SaschaSalamander

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Du entkommst mir nicht

Warum nicht mal versuchen, auch ein paar weibliche Autoren zu lesen, nachdem ich mit Sandra Brown und Val McDermid gute Erfahrungen gemacht hatte. Erstmal ein Hörbuch, das ist schneller durchgearbeitet, wenn es mir gefällt, kann ich später immer noch mehr von der Autorin lesen. Und so schnappte ich mir "Du entkommst mir nicht" von Mary Higgins Clark.

Emily Graham ist Rechtsanwältin. Nachdem sie lange Zeit bedroht und beobachtet wurde und der Täter nun gefasst ist, zieht sie um in das kleine Städtchen Spring Lake. Dort ist nicht alles so idyllisch, wie es auf den ersten Blick scheint. Bei den Arbeiten für einen neuen Swimmingpool wird eine Leiche auf ihrem Grundstück gefunden. In der Hand den Finger einer weiteren Leiche. Und bald darauf bekommt Emily kleine Botschaften und Hinweise, dass sie erneut beobachtet wird. Bald werden weitere Morde an jungen Frauen aufgedeckt. Eine der Toten ist Emilys Ahnin Madelein Shapley, und so macht sich die Anwältin selbst auf die Suche nach dem Täter. Die zwei jüngsten Mordfälle scheinen in der Ausübung ihrer Tat identisch mit einer Mordserie von vor über 100 Jahren. Wie ist das möglich? Eine Leiche fehlt, um das Puzzle von damals zu vollenden. Kann der nächste Mord rechtzeitig verhindert werden?

Hm. Naja. Ganz okay soweit. Ich habe den Roman gerne zu Ende gehört, aber als Buch weiß ich nicht, ob ich weitergelesen hätte. Viele Personen müssen kein Manko sein, wenn der Autor / die Autorin es versteht, sie entsprechend einzuführen und zu beschreiben. Hier wirkte es auf mich zu chaotisch, zumal einige der Namen sich klanglich sehr stark ähnelten. Da Emily auch ein altes Tagebuch für ihre Recherchen verwendet, werden zusätzliche Charaktere aus der Vergangenheit beschrieben. Ich muss zugeben, dass ich stellenweise eher Schwierigkeiten hatte, mir die einzelnen Personen vorzustellen (wenn ich mir einen Charakter gut vorstellen kann, präge ich mir seinen Namen ein. Von diesen Figuren konnte ich mir einfach kein Bild machen).

Die Spuren führen die Ermittlungen in viele verschiedene Richtungen, auch Sackgassen. Dadurch wird die Geschichte um weitere Erzählstränge und Personen erweitert. Die Indizien für die anfangs Verdächtigen sind so offensichtlich, dass dem Leser klar ist, dass dies keinesfalls der Mörder sein kann. Zumal mir die Geschichte stellenweise einfach zu konstruiert erscheint (z.B. partieller Gedächtnisverlust einer Figur), um meiner Ansicht nach glaubwürdig zu erscheinen.

Womit ich persönlich ein Problem habe: zuviel Mode, Ambiente und Design. Zu oft wird mir beschrieben, welche Kleidung jemand trägt, wie Emily sich zurechtmacht, wie es an verschiedenen Lokalitäten aussieht. Die Worte "geschmackvoll", "elegant" und ähnliche treten mir zu häufig auf. Ich möchte einem Täter auf die Spur kommen, mir nicht die Zeitschrift "Glamour" durchblättern. Dies ist einer der Gründe, warum ich eher ungern auf weibliche Autoren zurückgreife. Ich weiß, dass ich da als Frau nicht gerade repräsentativ bin, aber mich langweilen solche Beschreibungen.

Trotzdem möchte ich dem Buch eines zugutehalten: es ist recht flüssig zu lesen / hören und hält die Spannung weitgehend aufrecht. Die Geschichte selbst ist recht interessant gehalten mit dem 100 Jahre später wiederkehrenden Serienmörder. Ich habe den Roman neugierig zu Ende gehört und nicht ein einziges Mal überlegt, abzubrechen, dafür war es dann doch zu gut.

Wie ich vielen anderen Rezensionen in verschiedenen Foren und Buchhandlungen entnehmen kann, sind die meisten Leser eher begeistert von diesem Roman, es ist also wirklich vor allem meine Abneigung gegen weibliche Literatur und ihre Merkmale, sodass normale Krimifans vermutlich dennoch einige hochspannende Stunden mit Emily Graham und ihren Bekannten verbringen werden.

SaschaSalamander 10.04.2006, 09.37

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Kommentare zu diesem Beitrag

2. von MicroAngelo

Tja, manchmal ist es so mit der holden Weiblichkeit. Früher liess ich mich mal kommentarweise aus über "rosa Rüschen" -scheint hier zuzutreffen. Ich kann es auch nicht ab, wenn zuviel herumgefaselt wird. Mehr Butter bei die Fische, wie es im Norddeutschen heisst. Auch wenn zuviele Gefühlswelten aufgerollt werden, klemme ich innerlich ab. Da ist das Stuttgarter Telefonbuch eine interessante Alternative dagegen. Würg.
Und was lernt man draus? Hm... :write:

vom 10.04.2006, 12.03
Antwort von SaschaSalamander:

Naja, in solchen Momenten schalte ich innerlich ab, wenn ich das höre oder lese ... und so überstehe ich das ganz gut ;-)
1. von Babette

Huuuhuuuu Erowyinn,
hatte ich mich eigentlich für den Deine letzte Antwort hier auf meine Frage bedankt? Nein? Dann tue ich das jetzt hiermit und werde mir das Buch - oder als Hörbuch - noch diese Woche kaufen gehen! *freu*
Was Mary Higgins Clark angeht:
Früher habe ich ihre Bücher verschlungen! Heute schreibt sie mir zu oberflächlich! Außerdem haben sie und Joy Fielding eines gemeinsam:
Zu oft hat die Hauptdarstellerin Gedächtnisverlust - hervorgerufen durch ein traumatisches Erlebnis! Das ist mit der Zeit abgenudelt, finde ich! Aber zwischendurch geht's ja, gelle?! *gg*
LG
Babette

vom 10.04.2006, 09.48
Antwort von SaschaSalamander:

Och, man muss sich doch nicht extra für die Antworten auf Kommentare bedanken, denn ich antworte ja auf alles, und dann müsstet ihr für die Antwort auf die Antwort der Antwort danken, das zieht sich irgendwann hin *g* (und ich seh schon meine durchschnittlichen Kommentare in die Höhe schnellen *hihi*, das wäre ein netter Nebeneffekt)

Da ich soviel noch nicht gelesen habe von Fielding und Clark, kann ich das mit dem Gedächtnisverlust nicht beurteilen, noch ist das Muster der beiden Damen neu für mich (jup, auch Fielding liegt auf meinem SuB). Mal sehen, wann es mir zuviel wird *g*. Der Gedächtnisverlust hier in diesem Fall war der eines potentiellen Verdächtigen, was ich allerdings recht konstruiert finde ...

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