt, könnte bereits ein neuer Hinweis sein. Obwohl man aufgrund des Genres und der Autorin weiß, dass das Buch ein Happy End haben wird, bangt man in jeder gefahrvollen Situation auf deren Ausgang.
Für einen normalen Roman ist das Buch mit rund 280 Seiten nicht gerade dick, aber doch ist sehr viel Handlung hineingepackt. Inka gelingt es, sehr viel Geschehen in nur ganz wenige Worte zu packen. Sie vermittelt dem Leser klare Bilder, sodass sich die Atmosphäre dicht und lebendig anfühlt. Die Regel "Show, don´t tell" ist etwas, das sie meisterhaft beherrscht: sie vermeidet unnötige Worte, indem sie anhand von Gesten und Gedanken wie nebenbei komplexe Zusammenhänge darstellt.
Aufgrund der gerafften Handlung, der vielen Nebenplots und sehr vielen Personen muss man schon recht genau lesen, um den Überblick zu wahren, was ich für das Genre Erotik als großes Kompliment sehe und wohl der beste Beweis ist, dass Erotik und Handlung sehr wohl Hand in Hand gehen können. Ich gebe zu, dass ich anfangs etwas zu gierig auf die Story war und daher ein, zwei Hinweise überlesen habe, auf die später wieder Bezug genommen wurde. Vielleicht hätte ich mit diesen Hinweise schon etwas früher erahnen können, wer hinter der Erpressung und den Morden steckt, vielleicht hätte Inka mich dennoch in die Irre geführt. Auf jeden Fall webt sie sehr geschickt die Morde und die Erotik ineinander, sodass die Grenzen oft verschwimmen.
Auch die Zeit des alten England wird realistisch und detailliert geschildert. Wie oben erwähnt, benötigt sie dafür keine Handlung, sondern es gibt viele kleine Andeutungen, die alles lebendig werden lassen. Eingestreute Hinweise auf die neuen Automobile, auf das Ritual des Duellierens, die Versiegelung von Briefen, solche Kleinigkeiten verleihen der Story Flair und gefühlte Tiefe. Die Wortwahl trägt ihren Teil dazu bei, indem sie von Peelern, Blaustrümpfen, dem "Ton" und anderen Dingen erzählt, die damals übliche Begriffe waren. Für mich bot das einigen Anlass, selbst einmal bei Wikipedia und anderen Quellen nachzuforschen, ob das damals wirklich so war, was hinter der Bezeichnung steckte und wie manche Dinge gehandhabt wurden im Altag.
Die Autorin hat am Ende des Buches sogar ein Nachwort geschrieben, in welchem sie dieses Mal auf die Recherche eingeht und beschreibt, wie sie großen Wert auf detailgetreue Beschreibung einzelner Dinge Wert legte und bis zu letzt immer wieder ihren Text infrage stellte und nachprüfte, ob dies damals wirklich so war (z.B. auf welche Weise Wunden versorgt wurden). Dies bezieht sich sogar bis hin zu Redewendungen, die heute üblich sind aber in der damaligen Zeit nicht existierten und somit störende Anachronismen für den kundigen Leser darstellen würden.
Die Sprache ist in den erotischen Szenen wie ihre bisherigen Bücher, daher diesmal keine ausführliche Beschreibung, sondern eine kurze Erwähnung: Inka schreibt flüssig, sodass man nicht über allzu blumenreiche oder vulgäre Begriffe stößt. Sexualität ist etwas Natürliches, und so wird es auch geschildert, die Szenen sind anregend und gefühlvoll.
Was mich sehr freut: Inka liegen die Protagonisten all ihrer Bücher am Herz, sie haben ein Eigenleben, und so bekommen sie gelegentlich auch Cameo-Auftritte in anderen Titeln. In SECRET PASSIONS dürfen sich die Leser freuen, dem Adligen und seinem Stallburschen aus TEMPTATIONS zu begenen ;-)
FAZIT
Wieder einmal hat die Autorin sich selbst übertroffen. Von Buch zu Buch wird ihr Stil besser, werden die Protagonisten ein Stück lebendiger, wird die Handlung bildlicher, der Sex heißer. SECRET PASSIONS ist ein hervorragender historischer Krimi mit jeder Menge Erotik. Für Neueinsteiger von Inka eine absolute Empfehlung, für Fans ein Muss!
SaschaSalamander 19.09.2011, 09.20 | (0/0) Kommentare | PL
Nach dem Frost
In der Hase findet man eine Leiche, die sich bald als Mitbewohner einer WG entpuppt. Kommissar Habermas ermittelt anfangs recht erfolglos, doch bald finden sich erste Spuren. Diese führen in einen kleinen Ort in Russland, und die Verbindungen scheinen nicht so wirklich klar. Die WG - Bewohner helfen fleißig mit ihren allzu wilden Verschwörungstheorien, und auch die Presse macht sich recht schnell ihr eigenes Bild. Doch die wahren Hintergründe und das riesige Ausmaß der eigentlichen Tat konnte wohl niemand erahnen. Und so wird nicht nur eine grausame Mordserie aufgedeckt, sondern eine jahrzehntealte Verschwörung endlich gelüftet ...
Eigentlich hat der Verlag es so treffend beschrieben, dass ich dem nichts mehr hinzufügen muss: „NACH DEM FROST ist der lustigste Krimi, den Henning Mankell nie geschrieben hat." Ja, der kauzige Wallander wird hier ganz schön aufs Korn genommen: seine persönlichen Wehwehchen, der melancholische Grundton, die körperlichen Befindlichkeiten, die eigenwilige Art, das ist schon sehr markant und hervorragend karikiert. Allerdings bleibt der Grundton respektvoll, und Fans des schwedischen Autoren dürften sich gut amüsieren ohne verletzt zu werden. Der Titel des Hörspiels ist angelehnt an VOR DEM FROST von Mankell, allerdings muss man diesen Roman nicht gelesen haben, NACH DEM FROST steht für sich alleine und erfordert keinerlei Vorkenntnisse über nordische Krimis allgemein oder Mankell im Besonderen.
Es gibt recht viele Running Gags (Eisblumen, Verschwörungen, Haarmann-Lied, Pinkelpausen). Hier wahren die Autoren ein gutes Mittelmaß, es ist eher hier und da eingestreut, ohne sich dem Hörer lästig aufzudrängen oder ins Alberne abzudriften. Der Humor kommt still daher, passend zum ruhigen Grundton des Hörspiels, das ähnlich nüchtern und sprachlich kühl anmutet wie die Originale. Ich finde es grandios, wie der Erzähler in ruhigem, fast schon beschaulichen Tonfall wie nebenbei die skurrilsten Dinge erzählt. Der Humor besteht weniger in Wortwitz oder Situationskomik als vielmehr in der absurden Darstellung einzelner Momente. In der Pressekonferenz etwa kommt der Kommissar komplett vom Thema ab und summt am Ende ein Lied für den Journalisten, das hat schon fast etwas von Loriot und Kerkeling, die mit ihren scharfsinnigen Beobachtungen die Menschen in ihren Eigenarten entblößen.
Es gibt, wie eben gesagt, einen Erzähler. Dieser beschreibt, wie häufig in besagten Krimis üblich, die Sichtweise des Täters, ohne natürlich den Täter oder seine Motive zu entlarven. Der Hörer erfährt also über die nächsten geplanten Schritte, er erlebt den Mord aus erster Hand und bleibt doch gespannt, was nun dahinterstecken mag. Die Ermittlungen dagegen werden getragen von verschiedenen Sprechern, die hervorragend harmonisieren. Hörplanet hat inzwischen ein hervorragendes Team von professionellen Sprechern, von denen auch für diesen Titel wieder einige von ihnen vor dem Mikro standen: Santiago Ziesmer (Sponge Bob, Ted aus "Queer as Folk"), Sascha Rotermund (Christian Bale), Helmut Krauss (Marlon Brando), Bodo Wolf (Monk), Ernst Meincke (Patrick Stewart) und andere.
Für ein Hörspiel braucht man aber nicht nur gute Sprecher, auch Dialoge, Drehbuch, Musik und Soundeffekte sind wichtig. Und da hat sich im Laufe der Jahre beim Hörplanet ordentlich etwas getan. Was mir anfangs gefiel, weil es einfach Leute waren, die Spaß an der Sache hatten, auch wenn es noch nicht ganz so ausgereift war, das ist jetzt ein Label, das sich für meinen Geschmack mit den Großen messen kann. Prima Schnitte, sehr gute Dialoge, die Musik schön unauffällig im Hintergrund und ideal zum Unterstreichen de jewiligen Atmosphäre. Die Geräusche sind sehr gelungen und fügen sich in die Texte ein, ich kann mir die jeweiligen Orte und Situationen sehr gut vorstellen. Einziger Schnitzer gegen Ende beim Showdown, als die Nebengeräusche dann doch etwas zuviel des Guten wurden. Der Situation angemessen, für den Hörer allerdings anstrengend über die gesamte Länge des Dialoges hinweg. Allerdings in dieser Hinsicht das einzige, was mir negativ auffiel.
Was mir besonders gefiel war die "Auflösung". Absolut schräg, herrlich komisch und ziemlich abgefahren. Eben passend zum Stil des Hörbuches: vermeintlich seriös und knochentrocken vorgetragen, aber dahinter absolut kurios. Ein hintersinniger Humor, bei dem man manchmal schon genau hinhören muss, dafür aber umso breiter schmunzelt. Ich bin im Grunde jemand, der Hörspiele nur einmal hört, bisher gibt es nur zwei Ausnahmen, die ich mehrfach höre, aber das muss ich nun wohl aufstocken, NACH DEM FROST hat absoluten Wiederholungswert, was bei Hörspielen aus meiner Sicht wirklich etwas ganz Besonderes ist! Es ist eben keine Serie, bei der man auf den nächsten Teil wartet, sondern ein einzelnes Werk, das auf den ersten Blick recht locker auftritt, dahinter aber doch pointiert und sehr gut durchdacht ist.
Man kann ein Hörbuch kaufen, dann hat man es mit Cover und Hülle im Regal stehen. Platzsparend kann man es natürlich auch downloaden, das Cover ist im Download enthalten. Zusätzlich bietet der Verlag eine Menge Goodies: Neugierige können sich >hier< die erste Hälfte des Hörspieles zur Probe anhören. Unter gleichem Link finden sich auch jede Menge entfallener Szenen und Teile des Soundtracks sowie die Entstehungsgeschichte des Hörspiels. Was ich schade finde ist, dass diesmal keine Outtakes dabei sind, die höre ich immer sehr gern. Besonders möchte ich auf den entfallenen Titelsong hinweisen, ich mag solche schrägen Texte: "erst fällt ein Körper, dann fallen Schreie, dann verschlingt sie der See" ...
Einen zusätzlichen Link möchte ich hier aufzeigen: Das >Haarman - Lied<. Auf dass es Euch ebenso wie mir einen tagelangen Ohrwurm bescheren möge ;-)
Insgesamt hoffe ich, dass es nicht bei diesem einen Fall bleiben wird. Kommissar Habermas ist klasse, und es wäre schön, wenn es weitere Titel gäbe, in sich geschlossen, nicht als fortlaufende Serie wie Bedfort, aber vielleicht vier oder fünf einzelne Titel. Eigentlich kopiere ich ja nichts und finde immer meine eigenen Worte, aber wie gesagt, besser als der Hörplanet selbst kann man es nicht ausdrücken, deswegen nochmal, weil´s so schön ist: "NACH DEM FROST ist der lustigste Krimi, den Henning Mankell nie geschrieben hat."
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Edit: ich hab den Link gefunden, den ich gesucht habe: >Hallervorden, Dr Shivago<
SaschaSalamander 10.09.2011, 09.43 | (0/0) Kommentare | PL
Du bist zu schnell
Vor etwa einem halben Jahr sah ich überall das Cover von Zoran Drvenkars Roman DU und musste ihn unbedingt lesen. Ich musste wissen, was sich dahinter verbarg. Und ich war begeistert davon, beschloss mir mehr von ihm zu holen. Nun las ich also DU BIST ZU SCHNELL, und auch hier hat Drvenkar mich wieder in allen Punkten überzeugt.
INHALT
Val hat seltsame Erlebnisse, in denen sie sich auf einmal schneller bewegt, die Welt um sie herum verlangsamt. Dabei begegnen ihr andere Menschen, ebenso flink wie sie, und Val nennt sie "die Schnellen". Sie sind Wächter und wollen nicht, dass die junge Frau ihr Reich betritt. Gibt es die Schnellen wirklich, sind sie eine Folge des ausschweifenden Drogenkonsums? Oder gehört dies zu Vals Psychose, deretwegen sie schon seit langer Zeit Medikamente schlucken muss?
Mit ihrer Freundin Jenni versucht Val dem Geheimnis der Schnellen auf die Spur zu kommen, doch Jenni wird dabei getötet. Auf dem Spiegel steht in blutigen Buchstaben "Wo bist Du gewesen".
CHARAKTERE
Das Buch ist aus der Ich-Perspektive von drei Charakteren geschildert. Zuerst natürlich Val, die Protagonistin. Anschließend ihr Freund Marek, der nichts von ihrer Krankheit weiß und erst nach und nach von den Schnellen erfährt. Einige Zeit später ist auch Theo Teil der Geschichte, Jennis Lebensgefährte. Wirklich warm wurde ich mit keinem der drei, alle verhielten sich der Geschichte entsprechend passend, jedoch nicht so, dass ich mich in einen davon hineinversetzen geschweige denn mich damit identifizieren konnte.
Immer wieder fragt sich der Leser, was es mit den Schnellen auf sich hat. Drei Personen beleuchten das Problem auf unterschiedliche Weise und rücken das Geschehen in ein jeweils neues Licht. Eine spannende Erzählweise, die mir sehr gefiel.
AUFBAU
Zu Beginn zieht sich die Handlung ein wenig für meinen Geschmack, aber alles kommt so richtig in Fahrt, als Jenni getötet wird. Ab da habe ich versucht, soviel als möglich am Stück zu hören, um endlich die Wahrheit zu erfahren. Bis zum Ende hin bleibt unklar, ob es sich nun um einen Fantasyroman oder ein Drama handelt.
SPRACHE
Die Sprache ist schlicht und einfach. In vielen Rezensionen lese ich, dass das Buch rasant sei, atemlos. So empfand ich es eigentlich nicht, für mich war der Erzählstil eher ruhig, von einigen Momenten wie Jennis Tod oder der Angriff auf Val in der Welt der Schnellen. DU BIST ZU SCHNELL kommt mit erstaunlich wenig Action aus, dennoch ist es spannender als so mancher Thriller. Val fühlt sich verfolgt, gehetzt, dies schlägt sich auch auf den Leser nieder, der von Seite zu Seite hetzten möchte, um endlich mehr zu erfahren.
HÖRBUCH
Die drei Sprecher Felix Knopp, Hans Löw und susanne Wolf machen ihre Sache gut. Stellenweise ein bisschen träge, vielleicht auch daher mein Eindruck, dass das Buch nicht so schnell sei wie andere behaupten. Vielleicht ist der Leseeindruck anders, die Sprecher scheinen einiges an Fahrt zu nehmen, was mich jedoch nicht stört, sondern im Gegenteil einen angenehmen Kontrast zur hektischen Val bildet.
GESAMT
Das Hörbuch gefiel mir sehr gut, ich würde dem Leser allerdings zum Roman raten, um sein eigenes Gefühl für Tempo und Sprache zu bekommen. Sicher ist, dass ich mir weitere Titel von Drvenkar holen werde und mich schon auf das nächste Buch freue. Wer sich gerne mitreißen lässt und aufgeschlossen ist für die Möglichkeit, dass es eine Welt innerhalb der unseren geben könnte, der wird an diesem Roman auf jeden Fall seine Freude haben.
SaschaSalamander 06.07.2011, 20.56 | (0/0) Kommentare | PL
Vater, Mutter, Tod
Die Handlung zu beschreiben fällt schwer, da sie nicht chronologisch erzählt ist und eben genau das die Aufgabe des Lesers ist: sich die Geschichte nach und nach zu erarbeiten.
Der Prolog beginnt damit, wie eine Frau nach Hause kommt und ihrem alkoholisierten, gewalttätigen Ehemann gegenübersteht. Bei der Konfrontation wird der kleine Sohn des Paares getötet.
Was folgt, sind Kapitel mit Überschriften wie "fünf Tage vor der Katharsis", "drei Tage vor der Katharsis", "ein Tag vor der Katharsis; abends". Außerdem gibt es da noch "Jacquelines Berichterstattung", womit ebenfalls sehr viele Kapitel betitel sind. Jedoch erfolgt die Reihenfolge der Tage vor der Katharsis nicht chronologisch, sondern zeitlich unsortiert.
So ergibt es sich, dass man beim Lesen häufiger einmal zurückblättert, weil man glaubt den Zusammenhang zwischen einzelnen Puzzlestücken erkennen zu können, und man möchte sie gerne verbinden. Einige Male hatte ich das Bedürfnis, mir Stift und Zettel zu nehmen und die einzelnen Kapitel zu sortieren, aber dies war wohl nicht im Sinne des Autors, also folgte ich seinem Weg. Es ist anfangs unklar, worauf es hinauslaufen wird und was nun tatsächlich geschieht. Die Protagonistin beschreibt ihre Erlebnisse und muss dann feststellen, dass sie von iherer Erinnerung betrogen wird. So verbringt sie etwa einen Nachmittag mit ihrer Mutter und muss sich dann von ihrem Gatten sagen lassen, dass die Mutter bereits vor zwei Jahren gestorben sei. Sie möchte ihr Büro aufsuchen und kann sich im Fahrstuhl nicht mehr an das Stockwerk erinnern.
Es gibt einzelne Elemente, die sich immer wieder durch das Buch ziehen, etwa ein Buch von drei Bären auf dem Rummelplatz. Eine zerrissene Bluse, ein Schnitt am Bauch. Ein blutiges Messer, ein zerbrochener Teller. Eine rothaarige Frau, die immer wieder auftaucht und Unheil verheißt. Erinnerungen an den Sohn, den Mann, die Arbeit, die Kinderfrau. Es trieb mich beim Lesen fast in den Wahnsinn, die Lösung lag auf der Hand, aber sie entschlüpfte immer wieder. Ah, endlich hatte ich begriffen! Nein, doch nicht, aber erst vor ein paar Seiten hatte ich doch gelesen, dass ... nein, auch nicht, aber könnte es nicht sein, dass vielleicht usw?
Am Ende bin ich durch das Buch gerast. In so schnellem Tempo habe ich schon lange nicht mehr gelesen, insgesamt habe ich vielleicht eine bis eineinhalb Stunden gebraucht (Speedreading machts möglich), auch wenn ich mir die Lesefreude gerne länger erhalten hätte, aber ich konnte nicht anders!
Etwa kurz vor der Hälfte des Buches war mir dann klar, was geschehen war und wie es dazu kam. Aber dennoch wollte ich die Bestätigung dafür haben (und erhielt sie auch). Auch musste ich die näheren Zusammenhänge wissen, denn die konnte man natürlich nicht en detail erahnen, und ich freute mich über jedes Puzzlestück, das ich nach dem Erkennen der Aussage dann zusätzlich dem Gesamtbild hinzufügen konnte.
Ich habe für mich überlegt, ob das Buch an sich mich gereizt hätte, wenn es chronologisch geschrieben gewesen wäre. Und ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich glaube nein. Hätte ich die Geschichte chronologischgelesen, hätte ich sie nett gefunden aber nichts Besonderes. Durch die Erzählweise jedoch wird VATER, MUTTER, TOD zu etwas Besonderem, das man nur selten zu lesen bekommt. Durch die ungewöhnliche Erzählweise entsteht eine ganz eigene Dynamik. Es kommt z.B. nicht darauf an, den Charakteren Tiefe zu geben. Bringt ja auch nichts, weil die Tiefe der Charaktere (dass man sich hineinversetzen kann etc) nicht vermittelt werden kann ohne den zugehörigen Zusammenhang, der anfangs durch das Nichtchronologische ja fehlt. Für das von ihm gewählte Format hat der Autor die Figuren, die Handlung hervorragend beschrieben. Ich musste zwischendurch an den Film MEMENTO denken, der mit ähnlichen Mitteln (nicht durcheinander, dafür jedoch rückwärts erzählt) ebenso genial Spannung erzeugen konnte.
Hm, jetzt ist das Buch vorbei, schade. Auf jeden Fall ein großartiges Buch, das ich jedem, der spannende Thriller und Mindfuck mag, ab-so-lut ans Herz lege. Dieses Buch wird man nicht so schnell vergessen ...
SaschaSalamander 27.06.2011, 08.53 | (0/0) Kommentare | PL
Holundermond
Neles Eltern lassen sich scheiden, und sie versteckt sich heimlich im Kleinbus ihres Vaters. Er fährt nach Österreich, wo sein nächster Arbeitsauftrag auf ihn wartet. Jan ist natürlich nicht begeistert, aber es ist zu spät zum Umkehren, als er seine kleine Tochter entdeckt. Also darf Nele mit ihm in einer kleinen Pension wohnen, wo sie Flavio kennenlernt. Jan muss den Kunstraub im Kloster >Kartause Mauerbach< aufklären, und gleich nach seinem ersten Arbeitstag scheint er verschwunden. Nele hat Angst, dass ihm etwas passiert sein könnte und macht sich gemeinsam mit Flavio auf Spurensuche. Was hat Dottore Holzer, Jans Geschäftspartner und Flavios Geschichtslehrer, mit dem Verschwinden des Vaters zu tun? Wer ist das geheimnisvolle Mädchen, das nachts durch den Garten spaziert? Können Nele und Flavio rechtzeitig das Rätsel lösen, bevor es zu spät ist?
Historische Informationen rund um das ehemalige Siechenhaus und spätere Kloster Mauerbach, einbegunden in eine Geschichte um ein mutiges Mädchen und ihren gewitzten Freund. Einfach strukturiert und spannend erzählt. Die Rollen sind von Anfang an klar verteilt. Natürlich weiß Nele nicht, dass sie gerade dem "Bösewicht" gegenübersteht, aber der Leser bangt dafür umso mehr, denn er ahnt die Gefahr, in der sie nun schwebt. Wird er ihr etwas antun? Wie soll das kleine Mädchen diesen mächtigen Mann stoppen?
Bald wird das Buch gewürzt mit einer Prise Fantasy, die sehr schön in die Geschichte passt und sich wie selbstverständlich liest, so als wäre es real. Nele hinterfragt es gar nicht. Sie ist kurz erstaunt, und dann akzeptiert sie die Dinge, wie sie sind. Auch ich habe nicht hinterfragt. Das finde ich das Schöne an Kinderbüchern: mit den Augen eines Kindes sieht die Welt verzaubert aus, und Wunder werden nicht infrage gestellt.
Ach, das hat gut getan. Ich mag Kinderbücher sehr und empfinde sie als eine Entspannung zur Erwachsenenliteratur. Wieder einmal mit den unschuldigen Augen eines Kindes sehen, eintauchen in eine Welt aus Abenteuerlust und Faszination. Für mich ist ein Kinderbuch dann gut, wenn es Kinder unterhält und Erwachsene wieder klein werden lässt. Und das ist Jutta Wilke hervorragend gelungen!
Die Sprache ist schlicht gehalten und passt sehr gut zu den beiden Kindern. Die Erwachsenen handeln zwar wie Erwachsene, werden jedoch aus Kindersicht beschrieben. Ich habe das Buch quasi in einem Atemzug verschlungen, da es sich sehr flüssig liest und trotz der für ältere Leser klar vorhersehbaren Handlung immer spannend bleibt. Ich war während des Lesens wieder jung, ärgerte mich mit Flavio über den gemeinen Klassenlehrer und spürte Neles Schmerz über die Trennung ihrer Eltern. Es war wie eine kleine Zeitreise, als ich mich an Dinge erinnerte, die ich damals selbst erlebte: als ich im Urlaub andere Kinder kennenlernte und mit ihnen anfreundete. Als ich in alten Gemäuern spielte und verbotene Türen öffnete. 316 Seiten ist für ein Kinderbuch ab 10 Jahren nicht gerade wenig, und doch war keine Seite davon zuviel.
Und eigentlich schreibe ich ja selten über die Cover, denn für mich zählt der Inhalt des Buches. Aber in diesem Fall möchte ich es dennoch kurz erwähnen. Es fällt mit seiner Gestaltung sofort auf, es verspricht Geheimnis und Abenteuer. Auch das Kloster im Hintergrund wurde, wenn man es mit den Originalbildern vergleicht, mit viel Liebe zum Detail sehr gut getroffen.
Ein Kinderbuch, das mich seit langem wieder einmal richtig begeistert hat und das ich allen Kinder und Junggebliebenen gerne empfehle :-)
SaschaSalamander 24.06.2011, 09.28 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL
Jeder Tag endet mit dem Tod
Elmar Kreuzer, seines Zeichens Kripobeamter. Die 13jährige Lisa bittet ihn um Mithilfe: ihr Vater wurde getötet, und sie glaubt nicht an einen Raubüberfall, wie die örtliche Polizei es darstellt. Elmar möchte dem Mädchen helfen und beginnt seine Ermittlungen. Dabei wird er erschossen, und nun erlebt er jeden Morgen aufs Neue den gleichen Tag. Er nutzt die Möglichkeiten, mit dem Wissen des Vortags und dem Unwissen der Befragten sein Netz um den Täter immer enger zu ziehen, bis er ihn überführen kann. Doch während das Datum stillsteht, verändert sich Elmar, er hat mit den Belastungen des Vortages zu kämpfen und wird immer schwächer. Kann er den Mord an Udo König lösen, bevor er eines Morgens nicht mehr die Kraft hat, aufzustehen? Wird es ihm gelingen, die Zeitschleife zu verlassen?
Die Idee klingt nach TÄGLICH GRÜSST DAS MURMELTIER, und das ist kein Zufall. Inspiriert von diesem Film hatte der Autor den Einfall zu diesem Buch. Ich mochte den Film, ich mag Krimis, und ich war gespannt auf die Umsetzung. Leider muss ich sagen, dass JEDER TAG ENDET MIT DEM TOD mich nicht überzeugen konnte. Allerdings weiß ich auch, dass viele Communitymitglieder begeistert sind von diesem Titel, nicht umsonst wurde das Buch als einer der Favoriten gewählt. Es ist also klar, dass dies hier meine persönliche Meinung ist (meine Stammleser wissen, wie pingelig ich sein kann *g*), die allerdings deutlich von denen der meisten Leser abweicht. Aber warum nicht auch einmal eine Gegenstimme bloggen. Es ist gut, wenn Bücher polarisieren, sonst wären sie zu "glatt". Außerdem liebe ich die Diskussionen, wenn die Leser meines Blogs andere Meinungen äußern und sich daraus interessante Mailkontakte ergeben.
Die Idee, wie gesagt, fand ich sehr gut. Durch den Film ist es schon ausreichend bekannt, aber ich kenne niemanden, der das Thema direkt aufgegriffen hat. Dabei bietet es geniale Möglichkeiten, die sich bestimmt nicht nur in Komödie oder Krimi gut umsetzen lassen! Sprachlich, stilistisch und inhaltlich allerdings hat mich der Autor nicht überzeugt.
Bereits im ersten Absatz findet man auf fünf Zeilen 10 Adjektive wie "menschenleer", "diffus", "zuckend". Es wird eine Atmosphäre beschrieben, die dicht und wohl auch gefährlich wirken soll, mich aber fast dazu brachte, das Buch ungelesen beiseite zu legen. Zu viele Beschreibungen, wenig Raum für eigene Fantasie. Im Laufe des Buches wird der Gebrauch dieser Wörter etwas gemäßigter, jedoch noch immer zuviel für meinen Geschmack. Zusammen mit den sehr kurzen, simplen Sätzen für mich eine ungünstige Kombination.
Der Autor arbeitet auch mit sehr vielen Metaphern. Einige davon sind recht gelungen und gefielen mir sehr gut. Allerdings kommt auf jede wortgewandte Metapher auch gleich eine ungünstige Formulierung. Da liegt ein Teppich wie ein störrischer Esel im Weg (S. 53) oder wurde ein Haus aus Schweiß erbaut (S. 60), ja es begeht eine Frau sogar einen Seitensprung (sie hüpft zur Seite, S. 244). Auch finde ich es schade, dass gute Metaphern stetig wiederholt werden und sich in geringen Variationen durch das gesamte Buch ziehen, bis ich sie irgendwann nur noch überlesen habe, weil ich zum unzähligsten Male von einer nicht runden Sache, einem spottenden Springteufel, vielen Trommlern und einem Geiger hörte. Zudem neigt der Autor dazu, die Dinge zu ausführlich zu beschreiben. So erfährt der Leser beispielsweise nicht nur, wie ein Raum aussieht, sondern auch, wo auf welchem Punkt des Schreibtisches ein Kaffeefleck ist, eine Tasse steht, wie die Tastatur liegt, wie groß der Monitor ist, dass die Telefone auf Schwenkarmen ruhen, dass sich in der Tasse Serviette und Gabel befinden etc., eben Dinge, die mir das Lesen erschweren, weil sie mir die Fantasie vorwegnehmen und zuviel unwichtige Information enthalten.
Einige Bezugsfehler führen zu unfreiwillig komischen Situationen. So kann man sich über kichernde Bettfedern (S. 54) oder einen langhaarigen Stuhl (S. 83) wundern.
Auch sonst gab es einige Dinge, die mir leider aufstießen und bei denen ich mich fragte, ob das nun logisch sei. Aber gut, ich bin Krimileser, kein Polizeiermittler, daher kann ich über Ermittlungsmethoden nur spekulieren und mir meinen Teil denken, wenn Elmar Dinge tut, die ich weder fachlich noch menschlich nachvollziehen kann.
Ohne Absatz wechselt mitten in einem Abschnitt plötzlich die Erzählperspektive vom Ermittler zur Tante (S. 35). Ich musste die Stelle mehrfach lesen um zu begreifen, was nun gerade los war und ob ich etwas Wichtiges verpasst hatte. Auch gibt es zwei Namen, die sich stark ähneln, was es Leuten wie mir, die Probleme mit Namen haben, nicht gerade leichter macht.
Warum ich trotzdme weitergelesen habe? Die Neugier auf die sich entwickelnde Handlung. Die war es dann auch trotzdem wert, das Buch zu beenden. Geübten Krimilesern ist der Mörder vom ersten Moment an klar. Aber gerade deswegen gefällt es, wenn immer wieder kleine Anzeichen klarmachen, um wen es sich handelt und man sich in seiner Meinung bestätigt sieht.
Gelungen ist die dramatische Steigerung. Während im MURMELTIER der Protagonist täglich frisch und munter erwacht, spürt Elmar die Erlebnisse des Vortages und wird immer launischer, aggressiver, sein Kopfweh steigert sich, der Täter kommt näher, immer mehr erfährt man über den Mord und sein mögliches Motiv sowie die einzelnen Zusammenhänge, die dazu führten, warum so viele Personen indirekt in die Tat verwickelt sind und welch trauriges Schicksal dazu führt, dass die Polizei schlecht ermittelte, Udo sterben musste und niemand es wirklich hinterfragte.
In anderen Romanen ist es oft der Zufall, der den Ermittlern in die Hände spielt, das ärgert mich oft, denn ich will keine Zufälle sondern Spannung, die aufeinander aufbaut. Ich möchte als Leser gerne "mitmachen" und "dabeisein" und das Gefühl haben, dass auch ich den Fall auf ähnliche Weise gelöst hätte, weil ich durch Fragen, Auskundschaften, logische Folgerungen auf die gleichen Schlüsse komme. Das ist hier möglich, Elmar Kreuzer ist ein Ermittler aus Schrot und Korn, der wirklich gute Polizeiarbeit leistet und sich nicht darauf verlässt, dass andere das für ihn erledigen. Den Titel "der Mann, der nie aufgibt" trägt er zu Recht. Und auch, wenn ich mit dem Kommissar und dem Buch nicht warm wurde, fand ich diesen Aspekt dennoch gelungen und wollte die Handlung vor allem auch deswegen weiter verfolgen.
Empfehlung? Für Leser, die ungewöhnliche Krimis mit einem Schuss Fantasy mögen und sich nicht allzu sehr an der oben beschriebenen Sprache stören.
Sterne? Aufgrund Sprache und einiger inhaltlicher Schwächen kann ich nur 3 von 5 Sternen geben, aber die drei Sterne sind ordentlich verdient für die ungewöhnliche Umsetzung des MURMELTIER-Themas und die steigende Spannung zum Ende hin :-)
SaschaSalamander 20.06.2011, 09.21 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Die Nacht der gefangenen Träume
Hm, müsste ich das Buch bewerten, würde ich (für die Hälfte, denn danach habe ich abgebrochen) ganz sicher eine prima Bewertung abgeben. Es hat mir sehr gut gefallen. Sehr schone Metaphern und Sinnbilder, die auch für Kinder nachvollziehbar und verständlich sind. Märchenhafter Schreibstil, Fantasy genau für Kinder und Jugendliche, wie ich es liebe. Kein All-Age, sondern wirklich ein Kinderbuch, Jugendbuch. Mir gefällt die Idee und die Umsetzung sehr gut. Und auch während des Vorlesens konnte ich einige sehr schönen Wortspiele erkennen, die ich lieber gelesen als gehört hätte.
Aber der Vortrag hat mich ziemlich eingeschläfert. Der Sprecher ist nicht übel, aber gerade für ein Kinderbuch wünsche ich mir mehr Abwechslung in der Stimme. Es muss ja nicht gleich Rufus Beck sein, der für jede Figur eine eigene Stimme bastelt. Aber wenigstens ein wenig Emotion. Ich will es in der Stimme hören, wenn etwas Aufregendes passiert. Ich will die Begeisterung spüren, die Angst. Statt dessen habe ich mich zwei CDs lang ziemlich gequält und es dann abgebrochen. Was bringt es, wenn ich in Gedanken immer wieder abdrifte und der Sprecher mich nicht einmal zurückholen kann?
Bei Amazon habe ich mal flink geklickt, auf den ersten Seiten sehe ich von ihm eigentlich nur Hörbücher für Erwachsene. Krimis, oder auch die Erwachsenenlesung von Harry Potter. Dort mag es vielleicht passen, da Krimis anders aufgebaut sind. Aber für ein Kinderbuch, da fand ich ihn wirklich die falsche Wahl. Schade. Denn eigentlich wirklich ein hervorragendes Buch, das mir sehr gefallen würde. Ich werde mir das Buch demnächst kaufen oder ertauschen. Möchte es gerne gedruckt vor mir liegen haben, das Hörbuch war eine Enttäuschung für mich :(
SaschaSalamander 26.05.2011, 09.51 | (0/0) Kommentare | PL
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