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Blogeinträge (Tag-sortiert)
Tag:
Hamburg Blues Band feat Farlowe, Clempson, Brown
VOR DEM KONZERT
Zufällig las ich in der Zeitung von dem Konzert und habe etwas mit mir gerungen. Mitten in der woche, abends um 20 Uhr, mit dem Bus ein paarmal umsteigen und dann erst nach Mitternacht heim, am nächsten Tag arbeiten. Noch dazu "HBB feat Chris Farlowe und Arthur Brown", diesen Brown kannte ich nur vom Namen, hatte ihn aber noch nie gehört, wer weiß, ob mir das überhaupt gefallen würde. Aber gut, selbst ein einziger Song von Chris wäre den Besuch wert, also raffte ich mich auf.
Über die einzelnen Musiker möchte ich nichts weiter erzählen, das wurde >an anderer Stelle< schon ausreichend getan.
FARLOWE und CLEMPSON
Clem war von Beginn an dabei. Die HBB spielte einige Songs, die ich zwar nicht kannte, die aber das Publikum ohne Aufwärmphase sofort mitrissen. Dann wurde für die erste Hälfte Chris Farlowe angekündigt, und dann kam er auch schon auf die Bühne. Er hat so viele Songs, und ich kenne die meisten, aber an diesem Abend sang er zwei Stücke, die mir neu waren. Was soll ich über ihn noch erzählen? Er ist einfach ein ganz Großer, für mich ist er DER Sänger schlechthin: die Wandelbarkeit seiner Stimme, das Charisma seiner Interpretationen, seine Improvisation, der Scat, seine humorvollen Sprüche zwischen den Songs, die Interaktion mit Publikum und Musikern. Und selbst, wenn ich manche Songs von ihm schon unzählige Male auf CDs, DVDs und Konzerten gehört habe - jedes Mal, wenn er zum Singen ansetzt, interpretiert er das Stück neu, variiert den Text, fügt Improvisationen hinzu, ändert die Melodie. Er singt nicht nur, sondern er lebt seine Musik auf der Bühne aus!
Ich liebe es, wenn er A Capella singt, kenne es jedoch nur von CDs. Gestern durfte ich es endlich einmal live erleben, und es war umwerfend. Gut, komplett ohne war es nicht, er wurde vom Keyboard begleitet, doch des war eher Hintergrunduntermalung. Und dann sang er auch noch mein Lieblingslied, das ich live ebenfalls noch nicht kannte. Also ein grandioser Abend für mich!
Crazy ´bout my baby sang er, I´ll sing the blues, Lonesome Road, Standing on shaky ground, I dont love you any more, noch zwei, drei weitere, und natürlich für die Zugabe Out of Time. Wie immer ein Genuss!
Dass er mit Clem schon ein seit Jahrzehnten eingespieltes Team ist, merkte man an diesem Abend ganz besonders. Sie warfen sich musikalisch immer wieder die Bälle zu, improvisierten gemeinsam, führten Zwiesprache mit Stimme und Gitarre auf ihre eigene Weise, die mich schon bei den Colosseum-Konzerten immer beeindruckt hatte.
Und Clem spielte wie gewohn lässig, gekonnt, ohne Showeinlage, ohne ein Wort an die Zuhörer, hochkonzentriert, Meister seines Fachs. Er hatte viele Soli an diesem Abend. Ich liebe es, wie er den Zuhörer in seinen Bann schlägt, die Spannung steigert und über viele Takte hinweg nicht auflöst, bis endlich der erlösende Akkord folgt, tosender Applaus, und vom Meister nur ein bescheidener Blick in die Menge.
BROWN
Als ich hörte, dass Chris den ersten Teil des Konzerts bestreitet, war ich enttäuscht. Denn schließlich hebe ich mir immer das Beste zum Schluss auf, warum also bitteschön sollte dieser andere, den ich nicht kannte, am Ende singen? Glaubt da etwa jemand, der sei besser als Chris?!?
Doch dann betrat Arthur die Bühne. Eine riesige Gestalt, von Kopf bis Fuß in ein Samtgewand gleich einer Kultrobe, verhüllt auch das Gesicht mit einem riesigen dunklen Tuch, in der Hand ein riesiger Stab mit schwarz-roten Bändern am oberen Ende. Da stand er also vor dem Mikro, eine beeindruckende Erscheinung, im Mittelpunkt und doch noch unsichtbar, und sang seinen ersten Ton. Und in diesem Moment wusste ich, warum er als zweiter sang und dass es ein Abend werden sollte, wie ich ihn auf einem Konzert noch nie erlebt hatte!
Seine Stimme ist unglaublich, genauso wandelbar und von großem Umfang wie bei Chris, ansonsten aber kein Vergleich. Ich will nicht sagen, wer besser ist, weil die beiden einfach grundverschieden sind. Arthur ist ein Magier, ein Poser, ein dunkler Dämon. Sein Auftritt war Show pur. Und während Chris nur sang (er ist ja doch immer etwas steif in seinen Bewegungen, und er singt extrem wandelbar, aber er singt), reizte Arthur alles, was möglich war. Er keuchte, seuftze, schrie, winselte, jaulte, ja er schnarchte sogar! Er hüpfte über die Bühne, riss die Arme nach oben, krabbelte vor Clem auf dem Boden, vollführte magische Rituale, ging in die Hocke, wackelte mit den Knien und Armen, drehte sich wie ein Derwisch im Kreis, dass seine Kleidungsstücke nur so über die Bühne wirbelten.
Erst trug er das Samtgewand, und es war beeindruckend, wie hinter dem Stoff über dem Gesicht der riesige, aufgerissene Mund erkennbar war. Da ich ihn ja nicht kannte, war ich gespannt, was mich hinter dem Tuch erwarten würde. Und ich sah kurz darauf einen hageren Mann, der mich sofort an Catweazle erinnerte. Schütteres, halblanges Haar, das ihm wirr vom Kopf steht, ein Ziegenbärtchen, ein irrer Gesichtsausdruck. Er legte eine grandiose Show ab, ließ seine Gesichtsmuskeln spielen (wow, jeder andere hätte nach solch wilden Aktionen Muskelkater im Gesicht!). Nachdem er das Samtgewand abgelegt hatte, trug er darunter einen extravaganten Look, den er kurz darauf ebenfalls entblätterte und darunter wieder andere Kleidung trug.
Die Songs kannte ich nicht, abgesehen vom One-Hit-Wonder Fire und "don´t let me be misunderstood", den er ebenfalls zum Besten gab. Das Besondere seiner Songs fand ich, dass es keine eingängigen Titel waren, die man nach dem ersten Refrain mitsingen könnte. Es sind Titel, die man mehrfach hören muss, um sie zu erfassen. Den kompletten Text bei einem Rockkonzert zu verstehen ist sowieso nicht möglich, aber was ich verstand, zeigte, dass seine Songs auch zum auffälligen Auftreten passen. So sang er z.b. sinngemäß "i don´t care if you love me cause i put a spell on you". Oder zwischen den Songs fragte er das Publikum "Do you feel good", nur um dann wissend zu nicken und hinterherzuschieben "but it won´t last for long cause ... "und blickte verheißungsvoll. Er zeigte mit dem Finger auf das Fenster, sprach über den Beinahe-Vollmond und meinte "the moon is nearly full, and this means ... "und startete ein langes, gedehntes Wolfsgeheul in den unterschiedlichsten Tonlagen.
(Einschub: nun habe ich mich ein wenig umgesehen bei Youtube und habe nach Textstellen gegoogelt, und so habe ich nun herausgefunden, dass er z.B. I put a spell on you sang, Nightmare und Where have you been my blue-eyed son)
Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Doch Show und Gebaren ist eine Sache. Was zählt ist die Stimme, der Gesang. Und dieser hat mich von der ersten Note an überzeugt! Und vor allem extrem variabel, eine opernartige Einlage beeindruckte mich besonders, WOW! Es ist dem Zuhörer unmöglich, sich zu entziehen.
Ich muss zugeben, dass ich nach diesem Abend nicht verstehe, warum er als "One-Hit-Wonder" betitelt wird, und warum er nicht weitaus bekannter ist! Er ist ein Ausnahmetalent ohnegleichen, wie ich es außer Farlowe nur selten erlebt habe. Vielleicht liegt es daran, dass er sehr extrem ist. Ich kann mir vorstellen, dass er die Gemüter spaltet: man hasst seine Musik und sein Auftreten, oder man liebt es. Und was mich betrifft: seit gestern Abend hat er einen neuen Fan!
NACH DEM KONZERT
Mit Pause dauerte das Konzert fast drei Stunden, aber die Zeit ging vorbei wie im Flug. Gerne hätte ich mir noch Autogramme von allen geholt, und Farlowe und die HBB sind da ja immer sehr offen (Arthur kenne ich in dieser Hinsicht noch nicht). Vielleicht hatten sie heute keine Zeit, mussten sofort zum nächsten Konzertort, oder vielleicht hätte ich länger warten müssen. Nun ja, schade aber macht nichts, es wird wieder eine Gelegenheit geben, Chris ist aktiv und immer wieder in Deutschland auf Tour, ich werde ihn hoffentlich noch oft erleben dürfen.
Anfangs hatte ich ja gezögert, ob ich gehen soll oder nicht. Aber ich habe keine Sekunde bereut, es war ein unvergleichlicher Abend. Was mich mit Arthur Brown erwarten würde, hatte ich nicht erahnt, und umso größer meine Überraschung, mein Staunen. Ich bin dankbar, dass die HBB an diesem Abend nicht nur einen der drei Gäste geladen hatte wie bei einigen Auftritten zuvor, sondern alle drei. Tolle Konzerte gibt es immer wieder, aber gleich im Dreierpack wie gestern ist unvergesslich!
SaschaSalamander 13.12.2011, 09.45 | (0/0) Kommentare | PL
Das Geheimnis des weißen Bandes
Nach dem letzten Fall (siehe Arthur Conan Doyle) ist einige Zeit vergangen, und erneut greift Dr. Watson zur Feder, um von den Abenteuern seines Gefährten Sherlock Holmes zu erzählen. Das Buch soll versiegelt bleiben für lange Zeit, denn was die beiden erfahren haben, ist zu skandalös! Wie schön, dass Anthony Horowitz für uns nun diese Geschichte erzählt:
Ein Mann beauftragt den Meisterdetektiv, denn er fühlt sich verfolgt. Er kennt den Stalker und bangt um sein Leben. Im Rahmen der Ermittlungen stoßen sie auf weitere Geheimnisse, die sosehr in die obersten Schichten der Gesellschaft hineinreichen, dass Holmes selbst schließlich zum Ziel der Täter wird. Und was der Meister am Ende offenbart, ist in der Tat so verrucht, dass es Watson damals nicht möglich war, diese Erzählung früher zu veröffentlichen ...
SHERLOCK HOLMES - ORIGINAL vs NEU
Es dürfte wohl niemanden geben, der Sherlock Holmes nicht kennt. Aber wie fast alle kenne ich ihn aus Filmen, Büchern, Zeichentrickserien, Hörspielen, TV-Serien, Mangas sowie als Referenz allenorten. >Conan Doyle Estate< hat ein waches Auge über Veröffentlichungen. Und laut Angaben des Verlages ist DAS GEHEIMNIS DES WEIßEN BANDES das Buch, welches als erstes dieser Art bestätigt und zugelassen wurde. Horowitz hat den "neuen Sherlock Holmes" erschaffen, und dabei wahrt er die alte Form. Inzwischen habe ich bereits das erste Buch (Study in Scarlet) gelesen, sodass ich einen kleinen Vergleich wagen kann in Schreibstil und Inhalt. Einzelne Fälle sind mir vor allem aus Hörspielen (Maritim) und Sekundärliteratur bekannt.
SPRACHE, STIL
Nun habe ich sowohl von Doyle als auch von Horowitz nur eine Übersetzung gelesen, sodass ich sprachlich nicht vergleichen kann, jedoch die Stimmung und der Stil sind sehr markant. Und dies hat Horowitz hervorragend gewahrt und fortgeführt oder zumindest der Übersetzer sehr gut angeglichen. Dr. Watson schreibt als Beobachter seine Erlebnisse über den Mann, welchen er bewundert, seine Worte sind klar, direkt und wohlgewählt. Es ist keine moderne Version, sondern Horowitz bedient sich der altertümlichen Sprache, wie man sich von Doyle kennt, eben die des viktorianischen England um 1890.
Es gibt sehr viele Verweise auf alte Fälle, es tauchten alte Bekannte von früheren Erlebnissen auf, und auch bekannte Zitate werden erwähnt. Dies geschieht unaufdringlich und passend zur Handlung, sodass Kenner einzelne Momente wiedererkennen, Neulinge aber nicht das Gefühl haben, dass ihnen etwas für das Verständnis fehlt.
INHALT, AUFBAU
Die Handlung beginnt absolut klassisch, und ich liebe diesen Aufbau und die Umsetzung. Was mich bei vielen modernen Veröffentlichungen stört ist die Darstellung des Dr. Watson, den ich im Original eigentlich sehr mag, der aber leider viel zu oft zur Witz- oder gar Nebenfigur verkommt. Horowitz knüpft jedoch nahtlos an, und Watsons Rolle gleicht exakt der bei Doyle, zumindest fiel mir keine Veränderung auf.
Und sonst: Keine Action wie in den modernen Filmen, auch keine plötzlich aus dem Hut gezauberten Lösungen, die zeigen, dass der Autor einfach nur das Buch beenden wollte und schnell etwas erdichtete. Sondern klassische Ermittlungsarbeit. Holmes ist dem Leser und Watson immer einen großen Schritt voraus, und sobald die Beweise auf der Hand liegen, enthüllt er seine Ergebnisse. Zeigt das, was andere leichtfertig übersahen. Er ist eben ein Genie.
Ein Genie mit Schwächen, und in diesem Fall zieht Horowitz so einige Register. Seine Schwächen werden Holmes zum Verhängnis. Und nicht nur das: auch seine Stärken (die Irregulären, also die Straßenjungs) werden nun zu seiner Achillesferse, plagen ihn als das schlechte Gewissen. Dieser Fall kostet Holmes und Watson mehr Nerven, Kraft, Gesundheit und Energie als alle bisherigen. Ich hielt dies in der Ankündigung für reine Werbung, aber ich muss sagen, dass das Ende mich absolut überzeugte. Ja, dieser Fall ist in der Tat etwas ganz Besonderes. Horowitz hat die alten Themen von Doyle aufgegriffen und in einen neuen Kontext gesetzt, er hat ein Verbrechen geschaffen, das wirklich skandalös ist.
DER NEUE HOLMES
Der Holmes von Horowitz wird bezeichnet als "neuer Sherlock Holmes". Was ist nun so neu an ihm? Ich denke, das soll jeder für sich entscheiden. Was es in meinen Augen ausmacht: Holmes wird vom Ermittler, der mit reiner Deduktion arbeitete, nun zum Profiler, er erlebt durch die Ereignisse, denen er sich dieses Mal stellen muss, eine bedeutsame Entwicklung. Sinngemäß meint er gegen Ende "ich habe die Wahrheit nicht erkannt, obwohl sie vor mir lag. Doch es gibt Dinge, die ein zivilisierter Mensch nicht zu denken wagt. Um einen Verbrechen aufzuklären ist es notwendig, mich in den Verbrecher hineinzudenken, so schrecklich dies auch sein mag." Ja, das ist wirklich neu, das kannte ich noch nicht von ihm. Das hat nichts mehr mit Logik und Deduktion zu tun, aber warum soll Holmes sich nicht weiterentwickeln? Hatte Holmes früher den Tropfen, so erkannte er nun den Ozean, in welchem er zukünftig schwimmen muss, um die ganz großen Fische zu erlegen ... Herr Horowitz, ich erwarte bitteschön eine Fortsetzung, ich will sehen, wie er sich weiterentwickelt! ;-)
HÖRBUCH/ BUCH
Das Hörbuch ist sehr hübsch gestaltet. Die CDs sind abwechselnd mit schwarzem und weißem Aufdruck versehen, passend zum schlichten aber eindrucksvollen Cover. Das Booklet beinhaltet ein Dramatis Personae, eine Auflistung der Beteiligten. Bei so vielen Handlungssträngen und auftretenden Personen eine große Hilfe, die ich zwischendurch immer wieder gerne zu Rate ziehe während des Lesens / Hörens.
Der Sprecher Johannes Steck bedarf keiner Erklärung, er ist einfach einer der ganz Großen. Mit seiner Stimme nimmt er sich zurück und lässt die Figuren wirken. Er verleiht ihnen Charakter, wenn er auch etwas dezenter darin ist als zum Beispiel Rufus Beck oder Stefan Kaminski. Aber seine Zurückhaltung passt ideal zum Inhalt des Buches, ist eine gelungene Verkörperung des "Autoren" Dr. Watson. Routiniert trägt er die Geschichte vor, sodass man sich ganz auf die Handlung konzentrieren kann ohne durch irgend eine Unebenheit im Vortrag abgelenkt zu werden.
Das Buch selbst habe ich nicht, aber ich habe schon mehrfach gehört, dass das Lesebändchen wohl ein seidenes Band sein soll. Eine sehr hübsche Idee vom Verlag, da dies sehr gut zur Handlung passt. Ich freue mich immer, wenn ein Verlag ein Buch nicht einfach nur auf den Markt wirft sondern den Exemplaren mit kleinen Besonderheiten eine persönliche Note verleiht.
FAZIT
Eine gelungene Neuversion und für Freunde des Meisterdetektives ein absolutes Muss. Für Kenner des Originales ebenso geeignet wie für Neulinge. Und eines ist sicher: dieses Buch macht absolut Lust, sich endlich den Originalen zu widmen. Denn nach DAS GEHEIMNIS DES WEIßEN BANDES will man unbedingt mehr! Und wenn es (noch?) keine Fortsetzung gibt, dann greift man eben zu dem, was bereits da ist ;-)
SaschaSalamander 12.12.2011, 09.23 | (2/1) Kommentare (RSS) | PL
Statistik KW 49
2 - Ich arbeite in einem Irrenhaus (M Wehrle)
1 - Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot (Sir A C Doyle)
1 - Das Geheimnis des weißen Bandes (A Horowitz)
1 - Rancherherz (I L Minden)
4 - Wurst und Wahn (J Hein)
4 - In meinem Himmel (A Sebold)
GESEHEN
Der gestiefelte Kater
NEUZUGÄNGE
Das Labyrinth der Spiegel (S Lukianenko)
Oliver und Co (DVD)
ANMERKUNGEN:
1 - komplett
2 - beendet
3 - weitergeführt
4 - begonnen
5 - abgebrochen
SaschaSalamander 11.12.2011, 20.43 | (0/0) Kommentare | PL
Eins nach dem anderen
am Donnerstag erfuhr ich in der Zeitung von einem Konzert, das ich am Abend besuchen wollte. Also wurde es ein sehr langer Donnerstag bis hinein in den Freitag. Gestern dann die Weihnachtsfeier mit den Kollegen, wir besuchten ein fränkisches Lokal und hatten einen netten Abend. Im Anschluss daran sind mein Freund und ich ins Kino, um DER GESTIEFELTE KATER anzusehen. Ein liebevoller Animationsfilm, der jeden Cent wert war und die 3D-Effekte absolut ausreizte. Und heute wagten wir uns ins Gedrängel der Innenstadt, wo drei Comiczeichner signierten und ich mich ordentlich mit Werken und Autogrammen eindeckte.
Über das Konzert und die Signierstunde möchte ich Euch in einem extra Beitrag erzählen, aber jetzt komme ich heute Nachmittag erst einmal zur Ruhe. Es haben sich ein paar Rezensionen angehäuft, die Mails stapeln sich im Postfach. Aber wie lautet mein Motto: "wenn Du es eilig hast, geh langsam". Also erstmal ein Tässchen Tee, und dann eins nach dem anderen ...
SaschaSalamander 10.12.2011, 15.30 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Tabaluga und die Zeichen der Zeit
Ich finde es okay, wenn die Alben nicht aufeinander aufbauen sondern für sich stehen. Aber in manchen Dingen werden Bezüge gestellt (so etwa zum verstorbenen Vater, die Erinnerung an Lilli, Tyrions Wandel), auf der anderen Seite gibt es ganz vehemente Brüche (die Bedeutung der Drachen, das Wissen um die Liebe, die Vorstellung des Todes, religiöse Anspielungen, u.a.), das empfinde ich als inkonsequent. Es kommt mir so vor, als wolle man auf dem Erfolg der alten Alben basierend nun ein wenig Geld scheffeln, indem man ein paar neue Lieder auf den Markt wirft.
Aber wo ich bei den anderen Alben eine Wärme spürte und manchmal seufzend nickte, fehlt mir hier die Tiefe, die Aussage. Aus dem Drachen, der vordergründig so unterhaltsam und hintergründig so tiefsinnig war, wurde eine leblose Puppe gemacht. Auch die Musik ist kraftlos. Es gab für mich selbst kein einziges Stück mit Wiedererkennungswert, das ich seitdem im Ohr trage, die Refrains luden mich nicht zum Mitsummen ein, ich kann mich an keinen einzigen Text mehr erinnern, und schon wenige Minuten nach Ende eines Songs hätte ich nicht einmal mehr die Melodie nachpfeifen können (naja, außer dem ersten Song, der jedoch inhaltlich nicht allzu viel bieten konnte). Natürlich ist die Eingängigkeit eines Songs nicht ausschlaggebend für die Qualität, trotzdem ist das etwas, das ich bei Tabaluga bisher so angenehm fand: eingängige Ohrwürmer, deren Inhalt das Herz berührt. Diesesmal: kein Ohrwurm. Keine Gänsehaut. Kein Tränchen. Handtaschenweisheiten statt tiefe Wahrheiten. Leere Musik, leere Texte.
Nach dem Hören war ich sehr enttäuscht. Ja, ich weiß, es gibt haufenweise Fans, und wenn ich mich beim großen Onlinehändler umsehe, dann lese ich fast nur Begeisterungsstürme. Doch ich werde mich nicht einreihen. Leider ... und ich möchte auch betonen, dass ich keinem Fan die CD madig machen möchte. Aber da auch ich mich freue, hier und da eine Gegenstimme zu lesen, die meine Ansicht teilt, möchte ich Euch trotzdem davon erzählen. Und natürlich bin ich selbst sehr gespannt, wie Ihr DIE ZEICHEN DER ZEIT fandet :-)
SaschaSalamander 07.12.2011, 09.55 | (0/0) Kommentare | PL
Imagery
Eigentlich kenne ich Marzi als reinen Fantasyautor, umso erstaunter war ich über den Genrewechsel. Aber statt skeptisch bin ich in solchen Fällen immer sehr neugierig.
Äußerlich ähnelt das Buch gerade auf dem Buchrücken einem Tablet, eine nette Umsetzung des Inhaltes, gefällt mir. Auch fällt auf, dass IMAGERY sehr klein ist, dazu recht dünn. Also weniger ein langer, weitschweifiger Roman, vielmehr eine nette, etwas ausführlichere Erzählung.
Richard Elliot arbeitet in einer Werbeagentur. Sein Kollege kommt unter mysteriösen Umständen zu Tode, und Elliot beginnt auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen. Dabei gerät er selbst ins Visier sowohl der Polizei als auch des noch unbekannten Feindes.
Die Idee finde ich nett, es handelt zum einen von den Möglichkeiten der modernen Technik, der Leser sollte sich schon ein wenig für Kindle, Iphone, Ipad und ähnliches Spielzeug begeistern. Uns ist natürlich allen bewusst, dass das, was so leichtfertig daherkommt, in Wirklichkeit weit komplexer ist, als wir das ahnen. Und Marzi zeigt recht nett, was auf einen zukommen könnte und wie wir bereits beeinflusst werden, ohne es zu merken.
Mein Gesamteindruck: nett gelesen, aber irgendwie auch schnell vergessen. Das Thema ist brisant, doch. Aber nicht wirklich neu für mich, und manchmal hatte ich das Gefühl, dass er den mahnenden Zeigefinger etwas zu oft erhebt, um die Leser vor den Gefahren der modernen Technik zu warnen.
Ein bisschen zwiespältig, weil es sich einerseits ganz nett las, andererseits ich mir aber mehr von dem Thema und dem Autor versprochen hatte. Es war eben nett. Aber wie gesagt, es reißt mich nicht vom Hocker ...
SaschaSalamander 06.12.2011, 18.49 | (0/0) Kommentare | PL
Sherlock Holmes
Es war erst einmal ein ganz schönes Gefitzel, herauszufinden, wie die Bücher zusammengehören, mal gibt es eine Gesamtausgabe ohne die einzelnen Geschichten aber mit den Hauptbüchern, mal gibt es alles zusammen, dann habe ich eine englisch-deutsche Ausgabe gefunden, die jedoch für mich sehr unübersichtlich war, mannmannmann!
Jetzt endlich habe ich - so hoffe ich - den Durchblick und fange an. Endlich! Schon seit ich ein kleines Kind bin, liebe ich die Geschichten um den seltsamen Eigenbrötler und seinen treuen Gehilfen. Dass ich ihn gerade jetzt lese, liegt daran, dass ich mir kürzlich das Buch von "James Moriarty" gekauft habe, handschriftliche Notizen hübsch in einem kleinen Büchlein in toller Optik, das die Fälle des Meisters in neues Licht rückt. Außerdem möchte ich in den nächsten Tagen DAS GEHEIMNIS DES WEISSEN BANDES hören.
Ich habe keine Lust mehr, so zu tun, als würde ich SHERLOCK HOLMES kennen. Jetzt will ich endlich dafür sorgen, dass ich ihn tatsächlich kenne. Nicht nur als Filmfigur in alten und neuen Filmen, als Zeichentrickfigur, als japanischen Mangaknirps, als Persiflage, sondern so, wie er vom großen Sir Arthur Conan Doyle gedacht war.
Und ich muss sagen - es liest sich blitzschnell und flüssig, ist überaus spannend, vielleicht werde ich sogar alle Bücher am Stück verschlingen, aber das wäre fast Verschwendung ...
SaschaSalamander 05.12.2011, 19.53 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Statistik KW 48
1 - John Sinclair 69 - der Ripper kehrt zurück
1 - Imagery (C Marzi)
1 - Jakob (F Mertikat, B Scheudert)
1 - Steam Noir 01 - das Kupferherz (F Mertikat, B Scheudert)
1 - Tabaluga und die Zeichen der Zeit (P Maffay)
1 - John Sinclair 69 - Der Ripper kehrt zurück
1 - John Sinclair 70 - Die Hexeninsel
1 - Mein Leben - mit 18 mein Sturz (M Simsek)
2 - Lilith Parker - Insel der Schatten (J Wilk)
2 - Nerds - wo eine Brille ist ist auch ein Weg (J Zittlau)
4 - Ich arbeite in einem Irrenhaus (M Wehrle)
Gesehen
/
Geschenkt
/
Gekauft
Jakob (F Mertikat, B Scheuder)
Judge 01 (Y Tonogai)
Kimba der weiße Löwe (O Tezuka)
Munchkin Zombies 02
Getauscht
Seven Souls (B Miller u.a.)
ANMERKUNGEN:
1 - komplett
2 - beendet
3 - weitergeführt
4 - begonnen
5 - abgebrochen
SaschaSalamander 04.12.2011, 20.23 | (0/0) Kommentare | PL
Mein Leben - mit 18 mein Sturz
Mihrali Simsek, dessen Namen natürlich für das Buch abgeändert wurde, sitzt wegen Totschlages für 6 Jahre und 6 Monate im Gefängnis. In seinem Buch MEIN LEBEN - MIT 18 MEIN STURZ erzählt er, wie es dazu kam und wie es im Gefängnis ist. Im Grunde hätte er gute Chancen gehabt, besuchte ein Gymnasium und hatte Familie und soziale Kontakte, die ihn unterstützt haben. Doch er entschied sich für einen anderen Weg und erkannte erst zu spät, dass es der falsche war. Da war es bereits zu spät, ein junger Mann musste für diese Erkenntnis sterben, und für Mihrali begann ein neuer Lebensabschnitt
AUFBAU
Der Autor schrieb das Buch selbst, ein professioneller Schriftsteller stand ihm hierfür zur Seite. MEIN LEBEN ist gegliedert in neun Kapitel, denen jeweils ein kurzes Gedicht, ein kleiner Rap vorausgeht. Die Kapitel sind gegliedert in jeweils zwei Erzählstränge: "Draußen" und "Drinnen". Parallel erzählt er zum einen, wie sein Haftalltag aussieht, mit welchen Problemen er zu kämpfen hatte, welche Gedanken ihn bewegen. Zum anderen ist das Leben vor dem Knast, draußen, wo er schildert, was der Tat vorausging und wie es dann dazu kam.
Das Buch ist vom ersten Moment an mitreißend, Stil und Inhalt ziehen den Leser (nicht nur die jugendliche Zielgruppe) sofort in seinen Bann. Es ist kein Roman, bei dem man sich fragt, wie es enden wird. Man kennt den Inhalt, weiß was geschehen wird. Und doch lässt die Geschichte nicht mehr los, steigert sich von Seite zu Seite bis zum Ende. Das Ende ist ungewiss, Mihrali droht die Abschiebung in ein für ihn fremdes Land, dass mancher Pauschaltourist besser kennt als er selbst.
SCHREIBSTIL
Mihralis Stil ist direkt, nahezu ein Musterbeispiel für das unverblümte Schreiben: kein Drumrumgerede, keine schönen Worte für unschöne Dinge, alles klar und deutlich. In kurzen Sätzen, selten ein Nebensatz. Er gewährt dem Leser einen Einblick in seine Gedankenwelt. Nein, er versucht nicht seine Tat zu rechtfertigen, deutlich erkennt man die Reue und das Wissen, dass es zu spät ist für eine Wiedergutmachung. Sein Ziel ist es, Jugendliche anzuspreche und ihnen klarzumachen, dass genau jetzt der richtige Punkt zum Umkehren ist.
Das Buch ist sehr kurz, und doch hat man am Ende das Gefühl, dass alles gesagt wurde, was wichtig ist. Mihrali braucht keine großen Worte. Als ich das Buch nach dem Lesen reflektierte, war ich sehr erstaunt, wieviel Inhalt er auf diesen wenigen Seiten untergebracht hatte, wie präzise er seine Situation geschildert hatte und wie deutlich das Bild am Ende für den Leser zu erkennen ist.
DRAUßEN
Der Leser erfährt, dass Mihrali gute Changen gehabt hätte auf eine Karriere, auf eine eigene Familie. Er wurde von allen Seiten unterstützt. Trotzdem entschied er sich anders. Gruppendruck, Freundschaft, Ehre, Blutsbrüderschaft. In eindrucksvollen Momenten schildert er, wie er in kleinen Etappen immer tiefer in die Gewalt rutschte, in der Schule schlechter wurde, seine Familie im Stich ließ und die falschen Freunde traf. Gutheißen kann man es nicht, das verlangt er auch nicht. Aber er schildert es so nachvollziehbar, dass auf jeden Fall ersichtlich wird, warum er trotzdem so gehandelt hat.
Besonders interessant ist, wie er sich als Deutschtürke selbst wahrnimmt, wie er die Reaktion der Gesellschaft auf ihn und seine Familie erlebt. Auch die Geschichte seines Großvaters, der als einer der ersten Gastarbeiter nach Deutschland kam, ist bewegend.
DRINNEN
Pendeln, Zinken, Fenstergespräche, Haftschaden, Kostverteilung, Mohas, Privatspähre, Decken an Fenstern, Bedeutung von Kleinigkeiten, Einschluss, Hofgang, Filzen, Knasthirarchie, TV und Radio, Kochen, Scherze, Masturbation, Suizidversuch eines "Kollegen".
Ein Außenstehender kann es nur erahnen, wie der Alltag im Gefängnis aussieht. In diesem Buch findet sich eine sehr bildhafte Darstellung. Mihralis Sicht ist menschlich, er äußert seinen Frust über manche Entscheidung, schildert jedoch weitgehend sachlich. Winzige Dinge wie ein Becher Joghurt werden zu einem Machtkampf zwischen Gefangenem und Beamten. Scherze der Inhaftierten untereinander werden geschildert. Mihrali nimmt kein Blatt vor den Mund und nennt die Themen beim Namen.
BESONDERHEITEN
Ich habe schon mehrere Bücher über das Thema Jugendkriminalität und Haft gelesen, doch kaum eines hat mich sosehr bewegt wie dieses. Das Buch ist lebendig, menschlich. Man kann es nicht lesen, beiseite legen und vergessen, sondern es arbeitet. Und das soll es! Unzählige Jugendliche werden sich mit Mihrali identifzieren können, mit seinen Hobbies, Freunden, seinem Abstieg. Kein einziges Mal sieht man den erhobenen Zeigefinger, und doch ist das gesamte Werk eine Mahnung an alle Betroffenen.
Viele andere Bücher über Kriminalität, Drogen, Jugendprobleme werden von Erwachsenen geschrieben, so etwa Morton Rhue, Jana Frey, Gudrun Pausewang und andere. Doch so erfolgreich die Bücher sind, so gern ich sie lese, es ist die gute Recherche und das schriftstellerische Vermögen eines Erwachsenen, der sich lediglich versuchen kann hineinzuverstezen. Authentische Bücher wie Christiane F sind selten, und Mihrali ist mit MEIN LEBEN ein solches Buch gelungen.
Die Schilderung des Haftalltages sind so unglaublich realistisch, wie es kein Außenstehender je hätte schreiben können. Wer sich für dieses Thema interessiert, kommt an diesem Buch auf keinen Fall vorbei. Ich empfehle das Buch jedem, der einen Blick in die Welt hinter Gittern werfen möchte und erfahren will, wie wenig die Realität mit Filmen und gestellten TV-Berichten gemeinsam hat.
FAZIT
MEIN LEBEN - MIT 18 MEIN STURZ ist ein Buch, das sich hervorragend als Schullektüre eignet. Es räumt mit vielen Vorurteilen auf, richtet sich an Jugendliche, ist schnell gelesen, regt zum Diskutieren an und lässt keinen unberührt. ABSOLUTE Empfehlung für Jugendliche und Erwachsene!
SaschaSalamander 02.12.2011, 16.21 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Weihnachtsfrage
Verschenkt Ihr Bücher? Lasst Ihr Euch Bücher schenken?
Oder lieber Gutscheine?
Oder gar nichts davon?
SaschaSalamander 02.12.2011, 14.24 | (5/4) Kommentare (RSS) | PL
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