SaschaSalamander

Ausgewählter Beitrag

Erster und letzter Satz Das Ting

Erster Satz: 
Sein Spiegelbild in der gläsernen Drehtür wird mit jedem Schritt größer.

Letzter Satz:
Als würde etwas aus dem Dunkeln ins Scheinwerferlicht treten.

aus: Artur Dziuk: Das Ting; dtv 2019

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Wow, ich liebe es. Alles beide. Gleich zum Neu-Einstieg in die Ersten und Letzten Sätze habe ich so ein Schätzchen erwischt. Das löst unglaublich viele Assoziationen in mir aus, hoffentlich vermag das Buch die angekündigten Versprechen auch einzuhalten!

Der erste Satz ist sehr verheißungsvoll: der Charakter sieht sich im Spiegel, er betrachtet sich selbst, ich hoffe also auf einen reflektierten, durchdachten Charakter mit Tiefgang. Dass der Charakter größer wird, gefällt mir ebenfalls, denn er wächst. An der Aufgabe? Über sich hinaus? Und die Drehtür bedeutet entweder einen Wendepunkt (falls der Ausgang in mehrere Richtungen führt) oder das Durchschreiten einer Tür nach vorne in eine neue Zukunft. Was mag hinter dieser Tür sein, und wie wird es den Charakter, der sich zuvor reflektierte und der gewachsen ist, verändern? Ist es eine automatische Drehtür, die ihn mitreißt und einfach "durchschleust", ein Sog, von dem er ab dem Zeitpunkt des Betretens ausgeliefert ist ohne selbst zu bestimmen, oder muss er die schwere Tür anstoßen und die Veränderung und Wende selbst herbeiführen? 

Es geht auch genauso spannend weiter: "Der neue Anzug scheint glänzend und glatt, doch Linus ahnt, dass die Fahrt Falten hineingedrückt hat." Der Charakter hat also bereits etwas erlebt, und das hat Spuren hinterlassen, die Außenstehenden noch unsichtbar sind, ihn selbst aber bereits gezeichnet haben. Das Buch verspricht also einen Charakter, der bereits gelebt hat und nun an einem Wendepunkt im Leben steht, er wird sich weiterentwickeln. 

Das fasziniert mich, ich will unbedingt weiterlesen. Es geht weiter, er hat einen wichtigen Termin und darf nicht versagen. Was ist das für ein Termin? Allein der erste Absatz enthält so viel Inhalt, dass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Der Autor hat für den Einstieg alles richtig gemacht!

Der letzte Satz ist genauso spannend. Etwas hat sich verändert, es war unsichtbar und wird nun offenbar. Das klingt auch nach einem zweiten Teil. Oder es bleibt offen, was das Neue nun mit sich bringen mag, ob es positiv oder negativ ist. Vielleicht wurde etwas Negatives beendet, und der Charakter sieht nun hoffnungsvoll einer Änderung entgegen. Es könnte auch eine negative Veränderung sein, "ins Licht treten" ist ja auch Tod, Ende. Wer weiß?

Auf jeden Fall hat sich zwischen der Selbstreflektion, dem Wendepunkt und dem Offenbarwerden / Neuanfang etwas ereignet. Und ich kann es nicht erwarten zu erfahren, was dies sein wird. 

SaschaSalamander 26.05.2021, 17.56

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