SaschaSalamander

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Tag: Drama

Das Tal

kuhn_tal_1.jpegMomentan höre ich "das Tal 1.3 - der Sturm". Den ersten Teil habe ich schon vor einigen Wochen gehört, den zweiten nun letzte Woche, und den dritten direkt im Anschluss begonnen. Auf den ersten Blick nur eine klassische Teenie - Highschool - Mystery - Story, wie es viel zu viele davon schon gibt. Bei genauerem Hinhören allerdings kann man sich nicht mehr davon lösen und kann es nicht erwarten, bis es endlich weitergeht. Der vierte Teil wird erst im Februar erscheinen, und ich kaue jetzt schon an den Nägeln. Denn ich bin sicher, man wird auch im dritten nichts über das Geheimnis erfahren, welches den Leser seit dem ersten Teil in den Bann zieht ...

Eine Highschool-Story, jedoch mit Gruselelementen, die nicht ohne sind! In jedem Band ist eine andere Person der Clique als Protagonist geschildert, und mit jeder Person erfährt man mehr über das Geheimnis um die verschwundenen Studenten, ...

ich kann es nicht erwarten, nach dem Ende des dritten Bandes endlich zu rezensieren! Aber die Veröffentlichung meines Textes kann noch etwas warten, schließlich ist die Serie noch lange nicht vorbei, und je mehr Teile der Leser bereits hat, desto weniger muss er auf Veröffentlichung des nächsten Bandes warten ;-)

(und noch ist es auch unklar, worauf alles hinauslaufen wird. Ich ordne die Tags auch einmal der Kategorie Fantasy zu. Ob es eine paranormale Erklärung gibt? Ob uns eine bodenständige, reale Lösung erwarten wird? Ich bin gespannt! Und hoffe, dass die Serie irgendwann auch beendet wird und nicht zu einer Endlosreihe wird)

SaschaSalamander 30.11.2010, 10.16 | (0/0) Kommentare | PL

A Lollypop or a Bullet

sakuraba_lollypop_1.jpgSchon lange habe ich keinen Manga mehr rezensiert. Ich lese sie sehr gerne, aber meist ist einer doch wie der andere. Klar, manche tun sich durch besonders hübsche Zeichnungen oder eine ungewöhnliche Story hervor. Aber meist ist es eben doch nur Manga, was ich sehr gerne lese aber danach einfach wieder beiseite lege. In diesem Fall allerdings würde ich fast eher von einer "Graphic Novel" sprechen. Zu schade, dass dieser Begriff nicht so recht definiert ist. Für mich selbst ist eine Graphic Novel eine Geschichte, welche durch Zeichnungen erzählt wird, ob nun Manga oder Comic, die sich von diesen beiden Genres jedoch in ihrer Komplexität und ihrem Erzählstil abhebt, für mein Empfinden sind meist Dramas in diesem Genre angesiedelt, und während ich Mangas oder Comics nur Fans empfehle, lege ich Graphic Novels auch Neulingen ans Herz, die mit gezeichneten Stories normalerweise wenig anfangen können. Und nun habe ich wieder einmal einen Manga gelesen, der mich sosehr berührt hat, dass ich ihn Euch hier vorstellen möchte.

Nagisa ist schon recht früher erwachsen geworden. Ihre Mutter ist arm, und der Bruder lebt als >Hikkomori< in den Tag hinein (Menschen, die sich komplett zurückziehen ohne Kontakt zur Außenwelt, in Japan mit einem eigenen Begriff belegt und wohl besonders extrem). Sie möchte nach der Schule sofort zum Militär, um Geld verdienen, für sie das einzig Wahre, wenn sie ihre Familie unterstützen will.

Eines Tages kommt eine neue Mitschülerin, Mokuzu. Sie ist die Tochter eines berühmten Stars, und Nagisa hält sich von ihr fern, sie mag dieses verwöhnte Gör nicht, das sich so seltsam benimmt. Doch Mokuzu möchte gerne ihre Freundin werden und lässt nicht locker. Außerdem erzählt sie seltsame Dinge. Sie sei eine Nixe, bald würde ein Sturm kommen und sie müsste, wenn sie keine Freundin fände bis zu diesem Sturm, zu einer Schaumblase auf dem Meer werden. Auch sonst ist Mokuzu sehr seltsam, und doch freundet sich Nagisa nach und nach mit ihr an. In leisen, kaum merklichen Schritten geht der Manga voran und beschreibt die Freundschaft der zwei anfangs scheinbar so ungleichen Mädchen, bis tragische Zwischenfälle die Freundschaft überschatten und Einblick in Mokuzus Schicksal gewähren.

Es ist dem Leser sehr lange unklar, ob es ein Drama ist, ob es ein ungewöhnliches Fantasy-Märchen ist und in welchem Genre die Geschichte anzusiedeln ist. So gerne möchte man Mokuzu glauben, zu wunderschön klingt ihre Geschichte. Und doch gibt es Dinge, die an ihren Erzählungen zweifeln lassen. Wollen wir Menschen nicht an Wunder glauben und müssen alles logisch erklären können? Oder ist Mokuzu nur ein kleines Kind, das der grausamen Realität entfliehen möchte? Kann sie sich wirklich in eine Schaumblase verwandeln, oder war das nur ein einfacher Trick, mit dem sie ihre Klassenkameraden täuschte?

Aber nicht nur dieser Zwiespalt geleitet den Leser voller Spannung von Seite zu Seite. Es sind die sanften Zwischentöne, die es mir besonders angetan haben. Man spürt sehr viel über die Ängste und Wünsche der Protagonistin, die so gerne ein normales Kind wäre und doch schon für ihre Familie sorgen muss. Auf gewisse Weise klagt der Manga an, und doch wird niemals mit dem Finger gezeigt, niemals ein Schuldiger gesucht, sondern immer nur dargestellt und erzählt. Allein was der Leser für sich daraus macht ist entscheidend. Und ein mitfühlender Leser wird sich dem Bann der Erzählung kaum entziehen können, bis er endlich ergründet hat, welches Geheimnis Mokuzu wirklich mit sich trägt.

Ungern möchte ich den Manga hier tiefer analysieren, Charakterstudien betreiben oder näher auf Details der Erzählung eingehen, das würde den Rahmen sprengen, doch die Versuchung ist groß. Nur zwei Taschenbücher voller Zeichnungen, und doch so viel Inhalt, wie es ein Roman gleicher Länge nur schwer vermitteln könnte. Ein modernes Märchen / Drama, das weit mehr Aufmerksamkeit verdient hätte, als nur zwischen "normalen" Mangas in Fanshops zu verkümmern. Ein Manga, den ich jedem feinfühligen Erwachsenen gerne ans Herz legen möchte. Eine Erzählung, die man so schnell nicht wieder vergisst und gerne mit etwas Abstand und dem Wissen über das Ende ein zweites Mal mit neuen Augen lesen wird.

SaschaSalamander 29.11.2010, 20.06 | (0/0) Kommentare | PL

Abschluß des Jahres 2009

barbery_eleganzbuch_150.jpgUnd bevor ich nachher den Blog beschließe, bevor ich 2009 für mich selbst literarisch beende und mich dann in Partyvorbereitungen ergehe und kein Buch mehr für den Rest des Jahres berühren werde, bin ich glücklich. Darüber, dass das Ende dieses Jahres mit einem solch schönen Gedanken, einem solch schönen Buch enden durfte. Wenn ich ein Buch beginne, weiß ich selten, was mich erwarten wird. Und so ist es ein unglaubliches Glück, mit einem solch wunderbaren Werk das Jahr beenden zu dürfen. Zeit für eine Rezension habe ich heute nicht. Und die werde ich mir nehmen müssen, denn alleine meine Notizen und Gedanken, die ich zu diesem Buch gemacht habe, sind länger als mehrere Rezensionen zusammen. Wie soll ich dies nur in Kürze fassen?

"Die Eleganz des Igels". Es ist mir normalerweise erst nach vielen Wochen oder oft auch Monaten möglich zu sagen, ob ein Buch mich bereichert hat. Denn ob ein Buch für mich wertvoll ist, erkenne ich erst daran, wenn ich nach langer Zeit noch immer daran zurückdenke, wenn mich Gedanken des Buches im Alltag begleiten. Ich denke an bestimmte Momente der Handlung und fühle mich mit Einzelfiguren der Handlung verbunden.

Bücher, die mir sofort nach dem Lesen sosehr ins Bewusstsein gehen, gibt es nur selten. Ein solches Beispiel war "Die Stadt der träumenden Bücher" von Moers, "Monsieur Linh und die Gabe der Hoffnung" von Claudel, "Seide" von Baricco oder "11 Minuten" von Coelho, "Briefe in die chinesische Vergangenheit" von Rosendorfer oder die Snicket-Reihe. Doch diese Bücher sind selten. Pro Jahr ist es vielleicht ein Buch, mit sehr viel Glück sogar zwei. Und ich bin dankbar für den Genuss eines jeden einzelnen. Und unbeschreiblich dankbar und glücklich bin ich, das Jahr nun mit einem Solchen Roman abschließen zu dürfen. Mit der "Eleganz des Igels".

Warum ich weiß, dass dieses Buch sich in mich gegraben hat, dass es nicht morgen vergessen sein wird, sondern in mir ist und mich begleiten wird? Weil ich vorhin etwas feststellen durfte, das eine so große Seltenheit ist, dass es in diesem Fall erwähnenswert ist. Denn ich habe ja schon darüber geschrieben, dass ich ohne Lesezeichen hoffnungslos verloren wäre. Ich finde nicht mehr die Stelle, wo ich war, zumindest nicht ohne Aufwand. Ich überfliege die Texte, und der Inhalt ist klar, doch die Worte sind vergänglich. Anhand eines Absatzes kann ich nicht sagen, wie weit zurück ich mich befinde und worum es gerade geht und wieviel weiter ich schon gelesen habe. Manchmal nicht einmal, ob ich es überhaupt schon gelesen habe.

Doch dieses Werk ist für mich eindeutig. Ich schlug eine beliebige Seite im Buch auf. Las nur einen einzigen Satz. Und ich wusste sofort, um welchen Gedanken es ging, welche Handlung damit verknüpft war, wo im Buch ich mich gerade befand. Dachte daran zurück, erfreute mich daran. Ich werde es ganz vorne in mein Regal stellen. Damit ich genauso wie in einige der anderen Werke, die ich oben nannte, immer wieder einmal ins Regal greifen kann, ein beliebiges dieser Bücher an einer beliebigen Stelle aufschlagen und mich dann lächelnd zu erinnern ...

SaschaSalamander 31.12.2009, 15.12 | (2/1) Kommentare (RSS) | PL

Avatar - Aufbruch nach Pandora



Gestern Abend war ich in "Avatar". Hatte das Plakat überall gesehen, einen Trailer gesehen, mich aber nie sonderlich dafür interessiert. Halt wieder mal ein weiterer opulenter Sci-Fi mit bisschen Action und Romantik, kennen wir alles schon. Aber meinem Schatz zuliebe bin ich eben mit. Und dann hatte ich irgendwas gelesen von "teuerster Kinofilm ever" und "30 000 nochwas Computer berechneten den Film", das machte mich dann doch neugierig. Also auf ins 3D-Kino!

Anfangs recht gleichgültig, bald recht angetan und nach einer knappen halben Stunde nur noch atemlos und gefesselt, habe ich den Film gesehen. Ich kann es nur schwer in Worte fassen, wiesehr mich dieses Meisterwerk bewegte, aber ich werde es versuchen. Vorab ein paar Worte zur Handlung:

Jake Sully, Marine und gelähmt. Sein Zwillingsbruder stirbt, er arbeitete an einem Projekt "AVTR" (Avatar), welches Giest und Körper des Menschen mit dem künstlich geschaffenen Körper eines Ureinwohners des Planeten Pandora verbindet. Jake soll nun die Rolle seines Bruders einnehmen und in den Avatar schlüpfen, um den Planeten auf diese Weise zu erforschen und Kontakt zu den Aliens aufzunehmen.

Natürlich hat Jake keine Ahnung von Biologie oder Wissenschaft, und seine Kollegen sehen seinen Einsatz sehr skeptisch, doch er ist sofort begeistert: in dem neuen Körper kann er wieder laufen, und die neue Welt ist fantastisch! Bei einem Einsatz wird er von seinen Kameraden getrennt, fast von wilden Tieren geötet und von einer jungen Eingeborenen gerettet.

Und nun ist er in der Zwickmühle: er soll für die Wissenschaftler die Menschen, Pflanzen und Tiere erforschen. Für das Militär soll er die Schwachpunkte herausfiltern und das Vertrauen gewinnen, um sie später tiefer zu verwunden. Und er selbst verliebt sich in seine Retterin und wünscht sich nichts mehr, als ein Teil dieses wunderbaren Volkes auf diesem einzigartigen Planeten zu werden.

Als allererstes erinnert die Geschichte natürlich an "Pocahontas". Dann entdeckt man Anleihen aus "Der mit dem Wolf tanzt" oder "1492". Außerdem entdeckt man uralte Mythologien darin, japanische Mechas und japanische Mythologie, alte Märchen, bekannte Sci-Fi-Elemte. Es ist ein grandioser Mix unterschiedlicher Kulturen, Legenden, Mythologien verschiedenster Länder, und die Geschichte ist so alt, dass man sie sich in unzähligen Variationen wohl schon seit Urzeiten erzählt. Und auch die Genres verschwimmen jenseits aller Grenzen zwischen Dramatik, Action, Abenteuer, Science-Fiction, Fantasy, Ethno, Dystopie, Utopie, Romanze und vielem mehr. Es wird geschossen, geliebt, die Natur bewundert, über Tote geweint und fleißig Krieg geführt.

Nein, die Geschichte ist es wirklich nicht, welche die Zuschauer begeistert. Sondern das, was Cameron (Titanic, Terminator, Alien, Abyss usw) daraus gemacht hat. Er hat eine solch fantastische Mischung geschaffen, die in sich so stimmig ist, als wäre es eine schon lange bestehende bekannte Legende. Er schuf eine neue Welt, in der die unterschiedlichen Kulturen und Mythen sich zu einer neuen Kultur, einem neuen Mythos erheben. Und schmückte sie mit den elemtaren Grundbedürfnissen der Menschen nach Liebe und Freiheit im Einklang mit der Natur. Der Film berührt das Innerste und weckt eine tiefe Sehnsucht, die fast schon schmerzt, und all das ganz ohne Kitsch oder überzogene Dramatik.

Und die Bilder, noch dazu in 3D, sind kaum zu beschreiben. Man sieht jeden Euro, der investiert wurde. Man meint förmlich die Pflanzen zu riechen, als stünde man selbst auf diesem Planeten. Ich habe schon einige 3D-Filme im Kino gesehen, doch dieser war kein Vergleich. Andere hatten manchmal Focusprobleme und waren stellenweise etwas unscharf, oder sie wirkten zu aufgesetzt und viel zu bewusst auf 3D konstruiert, doch in diesem Film vergaß man es irgendwann. Denn alles war gestochen scharf, nichts lenkte den Blick ab, und es war irgendwann kein 3D mehr, sondern ein "ich bin mittenddrin". Dazu die Lautsprecher des Kinos von verschiedenen Seiten, ich war manchmal beinahe geneigt, die Hand auszustrecken und eines dieser schwebenden hauchzarten Wesen zu berühren, als wären sie real um mich.

Knapp 60 Prozent des Filmes entstanden am Computer, nur 40 Prozent waren real. Hatten vor einigen Jahren noch Filme wie "Final Fantasy - The Spirits within" das Publikum begeistert, setzt Cameron mit Avatar heute neue Maßstäbe. Alles wirkt so real und echt, als wäre es tatsächlich existenz. Als gäbe es diesen Planeten wirklich, als hätte man vor Ort real gefilmt. Und zusätzlich zu den so real aussehenden Wesen und Pflanzen kommt die Kreativität der Macher. Sie hatten herrliche Ideen, wie die uns fremden Pflanzen und Wesen aussehen sollten. Selbstverständlich haben sie nicht das Rad neu erfunden, Menschen hängen eben an bekannten Dingen, und Beine, Augen, Nasen sind natürlich vorhanden. Doch es gelang ihnen, alles ein wenig abzuwandeln, dass es fremdartig und dennoch faszinierend und wunderschön aussieht. Apart. Fremd. Und sehr, sehr ästhetisch. Auch ohne Liebesszene oder Romantik-Kitsch ist dieser Film erstaunlich erotisch, alleine aufgrund seiner Bilder. Anfangs ungewohnt und fast ein wenig beängstigend, gewöhnt man ich bald an die blauen Wesen, und es bleibt nichts als Bewunderung für die anmutigen Bewegungen. Besonders die Flugsequenzen ließen mich atemlos den Bildern folgen.

Zweieinhalb Stunden dauerte dieses Vergügen. Anfangs dachte ich noch, dass da gefälligst eine Pause notwendig sei, doch mitten im Film vergaß ich alles um mich herum. Kein Popcorn, keine Pause, kein Kinosaal mehr, ich kann mich nicht mehr erinnern, wann ein Film jemals so schnell zu Ende war.

Heute auf Arbeit erzählte ich von meinem Kinoerlebnis. Eine Kollegin meinte, dass ihr zu dieser Art Film der Zugang fehle. Wir unterhielten uns dann über verschiedene Filmgeschmäcker, sie hatte gestern Sissy gesehen und mag gerne die etwas realistischeren Filme, historisch, romantisch. Nun gut, jedem kann ich Avatar also nicht empfehlen, ein gewisses Interesse für Fantasy und Scifi sollte wohl dennoch vorhanden sein, Genremix hin oder her. Aber ich vermute, dass dieser Film nur sehr wenige Menschen unberührt lassen wird. Cameron hat mit diesem Film ein Werk geschaffen, das neue Maßstäbe setzt und sehr lange Zeit wohl unerreicht bleiben wird ...

Wer ihn sehen möchte, der soll bitte nicht auf die DVD warten. Der soll auch nicht ins normale Kino gehen. Sondern wenn möglich in 3D. Es wäre schade um jede kleine Pflanze, um jedes winzige Lebewesen, welches dem Zuschauer durch die einfache 2D-Technik entginge ...

SaschaSalamander 18.12.2009, 18.26 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

Kontroll

kontroll_1.jpgNa sowas, ich dachte, den Film hätte ich längst rezensiert. Aber ich kann hier nichts finden. Nun gut, dann kann ich meine Gedanken dazu heute notieren, denn im Grunde sah ich ihn wie zum ersten Mal. Das erste Mal sah ich ihn direkt nach Erscheinen, und das ist um die fünf Jahre her. Da der Film weniger eine stringente Handlung denn vielmehr einzelne Szenen hat, ist er auch schwer zu beschreiben und noch schwerer im Gedächtnis zu behalten über so viele Jahre, ich habe ihn also fast jungfräulich ansehen dürfen, nur noch in dem Hintergedanken, dass ich schon damals absolut begeistert gewesen war.

Wie gesagt, eine Handlung ist nicht zu beschreiben. Im Grunde sind es einzelne Szenen rund um das Team des Kontrolleurs Bulcsu, der mit seinen vier Kollegen durch die Budapester U-Bahn (gedreht in Budapest, die Handlung jedoch ist nicht ortsgebunden) patroulliert. Zum einen gibt es die Begegnungen mit verschiedenen oder auch sich als Running Gag wiederholenden Fahrgästen ohne Fahrschein. Ein Zuhälter, der seine Nutten statt der Strafgebühr anbietet, ein Junkies mit seiner Drogenspritze, ein Schwuler, eine toughe Tussi, eine wildgewordene Prostituierte, ein Jugendlicher mit bissigem Hund, japanische Touristen, ein gehörloses Pärchen, der Nervenzusammenbruch eines Kollegen, ein stotternder Mann und viele andere Widrigkeiten lassen sie ihren Job nur schwer ausführen. Es mangelt den Fahrgästen einfach an Respekt und Verständnis für diesen tristen und doch verantwortungsvollen Job. Besonders Bootsie macht ihnen das Leben schwer, indem er ihnen Schaum ins Gesicht sprüht und immer wieder vor ihnen flieht, er ist nicht zu fassen.

Dann wären da noch die gehäuften Selbst(?)morde, die seit einigen Wochen in der U-Bahn geschehen. Außerdem trifft Bulcsu die junge Sofia, welche immer wieder ohne Farschein anzutreffen ist, ihr Markenzeichen das plüschige Bärchenkostüm. Und Bulscu scheint sich zu verlieben.

Ich weiß nicht recht, wie ich den Film beschreiben soll außer "super Bilder, geniale Kamera, klasse Inszenierung". Hm *grübel*. Er ist sehr symbolträchtig, die Geschichte im Hintergrund wird sehr viel über Bilder erzählt, welche sich schwer einordnen lassen. Sind es Träume? Surreale Momente? Könnte es wirklich so passiert sein? Ist es das Unterbewusstsein des Helden, welches ihm und den Zuschauern einen Streich spielt?

Die Farben sind eher trist, der Film besteht aus reinem Schmuddel-Look. Im Grunde sind alle dort im Untergrund Loser, die im Leben versagt haben. Alkoholiker, ein Narkoleptiker, ein alter kranker Mann, ein völliger Newbie. Und der Protagonist, welcher aus seinem zuvor erfolgreichen Leben als führender Architekt ausgestiegen ist, als er dem Erfolgsdruck nicht mehr standhielt. Nun lebt Bulcsu also in der U-Bahn, hat das Tageslicht nicht mehr gesehen, dort unten lebt, schläft, isst er, er findet den Ausgang nicht mehr, will ihn nicht mehr finden. Seine Freunde sind die Kollegen und der alte Fahrer "Onkel Bela", und nach der Arbeit macht er Schienenrennen, sitzt auf den großen Belüftungsventilatoren, schläft in den Gängen, streunt durch die Hallen.

Es würde mir großen Spaß machen, den Film nun zu zerlegen, etwa die Eule, die von Szene zu Szene schlimmer werdenden Wunden, die verschiedenen Kostüme, die Tunnelsysteme und Rolltreppen, die einzelnen Farben, die Kameraführung. Alles zusammen ergibt eine große, wunderbare Gesamtkomposition und ein nicht überraschendes Ende. Zwar ist alles möglich, und man darf in diesem Film nicht in geraden Bahnen denken, aber dennoch ist die Wende und das Ende nicht erstaunlich, im Gegenteil eigentlich schon von Anfang an klar gewesen.

Das Genre kann ich nicht definieren. Es hat ein bisschen was von allem. Schrill wie Comedy, lustig wie eine Komödie, selig wie eine Romanze, packend wie ein Drama, auch Thriller ist dabei, Underground, Mindfuck, Mystery, eigentlich so ziemlich alles. Ich sortiere so etwas bei mir unter "schräg", und ich kann jedem nur empfehlen, sich den Film anzusehen. Leider kenne ich kaum jemanden, der diesen Film gesehen hat, kenne also keine anderen persönlichen Meinungen. Aber ich vermute, es ist einer der Filme, die man entweder hasst oder lieb. Und ich liebe ihn ...

SaschaSalamander 21.11.2009, 22.34 | (0/0) Kommentare | PL

Tannöd

schenkel_tannoed_150_1.jpgNun habe ich also auch Tannöd gehört. Um schon alles vorweg zu nehmen, bevor ich schreibe (viel fällt mir zum Schreiben offen gesagt auch nicht ein), hier schon die Zusammenfassung: ich fand es nett, den Hype kann ich verstehen, aber mich selbst ließ es eher kalt, trotzdem hat es viele faszinierenden Aspekte.

Aber gut, ausnahmsweise mal das Pferd von hinten aufgezäumt. Ich möchte trotzdem nun schrittweise vorgehen. Erst einmal zum Roman selbst: die Autorin Andrea Maria Schenkel schrieb mit "Tannöd" ihren Erstling, und er schlug ein mit Bombenerfolg. Dabei bezieht sie sich auf einen real geschehenen Mord in >Hinterkaifeck< im Jahre 1922. Es gab schon eine andere literarische Aufarbeitung, doch der Vorwurf des Plagiats wurde dann abgewiesen. Nun gut, ich kenne das andere Werk nicht, aber ich denke, berühmte Momente der Geschichte oder bekannte Mordfälle wie Jack the Ripper wurden auch immer wieder neu bearbeitet, ohne dann jedoch abgeschrieben zu sein ...

Zur Handlung nur soviel: so wirklich beliebt waren die Bauern Danner auf dem Tannödhof nicht, mürrisch, geizig, hart. Trotzdem sind alle geschockt, als das Ehepaar, deren Tochter, Enkel und sogar die Magd auf brutale Weise getötet wurden, und niemand kann sich vorstellen, wer zu einer solch schrecklichen Tat fähig sein könnte.

Das Buch ist nicht als Roman geschrieben, sondern in Form einzelner Interviews. Beginnt ganz unverfänglich mit der Geschichte eines kleinen Mädchens, welches erzählt, wie seine beste Freundin nicht in der Schule war und auch nicht im Gottesdienst. Es wird erzählt, was kleine Mädchen eben so erzählen. Von gemeinsamen Freuden, von einem Streit, von ihrem Lieblingsessen und den gemeinsamen Spielen. Davon, wie die Tochter der Danners immer von ihrem Vater aus Amerika erzählte, und von dem Zauberer im Wald. Und so geht es weiter. Anfangs scheinbar unzusammenhängend, im Laufe der Zeit immer strukturierter und verständlicher sind die Berichte abgefasst. Nachbarn erzählen, der Lehrer, der Pfarrer, eine alte Bäuerin, sie alle haben ihren Teil beizutragen und tratschen munter über die Danners und deren unzüchtiges Leben. Immer mehr Details werden enthüllt, hier mal eine Andeutung, dort eine Mutmaßung, dort will niemand etwas gesehen haben, aber andere hätten behauptet, und so wird aus vielen verschwommenen Mosaiksteinchen ein immer deutlicheres Bild, welches sich dem Leser dann zwar enthüllt, aber dennoch viele Fragen offen lässt ...

Ich habe das Hörbuch gehört, ohne mir zuvor den Inhalt anzusehen. Keine Rezension, keine Inhaltsangabe, kein Klappentext. Nur das Wissen, dass dieses Buch wohl ein Riesenerfolg gewesen sein muss und nun sogar verfilmt wird. Umso erstaunter war ich dann über das, was sich mir bot. >Monica Bleibtreu< (gestorben 13.05.2009) war mir als Stimme bis dahin nicht bekannt, und ich war angetan von ihrer ausdrucksstarken Darstellung. Männer kenne ich als virtuose Künstler, die regelrechte Ein-Mann-Hörspiele hinbekommen, doch Frauen haben diese Stimmgewalt leider nicht, vor allem anatomisch bedingt (vermute ich). Doch Monica Bleibtreu gelingt, was ich von Frauen sonst nicht kenne: sie verkörpert verschiedene Personen. Ein naseweises Mädchen, eine alte Bäuerin, ein alter Pfarrer, die bigotte Haushälterin des Pfarrers, eine bauernschlaue alte Frau, der ruhige Lehrer, der Postbote, sie erschafft mit ihrer Stimme, ihrem Tonfall, ihrer Betonung, ihrer Sprachmelodie, ihrem Rhythmus, mit allem, was ihre Stimme hergibt, unzählige verschiedene Menschen. Ich sah sie bildlich vor mir, wie sie hibbelnd auf dem Stuhl saßen, wie sie ruhig in die Ferne blickten, die Finger ineinandergruben, hektisch sich umsahen, wie sie genüsslich erzählten und immer mehr ausschmückten oder aber sich in sich zogen und nicht wirklich etwas von dem Grauen erzählen wollten.

Anfangs war ich extrem verwirrt, weil ich gar nicht wusste, auf was das Buch nun abzielen soll. Und bis zum Ende wurde mir nicht klar, wem diese Personen nun antworten. Einem Reporter? Einem Schriftsteller? Einem Polizisten? Und was haben die Gebete zwischen den einzelnen Interviews zu bedeuten? Ich dachte, dass mir da etwas entgangen sei, aber bei späterem Stöbern im Web fand ich heraus, dass dies wohl Fragen sind, welche allgemein nicht geklärt wurden. Nun gut, es sind stilistische Mittel, und ein Autor muss sich nicht immer erklären. Die Gebete haben mich dann langsam recht genervt, aber sie gehörten dazu, und das "Herunterleiern", wie Monica Bleibtreu es so perfekt gemacht hat, hat sehr viel Stimmung in das Hörbuch gebracht, es verstärkte das Gefühl, welches für mich während des Hörens aufkam. Die Atmosphäre von heuchlerischen, auf sich bedachten, kleingeistigen, aber doch auf ihre Weise gerissenen Menschen, die sonntags in die Kirche gehen und ihre Gebete herunterleiern, die täglich ihre Litanei beten, die aber hinter ihren verschlossenen Türen ihre Ehefrau prügeln, die Kinder schlagen, die Tochter missbrauchen und böse über andere reden, welche sich in der Öffentlichkeit einen kleinen Fehler erlauben. Ich sah sie hinter ihren Gardinen hervorlugen, streng bedacht, den Schein zu wahren und mit dem Finger auf andere zu zeigen ...

besonders auffällig auch die Mundart. Es wurde sehr viel Dialekt eingebracht, es kamen alte Ausdrücke zur Sprache, die das Hörerlebnis sehr stimmungsvoll machten und perfekt in die Inszenierung passten.

Um wieder zum Anfang zurückzukommen: die Handlung an sich (oder besser der Inhalt dahinter, denn Handlung konnte man es nicht nennen) ließ mich recht kalt, und im Normalfall hätte ich ein solches Buch recht schnell wieder beiseite gelegt. Doch die Darstellung durch die Sprecherin, und auch die gekonnte Erzählweise mit all den kleinen Aha-Erlebnissen, wenn eine kurze Erwähnung vom Anfang nun plötzlich sich mit einem weiteren Puzzleteil zu einer weiteren Erkenntnis für den Leser zusammenfügt, das hat seinen ganz eigenen Reiz.

Wirkliche Spannung kommt nicht auf, und einen klaren Handlungsfaden darf man nicht erwarten. Man sollte sich wirklich völlig auf das Werk einlassen, ohne sich bestimmte Erwartungen oder Vorstellungen davon zu machen. Sondern es einfach wirken lassen.

Als Film würde ich mir das vermutlich nicht ansehen, dazu reizen mich das Thema und die Leute viel zu wenig. Ob es mir als Buch gefallen würde, weiß ich nicht, denn Monica Bleibtreu hat dem allem für mich schon einen sehr persönlichen Touch verliehen. Aber das Hörbuch - WOW! Ich kann verstehen, wenn viele das Buch langweilig finden, die Rezensionen im Web (die ich erst im Nachhinein angesehen habe) gehen ja sehr auseinander, und viele halten es für herausgeworfenes Geld. Kann ich verstehen. Aber ebenso verstehe ich all jene, welche das Buch begeistert als Meilenstein feiern und in den Himmel loben. Mich selbst findet man irgendwo dazwischen.

Mein Tipp: auf jeden Fall das Hörbuch in der Version mit Monica Bleibtreu hören!

SaschaSalamander 18.11.2009, 10.27 | (0/0) Kommentare | PL

Beides hervorragend

Normalerweise ist es so, dass ich entweder das Hörbuch bevorzuge und mir mehr Zeit für den Haushalt und Spaziergänge nehme. Oder dass ich den Roman bevorzuge und das Zeug für die Ohren höchstens in der U-Bahn zu mir nehme. In diesem Fall schwanke ich ständig und weiß vor lauter Lesen und Hören nichtmehr wohin, weil eines von beiden besser ist als das andere.

"Totengleich" von Tana French  hält mich in seinem Bann, der erste Band war nett, aber der zweite hier fesselt mich richtig und begeistert mich, wie er immer mehr kleine Details preisgibt und man die jungen Leute aus Lexies Freundeskreis immer besser kennenlernt, das Haus in dem sie leben, ihre Gewohnheiten, ihre Verbindungen.

Und "die Hütte" ist wirklich ein sehr erstaunliches Buch, von dem man in den Medien seltsamerweise viel zu wenig hört. Gott in Gestalt einer japanischen Gärtnerin, einer dicken afrikanischen Mama und eines jungen südländischen Handwerkers. Das Buch lässt mich eine Wärme spüren, die ich schwer beschreiben kann, und jedes Wort dringt tief ins Innere. Ob gläubig oder nicht, es bewegt mich. Ich weiß nicht, ob es Antworten liefern wird, viele sind angetan von den Antworten, andere vermissen diese dagegen. Aber eines ist sicher: es ist eines der Bücher, die ich nie vergessen werde.

SaschaSalamander 17.11.2009, 21.32 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

Der Zweifler und die Dreieinigkeit

young_huette_150_1.jpgGestern habe ich von einem Kollegen auf Arbeit das Buch "die Hütte" geliehen bekommen, über das ich mich sofort stürze. Ich weiß nur den groben Inhalt, nämlich dass ein Mann mit dem Schicksal hadert, nachdem sein Kind gestorben ist, und dass er nun eine mysteriöse Einladung auf eine einsame Hütte im Wald erhält, wo er mit der Dreieinigkeit konfrontiert wird und ... hm, keine Ahnung, es soll sehr gut sein. So gut, dass es die Gefangenen an den Pfarrer herangetragen haben, weil sie nach dem Lesen so begeistert davon waren. Und wenn unsere Leute Bücher verschlingen und dann sogar noch das Bedürfnis haben, danach mit uns darüber zu reden, dann hat das wirklich etwas zu bedeuten. Klar, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss. Ich habe keinerlei Ahnung, was mich erwartet, und ich bin mehr als nur gespannt!

Ich kann nicht einmal wirklich Tags für diesen Beitrag erstellen, weil ich nicht weiß, wo man dieses Buch einordnen kann. Aber ich versuche es einmal, kann es ja anschließend noch ändern, wenn ich falsch liege ;-)

SaschaSalamander 12.11.2009, 10.46 | (0/0) Kommentare | PL

Ghetto Kidz

Von Morton Rhue habe ich bisher eigentlich alles gelesen. "Die Welle", "Boot Camp", "Asphalt Tribe", "ich knall Euch ab". Es gibt ein paar andere Werke, die ich so als Buch jedoch noch nicht gefunden habe, die hier und da aber verzeichnet sind. Ich war von allen seinen Büchern begeistert, ausnahmslos. Habe diese Bücher auch als Lektüre für meine Schüler verwendet in Englisch. Und einige Bücher habe ich sogar mehrfach zu mir genommen, die Welle etwa habe ich als Jugendliche gelesen, als junge Erwachsene noch einmal, und nun letztens als Film. Ich mag seine Art zu schreiben, er versteht es, sogar diejenigen Kids zum Lesen zu animieren, die sonst schwer dazu zu bewegen sind.

Nur mit "Ghetto Kidz" kann ich mich nicht anfreunden. Ich habe es als Buch versucht. Ich habe es zweimal als Hörbuch versucht. Und nie komme ich über die ersten Kapitel hinaus. Eigentlich wäre das für mich das derzeit wichtigste Buch, weil ich mit ihm die Jungs auf Arbeit besonders erreichen könnte. Gang, Ghetto, Gewalt, Realität, Kriminalität, das ist genau das, womit ich bei ihnen durchdringe, und da ließen sich herrliche Diskussionen anbahnen, da könnte ich sie für ein Buch begeistern. Aber ich schaffe es nicht.

Kann nicht einmal wirklich sagen, weshalb. Irgendwie scheint es mir mehr in Episoden aufgebaut zu sein, weniger als Handlung. Dies war bei "Asphalt Tribe" jedoch auch der Fall, der fehlende Handlungsfaden kann es also nicht sein. Die Gewalt ist es auch nicht, die mich stört, das bin ich gewohnt. Der Erzählstil könnte es sein, ich finde ihn anders als in den anderen Büchern. Er reißt mich nicht mit. Allerdings habe ich ihn noch nicht näher analysiert. Ich kann es nicht anders beschreiben als dass das Buch mich einfach nicht packt. Das Thema wäre höchinteressant, aber was er daraus gemacht hat, schaffe ich einfach nicht zu lesen.

Ich habe mich nun im Internet informiert, wie das Buch enden wird. Und ich finde es realistisch und prima, dass er nichts beschönt, sondern den Kreislauf der Gewalt so zeigt, wie er draußen auf den Straßen tatsächlich stattfindet. Vielleicht werde ich es in ein paar Monaten noch einmal versuchen. Aber vorerst nach zig Anläufen brauch ich erst mal eine Pause von diesem Buch ...

SaschaSalamander 10.10.2009, 08.17 | (0/0) Kommentare | PL

Hansel und Gretel

hanselgretel_150_1.jpgDie Märchen der Gebrüder Grimm sind weit über den deutschen Kulturschatz hinaus bekannt und beliebt. Immer wieder sind sie Grundlage für Varianten an Märchen, Fantasy, Horror. Mal leicht abgewandelt, mal dicht an der Vorlage. Mal kindgerecht, ein andermal bluig oder sexuell für Erwachsene. Neben Rotkäpchen zählt Hänsel und Gretel zu den Märchen, die am häufigsten hierfür verwendet werden. Ich kann gar nicht zählen, wie viele ausländische Filme und vor allem Mangas ich bereits über Variationen der Gebrüder Grimm gelesen habe!

Eine besonders gelunge Version, die ich heute vorstellen möchte, ist "Hänsel und Gretel". Das Grundmotiv bleibt erhalten: Kinder im Wald, ein böser Mensch, die Kinder begehen Rache.

Eun-Soo fährt gerade zu seiner kranken Mutter, als er im Wald einen Unfall hat. Hilflos irrt er durch das Gehölz, als ihm ein hübsches Mädchen begegnet und ihn zu ihrem nahegelegenen Elternhaus führen will, wo sie mit Vater, Muter und zwei Geschwistern lebt. Alles dort erscheint ihm seltsam, aber er hat keine Wahl, als die Nacht dort zu verbringen. Am nächsten Tag bricht er mit einer Wegbeschreibung auf und will zurück zu seinem Auto, doch er landet am Abend wieder in dem seltsamen Haus. Noch hält er das für einen Zufall. Doch als ihm dieses mehrere Male immer wieder passiert, ahnt er, dass etwas nicht stimmt. Und plötzlich verschwinden die Eltern der drei Kinder und bitten ihn auf einem Notizzettel, für diese Sorge zu tragen. Immer seltsamer wird das Verhalten der Geschwister, immer bedrohlicher die gesamte Situation. Ein weiteres Ehepaar baut einen Unfall und wird von dem Bruder nun ebenfalls in das Haus geführt, kann nicht mehr entkommen. Die beiden Erwachsenen scheinen Böses zu planen, und Eun-Soo schwankt in seinem Verantwortungsgefühl für die Kinder und seiner Sorge um die eigene Familie zu Hause, für welche er seit Tagen verschollen gilt. Die Lage spitzt sich zu, und wenn er den Wald verlassen will, muss er zuvor das schreckliche Geheimnis der Kinder lüften ...

Erst recht spät gegen Ende des Filmes werden die Bezüge zum ursprünglichen Märchen "Hänsel und Gretel" sichtbar, und je deutlicher sie werden, desto faszinierter war ich von der Geschichte, welche die Koreaner hier gewoben haben! Der Film behandelt quasi die Frage was mit Hänsel und Gretel geschehen wäre, wenn sie nicht am Ende ihre bösen Eltern aufgesucht, sondern sich an allen grausamen Erwachsenen gerächt hätten.

Es ist kein "reinrassiger" Horrorfilm, aber dennoch ist er sehr unheimlich. Ohne Schockeffekte, ohne literweise Blut, ohne gruslige Effekte kommt der Film aus, und doch brennen sich die Bilder in ihrer Intensität ins Gedächtnis. Surreale Schauplätze bilden die Kulisse, schaurige Orte werden verzerrt und spielen mit den Urängsten der Menschen. Der Dachboden ist ein Labyrinth ohne Ausgang, der Wald steckt voller düsterer Geheimnisse, und die aufgesetzte Niedlichkeit des Hauses wirkt umso bedrohlicher, je bunter und zuckriger die Bilder werden. Kleine Holzpüppchen beginnen wie im Märchen zu fliegen und mit den Kindern zu spielen, ein Weihnachtsmann lässt Wünsche wahr werden.

Ein zauberhaftes Märchen, ein ernster Hintergrund. Die Handlung ist am Ende nicht leicht zu verkraften, und wie bei Asiafilmen üblich erfährt der Zuschauer, dass Gut und Böse nicht zwangsläufig Gegensätze sein müssen ...

Ich kann diesem Film nur jedem empfehlen, der offen ist für neue Eindrücke. Nichts für nebenbei, sondern tiefgründige Unterhaltung, bei der man sich in Ruhe auf das Geschehen am Bildschirm konzentrieren sollte. Ein Film, auf den man sich einlassen muss ...

SaschaSalamander 28.09.2009, 09.43 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

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