SaschaSalamander

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Elbenthal-Saga 01 - Die Hüterin Midgards

pala_midgard_1_1.jpgINHALT

Svenya lebt auf der Straße, als sie plötzlich gejagt wird. Von Wölfen! Und dann wird sie entführt, man offenbart ihr, dass sie die Hüterin Midgards sei. Dazu gehört natürlich Unterricht in Strategie, Geschichte, Kriegskunst und vielen wichtigen Themen mehr. Bald ist es soweit, und Svenya soll ihre Prüfung ablegen, doch ist sie überhaupt bereit für diese Aufgabe? Welche verborgenen Kräfte schlummern wohl in ihr? Wer sind die Gegner, vor denen sie Midgard beschützen muss? Und warum darf sie nicht nach ihrer Herkunft oder ihren Vorgängern fragen?


AUFBAU

Die Geschichte beginnt mitten in einer actionreichen Szene und ist eine sehr gute Einstimmung auf den Rest des Buches. Von der ersten zur letzten Seite kommt man kaum dazu, Luft zu holen. Rasant wirbelt der Autor über die Seiten: nach der spannenden Einleitung, in welcher der Leser mit einem Lichtelb, einem Titanschwert, einem Interkom, verschiedenen Schusswaffen konfrontiert wird, schwingt der Focus auf Svenya, die wieder einmal auf der Flucht ist, ein sicheres Plätzchen sucht und ihr Leben auf der Straße für sich alleine meistern muss. Nach der Entführung im oberirdischen Dresden wird sie ins unterirdische Elbenthal gebracht, wo man ihr ihre neue Aufgabe als Hüterin erläutert. Zwischendurch gibt es einen Blick nach Aarhain, wo der gegnerische Laurin seine Ränke schmiedet.

Aber natürlich hat alles einen Haken, und dem unermesslichen Reichtum der Elben steht der goldene Käfig gegenüber, dem die neue Hüterin entfliehen will, und wieder wechselt der Schauplatz, wieder wird der Leser zu Lande, zu Wasser und in der Luft von einer Gefahr zur nächsten katapultiert. Trotz der Action bleibt das Buch übersichtlich, wirkt in keinem Moment überladen. Es ist gut gegliedert, die Kapitel sind sehr übersichtlich gestaltet. Durch das hübsche Drachenemblem und eine freie Seite wird der Leser eingeladen, einen Moment innezuhalten, aufzuatmen, und erst nach einem kurzen Moment der Ruhe weiterzulesen. Die Kapitel haben eine sehr angenehme Länge, sodass man zwischendurch gut unterbrechen kann, allerdings strotzt das Buch nur so vor Cliffhangern, sodass man eigentlich gar keine andere Wahl hat, als es am Stück zu lesen ;-)


MEHRTEILER

Das Buch ist der Auftakt einer mehrteiligen Saga. Dennoch ist die Geschichte in sich geschlossen und könnte bis auf einige offene Fragen sehr gut als Einzelwerk für sich stehen. Man muss also nicht frustriert auf die Fortsetzung warten, sondern kann getrost jetzt schon zugreifen und sich nach dem Schließen der Buchdeckel zufrieden zurücklehnen, ohne sich um das Ende betrogen zu fühlen.

Aber es wurden sehr viele Themen angeschnitten, die auf eine Fortsetzung drängen: eine Liebesgeschichte bahnt sich an, der Held ist vorerst geschlagen aber noch nicht endgültig vernichtet. Es gibt Andeutungen über die besondere Rolle der Hüterin, und auch eine offene Prophezeiung gibt Anlass zu interessanten Spekulationen. Und natürlich die große Frage nach dem Geheimnis um die Herkunft birgt noch sehr viel Potential für die folgenden Bände.


CHARAKTERE

Die ELBENTHAL-SAGA enthält sehr viele Charaktere, eine Auflistung der Personen wäre hilfreich gewesen. Nun, ich habe mir eben selbst eine erstellt während des Schreibens, habe auch einige Male darauf zurückgreifen müssen. Kann aber auch daran liegen, dass ich mit Namen eher ein Problem habe. Erst recht, wenn wie in diesem Buch die Namen bereits vorab mit einem Hintergrund besetzt sind: Hagen von Tronje, Alberich, Fafnir, Laurin und einige andere, sie bekommen neue Rollen zugewiesen, sind zwar den entsprechenden Figuren der Edda, Nibelungen oder Elbengeschichten entlehnt, werden jedoch in einen neuen (bzw alten, ursprünglichen) Kontext gestellt. Ich denke, Leser ohne entsprechenden Hintergrund haben sogar einen Vorteil, da sie das Buch unbedarft lesen und nicht eine zusätzliche Geschichte im Hinterkopf haben. Wer die entsprechenden Mythologien kennt, freut sich hier über eine Erzählung, die zurück zu den Anfängen geht und sich dadurch angenehm von den modernen, verwaschenen Fantasy-Erzählungen abhebt.

Ich habe die Charaktere allesamt sehr schnell lieb gewonnen. Ich hätte anders gehandelt. Und ich fand es nicht immer gut, was Svenya, Yrr, Hagen und Alberich getan haben. Aber es ist nachvollziehbar und verständlich. Ihre Persönlichkeit wurde hervorragend ausgearbeitet, sodass ich beim Lesen immer ein klares Bild der Person im Kopf hatte und auch die Handlungen vorhersagen konnte, da sie aufgrund ihrer Persönlichkeit, ihrer Eigenheiten oft gar nicht anders handeln konnten.

Neben Menschen und Elben gibt es auch unzählige Wesen wie Gargoyles, einen Leviathan, pferdegroße Fledermäuse und andere Kreaturen. Ja sogar zwei magische Schwerter, die über eine eigene Persönlichkeit verfügen und denen eine tragende Rolle zuteil wird. Diese Idee fand ich sehr faszinierend, sie ist nicht neu aber noch recht unverbraucht. 

Was mir ebenfalls gefiel: Elben gelten oft als hehres, edles Volk. Dabei übersehen manche, dass Elben ursprünglich arrogante Wesen sind, die sich ihrer Überlegenheit deutlich bewusst sind und dies andere spüren lassen. Eigentlich ist mir Schadenfreude fremd, doch hier habe ich mich diebisch gefreut, als Svenya die Elben mit ihren eigenen Waffen - spitzfindigen Worten - schlug und demütigte.

Die Protagonistin ist ein Charakter, mit dem wohl gerade viele Jugendliche und junge Erwachsene sich sehr gut identifizieren werden. Sie hat viel erleiden müssen, hat viele Schicksalsschläge erlebt, sie ist stark, mutig, strotzt vor Energie, doch ihre schlechten Erfahrungen ließen sie hart und kalt werden. Aber sie entwickelt sich im Laufe des Buches immer ein Stückchen weiter, bis am Ende kein unerfahrenes Mädchen mehr spricht, sondern eine junge Frau, die mit Würde und Stolz ihre Entscheidungen fällt und sich ihrer Verantwortung als Machtinhaberin bewusst ist. Diese Wandlung ist dem Autor sehr überzeugend gelungen.


SPRACHE

Die Sprache ist dem Buch in allen Punkten angemessen. Ivo Pala zeigt hier, wie er geschickt mit Worten jongliert: ein etwa 2000 Jahre alter Elb wird in anderen Worten geschildert als das 17jährige Mädchen von der Straße. Ein blutrünstiges Schwert, eine strahlende Elbenkriegerin, ein mächtiger Drache, ihnen allen legt er einen eigenen Wortschatz in den Mund, es ist stets klar zu erkennen, wer gerade spricht. Mal sind die Worte wohlfeil, gehoben und altertümlich, ein andermal lauernd und gefährlich, natürlich auch rotzig, frech und unerfahren. Und doch ist alles aus einem Guss, fügt sich nahtlos in einander, stehen ein gehobener Satz und eine dreiste Antwort auf zwei Zeilen gegenüber, ohne dass es abgehackt und künstlich klingt. Das Buch liest sich auch aufgrund der Formulierungen, des Satzbaus und der Wortwahl sehr flüssig, an manchen Stellen fliegt der Leser geradezu über die Seiten.


GESTALTUNG DES BUCHES

Normalerweise ist die Gestaltung eines Buches etwas, das ich nicht in eine Rezension einfließen lasse, da es für die Qualität des Buches irrelevant ist. Aber für den ersten Band der ELBENTHAL-SAGA möchte ich doch einige Worte darüber verlieren: Das Cover fällt mit seiner metallisch glänzenden Optik sofort ins Auge, das strahlende Blau passt hervorragend zur Atmosphäre des Buches, die Burg im Hintergrund vermittelt einen sehr schönen Eindruck der imposanten Festung. Die Heldin ist - was leider heutzutage bei Buchcovern selten geworden ist - bis auf eine Kleinigkeit exakt den Beschreibungen des Buches angepasst: Haare, Rüstung, Schwert, ja sogar Farben, alles stimmt mit dem Buch überein und ist wunderschön gelungen.

Wenn man das Buch aufschlägt, blickt man auf eine Landkarte, welche das Elbenreich von Leipzig über Meißen, Dresden, Freiberg, Chemnitz bis ins Fichtelgebirge und nach Tschechien hin aufzeigt, dazu ein wunderschönes Drachenemblem und hübsche Zeichnungen einzelner Festungen. Auch die Gliederung der einzelnen Kapitel ist sehr schön gestaltet mit besagtem Drachenemblem.


FAZIT

Bereits im ersten Satz wird der Leser in den Bann des Buches gesogen und kann sich bis zur letzten Seite nicht mehr entziehen. Ivo Pala hebt sich mit der ELBENTHAL - SAGA deutlich von anderen Büchern des Genres ab und bietet ein ganz besonderes Leseerlebnis, das man auf keinen Fall verpassen sollte!

SaschaSalamander 08.02.2012, 09.37

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