SaschaSalamander

Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Jugend

Rook und Twig der letzte Himmelspirat

Als mein SaraSalamander beim alten Anbieter so langsam aber sicher verebbte, weil ich mich dort nicht so recht wohlfühlte, las ich gerade die ersten fünf Bände der Klippenlandchroniken von Paul Stewart. Die ersten vier Teile habe ich ausführlich beschrieben (hier unter "Rezensionen" zu finden), den fünften zwar bereits gelesen aber nichts mehr darüber geschrieben. Da ich mir jetzt den sechsten Band aus der Bücherei geholt habe und bestimmt wieder das Bedürfnis verspüre, darüber zu schreiben, möchte ich wenigstens noch ein paar Worte über den fünften Teil verlieren (huch, wo sind sie denn).

Die ersten drei Bände beschreiben das Leben des Haupthelden Twig. Der vierte Band ist ein Rückblick in die Jugend seiner Eltern. Band fünf nun spielt viele Jahre in der Zukunft. Hauptfigur ist nicht mehr Twig, sondern der junge Bibliothekar Rook. Er träumt davon, eines Tages das geheimnisvolle Leben der Banderbären als Forscher zu erkunden.

Der fliegende Fels der Wissenschaftlerstadt Sanktaphrax ist von einer schlimmen Krankheit befallen und sinkt immer tiefer. Rook gehört zu den Auserwählten, denen die ehrenvolle Aufgabe zuteil wird, das Rätsel um die Felskrankheit zu lösen. Und endlich kann er sich seinen Traum erfüllen, das Leben der Banderbären zu erforschen. Dabei trifft er auf einen alten Mann, der nun seit vielen Jahren mit diesen schüchternen Riesen zusammenlebt. Er kann Rook helfen, den fliegenden Felsen zu retten ...

Ich habe dieses Buch ebenso gerne gelesen wie die anderen vier Bände der Klippenlandchroniken. Allerdings hat dieser Band nicht mehr allzu viel mit den ersten Büchern gemeinsam, ein neuer Hauptcharakter und eine neue Geschichte. Der Charme, der schwarze Humor, die herrlichen Zeichnungen und die skurillen Kreaturen des Klippenlandes sind noch genauso lesens- und liebenswert wie die vorherigen Bände. Aber ein bisschen Pause zwischen den einzelnen Büchern kann nicht schaden. Ich hatte das Gefühl, dass ich langsam der Kreaturen und fantastischen Abenteuer überdrüssig wurde, weil manches sich doch etwas wiederholte.

Aufgrund der schönen Zeichnungen wieder ein vergrößertes Cover :-)


SaschaSalamander 11.07.2005, 16.07 | (0/0) Kommentare | PL

Das letzte aus dieser Reihe

Momentan lese ich "die Verschwörung der Engel" von Wolfram Fleischhauer. Nach diesem habe ich dann alle Bücher der "Legenden um Phantásien" zu mir genommen und werde dann eine kleine zusammenfassende Meinung tippseln. Aber jetzt muss ich mich erst einmal durch dieses Buch kämpfen.

Auch, wenn ich im Netz bisher hauptsächlich positive Stimmen über diesen Band gehört habe, sagt es mir zumindest jetzt am Anfang nicht sonderlich zu. Vielleicht ändert sich das ja noch, ...

SaschaSalamander 01.07.2005, 08.57 | (0/0) Kommentare | PL

Die geheime Bibliothek

CoverVor einiger Zeit las ich "Die geheime Bibliothek des Thaddäus Tillman Trutz" von einem meiner Lieblingsautoren, Ralf Isau. Dieses Buch gehört wie die anderen von mir bereits beschriebenen Bücher (siehe "Rezensionen") zur Reihe der "Legenden um Phantásien".

Während manche der Titel eher eine Enttäuschung für mich waren, ist dieses Buch wirklich großartig und ganz im Sinne von Michael Endes "unendlicher Geschichte". Es wirkt wie eine nahtlose Fortsetzung (oder, besser gesagt: Vorgeschichte) zum Buch des großen Meisters, der dem heute berühmten Schriftsteller damals persönlich unter die Arme griff.

Eine wirklich faszinierende Nebenfigur der unendlichen Geschichte ist Karl Konrad Koreander, der schrullige Bibliothekar zu Beginn des Buches. Isau erzählt nun die Geschichte, die laut Ende "ein andermal erzählt werden soll".

Der junge Koreander bewirbt sich in der Bilbiothek des Herrn Trutz um Arbeit und wird auch prompt angestellt. Aber bevor dieser ihm die Papiere aushändigt, verschwindet er plötzlich zwischen den Regalen. Koreander steht nun vor der Entscheidung, ob er ihm folgen und die notwendige Unterschrift einholen soll. Er entschließt sich zu diesem Schritt und landet in Phantásien, eine Welt mit anderen Wesen, anderen Gesetzen. Dort ist er dazu ausersehen, eine große Aufgabe zu erfüllen.

Isau hat Elemende der unendlichen Geschichte nahtlos mit seinem eigenen Buch verwoben und gleichzeitig eine eigene phantastische Welt mit zauberhaften Wesen und gefährlichen Gegnern erschaffen. Es scheint tatsächlich die Vorgeschichte zum eigentlichen Buch zu sein, denn viele später bei Ende genannten Ereignisse und Inhalte gewinnen durch dieses Buch an Gewicht und Bedeutung.

Auch im Schreibstil ist dieses Buch genauso bezaubernd und fesselnd. Was mir persönlich besonders gut gefällt, ist die Entwicklung des Hauptcharakters. Langsam, für ihn und den Leser kaum merklich, wandelt sich Koreander vom unsicheren, ängstlichen Jüngling zum entscheidungsfreudigen und mutigen Helden, voll Stärken und liebenswerter Schwächen.

Wenn es aus dieser Reihe ein Buch gibt, das den Vergleich mit der unendlichen Geschichte tatsächlich Stand hält, dann ist es ohne Zweifel "die geheime Bibliothek des Thaddäus Tillman Trutz" von Ralf Isau.

PS: Erwähnte ich schon die wunderschön gestalteten Cover dieser Buchreihe, die mich so begeistern und inspirieren?

SaschaSalamander 29.05.2005, 19.11 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Pala und die seltsame Verflüchtigung der Worte

Ich möchte mit diesem Beitrag auf eine meiner älteren Rezensionen zurückgreifen (älter gleich länger; inzwischen bemühe ich mich um blog-gerechte und vor allem lesefreundliche Beiträge, aber diesen einen möget ihr mir ausnahmsweise erlauben *smile*): "Pala und die seltsame Verflüchtigung der Worte" von einem meiner Lieblingsautoren, Ralf Isau.

Das Buch fasziniert mich auch heute noch genauso wie damals nach dem Lesen. Es ist eines der Bücher, die einen langanhaltenden Eindruck bei mir hinterlassen haben. Und weil es auch unter Euch bestimmt einige Freunde von Michael Endes "Momo" gibt, bin ich mir sicher, dass Euch Pala genauso gefallen wird :-)


********************************

Silencia ist eine Stadt, in der Worte als hohes Gut geachtet und gewahrt werden. Gebrauchsdichter, Poeten, Geschichtenerzähler sind angesehenes Mundwerk (Handwerk), Konflikte werden statt mit Gewalt durch Kommunikation gelöst. Auf dem Marktplatz führen die Einwohner der Stadt angeregte Gespräche über Gott und die Welt, und dem Wort wird große Bedeutung beigemessen. In dieser Stadt lebt Pala, ein junges Mädchen.

Eines Tages geschieht etwas Schlimmes: Ihr Freund, der Geschichtenerzähler "Nonno" Gaspare bringt kein Wort mehr hervor. Wie es aussieht, hat er all seine Worte verloren. Er kann nicht einmal mehr andere Menschen verstehen!
Bald ergeht es vielen Menschen in Silencia ähnlich. Erst fehlen den Erkrankten einzelne Vorsilben, dann ganze Wörter, und bald verstehen sie kein einziges Wort mehr.

Doch der Alltag in Silencia geht weiter. Zitto, ein geheimnisvoller Mann, der die Burg oben auf dem Hügel bezogen hat, zeigt sich als Gönner und Wohltäter. Bald arbeiten die meisten der Bewohner in seinen Fabriken, kaufen Hausfrauen in seinen Supermärkten, lauschen die Menschen seinen Papageien, welche sie regelmässig mit Neuigkeiten und Informationen versorgen.

Pala merkt, dass sich die Stadt verändert. Ihre Eltern streiten sich in letzter Teit häufig über Kleinigkeiten, die Gedichte der Gebrauchsdichter werden immer hölzerner, und überhaupt scheinen alle gereizt und unzufrieden. Während die Menschen früher gerne auf dem Marktplatz dikutierten und sich austauschten, hockt nun jeder für sich zu Hause vor den Papageien und lässt sich von ihnen einlullen. Bald wird es Bürgermeisterwahlen geben ... und Zitto ist der Kandidat!

Pala fasst den Entschluss, in Zittos Burg einzudringen und der seltsamen Verflüchtigung der Worte ein Ende zu setzen. Doch der Weg ist länger als erwartet, und bevor sie die Burg erreicht, muss sie Schritt für Schritt immer neue Rätsel lösen, um damit ihrer eigenen Herkunft und dem Geheimnis von Zitto näherzukommen.

********************************


Als großer Fan von Michael Ende habe ich einige Parallelen zu dem Buch Momo gefunden: Das Grundthema ist ähnlich, und auch in der Aussage lassen sich gewisse Gemeinsamkeiten finden.

In Momo wird den Menschen von den grauen Herren die Zeit gestohlen. Dies äußert sich darin, dass sich die Betroffenen weniger Zeit nehmen für zwischenmenschliche Beziehungen, es wird weniger diskutiert, niemand führt mehr längere Gespräche, alles schnellschnell und mit möglichst wenig Zeitaufwand. Die Menschen reagieren gereizt, gehetzt und sind stetig unzufrieden. Im Grunde also eine selbstauferlegte Einschränkung der Kommunikation, die sich auf verschiedene Bereiche ihres täglichen Lebens auswirkt. Genauso bei Pala, wo die Einwohner Silencias effektiver arbeiten und "nutzlose" Dinge wie Gedichte, Gespräche oder Diskussionen verachten. Das Wahlmotto des Bürgermeisterkandidaten Zitto: "Zaudern zerstört Zinsen" - wer nachdenkt und grübelt, der macht ein Verlustgeschäft.

Momos sprechende Puppen mitsamt vielen Kleidern und buntem Accessoire erinnern mich stark an die bunten Papperla-Papageien, die Zitto an seine Mitarbeiter verteilt. Unentwegt erzählen, reden, plappern sie, und alles davon ist leer und mechanisch. Die Menschen lassen sich davon blenden.

Momo spürt die Veränderungen und möchte etwas dagegen tun. Auch Pala bemerkt das veränderte Verhalten ihrer früheren Freunde und beschließt ihnen zu helfen. So, wie Momo später auf die grauen Herren und Meister Hora trifft, so schlägt sich Pala durch Zittos bunten Garten und trifft auf den Meister der Worte persönlich ... und so, wie Casiopeia der kleinen Momo zur Seite steht, gibt es natürlich auch hier einen niedlichen kleinen Helfer ;-)

Mir persönlich ist Pala genauso ans Herz gewachsen wie Momo. Ich kann mich gut in die junge Heldin hineinversetzen, sehr gut kann ich ihre Erlebnisse nachvollziehen und leide mit ihr, als sie von ihren Eltern einen Teil der Wahrheit erfährt. Ich sehe mich gemeinsam mit ihr im Garten und habe die verschiedensten Wesen dieser Welt deutlich vor meinem inneren Auge.

Die lange Wanderung durch den Garten ist für mich der schönste Part der Handlung. Isau zeigt sich in diesem Teil als wahrer Wortkünstler. Anspielungen, Alliterationen, Wortspiele, sinnverdrehte Worte, einfach alles, was mit Sprache möglich ist, wird von ihm ausgekostet. Er jongliert die Begriffe und Buchstaben wie bunte Bälle, genießt sichtlich den Umgang mit Sprache und Worten, als aufmerksamer Leser entdeckt man viele Feinheiten. Allerdings kann es für manchen sehr ermüdend werden, denn einige der Wortspiele sind sehr filigran, und für manche Anspielungen benötigt man wohl auch ein gewisses grammatikalisches Hintergrundwissen. Ich kann mir also sehr gut vorstellen, dass Leser, die ein reines Fantasywerk 08/15 erwarten, sich leicht überfordert fühlen und das Buch gelangweilt zur Seite legen.

Besonders hervorzuheben in diesem Buch ist der Sonettenkranz, der sich durch das gesamte Buch zieht, jedes Kapitel einleitet und Palas Abenteuer wiederspiegelt. Wer Fantasy mag und sowohl das Spiel als auch den tiefsinnigen Umgang mit der deutschen Sprache liebt, der wird von Pala ohne Zweifel begeistert sein!



SaschaSalamander 15.05.2005, 12.46 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Der König der Narren

Aus der Reihe Legenden von Phantásien habe ich ja bereits einige Romane (Rubrik: Rezensionen) vorgestellt. Das erste Buch, das mir davon in die Hände fiel und mich überhaupt erst auf diesen Autorenkreis aufmerksam machte: "Der König der Narren" von Tanja Kinkel.

Bis dato kannte ich Tanja Kinkel eigentlich nur als Autorin historischer Romane wie "Die Puppenspieler" oder "Die Wölfin von Rom". Sie hat übrigens auch eine sehr schöne Homepage, die ich nur empfehlen kann ... eine sehr sympathische junge Frau, die ich gerne einmal kennenlernen würde :-)

Es ist schon ein Stück her, dass ich ihren Phantásien-Roman gelesen habe, deswegen nur eine knappe Inhaltsangabe und eine kurze Meinung ...

Res ist die Tochter einer berühmten Weberin in der Stadt Siridom. Auch sie soll eines Tages eine Weberin werden. Kunstvolle Teppiche soll sie weben, die die Geschichte Phantásiens erzählen und bewahren. Aber Res hat andere Pläne, sie wird getrieben von einem unruhigen Abenteuergeist. Als ihr Land sich in großer Gefahr befindet, widersetzt sie sich der Tradition und macht sich eigenmächtig auf die Reise. Eine Katze und ein verwirrter Chinese ohne Gedächtnis werden zu ihren Weggefährten. Welche Pläne hegt die Katze? Und wer ist ihr menschlicher Weggefährte tatsächlich? Kann sie Phantásien retten?

Mir hat "der König der Narren" sehr gut gefallen. Es war nicht berauschend. Es hat mich nicht zu Begeisterungsstürmen hingerissen. Aber es war spannend, unterhaltsam und lesenswert, ließ mich auch zu den restlichen (teils eher enttäuschenden) Büchern dieser Reihe greifen. Besonders schön fand ich, dass man als Leser zwischendurch glaubt, die Beweggründe der Katze oder die Identität des Begleiters erkannt zu haben, nur um dann wieder erstaunt einer neuen Richtung zu folgen. Die Handlung wird nicht langweilig und verbindet sich am Ende nahtlos mit Michael Endes unendlicher Geschichte. Denn viele Wesen sind aufgebrochen, Phantásien zu retten, ...

Ich kann es guten Gewissens jedem empfehlen, der gerne leichte Fantasy zwischendurch liest :-)

Und sind die Cover dieser BuchReihe nicht wunderschön?

SaschaSalamander 12.05.2005, 16.04 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Anders 1-4

Meine Meinung zu Hohlbein habe ich ja schon dargestellt: Sehr unterhaltsam zwischendurch, sehr schön zu lesen, aber irgendwie eben immer dasselbe. Alle paar Naselang mal ein Buch von ihm in die Finger zu bekommen, das freut mich sehr. Aber Anders ist mir einfach zuviel. Ich lese den vierten Band inzwischen nur noch, um die Serie endlich zu beenden.

Etwas kurz für eine Rezension, aber sehr viel gibt es meiner Ansicht nach dazu auch nicht zu sagen ...

Anders lebt in einem Internat und sieht seinen Vater (der ein sehr mächtiger Mann ist) nur während der Ferien. Sein Freund und Leibwächter Jannik holt ihn aus dem Internat ab und will ihn mit dem Privatflieger zu seinem Vater bringen. Doch als Anders in das Flugzeug steigt, wird er sofort von Entführern überrumpelt. Die entführte Cessna wird natürlich sofort gejagt, sie stürzt in einem von der Außenwelt abgeschnittenen Tal ab. Und hier beginnt die eigentliche Geschichte ...

Anstatt es zusammenzufassen, nur ein knapper Abriß:
Er begegnet äußerst seltsamen Wesen und bemitleidenswerten Kreaturen, er wird mitten in den Krieg zwischen Eldern (Elfen), Menschen, Wilden und Tiermenschen hineingezogen. Und wie es aussieht, scheint er die Ursache für die immer stärker werdende Bedrohung durch die "Drachen" (die Wesen in diesem Tal kennen keine Technik, sie fürchten die Helikopter und deren Piloten) zu sein.

Während die Elder sich als Herrscher über die anderen Wesen sehen, führend die Menschen und anderen Kreaturen ein bedauernswertes Leben aus Entbehrung, Leid und Tod. Gefährliche Gegner, seltsame Mutationen, eine komplett andere Welt mit ungewöhnlichen Regeln.
Anders versucht aus dem Tal zu fliehen. Er kann sich nicht vorstellen, dass dieses große Tal tatsächlich ein weißer Fleck auf der Landkarte sein soll. Aber wer ist für diese schrecklichen Zustände verantwortlich? Wurde tatsächlich geplant eine Atombombe gezündet? War es nur ein schrecklicher Unfall? Anders kann nicht glauben, was er nach und nach herausfindet ...

Hm... soweit zu der Handlung. Es passiert sehr viel, aber man könnte die Geschichte gerne auf maximal zwei Bände kürzen. Was auch sinnvoller gewesen wäre.

Es gibt zu wenig Charakterentwicklung: Anders lernt nichts, aber auch wirklich gar nichts aus seinen bisherigen Fehlern. Und im Laufe von vier Bänden hätte er eigentlich genügend Zeit dafür gehabt.
Ständig wiederkehrende Ausdrücke nehmen mir den Spaß am Lesen. Seine Metaphern sind bildhaft und einprägsam. Aber genau das ist der Grund, weshalb er auf Wiederholungen verzichten sollte (gleich, ob 5 oder 50 Seiten zwischen ihnen liegen): Der Auftritt der Helikopter verliert spätenstens bei der sechsten Erwähnung seine Spannung, wenn er immer wieder mit einem "Geräusch wie von scharfen Schwertklingen, die die Luft durchschneiden" beschrieben wird.
Auch werden einzelnen Szenen oft viel zu lange ausgedehnt. Wäre es ein Film, hätte er Bullet-Time (das Drehen aus allen Perspektiven in Zeitlupe wie in Matrix) für sich gepachtet. Auch hier gilt: weniger ist mehr. Wenn jeder Kampf, jede Flucht und auch jede unwichtige Szene auf diese Weise in die Länge gezogen wird, verliert das Buch an Tempo. Seit Beginn des dritten Bandes habe ich nur noch quergelesen, um wichtige Informationen herauszufiltern und den Fortgang mitzuverfolgen und mich am Ende davon zu überzeugen, dass ich eh schon wusste, worauf es hinauslaufen würde ...

Es mag sein, dass viele Leser gerade das, was mich nun besonders stört, an Hohlbein schätzen. Zugegeben, auf gewisse Weise tue ich das auch. Einmal. Zweimal. Auch dreimal. Aber nicht ständig. Anfangs war es etwas Besonderes für mich, ich konnte gar nicht genug davon bekommen. Doch irgendwann wird es dann - ich hätte es selbst nicht glauben wollen - zuviel. Der erste Band hat mich wie üblich begeistert, der zweite war noch recht spannend, und dann ließ es nach.

Ich bin gespannt auf das Ende. Es wird wohl nichts sein, das mich besonders erstaunt (gespannt bin ich, ob dieses Element bereits in meinem Baukasten enthalten ist, oder ob ich ihm ein neues hinzufügen kann), aber ich lasse mich gerne überraschen. Vielleicht täusche ich mich ja auch?

Kurz gesagt: Jemand, der noch nicht allzu viel Hohlbein gelesen hat und Bücher dieser Art mag, wird an Anders 1-4 garantiert großen Gefallen finden. Wer schon sehr viele Bücher von ihm gelesen hat (und in meinem Baukasten-Roman a la Hohlbein die meisten Elemente der einzelnen Bücher wiedererkannt hat), muss ihn nicht unbedingt lesen außer vielleicht der Gewohnheit halber.

Als Unterhaltung ist Anders allemal geeignet. Und das war es ja auch, was ich mir von diesem Buch versprochen hatte ... wenn ich in der Bücherei das nächste Buch von Hohlbein finde, werde ich mich natürlich wie üblich wieder darauf stürzen, ordentlich darüber lästern aber es insgeheim irgendwie trotzdem genießen ;-)

(Sein neuestes Buch ist Anubis. Ich werde es mir in der Bücherei reservieren, sobald ich die Legenden um Phantasien und die nächsten Bände von Isau geschmökert habe)

cover cover

cover

SaschaSalamander 24.04.2005, 21.48 | (0/0) Kommentare | PL

Die Stadt der vergessenen Träume

Grippe hin oder her, ohne meine tägliche Portion Schreiben und Lesen fehlt mir was ... dick eingemummelt sitze ich also am Computer, schlürfe Pfefferminztee (sommers wie winters, ob krank oder gesund ... ähnlich essentiell wie Bücher) und sinniere über Die Stadt der vergessenen Träume von Peter Freund aus der Reihe "Die Legenden von Phantasien" . Nach "Die Seele der Nacht" konnte es nur besser werden ;-)

Dieses Buch behandelt zwei parallele Handlungen, die am Ende zwar nicht perfekt ineinander übergehen, sich aber dennoch recht gut vereinigen (die Charaktere treffen sich. Perfekt wäre es, wenn ihre Schicksale miteinander verwoben wären und die Handlung erst im Nachhinein komplett erschiene, ohne dass der Leser dies geahnt hätte)

Kayún verspricht der durch das Vergessen schwindenden Mutter, sich um seine kleine Schwester Elea zu kümmern und mit ihr gemeinsam nach Seperanza aufzubrechen. Dort würden sie beide vor dem Vergessen sicher sein. Auf dem Weg zu dieser geheimnisvollen Stadt erleben sie gefährliche Abenteuer, vor allem die dunklen Traumfänger Xayídes stellen eine übermächtige Bedrohung dar. Der Retter aus der Menschenwelt erschafft neue Welten, und wo bisher eine weite Ebene war, findet sich Kayún nun plötzlich einen dunklen Wald wieder. Wie soll er nur die entfernte Stadt erreichen, wenn ganz Phantásien sich stetig ändert? Und ob Seperanza noch existiert?

Die junge Saranya erfährt, dass sie nicht die Tochter des Hohen Herrn Asmus und seiner Frau Raya ist, sondern als Findelkind vor deren Tür niedergelegt wurde. Sie möchte das Rätsel ihrer Herkunft unbedingt lösen. Was hat es mit dem geheimnisvollen „Ruf“ auf sich, der manche Bewohner Seperanzas ereilt? Und wer ist der Magister Philonius Philippo Phantastus, dessen Spuren und wissenschaftliche Werke zu verwischen versucht wurden?

Die Welt Phantásiens wird besonders anschaulich beschrieben. Vor allem die Beschreibung des Marktplatzes zu Beginn wirkt auf alle Sinne. Duftende Gewürze, das Getuschel und Gezeter der Bewohner, alles wirkt lebendig und real, man fühlt sich als Leser mittendrin.

Schön finde ich die Bezüge zum Buch „die unendliche Geschichte“. Leider konnte ich sie heute nicht in der Bücherei erhalten, um sie nochmals zu überfliegen und einiges nachzuschlagen, aber dass ich nach vielen Jahren noch immer viele Andeutungen und Anspielungen finden konnte, zeugt sowohl von der Einprägsamkeit der unendlichen Geschichte als auch von der durchdachten Handlung der „Stadt der vergessenen Träume“.

Der Handlungsaufbau an sich ... nun ja, es ist eher ein Kinder- denn ein Jugendbuch, die Handlung ist recht simpel gestrickt. Aber das muss ja nicht schlimm sein, ... was für Kinder gut ist, muss für Erwachsene ja nicht schlecht sein ;-)
Schon nach kurzer Zeit ahnt man, was es mit dem Vergessen und dem Magister auf sich hat. Macht nix ... es ist trotzdem sehr schön zu lesen ...

Das Einzige, was mich dann doch etwas traurig stimmte: das Ende des Buches. Dass es offen ist, stört mich nicht im Geringsten, aber schade, dass es so abrupt abbrechen muss. Es scheint fast, als hätte der Autor keine Lust mehr gehabt oder nicht so recht gewusst, wie er das Ganze noch abrunden soll ... er wollte wohl kein reines Happy End und hat sich dann überlegt, wie er es offen halten und den kindlichen Leser trotzdem zufrieden stellen könnte. Auch der Bezug zum Prolog des Buches wirkt ein wenig aufgesetzt, wenngleich die Idee an sich gelungen ist.

Sprachlich finde ich dieses Buch sehr gelungen. Vor allem die lyrische Sprache fällt sofort auf den ersten Seiten auf. Ich konnte nicht anders, als nach wenigen Absätzen plötzlich laut zu lesen und meine mehr oder weniger freiwilligen Zuhörer daran teilhaben zu lassen ;-)

Viele Alliterationen, Stabreime und in sich wohlklingende Wortverbindungen, kreative Wortschöpfungen und Namgensgebungen sowie „fließende“ Sätze machen das Buch für mich zu einer Art Gesamtkunstwerk. Der Text sind keine aneinandergereihten Buchstaben und Worte, sondern fast schon eine Melodie.

Osmar nennt sich die Gruppe unzähliger Glühwürmchen (die Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Glühbirnen ist zufällig und nicht beabsichtig *g*), für die eigentliche Bedeutung der Feuerwürmer brauchte ich dann doch eine kurze Erklärung (die ich wirklich kreativ und gelungen fand). Tamino, Pamina und Tramina ... na ja, über die Ähnlichkeit mit lebenden usw muss nicht diskutiert werden, in diesem Fall fand ich es etwas einfallslos. Aber zumindest der angenehme Klang dieser Namen schmiegte sich in den weichen Text, ohne weiter zu stören.

Ein paar Beispiele gefällig?
„Du tollpatschiger Plattfußtroll, vermaledeiter Federfuchser, Tölpeltroll, du Schnarchschaf, Wahnfratze, Graugram, Schleimschmeichler, mögest du Runkelrauken würgen und vom Gräuelgrusler gefressen werden!“ (steht so nicht drin, ich habe mir mal eine neue Beschimpfung einfallen lassen ... aber die Wörter kommen alle in dem Buch vor *g*) ... na ja, ich bevorzuge dann doch lieber einen schmackhaften Schluck Sonnensirup und Seerosensuppe ;-)

Die ersten Sätze des ersten Kapitels wie folgt:
„Auf dem Marktplatz von Seperanza herrschte reges Treiben. Käufer, Schaulustige und Flaneure drängten sich zwischen den Verkaufsständen, die den großen Platz in der Mitte der Stadt bis zur letzten Ecke füllten. Eine leichte Brise blähte die bunten Schutzplanen der Buden, auf denen gleißende Sonnenreflexe Fangen spielten.“
Man kann auf dem Markt Morgenblättertau, Quellwasser aus den Silberbergen oder Purpurbüffelschinken kaufen, vielen dieser Essenzen werden wundersame Wirkungen nachgesagt ...

Ist das nicht schön? Muss man dieses Buch nicht singen anstatt es zu lesen?
Der netten, aber einfachen Handlung wegen wollte ich es nur überfliegen, aber die Worte nahmen mich immer wieder aufs Neue gefangen, sodass ich doch länger als geplant für dieses Märchen brauchte. Es hat sich wirklich gelohnt :-)

„Die Stadt der vergessenen Träume" ist auf jeden Fall eines der besseren Bücher (hoppla, ich stelle staunend fest, dass sich ständig Alliterationen und ähnlich anmutende Anwandlungen in den Text ainschleichen - jaja, schon gut, ich höre auf, es wird zuviel *smile* - ohne dass ich es geplant hätte ... ist das ansteckend?)

Nicht ganz so zauberhaft wie die unendliche Geschichte, aber das mag wohl ein Stück Nostalgie sein, das dem unantastbaren Werk Michael Endes anhaftet ... es ist schwer, die Erinnerung an ein schönes Stück Kindheit zu übertrreffen ...

Langen Textes kurzer Sinn: ein wirklich schönes Märchen, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Und nicht vergessen, ab und zu laut zu lesen ... oder, noch besser: es dem geliebten Partner (warum nicht?) oder dem kleinen Würmli abends vor dem Zubettgehen liebevoll vorlesen ...


SaschaSalamander 24.04.2005, 21.09 | (0/0) Kommentare | PL

Einträge ges.: 3848
ø pro Tag: 0,6
Kommentare: 2802
ø pro Eintrag: 0,7
Online seit dem: 21.04.2005
in Tagen: 6937
RSS 2.0 RDF 1.0 Atom 0.3