Tag-Cloud
Dystopie Historisch Manga Deutsch Kochen Comic Action Sci-Fi Mindfuck Queer Komödie Männer Öko Vampire Jugend Games Krimi Religion Humor Mindf*ck Serie Dark Verschwörung BDSM Tip FoundFootage Biographie Drama Thriller Kurzgeschichten Film Fachbuch Schräg Erotik Tiere Erfahrungen BewusstSein Märchen Romantik Philosophie Animation Abenteuer Fantasy Fremde Kultur Reihe Frauen Nürnberg Kinder Horror Vegan
- 1. und letzter Satz
- Aktuelles
- Auf der Suche
- Autoren
- Awards
- Bento-Gäste
- Bento Galerie
- Bento Rezepte
- Bento Sonstiges
- Interview
- Bibliothek
- Blog
- Buchhandlung
- Doppelrezension
- Eure Beiträge
- Events
- Fragebogen
- Kahdors Vlog
- Kapitel
- MachMit
- Manga
- Mangatainment
- Notizen
- Oculus Quest
- Passwort
- Podcast
- Pulp
- Rätsel
- Rezensionen Buch
- Rezension Comic
- Rezensionen Film
- Rezensionen Hörbuch
- Rezensionen Hörspiel
- Rund um Bücher
- Rund um Filme
- Rezension Spiele
- Statistik
- TV Tipp
- Umfrage
- Vorgemerkt
- Web
- V-Gedanken
- V-Nürnberg
- V-Produkt
- V-Rezept
- V-Unterwegs
- Widmung
- Zerlegt
- Zitate
Ausgewählter Beitrag
Forbidden
Lochan und Maya sind Geschwister. Ihre Mutter ist alkoholkrank und sieht in ihren fünf Kindern nur Hindernisse zwischen sich und ihrem Freund. Also müssen die beiden Ältesten sich um die drei jüngeren Kinder Kit, Tiffin und Willa kümmern. Die Angst vor dem Jugendamt ist allgegenwärtig, und Lochans Panikattacken sorgen in der Schule für große Probleme. Halt findet der junge Mann bei seiner Schwester, und auch sie sieht in ihm mehr als nur den "großen Bruder". Sie wissen, dass es falsch ist, doch sie wollen und können ihre Gefühle füreinander nicht leugnen.
Ich habe das Buch gerne und schnell gelesen. Es ist recht flüssig, der Schreibstil einfach und eingängig. Die wechselnde Perspektive aus der Ich-Erzähler-Sicht von Lochan und Maya führen dazu, dass man sich in beide Charaktere sehr gut hineinversetzen kann.
Ich mag Bücher, die an Tabus kratzen, damit ich nicht in meinen alltäglich gelebten Mustern einroste und weiterhin aktiv nachdenke, hinterfrage. Über FORIBDDEN habe ich sehr viel Positives gehört, auch die Rezensionen waren durchweg recht gut, deswegen habe ich mich sehr darauf gefreut, den Titel zu lesen.
Eine ausführliche Rezension fällt mir schwer, denn ich fand das Buch sehr gut in mancherlei Hinsicht, aber mangelhaft in anderen Punkten. Ich mochte die Charaktere, mochte den einfachen, gängigen Schreibstil. Auch die Darstellung der familiären Situation war durchweg realistisch und sehr gelungen. Dass das Buch in Sachen Werbung häufig mit >DER MÄRCHENERZÄHLER< in einem Atemzug genannt wird, ist durchaus verständlich, und in diesem Punkt finde ich FORBIDDEN sprachlich zwar weniger kunstfertig, inhaltlich aber ähnlich erschütternd. Einige Male musste ich hart schlucken, denn auf Arbeit erlebe ich diese Situationen häufig und muss jedes Mal bewusst ausblenden, was diese Kinder wohl mitmachen, wenn sie, noch nicht einmal erwachsen, den Haushalt führen und die Rolle der Eltern übernehmen müssen.
Der Part des Buches rund um die Familie war für mich wesentlich intensiver und bewegender als der Teil um die Liebe zwischen den Geschwistern. Ich hätte gewünscht, die Autorin hätte zwei Bücher geschrieben, eines um die kaputte Familie und die Situation der Geschwister, ein anderes über ein liebendes Geschwisterpaar. Beides zusammen wirkte auf mich künstlich. Und mit dem künstlichen Überbau folgen leider auch stereotype Charaktere (etwa die Mutter oder der pubertierende Bruder) und klischeebeladene Situationen (Highschool, Mayas beste Freundin, die besorgten Lehrer etc).
Ich kann mein Empfinden schwer in Worte fassen, aber ich versuche es: Tabuisierte oder gesellschaftlich schwierige Themen werden gerne "verpackt", es gibt eine "Zusatzgeschichte", die oft aus einer schlimmen Kindheit besteht oder an ein traumatisches Erleben geknüpft ist. Das habe ich bei BDSM schon mehrfach erlebt, auch bei Transidentität, Homosexualität oder ähnlichen. Auch psychische Krankheiten werden gerne mit einem schlimmen Ereignis verknüpft. Für mich fühlt es sich dann immer so an, als würde das "Anderssein" einer Person damit gerechtfertigt oder gar entschuldigt. Was wiederum impliziert, als müsse es entschuldigt werden, wen ein Mensch liebt oder auf welche Weise er dies tut. Oder als müsse eine Krankheit zwangsläufig einen Auslöser haben oder eine Vorliebe auf etwas zurückzuführen sein. NEIN!
Und hier - wird eine Geschichte erzählt von zwei Jugendlichen, die in schwierigen Verhältnissen leben, im Grunde als Eltern und Ehepaar agieren müssen statt als Geschwister, und von denen einer psychisch sehr große Probleme hat. Auf diese Weise wird ihr Verhalten also zum Teil "entschuldigt", der Leser fühlt mit ihnen, versteht sie. Ich weiß nicht, wie Betroffene (verzeihung, das Wort "Betroffene" klingt negativ, soll von mir jedoch keine Wertung sein, ich kann es gerade nicht besser formulieren) dieses Buch lesen, aber ich kann mir vorstellen, dass sie verärgert sind. Vielleicht erfreut, dass das Thema einmal nicht negativ behandelt wird, aber verärgert, dass ihnen schon wieder psychische Probleme untergeschoben werden. Ich hätte es besser gefunden, diese beiden Themen zu trennen.
Um sich einfach unterhalten zu lassen - halte ich die Geschichte für sehr gut geeignet und gut erzählt. Aber ich hatte mir etwas mehr versprochen, etwas das mich nicht nur unterhält sondern mir einen gewissen Einblick in die Köpfe Betroffener vermittelt, das mich zum Nachdenken anregt. Durch die Darstellung jedoch wirkt die gesamte Situation auf mich sehr gestellt, gewollt und künstlich, sowohl im Handlungsaufbau (sehr langes Hinführen bis zum ersten Moment, dann die Verwicklungen mustergültig geschildert, dann zack ein Drama mit tragischem Showdown, ein hoffnungsvoller Epilog. Direkt aus dem Lehrbuch) wie auch der gesamten Darstellung. Ein Buch, das scheinbar einfach auf den Zug der romantischen Jugendromane aufspringen und mit einem besonderen Thema aufwarten wollte, dem Touch des Verbotenen.
Ich möchte das Buch dadurch weder abwerten noch anderen Lesern davon abraten, im Gegenteil. Es ist ein sehr guter Titel, der es auf jeden Fall wert ist, gelesen zu werden. Mein Problem war einfach, dass ich mir mehr davon versprochen hatte als nur Unterhaltung und dem Tabu als Würze für die Romantik.
Vielleicht bin ich einfach zu sehr in der Materie drin, als dass ich Bücher dieser Art unbefangen lesen könnte, ... und allen Lesern, die sagen, das Verhalten der Mutter sei unrealistisch und überzogen (was ich vielen Rezensionen entnommen habe): nein, ist es nicht. Solche Mütter, solche Familien gibt es. Mehr als man inmitten seiner eigenen heilen Welt ahnt :(
Alles in allem: ich habe das Buch gerne gelesen, es hat mich kurzfristig bewegt und unterhalten. Ich finde solche Bücher wichtig, damit Menschen sich hinterfragen und anfangen, sich in Betroffene hineinzuversetzen anstatt von außen zu urteilen. Aber es war mir zu künstlich, als dass es tiefergehend in mir wirken könnte. Ich hatte den Eindruck, es ging partout um eine verbotene Liebe, um es einfach interessanter zu gestalten, der Thematik selbst fehlte es für meinen Geschmack an Tiefe. Daher: Gelesen, sehr gut unterhalten, bald vergessen, nächstes Buch.
(Anmerkung: dies ist eine meiner Rezensionen aus dem alten Fundus. Geschrieben Anfang 2013 und bis heute unveröffentlicht auf meiner Festplatte. Dies nur zur Info, weil Zeiten, Meinungen, Rezensionsqualität usw sich im Laufe der Zeit ändern können)
SaschaSalamander 20.12.2019, 11.06
Kommentare hinzufügen
Die Kommentare werden redaktionell verwaltet und erscheinen erst nach Freischalten durch den Bloginhaber.
Die Kommentare werden redaktionell verwaltet und erscheinen erst nach Freischalten durch den Bloginhaber.
Kein Kommentar zu diesem Beitrag vorhanden
Einträge ges.: 3902
ø pro Tag: 0,5
Kommentare: 2811
ø pro Eintrag: 0,7
Online seit dem: 21.04.2005
in Tagen: 7167
ø pro Tag: 0,5
Kommentare: 2811
ø pro Eintrag: 0,7
Online seit dem: 21.04.2005
in Tagen: 7167