SaschaSalamander

Ausgewählter Beitrag

Gespenster-Krimi 12 - Der gehörnte Abt

Klappentext: Die Diagnose Krebs im Endstadium lässt den jungen Daniel verzweifeln. Gemeinsam mit seinen besten Freunden Aarón und Lucia möchte er einen letzten gemeinsamen Trip in das dichte spanische Waldgebiet Selva de Oza unternehmen. In der Tiefe der Wildnis wartet das unaussprechliche Böse auf sie. Bereit, aufzuerstehen, um die Welt in unermessliches Chaos zu stürzen.




Folge 12 des GESPENSTER-KRIMI ist für mich persönlich ein kleines Highlight. DER GEHÖRNTE ABT sticht in vielerlei Hinsicht hervor und hat mir außerordentlich gut gefallen. Eine der Folgen, die zu toppen nur schwer möglich ist und die dafür sorgt, dass die Reihe zu meinen liebsten Gruselserien gehört. 

Was mir dieses Mal besonders gefällt, das ist der Aufbau der Handlung. In 78 Minuten Spielfilmlänge lässt der Autor Dennis Hendricks sich die Geschichte langsam entwickeln. Es beginnt mit einer knappen Einführung, die bereits das Grauen erahnen lässt, ohne jedoch zuviel zu verraten. Dann werden die Charaktere nacheinander eingeführt. Hierfür lässt Hendricks sich sehr viel Zeit. Daniels Erkrankung, sein Gespräch mit dem Arzt, Aaron und Lucia mit ihrem gewalttätigen Vater. Diese Szenen sind bedrückend und sehr eindringlich, der Hörer kann eine Bindung zu den Protagonisten aufbauen (was bei einem kurzen Hörspiel-Einteiler sonst oft nicht möglich ist). Dazwischen wechselt häufig die Szenerie. Es gibt verschiedene Einblendungen, deren Zusammenhang zu Beginn noch nicht erkennbar ist. Dies sorgt für Abwechslung und macht neugierig auf die weitere Entwicklung. 

Die Reise der drei Freunde beginnt wie ein Road-Trip, sie treffen unterwegs verschiedene Personen. Bald deuten sich seltsame Dinge an, die jedoch noch nicht unbedingt auf etwas Übernatürliches oder Gruseliges schließen lassen, es könnte ja alles Zufall sein. Doch bald häufen sich die Ereignisse, die Spannung steigt, immer öfter wechselt die Szene, bis der Hörer die Zusammenhänge begreift. Am Ende folgt ein gewaltiger Showdown, der in sich abgeschlossen ist und doch Potential für einen zweiten Teil hätte. 

Insgesamt ist die Erzählweise sehr dicht, Hendricks legt mehr Wert auf Inhalt und Story als auf Effekte. Ich mag es, wenn Grusel nicht mit dem Holzhammer präsentiert wird sondern sich "von hinten anschleicht", wenn die Ahnung auf das Kommende bereits Gänsehaut verursacht, noch bevor es überhaupt passiert.

Eigentlich funktionieren die Hörspiele von Contendo / Audionarchie gut ohne Erzähler. Der Sound ist so gut, dass er den Erzähler eigentlich überflüssig macht. Wenn man ein ZIIIIING hört, dann weiß man nicht nur, dass da Metall ist, sondern man hört sofort, ob es ein langes Schwert oder ein kleiner Dolch ist. Wenn es in der dunklen Höhle platscht, dann erkennt man am realistischen Sound, ob die Person torkelt, tapst, kriecht, robbt oder läuft. Die Geräusche sind so intensiv und realistisch, dass sofort Bilder entstehen, welche die Handlung tragen. 

Daher fand ich es umso erstaunlicher, dass dieses Mal Alexandra Lange als Erzählerin mitwirkte. Hörspiel-Fans kennen sie aus den neuen Folgen JOHN SINCLAIR. Nun, man mag ihre Art, oder man mag sie nicht, sie ist jedenfalls sehr markant. Ruhig, sehr gelassen, nüchtern, fast schon kalt und schneidend, mit wenig Emotion aber sehr viel Ausdruck. Als ich sie damals das erste Mal als Erzählerin hörte, fand ich das extrem unangenehm. Nachdem ich mich daran gewöhnt habe, weiß ich ihre Art zu schätzen, da sie sich sehr zurücknimmt und ganz auf die Handlung konzentriert, das Grauen pointiert in den Vordergrund rückt. Ich finde, dass DER GEHÖRNTE ABT auch ohne sie funktioniert hätte, da die Handlung für sich spricht. Dennoch hebt Lange einzelne Punkte gekonnt hervor. Außerdem trägt sie dazu bei, dass dieses Mal nicht Splatter-Effekte und Action im Vordergrund stehen sondern das Gewicht vor allem Handlung und Atmosphäre liegt. Und genau das ist es, was mir in dieser Folge gefiel. 

Die Sprecher machen ihre Sache wieder großartig. In einer kleinen Rolle zu Beginn Jürgen Thormann. Egal, wie klein die Rolle und wie kurz die Sätze - er ist eindringlich und vermag den Hörer zu fesseln, was er sagt hat Gewicht. Die Rolle des Aaron wird gesprochen von Sven Plate, der den Hörer mit seiner weichen sympathischen Stimme sofort für sich einnimmt. Luisa Wietzorek als Lucia, Lutz Riedel als Abt Guarin, außerdem noch Niels Rieke, Christian Zeiger und einige weitere. Und, ganz besonders erwähnenswert: Luise Lunow, die mit Genuss die Rolle der bösen Nonne Sofia verkörpert. Sie hat einen tragenden Part, und ihre markante Stimme zerrt an den Nerven der Hörer, zu Beginn noch abgetan als "komische Alte", gegen Ende hin immer verrückter, bis sich das volle Ausmaß ihres Wahnsinns entfaltet. 

Wie gesagt: eine der Folgen, die GESPENSTER-KRIMI zu etwas Besonderem machen. Mehr Kino geht nicht ;-)

SaschaSalamander 19.07.2017, 08.41

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