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Blogeinträge (Tag-sortiert)
Tag: Fantasy
Die Haarteppichknüpfer
Knoten um Knoten knüpfen sie an einem Teppich aus dem Haar ihrer Frauen, Nebenfrauen und Töchter. So filigran und so fein, dass sie Zeit ihres Leben nur einen einzigen Teppich fertigstellen können. Vom Erlös aus dessen Verkauf ist der Lebensunterhalt des einzigen männlichen Nachkommen gesichert, der nun ebenfalls wieder an einem Teppich arbeitet. Die Kunstwerke dienen alle nur einem Zweck: sie sollen den Palast des Kaisers schmücken ... einmal im Jahr erscheinen die Händler, welche die Teppiche kaufen und an den Hafen bringen, wo die Raumschiffe der kaiserlichen Flotte sie entgegennehmen ...
Aber Eschbach wäre auch in seinem ersten Werk nicht Eschbach, wenn das schon alles wäre. Natürlich beinhaltet "die Haarteppichknüpfer" weitaus mehr als nur die Beschreibung ein paar einzelner Männer, die in ihrem Ort höchstes Ansehen für ihr Handwerk genießen. Dieses Buch besteht aus einzelnen Kurzgeschichten, deren Zusammenhang sich erst nach und nach offenbart. Der Autor schreibt in verschiedenen Zeiten und Dimensionen, springt zwischen Vergangenheit, "Gegenwart" und Zukunft. Ein Knüpfer muss sich zwischen seinem Sohn und dem Neugeborenen (er darf nur einen Sohn haben) entscheiden. Ein Lehrer hinterfragt den Kaiser und stürzt sich und andere damit ins Unglück. Ein anderer Knüpfer verliert bei einem Hausbrand seinen gesamten Lebensinhalt. Von Geschichte zu Geschichte darf der Leser einen tieferen Blick auf den geheimnisvollen Planeten werfen. Bis plötzlich die nächste Episode in einem Raumschiff spielt, in welchem die Rebellen viele Jahre nach dem Sturz des Kaisers auf Erkundungsflug unterwegs sind. Und hier wird es noch spannender als bisher: denn wie es scheint, bergen die Teppiche ein großes Geheimnis. Wie kommt es, dass noch niemand jemals auch nur einen einzigen davon im Palast des Kaisers sah? Was geschieht mit den Teppichen? Und warum sind die Völker der Teppichhaarknüpfer so primitiv und wenig entwickelt?
Was anfangs wie eine Fantasygeschichte daherkommt, entwickelt sich schnell zu einer Scifi-Story epischen Ausmaßes. Um dieses Universum hätten wohl noch unzählige Bücher geschrieben werden können. Und wie auch der alte Archivar am Ende sagt, birgt jede Kammer eine weitere Geschichte. Es ist faszinierend, wie komplex dieses Buch gewoben ist, entstanden aus ursprünglich einer einzigen Kurzgeschichte, um die sich bald immer mehr Ideen rankten (nachzulesen: >Eschbachs Homepage<).
Besonders gefiel mir auch der Erzählstil dieses Buches: ruhig, nahezu melancholisch. Oftmals hatte ich einen dicken Kloß im Hals, denn die Einzelschicksale gehen sehr nahe. Es mögen nur kurze Episoden sein, und die Erzählperspektive eine recht distanzierte, aber Eschbach versteht es wie immer zu fesseln. Vor allem, sobald mir das wahre Ausmaß der "Teppich-Verschwörung" langsam zu dämmern begann, konnte ich dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen!
Erwähnenswert finde ich auch die Gedanken rund um das Thema Religion (keine spezielle). Der Glaube an den Kaiser ähnelt in vielen Dingen dem christlichen Glauben. Durch die Metasicht des Lesers wird ein Bild der naiven Gläubigen geschaffen, welches bestimmt manchen nicht nur konsumierenden Leser Sinn und Widersinn der Religion hinterfragen lässt. Frei von jeglicher Wertung schildert Eschbach die Getreuen des Kaisers, die Rebellen nach dem Kampf und mit der Figur des Sternenkaisers vor allem eine zeitlose, beeindruckende, nahezu omnipotente Macht über allem.
Ein Mix aus Fantasy und Science-Fiction, meisterlich erzählt. Wer Eschbach kennt, versteht meine Begeisterung. Wer ihn noch immer nicht kennt - es wird langsam Zeit ;-)
SaschaSalamander 02.06.2006, 09.20 | (0/0) Kommentare | PL
Viel zu kurz und viel zu lang
SaschaSalamander 20.05.2006, 15.34 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Ein Hut voller Sterne
Nachdem Tiffany im ersten Band nun die böse Königin besiegt hat und zur Hexe und Kelda ihres Landes und ihrer "wir sind die Größten" (ein kleiner Stamm winziger, blautätowierter Raufbolde) ernannt wurde, stellt sie sich nun neuen Abenteuern: sie möchte den Beruf der Hexe erlernen und geht hierfür in die Lehre der Hexe Frau Grad. So wirklich gefällt es ihr allerdings nicht: Hexe zu sein bedeutet scheinbar nichts anderes als anderen Menschen zu helfen, die sich selbst eigentlich auch helfen könnten, wenn sie nur wollten. Und statt zu hexen, muss die Hausarbeit von Hand getan werden. Nicht das, was Tiffany erwartet hatte. Als sie endlich Magie üben darf, hat sie das Gefühl, dass ihr überhaupt nichts gelingen will, nicht einmal die einfachsten Dinge kann sie! Doch Tiffany ist mächtiger, als sie denkt ... und so wird ihr Geist von einem mächtigen Schwärmer in Besitz genommen, der sie zu einer grausamen, unhöflichen Zicke werden lässt. Endlich kann sie allen die Meinung sagen, und alle werden vor ihr zittern! Doch die "wir sind die Größten" haben sich bereits auf den Weg gemacht, ihrer kleinen großen Hexe, ehemaligen Kelda und auch Freundin im Kampf gegen das Zauberwesen beizustehen. Bloß - wie soll man einen unsterblichen Geist töten?
Meine Meinung? Ein Pratchett in jedem einzelnen Satz. Großartig. Ich liebe seine Bücher. Allerdings hat da jeder Pratchett - Fan so seine Favoriten und die weniger beliebten Bücher. Manch einer liebst bevorzugt Geschichten um die Wachen oder um Rincewind oder die Magier, andere lesen lieber den TOD, andere verschlingen vor allem seine Hexengeschichten. Oder einfach alle. Ich mag alle seine Romane, bevorzuge allerdings TOD und die Hexen. Also unnötig zu erwähnen, dass ich von der selbstbewussten und frechen Tiffany begeistert bin.
Anfangs zieht sich die Geschichte allerdings ein wenig. Tiffany ist noch nicht aufgebrochen, gedenkt ihrer Großmutter und wird von der neuen Kelda unmissverständlich vertrieben. Bis sie auf ihre Lehrmeisterin trifft, besteht die Geschichte vor allem in Rückblicken und Erklärungen, die für Leser des ersten Bandes eher unnötig ist. Aber diese kann man ja überfliegen oder Pratchetts humorvollen Stil genießen ;-)
Sobald Tiffany dann bei Frau Grad ankommt, wird das Buch so pfiffig wie alle anderen. Skurille Wesen, ungewöhnliche Auswirkungen der Magie und herrlich schräge Charaktere sind Kennzeichen seiner Scheibenweltromane. Tiffany lernt einige andere Junghexen kennen, und auch im Haus von Frau Grad gibt es einiges zu entdecken. Als dann sogar Oma Wetterwachs das Spielfeld betritt, wird es so richtig spannend.
Boris Aljinovic macht seine Sache auch sehr gut. Für Bücher mit den Wachen, dem Tod oder den Magiern ist er wegen seiner eher ruhigen, sanften Stimme weniger geeignet, für Tiffany, die Hexen und die kleinen Männer allerdings passt er hervorragend. Auch die eingespielten Geräusche und die Musikuntermalung waren wie immer bei Pratchett-CDs einfach nur klasse.
Eines der Hörbücher, wegen denen meine Wohnung wieder einmal zum Drin-Spiegeln glänzte, weil ich einfach nicht aufhören konnte mit Hören (und somit auch Arbeiten)! Prädikat: blitzsaubere Wohnung ;-)
SaschaSalamander 15.05.2006, 11.39 | (0/0) Kommentare | PL
Der König von Narnia
Ich gehöre zu den Leuten, die Narnia vor dem Film nicht kannten. Leider habe ich es nicht geschafft, das Buch zuvor zu lesen, bevor ich den Film sah, aber das stört mich nicht. Zum ersten Mal hörte ich von Tsuzuki vor einiger Zeit davon, als wir uns über Bücher austauschten, danach stieß ich öfter auf die Chroniken aus der Feder des C.S. Lewis. Daher kann ich nicht beurteilen, wie der Film im Vergleich zum Buch gehalten ist, und ich werde hier mal so tun, als gäbe es das Buch (und vor allem elf weitere Bände) nicht. Auch die christlichen Aspekte, welche von vielen hervorgehoben werden, möchte ich ausklammern. Da ich das Buch nicht kenne, trete ich mit diesem Verriss (sorry, nichts anderes wird es) hoffentlich keinen Fans des Buches auf die Füße ;-)
Die Geschwister Lucie, Edmund, Susan und Peter werden von ihrer Mutter zu ihrem Onkel geschickt, um dem Krieg zu entfliehen. Dort ist es recht trist, sie dürfen nicht rennen, lärmen, sie fühlen sich eingeengt. Als sie sich eines Tages über das Verbot der Haushälterin, ihren Onkel nicht durch lautes Toben zu stören, hinwegsetzen, spielen sie Verstecken. Dabei findet Lucie einen geheimnisvollen Schrank, der die Tür zu einer neuen Welt darstellt. Sie trifft dort einen Faun, der sie zum Tee einlädt. Als sie zurückkehrt und ihren Geschwistern davon erzählt, glauben diese ihr nicht. Doch als sie sich auf der Flucht vor der Haushälterin am nächsten Tag in dem Schrank verstecken müssen, betreten sie alle vier das geheimnisvolle Land Narnia. Dort herrscht ewiger Winter. Die Kinder erfahren, dass sie Teil einer großen Prophezeiung sind, sie werden die weiße Hexe zu Fall bringen und das Königreich Narnia zu viert in Frieden regieren. Sie machen sich mit ihren neuen Freunden, der Familie Biber, auf den Weg, den mächtigen König Aslan zu treffen, der bereits eine Armee für die Kinder aufstellt. Können die vier tatsächlich die weiße Hexe besiegen und die Prophezeiung erfüllen?
Achtung: ab hier kommen einige Spoiler. Aufgrund der Bekanntheit des Buches und des Filmes werde ich hier einige Dinge anschneiden, die im späteren Verlauf der Handlung geschehen!
Die Geschichte ist nett. Das war mein erster Eindruck. Ein wirklich nettes Märchen. Aber mehr auch nicht. Die Charaktere nicht sonderlich ausgefeilt, die Animationen ganz okay für ein Märchen. Die Idee etwas Neues, wenngleich aber leider aufgewärmt aus altbekannten Elementen. Unzählige Fabelwesen und ein paar sprechende Tiere wurden zusammengewürfelt, dazu Andersens Schneekönigin und eine geheimnisvolle Prophezeiung. Mittenrein ein paar unreife Kinder (Verzeihung, sie wirken wirklich sehr unreif auf mich, die einzelnen Verhaltensweisen wenig nachvollziehbar. Wieso stellte sich Edmund auf die gegnerische Seite? Wieso hatte Peter nicht dazugelernt und kommandiert seinen kleinen Bruder am Ende noch immer herum? Etc)
Die Geschichte an sich ist schon okay, aber zu schnell erzählt. Die Erzählung wirkt abgehackt und geschnitten, eigentlich hätte man gut und gerne die doppelte Zeit auf Charakterentwicklung, Konflikte der Geschwister untereinander und vor allem Voranschreiten der Handlung legen können. Die Kinder kommen nach Narnia, schon müssen sie fliehen, direkt im Anschluss wird gekämpft, und dann ein Happy End. Es geht einfach alles zu schnell, es ist keine Zeit für den Zuschauer oder die Darsteller, die neue, bezaubernde Welt kennenzulernen.
Durch das schnelle Drängen der Handlung gehen viele Szenen auch verloren, und manches bleibt unklar. Einzelne Nebenhandlungen bleiben offen (wie geht es der Mutter? War der alte Onkel nun auch in Narnia? Was ist in den zehn Jahren zwischen dem Kampf und ihrer Rückkehr geschehen? Kehrt der Vater aus dem Krieg nach Hause? etc). Zudem ist es oft nicht ersichtlich, in welchem zeitlichen Zusammenhang Handlungen ablaufen, etwa der stete Schnitt zwischen dem Kampf und der Reise der Mädchen mit Aslan. Während die Begenung mit dem König mehrere Tage zu dauern scheint, kann der Kampf unmöglich mehrere Tage dauern ohne die Kämpfer zu ermüden.
Einige Szenen fand ich äußerst verwirrend. Was hat der Weihnachtsmann in einer fremden Welt zu suchen? Dies schien mir eine etwas kitschige Möglichkeit, den Kindern ihren späteren Kampf durch die ihnen gegebenen Geschenke zu erleichtern. Auch die kurz eingeschobene Ritterweihe wirkte etwas fehl am Platz, wenig würdevoll. Zumal der Satz "nein, zurück. Dies ist SEIN Kampf" mir unangemessen scheint, wenn ein Jungspund mit Schwert zum ersten Mal einem überaus gefährlichen Gegner gegenübersteht, ohne jemals zuvor ein Schwert in der Hand gehalten zu haben.
Da mir die Geschichte an sich sehr gut gefiel, ich die Umsetzung (abgehackte Erzählweise, offene Nebenhandlungen, oberflächliche Charaktere) jedoch für eher unausgereift hielt, werde ich auf jeden Fall die Bücher lesen, in der Hoffnung auf viele Antworten.
Wie fandet ihr den Film? Das Buch? Beides im Verhältnis? Geben die anderen Bücher oder der Teil "Der König von Narnia" Antworten auf die offenen Handlungsstränge?
SaschaSalamander 28.04.2006, 09.26 | (3/3) Kommentare (RSS) | PL
Maurice der Kater
Terry Pratchett hat nicht nur die bekannten Romane aus dem Scheibenweltzyklus geschrieben, sondern auch einige andere. Die Bücher um den jungen Johnny Maxwell habe ich gerade hier und werde sie demnächst ebenfalls vorstellen. Und dann hat er Romane geschrieben, die auf der Scheibenwelt spielen, jedoch mal eine ganz andere Perspektive als die der Menschen und Magier aufzeigen. Dazu gehört zum Beispiel "Maurice der Kater".
Maurice ist kein normaler Kater, sondern er kann sprechen. Und die Ratten, die ihm folgen, ebenfalls. Gemeinsam mit dem recht naiven Keith, einem Waisenjungen, ziehen sie von Ort zu Ort und betrügen die Menschen: die Ratten belästigen die Bürger der Gemeinden, und kurz darauf erscheint Rattenfänger Keith mit seinem Kater. Sie verdienen eine Menge Geld, und der Plan ist absolut perfekt. Als sie genug Geld zusammen haben für ihren Plan, wollen sie nur noch ein letztes Mal ihre Show abziehen. Aber in dem Ort, den sie aufgesucht haben, scheint nicht alles mit rechten Dingen zuzugehen. Es gibt bereits Rattenfänger dort, und sie scheinen sehr erfolgreich zu sein. Aber es gibt keine Ratten?!? Gemeinsam mit der Tochter des Bürgermeisters (einer richigen kleinen Nervensäge übrigens) wollen sie das Geheimnis um die seltsamen Rattenfänger lüften.
"Maurice der Kater" hat mir sehr gefallen, das war Pratchett mal anders. Die Geschichte ist recht kurz, verglichen mit den anderen Romanen der Scheibenwelt. Aber die Charaktere sind ebenso liebenswürdig und skurril wie von ihm gewohnt. Wo bekommt man sonst schon sprechende Ratten präsentiert, die mit Hut und Stöckchen einen Steptanz aufführen? Maurice mag zwar verschlagen sein, aber immer wieder zeigt er, dass er eigentlich doch ein großes Herz hat. Der gutgläubige Keith ist gar nicht einmal so dumm, wie er scheint. Und die Tochter des Bürgermeisters lebt in ihrer eigenen Märchenwelt und glaubt, es wäre alles nur ein großes Abenteuer. Aber scheinbar liegt sie damit gar nicht einmal so falsch, ...
Doch, Maurice wäre ebenfalls ein guter Einstieg in den etwas ungewöhnlichen Stil von Terry Pratchett, da das Buch sich sehr schnell liest und auch recht einfach geschrieben ist. Die pseudowissenschaftlichen Abhandlungen seiner anderen Bücher sind hier nicht zu finden, einfach nur reine Freude am Fabulieren und ein Kater, der die Bedeutung des Wortes Ironie scheinbar erfunden hat.
SaschaSalamander 14.04.2006, 09.33 | (3/3) Kommentare (RSS) | PL
Endlich endlich endlich
Letzte Woche dann in im Comixladen meines Vertrauens. Ich war heilfroh, dass kaum Mangas diesen Monat für mich erschienen. Aber zu früh über geringe Ausgaben gefreut: frustriert (wegen des Geldes) und hocherfreut (weil ich seit einem halben Jahr darauf warte) sah ich einen riesigen Stapel Taschenbücher. Endlich, endlich ist es soweit!
Meine Rezension (hochbegeistert und deshalb für Neulinge des Buches vielleicht etwas verwirrend) findet ihr >hier<, kaufen kann man das Buch >hier<. Für Büchersüchtige mit schrägem Humor ist Moers Meisterwerk ein ab-so-lu-tes MUSS!
SaschaSalamander 10.04.2006, 15.47 | (4/4) Kommentare (RSS) | PL
Die Damalstür
Alfred Seichtem, kurz Al, war ein großer, reicher Künstler. Aber nach der Sache mit Marokko und später dann Felicitas ging es bergab. Tja, und jetzt ist er ein verwahrloster, armer Künstler, getrennt von seiner Frau, kurz vor der Gosse. Sturzbetrunken torkelt er in die Straße, wo er früher wohnte. Und findet dort - eine Tür, welche in die Vergangenheit führt! Gemeinsam mit seiner Exfrau Ida will er zurückkehren an diesen Ort und die Fehler seiner Vergangenheit ausmerzen. Aber bevor er seine alten Fehler beseitigt, müssen die beiden erst einmal ihr jüngeres Selbst beseitigen. Und dann kann das neue Leben mit dem Wissen von heute beginnen.
Aber Pirincci wäre natürlich nicht Pirincci, wenn daraus nicht ein besonders skurilles Horrorszenario würde. Es ist selbstverständlich, dass es natürlich ganz anders kommt als geplant. Ein Mord zieht den anderen nach sich, und die Nachbarn scheinen auch nicht so ganz ohne. Aber jetzt ist bereits zu spät ... warum nicht trotzdem das Bestmögliche daraus machen?
Die ersten zwei Kapitel zieht es sich ein wenig, ich dachte mir, er möge endlich zur Sache kommen, aber allein der mitreißende Schreibstil hat mich locker über das Geplänkel zu Beginn hinweglesen lassen. Das Einzige, was mich wirklich konsequent störte: Mal wird der Protagonist Ali genannt, mal Alfred, mal Seichtem. Vielleicht, um Wortwiederholungen zu vermeiden, vielleicht aus Unachtsamkeit. Aber es ist lästig, wenn die Hauptperson drei verschiedene Namen trägt. Und dann ist da stellenweise noch das Wirrwarr zwischen dem "alten" und dem "neuen" Ali. Dieses hätte mit den Bezeichnungen Ali (der junge Maler voller Elan) und Seichtem (der abgewreckte olle Seichtem) gelöst werden können, wurde es aber nicht. Statt dessen fragt man sich oft, von wem gerade die Rede ist.
Trotzdem, abgesehen davon ist das Buch wirklich genial. Und - was soll ich einen einfachen Horrorroman auf literarische Verwertbarkeit untersuchen? ;-)
Ich war davon ebenso begeistert wie von seinen Felidae-Romanen um den Klugscheißerkater Francis oder dem perfekten Mord im "Rumpf". Deswegen kam mir auch der Begriff "Pageturner" (>hier< und >hier< während des Lesens in den Sinn. Dieses Buch liest sich quasi von selbst. Es ist eklig, es ist widerwärtig, es ist geschmacklos. Aber es ist gleichzeitig so spannend, dass man es nicht mehr aus der Hand legen kann. Stellenweise recht gut vorhersehbar, aber das macht nichts. Hauptsache super Unterhaltung. Und DAS verspreche ich mit der "Damalstür" jedem, der sich für Autoren wie Pirincci, Hohlbein, King oder Koontz begeistern kann.
SaschaSalamander 05.04.2006, 08.35 | (3/3) Kommentare (RSS) | PL
Kleine freie Männer
Endlich wurde ">kleine freie Männer<" von Pratchett auch vertont. Die Hörbücher des Autors gehören zu den wenigen Werken, für die es sich meiner Ansicht nach lohnt, das Buch zu lesen und direkt anschließend das Hörbuch zu genießen. Wie oft man das Buch auch schon gelesen hat, die Hörbücher waren bisher alle großartig. Als ich diese neue CD jedoch in den Händen hielt, war ich erstaunt: kein Dirk Bach, kein Peer Augustinski. Sondern ein gewisser "Boris Aljinovic". Aha? Dem Booklet zufolge ist er seit 2001 der Berliner "Tatort"-Ermittler und hat sich neben zahlreichen Fernseh- und Filmproduktionen sowie als Hörbuchsprecher einen Namen gemacht. Für mich jedoch zählte nur eines: schafft die neue Version des Hörbuches es, sich an den bisherigen Meisterwerken "Der Zeitdieb", "Die volle Wahrheit", "der fünfte Elefant" (jeweils Dirk Bach) und "Gevatter Tod", "Nachtwachen" und "Ab die Post" (jeweils Peer Augustinski) zu messen?
Kurz zum Inhalt des (geschickt) gekürzten Hörbuches: Die 9jährige Tiffany will Hexe werden. Sie macht sich Gedanken über die Dinge hinter den Dingen. Gleichzeitig sitzt die Hexe Perspicazia Tick in einer parallenen Welt und stellt fest, dass Tiffanys Welt eine große Gefahr durch die Feenkönigin droht. Tiffany als angehende Hexe ist die einzige, die diese Gefahr abwenden kann, deswegen entschließt Perspicazia sich, dem unerfahrenen Mädchen zu helfen und ihr ihre Kröter für gewisse Zeit zu überlassen. Außerdem bekommt Tiffany Hilfe von kleinen, blautätowierten, rauflustigen Männern, den "wir sind die Größten". Als die Feenkönigin Tiffanys Bruder entführt, macht sie sich mit der Kröte und den kleinen Männern auf in das Märchenreich, um ihren Bruder und ihre Welt zu retten.
Die Geschichte selbst ist, wie bei Pratchett üblich, spannend und voller hintergründigem Humor. Das zeitgleich erschienene Hörbuch "Ein Hut voller Sterne", ebenfalls vorgetragen von Aljinovic, ist das darauffolgende Werk um Tiffany, sollte also erst danach gelesen werden. Für Pratchett-Fans wie immer ein Genuss, für Neulinge auf jeden Fall ein sehr gutes Buch zum Einstieg.
Und Boris Aljinovic? Kann er das Niveau der bisherigen Lesungen halten? Er hat keine zu Bach oder Augustinski vergleichbar markante Stimme, klingt etwas "braver" und ruhiger. Allerdings beherrscht er es sehr gut, den unterschiedlichen Figuren durch Tonhöhe, Dialekt und Tonfall einen ganz eigenen Charakter zu verleihen, die Geschichte wird durch ihn greifbarer. Auch, wer das Buch schon gelesen hat, wird durch seine Lesung ganz neue Eindrücke gewinnen und sich noch einmal köstlich über Tiffany, Kröte und die kleinen Männer amüsieren. Musik und Hintergrundgeräusche wurden hervorragend eingefügt: nicht zu laut, atmosphärisch und immer genau im richtigen Moment.
Wer also die bisherigen Pratchett-Hörbücher mochte, kann bedenkenlos zugreifen. Wer bisher noch kein Hörbuch von Pratchett gehört hat: Los, los, nun wird es aber Zeit!
SaschaSalamander 03.04.2006, 14.13 | (0/0) Kommentare | PL
Magyk
Septimus Heap ist der siebte Sohn eines siebten Sohnes und somit ein sehr mächtiger Magier. Oder wäre es zumindest gewesen, wenn er nicht kurz nach der Geburt gestorben wäre. Und gleichzeitig wird die Königin getötet und ihre Tochter entführt. Der Magier Heap findet im Wald ein Baby und nimmt es mit seiner Frau an Kindes statt an, quasi anstelle des verstorbenen Sohnes. Was hat die Außergewöhnliche Magierin Marcia Overstrand mit der ganzen Sache zu tun? Als sich herausstellt, dass dieses junge Mädchen die Königstochter ist, wird es brenzlig für die Heaps, und sie müssen fliehen. Und dann zeigt sich, dass Septimus vielleicht noch am Leben sein könnte ...
Das Buch wurde viel gelobt, und es ist auch von außen sehr ansprechend. Ich selbst weiß nicht so recht, wie ich dazu stehe. Es gefiel mir, sonst hätte ich es nicht zu Ende gelesen. Aber es hat sich sehr, sehr lange gezogen, ich habe mich an sehr vielen Dingen gestoßen.
Es gibt keine konkrete Hauptfigur, sodass die Erzählperspektive von sehr nah bis sehr weit wechselt, stets steht eine andere Person im Vordergrund. Dies geht soweit, dass die Handlung aus der Sicht absolut unwichtiger Nebencharaktere geschildert wird, was ich sehr ungeschickt finde. Die Charaktere handeln stellenweise äußerst unlogisch. Davon, dass die Magier Magier sind, merkt man auch nur sehr selten. Den Figuren kleine Ticks verpassen ist okay, dass sich die Außergewöhnliche Magiern selbst in Gefahrensituationen jedoch mehr für ihre Schuhe interessiert als für andere Dinge, ist ab einem gewissen Punkt dann allerdings doch stark übertrieben.
Sprachlich ist das Buch sehr einfach gehalten und gefällt mir ganz gut. Allerdings tauchten zwischendurch drei, vier Fremdwörter auf, die ab-so-lut unpassend waren. Ich schlug nach und stellte fest, dass es Fachtermini aus zum Beispiel der Seefahrt oder anderen Gebieten waren, die ein normaler Leser kaum kennen kann. Von gewissen Schnitzern (die nicht selten waren) wie dem >hier< beschriebenen ganz zu schweigen. Die Handlung - vorhersehbar. Sobald die entsprechende Person im Buch auftaucht, weiß jeder gesunde Leser: DAS muss Septimus sein. Zumal der Titel und der Klappentext ja bereits verraten, dass er wohl noch lebt.
Hm. Trotzdem hat mir das Buch gefallen. Es hat einen ganz eigenen Charme, es ist warmherzig und angenehm zu lesen. Die Figuren sind zwar simpel gestrickt, aber allesamt liebenswert und schrullig. Die erfundenen Kreaturen (Wendronhexen, Panzerkäfer, Boggarts, etc) sind eine nette Idee. Ich wollte unbedingt weiterlesen. Wenn nicht einmal solche wie oben genannten stilistischen und sprachlichen Stolpersteine mich vom Lesen abhalten können, dann will das wirklich etwas bedeuten!
Wer sich also selten an der Sprache eines eher einfachen Buches stößt oder schmunzelnd darüber hinwegsieht und wer Kinder- und Jugendfantasy mag, dem wird dieses Buch ganz bestimmt gefallen. Und wie man sieht - Angelcurse war begeistert ;-)
SaschaSalamander 22.03.2006, 09.47 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL
Der Elbenstern
Bei einem alle 24 Jahre wiederkehrenden Fest gelangt der Sohn eines Schmieds einen in den Kuchen gebackenen Elbenstern. Er bemerkt ihn nicht, verspeist ihn einfach, doch bald sind erste Veränderungen an ihm zu erkennen. Als er älter wird, entwickelt er sich zum Wanderer zwischen dem Volk der Menschen und Elben. Doch bald ist die Zeit gekommen, an der es dem Stern bestimmt ist, weiterzuwandern ...
Ein sehr schönes Märchen, das mir gut gefiel. Das Hörbuch ist mit sanfter, weicher Stimme gelesen von Joachim Höppner (Synchronstimme Gandalfs). Es ist ein Genuss, ihm zuzuhören, wie er ohne erhobenen Zeigefinger aber doch ernsthafter Stimme die Geschichte um den Schmiedssohn (dies ist sein Name, als er älter wird, nennt man ihn dann selbst "Schmied") erzählt. Freundschaft, Respekt, Ehrfurcht, das sind Werte, die in diesem Werk groß geschrieben werden.
Die Geschichte birgt keinen allzu tiefen Sinn und verbreitet eine recht simple aber doch sehr wichtige Moral. Sie kommt als gemütliche, hübsche Kindererzählung daher und erfreut den Leser. Mehr gibt es zu diesem Buch meiner Ansicht nach eigentlich kaum zu sagen. Aber es muss ja nicht immer so kompliziert und langatmig sein. "Der Elbenstern" ist eine der Geschichten, die eben einfach ein warmes Gefühl nach der Lektüre oder dem Hörgenuss hinterlassen. Und allein deswegen finde ich sie so wertvoll und möchte sie jedem empfehlen, der das Träumen noch nicht verlernt hat ...
SaschaSalamander 10.03.2006, 16.12 | (0/0) Kommentare | PL
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