SaschaSalamander

Statistik KW 20

GELESEN / GEHÖRT
Die China Study (T Campbell)
Bluthatz (R Hagen)
Es gibt Dinge, die kann man nicht erzählen (K Boie)
The Night of the Rabbit (M Kempke)
Böser kleiner Junge (S King)
Sundome 01 (K Okada)


GESEHEN


NEUZUGÄNGE

SaschaSalamander 18.05.2014, 18.38| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Statistik

Stella Menzel und der goldene Faden

INHALT

Klappentext: Stella liebt ihre Decke aus blauem Seidensatin, die sie von ihrer Ururgroßmutter geerbt hat - eine Decke, übersät mit Sternen und Scheeflocken aus Silberbrokat und mit einem goldenen Faden eingefasst. Auf jeden, der ihn besitzt, übt dieser Stoff eine magische Wirkung aus - denn seine Falten bergen die Kraft, die Geschichten seiner Besitzerinnen einzufangen: wundersame Geschichten vom alten Russland, vom Berlin der 20er Jahre, von der Flucht der jüdischen Familie nach New York und einem Neuanfang in Berlin. Dieses Erbstück begleitet Stella von der Wiege bis zum ersten Kuss. Und während der Stoff sich im Laufe der Zeit verwandelt und immer kleiner wird, wird auch Stella schließlich ein Teil seiner Geschichte.

STELLA MENZEL UND DER GOLDENE FADEN ist vordergründig die Geschichte vom Aufwachsen eines jungen Mädchens zwischen den Kulturen. Dahinter ist es die Geschichte einer Großfamilie, verstreut über Russland, Amerika und Deutschland mit jüdischen Wurzeln. Kultur, Tradition, Kulinarisches, Sprachliches, eine kleine Reise durch Zeiten und Länder. Kindgerecht erzählt, ohne pädagogischen Zeigefinger, dafür mit viel Liebe, Herz und Wärme. 


CHARAKTERE

Heldin der Geschichte ist Stella. Der Leser begleitet sie von ihrer Zeit als Kleinkind hin bis zu ihrer ersten Liebe. Sie ist sympathisch, weil die Autorin sie menschlich darstellt, unperfekt und liebenswert durch und durch. Neugierig, aufgeschlossen, manchmal auch quenglig und in späteren Jahren dann auch gerne einmal frech und rebellisch. Sie ist neidisch auf eine Klassenkameradin, ihr passieren Missgeschickte, sie erlebt kleine und große Abenteuer, und immer hat sie hinter sich ihre Familie: 

Die alte Oma, eine typische Bilderbuchoma, die Besonnene, Ruhige, die Geschichtenerzählerin. Die "weise Alte", die selbst aus nichts noch etwas machen kann. Die Mutter, liebevolle aber strenge Erzieherin, stets ein wenig skeptisch gegenüber der großmütterlichen Gelassenheit und dem Humor des Vaters. Der Vater, Künstler und immer ein wenig anders, mit schelmischem Grinsen und einem witzigen Spruch, oft amüsiert er sich, wenn seine Frau wieder einmal viel zu ernst ist. Dazu all die anderen Familienmitglieder, die man im Laufe der Geschichte kennenlernt und ins Herz schließt. Nein, es ist keine perfekte Familie, und gerade deswegen mag man sie sosehr.  


SPRACHE

Während Stella sich ebenso wie ihre Geschwister entwickelt und verändert, als Identifikationsfigur für die jungen Leser, bleibt die erwachsene Kernfamilie gleich. Ihnen legt die Autorin Schlüsselsätze in den Mund, die sich häufig wiederholen, sich nur selten verändern und erst zum Schluss auch von anderen Personen übernommen werden. Sie sind einer der vielen Fäden, die sich symbolisch durch die Geschichte ziehen. Der Leser kann sich an ihnen festhalten, freut sich über die Wiederholung. Auch, wenn alles im Leben sich ändert - manche Dinge bleiben gleich, und diese Dinge bedeuten Geborgenheit, Gewissheit und Zusammenhalt.

Die Übersetzerin sowie die Autorin haben sehr gute Arbeit geleistet, um Stellas Geschichte und die ihrer Familie nicht nur in Worten zu präsentieren, sondern auch zwischen den Zeilen zu vermitteln. Metaphern wie "es löste ein Kichern in ihrem Herzen aus" oder Wortspiele wie "Das Fundbüro war anscheinend auch verlustig gegangen und nirgends zu finden" lösen ein Lächeln beim Leser aus und erzählen viele kleine weitere Geschichten. Als Stellas Eltern sich das erste Mal begegnen, "stieß er zufällig absichtlich mit ihr zusammen", diese wenigen Worte in ihrer widersprüchlichen Kombination sind so beredet, dass jeder sofort eine komplexe Handlung vor Augen hat, ohne dass diese erst erklärt werden muss. 

Trotz ihrer Feinsinnigkeit ist die Geschichte für junge Leser ebenso geeignet wie auch zum Vorlesen. Kinder müssen nicht jedes Detail verstehen, um die Geschichte zu mögen. Sie werden STELLA MENZEL aus anderen Gründen lieben als die Erwachsenen, und das macht auch den Reiz dieses Buches aus.

>Hier< und >hier< habe ich bereits geschrieben, wie allein der erste und letzte Satz sowie die Kapitelüberschriften das Buch zu etwas Besonderem machen.


AUFMACHUNG DES BUCHES

Nicht nur die Geschichte, auch das Buch ist ein Erlebnis. Dezent und unaufdringlich, aber Ton in Ton zur Geschichte illustriert und gestaltet. Ein goldenes Bändchen als Lesezeichen. Auch auf den Seiten windet sich überall ein goldener Faden auf dem Papier, verbindet alles und hält die Geschichte zusammen, mal oben, mal unten, mal diagonal oder nur in der Ecke. Die Blätter auf der Innenseite der Deckel sind geschmückt mit dem blauen Stoff, um den es im Buch geht. Vereinzelt finden sich in warmen Farben gehaltene Bilder, gleich Fotos, in denen das Geschehen in einem besonderen Moment festgehalten wurde für den Leser. Alles sehr schön aufeinander abgestimmt und passend. 


PERSÖNLICHE MEINUNG ZUM SCHLUSS

STELLA MENZEL ist eines der Kinderbücher, wie ich sie liebe: kindgerecht, aber mit Hintersinn und so erzählt, dass auch Erwachsene ihre Freude daran haben. Kinderbücher lassen mich den Alltag vergessen und für einen Moment selbst wieder Kind sein. Abtauchen in ein Universum, in dem andere Dinge gelten als für "die Großen". Lachen und Weinen können über Dinge, die älteren Menschen unbedeutend und klein geworden sind. Das Staunen des Kindes spürt man beim Lesen in sich, und es tut gut, beim Lesen das Herz zu öffnen, wenn die Oma wieder einmal mit ihrer Geschichte ansetzt. Ich habe das Buch geliebt :-)


SaschaSalamander 16.05.2014, 08.49| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Rezensionen Buch | Tags: Kinder, Tip,

Rückkehr ins Wunderland

RÜCKKEHR INS WUNDERLAND. Auf den ersten Blick dachte ich glatt, es sei ein Comic aus Amerika, typisch im Zeichenstil und in der Story. Doch nein, der Zeichner Daniel Leister kommt aus Deutschland, und umso neugieriger war ich auf dieses ungewöhnliche Werk.

Alice wurde in die Gegenwart verlegt. Sie ist inzwischen erwachsen, verheiratet und hat zwei Kinder. Doch sie hat niemals wirklich die Erlebnisse im Wunderland verarbeitet, ist noch immer traumatisiert. Nach einem weiteren Selbstmordversuch wurde Tochter Calie angehalten, sich um ihre Mutter zu kümmern. Sie ist widerwillig, doch sie tut es, und eines Nachts wird auch sie in das Wunderland hineingezogen. Düster, brutal und sehr blutig geht es dort inzwischen zu, sie watet regelrecht durch das Blut der Leichen, und auch ihr Leben ist nun in Gefahr. Die Grenzen zwischen Realität und Traum, zwischen Gesundheit und Wahnsinn beginnen zu verwischen. Und während Calie im Wunderland ihre grausamen Abenteuer erlebt, kämpft ihr Bruder erfolglos gegen die Dämonen in seinem Inneren ...

Die Anzahl der Alice-Adaptionen, sei es als Buch, Film, HÖrspiel, Comic, Manga, Computerspiel, Artbook etc lassen sich nicht mehr zählen. RÜCKKEHR INS WUNDERLAND reiht sich da in beste Gesellschaft. Ich möchte auch keine Variante mit der anderen vergleichen, zu verschiedenen sind sie in ihren Intentionen. Was ich aber ohne Vergleich sicher sagen kann: ich kenne einige Horror-Adaptionen (dafür bietet das Grundthema sich ja auch bestens an), doch diese hier übertrifft sie alle um Längen. 

Der Zeichenstil ist düster. "Hübsch" kann man die Zeichnungen nicht nennen, das war auch niemals das Ziel von Daniel Leister. Dafür sind sie einnehmend, intensiv, höchst emotional und eindringlich, sie wirken lebendig, realistisch und ziehen den Leser tief in die Handlung hinein. Das Leben wird in all seiner Hässlichkeit präsentiert: Männer, die ihre Ehefrau betrügen, psychische Krankheit, die dunkle Seite der Erotik, Suizid, Mord, Drogenkonsum, Inzest, Kindsmissbrauch und viele weitere Dinge, die hier gezeigt bzw thematisiert werden. Nein, ein solcher Comic darf nicht "hübsch" sein, das Grauen und die Boshaftigkeit steht den Figuren ins Gesicht geschrieben. Und auch Alice, die Protagonistin, ist kein unschuldiges Mädchen. Sie sagt klar: "Mein Papa hat mich immer mit ins Kino genommen. Oft in irgendwelche Horrorfilme in der Spätvorstellung. Und irgendwie hat da mal die dümmliche Tussi, die normal nur da war, damit riesige Titten und lange Beine gezeigt werden konnten, gegen den Splatterer die Oberhand behalten und ihn umgehauen. Aber dann ist sie, warum auch immer, weggerannt, anstatt etwas echt Schweres in die Hand zu nehmen und dem Scheisskerl den Rest zu geben." Alice hat gelernt. Sie rennt nicht davon, sie wehrt sich. Sehr zur Freude des Lesers ;-)

Was allerdings die "riesigen Titten" betrifft, über die Alice sich selbst mokiert - da hat der Zeichner sich leider sehr am Standard der üblichen Comics orientiert, vermutlich wollen einige Leser das sehen oder wollte er es selbst zeichnen. 

Zusätzlich zur Story gibt es zwischen den einzelnen Abschnitten Coverbilder, die teils im Stil alter PinUps gehalten sind, hübsch im Sepia-Ton gehalten. Diese gefallen mir zeichentechnisch sehr, sie sind äußerst kunstvoll und 
ansprechend. 

Zu Beginn wirkt es, als wäre es eine von vielen Adaptionen, die einfach nur Blut vergießen, des Blutes wegen ohne wirkliche Handlung. Bis kurz vor Ende habe ich all die Splatter-Szenen genossen, hätte dem Comic aber nicht allzu viele Punkte gegeben. Doch kurz vor Ende zieht die Handlung drastisch an: in dem Moment, als man denkt, es ist nun alles vorbei, geht es eigentlich erst richtig los. Es gibt eine Einführung in die Hintergründe des Wunderlandes, und diese reichen sehr weit. Ein Roadtrip im Kampf gegen die Finsternis beginnt, der Comic endet äußerst vielversprechend. 

Insgesamt kann ich nach dem ersten Band nicht sagen, wie tief die Story geht. Bisher kann ich nur sagen, dass durch ein paar Zitate aus Matrix und von Shakespeare eine vermeintliche Tiefe vorgegaukelt wird, die im Grunde aber nur Worthülsen sind. Was jedoch auf den letzten Seiten geschieht, könnte, falls es geschickt ausgebaut wird, sehr weitreichend sein und zu einer ziemlich komplexen, psychologisch und mythologisch faszinierenden Story werden, die deutlich über simplen Splatter hinausgeht und ein richtiger Leckerbissen für Freunde des gepflegten Edel-Horrors im Stil von Lovecraft, Poe und Co werden könnte. Sicher ist, dass es für mich nicht bei diesem einen Band bleiben wird, ich freue mich schon sehr darauf, die Fortsetzungen zu lesen ...

Schlussmeinung: sehr gelungen, herrlich düster und überraschend, sehr schöne Idee, mal anders als der Rest. Aber schade, dass zu viel Fanservice eingebaut wurde (ist halt ein Männer-Comic, den mancher sich wohl auch ins Badezimmer legen würde) und der Aspekt Lovecraft weniger betont wird. Setzt stellenweise ein bisschen zuviel Wert auf Optik und Splatter statt auf Handlung, man hätte doch etwas mehr rausholen können ...


SaschaSalamander 15.05.2014, 08.35| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Rezension Comic

Bananeira in Erlangen

Während meines Urlaubs war ich zweimal im >Bananeira<. Das erste Mal traf ich mich mit einer Freundin. Da kannte ich das Café noch nicht und war sowohl von der Speisekarte als auch der Einrichtung rundum begeistert. Die Bedienung war auch sehr nett, und ich fühlte mich so richtig wohl. Also bin ich die Woche drauf gleich noch einmal hingefahren, um es meinem Schatz zu zeigen. 

Das Café ist gemütlich im brasilianischen Stil gehalten. Ein holzgetäfelter Bodenbelag, passende Stühle, Bast, Palmen und allerlei dschungelartiges Grünzeug, das in jeder Ecke steht, sich die Wände hinaufrankt und dazu einlädt, sich ganz wie im Urlaub zu fühlen. Bestellung aufgeben, entspannen und dann genussvoll genießen ... 

Hier ein paar Eindrücke, damit Ihr meine Begeisterung nachvollziehen könnt ;-)











Die Speisekarte ist dem Ambiente entsprechend gehalten, einzeln gelochte Blätter (eine Art Holz- bzw Recyclingpapier), mit einer Schnur zusammengehalten von zwei Holzdeckeln. Steckt eine Menge liebevolle Arbeit drin. 

Eigentlich genieße ich als Neu-Veganer vor allem eines: weniger Auswahl. Wenn ich im Supermarkt vor 20 Metern Schokolade im Regal stehe, bin ich überfordert. Wenn eine Speisekarte 5 Seiten hat, blätter ich zehnmal vor- und zurück zum Vergleichen. Endlich, endlich habe ich eine geringere Auswahl und kann daraus dann das für mich Beste wählen, ich fühl mich freier. Tja, und hier? Da hatte ich jetzt trotzdem unzählige Seiten und musste trotzdem wieder ständig hin- und herblättern, weil es auch für mich mehr als ausreichend Angebot gibt! ;-)

Das erste Mal hat meine Freundin es mir erleichtert: sie sagte "die Burger sind klasse". Zack, alles klar, dann bestell ich einen Burger. Und das zweite Mal wollte ich nur eine Kleinigkeit, da fiel die Wahl dann auch leichter. Da ich jetzt weiß, dass ich öfter kommen werde, kann ich ganz entspannt immer mal wieder etwas neues probieren. 

Auch Omnivoren werden hier bedient, daher ist es toll, wenn man mit Freunden oder Familie essen gehen will, die sich nicht für pflanzliche Kost begeistern können. Auf der Karte wird wirklich jeder fündig, ob süß oder deftig, pflanzlich oder "mit allem", ob nur was Schnelles zwischendurch oder richtig viel zum Sattwerden. Wraps, Burger, wechselnde Mittagsgerichte, Süßspeisen, leckere Smoothies aus exotischen Früchten, selbstgemachter Eistee und Limonade. Und natürlich auch alle Kaffeegetränke auf Wunsch mit Sojamilch. Leider allerdings nur Soja, keine andere Pflanzenmilch (kenne außer mir noch viele andere, die nicht so scharf auf Soja sind. Naja, immerhin haben sie eine leckere Sorte, da gibt es ja auch gewaltige Unterschiede, und ab und zu ein geschäumter Cappu, da mach ich gerne eine Ausnahme, den haben sie hier ganz toll zubereitet!)



Als ich mit meiner Freundin das erste Mal dort war, bestellte ich einen Burger, sie die Quiche, und dazu hatten wir Limonade und Eistee. Brrrr, die Limonade ist herrlich sauer! Man hat ja noch Zucker am Tisch, falls man nachsüßen möchte, aber das wollte ich nicht. 

Ihre Quiche sah richtig appettitlich aus, und sie fand es auch sehr lecker. Der Burger ist riesig, ich hatte ganz schön mit der Portion zu kämpfen! Ist das Geschirr nicht hübsch? Und dann das verzierte Muster aus Balsamicocreme, solche Kleinigkeiten mag ich. Schön, wenn Essen so liebevoll angerichtet wird :-)

Hatte auch Fotos vom Innenleben des Burgers, sah aber nicht so fotoreif aus, Burger eben. Schmeckte dafür aber genial! Dick belegt mit allerlei saftigem Gemüse und Grünzeug, Streukäse, einer leckeren Sauce und zwei Gemüsebratlinge. Ich tippe auf Wilmersburger und Taifun als Zutaten, und wenn man dann auch noch sieht, wie riesig der Burger ist, finde ich den Preis von 9 Euro mehr als nur fair! Es gibt auch noch spezielle Aktionen wie die Happy Hour oder den Burgertag am Dienstag, wo man alles noch einmal vergünstigt bekommt. 



Beim zweiten Mal hat er sich den gleichen Burger bestellt, nachdem ich ihm so lange davon vorgeschwärmt hatte. Und was ein echter Kerl, der packt die Portion locker und bestellt sich noch ´ne Portion Pommes dazu, zusammen 10 Euro (*hihi* er hatte am Ende wirklich ein Problem, das zu bewältigen. War wohl doch etwas viel. Seit wir gesünder essen, sind unsere Portionen um einiges kleiner geworden, solche Mengen sind wir gar nicht mehr gewohnt). 

Ich hatte einen kleinen Wrap mit Rohkost gefüllt, nur 4 Euro. Salatblätter, Oliven, Karotten, Tomaten, eine saftige Sauce, toll zusammengestellt, dass es lecker schmeckte und gut sättigte. Die Pommes waren kross und gut gewürzt, schön dick geschnitten, für 2 Euro absolut fair im Preis. Und ein Schälchen Salat für 2 Euro, quasi nochmal ein Wrap ohne Teig im Schälchen serviert ...

Sosehr ihm das Essen schmeckte - fotografiert werden wollte er scheinbar nicht ... macht nix, als ob ich jemals brav gewesen wäre und tue, was er will ;-)



Vor ihm der Eistee und mein Mate im Flaschenkürbis. Puh, der Mate ist ja nochmal ein Erlebnis für sich! Das Gefäß aus Flaschenkürbis, original aus Brasilien angeblich, sieht aus wie aus Holz geschnitzt, wirklich schick. Der Strohhalm ist aus Metall und hat eine sehr hübsche Verzierung am Griff, ein verziertes Relief auf der Rückseite und ein Wappen auf der Vorderseite. Nennt man Bombadilla, wie ich später im Internet herausgefunden habe. Denn auf >dieser Seite< wird erklärt, wie man einen "echten" Mate zubereitet. Bisher habe ich ja schon oft und viel Mate getrunken, unterwegs und auch daheim, aber auf diese Weise wurde er mir noch nie serviert. Tja, wer also mal richtig originalen Mate trinken möchte, wie es sich gehört, der muss ins Bananeira! ;-)

Und das Beste: für 3,50 Euro bekommt man nicht etwa nur dieses Tässchen. Sondern dazu bekam ich gleich eine riesige Thermoskanne mit Wasser zum Nachfüllen. Da der trockene Hügel auf dem Tee Stück für Stück nachrutscht, kann man auch immer wieder nachgießen, ohne dass der Tee an Geschmack verliert. Ich habe etwa sieben- oder achtmal nachgeschenkt, es war SO lecker, dieser Mate macht wirklich süchtig, ein klein wenig Matchapulver noch dazu, köstlich! 

Dieser Besuch war sicher nicht mein letzter! Schatz möchte beim Frühstück ungern auf das verzichten, was Pflanzen ihm nicht bieten können - und ich habe keine Lust bei einem normalen Brunch zu  löhnen, nur um mich dann lediglich am Obst (danke auch, Fructoseintoleranz) bedienen zu können. Daher suchen wir momentan nach guten Möglichkeiten, wo wir beide glücklich werden. Als die Dame uns erzählte, was beim Riesenfrühstück am Sonntag für 12,50 Euro alles geboten ist, da gingen uns fast die Augen über, es klang so abenteuerlich und lecker, dass wir wussten, der nächste Brunch wird in Erlangen gefeiert! 

Der Aufenthalt im Bananeira ist wie ein kleiner Urlaub. Im Anschluss dann spazierten wir auch noch ein paar Eckchen weiter in den botanischen Garten. Da gibt es ein japanisches Eckchen, ein Tropenhaus, jede Menge fleischfressenden Pflanzen, ... wir haben an diesem Tag eine kleine gefühlte Weltreise nach Brasilien, Japan und in die Tropen gemacht, was für ein abenteuerlicher Tag ;-)

SaschaSalamander 14.05.2014, 14.00| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: V-Unterwegs

Kreativität mit Seitan-Fix

An Seitan habe ich mich lange Zeit nicht herangetraut. All der Aufwand, das Mehl mit Wasser zu mischen, das Zeug dann ziehen zu lassen, auszuspülen, nochmal ziehen zu lassen, wieder zu spülen, diese pampige Masse. Ehrlich, ich koche gerne und mache auch aufwändigere Sachen, aber das hat mich nun so gar nicht gereizt. Vor einiger Zeit stieß ich dann auf >Seitan-Fix< von Vantastic Food im Shop bei >Alles-Vegetarisch<. Einfacher geht es wirklich nicht!

Seitan-Fix ist das, was man braucht, wenn in einem Rezept "Gluten" als Zutat steht. Also nicht geeignet bei Glutenunverträglichkeit leider. Ich habe mich oft gefragt, wie das aussehen soll und konnte mir gar nichts darunter vorstellen. Bevor ich ausführlich tippe, was Seitan ist, verweise ich einfach an Tante >Wiki<. Ich mag es vor allem deswegen, weil es bei Wunsch nach fleischartigen Gerichten eine klare Alternative zu Soja ist. Sojamilch, Sojajoghurt, Sojawurst, Sojakäse, Sojabutter, Sojaschnitzel, Sojaschokolade, SojaSojaSoja. Ich verteufle diese Zutat nicht, wie manche es gerne tun, aber ich finde, ein wenig mehr Abwechslung sollte schon auf dem Teller liegen, das bin ich mir wert.  Lupine habe ich noch nicht probiert, das ist dann schon recht teuer. Seitan ist mir vor allem aus der asiatischen Küche bekannt, und der Preis zum Selbstbasteln ist ziemlich günstig. 

Gewürze, Wasser und Öl vermischen, Pulver dazugeben, fertig. Und daraus kann man dann Hackbällchen machen, Salami, Weißwurst, Hackbraten oder was auch immer. Naja, als solches wird es verkauft. Ich selbst halte wenig davon, das Zeug als Ersatzprodukt zu sehen. Trotzdem ist es in Geschmack und Konsistenz zwar nicht gleich, aber vergleichbar. Ich esse das Ergebnis nicht als Wurst und Schnitzel, aber gerne als Beilage zum Gemüse oder zum Brotzeitteller. Omnivore Gäste fanden es bisher immer sehr lecker, wenn ich es zum Brunch oder Abendessen serviert habe. Toll finde ich die Sachen auch in die Bentobox für unterwegs, weil sie gut sättigen. 

Man kann fertige Seitanschnitzel kaufen und Getreidewürstchen von Wheaty, VeggiLife, Spacebar und Co. Auch sehr lecker. Allerdings ist mir die Zutatenliste der selbstgemachten immer noch lieber. Und wenn die Leute sagen "vegan ist teuer", dann meinen sie vor allem die Fertiggerichte. Die selbstgemachten Produkte sind sogar wesentlich günstiger als Fleisch, Käse oder Eier. Und der Aufwand ist nicht höher, als würde ich Hackfleisch zubereiten oder Schnitzel braten. 

Als ich damit anfing, war es mit den Zutaten etwas schwer. Denn viele der Sachen habe ich nicht im Haus. Liquid Smoke? Wo kriege ich sowas bitte her, wenn ich nicht nur wegen eines einzelnen Produktes eine Bestellung im Onlineshop aufgeben möchte? Aber gut, dann nehme ich eben eine rauchige Barbecue-Sauce, die ich gerade zu Hause habe. Ein spezielles Feuergewürz? Neee, dann nehme ich eben Chili und Paprika. Hefeextrakt? Habe ich nicht im Haus, aber Marmite oder Maggi oder ein wenig Sojasauce erfüllen den gleichen Zweck. Salatsauce der Firma XY? Nö, ich nehme einfach das Salatpulver vom Netto.

Wenn Ihr ein Rezept findet, das Euch interessiert aber nicht alle Zutaten im Haus habt, dann googelt einfach mal, was das überhaupt ist. Fast immer hat man gerade etwas im Haus, das man genauso gut stattdessen verwenden kann. Und wenn Ihr es nicht wisst, dann fragt einfach bei den Leuten, die das Rezept gepostet haben. Oder schreibt mich an, ich hab riesig Spaß am Umwandeln von Rezepten und helfe Euch da gerne weiter! Vegan muss nicht teuer oder kompliziert sein, und schon gar nicht braucht Ihr für jedes Rezept tausend verschiedene Zutaten, von denen Ihr noch nie gehört habt ;-)

Manche schreiben auch, dass man Rapsöl verwenden soll - ist das nicht egal? Rapsöl ist geschmacksneutral, man sollte also nicht gerade Sesam- oder Olivenöl verwenden, aber es kann auch genausogut Maiskeimöl sein, man muss nicht ´ne ganze Flasche Öl dafür neu kaufen, die dann nur noch rumsteht. Ob auf dem Senf jetzt extrascharf oder Dijon steht, ist schnuppe, EUCH muss es schmecken, und wenn Ihr grade den scharfen 29Cent-Senf im Glas da habt, der tut es auch. Früher wäre ich an manchen veganen Rezepten vermutlich verzweifelt, weil die Leute immer so genau notieren, was es sein muss. Ich hatte damals ziemlich Angst, etwas falsch zu machen, wenn ich mich nicht exakt an das Rezept halte. Inzwischen nutze ich solche Rezepte eigentlich nur noch als Vorlage und ändere fast jede Zutat ab, das Ergebnis ist trotzdem immer lecker ;-)

Mit der Zeit, wenn Ihr bestimmte Rezepte immer wieder kocht, und falls Ihr anfangen solltet, die Ernährung auf immer mehr pflanzliche Rezepte umzustellen, dann werdet Ihr bestimmten Produkten (zB Hefeextrakt, Hefeflocken, Gewürzmischungen von Lebensbaum oder Herbaria, Produkten von Vantastic-Food, Grano-Vita etc) immer wieder begegnen. Wenn Ihr denkt, dass es sich irgendwann lohnt, DANN kann man ja mal das Original holen. Aber vorher geht es auch anders ... 

Also, zurück zum Seitan: ich wollte Euch heute ein paar Beispiele zeigen, was man mit dem Seitan-Fix so alles zaubern kann. 



Hier habe ich das allererste Mal mit Seitan-Fix gearbeitet. Mit >Weißwurst< und >Bratwurst< habe ich experimentiert, es ist köstlich geworden und war so simpel, dass gar nichts schiefgehen konnte! Die Wurst erst in Backpapier und dann in Alufolie zu wickeln tut mir wegen der ganzen Alufolie immer leid, aber ab und zu ist es schon praktisch, gerade unterwegs für die Box eignen sich die Würstel prima. Ich mag eher die Bratwurst, Schatz dagegen schwört auf das Rezept mit der Weißwurst. 



Hier habe ich eine Wurst wie >Chorizo< im Glas gemacht. Ist mir lieber, die Gläser kann ich immer wieder verwenden. Außerdem hat das was Uriges von "Hausmacher-Wurst", die im Supermarkt oder auf dem Wochenmarkt kaufen kann, bevorzugt mit Bezeichnungen wie "Omas Roter" oder "Opas Weißer" oder "wie bei Muttern".

Schatz legt sich diese Wurst sehr gerne aufs Brot. Ich finde das irgendwie komisch, wenn ich mir überlege, dass Seitan-Wurst eigentlich Getreide ist und ich somit Getreide mit Getreide belege. Bin da etwas eigen. Aber ich esse es statt Brot sehr gerne auf dem Brotzeitteller, dazu ordentlich Senf, Rettich, Tofu, Kräuter, Tomaten, Gurken, ordentlich deftig und herzhaft gewürzt, wie es sich in Franken gehört!



Hier habe ich einen >Hackbraten< gebastelt. Natürlich kann man einen Fleischesser nicht in die Irre führen. Aber ich hatte grade Lust auf etwas Saftig-Deftiges, dazu einer >dunklen Sauce<, mir war danach. Klar ist Gemüse und Getreide pur gesünder, aber ich will mich nicht kasteien und ständig verzichten, wenn mich grade der Heißhunger packt. Und da kam mir dieses Rezept eben gerade recht. Schatz und ich waren beide begeistert! Das kann man auch Gästen vorsetzen, das wird schmecken! Er war da schon immer mein Maßstab, denn er ist zwar offen für anderes Futter, hat Fleisch aber schon immer geliebt und ist bei meinen Experimenten sehr kritisch ;-)

Demnächst werde ich mal ohne Rezept Seitan probieren. Im Grunde ist es eine Mischung aus Öl, Gewürzen und Kräutern, habe inzwischen ein recht gutes Gefühl dafür. Ich möchte Seitan einmal in der Pfanne anbraten, zB als Gyros, Schnitzel, Nugget, wird bestimmt lecker! :-)

Und zum Abschluss noch ein Rezepttipp vom >Black Metal Chef<, absolut sehenswert!

SaschaSalamander 13.05.2014, 08.40| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: V-Produkt

Willkommen in Wellville

Eine Rezi aus dem Fundus der gespeicherten Beiträge. Ziemlich genau ein Jahr ist es her, dass ich den Film gesehen habe. Macht nix, erinnere mich noch immer gerne daran. Und damit der Blog nicht verwaist, wenn ich aktuell mal weniger tippe, hier ein Oldie:

Dr. Kellog ist Arzt und leitet das BattleCreek Sanatorium in WellVille. Eleanor und William Lightbody wollen sich dort gemeinsam kurieren lassen. Während sie absolut begeistert ist von dem Arzt und seinen Methoden, ist er eher skeptisch. Die beiden beginnen sich zu entfremden. Als plötzlich mehrere Menschen sterben, bekommt William es mit der Angst zu tun. Und gleichzeitig, abseits des Sanatoriums, versucht jemand sich eine neue Firma aufzubauen, nachdem sein Geschäftspartner die Gelder veruntreute und sie nun vor dem Nichts stehen. Sie planen das Rezept der Gesundheitsflocken des Dr Kellog zu imitieren und damit erfolgreich zu werden.

Dieser Film ist inhaltlich sehr schwer zu beschreiben und noch schwerer zu rezensieren. Der schräge Humor, der ungewöhnliche Soundtrack und die mit unorthodoxen Methoden erzählte Handlung lassen sich nur schwer beschreiben. Eigentlich müsste ich sagen "seht es Euch einfach selbst an", damit wäre alles gesagt. Aber Ihr kennt mich, ich versuche trotzdem, es irgendwie zu beschreiben ;-)

Die Handlung läuft zwar linear (bis auf einige Rückblicke), dennoch gibt es mehrere Handlungsstränge. Und es gibt zwar einen roten Faden und einen Handlungsverlauf, dennoch sind es eher episodenhafte Bruchstücke, die sich zu einem Gesamtbild fügen und deren Reihenfolge man gelegentlich auch abändern könnte. Diese Bruchstücke zeigen dem Zuschauer einfach auf, was in BattleCreek los ist, und diese Episoden machen für mich einen großen Reiz des Filmes aus, da sie auf herrlich böse Weise den Körperkult und Gesundheitswahn aufs Korn nehmen.

Der Humor ist ebenso schwer zu beschreiben: im Grunde ist der Film gar nicht komisch, er ist sehr ernst gedreht und zeigt eigentlich nur, was den Protagonisten widerfährt. Er ist auch nicht unfreiwillig komisch, da alles sehr durchdacht und perfekt platziert und in Szene gesetzt ist, von der Musik über die Kostüme, Masken etc. Was macht es jetzt aber auch? Ich finde, es ist das Überbetonen kleiner körperlicher Merkmale (Zähne, Nase, Augen usw), das minimale Überspitzen eines alltäglichen Rituals, die unerwarteten Reaktionen auf normale Verhaltensweisen, die Dramatisierung undramatischer Momente. Und vor allem die grandiosen Dialoge, deren Witz hinter den Worten liegt und sich erst aus der Kombination von Wort, Handlung und Bild ergibt. Der Humor hat den Charme der alten amerikanischen Filme (den ich sehr mochte im Gegensatz zu den neuen, plumpen Scherzen von heute) und die Offenheit (hinsichtlich sexueller und körperlicher Belange) der Briten. Alles zusammen ist eine Kombination, die wie gesagt nur schwer zu beschreiben ist und einfach selbst erlebt werden muss. Und ich denke, sie ist recht eigenwillig und dürfte die Zuschauer spalten in "was für ein Meisterwerk" und "so ein Schrott". 

Absurd und bizarr, nichts Menschliches ist diesem Film fremd, seien es Körperfunktionen, Gelüste, Ängste, niedere Instinkte und weitere ansonsten tabuisierte Themen. Weidlich ergötzen die Macher sich daran, ihre Protagonisten zu entblößen und allerlei schambehafteten Situationen auszusetzen, ohne dass man dabei vulgär würde oder zeigt. Nein, gezeigt wird hier nicht, aber sehr viel angedeutet und besprochen. Warum auch nicht, immerhin ist hier ein Sanatorium, da redet man nicht über Torten und Blümchen, sondern über das, was man täglich erleidet und das, worauf man verzichten muss. 

Eine Karikatur des ZAUBERBERGs, ein absurder Vater-Sohn-Konflikt wie bei CHARLIE UND DIE SCHOKOLADENFABRIK, Charaktere wie in EINE REIHE BETRÜBLICHER EREIGNISSE, britische Offenheit wie bei MONTY PYTHON und LITTLE BRITAIN. Wer sich für Roald Dahl, Lemony Snicket, Monty Python, A S Neill und ähnliche Titel begeistern kann, dürfte WILLKOMMEN IN WELLVILLE als Meisterwerk feiern. Alle anderen werden sowieso nach fünf Minuten wieder ausschalten ;-)


SaschaSalamander 12.05.2014, 09.06| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Rezensionen Film

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