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Lady Bedfort 84 - Die Schlacht von Broughton
Meist höre ich Hörspiele nur einmal. Aber manchmal, wenn es sehr komplex ist, oder wenn ich keinen Zugang finde, höre ich es ein zweites Mal. Dieses Mal konnte ich beim ersten Mal nicht wirklich etwas mit der Geschichte anfangen. Zwar gab es nichts, das ich hätte kritisieren können, aber irgendwie kam alles nicht so bei mir an. Beim zweiten Mal konnte ich mich dann auf einzelne Dinge wie Geräusche, Tonfall und Zusammenhänge konzentrieren, und da konnte ich dann einiges für mich aus der Folge herausholen, war sogar ziemlich angetan davon.
Bei der Nachstellung der Schlacht um Broughton wird der Anführer der Truppe getötet. Scheinbar eine der Musketen, die eigentlich nur für Schauzwecke dienen sollten. Unfall oder Mord? Portmann und die Lady haben die Veranstaltung natürlich auch besucht, und als sie Gomery und Miller am Tatort sehen, beginnen sie auf eigene Faust zu ermitteln.
Sehr schön in dieser Folge fand ich, dass Gomery mal wieder auf Hochtouren genervt wurde. Seine Interaktion mit Miller war köstlich, und der Ärger über die Lady wurde regelrecht greifbar. Auch die typischen Geplänkel zwischen der Lady, Gomery und Miller kamen wie üblich nicht zu kurz. Kein inhaltlicher Spoiler, eher ein Gag am Ende, daher wage ich es zu erwähnen: witzig finde ich, dass es als Unfall galt und die Inspektoren lediglich ermitteln, weil sie das Interesse der Lady als deren untrügliches Gefühl für ihre Kriminalfälle deuten. Die Lady dagegen ermittelt nur, weil die beiden am Tatort auftauchten und sie somit von einem Verbrechen ausging.
Was mir das Hören beim ersten Mal etwas anstrengend machte (da ich der typische "Nebenbei-Hörer" bin), waren die vielen Personen und das Wirrwar. Der verstorbene Vater, sein Gegenspieler im Verein und dessen Frau, die beiden Kinder sowie ein ehemaliger Restaurantbesitzer, ein Anwalt. Die meisten haben eines oder mehrere Motive, niemand spielt anfangs mit offenen Karten. Der Tote schien zu Lebzeiten nicht sonderlich sympathisch gewesen zu sein, alle lagen im Streit wegen des Vereins, der verstorbenen Mutter, wegen Erbschaftsangelegenheiten, Affairen, Rufmord und bösen Anschuldigungen. Da ist es kein Wunder, wenn man beim ersten Hören den Überblick verliert. Ich finde, zwei der Charaktere waren unnötig, man hätte sie herausnehmen und auch die Handlung insgesamt etwas "aufdröseln" können, so wirkt es unnötig verkompliziert und in die Länge gezogen.
Zum Sound der Folge: Der Donner, die Geräusche der Menschen im Hintergrund, die restliche Soundkulisse empfand ich diesmal als sehr realistisch. Ich höre meine Hörspiele gerne auf dem Weg zur Arbeit, und dieses Mal habe ich mehrfach kurz pausiert, weil ich mich vergewissern wollte, ob der Sound nun von außen oder aus dem Hörspiel kam. Ja, inzwischen ist man das vom Hörplanet gewohnt, aber ab und zu möchte ich es einfach mal erwähnen, gerade weil es mir dieses Mal besonders positiv auffiel.
Das Musikintro klingt ziemlich militärisch und stimmt perfekt auf die folgende Szene des Re-Enactments ein. Es ist immer wieder klasse, wie es Dennis gelingt, die Musik in Stil und Thema immer wieder so geschickt zu variieren, dass man es zwar jederzeit wiedererkennt, es aber trotzdem immer wieder etwas eigenes ist. Später, als die Lady spazierengeht, klingt die Musik gemütlich, wie bei einem Spaziergang am Sonntag Nachmittag. Und, mein Favorit: Gomery sagt in markantem, verheißungsvollen Tonfall "Lady Bedfort", gefolgt von schneidender Musik im Psycho-Stil. Das dürfte von mir aus gerne ein Running Gang werden. Und >hier< kann man übrigens in den diesmal sehr gelungenen Soundtrack hören.
Neben den üblichen Sprechern sind diesmal Freimut Götsch, Tanya Kahana, Rainer Fritzsche, Reinhard Kuhnert, Arianne Borbach, Thomas Petruo und Frank-Otto Schenk von der Partie. Sorry an meine Leser, aber es fällt mir einfach schwer, immer wieder aufzuzählen, wo außer bei Bedfort sie sonst noch aktiv sind und wie toll sie alle agieren. Der Hörplanet hat inzwischen ein Repertoir an Profis und ein gutes Händchen für die Aufstellung der Rollen, dass es jedes Mal ein Genuss und ein ganz eigenes Thema ist.
Insgesamt kann ich sagen, dass die Lady in dieser Folge wieder einmal glänzt, auch wenn es ein paar kleine Schwächen gibt. Es mag nur eine simple Krimi-Reihe sein, die stets nach dem gleichen Muster arbeitet. Aber es wird genügend Variation eingebracht, Humor gestreut und Spannung erzeugt, dass jede Geschichte für sich zu überzeugen weiß. Lady Bedfort macht süchtig, und DIE SCHLACHT UM BROUGHTON war mal wieder ein recht guter Stoff ;-)
SaschaSalamander 30.09.2015, 08.47
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