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Blogeinträge (Tag-sortiert)
Tag: Fantasy
Messias
ein Isau ganz nach meinem Geschmack. Anfangs vor allem in der Kinder- und Jugendliteratur zugange, schreibt er nun auch Thriller und Romane für Erwachsene. Hermaphroditen, Synästhesie, Massenselbstmorde in Sekten, Geheimdienst, das sind seine neuen Themen. Und nun auch ein Kirchenthriller, wie sie momentan recht in Mode sind. Da ist die Frage, ob er nun momentan auf der Erfolgswelle mitreiten will, oder ob ihm das Thema selbst auf dem Herzen lag, schon berechtigt ...
hier und da liest man "besser als Dan Brown" oder "braucht keinen Vergleich scheuen". Solche Vergleiche will ich gar nicht erst bringen. Jedes Buch für sich ein eigenes Werk, und was dem einen gefällt, ist nichts für den anderen. Das mag jeder für sich entscheiden. Für mich jedenfalls war "Messias" hervorragende Unterhaltung mit vielen starken Momenten, aber auch einigen Schwächen.
Der Hauptcharakter ist leider ein Mensch, mit dem ich - ebenso wie auch in "die Dunklen" und "der Mann, der nichts vergessen konnte" nicht wirklich warm wurde. Zu fern wirkt er mir, zu fremd für mich in seinem Erleben und Fühlen, seine Handlungen für mich häufig nicht nachvollziehbar. Dafür die Nebencharaktere umso gelungener. Schon nach wenigen Zeilen mochte ich die schrägen Iren. Den Hahn, der allmorgendlich die Leute weckt. Die alte Dame, deren verstorbenem Gatten "ein Schaf in den Schoß fiel" und welche den Racheengel gesehen hatte. Die sanfte und selbstbewusste Anny, der ergebene, fleißige Kirchendiener Kevin, und vor allem die wunderbare Fiona. Allen voran jedoch natürlich der alte Seamus in all seiner "Wunderlichkeit" ...
sehr schön finde ich, wie die Grenze zwischen Wunder und Realität verwischt. Anfangs ist dem Leser nicht wirklich klar, was er glauben soll und was nun tatsächlich vorgefallen ist. Doch bald wird klar, was gespielt wird, und es bleibt die Frage nach dem "warum" und "wie". Bis diese jedoch beantwortet wird, vergehen einige Seiten, und manche Dialoge und Szenen ziehen sich leider auch recht in die Länge, ohne die Handlung voranzutreiben oder die Charaktere besser zu beleuchten. Ein wenig scheint es mir, als würde es immer mehr Mode, dass Autoren ihr für das Buch angeeignete Wissen auch einstreuen wollen, indem sie fachliche Vorträge einbinden, die für den Leser gar nicht so sehr von Bedeutung sind, die aber zeigen, dass der Autor sich mit dem Thema befasst hat. Bücher werden dicker, jedoch nicht zwangsläufig inhaltsreicher dadurch. Aber dicke Bücher verkaufen sich einfach besser ...
Toll finde ich die Locations. Man merkt, dass Isau schon in Irland war, und dass er vor allem reale Schauplätze vor Augen hatte, wenn er von den Pubs und Straßen des kleinen Dörfchens schreibt. Die Stimmung kommt sehr gut beim Leser an, als wäre er selbst dort gewesen.
Die Familiengeschichte der Whealans und McAteers ist sehr spannend Normalerweise mag ich Familienbande und Verstrickungen nicht, es dürfte bei Isau das erste Mal gewesen sein, dass die Vergangenheit einer Familie so mitreißend geschrieben war, dass sogar ich es mit Genuss gelesen habe.
Was das insgesamt sehr positive Bild dieses Romanes etwas geschmälert hat, war wieder einmal das Ende. Isau hat die D´Albis eingebracht, eine Figur aus seinem Roman "die Dunklen". Diesmal kein kleiner Nebenauftritt wie sonst immer, sondern sogar mehrere Seiten eine wichtige Schlüsselrolle zur Auflösung des Romanes. Für Fans von Isau sehr schön. Für Leute, die den Roman alleinstehend lesen jedoch sehr problematisch, da sie wohl nur sehr schwer nachvollziehen können, was auf diesen Seiten passiert ist und wie dies möglich war. Ich bin zumindest froh, dass ich den Roman zuvor gelesen hatte und wusste, worum es ging!
Und dann die "Auflösung" des Romanes. Es waren mir am Ende ein paar Wunder zuviel. Es gab Dinge, die nicht erklärt wurden (für die, die es gelesen haben: kann mir jemand den blühenden Baum oder die blutende Krone erklären?). Es gibt "reale" Wunder, es gibt inszenierte Wunder, ich möchte nicht vorweggreifen, aber meiner Ansicht nach waren es teilweise sehr seltsame Szenerien, und am Ende wurde es mir dann doch etwas zuviel. Fast so, als hätte der Autor nicht gewusst, wie er diese oder jene Situation retten soll, also flink ein Wunder aus dem Ärmel gezaubert. Natürlich war dies nicht der Fall, es passt alles perfekt ins Bild und steuerte von Anfang an darauf hin, schon der Prolog verkündete quasi das Ende des Romanes. Doch es war dann doch etwas sehr geballt.
Es ist sehr schwer, einen Roman zu schreiben, der sowohl reale Elemente wie auch Fantasy enthält, und Isau hat etwas vollbracht, das nur wenigen Autoren gelingt, nämlich beides zu verknüpfen. Er hat das Genre "Phantagon" erschaffen, und niemand beherrscht es so meisterhaft wie er. Da seien ihm ein paar Schwächen verziehen. Meine beiden Lieblingswerke "Kreis der Dämmerung" und "Tillmann Thaddäus Trutz" wird er wohl nicht mehr übertreffen können, aber wie gesagt, ich will nicht vergleichen. Für sich betrachtet ein prima Werk, das ich viel zu schnell verschlungen hatte ... mit nicht gerade geringen Schwächen, die man diesmal aufgrund der packenden Handlung und des spannenden Themas aber ausnahmsweise freundlich übersehen darf ...
Isau empfehle ich denjenigen Lesern, welche offen sind für Neues. Die bereit sind zu akzeptieren, dass unsere Welt nicht nur aus Schwarz und Weiß besteht, sondern dass die vielen Grautöne dazwischen unser Leben bestimmen. Die Dinge sind nicht immer so, wie sie scheinen. Und nur, wer bereit ist, sich auf die kleinen Wunder einzulassen, etwa zweigeschlechtliche Menschen, Personen mit Inselbegabungen oder besonderen Fähigkeiten der Sinneswahrnehmung, nur der wird Isau begreifen und genießen. All jenen, die das Träumen noch nicht verlernt haben, lege ich seine Bücher ans Herz.
Und Messias empfehle ich ganz besonders jenen, die noch an Wunder glauben. Oder aber, die erst recht nicht an Wunder glauben und sich bestätigt sehen wollen, dass es doch nur Show ist ;-)
SaschaSalamander 14.07.2010, 10.17 | (0/0) Kommentare | PL
Wieder ein Kirchenthriller
Ein greller Lichtschein, und die Jesusfigur ist vom Kreuz in der kleinen irischen Kirche verschwunden. Dafür liegt ein Mann mit Stigmata und einer Dornenkrone auf dem Boden, der hebräisch spricht und sich Jeschua nennt. Ein Ermittler aus dem Vatikan wird angewiesen, diesen Vorfall zu prüfen. Handelt es sich um ein Wunder, oder sind geschickte Betrüger am Werk? Was hat es mit den Morden auf sich, die wie Gottesurteile aussehen? Wie ist es möglich, dass sich Hostien plötzlich in Fleischklumpen verwandeln?
Und mittendrin eine spannende Familiengeschichte mit schrulligen Charakteren. Wirklich prima, und es fällt mir schwer, das Buch zwischendurch beiseite zu legen. Wie gesagt, ich bin mehr als nur gespannt auf das Ende!
SaschaSalamander 08.07.2010, 20.02 | (0/0) Kommentare | PL
Der Herr der Finsternis
Typische Verlagspolitik: irgendein Buch des Autors wird zum internationalen Megaerfolg. Und dann beginnt man, nach und nach einen Titel nach dem anderen zu veröffentlichen, der davor geschrieben wurde. Und wie üblich sind manche Leser enttäuscht und andere begeistert. Auch der Bestsellerautor Lukiausw darf sich dieses Schicksales erfreuen, worüber ich sehr froh bin :-)
Danka sitzt in seinem Zimmer, als er einen Lichtstrahl zum Bleiben auffordert und dieser sich in einen Sonnenkater verwandelt. Er führt ihn in eine andere Welt, deren Sonne verkauft wurde. Dort kämpfen Freiflieger gegen Flügelträger im ewigen Kampf um Licht und Dunkelheit, und Danka ist dazu ausersehen, diesen Krieg zu führen.
Ich bin begeistert. Und ein wenig ernüchtert. Wieder einmal hat mich ein Buch dieser Art begeistert. Hohlbeins Fantasywerke mit seiner Frau gemeinsam. Isaus Neschan. Endes unendliche Geschichte. Irgendwie sind sie alle gleich, und immer wieder lese ich sie gern. Es war einfach nichts Neues, die Handlung verlief sehr geradlinig und vorhersehbar, der "Endgegner" hat mich in keinster Weise überrascht. Der Schreibstil ist eher einfach, auch ein paar unangenehme Übersetzungsmängel haben sich eingeschlichen. Ich weiß gar nicht, was ich näher zu diesem Buch schreiben soll, denn es ist ein Buch, wie ich schon unzählige gelesen habe. Und auch die Elemente aus dem Weltengänger (ebenfalls Lukianenko) sind sehr deutlich.
Aber ich bin auf der anderen Seite auch begeistert. Denn ich muss fairerweise auch bedenken, dass es ein Jugendbuch ist, und kein Buch für 30jährige Bücherratten, die schon so viel gelesen haben, dass sie kaum noch etwas überraschen kann. Und auch mit der Wächter-Trilogie darf ich es stilistisch nicht vergleichen, da die Wächter einige Jahre später entstanden und der Autor inzwischen mehr Erfahrung und Stil hatte, wie man sehr deutlich spürt. Und der Vergleich mit dem Inhalt der Weltengänger ist ebenfalls ungerecht, da der Herr der Finsternis 11 Jahre später entstand und nicht der Herr der Finsternis an den Weltengänger erinnert, sondern umgekehrt.
Und ich stelle fest, dass ich nicht einmal über diesen Roman selbst schreibe momentan, sondern über andere Werke. Aber, wie gesagt: es fällt mir schwer, über dieses Buch zu schreiben, so gut es mir auch gefallen hat, so begeistert ich auch während des Lesens war. Doch ich kann eigentlich nur wiederholen, was ich zu zig anderen Büchern schon geschrieben habe:
sehr schöne Charaktere, die sich nachvollziehbar weiterentwickeln. Vor allem der Protagonist Danka und sein Schützling Len bieten eine hervorragende Identifikationsfigur für jugendliche Leser, die sich in dem mutigen Anführer oder dem ängstlichen Schüler wiederfinden können. Der Sonnenkater ist wunderbar beschrieben in seiner arroganten und doch liebenswerten Art. Auch die anderen Personen des Werkes gefallen mir sehr, auch wenn sie doch dezent im Hintergrund bleiben.
Die Handlung ist spannend, und ich habe das Buch in zwei Tagen durchgelesen. Ein absoluter Pageturner, obwohl ich doch "wusste" (recht gut vorhersehen konnte), was geschehen würde. Aber nichtsdestotrotz vermag Lukianenko sogar Erwachsene zu fesseln in der geheimnisvollen Welt ohne Licht.
Und wie für dieses Genre üblich, wird sehr viel in Bildern gesprochen und ein wenig moralisiert. Licht und Schatten stehen im immerwährenden Widerstreit, und doch gehören sie zusammen, kann eines nicht ohne das andere existieren, und die Grenzen zwischen Gut und Böse sind nicht klar definiert. Am Ende muss der Held über sich hinauswachsen und erkennen, dass auch er nicht zwangsläufig zu den Guten gehört, und diese Erkenntnis wird ihn je nach der darauffolgenden Entscheidung zum Untergang oder zum Sieg führen. Verrat, Freundschaft, Vertrauen, Angst, Überwindung, Mut und Stärke begleiten die Helden auf dem Weg bis zum erfolgreichen Ende, das natürlich dennoch einige Verluste verzeichnen muss. Manchmal war mir der moralische Zeigefinger fast ein wenig zu deutlich, aber ich denke, als Erwachsener achtet man eher darauf und liest viele Bücher auch mit pädagogischem Hintergedanken.
Also, kurz gesagt, ich habe das Buch fast nonstop verschlungen. Ich habe keine große Erkenntnis daraus gezogen, es hat mir nichts Neues gezeigt. Ein zweites Mal werde ich es wohl nicht lesen. Aber es hat mich grandios unterhalten und wird mir in sehr positiver Erinnerung bleiben, wenn ich herausragende Jugendfantasy empfehle.
SaschaSalamander 30.06.2010, 19.57 | (0/0) Kommentare | PL
OPUS ANIMA
Ich möchte hier gar nicht groß erzählen, was ein Rollenspiel ist, wie es funktioniert, denn für Außenseiter müsste ich hier sehr weit ausholen, und Insider würde ich damit langweilen. Aber vielleicht hat ja jemand schon von "DSA" (das schwarze Auge), "D&D" (Dungeons and Dragons), Vampire the Masquerade, Shadowrun gehört, das sind mit die bekanntesten Rollenspiele, aber es gibt noch unzählige Systeme mehr in allen Welten, Varianten, Spiele jeder Coleur.
Opus Anima ist nun sehr düster: die Menschheit hat in der Zukunft das Weltall erobert, doch bei einem schlimmen Krieg wurde die Welt Kurip-Aleph zerstört, die Schollen treiben nun umher, zusammengehalten von Stahlträgern, jeder Scholle eine eigene kleine Welt für sich. Aus dem Inneren des Planeten quillt Äther, welche ihn wie eine Hülle umgibt und für interessante Effekte und Physik im Spiel sorgt. Es wurde eine Menge Technik zerstört, Elektrizität funktioniert nicht mehr, und so gibt es hier viel Mechanik und Dampfkraft. Klassisches >Steampunk< - Rollenspiel. Das Besondere: hier gibt es keine Zwergen, Elfen, Trolle, Orks etc. Sondern hier gibt es Menschen (und ein paar wenige außerirdische bzw gentechnisch veränderte Rassen), die ihrer Seele beraubt wurden. Sie können nur überleben, weil sie von großen Entitäten / Gottheiten / Wesen Lebensenergie bekommen haben. Aber mit dieser zusammen leider auch den entsprechenden Makel der zuständigen Gottheit. Und hier ginge es nun zusehr ins Detail, das zu erklären. Um es kurz zu fassen:
die Charaktere, welche man spielt, haben den Großteil ihrer Seele verloren und wurden verschiedener Fähigkeiten beraubt, dies hin bis zu sehr drastischen, makabaren Dingen: es gibt etwa den "Gescheiterten", den "Ausgeweideten", den "Blinden", den "Vergessenen", den "Versehrten", den "Toten" und ähnlich bemitleidenswerte Kreaturen, die unter sehr starken Mängeln zu leiden haben, jedoch natürlich auch besondere Stärken haben. Keine übermenschlichen Fähigkeiten, eher besondere Wesenszüge und Stärken wie Zielstrebigkeit, Enthaltsamkeit oder derlei "normale" Dinge. Die Welt um sie herum kann verzerrt werden, was widerum zu faszinierenden Effekten und Spielmöglichkeiten führen kann und Spieler wie Spielwelt beeinflusst.
Es ist sehr düster, sehr makaber, und es ist auch gänzlich anders aufgebaut als viele der üblichen bekannten Rollenspiele, es lässt in seiner Physik, den Spielregeln, den Charakterbögen sehr viel mehr Freiräume. Manche Rollenspieler sehen dies als Manko, weil der Meister zuviele Freiheiten hat. Ich finde dies grandios, denn der Meister hat sehr viele Mglichkeiten, das Spiel zu gestalten, die Mitspieler zu überraschen. Ich mag keine endlosen Diskussionen um Regelwerk. Auch im realen Leben läuft nicht immer alles nach Plan, lässt sich nicht würfeln, und ich liebe diese Willkür, sie macht das straighte Spiel spannend und aufregend, man weiß nicht, was als nächstes kommt, erst recht in dieser schrägen Welt mit ihren ungewöhnlichen Charakteren und ihrer seltsamen Physik und den Verzerrungen der Realität!
Das Buch dazu, wow, einfach genial! Abgesehen davon, dass man nicht ständig neue Regelwerke der Version XY kaufen muss wie bei anderen Spielen (und Rollenspiel kann verdammt ins Geld gehen, das ist nicht mehr feierlich, wie da abgezockt wird), ist das Buch einfach traumhaft gestaltet. Im Internet gibt es kostenlos Charakterbögen zum Herunterladen (bei anderen Spielen sind solche Bögen sehr teuer, wenn man sie neu kauft), auch die komplette Anleitung gibt es gratis zum Download. Das Buch ist dennoch einen Kauf wert, denn es ist ein absoluter Hingucker im Regal. Die Bilder sind grandios, schwarz-weiß-Skizzen, die einen sehr guten Eindruck der Spielwelt vermitteln. Die Schrift verzerrt, um auch die Verzerrungen im Spiel ein wenig deutlicher aufzuzeigen. Wunderschönes Glanzpapier, das ich mich stellenweise kaum zu berühren getraue, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen, mehr ein Bildband denn ein Buch.
Abgesehen davon, dass die meisten Leute (zumindest die ich kenne) lieber ein Buch lesen als Zeilen auf dem Monitor, ist diese Ausgabe des Regelwerkes wunderschön. Ich könnte schwärmen, mit jeder Seite, die ich aufschlage mehr. Und es ist so schön beschreiben alles, dass man es nicht nur als Regelwerk sieht, sondern als Ausflug in eine fremde, unheimliche Welt voller Gefahren. Es ist kein Roman, aber es ist eine Auflistung spannender Besonderheiten in und um Kurip-Aleph, und alleine das Buch macht schon unglaublich Lust darauf, das Spiel selbst auszutesten und sofort loszulegen!
Besonders schön finde ich, wie sich kein gesamtes Bild zeigt, sondern sich die Welt erst nach und nach erschließt. Die meisten Rollenspiele sind "normales" Fantasy oder spannende aber bekannte Welten (Cyberpunk oder basierend auf klassischer Phantastik, typischen Vampirgeschichten). Dieses hier ist eine völlig neuartige Variante. Und aus einzelnen kleinen Bruchstücken, die erzählt werden, entwickelt sich nach und nach ein immer dichteres Bild von der kaputten Welt Kurip-Aleph. Keine Texte zum Drüberlesen, sondern hochwertige Schnipsel, die in Ruhe und Muse genossen werden müssen, um immer tiefer abzutauchen. Sosehr ich mir einen Film oder einen Roman wünsche, vermute ich doch, dass dies die Faszination von OPUS ANIMA zerstören würde.
Für Zartbesaitete ist OPUS ANIMA allerdings nicht geeignet. Man sollte schon einen kräftigen Magen, stramme Nerven und jede Menge Aufgeschlossenheit mit sich bringen, um mit diesem Spielsystem und vor allem in jener Welt zurechtzukommen. Nur für erfahrene Rollenspieler. Oder aber besonders geeignet (aufgrund des nur sehr geringen Regelwerkes) für Einsteiger, diese sollten aber extrem aufgeschlossen und experimentierfreudig sein. Dann kann man sie ohne jegliches Wissen um Welt, Regeln und Situation sofort auf den Planeten schmeißen.
Und auch ohne Rollenspiel ist das Buch auf jeden Fall einen Blick und für Fans des Genres auch einen Kauf wert!
Da ich hier ungern zig Bilder veröffentlichen möchte, die auf meiner Seite gar nicht zur Geltung kämen, hier der Link zu Opus Anima:
SaschaSalamander 21.05.2010, 18.52 | (0/0) Kommentare | PL
Der Falke und die Fledermaus
Klingt recht modern und könnte einem Buch der modernen Mythenwelle um Geister, Vampire, Hexen etc entsprungen sein. Ist sehr dünn, also auch flink gelesen, ideal für zwischendurch.
Allerdings ziehe ich es nun schon seit drei oder vier Tagen mit mir herum. Der Funke will einfach nicht überspringen. Zu wenig erklärt, zuviel einfach so dahingestellt, die Hauptperson ziemlich ungünstig dargestellt (meiner Ansicht nach zumindest ist sie recht fad und zickig, eine typische gefrustete Frau ohne den sympathischen Hintergrund einer Antiheldin, in die man sich als Durchschnittsleser einfühlen könnte), die Erkläungen des Geistes eher platt, die Versuche des Geisterfrischlings ziemlich dürftig (aber nicht einmal witzig).
Es wurde viel Potential verschenkt, was ich sehr schade finde. Die Autorin hat damals noch einige anderen Bücher geschrieben, meine Motivation dafür ist eher geringer, aber vielleicht sind die anderen ja besser, man kann nie wissen ;-)
SaschaSalamander 18.05.2010, 17.51 | (0/0) Kommentare | PL
Der Sternenwanderer
Ein kleines englisches Dorf, dessen Außenmauer streng bewacht wird. Niemand darf hinaus. Doch ein junger Bursche wagt es, und er entdeckt eine magische, wunderbare Welt. Er findet seine Liebe, doch er muss zurückkehren, und neun Monate später liegt das Ergebnis seines kleinen Ausfluges vor der Tür: sein Sohn Tristan.
Tristan ist nun ein junger Mann, abenteuerlustig und lebensfroh. Seine Liebe, Victoria, liebt einen anderen, doch für sie würde Tristan sogar die Sterne vom Himmel holen. Also macht er sich auf den Weg, um einen eben vom Himmel gefallenen Stern zu holen und ihr zu bringen. Doch dieser Stern kam in Gestalt einer jungen Frau auf die Erde, und sie wird nun von Prinzen gejagt, die mit ihrer Macht den Thron beanspruchen wollen. Und dann wären da noch die Hexen, welche das Herz des Sterns für ein Jugendelixier brauchen. Tristan will doch nur seine Liebe für sich gewinnen, und statt dessen muss er nun den Stern beschützen, sich auf einem Wolkenschiff behaupten, gefährliche Gegner überwinden und erkennen, was seine wahre Bestimmung ist ...
Ach ja, wann habe ich das letzte Mal so einen schönen klassischen Fantasy gesehen? Er ist opulent inszeniert, die Schauspieler sind hervorragend gewählt (Robert de Niro, Michelle Pfeiffer, Claire Danes, Peter ´O Toole, Rupert Everett usw), die deutschen Synchronsprecher sind ebenso namhaft, die Geschichte stammt von Neil Gaiman, da kann kaum etwas schiefgehen.
Entgegen meiner Art möchte ich ihn gar nicht näher auseinandernehmen, sondern einfach nur sagen: "wooow, war das schön". Man könnte bemängeln, dass der Film sehr straight aufgebaut ist, sehr vorhersehbar, aber das macht nichts. Es sind eben die klassischen Erfolgsrezepte, die immer wieder gut ankommen. Und hier passt einfach alles: Bilder, Schauspieler, Musik, Story, Kamera, Effekte.
Märchenhaftes Kino für die ganze Familie :-)
SaschaSalamander 17.05.2010, 20.08 | (0/0) Kommentare | PL
Die Dunklen
Die Pianistin Sarah D´Albis verfügt über die Gabe des Synästhesie, sie empfindet Töne und Klänge als Farben und Bilder. Bei der Uraufführung eines Werkes von Franz Liszt sieht sie eine Botschaft "hinter" der Musik, welche sie erschüttert. Und hier beginnt die Jagd, denn auch andere können Teile der Botschaft wahrnehmen bzw wissen um deren Vorhandensein, und Sarah scheint die einzige, welche den Hinweise in diesem Stück bis hin zu der geheimnisvollen, mächtigen Purpurpartitur folgen kann. Ein Wettlauf beginnt, der die D´Albis quer durch Europa führt.
Und im Grunde ist dieses Buch grandios. Die Idee ist sehr gut, und die Recherche dahinter prima. Ich bin leider kein Liszt - Kenner, sodass ich vieles nicht beurteilen kann, doch zumindest ist es ersichtlich, dass der Autor sehr viel Zeit, Mühe und Aufwand in dieses Buch gesteckt hat. Dem Nachwort zufolge sogar sein aufwändigstes, rechercheintensivstes Buch (was mich erstaunt, denn der Kreis der Dämmerung und der silberne Sinn sind wirklich nicht ohne). Und das muss man ihm hoch anrechnen. Auch, wenn ich wie gesagt kein Liszt-Kenner bin, liebe ich doch die klassische Musik und fand dieses Buch also auch schon aufgrund des Themas an sich schon hervorragend. Eine Schnitzeljagd, basierend auf klassischer Musik, dazu eine weltumfassende Verschwörung, was will ich mehr?
So kam es, dass ich absolut begeistert war, schon von der ersten Seite an. Diese Begeisterung hielt sich auch über sehr viele Kapitel hinweg. Das erste Drittel war grandios. Bis zur Hälfte war es noch spannend, aber das letzte Drittel begann sich zu ziehen wie Kaugummi. Irgendwie war es ab da nur noch eine ständige Wiederholung. Wie auch schon bei anderen Verschwörungsbüchern störte es mich, dass die Ideen nicht wirklich nachvollziehbar waren, sondern immer der Zufall oder ein plötzlicher Geistesblitz oder einfach nur eine spontane Idee weiterhalfen. Wer real ein Puzzle für andere baut, kann sich nicht auf zwanzig Geistesblitze verlassen, finde ich, und auch für den Leser wird es sehr frustrierend, weil es dann irgendwann zusammengeschustert wirkt.
Isau hat sehr viel Liebe und Aufwand in die Recherche gesteckt, und dieser Aspekt hielt mich beim Lesen begeistert. Ich fand es spannend, über Liszt zu lesen, dies später auch selbst zu recherchieren, wollte wissen, wie es weiterging mit den Verstrickungen, und was es nun am Ende mit der Purpurpartitur auf sich hat. Kopenhagen, Paris, Nürnberg, sogar bis in den Vatikan führt sie die Spur der Windrose, welcher sie folgen muss. Die Illuminaten, der Kreis der Dämmerung, die Dunklen, aller möglichen realen und fiktiven Geheimbünde bedient sich Isau, als wolle er Dan Brown gleichtun und ein gigantisches Epos über Verrat und Helden erschaffen, aber leider waren es am Ende zu viele Fakten, zu unrealistische Lösungen (nein, nicht im Sinne von "Fantasy"-unrealistisch, sondern im Sinne von "da kommt doch nie irgendjemand drauf außer durch Zufall" - unrealistisch).
Die Charaktere habe ich zu Beginn weniger beachtet, denn die entwickeln sich in der Regel über eine längere Zeit hinweg, da brauche ich meistens eine gewisse Zeit, bis ich mit ihnen fühle. Doch das stellte sich dieses Mal nicht ein. Bei keinem der Charaktere. Sie waren mir durch die Bank weg fast alle unsympathisch, sogar die Protagonistin. Gut, es gehört alles zu ihrem Charakter, zu ihrem Wesen, so sollte sie wohl sein. Aber meist ist die Hauptfigur doch eine, mit welcher man mitfühlt, welche einem ans Herz wächst und mit der man mitfiebert. Die D´Albis allerdings blieb mir meist so fremd wie irgendeine Nebenfigur. Ihr Verhalten ließ mich oft aufseuzen, und ich konnte mich weder in sie hineinversetzen, noch hätte ich sie mir als Freundin gewünscht, noch hätte sie zur Anti-Figur genügt. Ich kann sie noch immer nicht wirklich einschätzen, sie scheint mir recht oberflächlich, auch wenn ich dem Autor nun hiermit womöglich Unrecht tue.
Wie gesagt: grandioses Thema, hervorragende Recherche, angenehmer Schreibstil, spannende Story. Und vor allem eine gekonnte Verknüpfung von realen (Synästhesie, Liszt Biographie) und fitkiven Faktoren (Farbenhören in dieser extremen Ausprägung, Liszt als Geheimbündler mit der Macht, die Welt zu retten oder vernichten). Nur leider zu langatmig, zusehr nach dem immer gleichen Schema (Hinweis, keine Ahnung, Geistesblitz, neue Spur, Hinfahrt, neue Personen, bisschen rätseln, fast aufgeben, dann wieder Geistesblitz, Hinweis, keine Ahnung, Geistesblitz, neue Spur, Hinfahrt, neue Person, usw. Und irgendwann nach dem vierten oder fünften Hinweis wird es zuviel, wünscht sich der Leser etwas mehr Abwechslung). Und dann das Ende, dessentwegen ich bis zum Schluss gelesen habe, es war ... nun ja, es war ein Showdown, aber doch irgendwie sehr ernüchternd. Ich hatte ja gehofft, dass es nicht auf diese Lösung hinausläuft, aber ich hoffte vergebens. Offen gesagt hatte ich mir doch etwas mehr versprochen ...
Dafür, dass es ein modernes Real-Fantasy-Verschwörungswerk ist, bekommt es von 1 bis 100 wohl eine 80 von mir, eine Wertung, die nur sehr wenige Bücher erreichen. Auf meiner persönlichen Isau-Skala allerdings ... na, lassen wir das. Man sollte die Werke eines Autors nicht miteinander vergleichen, jeder hat Höhen und Tiefen. Und wie auch an Eschbach oder anderen Autoren schätze ich an Isau besonders, dass er verschiedene Genres angeht, von Kinderliteratur über Thriller, Fantasy, Erwachsenenbücher und Jugendromane. Und da kann es eben passieren, dass in all den Werken, die man von ihm verehrt, auch mal eines dabei ist, welches persönlich nicht so gefällt.
Als spannenden Roman kann ich es absolut empfehlen, um den Autor einem Neuling zu präsentieren, würde ich es allerdings nicht raten. Fans sollten es gelesen haben, andere greifen besser erst einmal zu anderen Werken ...
**********
PS: bei der Suche, wo genau man nun dieses Werk einordnen solle, stieß ich auf den Begriff "Phantagon", welchen Isau selbst geprägt zu haben scheint. Ein Werk, welches keinem Genre konkret zugeordnet werden kann, und welches jeder Leser anders für sich betrachtet. Finde ich eine sehr gute Bezeichnung, denn diese Bücher mag ich sehr, dazu zähle ich z.B. auch Eschbach, Lukianenko und ein paar andere meiner liebsten Autoren.
SaschaSalamander 02.04.2010, 13.32 | (0/0) Kommentare | PL
Die Dunklen
Eine berühmte Pianistin, welche die Gabe der Synästesie besitzt (Sinnesreize kombinieren, in diesem Fall z.B. akustische Reize in optische zu wandeln, Musik zu "sehen". Das ist tatsächlich Fakt, ich habe schon sehr viel darüber gelesen, weil ich das unglaublich faszinierend finde), gerät in eine Verschwörung um den Musiker Franz Liszt, ihren Vorfahr. Er hat in seine Musik geheime Botschaften eingewoben, die zu einem ganz besonderen Werk führen sollen, welches - mal wieder, das gehört eben dazu - die Welt verändern wird. Und nun beginnt eine Schnitzeljagd (und natürlich auch Verfolgung) quer durch Europa.
Einfach nur großartig, mehr fällt mir fast nicht ein, wenn ich mich kurzfassen will, sonst müsste ich jetzt seitenweise Schreibstil, Recherche, Fantasie und Storyaufbau etc des Autoren beschreiben und loben, wozu ich hoffentlich demnächst Zeit finden werde.
Nur eine kleine Anmerkung, ein kleines Easteregg, das mich immer sehr freut: ich liebe es, wenn ein Autor Anspielungen auf andere Werke bringt. So wird hier z.B. eine Verbindung des Geheimbundes der Dunklen mit dem Geheimbund des Kreises der Dämmerung hergestellt, und auch Karl Konrad Koreander taucht auf (eigentlich eine Figur von Michael Ende, welcher auch ein Mentor für Isau war und dessen Roman der unendlichen Geschichte in vielen Spin-Offs honoriert wurde, unter anderem durch Ralf Isaus Roman "die geheime Bibliothek des Thaddäus Tillmann Trutz"). Ich liebe diese kleinen Häppchen, fühle ich mich damit als Stammleser von Isau doch ein klein wenig persönlich angesprochen und freue mich sehr darüber.
Grade mal ein Drittel habe ich bisher gelesen, aber schon bin ich mir sicher, dass dieses Buch keinesfalls im Tauschregal landen wird, sondern einen festen Platz in meiner Sammlung erhält. Und bei Isau kann ich mir sicher sein, dass er das Ende nicht vermasselt, sondern bestimmt eine tolle Auflösung parat hält.
Dieses Buch gehört zu jenen, bei denen ich am Ende ein wenig bedauere, dass ich es nicht erneut "zum ersten Mal" lesen kann. Während ich andere Bücher derzeit verschlinge, zelebriere ich dieses hier wieder, genieße es Wort für Wort. Es tut gut, in dem aktuellen Stress abzuschalten, und ich danke Isau für seine Kreativität und die Fähigkeit, diese auf solch angenehme Weise umzusetzen.
Hier ein paar Links, wo ich unter anderem über Isau und seine Werke schwelge (ich habe weit mehr von ihm gelesen, aber nicht alles konnte im Blog landen) ;-)
SaschaSalamander 19.03.2010, 15.13 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Zwei aktuelle Romane
aber ich muss jetzt wenigstens ein paar Gedanken loswerden über die beiden Bücher, welche ich aktuell lese bzw höre.
Ich lese gerade "das Buch der Namen" ovn Gregory und Tintory und bin recht enttäuscht. Es zieht und zieht sich. Eigentlich eine sehr spannende Story (die ich noch recherchieren werde) über einen jungen Mann, der seit seinem Unfall Namen in einem Notizbuch sammelt. Es stellt sich heraus, dass all diese Menschen bereits getötet wurden, bzw noch getöte werden sollen, denn sie sind die "36 Gerechten" Lamedwowniks, welche das Gefüge der Welt zusammenhalten. Ein Wettlauf gegen die Zeit und eine böse Geheimorganisation beginnt, in welcher mal wieder die Zukunft der Welt auf dem Spiel steht.
Super Sache eigentlich, prima Stoff für ein tolles Buch. Aber ich kann mich mit dem Schreibstil nicht wirklich anfreunden, bereits die Hälfte habe ich gelesen, und ich fiebere mit keinem der Charaktere mit, keiner liegt mir am Herzen, eigentlich sind sie alle mir egal. Ich lese, weil ich die Handlung wissen will, und diese ist zwar turbulent, aber das war es dann auch. Mir fehlt ein wenig Hintergrund, es wird zuviel angerissen, zu wenig erklärt und dann einfach drauflosgeballert. Es gibt zwar viele Erklärungen, doch für diese fehlt die Basis, die widerum nur angerissen wird, und daher scheint mir alles sehr an den Haaren herbeigezogen. Schade :(
Und auf den Ohren habe ich momentan "Ich bin kein Serienkiller" von Dan Wells. Sagte mir gar nichts, der Titel, aber Kaminski als Sprecher KANN nur gut sein. Ich ließ mich völlig offen auf das Buch ein und war dann sehr erstaunt. Doch erst kurz zur Handlung:
der 15jährige Ich-Erzähler John spürt, dass in ihm eine Bestie schlummert, ein grausamer Serienkiller, der nur darauf wartet, dass John die Kontrolle verliert. Also schafft er sich Regeln, mit denen er seinen Dämon im Zaum halten kann. Nach außen wirkt er für die meisten wie ein normaler Junge. Wenn man davon absieht, dass er seiner Mutter im Bestattungsinstitut bei den Leichen hilft, und wenn man mal außer Acht lässt, dass er eigentlich ein Sonderling ist und sich zudem auch noch für Serienkiller interessiert, unter Enuresis leidet, Feuer faszinierend findet, das Sezieren von toten Tieren als spannend empfindet und manchmal andere Leute einfach umlegen will. Dann geschehen eines Tages grauenvolle Morder in der kleinen Stadt, in der John lebt, und John findet mit seinem Fachwissen über Serienmörder heraus, wer der wahre Täter ist. Wie soll es nun weitergehen?
Ich ließ mich wie gesagt völlig offen auf das Buch ein und war erstaunt. Ich hatte anfangs einen Thriller erwartet, den als solcher ist er ausgeschrieben, auch das Cover sieht entsprechend aus. Dann ist der Protagonist auf einmal ein 15jähriger. Und dann wird es auf einmal auch noch mystisch. Ist dieser Dämon eine Metapher? Oder driftet das Buch nun in eine völlig andere Richtung ab? Ich kann verstehen, dass einige der Leser enttäuscht und verärgert sind, wenn sie einen Krimi erwarten und Fantasy bekommen. Mich dagegen freut das natürlich, denn es wird gerade richtig spannend, und ich finde es meisterhaft erzählt, wie John mit seinem Konflikt umgeht. Dazu die stete Frage, ob er wirklich ein Psychopath ist, oder ob er einfach ein ganz normaler 15jähriger Junge ist, der einfach ein paar seltsame Hobbies und Interessen hat und das Interesse an Mädchen aus erweckenden männlichen Gefühlen heraus vielleicht mit Stalking und krankhaftem Zwang verwechselt? ;-)
SaschaSalamander 04.03.2010, 15.51 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Avatar - Aufbruch nach Pandora
Gestern Abend war ich in "Avatar". Hatte das Plakat überall gesehen, einen Trailer gesehen, mich aber nie sonderlich dafür interessiert. Halt wieder mal ein weiterer opulenter Sci-Fi mit bisschen Action und Romantik, kennen wir alles schon. Aber meinem Schatz zuliebe bin ich eben mit. Und dann hatte ich irgendwas gelesen von "teuerster Kinofilm ever" und "30 000 nochwas Computer berechneten den Film", das machte mich dann doch neugierig. Also auf ins 3D-Kino!
Anfangs recht gleichgültig, bald recht angetan und nach einer knappen halben Stunde nur noch atemlos und gefesselt, habe ich den Film gesehen. Ich kann es nur schwer in Worte fassen, wiesehr mich dieses Meisterwerk bewegte, aber ich werde es versuchen. Vorab ein paar Worte zur Handlung:
Jake Sully, Marine und gelähmt. Sein Zwillingsbruder stirbt, er arbeitete an einem Projekt "AVTR" (Avatar), welches Giest und Körper des Menschen mit dem künstlich geschaffenen Körper eines Ureinwohners des Planeten Pandora verbindet. Jake soll nun die Rolle seines Bruders einnehmen und in den Avatar schlüpfen, um den Planeten auf diese Weise zu erforschen und Kontakt zu den Aliens aufzunehmen.
Natürlich hat Jake keine Ahnung von Biologie oder Wissenschaft, und seine Kollegen sehen seinen Einsatz sehr skeptisch, doch er ist sofort begeistert: in dem neuen Körper kann er wieder laufen, und die neue Welt ist fantastisch! Bei einem Einsatz wird er von seinen Kameraden getrennt, fast von wilden Tieren geötet und von einer jungen Eingeborenen gerettet.
Und nun ist er in der Zwickmühle: er soll für die Wissenschaftler die Menschen, Pflanzen und Tiere erforschen. Für das Militär soll er die Schwachpunkte herausfiltern und das Vertrauen gewinnen, um sie später tiefer zu verwunden. Und er selbst verliebt sich in seine Retterin und wünscht sich nichts mehr, als ein Teil dieses wunderbaren Volkes auf diesem einzigartigen Planeten zu werden.
Als allererstes erinnert die Geschichte natürlich an "Pocahontas". Dann entdeckt man Anleihen aus "Der mit dem Wolf tanzt" oder "1492". Außerdem entdeckt man uralte Mythologien darin, japanische Mechas und japanische Mythologie, alte Märchen, bekannte Sci-Fi-Elemte. Es ist ein grandioser Mix unterschiedlicher Kulturen, Legenden, Mythologien verschiedenster Länder, und die Geschichte ist so alt, dass man sie sich in unzähligen Variationen wohl schon seit Urzeiten erzählt. Und auch die Genres verschwimmen jenseits aller Grenzen zwischen Dramatik, Action, Abenteuer, Science-Fiction, Fantasy, Ethno, Dystopie, Utopie, Romanze und vielem mehr. Es wird geschossen, geliebt, die Natur bewundert, über Tote geweint und fleißig Krieg geführt.
Nein, die Geschichte ist es wirklich nicht, welche die Zuschauer begeistert. Sondern das, was Cameron (Titanic, Terminator, Alien, Abyss usw) daraus gemacht hat. Er hat eine solch fantastische Mischung geschaffen, die in sich so stimmig ist, als wäre es eine schon lange bestehende bekannte Legende. Er schuf eine neue Welt, in der die unterschiedlichen Kulturen und Mythen sich zu einer neuen Kultur, einem neuen Mythos erheben. Und schmückte sie mit den elemtaren Grundbedürfnissen der Menschen nach Liebe und Freiheit im Einklang mit der Natur. Der Film berührt das Innerste und weckt eine tiefe Sehnsucht, die fast schon schmerzt, und all das ganz ohne Kitsch oder überzogene Dramatik.
Und die Bilder, noch dazu in 3D, sind kaum zu beschreiben. Man sieht jeden Euro, der investiert wurde. Man meint förmlich die Pflanzen zu riechen, als stünde man selbst auf diesem Planeten. Ich habe schon einige 3D-Filme im Kino gesehen, doch dieser war kein Vergleich. Andere hatten manchmal Focusprobleme und waren stellenweise etwas unscharf, oder sie wirkten zu aufgesetzt und viel zu bewusst auf 3D konstruiert, doch in diesem Film vergaß man es irgendwann. Denn alles war gestochen scharf, nichts lenkte den Blick ab, und es war irgendwann kein 3D mehr, sondern ein "ich bin mittenddrin". Dazu die Lautsprecher des Kinos von verschiedenen Seiten, ich war manchmal beinahe geneigt, die Hand auszustrecken und eines dieser schwebenden hauchzarten Wesen zu berühren, als wären sie real um mich.
Knapp 60 Prozent des Filmes entstanden am Computer, nur 40 Prozent waren real. Hatten vor einigen Jahren noch Filme wie "Final Fantasy - The Spirits within" das Publikum begeistert, setzt Cameron mit Avatar heute neue Maßstäbe. Alles wirkt so real und echt, als wäre es tatsächlich existenz. Als gäbe es diesen Planeten wirklich, als hätte man vor Ort real gefilmt. Und zusätzlich zu den so real aussehenden Wesen und Pflanzen kommt die Kreativität der Macher. Sie hatten herrliche Ideen, wie die uns fremden Pflanzen und Wesen aussehen sollten. Selbstverständlich haben sie nicht das Rad neu erfunden, Menschen hängen eben an bekannten Dingen, und Beine, Augen, Nasen sind natürlich vorhanden. Doch es gelang ihnen, alles ein wenig abzuwandeln, dass es fremdartig und dennoch faszinierend und wunderschön aussieht. Apart. Fremd. Und sehr, sehr ästhetisch. Auch ohne Liebesszene oder Romantik-Kitsch ist dieser Film erstaunlich erotisch, alleine aufgrund seiner Bilder. Anfangs ungewohnt und fast ein wenig beängstigend, gewöhnt man ich bald an die blauen Wesen, und es bleibt nichts als Bewunderung für die anmutigen Bewegungen. Besonders die Flugsequenzen ließen mich atemlos den Bildern folgen.
Zweieinhalb Stunden dauerte dieses Vergügen. Anfangs dachte ich noch, dass da gefälligst eine Pause notwendig sei, doch mitten im Film vergaß ich alles um mich herum. Kein Popcorn, keine Pause, kein Kinosaal mehr, ich kann mich nicht mehr erinnern, wann ein Film jemals so schnell zu Ende war.
Heute auf Arbeit erzählte ich von meinem Kinoerlebnis. Eine Kollegin meinte, dass ihr zu dieser Art Film der Zugang fehle. Wir unterhielten uns dann über verschiedene Filmgeschmäcker, sie hatte gestern Sissy gesehen und mag gerne die etwas realistischeren Filme, historisch, romantisch. Nun gut, jedem kann ich Avatar also nicht empfehlen, ein gewisses Interesse für Fantasy und Scifi sollte wohl dennoch vorhanden sein, Genremix hin oder her. Aber ich vermute, dass dieser Film nur sehr wenige Menschen unberührt lassen wird. Cameron hat mit diesem Film ein Werk geschaffen, das neue Maßstäbe setzt und sehr lange Zeit wohl unerreicht bleiben wird ...
Wer ihn sehen möchte, der soll bitte nicht auf die DVD warten. Der soll auch nicht ins normale Kino gehen. Sondern wenn möglich in 3D. Es wäre schade um jede kleine Pflanze, um jedes winzige Lebewesen, welches dem Zuschauer durch die einfache 2D-Technik entginge ...
SaschaSalamander 18.12.2009, 18.26 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL
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