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Blogeinträge (Tag-sortiert)
Tag: Romantik
Elf Minuten
Paulo Coelho schreibt Bücher, die bewegen und im Gedächnis bleiben. Es fällt schwer, seine Bücher zu beschreiben, man muss sie einfach erleben und fühlen. Man kann sie nicht einfach schnell zwischendurch überfliegen, sie fordern die ihnen zustehende Aufmerksamkeit bereits nach wenigen Seiten von selbst ein. Anschließend werden sie nicht einfach beiseite gelegt, bevor man zum nächsten Roman greift. Es braucht Zeit, sie zu verarbeiten. Es ist schon einige Wochen her, dass ich "11 Minuten" gelesen habe, und noch immer trage ich Tonfall, Inhalt und Aussage in mir.
In dem Buch "Veronika beschließt zu sterben" sprach er über das Tabuthema Selbstmord und psychische Erkrankung, und es gelang ihm, die Geschichte sensibel und mitreißend zu erzählen. Das Buch "11 Minuten" greift ein weiteres Thema auf, an das sich nicht viele Autoren heranwagen, zumindest nicht in dieser Form: Sexualität. Genauer gesagt, die Heiligkeit des Sexuellen.
Die junge Brasilianerin Maria träumt von der großen Liebe. Sie erfährt sehr schnell, dass man sich die passende Gelegenheit nicht entgehen lassen darf. Also sagt sie spontan zu, als ein Mann anbietet, ihr in der Schweiz Arbeit zu verschaffen. Sie arbeitet nun als Animierdame in einem Club, fühlt sich einsam und ist beschämt. Aber sie will nicht aufgeben. Anstatt einfach nach Hause zu fahren, lernt sie die fremde Sprache, bildet sich in der Bibliothek fort und träumt davon, eine Farm in ihrer Heimat zu eröffnen. Sie beginnt als Prostituierte zu arbeiten. Es gelingt ihr, Herz und Seele bei der Arbeit zu bedecken, und schnell gewinnt sie viele Stammkunden. Denn sie interessiert sich vor allem für die psychologische Seite der Prostitution und holt sich viele Anregungen in der Bibliothek und aus ihrer Erfahrung. Sie ist den Männern Femme Fatale, Geliebte, Hure, Mutter, Zuhörerin, Therapeutin. Ihre Kolleginnen sehen das gar nicht gerne.
Eines Tages begegnet ihr in einem Café ein Maler, der sie portraitieren möchte. Er habe ihr inneres Leuchten gesehen und ist nun fasziniert. Maria ist anfangs wenig von ihm angetan, doch die beiden kommen sich immer näher. Sie nahm sich vor, sich nicht zu verlieben, aber Liebe fragt nicht um Erlaubnis. Und bald hat sie genügend Geld angespart, wieder nach Hause zu fahren ...
In diesem Buch ist Sex etwas völlig Selbstverständliches. Maria erkundet Themen wie die Selbstbefriedigung, Lust am Schmerz, die Bedeutung der 11 Minuten eines Aktes, die Trennung von Liebe und Körper sowie viele weitere. Viele Männer lehrten sie, ihre Seele abzuschotten, ein Mann lehrt sie die Liebe und das körperliche Begehren des Herzens. Der Blick des Lesers wird auf das Thema Sexualität gelenkt, wie er es vermutlich noch niemals zuvor betrachtet hat. Das Buch ist sinnlich, erotisch, erschreckend, auch für den Leser eine Erkenntnis. Man ertappt sich, ebenso wie Maria in verschiedene "Fallen" zu gehen, bis die eigentliche Bedeutung und Wahrhaftigkeit der Liebe erkannt wird.
Der Erzählstil gefällt mir sehr gut: die Passagen aus Marias Tagebuch sind sehr gut geeignet, die Entwicklung der jungen Frau zu beschreiben. Anfangs noch sehr naiv und unreif, mit kindlichen Einstellungen und Zielen. Sie wächst heran zu einer selbstbewussten, reifen, intelligenten Frau, die stolz und aufrecht auf das zurückblicken kann, was sie erreicht hat. Auf der Suche nach der romantischen Liebe vom Ritter auf dem weißen Pferd findet sie über Prostitution und Selbstaufgabe den Weg zu ihrer eigenen Unschuld, Reinheit und Jungfräulichkeit.
SaschaSalamander 17.10.2005, 15.57 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Shall we dance
Bei Asiafilmen denken die meisten Zuschauer vor allem an Martial-Arts Techniken (Tiger and Dragon, Hero) oder Horror wie (The Ring, The Grudge, Dark Water). Inzwischen gibt es aber immer mehr Filme, die Anklang beim westlichen Publikum finden. Vor einiger Zeit war bei uns der Film "darf ich bitten" mit Richard Gere" in den deutschen Kinos zu sehen. Das Original hierzu stammt aus Japan und heiß eigentlich "Shall we dance".
Shohei Sugiyama ist Büroarbeiter, er hat eine kleine Familie und ein eigenes Haus. Eigentlich müsste er zufrieden sein. Jeden Tag, wenn er mit der Bahn nach Hause fährt, sieht er eine hübsche Frau am Fenster einer Tanzschule stehen, sie beschäftigt ihn. Um sie näher kennenzulernen, meldet er sich für einen Kurs an. Seine Frau weiß nichts davon, doch wenn er nach Hause kommt, scheint er sehr zufrieden, an seinem Hemd ist der Geruch nach fremdem Parfum. Sie engagiert einen Privatdetektiv, der ihn beschatten soll.
Es ist vorab anzumerken, dass der Gesellschaftstanz in Japan anders angesehen wird als bei uns. Dort ist es unschicklich, wenn Mann und Frau sich in der Öffentlichkeit so eng umschlingen, sich miteinander bewegen. Sogar bei Ehepaaren gilt es als ungehörig. Dies ist auch der Grund, weshalb Sugiyama seiner Frau diese Leidenschaft verschweigt.
"Shall we dance" ist eine Komödie, die mir einen gemütlichen Nachmittag zu zweit beschert hat. Nicht zu oberflächlich, ohne Schnulz und Kitsch, aber dennoch amüsant und gut verdaulich. Da es auch viele längere und aussagekräftigen Szenen ohne Dialoge gibt, kann der Zuschauer selbst interpretieren, wodurch der Film an Tiefe und Inhalt gewinnt. Es gibt außerdem einige komischen Nebencharaktere, die vor allem im Bildhintergrund für ein herzhaftes Lachen sorgen. "Beschwingt" trifft die Grundstimmung sehr gut, jedoch erfreulicherweise ohne den typischen amerikanischen Style. Die Schauspieler glänzen nicht wie Richard Gere oder Jennifer Lopez mit ihrem Aussehen, sondern durch menschliche Wärme und Natürlichkeit.
Das Remake habe ich noch nicht gesehen, werde es mir aber die nächsten Tage in den DVD-Player legen. Ich bin gespannt, ob der Film wie viele anderen Remakes 1:1 übernommen wurde oder es einige Abwandlungen gibt. Aber nach diesem schönen Original wird Richard es bei mir als Fan des Asia-Filmes schwer haben ;-)
SaschaSalamander 23.09.2005, 09.17 | (0/0) Kommentare | PL
Wie ein Fisch im Wasserglas
Am Wochenende hatte ich wieder Zeit für einen Film. Zu gerne hätte ich "Big Fish" ja schon im Kino gesehen, ... aber nun konnte ich ihn wenigstens auf DVD nachholen.
Will hat seit drei Jahren nicht mit seinem Vater geredet. Denn er hat es aufgegeben, denn wahren Mann hinter dessen Lügengeschichten zu suchen. Der alte Edward Bloom ist ein symphatischer Mann, freundlich und hilfsbereit. Doch er schmückt seine Erzählungen aus. Was ihm zählt, sind die Details und romantischen Zwischenepisoden, nicht die trockenen Fakten. Nichts kann er ohne Umweg erzählen. Sein Sohn glaubt ihm nicht mehr, und erst am Sterbebett findet Will wieder den Kontakt zu seinem Vater. Er hört wieder die alten Geschichten: Was Großes am Tag seiner Geburt geschehen sei, wie er in das Glasauge der Hexe blickte, wie er den großen Fisch mit einem Ehering köderte, wie er in die große Welt hinauszog, wie er die große Liebe seines Lebens kennelernte. Alles ist groß, einzigartig und märchenhaft. Edward Blooms Leben ist ein einziges Märchen. Und als er stirbt, bittet er Will, dieses Märchen fortzusetzen ...
Dieser Film ist noch schöner, als ich erwartet hatte. Tim Burton ist sogar mir als Film-Laien ein Begriff: Nightmare before Christmas, Edward mit den Scherenhänden, Sleepy Hollow, Ed Wood, Beetlejuice ... Filme voll menschlicher Wärme, immer mit makaberem Unterton und einem gutmütigen Zwinkern. Prächtige Bilder (die sogar mir gefallen), wunderschöne Musik, Spannung ohne Hollywood-Action.
Vor einiger Zeit hatte ich den Film auf Englisch begonnen, aber es fiel mir recht schwer. Denn es gibt nicht allzuviele Dialoge, denen man folgen könnte. Während man wundervolle Bilder, Landschaften und Märchenwelten sieht, erzählt der alte Bloom seine Geschichte. Deswegen ist es kein Film, den man mal so nebenbei laufen lassen kann, sondern man muss sich wirklich auf den Text und die Bilder konzentrieren, um all die vielen wärmenden Botschaften in sich aufzunehmen. Man kann Big Fish nur mit offenem Herzen sehen.
An manchen Stellen musste ich an "Pleasantville", "Garp und wie er die Welt sah" oder "Edward mit den Scherenhänden" denken, denn Big Fish zeigt die klassischen Bilder einer älteren amerikanischen Vorstadtidylle, ohne dabei zuckrig oder kitschig zu wirken. Ansonsten sind die Bilder wunderschön, voll weicher und warmer Farben. So bunt und kurios wie Edward Blooms Leben ist auch der Film. Ein riesiges Feld voll gelber Narzissen, ein bunter Zirkus mit allerlei seltsamen Wesen, die Frau mit zwei Oberkörpern, die alte Hexe, ein Poet und ein herzensguter Riese.
Ein Goldfisch, den man im Wasserglas hält, wächst nicht zu seiner wahren Größe heran. Und Edward Bloom wusste, dass diese Stadt für ihn zu klein war. Deshalb zog er aus, seine wahre Größe zu erreichen.
Dieser Film ist einfach nur wundervoll ... phantasievoll, tragikomisch, melancholisch, warm, bunt. Wer gerne träumt und weiß, dass diese Welt zu klein für ihn ist, der wird sich in Big Fish wiederfinden und an den Bildern erfreuen. Schade, dass man ihn nicht mehr im Kino sehen kann.
Will hat seit drei Jahren nicht mit seinem Vater geredet. Denn er hat es aufgegeben, denn wahren Mann hinter dessen Lügengeschichten zu suchen. Der alte Edward Bloom ist ein symphatischer Mann, freundlich und hilfsbereit. Doch er schmückt seine Erzählungen aus. Was ihm zählt, sind die Details und romantischen Zwischenepisoden, nicht die trockenen Fakten. Nichts kann er ohne Umweg erzählen. Sein Sohn glaubt ihm nicht mehr, und erst am Sterbebett findet Will wieder den Kontakt zu seinem Vater. Er hört wieder die alten Geschichten: Was Großes am Tag seiner Geburt geschehen sei, wie er in das Glasauge der Hexe blickte, wie er den großen Fisch mit einem Ehering köderte, wie er in die große Welt hinauszog, wie er die große Liebe seines Lebens kennelernte. Alles ist groß, einzigartig und märchenhaft. Edward Blooms Leben ist ein einziges Märchen. Und als er stirbt, bittet er Will, dieses Märchen fortzusetzen ...
Dieser Film ist noch schöner, als ich erwartet hatte. Tim Burton ist sogar mir als Film-Laien ein Begriff: Nightmare before Christmas, Edward mit den Scherenhänden, Sleepy Hollow, Ed Wood, Beetlejuice ... Filme voll menschlicher Wärme, immer mit makaberem Unterton und einem gutmütigen Zwinkern. Prächtige Bilder (die sogar mir gefallen), wunderschöne Musik, Spannung ohne Hollywood-Action.
Vor einiger Zeit hatte ich den Film auf Englisch begonnen, aber es fiel mir recht schwer. Denn es gibt nicht allzuviele Dialoge, denen man folgen könnte. Während man wundervolle Bilder, Landschaften und Märchenwelten sieht, erzählt der alte Bloom seine Geschichte. Deswegen ist es kein Film, den man mal so nebenbei laufen lassen kann, sondern man muss sich wirklich auf den Text und die Bilder konzentrieren, um all die vielen wärmenden Botschaften in sich aufzunehmen. Man kann Big Fish nur mit offenem Herzen sehen.
An manchen Stellen musste ich an "Pleasantville", "Garp und wie er die Welt sah" oder "Edward mit den Scherenhänden" denken, denn Big Fish zeigt die klassischen Bilder einer älteren amerikanischen Vorstadtidylle, ohne dabei zuckrig oder kitschig zu wirken. Ansonsten sind die Bilder wunderschön, voll weicher und warmer Farben. So bunt und kurios wie Edward Blooms Leben ist auch der Film. Ein riesiges Feld voll gelber Narzissen, ein bunter Zirkus mit allerlei seltsamen Wesen, die Frau mit zwei Oberkörpern, die alte Hexe, ein Poet und ein herzensguter Riese.
Ein Goldfisch, den man im Wasserglas hält, wächst nicht zu seiner wahren Größe heran. Und Edward Bloom wusste, dass diese Stadt für ihn zu klein war. Deshalb zog er aus, seine wahre Größe zu erreichen.
Dieser Film ist einfach nur wundervoll ... phantasievoll, tragikomisch, melancholisch, warm, bunt. Wer gerne träumt und weiß, dass diese Welt zu klein für ihn ist, der wird sich in Big Fish wiederfinden und an den Bildern erfreuen. Schade, dass man ihn nicht mehr im Kino sehen kann.
SaschaSalamander 15.06.2005, 08.57 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL
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