SaschaSalamander

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Tag: Deutsch

Das Wesen

strobel_wesen.jpgZuerst schrieb Arno Strobel den >TRAKT<, später DAS WESEN. Aufmerksam wurde ich jedoch erst bei dem Wesen, da das Thema mich sehr interessierte. Kaufen muss bei diesem Genre nicht sein, und bis ich es endlich geliehen bekam, dauerte es ein Stück. Also las ich zuerst den Trakt. Und ich bin froh, denn sonst hätte ich es vielleicht bei diesem einen Titel belassen. Aber erst mal der Reihe nach ...

Vergangenheit und Gegenwart. Vergangenheit: Lichner wandert in den Knast, weil er angeblich ein Kind getötet haben soll. Die Beweise sprachen gegen ihn. Aber waren die Beweise echt? Oder hat der ermittelnde Polizist über die Stränge geschlagen?

Gegenwart: der Täter wird entlassen, in der Zwischenzeit ist viel geschehen. Wieder verschwindet ein Mädchen, diesmal Lichners Tochter. Er behauptet, keine Tochter zu haben. Aber wieder sprechen Beweise gegen ihn. Was ist wirklich geschehen? Gab es bei der damaligen Ermittlung Fehler? Spielt irgend jemand ein grausames Spiel?

Klingt faszinierend. Gab es schon mehrfach, aber ich mag diese Thematik. Justiz, Kriminalität, das ist einfach mein Gebiet, und ich finde es spannend, die unterschiedlichsten Ansätze und Gedanken zu verfolgen, selbst wenn sie nur fiktiv sind. Wenn dann der Täter noch ein angesehener Psychologe ist, wird es umso interessanter.

Vorab zum Hörbuch: es wird zu Beginn des Kapitels jeweils gesagt, in welchem Jahr das folgende Kapitel spielt. Heißt, vor dem Lesen nennt Sascha Rotermund eine Jahreszahl. Mal ehrlich - achtet Ihr auf sowas? Ich habe das glatt überhört. Und ich hatte einige Zeit ziemlich Probleme, der Handlung zu folgen. Bis ich dann nach ein paar Kapiteln einige Rezensionen las, weil ich das Buch fast weggelegt hätte. Ich hatte einfach nicht aufgepasst, aber danach verstand ich dann.

Wirklich besser gefiel mir das Buch danach nicht. Irgendwie wurde ich mit nichts warm. Kein einziger der Charaktere war mir sympathisch. Der Psychologe zu schmierig. Die Exfreundin undurchsichtig und komisch. Der leitende Ermittler ein von sich eingenommener Kerl ohne Gewissen. Sein Schatten daneben ein cleveres Bürschlein ohne Rückgrat, das zwar ahnt, dass etwas nicht stimmt, das aber trotzdem brav alles tut, was der Chef sagt, selbst falls dafür ein Unschuldiger für 15 Jahre hinter Gitter müsste. Nein, ich konnte und wollte mich mit keinem identifzieren. Ist kein Muss für ein Buch, aber es erleichtert das Lesen ungemein. Denn sobald man mitfiebert, will man wissen, wie es weitergeht. Wenn das fehlt, zieht sich ein Buch in die Länge wie Kaugummi. Zumindest mir geht es so.

Ab etwa zwei Dritteln spielt das Buch nur noch in der Gegenwart, danach wurde es spannender. Dies haben mir auch einige anderen Rezensenten bestätigt, sodass ich bis dahin fleißig durchhielt. Es hat sich gelohnt, das Ende war interessant und auch für mich überraschend. Sehr clever: hervorragend vorbereitet, intelligent gestaltet. Kurios aber realistisch (mehr oder weniger. Aber ein paar Freiheiten lasse ich dem Autor, schließlich bin ich kein Fachmann auf dem Gebiet dessen, worauf es am Ende ankommt. Vielleicht geht es. Vielleicht ist es überzogen. Egal, es war stimmig und passte zu den Figuren).

Trotzdem, auch wenn das Ende gefiel. Ein Buch sollte im Ganzen überzeugen. Ich war einige Male kurz davor, das Hören abzubrechen. Und ich frage mich auch jetzt noch, ob ich etwas verpasst hätte, wenn ich aufgehört hätte. Es war nett, okay. Aber es hat mich jetzt nicht vom Hocker gerissen.

Davon abraten kann ich nicht, dazu war es zu gut. Aber empfehlen würde ich es nicht, da rate ich dann doch eher zu anderen Titeln, wenn man gerne twisted plots, entlassene Straftäter, Kindsentführung, deutsche Krimis oder ähnliche Genres mag. Da DER TRAKT mir jedoch recht gut gefiel (dort war es umgekehrt: grandioses Buch, das Ende dafür nicht sosehr mein Ding), werde ich das nächste Buch - ich hoffe doch, dass er noch eines schreiben wird! - wieder lesen. Ich bin schon sehr gespannt darauf! :-)

SaschaSalamander 08.04.2011, 09.43 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Im Kühlfach nebenan

profijt_nebenan_1.jpgKÜHLFACH 4 hatte ich ja als Hörbuch zu mir genommen. War sehr schön, aber es dauerte, bis ich mich an die Stimme des Sprechers gewöhnt hatte. Den zweiten Band, IM KÜHLFACH NEBENAN, habe ich mir dann als Buch besorgt. Ich bin froh darüber, und es waren sehr kurzweilige Momente, in denen ich mich mit Pascha, Martin und Marlene vergnügte.

Marlene? Genau! Pascha hat nämlich Gesellschaft bekommen. Bei einem Brand im benachbarten Kloster wurde eine Nonne sehr schwer verletzt, eine andere kam zu Tode. Marlene. Und die kann mit Pascha Kontakt aufnehmen. Leider jedoch nicht mit Martin oder anderen Menschen. Außerdem ist so ein Pinguin nun das Allerletzte, was Pascha sich als Gesellschaft gewünscht hatte! Wenigstens bringt Marlene einen neuen Fall mit, denn der Brand scheint kein Unfall gewesen zu sein, es hat jemand nachgeholfen.

Wie schon der erste Band ist auch der zweite einfach genial. Die Idee ist noch frisch, die Sprüche sind zwar inzwischen bekannt (voll peino, total depriletto, etwas riffeln, usw), aber noch immer witzig. Und Marlene bietet ein hervorragendes Gegenstück sowohl zu dem sprüden Martin als auch zu dem rotzigen Pascha. Gut, sie betet und scheint anfangs recht heilig, aber recht bald erkennt man, dass Marlene schon damals mehr unter ihrer Kutte zu verbergen hatte, als man ihr ansah. Sie hat es faustdick hinter den Ohren und wird eine hervorragende Verbündete im Kampf gegen das Böse.

Die Szene gegen Ende, in der beide gemeinsam den Übeltäter mürbe machen und ihn mit Telefonterror und anderen techschnischen Spielereien quälen, ist einfach köstlich! Denn Pascha hat inzwischen gelernt, manche technischen Geräte zu beherrschen, und Martin hat unterschiedliche Abwehrmechanismen gegen Geister gebastelt, und zusammen treiben sie sich immer weiter voran in ihrem elektromagnetischen Know-How. Und Marlene zeigt, dass Nonne zu sein nicht zwangsläufig bedeutet, fernab von Technik und Realität zu leben.

Wohin es sich entwickelt, kann man sich zwar anfangs denken, aber es gibt dann auf einmsal sehr viele "roten Heringe", falsche Hinweise, und es ist der Autorin super gelungen, verschiedene Themen anzuschneiden und zu vermischen.  In dieser Hinsicht hat sie sich eindeutig gesteigert zum ersten Band, der Krimi ist hier nicht mehr nur Nebensache, sondern absoluter Pageturner. Wirtschaftsverbrechen und Baugrundstücke. Ein ordentlicher Versicherungsbetrug. Rassismus und rechte Politik. Prostitution, Obdachlosigkeit und Randgruppen. Viele Motive, die angeschnitten werden, sehr viele mögliche Täter. Ein herrliches Verwirrspiel, das den Leser von der ersten bis zur letzten Seite nicht mehr loslässt.

Wer Pascha nicht kennt, der hat etwas verpasst!

SaschaSalamander 21.02.2011, 09.57 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

Der Trakt

strobel_trakt.jpgInzwischen habe ich den TRAKT also beendet. Ich war während des Lesens absolut begeistert. Einen langen Nachgeschmack habe ich nicht behalten, das Buch ist schnell wieder verblasst (für mich immer ein wichtiges Kriterium, und bei manchen Büchern warte ich gerne noch ein paar Tage, bis ich darüber schreibe).

Sibylle Aurich ist nachts im Park unterwegs, als man ihren Sohn Lukas kidnappt. Sie selbst verfällt daraufhin ins Koma und erwacht nach zwei Monaten. Der Arzt erklärt ihr, dass sie kein Kind hat, es muss wohl eine Einbildung sein. Sie flieht aus dem Krankenhaus und macht sich auf den Weg zu ihrem Ehemann. Der weist sie ab und ruft die Polizei, denn Sibylle weiß alles, was nur seine Frau wissen kann. Aber sie sieht anders aus. Und außerdem hatten sie niemals einen Sohn!

Eine wilde Jagd beginnt, bei der Sibylle Unterstützung von der resoluten älteren Dame Rosie bekommt. Auch ein Mann stellt sich ihr zur Seite, der ihr erzählt, dass sie Rosie auf keinen Fall vertrauen dürfe. Wem kann Sibylle überhaupt noch trauen? Jagd die Polizei sie, oder lässt die Polizei sie aus unerfindlichen Gründen absichtlich entkommen? Will Rosie ihr helfen, oder ist Rosie eine Komplizin von "denen", die Sibylle dies angetan haben, was immer "das" sein mag? Wer ist dieser fremde Mann, der ihr angeblich helfen will? Warum erkennen nicht einmal ihr Mann und ihre beste Freundin sie? Was ist mit Lukas?

Meine Erwartung an das Hörbuch war absolut simpel: Unterhaltung. Und die habe ich bekommen. Auf der ganzen Linie und absolut. Ganz grandiose Unterhaltung.

Mehr habe ich vorerst nicht erwartet, denn bei einem solchen Thema ist immer klar, dass es die perfekte Lösung eigentlich nicht gibt. Sie ist mir noch nicht begegnet, und ich selbst wüsste auch keine Antwort. Entweder, es entpuppt sich als Traum (einfallslos), oder es waren Aliens im Spiel (schlimmste Variante ever). Manchmal wird ein absolut hanebüchenes Ende an den Haaren herbeigezogen (unglaubwürdig). Ein andermal war es eine Verschwörung, meist medizinischer Art (sehr abgehoben, da diese Form von Medizin in der Regel noch nicht realistisch ist, es jedoch ein realistischer Roman sein soll). Oder es entpuppt sich als ein Problem verschiedener Persönlichkeiten in einer Person (einfachste Lösung, am nachvollziehbarsten, inzwischen aber schon zu häufig von Autoren angewendet).

Hier wurde eine Lösung gefunden, mit der ich mich anfreunden konnte, auch wenn es doch recht überzogen war. Aber gut, wie gesagt, eine perfekte Lösung für diese Art Roman und Problem gibt es eben nicht, und Strobel hat sich wacker geschlagen. Einziges Manko: warum müssen die Bösen ihren Plan immer so endlos lange erklären? *seufz*, das weiß doch jedes Kindergartenkind, dass das immer zur Ergreifung des Täters führt! Und als literarisches Stilmittel halte ich es für ungeeignet, da es zu offensichtlich ist, dass der Autor dem Leser hiermit also erklären will, was auf den hunderten seiten davor nun geschehen ist.

Die Charaktere im Buch waren nett. Mehr nicht. Eben nett. Ich habe weniger mit den Figuren mitgefiebert, sondern eher mit der Handlung, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es ausging. Deswegen konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Absolut spannend geschrieben. Wo andere Schreiberlinge stückchenweise irgendwelche Situationen aneinanderreihen, erkennt man hier sehr klar, dass der Autor den Leser nach und nach immer näher an die Lösung heranführt, bis dieser selbst die Antwort kennt und sich dann bestätigt zurücklehnen kann. Strobel hatte ein Konzept und hat danach das Buch aufgebaut, was mir gerade bei diesem Genre sehr gefällt, da es wohl viel zu selten praktiziert wird bisher. Die Charaktere bleiben dabei leider ein wenig auf der Strecke, aber das macht nichts. Ich war absolut zufrieden, habe das Hörbuch begeistert verschlungen!

Das perfekte Mindfuck-Buch habe ich leider noch nicht gefunden für mich, ich suche noch. Aber Strobel hat bereits super Ansätze geliefert, er kommt dicht ran. DER TRAKT ist ein klasse Buch, und wer dieses Genre liebt, kommt nicht daran vorbei :-)

SaschaSalamander 18.02.2011, 11.03 | (0/0) Kommentare | PL

Im Kühlfach nebenan

Und schon habe ich den zweiten Band begonnen: IM KÜHLFACH NEBENAN. Das Buch liest sich ja extremst flott, vermutlich habe ich es dieses Wochenende bereits beendet, falls ich nicht in den Musestunden das HANDBUCH DER DETEKTIVE dazwischenschiebe oder es mir mit einem erotischen Titel gemütlich mache.

Die Sprache kommt mir im Buch heftiger vor als im Hörbuch. Entweder, der Sprecher hat sie durch seinen sowieso schon schnoddrig-liebenswerten Klang in der Stimme entschärft, oder das zweite Buch ist deutlicher. Aber ich wusste ja, worauf ich mich einlasse, und ich finde es diesmal sogar recht witzig. Die Idee ist nicht neu, aber sie ist großartig umgesetzt, und es macht mir einfach Spaß, mal wieder etwas richtig Erfrischendes zu lesen ...

SaschaSalamander 12.02.2011, 08.59 | (0/0) Kommentare | PL

Kühlfach 4

profijt_kuehlfach_1.jpgNun habe ich "Kühlfach 4" also abgeschlossen. Geniales Buch, wenn auch mit einigen Startschwierigkeiten in der Audioversion ...

Sascha, genannt Pascha, ein kleiner Autodieb. Ein großer Coup, doch in dem gestohlenen Mercedes SL befindet sich leider eine Leiche im Kofferraum. Und ehe Pascha es sich versieht, wird er von der Brücke gestoßen und sieht auf einmal alles aus einer ganz neuen Perspektive. Beobachtet sich selbst, wie er in das Rechtsmedizinische Institut gebracht wird. Just, als Martin Gänsewein das Skalpell an seine edelsten Teile anlegen will, begehrt Pascha auf, und Martin kann ihn hören! Als einziger.

Was nun zu einigen vertrackten Situationen führt. Denn Martin scheint Selbstgespräche zu führen, er benimmt sich seltsam, weiß auf einmal Dinge, die er nicht wissen könnte, von dem misslungenen Schäferstündchen ganz zu schweigen. Seine Kollegen beginnen sich zu sorgen. Und auch Pascha sorgt sich, denn er würde gerne wissen, wer ihn umgebracht hat und warum. Den Nervenkrieg gegen Pascha kann er nicht gewinnen, also hat Martin gar keine andere Chance als in diesem Fall zu ermitteln.

Ein Buch, das mindestens so ungewöhnlich ist, wie es auch klingt. Hauptspielort das Rechtsmedizinische Institut mit seinen Stahlliegen und Kühlfächern, der Protagonist ein Kleinkrimineller mit frecher Klappe und ohne Manieren, die zweite Hauptfigur ein schüchternes, unsicheres Männchen. Doch beide entwickeln sich weiter, gehen aufeinander zu, und eigentlich sind sie ein tolles Team, das nur voneinander profitieren kann.

Ich liebe die Wortgefechte zwischen den beiden, der eine verklemmt spießig, der andere überzogen lässig. Zimperlich darf man nicht sein, denn da fallen auch mal Sätze wie "Er war so wenig zu fassen wie ein Phantom. Ja, Phantom. Das sage ich Martin zuliebe. Denn früher hätte ich gesagt, er ist so wenig zu fassen wie Wi*hse am Duschvorhang". Ja, Pascha hat eine verdammt große Klappe, daran muss man sich erstmal gewöhnen, und man schwankt doch sehr zwischen "hör endlich auf zu nerven" und "eigentlich ist er ja doch ganz nett". Grade das macht für mich einen großen Reiz des Buches aus, diese beiden gegensätzlichen Charaktere und ihre Kleinkriege untereinander. Erstaunlich, wie zickig Männer sein können *ggg*.

Die Handlung ist klar ein Krimi, wobei das aber eigentlich eher die Nebensache ist. Dem Leser ist recht bald klar, worauf es hinausläuft, eine große Überraschung bietet die Autorin nicht. Braucht es auch nicht, denn die Kriminalgeschichte ist eher Mittel zum Zweck, irgendein Ziel muss der Roman ja haben ;-)

Mir lag die Hörbuchvariante aus der Bibliothek vor. Dachte anfangs, das Gekürzte würde mich nicht stören (als Hörbuch lausche ich meist Büchern, die ich eher konsumieren denn genießen will), aber bald ärgerte ich mich, denn es wäre schade, auch nur einen Dialog zu verpassen. Und die Stimme des Sprechers, nun ja, die ist mindestens so gewöhnungsbedürftig wie Paschas Sprachstil. Die ersten eineinhalb CDs habe ich oft mit mir gerungen, ob ich weiterhöre, komplett abbreche oder zum Buch wechsle. Ich bin dann beim Hörbuch geblieben, inzwischen komme ich mit der Stimme klar und werde beim Lesen der folgenden Bände auch immer Ingo Naujoks im Ohr haben.

Den zweiten Band habe ich bei Tauschticket bereits angefordert, und den dritten werde ich auf jeden Fall kaufen, denn nun zähle auch ich zu den Pascha-Fans.

Ich kann die Bücher all denen empfehlen, die einen sehr schrägen, schwarzen Humor haben und auch ein paar sprachlich deftigere Momente vertragen. Profijt hat mit Pascha einen außergewöhnlichen Romanhelden geschaffen, wie man ihm nicht allzu oft begegnet :-)

SaschaSalamander 11.02.2011, 10.33 | (0/0) Kommentare | PL

Schuld

schirach_schuld.jpgSeit ein paar Tagen lese ich SCHULD von Friedrich von Schirach. Schon das erste Werk, VERBRECHEN, hatte mir sehr gefallen. Ist ja genau mein Thema: die Grauzonen der Rechtsprechung. Das ethische Dilemma aus Schuld und "Schuld?".  Im ersten Band ging es vor allem um Täter, deren Verbrechen grausam und unmenschlich scheinen, deren Handlungen mit dem Wissen um das Drumherum jedoch nachvollziehbar scheinen. Im neuen Buch SCHULD geht es nun darum, dass das Verbrechen manchmal seltsame Wege geht. Nicht immer kann ein Täter gefasst werden, auch wenn er klar ist. Und manchmal geschieht ein Verbrechen, und trotzdem kann nicht so klar gesagt werden, wer nun Schuld hatte und wieso, obwohl doch alles bekannt war. Auch kommt es vor, dass Verbrechen eigentlich eher Unfälle oder Notwehr sind, doch tot ist nun einmal tot. Kann man immer von Schuld reden? Oft bleibt ein sehr schaler Nachgeschmack bei den Geschichten, denn die Antwort bleibt der Autor natürlich schuldig, die müssen wir für uns selbst finden.

Aber genau das macht es eben aus: Justiz ist nicht schwarz-weiß, und so einfach, wie die meisten Menschen es gerne hätten, ist es leider nicht.

Kurze Geschichten von wenigen Seiten. Jeden Tag lese ich zwischendurch, z.B. vor dem Zubettgehen, mal eine einzelne Story. Am Stück würde man sie schlecht verdauen, man braucht ein wenig Zeit zum Nachdenken.

Irgendwie ist mir das Buch viel zu kurz, gerne dürfte es doppelt und dreifach so lang sein. Ich hoffe auf viele weitere Werke des Autors ...

SaschaSalamander 09.02.2011, 15.43 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Der Trakt

strobel_trakt.jpgVorgestern habe ich begonnen, DER TRAKT zu hören. Hatte ich ja schon länger vor, und die Handlung wie schon angedeutet immer wieder ein geniales Thema: eine Frau erwacht nach zwei Monaten Koma im Krankenhaus, und die Dinge passen nicht mehr so recht zueinander. Sie fragt nach ihrem Sohn, doch angeblich hat sie keinen. Sie flieht aus dem Krankenhaus zu ihrem Mann, aber der erkennt sie nicht. Und warum zeigt sie nach zwei Monaten im Koma keinen Muskelverfall etc?

Ich stehe noch recht am Anfang, knapp ein Zehntel habe ich bisher geschafft. Aber es ist schon mal sehr spannend. Am meisten interessiert es mich immer, wie ein Autor eine solche Situation dann auflösen will. Aliens? Gespaltene Persönlichkeit? Ein fantastisches Element, etwa Parallelwelt oder dergleichen? Eine Psychose? Ein Traum? Ein medizinisches Experiment?

Durch den kleinen Sohn erinnert mich das Buch sehr an den Film DIE VERGESSENEN. Habt Ihr den gesehen? Für mich ein absoluter Flop, denn das Ende empfand ich als wirklich lächerlich. Wenn es ein Werk in diesem Genre gibt, welches das Ende komplett vergeigt hatte, dann die VERGESSENEN. Da kann der Trakt ja nur besser werden ;-)

SaschaSalamander 08.02.2011, 15.37 | (0/0) Kommentare | PL

Trigger

dorn_trigger_1.jpgTRIGGER war nun also mein erster Roman von Wulf Dorn, und ich habe ihn als Hörbuch genossen. Vorgetragen vom Autor selbst. Doch bevor ich auf Inhalt und Vortrag eingehe, erstmal ein paar Details zum Inhalt:

Psychiaterin Elli Roth bekommt von ihrem Lebensgefährten und zugleich Kollegen einen BIF in die Hand gedrückt, einen Besonders Interssanten Fall. Vor ihr kauert eine verängstigte Frau, die etwas von einem Schwarzen Mann erzählt. Sie weißt Spuren von Misshandlung auf. Elli möchte ihr gerne helfen, bittet einen weiteren Kollegen um Hilfe. Doch als dieser nach der Patientin sehen will, ist sie nicht da. Niemand hat die junge Frau gesehen, keiner kann sich an sie erinnern. Doch plötzlich erhält Elli Nachrichten vom Schwarzen Mann, der nun auch hinter ihr her ist. Wenn sie die Patientin retten will, muss Elli sich auf sein grausames Spiel einlassen und seiner Fährte folgen. Der Fall wird immer mysteriöser, und Elli droht langsam den Verstand zu verlieren. Kann sie rechtzeitig das Geheimnis um den Schwarzen Mann lösen, bevor er ihr und der geheimnisvollen Patientin ein Leid zufügen wird?

Das Thema klingt unheimlich spannend. Wer viel liest, wird natürlich sofort an Fitzeks Romane denken (THERAPIE, SPLITTER), und auch Strobels DER TRAKT kommt in den Sinn (steht noch auf meiner Liste für die kommenden Wochen) oder Filme wie DIE VERGESSENEN oder THE GAME. Ein Verwirrspiel erster Güte, wie es einfach Spaß macht, vor allem wenn das Ende dann auch noch stimmig ist. Dies ist bei TRIGGER der Fall.

Trotzdem finde ich den Aufbau des Romanes etwas ungewöhnlich. Die Einleitung geht recht flink, das finde ich gut, man stürzt sehr schnell in die Geschichte und wird mitgerissen vom Sog der Handlung. Dann beginnt die Schnitzeljagd, so spannend, dass man kaum aufhören kann. Ich hatte ein paar Vermutungen und konnte es nicht erwarten, wie - falls dies tatsächlich der Fall sein sollte - dann tatsächlich geschehen sein kann und was dahinter stecken mag. Viel zu schnell ist aufgeklärt, was es mit dem seltsamen Fall auf sich hat, und dann beginnt das Nachspiel. Dies fand ich außergewöhnlich lang für einen Roman dieser Art, und ich hatte damit gerechnet, dass noch einmal eine weitere Wende kommen würde, aber sie kam nicht. Gegen Ende begann ich mich dann doch irgendwann zu langweilen und fragte mich, ob der Autor mich für ein Kleinkind hält, dem man jede Kleinigkeit akribisch erklären muss und das nicht selbst ein wenig mitdenken kann?

Der Vortrag war wirklich klasse, ich habe dem Sprecher gerne gelauscht. In diesem Fall der Autor Wulf Dorn himself. Er hat eine äußerst angenehme Stimme, und ich hoffe auf weitere Hörbücher von ihm. Ein wenig hapert es bei den Dialogen. Auffälligen Figuren (kleine Kinder, alte Leute) kann er sehr gut Persönlichkeit verleihen, die Erwachsenen dagegen klingen leider ein wenig monoton. Macht jedoch nichts, ich habe schon weit schlechtere professionelle Sprecher gehört. Aber es ist auf jeden Fall ausbaufähig, und ich hoffe, dass er weitermachen wird!

Insgesamt ein super spannendes Buch, das ich nur empfehlen kann. So spannend, dass ich stellenweise das Gefühl hatte, jemand stünde hinter mir. Es gab ein paar Szenen, bei denen ich aufs Heftigste erschrak. Nicht wegen Blut, gewalt oder großartigen Szenen, sondern einfach weil ich so gefesselt war von der Handlung und mich richtig mitreißen ließ. Dorn ist ein deutscher Autor, von dem ich mir auf jeden Fall weitere Titel holen werde. Und wer Mindfuck im Thrillerformat liebt, wird an ihm nicht vorbeikommen :-)

SaschaSalamander 07.02.2011, 10.14 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Die Tür

t__r_1.jpgAls ich damals hörte, dass DIE TÜR ins Kino kommt, war ich sofort hellhörig. Etwa die Verflimung des Romanes "die Damalstür", den ich vor zig Jahren so gerne gelesen hatte? Eines der wenigen Bücher, die mir sehr stark im Gedächtnis geblieben sind, weil sie mich sehr bewegt hatten und mir außerordentlich gut gefielen. Dann aber kam der Film nur sehr kurz im Kino, und noch dazu an recht fiesen Uhrzeiten. Auf die DVD musste ich eine Ewigkeit warten (ganz miese Vermarktung, wie das damals ablief, habe es frustriert mitverfolgt), und irgendwann habe ich den Film wieder vergessen, bis ich kürzlich in der Videothek drüberstolperte.

David Andernach ist Maler, seine Ehe steckt in der Krise. Während eines Seitensprungs mit der Nachbarin verstirbt seine Tochter bei einem Unfall, und in den nächsten fünf Jahren geht es immer weiter bergab, er verliert seine Frau, seine Karriere, beginnt zu trinken. Da findet er plötzlich eine Tür, welche ihn fünf Jahre in die Vergangenheit führt, und er beschließt einen Neuanfang, gibt der Geliebten den Laufpass, rettet der kleinen Tochter statt dessen das Leben und wird ein besserer Vater. Aber natürlich hat das Glück auch seine Tücken: was soll mit seinem jüngeren Ich geschehen? Wird er seinem Umfeld vorgaukeln können, er sei der andere David? Wie reagiert seine Tochter auf den neuen Vater? Einmal begonnen gibt es kein Zurück mehr, und die erste Lüge zieht immer größere Kreise, ...

Ich wusste, dass es ein deutscher Film ist, trotzdem wollte ich ihn sehen. Leider hat er mich sehr enttäuscht. Dass ein Film nicht eins zu eins umgesetzt werden kann, ist klar, schließlich ist ein Film ein ganz anderes Medium und hat ganz eigene Bedürfnisse. Dass aber aus einem astreinen Horrortitel in allerbester King-Manier (für mich ist Pirincci einfach der deutsche Stephen King, zumindest in Werken wie dem RUMPF oder der DAMALSTÜR) ein klassisch deutsches Drama gemacht wird, hat mich sehr geschmerzt. Und auch sonst gibt es enorm viele Änderungen, die eigentlich mit der Romanvorlage kaum noch etwas zu tun haben und die gesamte Handlung auf den Kopf stellen. Ich frage mich, warum man ein Buch sosehr umoperieren muss, dass von der Vorlage nur noch die Grundidee erhalten bleibt?

Die Rezensionen, die ich im Web fand, waren fast alle recht positiv, es sei ein prima Drama, die Schauspieler seien hervorragend, eine prima Umsetzung, und so weiter. Aber mich konnte DIE TÜR einfach nicht überzeugen. Nach dem Film saß ich frustriert auf dem Sofa und wünschte mir nur eines: ein amerikanisches Remake, das sich besser an die Buchvorlage hält und so richtig schön gruslig ist statt mit pseudointellektuellen Dialogen die Spannung zu zerstören.

Die Schauspieler wirken auf mich sehr kühl. Mads Mikkelsen passte für mich einfach nicht in die Rolle des David (warum musste man sogar die Namen der Protagonisten ändern?!?), und auch bei den anderen Figuren kam nicht einen Moment Sympathie oder Verständnis auf. Vielleicht bin ich nicht deutsch genug, denn dieses Problem habe ich bei sehr, sehr vielen deutschen Filmen *grübel*.

Zur Handlung dachte ich mir ständig "unlogisch", "sowas würde doch kein normaler Mensch tun" oder "wie blöd ist der denn", ich konnte einfach nichts davon nachvollziehen. Das Buch ist reine Fiktion und kommt als solche sehr gut beim Leser an, sodass die Frage nach der Logik sich nicht stellt. Niemand fragt bei einem Horrorroman "ist dieser Zombie nicht ein wenig unlogisch?", aber bei einem Drama ist diese Frage berechtigt, und diese Mischung aus Fiktion und Drama ist in meinen Augen weder Fisch noch Fleisch. Und gegen Ende, als der Nachbar auftaucht, wird es dann auf einmal fast schon zu einer Farce, wie ein plumper Versuch, doch noch Horrorelemente einzustreuer. Zu unlogisch und unseriös für ein Drama, zu zahnlos für Fiktion.

Normalerweise versuche ich, Film und Buch nicht so extrem zu vergleichen. In diesem Fall habe ich es trotzdem getan, weil das Buch eines ist, das mir sehr am Herzen lag. Und ich hatte sehr hohe Erwartungen in den Film gesetzt. Vielleicht hätte ich ihn mit anderen Augen gesehen, wenn ich das Buch nicht gelesen hätte, aber das kann ich nicht beurteilen. Ein Fazit möchte ich dieses Mal nicht schreiben, denn ich weiß, dass meine Meinung dieses Mal viel zu subjektiv und vorbelastet ist, als dass ich neutral urteilen könnte.

SaschaSalamander 26.01.2011, 10.44 | (0/0) Kommentare | PL

Trigger

Den HYPNOTISEUR habe ich gestern abgebrochen. Irgendwie kann ich mich nicht mit dem Erzählstil der beiden Autoren (die sich gemeinsam hinter dem Pseudonym Lars Kepler verbergen) anfreunden. Könnte es nicht einmal wirklich beschreiben, hat mich aber eben einfach nicht angesprochen.

Statt dessen höre ich nun TRIGGER von Wulf Dorn. Schon eher mein Ding. Ein deutscher Autor, erinnert mich ein wenig an Fitzek (etwas geschieht, ist es Einbdilung oder Realität, man kann niemandem mehr trauen). Die Handlung ist bisher sehr spannend, nicht weltbewegend neu, und natürlich habe ich so meine Vermutungen über den weiteren Verlauf der Geschichte. Mal sehen, ob ich richtig liege damit?

Auf jeden Fall packt mich die Story, und ich möchte wissen, wer oder was dahintersteckt. Und was mich besonders fasziniert: endlich mal ein Autor, der auch gut vorlesen kann. Autorenlesungen sind toll, aber meistens leider nicht zu empfehlen. Was man von Wulf Dorn nicht behaupten kann, seine Stimme ist angenehm, sein Vortrag mitreißend, und ich hätte auch nichts dagegen, ihm als professionellen Sprecher (wenn er ein klein wenig mehr Übung hat, aber das wird ihm schnell gelingen, er ist wirklich top) auch in anderen Vertonungen zu lauschen. Schon ein knappes Viertel habe ich heute geschafft. Ich hoffe, dass ich am Wochenende genügend Hausarbeit finde, um auch den Rest zu hören! ;-)

SaschaSalamander 21.01.2011, 15.56 | (0/0) Kommentare | PL

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