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Blogeinträge (Tag-sortiert)
Tag: Deutsch
Lady Bedfort 66 - Die Providence-Verschwörung
Wertung: 9,5 von 10 Drohanrufe
SaschaSalamander 09.09.2013, 08.52 | (0/0) Kommentare | PL
Porterville 11 - Der Hudson-Code
Es gibt zwar eine Handlung, doch diese ist in Folge 11 recht knapp bemessen. Ein Großteil des Textes besteht in den Ansichten und Gedanken Brenners, seiner zum Teil verzerrten, zum Teil auch sehr klaren Wahrnehmung. Durch ihn erfährt man aus der Sicht eines Mitwissers mehr über die Führungsriege der Stadt und ihre Pläne. Wenn es nach mir ginge, hätte er ruhig noch 50 bis 100 Seiten weiter philosophieren können über die Herstellung von Milch, die Bekämpfung von Greybugs, die Pläne Eleanores, die Vorzüge der Insider gegenüber den normalen Bürgern, die Geheimnisse um Hudson und die frühere Verschwörung.
SaschaSalamander 29.08.2013, 08.36 | (0/0) Kommentare | PL
Lexikon des bürokratischen Wahnsinns
SaschaSalamander 22.08.2013, 08.44 | (0/0) Kommentare | PL
Nick aus der Flasche
SaschaSalamander 12.08.2013, 09.15 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Amadeus 06 - Teutobochus
Es war der April des Jahres 1782. Während der zurückliegenden Wochen war meine seelische Verfassung von der Tatenlosigkeit, zu der ich verdammt war, zermürbt worden. Ich befand mich in einem Zustand der Verwahrlosung, als sich endlich eine neue Spur auftat. Wir hatten die Bärbel Glatzeder, das ehemalige Hausmädchen der Marschalls, aufgespürt. Würde sie uns sagen können, wohin die verschwundene Franziska verschleppt worden war? Doch sie lag schwerkrank darnieder, und ich hatte schon alle Hoffnung fahren lassen, als mich eine seltsame Vision ereilte: Ich sah Franziskas Entführung vor meinen eigenen Augen - ganz so, als ob ich leibhaftig dabei gewesen wäre. Ich sah die finsteren Mönche mit ihren scharfen Sicheln, und ich sah ein merkwürdiges Symbol auf ihren Unterarmen... Was wollte es mir sagen? Ich kam nicht dahinter, bis mein Freund Amadeus eine entscheidende Entdeckung machte...
Die aktuelle Folge ist dieses Mal insofern anders, als alle bisherigen Teile in sich geschlossen waren. Zwar gab es vereinzelt Bezüge zu vorherigen CDs, etwa wenn Figuren aus alten Geschichten auftauchten, doch man hätte jede für sich einzeln hören können. Dieses Mal ist es nicht mehr möglich, ohne Vorkenntnis der Folgen 1-5 die Handlung zu erfassen und mitten in der Serie einzusteigen. Das ist etwas, das mir sehr gefällt und bisher als einziges etwas fehlte, nämlich ein roter Faden, der sich durch die Serie zieht. Das ist nun in der Serie inzwischen eindeutig gegeben:
Der Hörer erfährt mehr über Mozarts Gabe, die Melodien und Instrumente der Menschen zu hören, alte Charaktere tauchen wieder auf, die Handlung um die verschwundene Franziska wird fortgeführt, die Ereignisse rund um SCHOFAR werden angeschnitten, die Mönche treten wieder aufs Spielfeld. Es ist spannend zu verfolgen, wie die Fäden hier nun zusammenlaufen, und TEUTOBOCHUS zeigt sich sehr vielversprechend im Hinblick auf kommende Folgen. Besonders das Thema Wissenschaft vs Religion, Welt vs Kirche wird immer drängender, falls es nicht sogar letzendlich das Zentrale Thema werden könnte.
Die Zeit während des Hörens raste nur so dahin. Die Mischung aus Humor, Spannung, Mystery, Verbrechen und Dramatik ist perfekt ausgewogen, es gibt keine Längen, und ich konnte es gar nicht fassen, dass die CD nun schon beendet war. Mein Lieblingssatz dieser Folge: "Galanterie, das klingt wie ein Siechtum in den Eingeweiden" ;-)
Ein wenig enttäuscht, da ich gerne mehr gehört hätte, schließlich wurde der titelgebende Teutobochus ja nicht abgeschlossen, doch umso mehr Vorfreude auf die nächste Folge. Ich kann mir vorstellen, dass je weiter AMADEUS sich entwickelt, desto mehr es zu einer Serie werden könnte, bei der man am besten noch einmal kurz einen Blick auf die vorherigen Episoden werfen sollte, falls man nicht irgendwann den Überblick verlieren möchte. Aber das bleibt abzuwarten, ich lasse mich überraschen.
Die Musik passt wieder wunderbar, AMADEUS ist von allen Hörplanet-Reihen diejenige, deren Musik mir am besten gefällt. Inzwischen ist auch eingetreten, was ich schon in der ersten Folge vermutet habe: kannte man als Laie in der ersten Folge noch die meisten Stücke, wurde es immer schwieriger. Inzwischen muss ich zugeben, dass die Werke ab dieser Folge mir nun nicht mehr vertraut sind (sofern welche davon genutzt wurden, was ich mangels Erkennen ja nicht klar sagen kann). Sie gefallen jedoch sehr gut, und die Umsetzung ist stimmig, je nach Situation von fröhlich hin zu dramatisch und gar düster. Schön fände ich, wenn im Booklet ein Verzeichnis der verwendeten Stücke aufgelistet wäre, sodass man sich selbst noch ein wenig schlau machen, die Stücke im Original hören und vergleichen kann.
Auch in Sachen Sprecher kann ich eigentlich nur wiederholen, was ich bisher schon sagte: sie passen sehr gut zusammen und tragen dazu bei, der Folge wieder die Art von Professionalität zu verleihen, die man bei heutigen Hörspielen erwartet und die beim Hörplanet inzwischen die Regel ist.
Insgesamt muss ich sagen, dass es diesmal schwer ist, auf Handlung, Inhalt oder Besonderheiten einzugehen, da TEUTOBOCHUS weniger eine eigenständige Folge ist und nicht für sich gesondert beurteilt werden kann. Die Bedeutung dieser Folge wird sich wohl erst im Laufe der fortschreitenden Handlung zeigen. Qualität ist mir wichtiger als Quantität, trotzdem würde ich am liebsten rufen "macht schneller, ich will sofort mehr!" ... aber vernünftigerweise übe ich mich in Geduld und überbrücke die Zeit zur nächsten Folge mit ein paar Folgen meiner anderen Lieblingshörspiele ;-)
SaschaSalamander 08.07.2013, 08.24 | (0/0) Kommentare | PL
Porterville 08 - Die Chronistin des Bösen
Anette Strohmeyer, die bereits >PORTERVILLE 02 - DIE VERLORENE KOLONIE< verfasste, zeichnet sich auch für die aktuelle Folge verantwortlich. Mir gefällt, wie die Autoren Geschichten aussuchen / zugeteilt bekommen (?), die inhaltlich auch direkt zusammenhängen, sodass sie sich voll und ganz einem bestimmten Thema widmen können.
Damals führte uns Anette nach draußen, hier nun verbindet sie das Draußen und Drinnen mit dem Damals und Heute. Und auch hier: es geht weniger um Spannung als vielmehr um Zusammenhänge und neue Puzzleteile. Gemütlicher Erzählstil, Erinnerungen. Geschickt streut die Autorin diese ein, und langsam wird die Serie (im positiven Sinne) wirklich unübersichtlich. Man meint, endlich das Bild erfasst zu haben, plötzlich wird ein altes Puzzleteil entfernt, an eine neue Stelle gesetzt, das Motiv verändert sich, und man muss nun von neuem versuchen alles zusammenzusetzen. Was man zu wissen glaubte, wird durcheinandergewirbelt und neu sortiert. Ich wage zu behaupten, dass ich das meiste nun verstanden habe und die Serie endlich durchschaubar wurde. Aber ich vermute, im nächsten Band wird alles wieder über Bord geworfen. Und noch immer sind zu viele Fragen offen, als dass diese in wenigen Episoden geklärt werden könnten.
SPOILER
Interessant wäre, falls es am Ende sowas wie eine MindMap oder eine Zeitlinie gibt, in der die Zusammenhänge erläutert werden. Denn mal ehrlich: wenn die Gegenwart in die Vergangenheit gebracht wird und eine Person der Vergangenheit von draußen auf die Gegenwart von drinnen trifft und sich später in der Zukunft innen an die Vergangenheit draußen erinnert, wird es schon arg mindfucking. Erst recht, wenn in der heutigen Gegenwart draußen jemand anders Nachforschungen anstellte über die Vergangenheit damals, die ja eigentlich einmal Gegenwart war ... wessen Gehirn da keinen Knoten bekommt, den bewundere ich als Genie!
SPOILER ENDE
Und auch hier wieder das Phänomen, dass ich sagen möchte "war das Beste bisher". Aber das waren die vorherigen ja auch, und man kann es einfach nicht vergleichen, weil eben jeder Autor einen anderen Stil hat, weil jede Geschichte andere Aspekte Portervilles umreißt und andere Schwerpunkte im Storytelling beinhaltet. Das Besondere hier: von allen bisherigen Folgen empfinde ich die Charakterisierung des Protagonisten hier am intensivsten. Ihr Innenleben, ihre Fassade, ihr Alltag. Der Leser bekommt ungeschönten und wertneutralen Einblick in das, was Eleanor ausmacht.
Ist Eleanor zu verurteilen für ihr niederträchtiges Handeln? Hatte sie überhaupt die Chance, anders zu agieren? Was hätten wir an ihrer Stelle getan? Und wo wird sie enden?
Mögen andere sagen, dass es schneller vorangehen soll: ich finde das Tempo prima. Die Folgen wirken in mir nach, der Inhalt muss sich setzen, die Zusammenhänge erschließen sich erst während der Reflektion im Alltag. Und auch, wenn die einzelnen Bücher sehr kurz sind - Qualität schreibt sich nicht von selbst - es dauert, bis der Text erdacht, niedergeschrieben, lektoriert, gesetzt und veröffentlicht ist. Das ist es mir wert, darauf zu warten, so unglaublich schwer es auch sein mag :-)
SaschaSalamander 01.07.2013, 08.49 | (0/0) Kommentare | PL
Wächterschwingen 02 - Dunkle Träume
Eine Hexe auf der Suche nach ihrer Vergangenheit. Ihr Beschützer, ein begnadeter Kämpfer und zugleich ihr größter Feind.
Hexe Jenna macht sich mit dem undurchsichtigen Wächter Kyrian auf die Suche nach ihren Wurzeln. Verstörende Träume plagen sie, in denen sie nach und nach erfährt, wer Kyrian wirklich ist. Aber er rettet ihr das Leben, und sie spürt, dass trotz seiner schrecklichen Vergangenheit kein dunkles Herz in ihm schlägt.
Doch Krieger Kyrian muss Jenna seinem König ausliefern. Denn Jenna trägt nicht nur ein Geheimnis in sich, sie ist Kyrians Schlüssel zur Freiheit aus der Sklaverei. Er muss sich entscheiden: ein Leben in Gefangenschaft oder die Frau opfern, in die er unsterblich verliebt ist.
REIHE - WÄCHTERSCHWINGEN
Da ich mich regelmässig beschwere, wenn Verlage nicht kenntlich machen, dass es sich um eine Reihe handelt, möchte ich hier vorweg loben. Denn sowohl auf dem ersten als auch auf dem zweiten Band ist für den Leser klar ersichtlich, dass das vorliegende Buch Teil einer Reihe ist. Und das, obwohl man das zweite Buch auch ohne Kenntnis des ersten lesen und verstehen könnte. Danke, DAS ist leserfreundlich! :-)
Ansonsten: die Autorin führt ihre Leser sehr schön in die Geschichte ein. Selbst, wenn man den ersten Band nicht gelesen hat, wird man schnell begreifen, um was es geht und wie die Welt, in der die Gargoyles, Hexen, Dunkelelfen, Lichtelfen, Dämonen und anderen Wesen leben, aufgebaut ist, welche Regeln gelten. Auch werden die Charaktere sehr gut beschrieben, sodass ihre Vergangenheit für Erstleser an notwendigen Punkten erklärt wird, ohne dass alte Fans der Reihe sich langweilen würden. So wie man es sich von allen Reihen wünscht und nur wenige Autoren es in dieser Komplexität schaffen.
Was ebenfalls erwähnenswert ist die Qualität, mit der sich die Reihe hält. Oft ist der zweite Teil nur Lückenfüller oder flacht nach dem ersten Band ab, was hier nicht der Fall ist. Die Qualität wird absolut gehalten, ja sogar etwas gesteigert, da zu dem ersten Paar (das inzwischen ans Herz gewachsen ist) nun weitere Charaktere dazukommen, mit denen man mitfühlt. Auch die bisherige Handlung wird erweitert und um neue Aspekte ergänzt, sodass es mehr von allem gibt, was im ersten Band bereits gefiel.
CHARAKTERE
Wie bereits gesagt: die Charaktere, die man bereits im ersten Band >HERZEN AUS STEIN< liebgewonnen hat, tauchen größtenteils auch hier wieder auf. Dazu kommen weitere, denn Noir und Vince haben ihre übersinnliche Crew erweitert um zusätzliche Mitglieder.
Die Emotionen der Protagonisten sind jederzeit nachvollziehbar, regelrecht greifbar, als würde man es selbst erleben. Die Achterbahn aus Wut, Verzweiflung, Zorn, Angst, Leidenschaft, Liebe, Lust, Rachedurst und vielen anderen Eindrücken geht auf und ab, wirbelt den Leser durcheinander. Und um beim Vergleich der Achterbahn zu bleiben: natürlich weiß man, dass alles gut geht, dass kein Unheil droht und man am Ende zufrieden aussteigen wird, trotzdem kribbelt es überall, trotzdem ist man aufgeregt und hat auch ein wenig Angst. So auch hier, wo man um seine Lieblinge bangt, obwohl Happy End garantiert ist ;-)
Kyran, Jenna, Nicholas, Jamie, Noir, Vincent und all die anderen sind wie gute Freunde. Eine Clique, der man gerne angehören möchte, um ihnen beizustehen, um von ihnen Trost zu erhalten. Freunde wie dieses Team wünscht man sich als Leser, und je näher das Ende des Buches kommt, desto mehr wünscht man sich, länger mit ihnen verweilen zu dürfen.
EROTIK
Und bei all der Romantik und Urban Fantasy bietet das Buch natürlich immer noch Erotik. Sinnliche, gefühlvolle und äußerst ansprechende Erotik. Nein, prüde ist Inka niemals, dafür genießt sie es vielzusehr, mit ihren Charakteren zu spielen und ihre überbordende Fantasie mit den Lesern zu teilen. Was mir sehr gefällt ist, dass sie nicht in Superlative und Extreme verfällt, sondern immer ein gesundes Maß an Realismus wahrt und auch den Humor nicht zu kurz kommen lässt. Erotik wäre langweilig, wenn man nicht manchmal auch ein wenig schmunzeln könnte. Nichts ist schlimmer als Erotikautoren, die sich selbst viel zu ernst nehmen, Inka gehört zum Glück nicht dazu ;-)
AUFBAU
Das Buch ist in unterschiedlich lange Kapitel gegliedert, die die Handlung aus mehreren Perspektiven vorantreiben. Mal schlüpft der Leser in den Kopf von Jenna oder Kyrian, ein andermal in Nicholas und Jamie oder andere beteiligte Charaktere. Was ich gelungen finde: trotz der Vielzahl an Charakteren und Perspektiven ist das Buch an keiner Stelle überladen, sondern stets übersichtlich. Man hat als Leser den Überblick und kann der Handlung trotz der vielen Fäden gut folgen.
Neben dem Hauptplot um Jenna und Kyrian wird auch die Geschichte um Jamie und Nicholas vorangetrieben. Jamie ist bereits aus dem ersten Buch bekannt, er ist innerhalb der Reihe mein liebster Charakter, bringt eine nette Portion Gay-Anteil in das Buch. Die Bindung zwischen Noir und Vince aus dem ersten Band trägt Früchte, und auch Noirs Baby ist von großer Bedeutung. Dazu kommt die Geschichte um Kyrians Schwester Myra - hierzu möchte ich jedoch nichts verraten, denn die Art und Weise, wie dieser Handlungsfaden erzählt wird, ist ungewöhnlich und macht einen großen Reiz der Geschichte aus.
FAZIT
Wie erwartet hat Inka Loreen Minden sich wieder einmal selbst übertroffen. Ich kann es nicht anders beschreiben als: es ist ein Buch, in dessen Welt man am liebsten hineinschlüpfen würde. Alltag vergessen, raus aus der eigenen Welt - und ab zu den Gargoyles. Mit Jenna und Noir lachen, einen der süßen Jungs anflirten und sich verlieben, gegen das Böse kämpfen. Und immer mit dem Wissen "es wird alles gut" :-)
SaschaSalamander 26.06.2013, 08.49 | (0/0) Kommentare | PL
Das Kind
Endlich habe ich DAS KIND gesehen. Die ersten Bücher von Fitzek haben mich ja absolut begeistert, er ist ein Meister des Mindfuck und grandiosen deutschen Thriller. Okay, bei den neueren Werken hätte ich mir ausgegorenere Erklärungen für die Geschichte gewünscht, aber man kann nicht nur TopTitel schreiben, ich lese die neuen Sachen trotzdem gerne. Der Ruf nach einer Verfilmung war da also schnell laut.
ÜBER DEN FILM
Im Internet konnte man den Entstehungsprozess und das Crowdfunding mitverfolgen, die Fans wurden mit ihrer Beteiligung in das Projekt eingebunden, von Finanzierung über Plakatgestaltung, Erwähung im Abspann usw. Daher wurde der Film natürlich heiß erwartet und war lange Zeit DAS Thema Nummer eins unter Thrillerfreunden.
MEINE ERWARTUNGEN
Nun ja, was soll ich sagen. Meine Vorfreude: ein Thriller von Fitzek, und noch dazu einer der besten. Meine Sorge: ein deutscher Film, auweia! Leider hat sich die Sorge bestätigt, und ich möchte Fitzek raten, sich lieber auf das Schreiben zu konzentrieren. Obwohl der Film sich sehr um Internationalität bemühte, ist es ein sehr deutscher Film geworden. Und was die Deutschen und ihre Filme betrifft, nun ja, da scheiden sich die Geister, ...
INHALT
Zum Inhalt nur kurz so viel: der 10 jährige Simon behauptet seit der Rückführung, dass er ein Serienmörder sei und noch einmal morden werde. Er kann den Anwalt, der eingeschaltet wurde, sogar zu einem der Opfer führen.
INTERNATIONAL
Der Film stammt aus Deutschland. Es wurde dennoch versucht, ihn international zu gestalten. Das heißt, er wurde in Berlin gedreht (die dreckige Gegend passt so richtig zum düsteren Ambiente, das ist durchaus gelungen, man hat ein paar herrlich dunkle Ecken ausgegraben), aber die Requisiten wurden international gehalten (z.B. ein Schild "Elevator out of order" oder die Schrift an der FlipChart des Psychologen). Auch die Schauspieler wurden nicht nur mit Deutschen besetzt. So wird unter anderem die Rolle des Simon vom jungen Christian Traeumer aus Californien verkörpert, der Anwalt wird von Eric Roberts gespielt. Die deutschen Parts sind mit Ben Becker, Dieter Landuris oder Dieter Hallervorden gut besetzt.
SYNCHRONISATION
Dadurch entsteht ein typisch deutsches Filmproblem: Synchronisation. Ich weiß nicht, wie die Deutschen das schaffen, aber die meisten Filme scheitern meiner Ansicht am Ton. Es wird genuschelt, geflüstert, geschrien, aber immer so, dass man kein Wort versteht. Egal, wiesehr ich mich anstrengte, mindestens ein Drittel der Dialoge war kaum zu erfassen. Dazu kommt in diesem Fall, dass der Film auf Englisch gedreht und im Deutschen nachsynchronisiert wurde. Was dazu führt, dass die Lippensynchronität trotz deutscher Schauspieler und deutscher Stimmen etwas seltsam wirkt.
SCHAUSPIELER
Eigentlich wurde der Film mit vielen Größen besetzt. Umso mehr wunderte ich mich, wie hölzern und gestellt viele Szenen wirken. Besonders Eric Roberts als Anwalt wirkte absolut künstlich. Mal schreit er überzogen und unangemessen, ein andermal haut er völlig trocken böse Drohungen raus, und seine Mimik wirkt dabei stets gespielt. Sunny Mabrey als seine Freundin kam scheinbar keinerlei Funktion zu als lediglich die, danebenzustehen, blond und sexy zu sein.
Ben Becker, das mag jeder anders sehen, er hat viele Fans, aber ich gehöre nicht dazu. Was man ihm aber lassen muss: er wirkt absolut authentisch und kommt gut an, er wirkt nicht aufgesetzt sondern direkt aus dem Leben. Landuris hatte nur eine kurze Rolle, konnte diese aber überzeugend darbieten. Und Dieter Hallervorden - viele haben ein Problem damit, dass er einen Bösewicht spielt. Ich fand das allerdings großartig. Er hat seine Rolle sehr überzeugend gespielt (und als einziger konnte er mir wirklich eine Emotion abringen, während ich den Rest des Filmes unbeteiligt danebensaß), er hat so gut gespielt, dass man gar nicht anders konnte als seine Rolle zu hassen. Ich finde es großartig, wenn ein Schauspieler das fertig bringt, und ich ziehe meinen Hut davor, dass Hallervorden den Mut zu dieser undankbaren Rolle bewiesen hat. Doch außer Hallervorden, Landuris und Becker - Leere und Emotionslosigkeit.
VERGLEICH ZUM BUCH
Der Vergleich zum Buch gehört hier nicht her. Das Buch ist äußerst komplex, und Fitzek ist ein großartiger Autor, der viele Zwischentöne in seine Bücher einbaut. All das in einen Film von gerade einmal 102 Minuten zu packen, das ist nicht möglich. logisch gibt es Abstriche. Dass der Film aber so direkt zur Sache kommt und dann alles zackzack durchackert ohne Punkt und Komma, das hat der Stoff nicht verdient. Vor allem am Ende wird alles so schnell abgehandelt, dass man kaum hinterherkommt, und dann plötzlich ist alles wieder Friede Freude Eierkuchen.
Einige Male habe ich lachen müssen. Das lag nicht in der Absicht des Filmes, aber ich fand ihn an vielen Stellen unfreiwillig komisch. Meine "liebste" Stelle:
SPOILER
Exfrau hat ihn belogen. Eigener Sohn wurde an den Pornoring verkauft. Mehrere Leute sind gestorben. Ein Kind wurde zum Mörder. Viele Kinder wurden missbraucht. Jetzt im Augenblick stirbt ein Kind in seinen Armen (zwar in schöner Umgebung aber viel zu dicht an all den anderen Ereignissen). Kind: "Sei nicht traurig". Er: "Es ist der schönste Tag meines Lebens" *muahaha* entschuldigung, aber da fehlt mir jeglicher Sinn für Kitsch, Dramatisch oder Schmonz, aber ich finde das einfach nur unfreiwillig komisch. Der Zuschauer hatte noch nicht einmal eine Minute Zeit, all die Dramen um den Pornoring zu verarbeiten, schon folgt ein solcher Satz.
SPOILER ENDE
FAZIT
Ein großartiges Buch. Ein nicht einmal mittelmäßiger Film. Der Versuch, ihn international zu gestalten, hat viel von der Atmosphäre zerstört, die er hätte haben können. Weniger Geld in ausländische Schauspieler, dafür mehr Geld in Drehbuch, Dialoge und deutsche Schauspieler investiert hätte diesem Titel gut getan. Fitzek ist eben ein Deutscher: Filme drehen kann er nicht. Aber er kann schreiben wie kein anderer.
WERTUNG: mit ganz viel Extrabonus für den Autor und die ursprüngliche Story geraaaade noch 4 von 10 Engel am Strand
SaschaSalamander 18.06.2013, 08.20 | (0/0) Kommentare | PL
Zwienacht
>Raimon Weber< kenne ich vor allem durch seine Drehbücher zu den Hörspielen des >DARKSIDE PARK< und >PORTERVILLE<, GABRIEL BURNS und >MINDNAPPING<. Er hat jedoch auch einige Romane geschrieben. Neugierig, wie ich bin, muss ich die natürlich alle irgendwann lesen. Da ZWIENACHT mich vom Inhalt her am meisten ansprach, habe ich also mit diesem begonnen.
INHALT
Nach einem peinlichen und für ihn unerklärlichen Vorfall zieht Richard, Bestsellerautor, in eine neue Stadt, er taucht unter und beginnt ein neues Leben. Doch abgesehen von seiner Schreibblockade leidet er plötzlich an Wahnvorstellungen und Halluzinationen. Er sucht einen Psychiater auf und hofft sein Leben endlich wieder in geregelte Bahnen zu bringen. Dann ist da noch Maria, die freundliche Krankenschwester des mobilen Pflegedienstes und einige Nachbarn. Immer enger webt sich das Band, das sie verbindet und auf ein gemeinsames Ende zusteuern lässt. Doch was geht tatsächlich in diesem seltsamen Haus vor sich? Ist Richard krank, oder steckt mehr dahinter?
AUFBAU
Spannung baut sich hier auf drei Ebenen auf: im ersten Drittel strebt der Leser danach, mehr zu erfahren über die seltsamen Vorfälle, die zu Richards Umzug führten. Es passiert nicht wirklich etwas, der Autor führt gemütlich und mit Bedacht einzelne Figuren in den Roman ein, zeigt dem Leser - ganz typisch im Horrorgenre, absoluter Klassiker - eine alltägliche, scheinbar normale Welt mit einem etwas aus der Bahn geratenen Protagonisten. Kein Grund zur Sorge, alles in Ordnung, kleine Unregelmässigkeiten gibt es überall. Der Leser wiegt sich in Sicherheit, wäre da nicht die seltsame Vorgeschichte und die Frage, was es mit den einzelnen Charakteren auf sich hat ...
Dann im zweiten Drittel beginnt es langsam unheimlich zu werden. Lauter kleine Vorfälle, hier ein seltsames Geräusch, dort eine leicht verzerrte Wahrnehmung, dort eine komische Bemerkung, eine ungewöhnliche Beobachtung. Dinge liegen da und sind plötzlich weg, ein seltsamer Anruf. Dazu eine Szene, die recht eklig ist und vermutlich über bloße Einbildung hinausgeht. Aber wer zur Hölle tut so etwas? Die Fassade bröckelt, der Alltag bekommt - wie auch das Mauerwerk in Richards Wohnung - tiefe Risse. Der Leser bekommt eine Gänsehaut, schaltet abends kurz das Licht ein, bevor er ins Bad geht.
Und im letzten Drittel zieht Raimon Weber alle Register. Langsam kommt Licht in das Geschehen, die Charaktere finden zueinander, das Geschehen ist am Höhepunkt, der Leser rast nur so über die Seiten und kann das Buch nicht mehr beiseite legen. Man ekelt sich aber muss doch hinsehen, es ist grausig aber man will es nonstop lesen, und bitte nachts das Licht dauerhaft brennen lassen!
CHARAKTERE
Drei Protagonisten gibt es zu Beginn: Richard Gerling, der Hauptprotagonist. Billy, anfangs ein Fremder für den Leser. Und "den Reisenden", einen brutalen Serienmörder. Anfangs ist unklar, wie sie zusammen hängen. Billy und der Reisende bleiben lange im Dunkeln, über Richard erfährt man bald mehr. Was ihn antreibt, was ihn bewegt, das erfährt man recht schnell. Warum er jedoch so seltsam ist, das ist Teil der Kernfrage. Dadurch fällt es schwer, sich in eine der Figuren hineinzuversetzen, sie sind bewusst undeutlich gezeichnet. In ZWIENACHT ist man weniger ein Beteiligter als vielmehr ein Zuschauer in erster Reihe. So, wie die Charaktere sich untereinander beobachten, so beobachtet auch der Leser und muss schrittweise die Puzzleteile an die richtige Stelle setzen.
Eine Figur gibt es jedoch, die überdeutlich hervorsticht: Maria. Ich mochte sie vom ersten Moment, und sie wurde immer sympathischer, mit ihr habe ich mitgefiebert, gelitten, gezweifelt, gebangt. Sie ist der Lichtstrahl in dem ansonsten eher düsteren Setting.
EIGENE MEINUNG
Hier bei ZWIENACHT saß an Ort und Stelle, das Buch ist rückblickend in sich absolut stimmig. Trotzdem hatte ich den Eindruck, dass eine der Figuren zwar die Spannung erhöhte und den obligatorischen Sex-Sells-Aspekt in den Thriller brachte, jedoch nicht wirklich etwas zur Handlung beitrug und somit für mich eher überflüssig war (aber das ist Geschmackssache. Ich kann mir vorstellen, dass andere Leser genau diese Figur besonders gelungen fanden). Und auch, wenn der Anfang der Atmosphäre dient und insgesamt sehr gut zum Aufbau passt, hatte ich die ersten 20 Prozent des Buches noch nicht wirklich das Gefühl "ich muss jetzt unbedingt sofort weiterlesen". Doch nachdem ich dann in die Handlung hineingefunden hatte, wurde es recht bald zum Pageturner.
Das Korrektorat - zugegeben, ich bin von der Psychothriller GmbH Besseres gewohnt, hier hat man ein paar Kleinigkeiten übersehen. Aber gut, es waren keine drastischen Fehler, man konnte flüssig darüber hinweglesen.
Trotz dieser beiden kleinen Anmerkungen - ich war absolut begeistert, nachdem ich das Buch abgeschlossen hatte. Was mir an Raimon Weber immer wieder gefällt: er versteht es, Spannung aufzubauen und mit Bildern zu arbeiten, die eher unterbewusst wirken. Viele kleine Symbole und Andeutungen, kurze Momente, Dialogfetzen, das passende Wetter, immer das richtige Wort. Horror im Oldschool - Style, wunderbar ruhig, subtil und unaufdringlich. Dann mal ein, zwei eklige oder derbe Momente, um den Leser so richtig wachzurütteln, aber sofort fährt er wieder herunter und deutet auf den Riss in der Fassade - als wolle er verschmitzt fragen "na, willst Du WIRKLICH wissen, was dahinter auf Dich lauert?" ...
Und was mir hier besonders gefällt: die Lösung ist schlüssig und klar, die Handlung sehr gut geplottet. Von Beginn an gibt es viele kleine Hinweise, und doch wusste ich bis zum letzten Moment nicht exakt, was nun hinter all den Vorfällen steckt. Es ist lange unklar, in welche Richtung sich ZWIENACHT entwickeln wird, ob es nun ein Mindfuck ist, ob übernatürliche Elemente im Spiel sind, ob jemand wahnsinnig wird, ob es blutig endet oder oder oder. Sehr, sehr oft wurde ich schon von anderen Autoren enttäuscht in diesem Genre. Hier jedoch wird alles sehr schön aufgelöst. So simpel und logisch, dass man sich fast schon fragt "wie, das war es jetzt"? Und DAS gefällt mir: so eine abgef*ckte, verdrehte Handlung und so eine simple Lösung. Genial! Darauf muss man als Autor erst einmal kommen.
FAZIT
Ein Roman, der mir außerordentlich gut gefallen hat, nachdem ich mich etwas eingelesen hatte. Raimon Weber versteht sein Handwerk und überzeugt die Leser mit eindringlichen Bildern und überzeugenden Plots.
Wertung: 7,5 von 10 blaue Schlieren
SaschaSalamander 12.06.2013, 09.16 | (0/0) Kommentare | PL
Um das Böse zu besiegen
Es gibt gute Gründe dafür, sich mit dem Bösen auseinanderzusetzen. Das Böse ist nämlich immer. Und überall. Es muss nicht gleich die große Apokalypse sein. Die kleine reicht auch schon. Einmal ins falsche S-Bahn-Abteil zu den falschen Leuten gestiegen und man liegt kurz darauf am Boden, während es Tritte und Schläge hagelt. Sadistische Lehrer, brutale Mitschüler, mobbende Chefs, stalkende Kollegen, Ehrabschneider und Gerüchtestreuer - sie alle können unser Leben infernalisch machen. Darauf muss man sich gefasst machen. Spieker [...] nimmt Bezug auf aktuelle Tragödien, die die Welt erschüttert haben, aber auch auf alltägliche Gefahren im Leben jedes Einzelnen. Und er zeigt, wie man sich gegen das Böse wappnen kann, wenn man es erst erkannt hat. Am Ende, da ist er sich sicher, ist die Liebe stärker.
Der Autor wirft in seinem Buch viele Fragen auf. Diese kann er natürlich nicht beantworten, das maßt er sich nicht an und ist wohl auch nicht möglich. Dennoch bietet das Buch sehr viele interessante Diskussionen und Ansatzpunkte, sich ausführlichere Gedanken über das Thema zu machen.
Markus Spieker geht als überzeugter Christ an die Sache heran. Dem ist prinzipiell nichts entgegenzusetzen, da eigene Erfahrungen und Werte wohl bei jedem Sachbuch in ein Werk einfließen und gerade bei diesem Thema Relgion eine große Rolle spiel. Seine Definition darüber, was böse ist, lässt mich allerdings einige Male mit dem Kopf schütteln. Auch seine Ansicht über einige Themen lassen mich daran zweifeln, ob er wirklich unbefangen an das Thema "Das Böse" herangegangen ist oder nicht doch zu sehr die christlichen Erklärungen zu Rate zieht und zu unaufgeschlossen gegenüber anderen Ideen ist.
Natürlich ist es nicht in Ordnung, den Partner zu betrügen. Aber dass ein Bordellbesuch in der Aufzählung zusammen mit Amoklauf, Mord, Drogen und anderen Dingen, genannt wird, irritiert mich dann doch. Auch seine Einstellung gegenüber Homosexualität zeigt mir, dass er und ich wohl viel Diskussionsgrundlage hätten und niemals an einem Strang ziehen könnten.
Ein weiteres Problem: er benennt stets das Gute und das Böse. Dazwischen gibt es viele Facetten. Diese werden nur selten angesprochen, etwa der Fall der in Amerika zum Tode Verurteilten, die sich dann zum Christentum bekannte. Oder wenn er klar die Schwierigkeit benennt, ob Gewalt zur Abwehr weiterer Gewalt verwendet werden darf. Mir ist das abgesehen von diesen wenigen Ausnahmen trotzdem zu schwarz-weiß, zu eindimensional, zu plakativ. Seine Argumentation zeigt mir, dass er manche Dinge einseitig betrachtet. Und als er beschreibt, dass das Böse oder Gute nicht im Menschen liegt, aber gelernt werden kann, zieht er als Beispiel die Geschwister Scholl und ihre vorbildliche christliche Erziehung heran. Hallelujah, Amen.
Mag sein, dass er beruflich viel mit dem "Bösen" zu tun hat. Und seine Erfahrungen mögen genauso richtig sein wie meine. Aber es sind halt seine persönlichen, keine wissenschaftlich fundierten (Was allerdings seine Lösungsansätze betrifft - da habe ich oft zustimmend genickt. Ja, dem stimme ich in vielen Punkten zu. Und ich sehe da noch sehr viel Handlungsbedarf in unserem Rechtssystem)
Nein, von daher kann ich das Buch nicht empfehlen, weil es Dinge verbreitet, denen ich ganz und gar nicht zustimme. Man empfiehlt nur das, wovon man auch überzeugt ist. Auf der anderen Seite ist das Buch sehr gut geschrieben. Es ist gut gegliedert, die Kapitel sind didaktisch geschickt aufeinander aufgebaut, führen die Diskussion stetig voran, er stellt intelligente Fragen, setzt sich weitreichend und auf verschiedenen Ebenen damit auseinander und bringt zum Abschluss zwar keine Lösungen aber interessante Ansätze und Gedanken. Ich halte es für sehr wichtig, sich damit auseinanderzusetzen.
Auch, wenn ich ihm oftmals nicht zustimmen konnte, hat mich das Buch sehr bereichert. Seine Gedanken haben mir Anlass zum angeregten Nachdenken gegeben. Und um zu sagen "ich bin anderer Meinung" muss man sich erst einmal damit auseinandersetzen, muss eigene Argumente finden, begründen. Ich habe mit anderen Personen viel über einige der Inhalte diskutiert. Manche der Aussagen gingen mir noch später durch den Kopf und haben mich beschäftigt. Von daher - auch, wenn ich es nicht aus Überzeugung empfehlen kann, rate ich dennoch zur Lektüre ;-)
Wertung: ach jeh, wie bewertet man etwas, das gut gemacht ist aber so völlig einigen eigenen Überzeugungen (die ja nicht die einzig richtigen sein müssen) widerspricht? Was für ein Glück, dass ich das nicht muss ...
SaschaSalamander 10.06.2013, 09.11 | (0/0) Kommentare | PL
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