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Blogeinträge (Tag-sortiert)
Tag: Deutsch
Timmy kennt den Weihnachtsmann
TIMMY KENNT DEN WEIHNACHTSMANN ist eine Sammlung von vier Kurzgeschichten. Die titelgebende Geschichte ist die erste und längste. Sie erzählt von einem Jungen, der an Weihnachten leider nicht das gewünschte Geschenk unter dem Baum hatte. Doch er erkennt den Mann hinter der Verkleidung und zieht seine eigenen Schlüsse, wie er dafür sorgen kann, dass es nächstes Jahr ganz gewiss das heißt ersehnte Holzpferdchen für ihn gibt.
POST AUS DEN WEIHNACHTSMANNS TINTENFASS ist der Brief eines jungen Mannes, der bislang in einer Fabrik arbeitete, die im Auftrag ihrer Kunden die Weihnachtspost erledigte. Doch nun zieht er Bilanz und ist betrübt über die Entwicklung der Gesellschaft.
KNECHT RUPRECHT PACKT AUS und erzählt, warum Trolle heute als bösartige Wesen gelten und was der Weihnachtsmann damit zu tun hat.
DUNKLE GESCHÄFTE führen einen seltsamen Mann auf das Schiff des gefürchteten Piraten De La Torture. Was will er von diesem Halunken, das ihm kein anderer bieten könnte?
Was mich besonders beeindruckt ist die Wandlungsfähigkeit, mit der der Autor seine Geschichten verfasst. Er ist ein Chamäleon, das sich sprachlich und stilistisch ganz auf den Inhalt einlässt. Besonders auf dieser CD wird dies deutlich. Ein Trollmärchen, eine viktorianisch angehauchte Weihnachtsgeschichte, düstere Piraten, eine fiktive Dienstleistungsfirma. Vier komplett unterschiedliche Settings, vier komplett unterschiedliche Herangehensweisen. Mal schreibt er trocken und sachlich, mal bildgewaltig und derb, ein andermal lyrisch und wortreich.
TIMMY als titelgebende Geschichte nimmt den größten Raum ein und ist auch diejenige, welche wohl allen Hörern am besten gefallen dürfte. Vor den Augen des Lesers baut sich die Kulisse des alten England auf, wie es Dickens in seinen Büchern so anschaulich darstellte. Der kleine TIMMY heißt nicht umsonst Timmy, sondern dürfte wohl eine Hommage an eine der Figuren aus A CHRISTMAS CAROL sein. Der Widerspruch der fast schon märchenhaften Sprache und Kulisse gegenüber der makaberen Aussage der Geschichte ist Christian von Aster hervorragend gelungen. Ein Kunstgriff, durch den die Grausamkeit des kindlichen Vorgehens umso drastischer zur Geltung kommt. TIMMY und seine Freunde wollen nichts Böses, sie möchten nur dem Weihnachtsmann helfen. Dafür müssen sie allerdings knallharte Berechnungen anstellen, Menschenleben wird ein Mittel zum Zweck. Eine wunderschöne Parabel dafür, wie das Gewinnstreben und die Gier nach Mehr die Menschen dazu bringt, über Leichen zu gehen. Verpackt in rabenschwarze Satire, bei der das Lachen manche Male im Hals steckenbleibt.
Auch die anderen Geschichten triefen vor bitterbösem Humor. Die Aussage hinter Von Asters Geschichten ist subtil zwischen den Zeilen verborgen. Man kann die CD hören, ohne sich groß Gedanken zu machen, sich einfach an den Scherzen erfreuen und laut dabei lachen. Man kann sich aber auch die Zeit nehmen, hinter die Worte zu lauschen. Dann machen sie besonders viel Spaß.
Christian von Aster liest die Geschichen mit angenehmer Stimme selbst ein. Und seine Wandlungsfähigkeit zeigt sich auch hier: ich lernte ihn kennen durch die CD >MITTERNACHTSRABEN<, wo seine Stimme, seine Intonation gänzlich anders wirkt als hier bei TIMMY. Angepasst an die jeweilige Situation und Geschichte, nimmt er sich selbst zurück und lässt die Worte für sich wirken.
Diese Kurzgeschichtensammlung ist besonders geeignet für Gegner des kunterbunten Weihnachtsfestes. Denn hier wird das Fest entmystifiziert: der Weihnachtsmann stiftet aus Eigennutz andere zu Bösem an, kleine Kinder setzen die kapitalistischen Gedanken der Erwachsenen auf ihre eigenen Weise um. Und am Ende erfährt man gar, was ruchlose Piraten mit dem Weihnachtsmann gemeinsam haben. Eine Geheimtip für alle, die das Weihnachtsfest nicht ganz so ernst nehmen :-)
SaschaSalamander 15.05.2012, 09.09 | (0/0) Kommentare | PL
Unheil
UNHEIL ist das zweite Buch des ehemaligen Münchner Mordermittlers Josef Wilfling. Seit 2009 ist er im Ruhestand und teilt seine Erfahrungen über die Abgründe und das Unheil der menschlichen Seele mit den Lesern. In verschiedenen Geschichten schildert er, wie einfache, bis dato unbescholtene Menschen zu Mördern werden können.
SPRACHE, STIL
Die Sprache und der Stil waren eine große Schwäche des ersten Buches ABGRÜNDE. Zu umgangssprachlich, stellenweise sehr unprofessionell und unstrukturiert. Das störte nicht den Lesegenuss, fiel aber immer wieder ins Auge und wirkte etwas unfertig. Entweder hat er sich die Kritiken der Leser zu Herzen genommen, oder man hat ihm dieses Mal einen erfahrenen Lektor zur Seite gestellt. Auf jeden Fall ist dieses Mal nichts an UNHEIL auszusetzen. Die laienhafte Sprache wurde nun ersetzt durch einen professionellen aber flüssig zu lesenden Text. Keine unnötigen Fremdwörter, die das Lesen erschweren, dennoch ist die Erfahrung des Autors zu spüren.
Stellenweise blitzt ein etwas herber Ton durch. Immer respekt- und würdevoll gegenüber den Angehörigen und Hinterbliebenen, musste er für sich selbst dennoch einen Schutzwall aufbauen. Dieser schlägt sich manchmal im Text nieder. Wer als Unbedarfter zum ersten Mal einen Tatort besichtigt, dürfte anders reagieren, doch für Wilfling wurde es Alltag. Dies merkt man auch daran, wie er den Tatort beschreibt: S. 190: "Die Frau [...] war offenbar gänzlich ausgeblutet, was sich an zwei Dingen erkennen ließ: zum einen and der Menge des Blutes [...], zum anderen daran, dass ihr Kopf sich nicht mehr da befand, wo er hätte sein müssen". Knochentrocken, analytisch und auch ein wenig makaber. Es zeigt dem Leser eine Welt, in der Verbrechen nicht dem kreativen Gehirn eines Autoren entspringen sondern tragischer (Berufs)Alltag sind.
AUFBAU, ERZÄHLWEISE
Auch der Aufbau war im ersten Band etwas ungeordnet, ist hier wesentlich stringenter und nachvollziehbarer. Konsequent beschreibt er einzelne Fälle, mal einen längeren, dann einen kürzeren. Zwei Kapitel wurden über das Buch verteilt eingeschoben, die sich mit den Hintergründen befassen: "Kann wirklich jeder Mensch zum Mörder werden" und "Weniger Morde - bessere Menschen?". Er gibt klar an, dass dies keine wissenschaftlich gestützen Fakten sind, diese müsse ein Soziologe oder Psychologe liefern. Das Buch beinhaltet lediglich seine Erfahrungen, die er in 41 Jahren Polizei- und 21 Jahren Ermittlungsarbeit sammelte. Die Zeiten haben sich geändert, die Verbrechen wandelten sich: neue Gesetze, politische Veränderungen, weibliche Emanzipation, all solche Dinge trugen zu einem Wandel der Kriminalität bei, die vielleicht auf den ersten Blick gesunken sein mag, in Wahrheit sich jedoch lediglich verlagerte.
Seine Erzählweise passt er den jeweiligen Geschichten an. Mal schildert er ein Verbrechen und die akribische Suche nach dem Täter. Ein andermal beschreibt er den Tathergang, bevor er und seine Kollegen den Schauplatz betreten und zu ermitteln beginnen. Immer erklärt er, warum man anhand des vorgefundenen Tatortes von einer Beziehungstat ausging und wer als Täter infrage kam. Er gibt Dialoge wider und wie seine Worte die Täter zu einem Geständnis bewegen können (oder in Einzelfällen auch nicht). Mal wird der Täter mit seinem Verbrechen konfrontiert, ein andermal versucht man ihn in Widersprüche zu verwickeln. Es ist spannend zu lesen, auf welche Weise Wilfling Tat und Täter zusammenführt. Die Realität ist mitreißender, als jeder Krimi es sein könnte. Doch leider gibt es in der Realität kein Happy End, und oft muss man hart schlucken ob des Gelesenen.
AUCH TÄTER SIND NUR MENSCHEN
Dieses Buch erinnerte mich ein wenig an SCHULD und VERBRECHEN von Ferdinand von Schirach. Schirach schreibt lediglich über die Fälle selbst, die Hintergründe der Täter und Opfer. Wilfling dagegen schildert die Ermittlungsarbeit, welche den Täter am Ende überführt. Dennoch ist beiden Autoren eines gemeinsam: sie beschreiben, was gesunde, normal entwickelte und unschuldige Menschen dazu bringen kann, plötzlich Schuld auf sich zu laden. Und es gelingt ihnen sogar, wenn dies dem Fall entspricht, Sympathie für den Mörder aufkommen zu lassen, Mitleid und Verständnis. Denn die wenigsten Morde geschehen aus reiner Mordlust, die meisten Verbrechen gegen Leib und Leben sind Beziehungstaten, denen eine lange Vorgeschichte vorausgeht: Eine Frau wurde von Kind an vom Vater missbraucht und tötet im Affekt ihre Mutter, die jahrelang zusah und ihre Tochter später verhöhnt. Ein Mitarbeiter, der über lange Zeit von seinem Chef gemobbt wurde, bis eines Tages der letzte Tropfen das Fass zum Überlaufen bringt. Ein liebender, treuer und gütiger Familienvater, dessen Frau immer kälter wird, bis er sie zur Rede stellt und die Situation eskaliert. Eine Mutter, die sogar die Gründe des Mörders ihrer Tochter verstehen kann und zugibt, dass die Tochter ihren Untergang selbst heraufbeschworen hatte.
Ein grausames Verbrechen, dafür jedoch nur drei, vier oder fünf Jahre Gefängnis - was die Medien zerreißen und als Skandal produzieren, schildert Wilfling von der menschlichen Seite. Denn auch Täter sind nur Menschen ...
Natürlich schreibt er auch von grausamen "Killern", die ihre Tat mit einer Kaltblütigkeit ausführten, die den Autor und Leser gruselt. Ein Mann, der mehrere Beziehungen pflegt, und als diese sich zu überschneiden drohen, tötet er einfach eine der beiden Frauen, auch sein Verhalten nach der Tat geprägt von einer unglaublichen Kälte. Man möchte sich übergeben, wenn man von solchen Taten liest, und es ist unerklärlich, was einen Menschen zu solchen Monstern werden lässt. Dies kann Wilfling nicht erklären. Aber er vermittelt immerhin ein Bild davon, wie unterschiedlich die Taten, die Täter und die Motive sein können.
Die Taten, Namen, Orte etc wurden aus juristischen Gründen etwas abgeändert, dennoch ist es mit ein wenig Geschick möglich, die realen Fälle zu ergoogeln. Es ist dabei oft faszinierend zu vergleichen: was erfährt man über die Medien, was schildert Wilfling "hinter den Kulissen".
SONSTIGES
Zwischendurch geht Wilfling auch kurz auf die Arbeit anderer Berufsgruppen ein. Es ist angenehm zu lesen, wie er auch schreibt "die Kollegen haben ihre Arbeit hervorragend gemacht". Das ist zwar nicht relevant für den Inhalt des Buches, aber ich finde es schön, es zeigt das Bild eines Mannes, der sich nicht als Alleinkämpfer sieht, sondern der mit anderen zusammenarbeitet und sich nicht über die Kollegen stellt (was mir in anderen Fachbüchern schon häufiger begegnet ist und mir immer ein wenig bitter aufstößt).
Auch möchte ich positiv hervorheben, dass Wilflings Buch nicht die Sensationsgier befriedigt. Wer einfach nur heiß ist auf brutale Morde, der sollte UNHEIL nicht lesen. Denn es geht dem Autor nicht um Skandale und blutige Details, sondern um die Menschen hinter den Verbrechen. Entsprechend sind seine Beschreibungen wie in oben genanntem Beispiel zwar direkt (und somit auch blutig), jedoch auch äußerst knapp, zeigen nur das zum Verständnis Notwendigste auf.
FAZIT
UNHEIL ist zum Vorgänger ABGRÜNDE eine deutliche Steigerung. Klar, sturkturiert und fachkundig lässt der Autor den Leser an seinen langjährigen Erfahrungen teilhaben. Ohne Voyeurismus, dafür mit viel Sachverstand und Menschlichkeit gibt er Fallbeispiele aus seinem Berufsleben wider. Auch Mörder sind Menschen, Menschen wie Du und ich, und dies gelingt ihm hervorragend darzustellen. Ein wundervolles Buch, das Verbrechen von einer eher ungewöhnlichen Seite schildert und auf jeden Fall Beachtung verdient!
SaschaSalamander 14.05.2012, 09.49 | (0/0) Kommentare | PL
Dunkle Schwingen
Rund 20 Taschenbuchseiten, ist diese kurze Geschichte ein nettes Bonbon für zwischendurch. Und wie es typisch für eine Kurzgeschichte ist: kein Davor, dann eine kurze Episode, das Danach bleibt offen, nur eine kurze Begegnung zwischen Leser und Protagonisten. Hier passiert, wovon viele Leser heimlich träumen: spontaner Sex mit einem Fremden, ohne Fragen, ohne Antworten, nur der Lust folgen und sich ganz darin fallenlassen. Diesen Moment hat Nicole Henser sehr schön eingefangen.
Statt Liebesschwüre und einer festen Beziehung erwartet den Leser in DUNKLE SCHWINGEN pure Lust und Verlangen. Auch Freunde von sanfter Bestrafung kommen auf ihre Kosten. Die Handlung selbst ist stark im Hintergrund, und das ist gut, denn hätte man sie ausgebaut, wäre es niemals bei einer Kurzgeschichte geblieben. Die Story bietet Stoff für einen kompletten Roman. Das Ende lässt hoffen, dass die Autorin die Idee ausbauen und verarbeiten wird, damit wir Jeannie und Ruben besser kennenlernen können und damit aus einem spontanen Abenteuer eine kribbelnde Beziehung werden kann ;-)
SaschaSalamander 05.05.2012, 13.04 | (0/0) Kommentare | PL
Mitternachtsraben
Statt großer Worte werde ich mir also einen gemütlichen Abend machen, die CD in ansprechender Atmosphäre ein zweites Mal genießen: entsprechende Verköstung natürlich, Kerzenlicht, Räucherstäbchen und die Konzentration einzig bei den Texten.
Besonders die MITTERNACHTSRABEN, der SCHATTENBASTARD und DER FREMDE IN DER TOTENSTADT haben es mir angetan, darauf freue ich mich heute Abend besonders. Ach, ich warte quasi minütlich auf den Sonnenuntergang, bis ich hier eine herrliche Atmosphäre im Zimmer habe, bis ich eine Kerze anzünden und ein kleines Trinkritual bereiten kann ...
SaschaSalamander 28.03.2012, 18.45 | (0/0) Kommentare | PL
Verboten gut
Josh ist neu an der Uni und lernt dort Marc kennen. Zwischen den beiden funkt es auf Anhieb, der umtriebige Marc kann sich sogar vorstellen, dass es mit Josh etwas Festes werden könnte. Und Josh fühlt, dass Marc nicht nur der Erste sein wird sondern für ihn etwas ganz Besonderes ist. Doch plötzlich verhält sich Marc abweisend, er geht Josh aus dem Weg. Bald wird Josh erfahren, warum Marc ihn gemieden hat - und diese Erkenntnis könnte sein Leben kosten!
STORY, AUFBAU
Der Prolog handelt von George und Jason, zu Beginn bleibt dem Leser unklar, was die beiden mit dem Geschehen zu tun haben. Die Haupthandlung zu Beginn (mehr als den Anfang verrate ich vorab noch nicht) wird wechselweise aus dem Erleben der beiden Protagonisten erzählt. Doch auch aus Sicht von Marc erfährt der Leser bis zum entscheidenden Ereignis nicht, was vorgefallen ist und weshalb er sich von Josh distanziert, die Frage steht lange im Raum, und der Leser versucht die Zusammenhänge zwischen George, Jason, Marc und Josh zu erkennen.
Ich erwartete eine reine Romanze. Diese wandelte sich jedoch nach einem knappen Drittel des Buches in einen spannenden Thriller. Aber gut - wer die Autorin Inka Loreen Minden kennt, der weiß, dass alles mit einem astreinen Happy End abschließen muss. Der Thrill hielt sich für mich also in Grenzen, denn mit Auflösung des bisherigen Geheimnisses und somit dem Einsetzen der Gefahr konnte man natürlich sofort das Ende erahnen. Und es war herrlich zu lesen! Die Spannung einerseits, und doch auf der anderen Seite das Wissen "alles wird gut". Ich habe das Buch an einem Wellness-Nachmittag gelesen, denn zum Abschalten und Entspannen möchte ich keine keine Leichen und kein Drama, keine tiefschürfenden Charakterstudien, aber ich möchte mich trotzdem mit Spannung gut unterhalten und glaubhafte Protagonisten geboten bekommen. Und dafür war es einfach die perfekte Wahl. Zugegeben, früher mochte ich das klassische Happy End - Genre nicht. Aber die Autorin hat mich inzwischen so richtig auf den Geschmack gebracht ;-)
CHARAKTERE
In Josh und Marc kann man sich vom ersten Moment sehr gut hineinversetzen. Zugegeben, stellenweise sind sie, vor allem Josh, noch etwas unreif. Aber warum sollen junge Menschen nicht auch dazulernen dürfen. Was George und Jason betrifft - manchmal könnte ich schreien! Wenn Menschen miteinander reden würden statt immer nur Dinge anzunehmen und dann überstürzt zu handeln, dann wäre das Zusammenleben so viel einfacher, dann könnten wir sehr viel friedlicher miteinander leben! Aber andererseits - ohne Missverständnisse und Geheimnisse gäbe es auch keine spannenden Romane ...
Mir persönlich hat es vor allem Josh angetan. Er ist so herrlich unschuldig, ein wenig naiv noch, und manche Leserin, mancher Leser wird sich denken "den würde ich ja zu gerne verderben". Oder umgekehrt, von Marc würde man sich gerne verderben lassen. Sie sind trotz ihrer manchmal unvernünftigen Handlungen sofort sympathisch. Der Leser fragt sich, was hinter Marcs Verhalten steckt, und er bangt gemeinsam mit Josh auf eine baldige Lösung. Die Beziehung zwischen den beiden wird nicht lange aufgebaut, sondern sie spüren sofort eine Verbindung, das muss man hinnehmen, und das passt sehr gut zum Rest des Buches: nicht fragen, nicht analysieren, einfach zurücklehnen und genießen, wie die Autorin uns mit Worten verzaubert und drumherum eine mitreißende Geschichte webt ;-)
EROTIK
Bei jedem Buch, das ich neu von Inka Loreen Minden lese, frage ich mich "was hat sie sich dieses Mal einfallen lassen?". Denn inzwischen weiß ich, dass sie neben der üblichen Erotik mindestens eine oder gerne auch mehrere Besonderheiten eingebaut hat, etwa eine spezielle Technik oder ein ausgefallenes Spiel. Und auch dieses Mal hat mir sehr gut gefallen, was Josh und Marc im Club bei ultraviolettem Licht erleben durften. Eine heiße Idee, die richtig Lust macht!
FAZIT
Erotische Unterhaltung auf allerbestem Niveau, das ist Inkas Spezialität. Heiße Jungs, viel Gefühl, eine spannende Handlung, und im Hinterkopf das Wissen "alles wird gut". Was will man mehr ;-)
SaschaSalamander 27.03.2012, 08.21 | (0/0) Kommentare | PL
Painting Marlene
Nach dem Tod ihres Vaters zieht Marlene in dessen Atelier. Die Bilder sind nicht mehr auffindbar, nur ein Gemälde ist geblieben: Marlenes Portrait. Die junge Frau muss nun ihr Leben alleine regeln, aber es will ihr nicht so recht gelingen. Sie jobbt, ist unentschlossen bezüglich ihres Studienganges, und so lässt sie die Tage an sich vorüberziehen, stets umsorgt von ihrer klammernden Mutter, begleitet von ihren zwei besten Freunden. Doch nicht alles läuft glatt. So fühlt sie sich von ihrem Hausmeister belästigt, und mit ihrem Freund Jasper ist auch nicht alles perfekt. Aber wirklich schlimm wird es, als das Gemälde in ihrer Wohnung plötzlich beginnt, sich stetig zu verändern. Wer ist es, der sich unerlaubt Zutritt zu ihrer Wohnung verschafft und auf diese makabere Weise immer neue Botschaften sendet?
CHARAKTERE, REALISMUS
Die Charaktere in >PAINTING MARLENE< sind recht gut ausgestaltet. Allerdings war mir keiner davon so wirklich sympathisch, und nahezu jedem Beteiligten würde ich zu einer regelmässigen Therapie raten. Aber gut, es gibt keine Regel, dass Protagonisten sympathisch sein müssen, und realistisch waren alle Hauptpersonen, das muss ich der Autorin lassen.
Allen voran die Mutter, welche eine extreme Glucke ist und der ohne ihr Kind scheinbar jeglicher Lebensinhalt zu fehlen scheint. Aber auch Marlene empfand ich nicht gerade als Sympathieträger. Immer wieder dachte ich "Selbstmitleid" und "Drama Queen". Ich konnte nicht wirklich mit ihr mitfühlen, immer wieder dachte ich nur "geschieht ihr recht, hätte sie mal anders reagiert". Jedes kleine Ereignis ihres Lebens wirft sie fast komplett aus der Bahn, ob sie sich nun an der Hand verletzt oder ihren verlorengeglaubten Teddybär wiederfindet. Und immer, wenn ein tragisches Ereignis geschieht, muss sie sofort ihre Mutter anrufen, weil sie nicht alleine bleiben kann und Beistand braucht.
Der lüsterne Hausmeister, der alles kontrollieren muss, ist ebenfalls ein sehr unangenehmer Zeitgenosse. Und dann wären da noch Rike, Georgie und Jasper, über die man gelegentlich auch etwas erfährt, die aber eher am Rand gehalten werden und erst später an Bedeutung gewinnen, das möchte ich jedoch nicht spoilern ;-)
Und dann am Ende, als der Täter bekannt ist, erzählt ein anderer Charakter, wie er ihn im letzten Moment entlarven konnte. Der Grund dafür wirkte auf mich sehr ... ähem ... an den Haaren herbeigezogen, denn dann würden sehr viele Menschen sich verdächtig machen, und wenn allein dies für eine Verdächtigung genügt, dann hätte die Polizei wirklich wenig Arbeit und könnte einfach so jeden mal schnell wegsperren.
ERZÄHLWEISE, AUFBAU
Die erste von vier CDs empfand ich als eher träge, es fiel mir schwer, mich in die Handlung einzufinden. Es dümpelt vor sich hin, es geschieht nicht wirklich etwas, man fragt sich, wann es endlich losgeht. Als es dann losgeht, wird es allerdings recht spannend. Doch, ich habe PAINTING MARLENE nach einiger Zeit sehr gerne gehört und habe jede Möglichkeit genutzt, die Kopfhörer aufzusetzen, weil ich wissen wollte, wie es weitergeht.
Erzählt wird aus drei Sichtweisen: Marlene, ihre Mutter und der Hausmeister. Immer wieder wechselt die Perspektive zwischen den dreien. Der Täter bringt als Ich-Erzähler vereinzelt Passagen ein, in denen er eine weitere Tat ankündigt oder in denen er von seinem Erleben, seiner Vergangenheit erzählt.
Was ich äußerst gelungen finde und was einen großen Reiz des Buches ausmacht: ich ahnte bereits recht früh, wer der Täter ist. Es kamen zwei Personen infrage, erzähltechnisch hätte ich auf jemand anderen getippt, aber die Darstellung der Charaktere in ihren Rollen ließ nur einen Schluss zu. Trotzdem gelingt es Sabine Ludwig hervorragend, den Hörer immer wieder auf eine falsche Fährte zu locken. Die Passagen des Ich-Erzählers fügen sich geschmeidig in den Text ein, sodass der Verdacht quasi auf jeden fällt. In einer Szene kauft die Mutter Blaubeerkuchen, gleich darauf füttert der Ich-Erzähler einen Vogel mit Krümeln dieses Kuchens. Einmal betritt der Hausmeister ihre Wohnung, und im nächsten Absatz erzählt der Täter, wie er in Marlenes Zimmer ist. Man erfährt etwas Wichtiges über George, und schon hört man in der Ich-Form von einem gleichartigen Ereignis. Marlene und Jasper tanzen, im nächsten Moment hört man vom Ich-Erzähler seine Eindrücke über Marlenes Tanz. Auch, wenn man den Täter erahnt, sorgt dieser Stil für Verwirrung, der Hörer ist hin und hergerissen und sucht immer wieder verzweifelt nach Anhaltspunkten für den wahren Schuldigen, hat ihn endlich erfasst und schon entgleitet er.
HÖRBUCH
Tanja Geke ist eine bekannte und großartige Sprecherin, die ich sehr gerne höre. Ich muss zugeben, dass ich sie häufig mit Sandra Schwittau (dt. Stimme von Bart Simpson) verwechsle. Doch Tanja ist ebenso bekannt wie Sandra, sie hat bereits in bekannten Rollen wie Uhura aus Star Trek wie auch unzählige Filme und Serien. Zuviele, diese alle zu benennen, deswegen >an dieser Stelle< ein Link mit einigen ihrer Werke. Sie passt sehr gut als Sprecherin, trägt das Hörbuch mit dem nötigen Ernst und einer gewissen Spannung vor, die den Hörer sofort fesselt.
>Jona Mues< spricht den Ich-Erzähler, und auch er passt sehr gut in den Kontext, wirkt glaubwürdig. Er setzt die Mischung aus Verliebtheit, Wahnsinn und Bedrohung sehr gut um. Für den Leser bleibt der Ich-Erzähler geschlechtslos, der Hörer hat natürlich durch die männliche Stimme einen weiteren Anhaltspunkt über den Täter. Dies ist jedoch nicht störend und leider nicht anders umsetzbar.
FAZIT
PAINTING MARLENE hat seine Schwächen im Aufbau, und die Charaktere sind nicht gerade sympathisch. Aber im Ganzen betrachtet fügt sich alles wunderbar und passt hervorragend zusammen. Nach den ersten etwas mühsamen Tracks wird der Hörer bestens unterhalten und in den Sog der Geschichte gezogen. Ein sehr schönes Jugendbuch, das zu gefallen weiß :-)
SaschaSalamander 24.03.2012, 08.41 | (0/0) Kommentare | PL
G.E.N. Bloods 02 - Verhängnisvoll
Reese arbeitet als Ärztin. Sie verdächtigt einen ihrer Patienten, der aktuell gesuchte Serienmörder zu sein, doch "John Smith", wie er sich nennt, flieht aus dem Krankenhaus. Sie trifft während ihrer Arbeit auch auf Simba, Teammitglied der G.E.N. Bloods, beide fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Doch Simbas Vergangenheit, die Suche nach dem Mörder und ein feindlicher Angriff auf das Team stellen die junge Liebe auf eine harte Probe. Und plötzlich gerät auch Reeses Nichte in das Visier des Killers!
G.E.N. BLOODS
Ungern vergleiche ich Bücher miteinander. Da dies jedoch der zweite Teil einer Reihe ist, möchte ich natürlich ausnahmsweise auf die Unterschiede und Gemeinsamkeiten eingehen, damit der Leser eine Vorstellung hat, was ihn erwartet oder auch nicht. Im ersten Band EISFEUER ging es neben der Beziehung zwischen Dix und Jamie sowie den Kriminalfall vor allem um die Vorstellung des Teams der G.E.N. Bloods. Der Leser erfuhr sehr viel über die anderen Teammitglieder, deren Fähigkeiten und einzelne Hintergründe. Hier geht es vor allem um Reese und Simba sowie den Thriller-Anteil. Allerdings bekommt das Team einen neuen gemeinsamen Gegner, der auch für die zukünftigen Bände viel Spannung verspricht, sodass auch Freunde der anderen Team-Mitglieder auf ihre Kosten kommen.
Natürlich gibt es auch insgesamt wieder sehr viele Hinweise und Bezüge auf das erste Buch. So ist zum Beispiel die Maskenbildnerin des ersten Teils auch Reese Patientin im zweiten Band. Der zweite Band ist für sich alleine lesbar, aber für Kenner der Reihe ist dies natürlich ein nettes Schmankerl. Und für Fans ihrer Bücher hat Kathy Felsing ein weiteres Goodie eingebaut: na, wer findet im Buch die Anspielung auf ihren Titel BLUTSVERMÄCHTNIS? ;-)
CHARAKTERE
Die Autorin legt dieses Mal wieder viel Wert auf den Beziehungsaufbau zwischen Reese und Simba. Es ist Liebe auf den ersten Blick, und die beiden lassen auch keine Zeit vergehen, bis sie sich vertrauen und gegenseitig öffnen. Wer es also aufregend liebt, ist hier genau richtig. Die Liebe zwischen ihnen ist gewaltig, die Worte dafür sind intensiv. Ich bin sicher, dass Kathy mit VERHÄNGNISVOLL auf jeden Fall den Geschmack der Genreliebhaber mitten ins Herz trifft ;-)
AUFBAU
Wie bereits beschrieben, empfand ich in diesem Buch der Romance-Anteil sehr eindringlich, sowohl sprachlich als auch im Inhalt. Schon zu Beginn spürt man sofort das Prickeln zwischen Reese und Simba. Doch auch die Gefahr durch den Serienkiller wird sofort deutlich: Reese beschleicht ein ungutes Gefühl, als sie den neuen Patienten kennenlernt, und dies soll sich bewahrheiten. Von da an gibt es drei Handlungsstränge: Die Beziehung der beiden. Die Jagd nach "John Smith". Und der Kampfeinsatz des G.E.N. Teams in Indien. Die Handlung ist perfekt ausbalanciert, der Wechsel zwischen den einzelnen Momenten gelungen, es gibt unzählige Cliffhänger, die es unmöglich machen, das Buch beiseite zu legen. Besonders das letzte Fünftel lässt den Leser nicht einmal mehr durchatmen. Der Showdown zieht sich über eine gewaltige Länge, was jedoch aufgrund der Spannung gar nicht auffällt, da man es in einem Rutsch verschlingt. Die Zeit vergeht bei diesem Buch wirklich viel zu schnell ;-)
SPRACHE
Die Bücher der Autorin haben einen auffälligen Schreibstil, der von außergewöhnlicher Wortwahl und recht komplexer Grammatik geprägt ist. VERHÄNGNISVOLL dagegen ist etwas zurückhaltender geschrieben. Einerseits vermisse ich ein wenig ihre spezielle Schreibweise. Andererseits liest sich das Buch nun wesentlich flüssiger, man fliegt nur so über die Seiten und findet sich sofort mitten im Geschehen wieder. Und wie gewohnt ist ihre Sprache sehr bildlich. Sie lässt den Leser alles selbst erleben und findet immer die passenden Worte, ob nun für die verkommene Psyche des Killers oder die stürmische Leidenschaft zwischen Reese und Simba.
AUSBLICK AUF BAND 3
Ich kann den nächsten Band - Titel HÖHENFIEBER - kaum erwarten, denn Virgin ist mein bisheriger Favorit des Teams. Die Autorin schickt ihn mitten in die Geiselnahme eines Flugzeugs, das klingt sehr vielversprechend. Doch bis November müssen wir uns leider noch gedulden ;-)
FAZIT
Mit VERHÄNGNISVOLL hat Kathy Felsing eine spannungsgeladene Fortsetzung der G.E.N. BLOOD - Reihe geschrieben, die Romance - Herzen höher schlagen lässt. Wer die Reihe bisher noch nicht kannte, sollte spätestens jetzt einen Blick riskieren und sich dieses Leseabenteuer gönnen ;-)
SaschaSalamander 23.03.2012, 15.54 | (0/0) Kommentare | PL
Linus Lindbergh und der Riss in der Zeit
Linus Lindbergh ist Sohn einer Erfinderfamilie und lebt in einem eiförmigen Haus auf dem Flugplatz. Sein Vater arbeitet mit Zeitmaschinen, seine Mutter beeinflusst die Naturgewalten und kann sogar Tornados im Haus entstehen lassen. Sein Opa bastelt Flugmaschinen. Und Linus will einen Helm gegen Albträume erfinden, aber es will einfach nicht klappen. Zur Seite steht ihnen allein der Roboter Majus 12. In der Schule ist Linus ein Außenseiter, denn er darf nichts von den genialen Erfindungen erzählen, sodass er einfach grundlos wie ein Freak wirkt und gehänselt wird. Und so kommen drei Handlungsstränke zusammen: die neue Mitschülerin Riana von Waldenfels könnte eine gute Freundin werden, wenn die Mutter nicht allen Gästen sofort das Gedächtnis löschen würde. Der böse Hausmeister des Flugplatzes will ihnen die Wohnung kündigen und sie vom Flughafen vertreiben. Und dann ist vor einiger Zeit sein Vater verschwunden - wurde er entführt, oder gab es Komplikationen bei einer seiner Zeitreisen?
TRILOGIE
Das Buch ist der erste Teil einer Trilogie, der zweite Band ist im Herbst diesen Jahres zu erwarten. Die Handlung des ersten Bandes ist nicht abgeschlossen, lässt sich aber dennoch gut als Einzelband lesen, da bis auf einen wichtigen Hauptstrang andere Themen abgeschlossen werden.
CHARAKTERE
Die Charaktere sind sympathisch ausgebaut und in der Tiefe genau richtig für ein Kinderbuch: nicht zu komplex, aber doch mit Hintergrund und Eigenheiten. Linus ist sympathisch aber doch eher ein junger Antiheld. Riana dagegen ist ein richtiges Powergirl, sie hat sehr viel Energie, ist kreativ und ziemlich gewitzt. Sie hat eine hervorragende Auffassungsgabe und einen recht eigenwilligen Humor, ich habe sie sofort ins Herz geschlossen, für mich war sie die eigentliche Heldin des Buches. Und Majus ist auch etwas ganz Besonderes. Roboter mit menschlichen Gefühlen und seltsamen Schrullen sind ja nun wirklich keine Besonderheit mehr in der Literatur, aber Majus ist schon SEHR schrullig und SEHR menschlich. Und sogar er erhält eine komplexe Vergangenheit, die sich erst im Laufe der folgenden Bände offenbaren wird.
ERFINDUNGEN, ABENTEUER
Das Buch ist für Jungen wie Mädchen gleichermaßen geeignet, wobei Action, Erfindungen und Abenteuer im ersten Moment eher nach einem Buch für Jungs klingt. Trotzdem, die Erfindungen werden Mädchen sicher ebenso begeistern, und Riana wird bestimmt eine Menge weiblicher Fans unter den Lesern finden.
Die Erfindungen sind oft nebenbei in der Handlung eingebunden. So wünscht sich Linus an einer Stelle, er könnte die Erwachsenen besser verstehen. Dafür gibt es sogar ein Gerät, den Zwi-Zei-Les, den Zwischen-den-Zeilen-Leser. Aber der funktioniert nur an Erwachsenen. Kinder scheinen klar und direkt zu reden, bei ihnen schlägt das Gerät nicht an. Oder ein Geruchsneutralisator, den man auf einer öffentlichen Toilette oder anderen ekligen Orten tragen kann. Ein Computerspiel, das hypnotisiert und das Gedächtnis löscht. Ein Grammophon, das versetzt mit ein wenig Duftöl schöne Erinnerungen hervorruft. Fluggeräte, Zeitmaschinen, Tornadowirbler, eine Erfindung aufregender als die andere.
Und auch mit Abenteuern unterschiedlichster Art wartet der Autor seinen jungen Lesern auf. Das Buch beginnt bereits mit einem Beinaheabsturz mit einer der vielen Flugmaschinen. Immer wieder gerät Linus in spannende Momente. Welcher Jugendliche kann schon von sich sagen, dass seine Hausaufgaben von einem Tornado gefressen wurden? Dass sein Haushaltsroboter ihn mit hässlicher Kleidung in die Schule schickt? Dass der Vater bei einer Zeitreise verschwunden ist?
HANDLUNGSAUFBAU, SPANNUNGSBOGEN
Das einzige, was ich schade fand, war der Spannungsaufbau. Man merkt klar, dass es der erste Band einer Trilogie ist. Es wird sehr viel Zeit für die Charaktere, die Beschreibung von Schule und Flughafen verwendet. Das ist nicht schlimm, denn auch ohne eine konkrete Handlung zu Beginn liest sich das Buch humorvoll und spannend. Im Grunde las ich es auch weniger wegen der Handlung als vielmehr wegen der vielen ungewöhnlichen Ideen. Trotzdem störte es mich ein wenig, dass etwas so Wichtiges wie das Verschwinden des Vaters lediglich in einigen kurzen Momenten angeschnitten wird. Es erstaunte mich, warum Linus und der Rest der Familie so wenig unternahmen, ihn wiederzufinden, so als hätten sie sich damit abgefunden.
Die ersten zwei Drittel dienen lediglich dazu, Linus und Riana bekannt zu machen. Auch der Plot um den möglichen Verlust ihres Hauses auf dem Flughafen ist eher am Rande erwähnt und wird in einem kurzen Kapitel abgehandelt. Dadurch fiel es mir recht leicht, das Buch immer wieder beiseitezulegen. Für mich als Erwachsenen finde ich das schade, denn ich liebe Cliffhanger und mag eine komplexe Handlung, und es gibt auch Kinderbücher, die dem erwachsenen Leser dies bieten können. Andererseits ist LINUS LINDBERGH dadurch perfekt geeignet, dass Eltern vor dem Schlafengehen kurz ein Kapitel vorlesen oder die Kinder selbst 10 Seiten lesen und es dann aber auch konsequent beiseitelegen bis zum nächsten Tag. Von daher sehe ich das nicht als Manko, eher als "schade".
Im letzten Drittel dann allerdings zieht der Autor so richtig an der Spannungsschraube, Riana und Linus geraten in Gefahr und müssen sich einem seltsamen Test unterziehen, Majus wird bedroht und kann ihnen nicht zur Hilfe eilen, alles steuert zu auf einen gewaltigen Showdown. Die beiden Kinder sind auf sich alleine gestellt und können nun endlich zeigen, was wirklich in ihnen steckt. Riana voller Esprit und Flexibilität, Linus logisch und rational. Ab hier kann man das Buch dann nicht mehr aus der Hand legen.
ZEICHNUNGEN
Das Buch selbst hat leider keine Zeichnungen im Verlauf der Handlung, obwohl es sich angeboten hätte. Dafür aber ziert eine witzige Landkarte des Flughafens die Innenseiten des Buches. Die Protagonisten werden auf einer Doppelseite vorgestellt. Ich mag den liebevollen Stil der Bilder, die Charaktere werden sehr gut in ihren Eigenschaften eingefangen. Wie gesagt: diese zwei Seiten mit Bildern gefallen mir so gut, dass ich zu gerne noch mehr davon innerhalb des Textes gesehen hätte, z.B. am Kapitelanfang oder im Text.
FAZIT
Spannend erzählt, ideal zum Vorlesen und Selberlesen ist LINUS LINDBERGH ein wundervolles Kinderbuch, das Jungen und Mädchen gleichermaßen lieben werden. Humorvoll, aufregend und kreativ, genau richtig für aufgeweckte Kids.
SaschaSalamander 22.03.2012, 09.18 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Fünf
Poznanski hat mich bereits mit >EREBOS< und >SAECULUM< begeistert. Diese beiden Titel waren Jugendthriller, mit FÜNF begibt sie sich nun in den Bereich der Erwachsenenliteratur. Und zwar sehr gekonnt. Der Roman hat mich von der ersten Sekunde gefesselt, nachdem ich begonnen hatte, wollte ich nichts anderes mehr als beständig nur weiterzulesen. EREBOS handelt von einem Onlinerollenspiel, SAECULUM beleuchtet die Welt des Liverollenspiels, und FÜNF bedient sich des Themas Geocaching. Ich finde es prima, wie Poznanski immer wieder aktuelle Trends aufgreift und daraus eine spannende Geschichte webt. Ein Buch wie FÜNF war tatsächlich schon lange fällig (mag sein, dass ich eines verpasst habe, das ist natürlich nicht ausgeschlossen. Kennt jemand einen Krimi zu diesem Thema? Ich freue mich über Tipps).
Die Charaktere gefallen mir sehr gut. Normalerweise stört es mich eher, wenn zuviel private Ereignisse der Ermittler in den Roman einfließen. Ich will einen packenden Thriller, kein Sozialdrama. Bei FÜNF allerdings wird das Privatleben Beas zu einem Teil der Schnitzeljagd, denn der Täter scheint ihre Vergangenheit zu kennen, scheint ihr aktuelles Leben zu kennen. Es gibt zu Beginn nur Andeutungen, und ich konnte es nicht erwarten, bis ich endlich erfuhr, was hinter den gelegentlichen Anspielungen auf ein früheres Ereignis steckt und inwiefern dies mit dem Fall zusammenhängen könnte.
Auch gefällt es mir, dass die Charaktere zwar Probleme haben und nicht wirklich Helden darstellen, trotzdem aber keine so heruntergewirtschafteten Antihelden sind, wie sie gerade in der Literatur beliebt sind. Mit Bea und Florin hat Poznanski zwei Ermittler geschaffen, die mir ausnahmsweise wirklich sympathisch waren und von denen ich sehr gerne weitere Fälle lesen möchte.
Der Fall selbst ist clever inszeniert. Ziemlich lange tappt der Leser im Dunkeln, die Motive des Täters sind unklar. Normalerweise habe ich ein recht gutes Gefühl dafür, was hinter den Taten stecken könnte und wer der Täter ist. Hier jedoch ging es mir wie den Ermittlern: es lag alles klar auf der Hand, es schien offensichtlich und war doch nicht erkennbar, es fehlten kleine Elemente zum Rest des Puzzles. Die Auflösung ist nachvollziehbar und logisch, sehr gut durchdacht.
Eine Szene gab es, in der ich nicht ganz mitkam und mich fragte "wie kamen sie bitteschön auf diese Lösung?", aber ansonsten war es eine astreine Ermittlungsarbeit, wie ich sie liebe. Recherche, Nachforschungen, tagelange Information. Zeugenbefragungen, das Ausgraben von vergangenen Ereignissen. Die Verbindung zwischen den einzelnen Elementen erkennen und dann am Ende das Rätsel lösen. Sehr schön, so liebe ich Thriller und Krimis!
Das Thema Geocachen hat sie auch sehr schön umgesetzt. Ich kann mir gut vorstellen, dass nach diesem Buch viele Leser Lust auf dieses Hobby bekommen haben.
Wie erwartet hat FÜNF mich ziemlich begeistert, der Inhalt einige Zeit beschäftigt. Und jetzt sitze ich hier und hoffe so bald als möglich auf den nächsten Roman der Autorin. Ich bin gespannt, welchen Themas sie sich als nächstes annimmt :-)
SaschaSalamander 16.03.2012, 08.57 | (0/0) Kommentare | PL
Das Lufer-Haus
DAS LUFERHAUS ist kein klassisches Hörspiel sondern eine Zusammenstellung von Tondokumenten: >Die Geschichte des Luferhauses< ist überregional bekannt, da es dort spuken sollte. Der damals mit seiner Familie dort lebende Arzt Bergmann, ein Mann der Wissenschaft und von hohem Ansehen, schilderte in einem Tagebuch die Erlebnisse, bis das Tagebuch endet und die Betroffenen verschwinden. Nun, in der Gegenwart, soll das Haus abgerissen werden. Doch zuvor wollen Dr. Albrecht Lindner, Dr. Marianne Weimar, ein Assistent, zwei Tontechniker und ein Kapuzinermönch mittels Vor-Ort-Ermittlungen weitere Erkenntnisse sammeln. Das Team verschwindet spurlos, und später wird von der Polizei das zusammengestellte Tonmaterial ausgewertet und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.
GENRE
Found Footage (gefundene Aufnahmen aus angeblich realistischen Begebenheiten) / Mockumentary / Pseudo-Doku ist besonders im Gruselsektor sehr beliebt. Die bekanntesten Beispiele dürften BLAIR WITCH und PARANORMAL ACTIVITIES sein. Im Hörspielsektor fällt mir spontan kein Titel ein, zumal es wirklich eines guten Teams bedarf, das umzusetzen (von der Reihe "Mitschnitt" des Labels Floff habe ich zwar schon gehört, konnte mir selbst aber noch kein Bild davon machen). Es gilt Spannung nicht mit Hilfe von verschwommenen Bildern, Nachtsichtkamera und angstverzerrten Gesichtern zu erzeugen sondern alles mit Geräuschen und Stimmen zu produzieren, atmosphärische Musik fällt als weiteres Stilmittel weg. Eine ziemliche Herausforderung, der die Lauscherlounge sich stellte und die sie nun meisterlich umgesetzt hat!
REALER BEZUG
Das Hörspiel ist nicht komplett erfunden sondern basiert auf einer realen Begebenheit. Prima finde ich >die Homepage des Hörspiels<, die einen gewissen Realismus vermittelt. Über Wikipedia kommt man auch auf ein angeblich im Eigenverlag produziertes >Buch< zu den Hintergründen des Lufer-Hauses, was ich wirklich eine nette Idee finde, um die Fans ein wenig zu verwirren. Bei meiner Recherche heute stieß ich auf einige zusätzlichen Forenbeiträge. Auch eine nähere Suche nach dem Inhaber der Seite des angeblichen Herrn mit dem Eigenverlag bringt nette Ergebnisse. Ich finde es wirklich prima, welche Arbeit die Macher investiert haben, um auf diese Weise auf sich aufmerksam zu machen. Dass aber immer noch recht viele Leute zu glauben scheinen, dass es real ist, irritiert mich doch. Zeigt aber, wie gekonnt die Louscherlounge ihr Marketing betrieben hat, eine tolle Leistung!
Tatsächlich wurde bezogen auf den Realfall zwar einiges geändert, ist aber immer noch klar als der Fall des >Joller-Hauses< erkennbar. Aus Joller wurde Bergmann, dem Haus wurden für das Hörspiel ein paar Stockwerke hinzugefügt, die Namen der Familienmitglieder wurden natürlich auch geändert, und aus dem Schweizer Örtchen Stans wurde das Geschehen in die Nähe von Küsnacht verlegt. Die Ereignisse jedoch sind weitgehend gleich, natürlich ein wenig "dramaturgisch überarbeitet". Joller führte Tagebuch, und einige der dort auftretenden Phänomene wurden fast 1:1 übernommen.
Auch das >Parapsychologische Institut< in Freiburg existiert. Natürlich handelt es sich nicht um Lindner und Weimar, sondern um den bekannten Psychologen und Physiker >Walter von Lucadou< sowie seine Mitarbeiterin Dr. Frauke Zahradnik.
UMSETZUNG
Eine gruselige "Doku" ist ein Projekt auf schmalem Grat: Die Tonaufnahmen müssen so klar sein, dass der Hörer sie gut versteht und der gescripteten Handlung folgen kann. Dennoch muss es authentisch klingen, muss also hier und da verrauscht sein, es müssen auch unwichtige Elemente zu hören sein (denn bei einer realen Aufzeichnung weiß man ja vorab noch nicht, was wichtig sein wird). Die Sprecher müssen deutlich sprechen für den Hörer, trotzdem müssen sie so "normal" als möglich klingen inklusive kleiner Sprachfehler, Dialekte, Eigenheiten. Spannungserzeugene Musik zur Untermalung kann nicht verwendet werden. Der Hörer muss über das Geschehen informiert sein, aber im Gegensatz zu einem regulären Hörspiel dürfen die Charktere sich nicht wie sonst üblich extra für den Hörer über das Geschehen austauschen und dem Hörer dabei die Handlung erklären.
Meiner Ansicht nach ist es den Machern hervorragend gelungen! Nur ein paar kleine Mängel: Stellenweise empfand ich die Sprecher als etwas zu "sauber". Man hätte gerne etwas mehr Dialekt und sprachliche Eigenheiten einbauen können. Selten, dass sich so viele Menschen treffen, die so gut Hochdeutsch (oder verständliches Schweizerdeutsch) reden ohne einzelne Silben zu verschlucken oder leichte regionale Färbung aufzuweisen, dadurch geht ein wenig Realismus verloren. Auch die vielen Erklärungen des Mönches empfand ich als etwas gestellt. Die Aufnahmen hätten gerne etwas verrauschter oder unklarer sein dürfen, aber gut, schieben wir die gute Qualität auf die guten Mikrofone der Tontechniker, die bereits beim BND im Einsatz waren.
Die Sprecher selbst sind unverbraucht. Dadurch wird vermieden, dass der Hörer bekannte Stimmen im Ohr hat und diese mit anderen Hörspielen assoziiert. DAS LUFER HAUS wird dadurch umso realistischer. Jeder einzelne von ihnen macht seine Sache wirklich prima, wirkt absolut natürlich und vermittelt den Eindruck einer tatsächlich live entstandenen Aufzeichnung. Einzig Detlef Bierstedt ist bekannt, doch er ist der Sprecher, welcher die Dokumente ankündigt und von dem Hintergrund der Forschungen erzählt.
Die Art der Tonaufnahmen gefiel mir sehr. Die Aufnahmen wurden in einem leerstehenden Landhaus produziert. Dadurch konnten die Sprecher sich in ihre Rolle einfinden, und dadurch bekommt der Hörer statt Studiosound eine realistische Klangkulisse geboten, bei der die Leute im Raum verteilt sind und je nach Entfernung zum Mikrofon besser oder schlechter verständlich sind. Sie springen angeblich ab einem gewissen Geräuschpegel an und zeichnen automatisch auf. Die Aufnahmen für das Hörspiel wurden vom angeblichen Original zwar übernommen aber nicht bearbeitet. Das ergibt einige Logikfehler, aber die sind verzeihlich, wirklich 100% real lässt sich ein solches Projekt kaum umsetzen ;)
Es werden gelegentlich kleine Tondokumente eingefügt, die nichts zur Handlung beitragen aber quasi aufzeigen, dass die Mikrofone bei Geräuschentwicklung reagieren, z.B. das Schnarchen. Oder besonders nett fand ich die Idee, dass einer der Beteiligten sich vor dem Schlafengehen noch eine alte Folge der drei Fragezeichen anhört. Die Spannungen einzelner Charaktere untereinander werden sehr gut dargestellt. Insgesamt betrachtet wird alles sehr glaubhaft und hat im Internet schon einige Diskussionen über die Realität des Hörspieles entfacht, die nicht von den Machern initiiert waren.
Es bleiben viele Fragen zum Ende hin offen. Was ich nicht als Schwäche ansehe, sondern als Teil der Umsetzung. Man kann nicht eine perfekt abgeschlossene Geschichte im gefundenen Tonmaterial erwarten, wenn Leute wie auf diese Weise verschwinden. Ohne ungelöste Geheimnisse wäre dieses Hörspiel wohl nur halb so interessant ;-)
ATMOSPHÄRE
Die Atmosphäre entsteht vor allem durch das, was der Hörer sich vorstellt. Man denke an die Szene aus BLAIR WITCH, als jemand etwas Unerkennbares (ein abgetrennter Finger?) in die Kamera hält. Alle gruseln sich, und dabei weiß man eigentlich nicht einmal, was es ist. Und ähnlich ist es im LUFER-HAUS. Wer nichts übrig hat für Gänsehaut, wer alles als Humbug abwinkt und sich auch sonst nicht für das Thema interessiert, der wird das Hörspiel vermutlich auch nicht spannend finden. Ein paar Leute, die in einem Haus sind und sich gruseln, nur weil irgendein Nachbar ein paar Gegenstände verschoben hat, nur weil irgendwelche Nager auf dem Dachboden huschen? Nein, stocksteife Realisten kann das nicht überzeugen. Aber für solche Leute ist das Hörspiel ja auch nicht gedacht ;-)
Wer solche Geschichten mag, die sogar noch auf einer realen Begebenheit beruhen, der wird im Kopf entsprechende Bilder produzieren. Dafür bieten die Aufnahmen allerbestes Futter. Jede Menge Raum für freie Interpretationen und darum herum einige zusätzlichen Informationen, um das Kopfkino so richtig anzukurbeln. Auch die unheimlichen Ereignisse tragen dazu bei, dass Fans das Hörspiel auf jeden Fall nachts alleine im Dunkeln mit Kopfhörern genießen sollten und sich bestimmt recht nett gruseln werden ;-)
FAZIT
Das LUFERHAUS ist wirklich ein Glanzstück des Labels. Mit einfachen Mitteln entstand ein gelungenes Projekt, das durch den realen Bezug zum Joller-Haus und die glaubhafte Umsetzung der Tondokumente einen ganz besonderen Grusel verspricht. Für Geisterfreunde und Hörspielfans ein Titel, den man auf keinen Fall verpassen darf!
SaschaSalamander 15.03.2012, 09.22 | (3/3) Kommentare (RSS) | PL
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