SaschaSalamander

Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Serie

Twig im Dunkelwald

Wie bereits angekündigt, möchte ich die einzelnen Bücher der Klippenland-Chroniken vorstellen. Ich habe sie als Hörbücher zu Hause, aber auch die Bücher habe ich der Zeichnungen und Vollständigkeit halber ausgeliehen. Bevor ich beides vermische, möchte ich zuerst über Inhalt und Aufbau plaudern, und dann die Zeichnungen beziehungsweise musikalische Untermalung ansprechen.

Twig war schon immer anders als die anderen Trollkinder. Und eines Tages erfährt er von seiner Mutter Spelda, dass er in Wirklichkeit ein Findelkind ist. Nun sei er alt genug, den Dunkelwald zu verlassen und sich auf die Suche nach seinen richten Eltern zu begeben. Trolle verlassen niemals den Weg, und so ermahnt Spelda ihren "Sohn", niemals den Weg zu verlassen. Denn im Dunkelwald lauern viele Gefahren.
Twig verlässt den Weg. Und gerät von einer Gefahr in die nächste, bevor er endlich an das Ziel seiner Reise gelangt und erfährt, wer er tatsächlich ist.

So einfach die Geschichte gestrickt ist, so angenehm ist das Buch auch zu lesen. Zugegeben, das Buch hat einige Schwächen: Twig ist einer jener Hauptcharaktere, die nichts, wirklich rein gar nichts, dazulernen und am Ende des Buches in der Entwicklung nicht einen Schritt weiter sind als zuvor. Aber er ist auch kein Held ... Zudem wirkt das Buch stellenweise wie aneinandergereihte Episoden anstatt wie ein gesamtes Buch. Im Hörbuch werden zwei der Kapitel auf Twigs Reise durch den Dunkelwald einfach ausgelassen, was jedoch weder stört noch auffällt, da diese Kapitel in keinster Weise zum Fortgang der Handlung beitragen. Man könnte auch über die mangelnde Charaktertiefe stolpern. In diesem Fall allerdings finde ich, lassen Handlung und Charakterbeschreibung bewusst Freiraum für die Fantasie des Lesers. Getreu dem Motto "weniger ist mehr" spielt sich bei Twig vieles in der Vorstellung des Lesers ab.

Was das Buch so spannend und vor allem lesenswert macht, das ist der einfache, aber absolut mitreißende Schreibstil des Autors Paul Stewart. Er lässt den Leser durch den Dunkelwald irren und an einem unglaublichen Sammelsurium von Ideen, Kreaturen und Sonderlichkeiten teilhaben. All die verwunderlichen und seltsamen Pflanzen, Wesen und Kreaturen bringen den Leser immer wieder schmunzeln, aber lassen ihn auch schaudern. Die Atmosphäre des Buches ist sehr dicht, die gesamte Umgebung ist glaubwürdig und vor allem stimmungsvoll umschrieben. Eines der wenigen Bücher, bei denen man während des Lesens tatsächlich in eine fremde Welt eintaucht.

Das Besondere an Twig im Dunkelwald: schon sehr schnell stellt der Leser fest, dass er sich nicht auf die für dieses Genre ansonsten üblichen Regeln verlassen kann. Je niedlicher das Tierchen, umso größer die von ihm ausgehende Gefahr. Je freundlicher die neuen Bekannten, umso heuchlerischer ihre Absichten. Je geliebter der Freund, umso überraschender sein endgültiger Tod. Ob es bei einem solch erfrischend ungewöhnlichen Handlungsbogen zu einem Happy End kommen kann? Oder stellt sich das Ende wieder nur als trügerisches Glück heraus? Paul Stewart ist nicht gerade zimperlich in der Wahl seiner Schicksalsschläge für den armen Twig.

Es gibt einige Kreaturen und Ereignisse im Dunkelwald, die mich aufgrund ihrer düsteren Darstellung ernsthaft daran zweifeln lassen, ob das Buch tatsächlich für 10jährige geeignet ist?

Der Text ist versehen mit Bildern des Zeichners Chris Ridell. Die sowieso schon düstere Stimmung des Dunkelwaldes kommt durch seine Darstellungen noch sehr viel besser zur Geltung, alles wirkt auf seinen Bildern noch skuriller und seltsamer. Die einzelnen Charaktere sind mit viel Liebe zum Detail angefertigt, man denkt sich nur "ja, genau so muss es aussehen, anders kann es gar nicht sein" ...

Das Hörbuch ist um zwei Kapitel und einige Sätze in den verbliebenen Kapiteln gekürzt, was jedoch weder stört noch der Handlung und Spannung einen Abbruch täte. Herrliche Musikuntermalung (einzelne Töne, auf einem tiefen Saiteninstrument angeschlagen, klingen lange und dumpf nach, bevor ein weiterer, einzelner langer Ton langsam die "Melodie" aufbaut, geschickt in die Kunstpausen des Vortragenden eingebunden) und eine bunte Geräuschkulisse (besonders genial finde ich die Wigwigs, kleine gelbe Fellwuschel. Es kann nur ein Geräusch für sie geben! Und ebendies wurde mit einfachsten Mitteln für das Hörbuch erzeugt) sorgen für Abwechlungs. An spannenden Stellen werden Schockmomente zelebriert, die den Hörer erschrocken zusammenfahren lassen und den Puls nach oben treiben. Der Vorleser spielt gekonnt mit seiner Stimme und lässt für den Hörers die unterschiedlichsten Charaktere erstehen. Es ist unglaublich, wie gekonnt er Stimmlage, Dialekt, Klangfülle und Sprachtempo einsetzt, um die seltsamen Kreaturen des Dunkelwaldes darzustellen!

Buch oder Hörbuch - sogar für Bücherwürmer mit festen Prinzipien dieses Mal wirklich eine schwere Entscheidung! Das Buch enthält einige spannende Details, großartige Zeichnungen sowie zwei weitere Kapitel , aber das Hörbuch erschafft eine derart faszinierende Atmoshpähre, dass die Wahl wirklich schwerfällt!
Ich habe mich dafür entschieden, das Hörbuch zu genießen und die fehlenden Kapitel und Zeichnungen im Buch nachzulesen. Und ich kann es gar nicht erwarten, auch die restlichen Bände dieser ungewöhnlichen Buchserie in die Finger zu bekommen!


SaschaSalamander 24.04.2005, 21.56 | (0/0) Kommentare | PL

Anders 1-4

Meine Meinung zu Hohlbein habe ich ja schon dargestellt: Sehr unterhaltsam zwischendurch, sehr schön zu lesen, aber irgendwie eben immer dasselbe. Alle paar Naselang mal ein Buch von ihm in die Finger zu bekommen, das freut mich sehr. Aber Anders ist mir einfach zuviel. Ich lese den vierten Band inzwischen nur noch, um die Serie endlich zu beenden.

Etwas kurz für eine Rezension, aber sehr viel gibt es meiner Ansicht nach dazu auch nicht zu sagen ...

Anders lebt in einem Internat und sieht seinen Vater (der ein sehr mächtiger Mann ist) nur während der Ferien. Sein Freund und Leibwächter Jannik holt ihn aus dem Internat ab und will ihn mit dem Privatflieger zu seinem Vater bringen. Doch als Anders in das Flugzeug steigt, wird er sofort von Entführern überrumpelt. Die entführte Cessna wird natürlich sofort gejagt, sie stürzt in einem von der Außenwelt abgeschnittenen Tal ab. Und hier beginnt die eigentliche Geschichte ...

Anstatt es zusammenzufassen, nur ein knapper Abriß:
Er begegnet äußerst seltsamen Wesen und bemitleidenswerten Kreaturen, er wird mitten in den Krieg zwischen Eldern (Elfen), Menschen, Wilden und Tiermenschen hineingezogen. Und wie es aussieht, scheint er die Ursache für die immer stärker werdende Bedrohung durch die "Drachen" (die Wesen in diesem Tal kennen keine Technik, sie fürchten die Helikopter und deren Piloten) zu sein.

Während die Elder sich als Herrscher über die anderen Wesen sehen, führend die Menschen und anderen Kreaturen ein bedauernswertes Leben aus Entbehrung, Leid und Tod. Gefährliche Gegner, seltsame Mutationen, eine komplett andere Welt mit ungewöhnlichen Regeln.
Anders versucht aus dem Tal zu fliehen. Er kann sich nicht vorstellen, dass dieses große Tal tatsächlich ein weißer Fleck auf der Landkarte sein soll. Aber wer ist für diese schrecklichen Zustände verantwortlich? Wurde tatsächlich geplant eine Atombombe gezündet? War es nur ein schrecklicher Unfall? Anders kann nicht glauben, was er nach und nach herausfindet ...

Hm... soweit zu der Handlung. Es passiert sehr viel, aber man könnte die Geschichte gerne auf maximal zwei Bände kürzen. Was auch sinnvoller gewesen wäre.

Es gibt zu wenig Charakterentwicklung: Anders lernt nichts, aber auch wirklich gar nichts aus seinen bisherigen Fehlern. Und im Laufe von vier Bänden hätte er eigentlich genügend Zeit dafür gehabt.
Ständig wiederkehrende Ausdrücke nehmen mir den Spaß am Lesen. Seine Metaphern sind bildhaft und einprägsam. Aber genau das ist der Grund, weshalb er auf Wiederholungen verzichten sollte (gleich, ob 5 oder 50 Seiten zwischen ihnen liegen): Der Auftritt der Helikopter verliert spätenstens bei der sechsten Erwähnung seine Spannung, wenn er immer wieder mit einem "Geräusch wie von scharfen Schwertklingen, die die Luft durchschneiden" beschrieben wird.
Auch werden einzelnen Szenen oft viel zu lange ausgedehnt. Wäre es ein Film, hätte er Bullet-Time (das Drehen aus allen Perspektiven in Zeitlupe wie in Matrix) für sich gepachtet. Auch hier gilt: weniger ist mehr. Wenn jeder Kampf, jede Flucht und auch jede unwichtige Szene auf diese Weise in die Länge gezogen wird, verliert das Buch an Tempo. Seit Beginn des dritten Bandes habe ich nur noch quergelesen, um wichtige Informationen herauszufiltern und den Fortgang mitzuverfolgen und mich am Ende davon zu überzeugen, dass ich eh schon wusste, worauf es hinauslaufen würde ...

Es mag sein, dass viele Leser gerade das, was mich nun besonders stört, an Hohlbein schätzen. Zugegeben, auf gewisse Weise tue ich das auch. Einmal. Zweimal. Auch dreimal. Aber nicht ständig. Anfangs war es etwas Besonderes für mich, ich konnte gar nicht genug davon bekommen. Doch irgendwann wird es dann - ich hätte es selbst nicht glauben wollen - zuviel. Der erste Band hat mich wie üblich begeistert, der zweite war noch recht spannend, und dann ließ es nach.

Ich bin gespannt auf das Ende. Es wird wohl nichts sein, das mich besonders erstaunt (gespannt bin ich, ob dieses Element bereits in meinem Baukasten enthalten ist, oder ob ich ihm ein neues hinzufügen kann), aber ich lasse mich gerne überraschen. Vielleicht täusche ich mich ja auch?

Kurz gesagt: Jemand, der noch nicht allzu viel Hohlbein gelesen hat und Bücher dieser Art mag, wird an Anders 1-4 garantiert großen Gefallen finden. Wer schon sehr viele Bücher von ihm gelesen hat (und in meinem Baukasten-Roman a la Hohlbein die meisten Elemente der einzelnen Bücher wiedererkannt hat), muss ihn nicht unbedingt lesen außer vielleicht der Gewohnheit halber.

Als Unterhaltung ist Anders allemal geeignet. Und das war es ja auch, was ich mir von diesem Buch versprochen hatte ... wenn ich in der Bücherei das nächste Buch von Hohlbein finde, werde ich mich natürlich wie üblich wieder darauf stürzen, ordentlich darüber lästern aber es insgeheim irgendwie trotzdem genießen ;-)

(Sein neuestes Buch ist Anubis. Ich werde es mir in der Bücherei reservieren, sobald ich die Legenden um Phantasien und die nächsten Bände von Isau geschmökert habe)

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SaschaSalamander 24.04.2005, 21.48 | (0/0) Kommentare | PL

Die Herrin der Wörter

Gerade eben habe ich "Die Herrin der Wörter" von Peter Dempf beendet. Ich bin froh darüber, kann ich mich jetzt endlich wieder anderen Werken widmen, die meine Aufmerksamkeit wohl stärker auf sich ziehen werden. Aber weil dieses Buch in die Reihe Legenden von Phantásien gehört, werde ich auf jeden Fall ein paar wenige Worte darüber verlieren.

"Die Herrin der Wörter" handelt von der Nebelzwergin Kiray, die Letzte aus dem Geschlecht der Gurn, der begnadeten Ilussionisten unter den Nebelzwergen. Während jedoch alle anderen Zwerge Meister der Erzählkunst und Bewahrer des gesprochenen Wortes sind, kann Kiray nur stottern. Sie wird von der Gruppe der Zwerge verlacht und nicht als vollwertige Nebelzwergin anerkannt.
Dennoch erhält sie die große Aufgabe, die Herrin der Wörter aufzusuchen, nachdem der Sammler erneut über das Dorf der Zwerge hereinbricht und für eine Auslöschung von Sprache und Erinnerung sorgt. Während ihrer Reise trifft sie auf fremde Wesen, denen sie vertrauen kann und auf gefährliche Feinde. Warum verfolgt sie der Alp bis in ihre Träume? Und welche Rolle ist Kiray in der großen Geschichte Aventuriens zugedacht?

Und jetzt ... muss ich zugeben, dass mir nicht mehr allzu viel dazu einfällt. Das Buch hat mich nicht in der Form beeindruckt, dass ich das dringende Bedürfnis hätte, irgend etwas darüber zu schreiben. Nun, ich habe es zumindest zu Ende gelesen, so schlimm wie "Die Seele der Nacht" ist es also nicht ;-)
Allerdings ich habe während des Lesens mittendrin für längere Zeit beiseite gelegt, um es durch zwei längere Romane und einige Mangas zu unterbrechen ...

Die Handlung wirkt wie eine Aneinanderreihung von einzelnen Episoden, die nicht wirklich fesselnd gestaltet wären. Kiray stolpert von einem Abenteuer zum nächsten, allerdings ungeplant und ziellos. Und so erscheint auch das Buch: ziellos irrt der Leser durch das Abenteuer, und irgendwann verlässt ihn einfach die Lust, Kiray weiter zu folgen.

Es gibt zwar Momente, die einem Höhepunkt im Spannungsbogen entsprechen würden, aber mitreißend waren sie nicht gestaltet. Es wirkte alles zu sehr von außen beobachtet, ich konnte mich keinen Moment in der Handlung wiederfinden oder für längere Zeit in dem Buch versinken.
So, wie der Alp beschrieben ist, muss er wohl vermutlich schaurig sein. Aber davon spürte man als Leser nicht viel. Man liest, dass Kiray panische Angst hat, man liest, wie ihr Herz klopft, man liest, wie die Kälte des Alps ihr Herz umklammert. Aha. Klingt nicht übel. Könnte spannend sein. Ist es aber nicht.

Das fehlende Hineinversetzen fand ich besonders schade. Denn die Fähigkeit der Illusionisten unter den Nebelzwergen ist es, den Zuhörer in den Bann der Geschichte zu ziehen, als würde er sie selbst erleben. Dem Autor ist das leider nicht gelungen. Der Titel des Buches und der Hintergrund der Nebelzwerge sind ziemlich vielversprechend, aber Peter Dempf kann dieses Versprechen nicht einhalten.

Ich las das Buch bis kurz vor Ende, aber irgendwann ging ich mittendrin verloren, ich weiß nicht mehr genau, wo ich abgedriftet bin, es könnte das letzte Viertel des Buches gewesen sein. Ich las nur noch quer, um das Buch irgendwie zu beenden. Aber wirklich gelohnt hat es sich nicht, denn das Ende bietet keine allzu großen Überraschungen. Die Idee an sich ist nicht schlecht, aber leider aufgewärmt.

Da Kiray stammelt und im Laufe ihrer Suche auch anderen Wesen mit Sprachfehler begegnet, ist es verständlicherweise sehr schwer, Dialoge in das Buch einfließen zu lassen, ohne den Leser zu vergraulen. Daher wird sehr oft indirekte Rede angewandt. Anfangs mag es noch funktionieren, aber auf Dauer wirkt es stumpf und farblos. Ich gehe davon aus, dass diese häufige indirekte Rede der Grund dafür ist, dass das Buch an Glanz verliert.

Schade. Das Buch hat inhaltlich sehr viel Potenzial. Und die Botschaft, die es vermitteln möchte, halte ich für wichtig und bedeutend. Wenn ich jedoch das Buch in zwei Begriffen zusammfenfassen sollte, fallen mir auf Anhieb folgende Worte ein: flach und farblos.

Es ist ganz nett zu lesen. Wer gerade kein anderes Buch griffbereit hat, kann Kiray ein Stück des Weges folgen. Aber Phantásien hat Besseres zu bieten ... Ich kann es kaum erwarten, mich endlich auf Ralf Isaus "geheime Bilbiothek des Thaddäus Tillmann Trutz" zu stürzen, denn Isau hat mich in noch keinem seiner Werke enttäuscht :-)

(Anmerkung: Es ist mir wichtig, nicht ein Buch am Erfolg des anderen zu messen. Auch ohne den Vergleich mit Isau wäre dieser Roman für mich eine Enttäuschung gewesen. Jeder Autor hat eigene Besonderheiten zu bieten, und die Kunst des einen lässt sich nicht mit der Kunst des anderen vergleichen. Ebensowenig ziehe ich Vergleiche zwischen einzelnen Werken eines Autors. Hat mir ein Buch von ihm gefallen, ist das noch lange kein Garant für Lobeshymnen auf die restlichen Bücher desselben Schreiberlings. Der Vermerk auf Isau am Ende ist also wirklich reine Vorfreude, kein Vergleich)


SaschaSalamander 24.04.2005, 21.25 | (0/0) Kommentare | PL

Die Stadt der vergessenen Träume

Grippe hin oder her, ohne meine tägliche Portion Schreiben und Lesen fehlt mir was ... dick eingemummelt sitze ich also am Computer, schlürfe Pfefferminztee (sommers wie winters, ob krank oder gesund ... ähnlich essentiell wie Bücher) und sinniere über Die Stadt der vergessenen Träume von Peter Freund aus der Reihe "Die Legenden von Phantasien" . Nach "Die Seele der Nacht" konnte es nur besser werden ;-)

Dieses Buch behandelt zwei parallele Handlungen, die am Ende zwar nicht perfekt ineinander übergehen, sich aber dennoch recht gut vereinigen (die Charaktere treffen sich. Perfekt wäre es, wenn ihre Schicksale miteinander verwoben wären und die Handlung erst im Nachhinein komplett erschiene, ohne dass der Leser dies geahnt hätte)

Kayún verspricht der durch das Vergessen schwindenden Mutter, sich um seine kleine Schwester Elea zu kümmern und mit ihr gemeinsam nach Seperanza aufzubrechen. Dort würden sie beide vor dem Vergessen sicher sein. Auf dem Weg zu dieser geheimnisvollen Stadt erleben sie gefährliche Abenteuer, vor allem die dunklen Traumfänger Xayídes stellen eine übermächtige Bedrohung dar. Der Retter aus der Menschenwelt erschafft neue Welten, und wo bisher eine weite Ebene war, findet sich Kayún nun plötzlich einen dunklen Wald wieder. Wie soll er nur die entfernte Stadt erreichen, wenn ganz Phantásien sich stetig ändert? Und ob Seperanza noch existiert?

Die junge Saranya erfährt, dass sie nicht die Tochter des Hohen Herrn Asmus und seiner Frau Raya ist, sondern als Findelkind vor deren Tür niedergelegt wurde. Sie möchte das Rätsel ihrer Herkunft unbedingt lösen. Was hat es mit dem geheimnisvollen „Ruf“ auf sich, der manche Bewohner Seperanzas ereilt? Und wer ist der Magister Philonius Philippo Phantastus, dessen Spuren und wissenschaftliche Werke zu verwischen versucht wurden?

Die Welt Phantásiens wird besonders anschaulich beschrieben. Vor allem die Beschreibung des Marktplatzes zu Beginn wirkt auf alle Sinne. Duftende Gewürze, das Getuschel und Gezeter der Bewohner, alles wirkt lebendig und real, man fühlt sich als Leser mittendrin.

Schön finde ich die Bezüge zum Buch „die unendliche Geschichte“. Leider konnte ich sie heute nicht in der Bücherei erhalten, um sie nochmals zu überfliegen und einiges nachzuschlagen, aber dass ich nach vielen Jahren noch immer viele Andeutungen und Anspielungen finden konnte, zeugt sowohl von der Einprägsamkeit der unendlichen Geschichte als auch von der durchdachten Handlung der „Stadt der vergessenen Träume“.

Der Handlungsaufbau an sich ... nun ja, es ist eher ein Kinder- denn ein Jugendbuch, die Handlung ist recht simpel gestrickt. Aber das muss ja nicht schlimm sein, ... was für Kinder gut ist, muss für Erwachsene ja nicht schlecht sein ;-)
Schon nach kurzer Zeit ahnt man, was es mit dem Vergessen und dem Magister auf sich hat. Macht nix ... es ist trotzdem sehr schön zu lesen ...

Das Einzige, was mich dann doch etwas traurig stimmte: das Ende des Buches. Dass es offen ist, stört mich nicht im Geringsten, aber schade, dass es so abrupt abbrechen muss. Es scheint fast, als hätte der Autor keine Lust mehr gehabt oder nicht so recht gewusst, wie er das Ganze noch abrunden soll ... er wollte wohl kein reines Happy End und hat sich dann überlegt, wie er es offen halten und den kindlichen Leser trotzdem zufrieden stellen könnte. Auch der Bezug zum Prolog des Buches wirkt ein wenig aufgesetzt, wenngleich die Idee an sich gelungen ist.

Sprachlich finde ich dieses Buch sehr gelungen. Vor allem die lyrische Sprache fällt sofort auf den ersten Seiten auf. Ich konnte nicht anders, als nach wenigen Absätzen plötzlich laut zu lesen und meine mehr oder weniger freiwilligen Zuhörer daran teilhaben zu lassen ;-)

Viele Alliterationen, Stabreime und in sich wohlklingende Wortverbindungen, kreative Wortschöpfungen und Namgensgebungen sowie „fließende“ Sätze machen das Buch für mich zu einer Art Gesamtkunstwerk. Der Text sind keine aneinandergereihten Buchstaben und Worte, sondern fast schon eine Melodie.

Osmar nennt sich die Gruppe unzähliger Glühwürmchen (die Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Glühbirnen ist zufällig und nicht beabsichtig *g*), für die eigentliche Bedeutung der Feuerwürmer brauchte ich dann doch eine kurze Erklärung (die ich wirklich kreativ und gelungen fand). Tamino, Pamina und Tramina ... na ja, über die Ähnlichkeit mit lebenden usw muss nicht diskutiert werden, in diesem Fall fand ich es etwas einfallslos. Aber zumindest der angenehme Klang dieser Namen schmiegte sich in den weichen Text, ohne weiter zu stören.

Ein paar Beispiele gefällig?
„Du tollpatschiger Plattfußtroll, vermaledeiter Federfuchser, Tölpeltroll, du Schnarchschaf, Wahnfratze, Graugram, Schleimschmeichler, mögest du Runkelrauken würgen und vom Gräuelgrusler gefressen werden!“ (steht so nicht drin, ich habe mir mal eine neue Beschimpfung einfallen lassen ... aber die Wörter kommen alle in dem Buch vor *g*) ... na ja, ich bevorzuge dann doch lieber einen schmackhaften Schluck Sonnensirup und Seerosensuppe ;-)

Die ersten Sätze des ersten Kapitels wie folgt:
„Auf dem Marktplatz von Seperanza herrschte reges Treiben. Käufer, Schaulustige und Flaneure drängten sich zwischen den Verkaufsständen, die den großen Platz in der Mitte der Stadt bis zur letzten Ecke füllten. Eine leichte Brise blähte die bunten Schutzplanen der Buden, auf denen gleißende Sonnenreflexe Fangen spielten.“
Man kann auf dem Markt Morgenblättertau, Quellwasser aus den Silberbergen oder Purpurbüffelschinken kaufen, vielen dieser Essenzen werden wundersame Wirkungen nachgesagt ...

Ist das nicht schön? Muss man dieses Buch nicht singen anstatt es zu lesen?
Der netten, aber einfachen Handlung wegen wollte ich es nur überfliegen, aber die Worte nahmen mich immer wieder aufs Neue gefangen, sodass ich doch länger als geplant für dieses Märchen brauchte. Es hat sich wirklich gelohnt :-)

„Die Stadt der vergessenen Träume" ist auf jeden Fall eines der besseren Bücher (hoppla, ich stelle staunend fest, dass sich ständig Alliterationen und ähnlich anmutende Anwandlungen in den Text ainschleichen - jaja, schon gut, ich höre auf, es wird zuviel *smile* - ohne dass ich es geplant hätte ... ist das ansteckend?)

Nicht ganz so zauberhaft wie die unendliche Geschichte, aber das mag wohl ein Stück Nostalgie sein, das dem unantastbaren Werk Michael Endes anhaftet ... es ist schwer, die Erinnerung an ein schönes Stück Kindheit zu übertrreffen ...

Langen Textes kurzer Sinn: ein wirklich schönes Märchen, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Und nicht vergessen, ab und zu laut zu lesen ... oder, noch besser: es dem geliebten Partner (warum nicht?) oder dem kleinen Würmli abends vor dem Zubettgehen liebevoll vorlesen ...


SaschaSalamander 24.04.2005, 21.09 | (0/0) Kommentare | PL

Die Seele der Nacht

Da ich im Moment sowohl in Sprache als auch Inhalt recht angetan bin von "Die Stadt der vergessenen Träume" (Peter Freund), möchte ich mich nicht allzu lange mit "Die Seele der Nacht" von Ulrike Schweikert aufhalten.

In einem früheren Beitrag habe ich erzählt, dass es verschiedene Spin-Offs zu Michael Endes Meisterwerk "Die unendliche Geschichte" gibt und ich sie Stück für Stück vorstellen möchte. Heute möchte ich damit anfangen ...
und weil ich zu denen gehöre, die sich das Beste für den Schluss aufheben, fange ich mit dem an, was man wohl nicht mehr unterbieten kann ;-) Da ich das Buch nicht beendet habe und mich auch nicht lange damit aufhalten möchte, nur ein paar knappe Informationen und Gedanken dazu ...

Phantásien wird wieder einmal bedroht, und wieder einmal werden Boten gesendet. Als die Boten (wieder einmal) nicht zurückkehren, bricht das Volk der Blauschöpfe nach Nazagur auf, das ein Ort der Rettung zu sein scheint. Lediglich das Mädchen Tahâma wartet auf den Boten, ihren Vater. Schwerverletzt kehrt er zurück, und sterbend berichtet er seiner Tochter, dass aus Nazagur Gefahr droht. Tahâma bricht auf, ihr Volk zu retten. Dabei begegnet sie dem jungen Jäger Céreades, der sich mit ihr auf den Weg macht.

Es gibt nur wenige Bücher, die ich nicht zu Ende lese, normalerweise habe ich ein gutes Händchen für (meiner Ansicht nach) interessante Bücher. Aber in diesem Fall vertraute ich ungesehen auf den Autorenring um Michael Ende und kämpfte mich von der ersten Seite bis etwa zur Mitte des Buches durch, ... aber ich gab auf:

- Uninteressanter Schreibstil (die Landschaft und Charaktere wirken farblos und uninteressant. In der Sprache war nichts, das mich in irgendeiner Weise gefesselt hätte)
- Träge Dialoge, die sehr konstruiert und schwerfällig klingen
- Die Charaktere besitzen sehr wenig Tiefe, ihre Motive führen eben die Handlung (Handlung?) fort, sind aber nicht unbedingt tatsächlich schlüssig
- der Sidekick/Sidehook (Figur, die in einem ernsten Film/Buch für humorvolle Elemente sorgt, etwa R2D2, die Krabbe Sebastian, etc) nervt schon bei der ersten Vorstellung
- Alles wirkt leblos. Städte, Landschaften, Hauptfiguren, es wirkt alles gekünstelt und gestellt. Ein Autor, der dem Leser seine Welt präsentiert, ist wie ein menschlicher Reiseführer. Er zeigt markante Punkte, die schönsten Winkel, verrät ein paar Insider-Tipps, beantwortet Fragen, lässt dem Leser die Stadt lebendig werden. Um bei diesem Vergleich zu bleiben: Schweikerts Buch wirkt wie ein schlecht fotografierter Bildband ...
- der Zusammenhang zur unendlichen Geschichte lässt sich mit der Lupe suchen ...

Kurz gesagt und auf den Punkt gebracht: dieses Buch hat mich unglaublich gelangweilt

Wenn ich mir die Rezensionen bei Amazon ansehe, dann sehe ich mich in meiner Meinung bestätigt. Fast alle Leser geben dem Buch nur einen einzigen Punkt und waren maßlos enttäuscht ...

Ob dieses Buch stellvertretend ist für die anderen Werke von Ulrike Schweikert, kann ich nicht beurteilen. Ich habe bisher noch nichts von ihr gelesen, und seit diesem Buch hat es mich auch noch nicht sonderlich gereizt ... aber irgendwann möchte ich mir einmal eine weitere Meinung zu dieser Autorin bieten ... kennt jemand von Euch andere Werke von ihr?


SaschaSalamander 24.04.2005, 20.28 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL

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