SaschaSalamander

Ausgewählter Beitrag

Der Drache hinter dem Spiegel

Ivo Pala gehört zu den Autoren, die genreübergreifend schreiben. So gibt es von ihm die dreiteilige Fantasyreihe um >ELBENTHAL<, >Regionalkrimis< aus dem Rheingau, >Wissenschaftsthriller< und nun auch ein Kinderbuch: DER DRACHE HINTER DEM SPIEGEL.

Fünf Geschwister müssen, als der Vater erkrankt und die Mutter sie nicht mehr versorgen kann, vorübergehend zu ihrem Großvater auf das Schloss nach Schottland. Die Reise ist beschwerlich, der Empfang dafür umso herzlich. Ihr Großvater ist ein ganz besonderer Mann mit ungewöhnlichen Fähigkeiten - aber ist er auch der, wer er vorgibt zu sein? Ein gefährliches Abenteuer erwartet die Kinder!


Schon beim Lesen des Klappentextes fühlt sich der Leser an Klassiker wie NARNIA oder DER GEHEIME GARTEN erinnert. Auch modernere Titel wie SPIDERWICK, GEHEIMNIS DER 100 PFORTEN, POLLY FLINT, >DER GEHEIME ZOO< oder >HOUSE OF SECRETS< fallen spontan ein. Im Laufe des Buches fühlt man sich beim titelgebenden Spiegel auch an den Spiegel Nerhegeb aus Harry Potter erinnert. 

Aber was nach dieser Aufzählung wirken könnte wie ein Abklatsch, ist trotzdem etwas ganz Eigenes. Es ist faszinierend, wie der Autor Elemente verschiedener Mythologien nimmt und diese für eine neue Mischung aus spannendem Abenteuer für die Kinder vermischt. Ich habe den Eindruck, dass er in diesem Buch (optimale Länge zum Vor- oder Selbstlesen für jüngere Abenteurer) vor allem Recherche aus seinen anderen Titeln verwendet. Aber aus Spoilergründen werde ich selbstverständlich in dieser Rezension nicht näher darauf eingehen ;-)

Kurz gesagt, Pala hat das getan, was ich anderen Autoren gerne raten würde: die mühsam erarbeiteten Informationen nicht alle in einem Buch unterbringen, das ermüdet den Leser und wirkt unangenehm nach "sieh mal, wie klug ich bin". Sondern lieber eine neue Geschichte schreiben und die zusätzlichen Infos darin verarbeiten. Perfekt gelungen, Hut ab! 

Vor allem, weil die Informationen hier kindgerecht und einfach fließen. DER DRACHE HINTER DEM SPIEGEL ist ein Buch, das die Augen leuchten lässt. Wunder werden lebendig, und auch Erwachsene fühlen sich zurück in die Kindheit versetzt. Kinderzimmer, wie langweilig, da hätte man doch lieber eine riesige Bibliothek mit eigener Eule. Oder einen Wald mit Elfen und Feen? Oder wie wäre es mit einem riesigen Piratenboot, auf dem man Kapitän über eine ganze Mannschaft Kobolde sein darf? Eine Puppenstube voller Spielzeug und Stofftiere? Und als wäre das nicht genug, wird den Kindern ihr größter Wunsch erfüllt, Träume werden endlich wahr! Was die Kinder sich wohl wünschen mögen? Und was hätte man sich damals oder heute selbst gewünscht? 

Neben den abenteuerlichen Themen fließt auch ein gewisser Ernst ein. Die Kinder sind einer Gefahr ausgesetzt und können die Hindernisse nur mit ihren gemeinsamen Kräften überwinden. Sie erfahren etwas über sich selbst und entwickeln sich altersgerecht weiter. Und mit ihnen wird auch der Leser vor die Entscheidung gestellt: was ist wahr, wem darf man glauben? Ist das, was die Kinder erleben zu schön um wahr zu sein? Oder darf man das Schöne genießen, ohne sofort etwas Schlechtes dahinter zu vermuten? Wie würde man selbst handeln, wem würde man glauben? 

Lange lässt der Autor seine Leser im Unklaren, bis zum Ende hin ringen Gut und Böse um die Gunst der Kinder ohne sich zu erkennen zu geben. Es macht Spaß, den Geschwistern auf ihrem Weg zu folgen, und eigentlich sind all die Gedanken um Vergleiche, Recherche und Pädagogik gar nicht nötig, das Buch ist einfach schön, auch ohne es auseinanderzunehmen, und Punkt. Man sollte es einfach genießen ;-)

DER DRACHE HINTER DEM SPIEGEL ist ein typisches Kinderabenteuer, das perfekt für junge Leser geeignet ist. Auch beim Vorlesen vor dem Schlafengehen bereitet es Freude. Oder für Erwachsene an einem stürmischen, kalten Nachmittag, eingekuschelt in eine warme Decke bei einem schönen heißen Glas Tee ... 


SaschaSalamander 14.01.2015, 09.30

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