- 1. und letzter Satz
- Aktuelles
- Auf der Suche
- Autoren
- Awards
- Bento-Gäste
- Bento Galerie
- Bento Rezepte
- Bento Sonstiges
- Interview
- Bibliothek
- Blog
- Buchhandlung
- Doppelrezension
- Eure Beiträge
- Events
- Fragebogen
- Kahdors Vlog
- Kapitel
- MachMit
- Manga
- Mangatainment
- Notizen
- Oculus Quest
- Passwort
- Podcast
- Pulp
- Rätsel
- Rezensionen Buch
- Rezension Comic
- Rezensionen Film
- Rezensionen Hörbuch
- Rezensionen Hörspiel
- Rund um Bücher
- Rund um Filme
- Rezension Spiele
- Statistik
- TV Tipp
- Umfrage
- Vorgemerkt
- Web
- V-Gedanken
- V-Nürnberg
- V-Produkt
- V-Rezept
- V-Unterwegs
- Widmung
- Zerlegt
- Zitate
Blogeinträge (Tag-sortiert)
Tag: Dystopie
Cryptos
SaschaSalamander 11.06.2021, 07.48 | (0/0) Kommentare | PL
Midnight Tales
SaschaSalamander 22.04.2020, 11.17 | (0/0) Kommentare | PL
ContamiNation Z - Finale
SaschaSalamander 24.01.2018, 08.47 | (0/0) Kommentare | PL
One Second After - Die Welt ohne Strom
SaschaSalamander 26.03.2015, 08.40 | (0/0) Kommentare | PL
Die Bestimmung 1-3
SaschaSalamander 02.03.2015, 08.46 | (0/0) Kommentare | PL
Ins Kleidchen gezwungen
Sprachlich ist das Buch sehr einfach gehalten, es lässt sich flüssig und schnell lesen, ohne über komplizierte Konstrukte zu stolpern. Das macht es zu einer unterhaltsamen Lektüre für zwischendurch. Die gelegentliche Umgangssprache ist eher ungewöhnlich, was ich jedoch als angenehm empfand, da es zum unkonventionellen Stil des Romanes passt und beim Lesen eine gewisse Sicherheit vermittelt: der Autor vermittelt gekonnt die alltägliche, scheinbar normale Fassade, hinter der das wahre Grauen lauert. Denn die Umwandlung geschieht nicht immer zum Besten der Betroffenen, im Laufe der Handlung kommen immer mehr Einzelheiten des Tests, seiner Strippenzieher und Intrigen zutage. Der Widerspruch aus kleinbürgerlichem Äußeren und den wahren Hintergründen wirkt umso erschreckender, je drastischer die Gegensätze aufgezeigt werden.
INS KLEIDCHEN GEZWUNGEN verspricht vor der Lektüre bereits eine Genderthematik, außerdem klingt es nach einem dystopischen Thriller. Dominanz/Unterwerfung und SM spielen bei der Erziehung an der Schule ebenfalls eine Rolle. Auch Aspekte eines Wissenschafts- und Politthrillers werden angedeutet. Es fließt auch eine gewisse Gesellschaftskritik ein, die zwar nicht im Vordergrund steht aber doch immer wieder durchblitzt. Und natürlich ist da noch das überstilisierte Frauenbild, ebenfalls sehr kritisch beleuchtet und markant in Szene gesetzt. Das ist ziemlich viel für gerade einmal 192 Seiten, und genau das ist die große Stärke aber auch unübersehbare Schwäche des Buches:
Da kein klares Genre erkennbar ist, ist es nicht vorhersehbar. Erwartet den Leser ein Happy End, oder eskaliert die Situation ohne Möglichkeit der Wiedergutmachung? Wie hängen die einzelnen Handlungsfäden zusammen, und was wird mit Christine am Ende geschehen? Ich habe das Buch sehr schnell verschlungen, da ich es kaum erwarten konnte, zum nächsten Kapitel überzugehen und endlich mehr zu erfahren.
Es werden sexuelle (weniger erotische) Inhalte angesprochen, doch diese werden meistens eher angedeutet, sodass viel der Phantasie des Lesers überlassen bleibt. Das Thema der Umwandlung des Mannes in die Frau nimmt weniger Platz ein, als man eigentlich erwarten sollte. Das Innenleben der Charaktere wird nicht wirklich aufgezeigt, sodass der Leser eher ein Beobachter ist und die wahren Eindrücke Christians / Christines nicht erfährt. Dafür werden Zusammenhänge und Hintergründe des Tests umso genauer beleuchtet.
Was mich überraschte war der Anteil an ... nun ja, ich möchte beinahe sagen "Horror", der in diesem Buch kam. Ja, doch, Horror, denn dieser muss nicht immer blutig sein, man denke an die perfekten Frauen aus Stepford, so perfekt, dass es regelrecht unheimlich ist. Der Mann bestimmt, lenkt, führt, teilt das Geld ein, geht zur Arbeit, die Frau kümmert sich um Küche und Kinder und Haushalt. Und zur Krönung - zieht die Schwiegermutter zu ihrem Sohn *schauder*. DAS war der Moment, als es mir eiskalt den Rücken hinunterlief ;-)
Bei all diesen Stärken nun auch das, was ich etwas schade fand: das Buch hätte gerne doppelt so dick sein können. Entweder einige der Themen herausnehmen und die übrigen Inhalte etwas ausbauen, oder das Buch verlängern und allem etwas mehr Tiefe und Komplexität verleihen. Es wirkt stellenweise eher wie ein Gerüst als wie ein vollständiges Buch. Viele Dinge bleiben ungesagt, ich hätte gerne mehr erfahren über die Umwandlung und das innere Erleben der Protagonistin. Auch wäre es in kleinen Andeutungen und Nebensätzen interessant gewesen, worin der Staat Missiona sich noch von unserer aktuellen Gegenwart und Gesetzgebung unterscheidet. In Idee und Aufbau hat das Buch das Potential zu einem grandiosen dystopischen Thriller, hat jedoch leider einiges an Möglichkeiten verschenkt.
INS KLEIDCHEN GEZWUNGEN ist alles in allem also ein Buch, das weniger auf Recherche und Genauigkeit baut, dem man aber eines ganz deutlich merkt: der Autor hatte großen Spaß beim Schreiben, die Themen liegen ihm am Herzen. Und diese Faszination, diese Begeisterung überträgt sich von der ersten Seite an auf den Leser. Wer das Buch liest, wird auf der letzten Seite überrascht und enttäuscht sein, Missiona und seine Bewohner wieder verlassen zu müssen ;-)
Wertung: 7 von 10 Testergebnisse
SaschaSalamander 20.08.2013, 16.16 | (0/0) Kommentare | PL
Numbers 3 - Den Tod im Griff
SaschaSalamander 07.02.2013, 16.09 | (0/0) Kommentare | PL
The Final Cut
Habe ich schon erwähnt, dass ich Robin Williams Fan bin? Ja? Egal, ich kann es gar nicht oft genug sagen: dieser Mann ist einzigartig genial! Weniger genial leider oft seine Auswahl an Filmen, zwischen einigen wenigen Perlen (z.B. "Hinter dem Horizont", "Zeit des Erwachens", "Hook", etc) produziert er auch eine Menge Schrott und billigen Klamauk weniger guter Filme (z.B. "Der Überlebenskünstler", "Club Paradise", "Big White", etc).
In "Final Cut" spielt er Alan Hackman, dessen Aufgabe es ist, nach dem Ableben eines Menschen dessen Rememory zu erstellen. Denn nahezu jeder zweite trägt in der Zukunft einen Zoé-Chip, der aus Sicht des Trägers das gesamte Leben aufzeichnet. Als Erinnerung für die Hinterbliebenen wird dann eine Art "Best of" von Geburt bis zum Tod erstellt. Alan Hackman ist der beste aller Cutter, seine Filme sind begehrt. Sein Erfolg, wie er selbst sagt, lieg darin begründet, dass er nicht den Toten Respekt zollt, sondern den Lebenden. Er weiß, was seine Kunden sehen wollen. Allerdings ruft ein Projekt wie dieses natürlich auch Gegner auf den Plan, die fordern "erinnere Dich selbst". Als ein wichtiger Mann der Zoé-Firma stiribt, wird Alan als Cutter beauftragt. Dabei stößt er auf brisante Details, denn der Chef hatte vieles zu verbergen. Die Gegner sind interessiert an diesen Aufnahmen, und Alan gerät zwischen die Fronten. Dabei hat er eigentlich ganz andere Probleme: ihn plagt ein altes Kindheitstrauma, und in der Aufzeichnung des Konzernchefs scheint er endlich Erlösung zu finden und begibt sich auf die Suche nach dem, der ihm helfen kann.
Gutes Thema, weniger gute Umsetzung. Man hätte wirklich eine Menge daraus machen können. Aber leider, leider nur ein mittelmäßiger Film. Die Bilder sind allesamt ziemlich düster gehalten, obwohl mir das vom Thema her nicht unbedingt so erforderlich oder auch förderlich erscheint. Auch der eigentliche Kern des Filmes ist schwer auszumachen, ist dies nun Alans Arbeit, Alans Kindheitstrauma, Alans unbekannte Vergangenheit, die aktuell bearbeitete Rememory oder die anstehende neue des Konzernchefs? Es werden sehr viele Themen angeschnitten, ohne diese jedoch zu vertiefen. Vor allem der Kindsmissbrauch wird völlig an den Rand gedrängt und scheint nur eine Nebensache, obwohl genau dies einer der Hauptbeweggründe der "Bösen" (oder sind es die "Guten", die gegen Zoé-Chips kämpfen? Die Grenzen verschwimmen!) zu sein scheint.
Es gibt nur wenige Spannungsmomente, zieht sich eher etwas zäh dahin. Alan ist Einzelgänger, und auch in den Dialogen zeigt er sich wenig wortgewandt. Dies mag zwar seine Eigenart sein, macht den Film jedoch ein wenig langweilig an manchen Stellen. Ein bisschen mehr Pep, Dialog und Spannung hätte niemandem geschadet ;-)
Die ethische Frage einer Rememory ist für den Zuschauer sehr interessant, der Film gibt also auch im Nachhinein viele Fragen auf und regt zum Nachdenken an. Schade, dass die Brisanz des Themas nicht ausgereizt wurde. Für Zwischendurch ein ganz netter Film, für Williams-Fans natürlich ein Muss, ansonsten aber gibt es Besseres, das man sich an einem gemütlichen Filmabend reinziehen kann ...
SaschaSalamander 17.01.2013, 19.37 | (0/0) Kommentare | PL
Doppelrezension - Vollendet
Die Umwandlung ist schmerzfrei. Jeder Teil des Körpers lebt als Organspende in einem anderen Organismus weiter. Aber … wenn jeder Teil von dir am Leben ist, nur eben in jemand anderem ... lebst du dann, oder bist du tot?
Neal Shusterman: VOLLENDET, Sauerländer 2012;
Original: Unwind, Simon and Schuster 2007
SaschaSalamander 21.08.2012, 09.18 | (0/0) Kommentare | PL
Everlasting
Das Buch trägt einen schnulzigen Titel. Hat ein rosafarbenes Cover mit Prägung, darauf sieht man einen Parfumflacon. Und es handelt von Romantik. Stell Dir vor, Du verliebst Dich. Stell Dir vor, sie erwidert Deine Liebe. Aber in Deiner Welt gibt es keine Liebe. Und auch kein Ich. Wie sagst Du "Ich liebe Dich". Nein, ohne Außeneinwirkung würde ich ein Buch mit diesem Klappentext nicht anfassen. Aber zum Glück greife ich manchmal trotzdem zu Titeln, die mich eigentlich nicht interessieren. Zum Beispiel, weil es mir persönlich empfohlen wird oder ich positive Rezensionen lesen. In diesem Fall eine Spontanentscheidung, die ich mir nicht erklären konnte, manchmal greife ich einfach zu Büchern, die nicht mein Genre sind, um eben mal über den Tellerrand zu blicken. Als es dann im Regal stand und ich es griff, dachte ich mir "na toll, warum habe ich mir das überhaupt geholt. Aber jetzt muss ich durch. Wenigstens mal reinlesen, weglegen kann ich es immer noch". Tja, so kann man sich täuschen. Und deswegen bin ich froh, dass ich mir manchmal auch Bücher außerhalb meines Beuteschemas greife. Denn Cover, Titel und Werbung passen hervorragend zum Buch, sind aber dennoch eine starke Reduktion eines in sich sehr vielschichtigen und clever durchdachten Werkes.
Gerne würde ich sehr, sehr viel mehr über das Buch schreiben, es ist in diesem Fall wieder einmal mehr eine Analyse denn eine Rezension. Trotzdem keine Angst, ich spoilere nicht, auch wenn es mir schwerfällt ;-)
INHALT
Finn lebt im Jahre 2264, er arbeitet als Historiker und soll nun das Tagebuch eines jungen Mädchens aus Berlin um 2003 lesen. Er ist recht enttäuscht, hatte er doch auf ein bedeutendes Werk gehofft statt auf die pubertären Gedanken eines Kindes. Doch er verliert sich immer mehr in dem Werk, fühlt sich dem Mädchen nahe, beginnt sich zu verlieben. Und dann, im Rahmen einer geheimen Zeitreise, steht er ihr eines Tages gegenüber ...
CHARAKTERE
Die Charaktere bleiben anfangs recht blass, und ich wunderte mich sehr darüber, wie wenig man über einzelne Figuren erfuhr. Dies war etwas, das auf den ersten 100 Seiten dazu führte, dass mir das Lesen recht schwer fiel und ich sehr viele Verhaltensweisen nicht nachvollziehen konnte. Da die Geschichte mich dennoch interessierte, las ich weiter. Leider kann ich nicht erklären, was es damit auf sich hat, es wäre ein zu heftiger Spoiler. Aber soviel kann ich sagen: es hat seine Gründe, warum die Autorin einige Kniffe anwendet, wenn sie das Äußere das Protagonisten beschreibt oder warum man nichts über die Motive anderer wichtiger Figuren erfährt. Es würde mich reizen, das Buch direkt im Anschluss ein zweites Mal zu lesen, um es mit dem Wissen um den Twist am Ende mit anderen Augen zu betrachten.
Finn war mir vom ersten Moment an sympathisch. Er lebt in einer Welt, die das Individuum zurückstellt und Emotionen als hinderlich sieht. Entsprechend ist die Distanziertheit des Buches angemessen. Und immer wieder blitzt in kleinen Momenten hervor, dass Finn ein Träumer von kindlicher Neugier und Naivität ist. Der Spagat zwischen "emotional distanziert" und "verträumt, verspielt, verliebt" ist sehr überzeugend gelungen.
SPRACHE, ERZÄHLSTIL
Die Sprache ist stellenweise ein wenig ungewöhnlich, erklärt sich jedoch auch nach dem Twist. Im ersten Viertel stolperte ich über einige Formulierungen, es lief noch nicht wirklich flüssig. Dennoch hatte ich aufgrund des Aufbaus (mehr dazu gleich) das Gefühl, dass es eines der Bücher ist, bei denen ich erst einmal abwarten muss.
Der Erzählstil ist sehr ungewöhnlich, man erfährt viel über den Protagonisten Finn, dennoch bleibt er erstaunlich distanziert. Man erfährt viel über die zukünftige Welt, allerdings erschließt es sich eher aus dem Zusammenhang als erklärt zu werden, manches bleibt offen. Die Protagonisten sprechen von sich in der dritten Person, das Wort "ich" wird vermieden, diese Idee gefiel mir sehr gut. Nachdem ich mich jedenfalls an einige Formulierungen und Redensweisen gewohnt hatte, las es sich sehr flüssig und angenehm.
Da das Buch in der Zukunft spielt, gibt es sehr viele fiktive Begriffe. Zugegeben hätte ich mir eine Art kleines Glossar gewünscht, da einige Abkürzungen zwar zu Beginn erklärt wurden, aber es waren doch sehr viele, sodass ich nach einiger Zeit den Überblick verlor. Andererseits ist es angenehm, wie flüssig die Begriffe in den Text eingebunden sind, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Anfangs empfand ich das als Overload, da nahezu jeder Satz gespickt ist mit Formulierungen und Begriffen. Doch auch hier: es gehört zum Buch, es ist der Alltag des Protagonisten und ist in sich absolut stimmig, wenn auch ein wenig gewöhnungsbedürftig.
Die Erzählperspektive und die Sprache ist der Punkt, über den ich gerne am meisten schreiben würde. Doch ohne Spoiler ist dies leider nicht möglich, deswegen nur soviel: die Autorin hatte eine Idee, die sie kreativ und gekonnt umgesetzt hat. Ich musste schmunzeln, weil ich selbst nicht darauf gekommen bin, was es mit manchen Elementen des Erzählstils auf sich hatte, und weil ich mich im Anschluss freute, dass Ihr dieser Kunstgriff so gut gelungen war. Die Szene, in der alles erklärt wird, hat mich sehr bewegt und ist eine der entscheidenen Momente des Buches.
AUFBAU, ERZÄHLTEMPO
Was mir von Beginn an außerordentlich gefiel: man merkt sofort, dass die Autorin sorgfältig geplottet hat. Bei manchen Büchern fragt man sich, ob der Autor überhaupt einen Plan hat, wie sich das Buch weiterentwickelt, da es viele langgezogenen Szenen oder ungeklärten Sprünge gibt. Hier jedoch erkennt man klar, dass Holly-Jane Rahlens eine klare Vorstellung hatte, wie die Charaktere sich entwickeln, welche Ereignisse sie erleben und wie die Geschichte aufgebaut ist. Immer wieder gibt es kleine Häppchen und Andeutungen, mehrfach kleine Aha-Effekte und einmal sogar einen sehr markanten Twist. Ich mag es einfach, wenn ich das Gefühl habe, dass der Autor sich Mühe gemacht hat und den Leser gekonnt in die Irre führt, um ihm kurz darauf den richtigen Weg zu zeigen.
Auch das Tempo ist dadurch perfekt getimed: keine Längen, keine unnötige Hektik, das Erzähltempo ist stets in einem gleichmäßigen Fluss. Der Anfang zugegeben zieht sich ein klein wenig. Allerdings habe ich im Web eine Leserunde bei Brigitte.de gefunden, wo ich den Grund dafür las: die Autorin wollte zu Beginn nicht verraten, dass es um eine Zeitreise geht, der Leser sollte ebenso wie der Protagonist an ein Computerspiel denken. Der Verlag jedoch pries das Buch unter der Thematik Zeitreise an. Durch die Erwartung an Zeitreise und Liebe fragt man sich also ständig, wann nun das Buch endlich "auf den Punkt kommt", auch ich habe mich gefragt, warum so ein langes Vorspiel notwendig sein muss. Im Nachhinein, nach dem Lesen: ja, dieses Vorspiel ist notwendig, es gehört zur Geschichte und hätte nicht anders sein dürfen für mein Empfinden. Doch ich hätte es schön gefunden, wenn man den Aspekt Zeitreise nicht vorweggenommen hätte, sodass man dem Lesefluss unvoreingenommen folgen kann.
ZEITREISE, SCI-FI
Als Zeitreise-Fan muss ich sagen, dass ich die Umsetzung gelungen fand. Klar können Kritiker dies oder jenes mokieren, aber ich denke mir, da wir das noch nicht getestet haben, können wir viel theoretisieren und sagen "unrealistisch", wer will das schon prüfen? Ich fand die Idee jedenfalls sehr schön geschildert, zumal es hier nicht um den wissenschaftlichen Aspekt der Zeitreise ging sondern diese eher eine faktische Gegebenheit darstellt, durch die jene Bindung zwischen Finn und Eliana möglich wird.
Unsere Welt im Jahre 2011 sowie auch die Jahrezehnte davor sind für uns etwas Selbstverständliches. Die Autorin wirft jedoch einen zukünftigen Blick auf unsere Welt, bringt viel Humor und auch verdeckte Kritik dabei ein. So wundert sich Finn über einen zerlumpt aussehnden Mann, der Geld haben möchte aber nichts verkauft. Ebenso wundert er sich darüber, warum er für den Kauf eines Mobiltelefons an einen Kaffeehersteller verwiesen wird. Und es kommt auch manchmal ein wenig Nostalgie auf. Besonders die Szene, in der Eliana und ihre Schwester Finn zeigen, wie man Hubba Bubba erst einmal weichkauen muss, bevor man ihn zu großen Kugeln blasen kann, hat mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Elianas Gedanken im Tagebuch ließen mich an meine eigene Jugend denken, die Autorin hat das Lebensgefühl der 13jährigen gekonnt eingefangen.
Spannend zu lesen ist auch, welche Elemente unserer heutigen Welt in diesem Buch überlebt haben, was augestorben ist und wie die zukünftigen Menschen damit umgehen. Gebäude und Städte, die die Katastrophe überlebt haben, Redewendungen die übernommen oder abgewandelt wurden. Trommelnde Mönche scheinen die Zeit zu überleben, das sind kleine Randnotizen, die dem Buch Lebensnähe und Unmittelbarkeit verleihen.
Durch das Aufeinanderprallen der zwei Kulturen kommt es oft auch zu witzigen Momenten. Woher soll ein Mensch der Zukunft auch wissen, dass man Kaugummis nicht herunterschluckt oder dass man von Greifswald nach Berlin keine Austauschstudenten schicken würde. Einige Male musste ich herzlich lachen, mir gefielen die Ideen der Autorin, sie hat einen liebenswerten und kindlich-unschuldigen Blick auf unsere Zeit geworfen.
LOKALKOLORIT
Das Buch spielt in Berlin. Als Nicht-Berliner, der jedoch schon sehr oft zu Besuch dort war, habe ich vieles wiedererkannt und hatte ein klares Bild vor Augen. Als später geklärt wird, was es mit dem Gebäude des OZ-Institutes auf sich hat, war das einer der großen Aha-Momente, und ich ärgerte mich fast, dass ich nicht selbst darauf gekommen war. Überhaupt schafft Rahlens ein deutliches Bild der Gegenwart, das sie teils mit Änderungen und teils 1:1 in die Zukunft übernimmt. Ich war beeindruckt von der Präzision, mit der sie manche Orte umriss, ohne sich dabei in endlosen Beschreibungen zu verlieren. Genau richtig, um Lokalkolorit zu versprühen aber Ortsfremde nicht zu langweilen.
FORTSETZUNG
Das Buch ist in sich abgeschlossen, ich war zufrieden am Ende. Nur eine Sache blieb offen. Doch es muss nicht alles geklärt werden für mich, zumal das Buch es eigentlich gar nicht zulässt, einige Dinge zu klären. Dafür wäre eine andere Erzählweise erforderlich gewesen, und das hätte dem Buch seinen Charme genommen. Dennoch gibt es sehr viele Elemente im Buch, die eine Fortsetzung ermöglichen, die Autorin hat sich da einige Hintertürchen gelassen. Obwohl alles erklärt wird, wäre es sehr schön, mehr über die Hintergründe zu erfahren. Ich bin ein Freund in sich geschlossener Bücher. Doch in diesem Fall würde ich mich sehr freuen, wenn Rahlens die Ideen, die zusätzlich in ihr schlummern, nun ebenfalls zu Papier bringt. Denn es ist offensichtlich, dass beim Plotten sehr viel mehr Gedanken in ihrem Kopf waren, als sie tatsächlich im Buch unterbringen konnte. Und die will ich bitte lesen! :-)
COVER
Manchmal wundere ich mich auch ein wenig über Vermarktung. Gut, das Cover spricht die Hauptzielgruppe an. Dennoch stößt es auch manche Leser ab. Ich kenne viele, die das Buch großartig fänden, es aber aufgrund der Gestaltung nicht beachten würden. Es ist schon arg kitschig geworden, finde ich. Mir persönlich hätte ein anderes Motiv gefallen, das für das Buch ebenso bedeutsam ist wie das Everlasting-Parfum: ein schwarzes Kästchen, leicht geöffnet, dazu ein Füllfederhalter und ein Bernsteinring. Ich denke, das wäre neutraler gewesen und ebenso ein Eye-Catcher. Es wirkt ernsthafter, geheimnisvoller und hätte meiner Ansicht nach den Inhalt besser getroffen, da es hier vor allem um Tagebücher, das Schreiben von Hand und die Wirkung von Sprache und Text geht. Zumal ein von Hand geschriebener Text etwas sehr Sinnliches sein kann und dies die Romantik auch ohne Rosa transportiert hätte.
FAZIT
EVERLASTING ist ein Buch, das weit mehr zu bieten hat, als Titel und Cover vermuten lassen. Zeitreise, Romantik, Entwicklungsroman, Science-Fiction, Dystopie, Dramatik, Parallelwelten, Gesellschaftskritik, Nostalgie, Tagträume und vieles mehr erwarten den Leser, der sich von Holly-Jane Rahlens entführen lässt. Komplexe Themen in einfachen Worten, geeignet sowohl zum Diskutieren wie auch zum Träumen. Nicht nur eine Empfehlung, sondern ein MUST HAVE!
SaschaSalamander 08.05.2012, 08.56 | (0/0) Kommentare | PL
ø pro Tag: 0,5
Kommentare: 2812
ø pro Eintrag: 0,7
Online seit dem: 21.04.2005
in Tagen: 7184