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Kritiken schreiben - ein Trainingsbuch
"Die fortlaufenden Reflexionen lassen sich mit solchen Aufzeichnungen [Anm: er rät dazu, ein Journal zu führen] plötzlich von außen beobachten - und man selbst kann von sich denken "so denke ich also, so habe ich also gedacht", worüber man dann übrigens wieder nachdenken kann, um sich darüber wieder neue Notizen zu machen, usw. usw., man muss das gar nicht ausspinnen, um sich klar zu machen, wohin das führt: zum dauernden Notieren und Nachdenken über das Notierte.
Wer das macht, wird sich innerhalb von Wochen eine erste Routine des Boebachtens, Denkens und Notierens erarbeiten. [...] Für den Kritiker heißt das: Nichts wird man mehr lesen dürfen, ohne dass das Journal dabei ist. Kein Buch, keine Zeitung, kein Prospekt, kein Plakat am Straßenrand. Was immer man auch sieht, was auch immer interessant scheint, weil es gemacht ist - man sollte sich etwas dazu notieren." (S. 33f)
aus: Stephan Porombka: Kritiken schreiben - ein Trainingsbuch; UVK 2006
Hm ... ja, ich finde mich definitiv darin wieder, fühle mich ertappt und kann es nachempfinden (erlebe mich allerdings auch als etwas freakig, wenn ich ständig im Alltag alles analysieren muss und gar nicht anders kann als ständig zu hinterfragen).
Ich frage mich, wie dieser Text auf einen gesunden, nicht-rezensierenden Menschen wirkt? ;-)
SaschaSalamander 30.06.2012, 17.12| (2/2) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Zerlegt
Die Arbeit des Kritikers - Hinter den Kulissen
Diesen Beitrag schreibe ich, um auch ein wenig mit dem Vorurteil aufzuräumen, dass Rezensionsexemplare nichts anderes bedeuten als Gratislesen. Gerade jetzt, wo die Bücherblogs wie Pilze aus dem Boden sprießen, werden auch die Kritiker immer mehr. Es gibt sehr viele Perlen unter diesen neuen Blogs. Aber es gibt auch sehr viele schwarze Schafe. Leser, die Rezensionsexemplare anfordern und die Bücher ungelesen wieder bei Ebay verhökern, nachdem sie den Klappentext und ein "tolles Buch, muss man kaufen" oder "taugt nicht, ich mag das Genre eh nicht" bei Amazon getippt haben (habe ich tatsächlich so erlebt).
Ich habe keinen Grund mich zu rechtfertigen, denn ich fühle mich bei den Beschimpfungen, die man oft liest, in keinster Weise angesprochen. Aber ich sehe dennoch, dass die Arbeit des Kritikers ziemlich nebulös scheint. Welche Arbeit steckt hinter den geschriebenen Zeilen? Oder: wie kann Lesen überhaupt Arbeit sein?
Dieser Beitrag soll also zeigen, welche Arbeit hinter einer ausführlichen Rezension steckt. Er soll angehende Rezensenten motivieren, ihre Arbeit ernst zu nehmen und mehr zu schreiben als nur eine Lesermeinung. Und er soll Lesern meiner Kritiken zeigen, was "hinter den Kulissen" passiert :-)
LESERMEINUNG
Landläufig spricht man von einer "Rezension" oder eine "Kritik", wenn jemand seine Meinung über ein Buch schreibt. Für mich selbst unterscheide ich allerdings sehr wohl zwischen einer Lesermeinung, Kundenmeinung oder einer Rezension / Kritik. Im Blog habe ich nur die Rubrik "Rezension", trotzdem befinden sich dort sowohl Lesermeinungen wie auch ausführliche Rezensionen. Allzu knappe Lesermeinungen kommen in die Rubrik "Aktuelles".
Wenn ich ein Buch privat lese, entscheide ich meist recht früh, ob es eine Lesermeinung oder eine Rezension wird. Für eine Lesermeinung lese ich einfach gemütlich, lasse mich unterhalten, und am Ende fasse ich meine Gedanken in Worte. Zeitaufwand: Lesegenuss und anschließend je nach Länge des Beitrages 5 bis 20 Minuten Schreiben. Keinerlei Aufwand, unsortierte Gedanken fließen vom Hirn in die Tastatur. Einem Verlag oder Autor würde ich diese Lesermeinung keinesfalls als Rezension in die Hand drücken, da wesentliche Elemente einer ausführlichen Kritik fehlen. Für den Leser bietet es dennoch einen groben Überblick, und ich bin meine Gedanken losgeworden, kann mich nun befreit dem nächsten Medium widmen.
KRITIK / REZENSION
Wenn ich das Buch lese und von Beginn an merke, dass da sehr viele Gedanken in mir hochkommen, dann hole ich sofort den Notizzettel. Manchmal tippe ich nach dem Lesen dann einfach meine Notizen und Gedanken, das ist dann die etwas ausführlichere Lesermeinung. Und manchmal entscheide ich mich auch für eine Rezension / Kritik, auch ohne Kontakt zu Verlag oder Autor, sondern weil ich das Bedürfnis danach habe mich intensiver mit dem Titel auseinanderzusetzen.
Wenn ich aber ein Rezensionsexemplar erhalte, gehe ich mit einem für mich anderen Anspruch an das Werk heran. Ich denke, jeder Kritiker hat seinen eigenen Stil, sein eigenes Vorgehen, daher kann ich nicht für andere sprechen. Aber ich möchte einfach einmal beschreiben, wie es aussieht, wenn ich vorhabe, ein Buch ausführlich zu bewerten.
Es ist auch klar, dass die Arbeit an einem Hörbuch anders verläuft als an einem Roman, für einen Jugendroman anders als für eine Biographie, ein Fachbuch oder einen Manga. Was ich hier also schildere, ist eine Verallgemeinerung, die sich nicht auf jeden Titel übertragen lässt aber doch einen guten Überblick bietet über all das, was hinter einer ausführlichen Rezension steckt.
NUR EIN HOBBY
Rezensieren ist für mich nicht nur ein Hobby. Es ist eine Leidenschaft. Ich liebe es, das Buch auseinanderzunehmen, zu zerpflücken und schon während des Lesens auf die Details zu achten. Und ich merke, dass diese Einstellung mich nicht nur beim Lesen begleitet, sondern auch im Alltag. Wenn ich einen Film sehe, wenn ich einen Werbetrailer laufen sehe, wenn ich einen Zeitungsartikel lese, immer habe ich im Hinterkopf "mit welchen Mitteln arbeiten die, wie wollen die ihr Ziel erreichen, warum tun die das, wie kommt das bei den Leuten an". Und selbst, wenn ich nicht rezensiere, habe ich ständig eine Checkliste im Kopf. Ich bin einfach verdammt neugierig, und schon in der Schule bin ich den Lehrern mit meinen abertausend Fragen auf den Keks gegangen ;-)
(Und ich möchte betonen: es ist ein HOBBY. Kein Studium liegt zugrunde, und mir ist klar, dass ich noch eine Menge falsch mache, dass mein Vorgehen das eines Laien ist. Trotzdem bemühe ich mich um korrektes Arbeiten, auch wenn ich viel falsch mache und "echte" Kritiker vermutlich nur das Gesicht verziehen ob meiner Texte. Egal, mir bereitet es Freude zu schreiben, und ich bin stets um Vorankommen bemüht)
VOR DEM LESEN
Vor dem Lesen informiere ich mich über den Autor, dessen bisheriges Werk, über das Genre, den Verlag und andere Rahmenbedingungen. Dies mag nicht unbedingt in die Rezension einfließen, ist mir jedoch wichtig für das Verständnis des Titels. Um ein Buch zu rezensieren, möchte ich den Kontext verstehen, in dem es geschrieben wurde. Denn ein Buch steht niemals alleine, es ist das Ergebnis eines gesellschaftlichen und literarischen Kontexts.
WÄHREND DES LESENS
Wenn ich ein Rezensionsexemplar lese, habe ich immer Stift und Zettel parat, egal ob unterwegs in der Straßenbahn, in der Mittagspause auf Arbeit, zu Hause am Schreibtisch oder abends im Bett. Je nachdem, was das Buch für mich an Gedanken abwirft, mache ich mir Notizen, manchmal nur alle 10 bis 20 Seiten, manchmal fast auf jeder Seite. Ich notiere Zitate, halte meine Gedanken während des Lesens fest. Markiere mir Seitenzahlen, die ich später eventuell brauchen könnte. Während des Lesens und Notierens stelle ich mir die Frage, was das Buch erreichen möchte, welchem Zweck es dient, welche Zielgruppe es anspricht und ob dies gelungen ist. Ich lese das Buch nicht nur aus Genuss (was natürlich trotzdem ein angenehmer Nebeneffekt ist, aber nicht immer ist das möglich), sondern ich lese es auf einer Metaebene und hinterfrage den Satzbau, die Kapiteleinteilung, die Erzählstruktur, die Wortwahl, die Charakterentwicklung und was mir in diesem Moment alles als erachtenswert erscheint.
Das Lesen kann unter Umständen auf diese Weise dreimal so lange dauern wie beim normalen Lesegenuss, weil ich zwischendurch etwas im Web recherchiere, weil ich zurückblättere und eine Szene nochmals lese, weil ich Notizen mache, weil ich pausiere und wirken lasse.
DIE MEINUNG ENTSTEHT
Bevor ich die Rezension beginne, sortiere ich als erstes meine Notizen. Sonst besteht die Gefahr, dass ich zwei oder drei Tage später gar nicht mehr weiß, was diese Stichpunkte bedeuten. Ich schreibe all diese Gedankenfetzen lesbar am Computer untereinander. Danach sortiere ich sie thematisch, z.B. für die Inhaltsangabe, die Charakterbeschreibung, den Aufbau, den Sprachstil. An diesem Punkt entscheidet sich, welche Merkmale des Buches ich hervorheben möchte und was ich in der Rezension alles beschreiben werde, auf welche Elemente ich mich konzentriere.
Nicht in allen Fällen, aber wenn es für das Thema des Buches sinnvoll ist (gerade bei Sachbüchern, Biographien oder auch Romanen um bestimmte wissenschaftliche, religiöse oder andere brisante Themen), recherchiere ich dann im Internet. Wie haben andere Autoren dieses Thema aufgegriffen? Gab es das Thema schon einmal? Wo endet die Realität und beginnt die Fiktion? Falls das Thema es nicht hergibt, lasse ich diesen Punkt auch komplett aus. Falls das Thema dies jedoch ermöglicht und ich tiefer in das Buch eintauchen möchte, kann dies mehrere Stunden beanspruchen.
Wie ein Autor nicht alle recherchierten Elemente in seinem Buch unterbringen kann und viele wertvollen Informationen den Leser niemals erreichen, so geht es auch dem Rezensenten. Der Leser erhält die Essenz der Arbeit, obwohl es sicher noch sehr viel mehr zu erzählen gäbe. Zu trennen, was nun an die Öffentlichkeit soll und was ich zurückbehalte, ist nicht immer leicht, allzu gerne würde man all seine Ergebnisse präsentieren.
FEINARBEIT
Meine Meinung über das Buch ist also gefällt, ich weiß was ich loben, was ich kritisieren möchte. Danach lese ich mir gerne einige Rezensionen anderer Kritiker durch, deren Meinung ich schätze. Was haben sie hervorgehoben, was haben sie kritisiert? Meine Meinung wird dadurch nicht mehr beeinflusst, allerdings kann es sein, dass ich auf einzelne Punkte anderer Rezensenten eingehe: wenn ich ein Buch gelungen fand und sehe, dass viele es für etwas kritisieren, das ich im Gegenteil sogar gut fand, gehe ich auf diesen Punkt verstärkt ein, um meine Darstellung dadurch zu untermauern.
Es kommt in der Tat auch manchmal vor, dass das, was ich aus dem Buch erarbeitet habe, meiner persönlichen Meinung widerspricht. Es hat mir nicht gefallen, hat mich nicht angesprochen, dennoch ist es handwerklich hervorragend umgesetzt, vermittelt eine klare und gute Botschaft. Dann wäre es unfair, das Buch abzuwerten. Ich schildere meine Eindrücke also sachlich, ohne meine persönlichen Gedanken einzubringen, lobe die Umsetzung. Wenn mir das Buch gefiel, obwohl es deutliche Schwächen hat, wird es eine eher persönliche Rezension, in der ich meine Eindrücke schildere und begründe, warum einzelne Kritikpunkte für mich nicht weiter ins Gewicht fallen. Optimal ist, wenn meine Meinung und meine Wertung übereinstimmen, dann wird die Rezension sehr emotional, und ich hoffe meine Begeisterung auf den Leser zu übertragen.
Es gibt Ausnahmefälle, in denen es zu Problemen kommt. Dann halte ich Rücksprache mit dem Verlag oder dem Autor. So ist es möglich, dass ich feststelle "nö, überhaupt nicht meine Welt, will ich nicht schreiben". Oder ich entdecke sehr viele Kritikpunkte an dem Buch. Bevor ich es zerreiße, möchte ich den Grund für diese Mängel verstehen und frage nach, oft lag es an einem Missverständnis meinerseits oder an der Unkenntnis der Umstände des Buches (was trotz der Vorabrecherche immer wieder passieren kann). Manchmal lässt sich die Unstimmigkeit nicht beheben, dann wird es eben eine negative Rezension, das ist in Ordnung und gerecht. Zum Glück fällt diese Situation eher selten an, aber wenn, dann ist es manchmal zeitaufwändig und konfliktreich. Dazu kommt, dass es leicht ist, ein Buch einfach mal so zu zerreißen. Wenn man aber in persönlichem Kontakt mit dem Autor steht, sagt man es ihm quasi ins Gesicht - das ist nicht mehr so leicht, das erfordert Selbstbewusstsein, aber auch Fingerspitzengefühl und Kommunikation. Nix mit Anonymität des Internet ;-)
REZENSION
Die Notizen sind nun in Reinform, die Recherche ist abgeschlossen, die Meinung steht. Das Schreiben selbst ist dann nicht mehr allzu viel Arbeit und ist schnell erledigt, ich muss nur noch die Stichpunkte zu verständlichen Sätzen zusammenfassen. Zugegeben, da ich alleine arbeite, fehlt mir oft das Lektorat, eigenen Texten gegenüber ist man blind, und so schleichen sich doch gelegentlich Tippfehler, fehlende Worte oder verdrehte Sätze in meine Rezensionen ein. In manchen Fällen habe ich in Webportalen oder in Communities einen Lektor zur Seite, wofür ich sehr dankbar bin.
NACHARBEIT
Nach dem Schreiben geht es weiter: Die Rezension muss online gestellt werden. Je nachdem, was mit dem Verlag oder Autor vereinbart wurde, entweder nur in meinem Blog oder aber auch auf verschiedenen Plattformen, allen voran natürlich der große Onlinehändler (was ich nicht toll finde, was aber leider die Nr 1 in Sachen Verkauf und Werbung ist). Eventuell muss der Text auch in einem Forum, einem Portal, einer Community eingestellt werden, wo eine spezielle Zielgruppe angesprochen werden soll. Je nachdem, wie die entsprechende Seite aufgebaut ist, kann dies mehr oder weniger aufwändig sein, manchmal ist es lediglich Copy and Paste, manchmal eine umständliche Fitzelarbeit.
Der Verlag und / oder der Autor sollen weiterhin informiert werden, wann und wo die Rezension erscheinen wird. Und wenn ich das letzte Mail an meine Kontaktpersonen gesendet habe, dann kann ich mich zurücklehnen und endlich sagen "geschafft".
ZUM ABSCHLUSS
Wenn es so viel Arbeit macht - und wenn ich außer dem Rezensionsexemplar (und wenn ich privat rezensiere, nicht einmal das) nichts dafür erhalte - warum mache ich mir diesen Aufwand? Ganz einfach: ich halte wenig davon, ein Buch einfach nur zu konsumieren. Dann könnte ich mich ebensogut vor den Fernseher setzen, mein Hirn abschalten und eine Sendung nach der anderen reinpfeifen. Wenn ich lese, dann will ich damit etwas erreichen: Ich liebe Bücher. Aber ich liebe es auch, mich mit deren Inhalten zu befassen. Ich will sie nicht nur konsumieren, sondern ich will sie erleben, erfahren, erspüren, analysieren, verstehen, begreifen, vergleichen, will hinter die Worte blicken.
Ja, es ist ein Hobby. Ja, ich liebe diese Arbeit und gehe darin auf. Dennoch ist es Arbeit. Es mag viele schwarze Schafe geben, und der Ruf des Kritikers war noch niemals besonders angesehen (wie sagte schon Goethe: "Schlagt ihn tot, den Hund! Er ist ein Rezensent!"). Aber vielleicht konnte ich hier wenigstens einmal zeigen, dass es neben schwarzen Schafen, bösartigen Giftmischern und unfairen Neidern auch Kritiker gibt, die auch Arbeit in das Endergebnis investieren ...
SaschaSalamander 30.06.2012, 07.51| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Zerlegt
Beim ersten Sonnenstrahl 02
Der erste Teil dient vor allem der Einführung der Charaktere, dem zärtlichen Einstieg in die Liebesgeschichte und dem Aufzeigen der Verwicklungen. Im dritten Teil werden alle Fäden zusammenlaufen, es wird vermutlich einen Showdown geben und - das ist gewiss - ein Happy End. Worauf es hier im zweiten Teil nun ankommt ist die Überleitung von einem zum anderen. Hier besteht in der Regel die größte Gefahr, unnötige Längen einzubauen oder vor lauter Action die Charakterentwicklung zu vergessen. Dieser Fehler ist Inka nicht passiert: Sie hat es wieder einmal wunderbar geschafft, die Elemente aus Handlung, Erotik und Charakteren perfekt auszubalancieren. Keine Längen, keine überladene Story, und gleichzeitig wachsen dem Leser die beiden Protagonisten immer mehr ans Herz. Obwohl der zweite Teil etwas länger ist, empfand ich ihn als ungleich kürzer, konnte mich nur schwer von Zahar und David trennen. Der zweite Teil endet wie von der Autorin angekündigt mit einem heftigen Cliffhanger, aber ich muss zugeben, dass mich diesmal nicht sonderlich ärgert. Dafür weiß ich einfach zu gut, dass alles eine glückliche Wende nehmen wird ;-)
Was mir an der Erotik in diesem Buch besonders gefällt, das ist die Sanftheit. Worte wie "knisternd, prickelnd, heiß" und Co wären hier unangebracht. Ja, natürlich ist es leidenschaftlich. Doch was hier überwiegt sind zwei Seelen, die sich gefunden haben. Der Roman vermittelt das Gefühl des Nach-Hause-Kommens, die angenehme Wärme von Vertrauen und Geborgenheit. Statt zu erklären ein kurzes Zitat: "Sie sprachen kein Wort, endlose Minuten lang, sondern hielten sich an den Händen. Zahar kuschelte sich an Davids Schulter und deckte ihn mit einer Schwinge zu."
Der historische Aspekt ist wie schon im ersten Teil sehr gut recherchiert, und scheinbar nebenbei fließen spannende Details ein. Für die Geschichte selbst unwichtig, doch genau das verleiht dem Text Leben und Fülle, lässt das Bild der damaligen Zeit greifbar werden.
Der zweite Teil ist wunderschön. Kein Sektprickeln, kein elektrisches Knistern. David und Zahars Liebe ist eine sinnliche, süße, wärmende Tasse Kakao ...
SaschaSalamander 29.06.2012, 09.20| (1/0) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Rezensionen Buch | Erotik, Queer, Tip, Deutsch, Romantik,
Kritiker - allseits beliebt
Tut ihn der Teufel zum Nachbar führen,
über mein Essen zu räsonnieren:
Die Supp hätt können gewürzter sein,
Der Braten brauner, feiner der Wein.
Der Tausendsakerment!
Schlagt ihn tot, den Hund!
Es ist ein Rezensent.
(Goethe)
Keine Lüge ist so frech,
daß ein anonymer Rezensent sie sich nicht erlauben sollte:
er ist ja nicht verantwortlich.
(Arthur Schopenhauer)
Ein Rezensent, siehst du, das ist der Mann,
Der alles weiß, siehst du, und gar nichts kann!
(Ernst von Wildenbruch)
Wer die Kunst heiratet,
bekommt die Kritik zur Schwiegermutter
(Hildegard Knef)
Rezension: eine Art von Kinderkrankheit,
die neugeborene Bücher befällt.
(Georg Christoph Lichtenberg)
Der Rezensent sollte nie krank werden,
denn sein Zustand ist immer ein kritischer.
("Fliegende Blätter")
Ein Rezensent ist ein Mensch,
der zum Essen eingeladen wird
und zum Dank auf den Tisch kotzt.
(Ulrich Erckenbrecht)
Wenn man will, kann man alles verreißen;
wenn man soll, kann man alles bejubeln –
mehr braucht ein Rezensent nicht zu wissen.
(Ulrich Erckenbrecht)
Wie wird man Rezensent?
Indem man beim Lesen pennt!
(Ulrich Erckenbrecht)
SaschaSalamander 28.06.2012, 19.00| (2/2) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Zitate
Kämpfe für Dein Leben
>Charly Graf< wurde 1951 in Mannheim geboren und wuchs als uneheliches Kind eines US-Soldaten und seiner alleinerziehenden Mutter auf. Von Beginn an war sein Leben geprägt von Ausgrenzung, Gewalterfahrung und Angst, er lernte im wahren Sinne des Wortes "sich durchzuboxen" und auf diese Weise Anerkennung zu gewinnen. Schnell wurde er von profitgierigen Trainern verheizt, rutschte ab in die Kriminalität, rappelte sich wieder auf, stürzte erneut, sein Leben eine einzige Achterbahnfahrt.
>Armin Himmelrath<, Jahrgang 1967, studierte Sozialwissenschaft und Germanistik, arbeitet unter anderem als freier Journalist und erarbeitete nun gemeinsam mit Charly Graf dessen Biographie.
AUFBAU, SPRACHE
Das Buch steigt ein mit einem Ausschnitt aus Grafs aktueller Arbeit mit Kindern, wirft den Leser mitten hinein. Erst danach beginnt die eigentliche Biographie und geht voran bis in die Gegenwart. Ein sehr schöner Rahmen, durch den KÄMPFE FÜR DEIN LEBEN an Struktur gewinnt und die spannende Frage aufwirkt, welche Schritte ihn von damals bis nach heute führten. Während ich bei Biographien auch schon eine recht chaotische Schilderung erleben musste, ist dieses Buch dagegen klar chronologisch aufgebaut. Durch sein ereignisreiches Leben enthält KÄMPFE FÜR DEIN LEBEN sogar einen Spannungsbogen, was in diesem Genre ungewöhnlich ist. Wer bisher nichts von Charly Graf wusste, bekommt eine Geschichte geboten, die kein Autor besser hätte erfinden können. Doch auch für Freunde des Boxsports ist das Buch spannend, es bietet Einblicke in die Welt hinter dem Profiboxer, hinter die Kulissen des Sports.
Dem Schreibstil ist leicht zu folgen, Graf und Himmelrath spielen sich gegenseitig gekonnt den Ball zu. Graf erzählt aus seinem Leben, schildert seine Eindrücke und seine Sicht. Himmelrath (seine Texte heben sich kursiv von denen des Boxers ab) schildert dagegen sachlich die offizielle Seite: wie nahmen die Medien diese einzelnen Stationen wahr. Dadurch bildet sich ein interessanter Kontrast aus dem inneren Erleben und der äußeren Darstellung; sehr gut wird deutlich, wie leicht die Presse einen Sportler nach oben pushen, ihn jedoch auch stürzen kann. Es ist bedrückend zu lesen, wiesehr diese Berichterstattung Graf bedrückte, seinen Lebensweg dadurch auch beeinflusste.
Obgleich Himmelrath Graf unter die Arme griff, mit ihm bzw für ihn schrieb, ist dennoch ein deutlicher Unterschied zwischen der Ich-Erzählung des Boxers und der Schilderung des Journalisten zu erkennen. Grafs Anteil enthält eine deutlich einfachere Sprache, kommt ohne Fachbegriffe aus (erfreulicherweise auch ohne Fachbegriffe des Boxsports, was für Leser wie mich ideal ist), driftet niemals ins Umgangssprachliche, lässt aber dennoch seinen eigenen Stil erkennen.
CHARLY GRAFS LEBEN
Graf berichtet schnörkellos und direkt. Er beschönigt nichts, er verlangt kein Mitleid, kein Verständnis. Er entschuldigt sich auch nicht, schreibt ohne Reue. Sondern er nimmt die Dinge so an, wie sie waren. Er kommt aus der untersten Gesellschaftsschicht, erlebte Diskriminierung, Ausgrenzung. Er klagt niemanden an, obwohl er allen Grund dazu hätte. Die Frankfurter Rundschau schrieb 1971 von seinem "gefährlichen Hang zum Halbwelt-Milieu" und seiner "Trainingsfaulheit", rückblickend meint Graf "damals fand ich, dass die Einschätzung eine bodenlose Frechheit war. Heute weiß ich, da war was Wahres dran".
Bewegt hat mich insbesondere, wie er ohne Scham von seinen Ängsten berichtet. Er wurde von den Liebhabern seiner Mutter geschlagen, einmal sogar hatte er solche Angst vor ihrem Geliebten, dass er die Mutter und den ihm fremden Mann nicht in die Wohnung ließ. Seine Mutter drohte ihm an, dass sie sich unter den Zug legen würde, wenn er die Tür nicht öffnete. Dann ging sie und kam nicht wieder, er suchte sie stundenlang an den Gleisen, bis sie später erst nach Hause kam. Eine kleine Episode, die keiner weiteren Worte bedarf und nichts rechtfertigt, nichts entschuldigt aber Vieles erklärt.
ACHTERBAHN
Geschlagen von den Liebhabern der Mutter, verheizt von egoistischen Trainern, Anerkennung erlebt im Rotlichtmilieu, musste er ins Gefängnis. Nachdem er eine Meuterei anzettelte, wurde er nach Stammheim verlegt, ein Hochsicherheitsgefängnis, wo auch der RAF-Terrorist Peter-Jürgen Boock inhaftiert war. Zwei Menschen, so verschieden wie zwei Menschen nur sein können. Graf trainiert Boocks Körper, und Boock gelingt, was kein Sozialarbeiter bisher vermochte: er zeigt ihm auf, wie wichtig es ist, nicht den Körper sondern auch den Geist zu trainieren. Bildung ist wahre Freiheit, und so beginnt der Boxer zu lesen, von Dostojewski über Faulkner und Hesse.
Doch der Stempel leuchtet auf seiner Stirn: Neger, uneheliches Kind, Benz-Baracken, Zuhälter, Krimineller, Unterschichtler. Es ist faszinierend, auf welch unrechte aber dennoch clevere Weise er dagegen ankämpfte, sich die Möglichkeit erschlicht, aus dem Gefängnis heraus zu trainieren und dann sogar einen Boxkampf zu initiieren. Ein Ding der Unmöglichkeit, doch es gelang ihm, und sosehr ich den Kopf schüttle über die Unverfrorenheit und die Lüge, sosehr bewundere ich insgeheim den Wagemut und die Dreistigkeit dieses Unterfangens. Es ist teilweise absurd zu lesen, mit welchen Mitteln er die Zeit im Gefängnis verbrachte, wie er Dinge zu seinem VOrteil drehte und andere für sich arbeiten ließ. Da wird ein Bordell schnell mal als Hotel deklariert, und ein Inhaftierter sitzt an der Seite des Gefängnisdirektors und trifft Entscheidungen über andere Mitgefangene. Wäre es ein Roman, so würde man ihn abstrafen als unrealistisch, an den Haaren herbeigezogen und völlig hanebüchen, doch was Graf schreibt, ist wahr, und es ist kaum zu glauben.
ARBEIT MIT KINDERN
Charly Graf ist auf jeden Fall ein Sympathieträger, und dieses Charisma ist im Buch deutlich zu spüren. Indem er sich selbst nicht schont, kommt er an Kinder heran, die von Lehrern und Sozialpädagogen bereits aufgegeben wurden. Er versteht die Ängste der Kinder, wie es andere Erwachsene nicht können. Sie fassen vertrauen zu dem Mann, der ohne Scham von seiner eigenen Angst erzählt und davon, dass Gewalt und Kriminalität lediglich Ausdruck der eigenen Hilflosigkeit darstellen. In der Talkshow des NDR sagt er "Aggressivität kommt von Lebensängsten". Um die Aggressivität abzubauen hilft also nicht die "Sozialpädagogenscheiße" (wie er es drastisch in seinem Buch formuliert, was mich schmunzeln ließ. So ungern ich es zugebe, aber als Sozialpädagoge muss ich ihm dennoch zustimmen), sondern die Bewältigung dieser Ängste. Sein Boxtraining ist mehr als nur ein schlagender Sport, es ist ein Wegweiser zu selbstbestimmtem Denken und Handeln, zu einem Leben in Freiheit ohne Angst.
Wäre KÄMPFE FÜR DEIN LEBEN ein Roman, so müsste ich ihm bescheinigen, dass dem Autor eine herausragende Charakterentwicklung voller Intensität und Komplexität gelungen ist. Da es eine Biographie ist, neige ich mein Haupt vor Charly Graf und zolle ihm meinen Respekt. Einmal dafür, wie er vom kriminellen Underdog den Schritt in ein neues Leben wagte, das dennoch geprägt ist von Enttäuschung, Einsamkeit und Armut, aber erfüllt von Stolz und Selbstbewusstsein. Aber vor allem dafür, dass er diese Erfahrungen nun weitergibt an Kinder, die in ihm ein Vorbild sehen. An Kinder, die durch ihn nun eine neue Chance bekommen.
Graf erzählt in knappen Sätzen von einzelnen Kindern, deren Lebenslauf schrecklich ist. "Es gibt Biographien, da habe ich keine Antwort". Wenn auch nur einem dieser Kinder geholfen werden kann, hat er ein Wunder gewirkt, und einige Male ist es ihm bereits gelungen.
FAZIT
KÄMPFE FÜR DEIN LEBEN ist ein Buch, das jeder Leser anders wahrnehmen wird. Biographie eines Sportlers. Das Märchen vom Underdog zum Helden. Die Zeit in Stammheim und die Begegnung mit Broock. Die Kriminalität im Rotlichtmilieu und der Ausstieg aus der Szene. Oder einfach nur ein packender Lebenslauf. Doch egal, aus welchem Grund man das Buch liest - es lässt niemanden kalt.
SaschaSalamander 28.06.2012, 09.09| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Rezensionen Buch | Tip, Biographie, Erfahrungen, Deutsch,
Mr Gum und der fettige Ingo
Dies ist die Geschichte von der Schlacht zu Bad Lamonisch an der Bibber bzw von den Essenszeit-Kriegen, als die sie auch bekannt wurde, bzw Ghostbuster III, als die sie nicht bekannt wurde.
Letzter Satz:
Ich hab diesen Affen noch nie leiden können.
Aus: Andy Stanton / David Tazzyman: Mr Gum und der fettige Ingo; Sauerländer 2012
SaschaSalamander 27.06.2012, 18.14| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Zitate
Klassentreffen
Die Geschichte ist knapp und direkt, im Präsens und der ersten Person geschrieben. Mit der Inhaltsangabe ist im Grunde schon alles erzählt, die Handlung wird in sinnliche Worte verpackt und bereitet ein kurzes aber durchaus lustvolles Vergnügen. Was mir besonders gefiel war das Outing vor den Klassenkameraden. Klar hatte man das ausbauen können, aber darum ging es eigentlich nicht, und mir genügte allein der Gedanke, ich konnte mir die Reaktionen voller Möchtegern-Toleranz (Zitat Christoph) sehr gut vorstellen.
Glatt, vorhersehbar, romantisch und ohne Verwicklungen, einfach eine perfekte kleine Wohlfühlstory :-)
Wertung: 8,5 von 10 heimliche Jugendlieben
SaschaSalamander 27.06.2012, 12.53| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Rezensionen Buch | Queer, Erotik, Romantik, Kurzgeschichten,
Sie sind ein schlechter Mensch, Mr Gum
Mr Gum ist ein alter Ekelbatzen, fies und gemein. Alles an ihm und um ihn herum strotzt vor Hässlichkeit, nur sein Garten ist wunderschön. Denn in Mr Gums Badewanne lebt eine Fee, die täglich den Garten kontrolliert und Mr Gum zur Strafe mit der Bratpfanne verdrischt. Eines Tages kommt Jakob der Hund und beginnt regelmässig das Grün zu verwüsten, also muss Mr Gum zur Tat schreiten. zu einer fiesen, gemeinen Tat. Die kleine Polly möchte Jakob retten, aber was kann ein kleines Mädchen alleine schon gegen diesen Fiesling tun?
NONSENS
Um das Buch zu beschreiben, möchte ich vorab erklären, dass es sich um Nonsense-Literatur handelt. Ich liebe dieses Genre, leider gibt es viel zu wenige intelligente Bücher dieser Art, allen voran ALICE IM WUNDERLAND von Lewis Carroll, gegenwärtig denke ich z.B. an die EDDIE DICKENS Trilogie von Philipp Ardagh oder OTTOLINE von Chris Riddell. Diese Werke zeichnen sich unter anderen dadurch aus, dass es eben non-sense ist, also keinen Sinn ergibt. Der Autor schreibt unlogische Dialoge, erfindet neue Wörter, zieht unpassende Vergleiche aus dem Hut und widerspricht sich sogar selbst. Warum? Was der Sinn davon ist? Nein, zu sagen "das macht keinen Sinn" wäre unpassend. Indem der Autor den Dingen ihren gewohnen Sinn entzieht, wird die Phantasie angeregt, rein passiver Konsum ist kaum möglich, man ist zum Mit- und Umdenken gezwungen. Wie reich der Mensch, der sich vom Erwarteten lösen kann und an das Unmögliche glaubt
AUFBAU
Zurück zu Mr. Gum. Es ist schwer, etwas an diesem Buch konkret zu benennen, denn dazu müsste es ja einen vergleichbaren Sinn ergeben. So ist also auch der Handlungaufbau schwer zu beschreiben. Der Autor hält sich nicht mit wichtigen Details auf, bewahre! Er verliert sich in seinen Ausschweifungen und Belanglosigkeiten, und trotzdem gelingt es ihm irgendwie, die Handlung voranzutreiben und eine Art Showdown zu gestalten. Abzusehen ist das Ende lediglich insofern, als ein Kinderbuch in der Regel positiv endet, doch ansonsten kann sich der Leser auf jede Menge Überraschungen gefasst machen. Und wenn das Buch vorbei ist, wird auf mehreren Seiten angekündigt, dass keinesfalls eine Bonusgeschichte folgen wird, die am Ende natürlich dennoch folgt.
CHARAKTERE
Auch die Charaktere sind abstrus. Etwa ein Mädchen namens Peter. Friday O Leary, der am Ende des Satzes immer sagt "die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser". Die Fee mit der Bratpfanne. Der Geist des Regenbogens. Ganz zu schweigen von dem Mädchen namens "Jammy Grammy Lammy F´Huppa F´Huppa Berlin Stereo Eo Eo Lebb C´Yepp Nermonica Le Straypek De Crespin De Crespin De Spespin De Vespin Die Schupp die Wupp de Brönckel Frohe Weihnachten Lenoir" (Freunde dürfen sie Polly nennen, deswegen ist jeder gerne mit ihr befreundet). So wunderlich sie alle sein mögen, eines ist gewiss - gut ist überaus gut, und böse ist böse. So böse, dass es keine Zauberschokolade isst aber dafür Popel.
ZEICHNUNGEN / BUCHGESTALTUNG
Die Reihe um Mr Gum spielt mit Sprache, Sprache wird jedoch auch als optisches Mittel genutzt. Daher hält sich die deutsche Gestaltung nahezu identisch an das Original von Stanton. Die Seite ist nur zu einem knappen Drittel mit Sätzen gefüllt, manchmal bleibt dieser Platz frei, häufig bietet er Raum für Zeichnungen oder hervorgehobene Wörter, die in zigfach vergrößerter Schrift und anderem Schriftsatz (teils wie von Hand gekrakelt) zu lesen sind. Gelegentlich werden Lieder nicht auf Zeilen sondern in Wellenlinien geschrieben. Zudem sind die Seiten des Buches nicht weiß sondern mit grauen Flecken übersät. Einige Male erwischte ich mich dabei, wie ich in Gedanken über die Seiten strich, um den vermeintlichen Staub abzuwischen.
Die Zeichnungen sind witzige Kritzeleien, immer passend zum Inhalt des Buches. Für die deutsche Version wurden einige Dinge geändert, da die Bilder häufig Worte enthalten (etwa die Beschriftung der Milchflaschen, das Städteschild am Bahnhof etc). Tazzyman verleiht der Geschichte eine weitere witzige Note, die die Bücher zu etwas ganz Besonderem macht.
SPRACHE / ÜBERSETZUNG
Übersetzen ist eine Kunst für sich. Doch wie soll man etwas übersetzen, das aus Wortschöpfungen, Wortspielen und ungewöhnlichen Satzkonstellationen besteht? Ich war gespannt auf die Umsetzung und habe mir deswegen sowohl die englische als auch die deutsche Ausgabe gekauft, um diese miteinander zu vergleichen. Und ich bin begeistert:
Harry Rowohlt ist dieses Kunststück hervorragend gelungen, er hat die Eigenheiten Stantons aufgefangen und mit seinem ihm eigenen Stil ins Deutsche übertragen, ohne den Grundton des Buches zu verändern. Manches Mal musste er dafür Sätze umstellen. Einige Wortwitze fielen leider unter den Tisch, dafür hat er an passenden Momenten eigene Feinheiten eingebaut, die widerum in der englischen Sprache nicht möglich gewesen wären. Auch er kreiert Wortneuschöpfungen, wendet Lautmalerei an und spielt mit der Sprache. Zudem verwendet Rowohlt gerne alte, teils fast ausgestorbene Worte udn spielt mit ihnen, was dem Text einen ganz eigenen Reiz verleiht. So wird aus "fürbass" (vorwärts, voran) das Verb "fürbasseln" (vorwärtsgehen). Auch begegnet man so herrlich seltenen Wörtern wie "kabolzen" oder "schlumpeln", für Sprachfreunde sind Rowohlts Übersetzungen wie üblich ein Festmahl.
Sowohl im Englischen wie auch im Deutschen sprudelt der Text über von kreativen Ideen, und MR GUM ist eines der wenigen Bücher, bei denen die Entscheidung "Original oder doch lieber Übersetzung" viel zu schwer fällt.
ZIELGRUPPE
MR GUM ist ganz klar ein Kinderbuch und kann bedenkenlos auch vorgelesen werden. Und trotzdem ist es auch ein Buch für die Großen, denn hier können Alt und Jung gemeinsam lachen. Die Kinder über so schräge Vorstellungen wie eine Fee, die mit ihrer Bratpfanne in der Badewanne lebt, Erwachsene über das kongeniale Sprachgenie von Stanton und Rowohlt. Außerdem - wer geistig jung bleiben will, der macht es wie die Herzogin aus ALICE IM WUNDERLAND: "ich denke schon vor dem Frühstück an sechs unmögliche Dinge". Das Buch ist einfach für alle geeignet, die Spaß haben an folgenden Sätzen:
Jakob war eins dieser großartigen Tiere, die weder Furch noch Zögern noch das Rezept für Rühreier kannten. (S. 110)
Er kratzte nachdenklich seinen Bart, nicht den Bart, der auf seinem Kinn wuchs, sondern einen Ersatzbart, der an der Wand wuchs und den er von Zeit zu Zeit zum Kratzen benutzte. (S. 56)
Die Raupen waren so froh, ihn zu sehen, dass sie sofort zu Schmetterlingen metamorphosierten. Eine der Raupen war sogar so froh, dass sie zu einem Esel metamorphosierte. Die Maulwürfe quiekten, und die Schmetterlinge brüllten vor Vergüngen. (S. 113)
Er tanzte einen grausamen Freudentanz wie ein gehässiges Flaschenteufelchen, welches am 1. Weihnachtstag auf alle Geschenke gerotzt hatte. (S. 86)
Mr. Gum hatte keine Zeit, kurz herinzuschauen [...]. Er hatte wichtigere Igel zu kämmen. (S. 78)
FAZIT
MR GUM strotzt nur so vor Einfallsreichtum und Lebensfreude, und niemand hätte das Buch besser übersetzen können als Harry Rowohlt. Wer sich davon also nicht begeistern lässt, ist selbst schuld ;-)
Wertung: 127,538 von 12,539 Schmetterlingen, die triumphierend ihre kleinen Fäuste in den Himmel recken
SaschaSalamander 27.06.2012, 09.18| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Rezensionen Buch | Tip, Schräg, Humor, Kinder,
Sie sind ein schlechter Mensch, Mr Gum
Aus: Andy Stanton: Sie sind ein schlechter Mensch, Mr Gum!, dtv Junior 2012
SaschaSalamander 26.06.2012, 15.13| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Zitate
Lustpunkte
LUSTPUNKTE ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die jeweils einzeln als Ebook erhältlich waren. Nun gibt es natürlich Leser, die keinen Reader haben. Und Leser wie mich, die zwar gerne elektronisch lesen aber doch das Printmedium bevorzugen. So ein schickees Buch im Regal ist einfach schöner als ein paar 0 und 1 und Bits und Bytes auf der Festplatte.
Da ich die einzelnen Geschichten schon weitgehend vorgestellt habe, kann ich das Buch kaum rezensieren. Trotzdem, ich kann die Geschichten kurz vorstellen und ggf auch innerhalb meines Blogs verlinken. Ansonsten ist zu bemerken, dass Inka zwar meistens homoerotische Geschichten schreibt, in LUSTPUNKTE finden sich allerdings die wenigen "klassischen" Stories. Außerdem gefällt mir die Vielfalt: von Doktorspielen über Historisches, ab in den Wilden Westen, dazu Dämonen, Baustelle, immer lässt sich Inka etwas Neues einfallen.
>DOKTORLUDER<
Ein Arzt führt mit seiner Mitarbeiterin einige "Experimente" durch. Die Geschichte ist in ihrer Sichtweise etwas männlicher gehalten und dadurch eine interessante Abwechslung zu Inkas ansonsten eher femininer Schreibweise.
GELIEBTER FEIND
Claire und Justin sind von Kind an befreundet, später verliebt. Doch ihre Familien sind verfeindet. Als Erwachsene begegnen sie sich wieder, Claire ist bereits verheiratet. Niemals dürften sie sich ihre Liebe gestehen. Ich bin sehr angetan. Historischer Hintergrund, eine vermeintlich unmögliche Liebe, sanfte Verführung und unausgesprochene Gefühle - wunderschön, romantisch und seeeeehr erotisch :-)
>WILDES BEGEHREN<
Trish interessiert sich für ihren Chef, dieser allerdings würdigt sie keines Blickes, zumindest bis zu dem Tag, als sie überfallen wird. Eine eher einfach gestrickte Story, die mir sehr gut gefiel. Das Ende ist süß, und ich mag es, wenn eine Geschichte mich zum Lächeln bringt.
DAS PRAKTIKUM DER LÜSTE
Antonia soll ein Praktikum auf der Baustelle des Vaters machen. Sie hat keine Lust auf die Arbeit, doch einer der Mitarbeiter weckt andere Lüste in ihr. Habe ich gelesen, jedoch nicht rezensiert. Mein Geschmack war sie nicht, die Meinung der anderen Leser allerdings ist begeistert, das Buch stand lange Zeit auf Platz 3 der Bestseller in der Kategorie Kindle-Erotik.
>DÄMONENBRAUT<
Ryan hat einen ungewöhnlich heißen Traum um eine dämonische Domina. Als er im Büro erscheint, erlebt er allerdings eine Überraschung. Diese Geschichte fand ich spannend, denn der Handlungsverlauf bietet eine außergewöhnliche Wende, mit der ich nicht gerechnet hatte im Rahmen einer Kurzgeschichte. Ryan hätte einen eigenen Roman verdient.
WIE DU MIR
Was sich liebt, das neckt sich. Doch Fredericks Neckerei ist verletzend, Ulrike ist sauer und will sich an ihm rächen. Aus Rache wird Lust, aus Lust wird Liebe. Die Leser haben entschieden: Amazon Jahresbestseller 2011 im Bereich Kindle-Erotik :-)
>RANCHERHERZEN<
Saloongirl Shelley ist das Geburtstagsgeschenk für Brad. Brad will das Geschenk gemeinsam mit seinem Bruder Jimmy genießen. Dieser hat allerdings nur Augen für die hübsche Indianerfrau Ayashe. Eine Story, die neben einem Dreier etwas Bondage bietet und auch sonst sehr abwechslungsreich ist.
SaschaSalamander 26.06.2012, 08.41| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Rezensionen Buch | Erotik, Queer, BDSM, Fantasy, Kurzgeschichten,
Eine besondere Perle
Biographien lese ich eher selten, viele sind recht trocken. Und die Leute, die mich interessieren, schreiben eh keine. Und dann noch die Biographie eines Sportlers? Zweimal nein! Eines Boxers? Dreimal nein!
Aber dieser Boxer war lange Zeit inhaftiert, und inzwischen arbeitet er mit verhaltensauffälligen Kindern. Zwei Themen, die für mich dann doch interessant sind, erst recht in dieser Kombination. Wie kam es, dass er sosehr abrutschte, was hielt ihn aufrecht, wie kam er wieder nach oben? Und mit welcher Einstellung trainiert er die Kinder, was kann er ihnen auf den Weg mitgeben? Ich warf also trotz meiner Bedenken einen Blick in das Buch und war überwältigt. Charlys Leben ist weit spannender, als jeder fiktive Roman es sein könnte! Seine Biographie wäre die perfekte Vorlage für einen Spielfilm im Stil von MILLION DOLLAR BABY und ähnliche des Genres, doch Charlys Geschichte ist wahr.
Am 12. Juni war die Erstausstrahlung der Doku CHARLY GRAF - EIN DEUTSCHER BOXER, am 4. August wird sie um 22.45 im NDR wiederholt. >Hier< kann man sich über den Film informieren. In einer >NDR-Talkshow< erzählt er einzelne Etappen seines Lebens, in der Sendung >DAS< war er ebenfalls zu Gast, bei den angegebenen Links kann man das jeweilige Video streamen. Ich empfehle unbedingt den Film am 4. August, denn das Buch ist sehr spannend, dennoch liest man nur von Charly (als Ich-Erzähler) und Armin (als Beobachter), im Film dagegen kommen z.B. auch Peter-Jürgen Boock (ehem. RAF-Terrorist, der ihm im Gefängnis ein guter Freund wurde), Thomas Classen (sein letzter Gegner im Ring, der ihm den Titel - zu Unrecht? - abrang), ein Ex-Promoter und viele andere zu Wort. Unbedingt sehenswert! :-)
SaschaSalamander 25.06.2012, 15.00| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Aktuelles | Tip, Biographie, Erfahrungen, Deutsch,
Lady Bedfort 55 - Der verlorene Tag
Mmh, eine wunderbare Folge, die mir wieder außerordentlich gut gefallen hatte. Zwar geht es auch um den Fall, doch im Vordergrund stehen diesmal die Charaktere, ihre Beziehungen untereinander und ihre Vergangenheit. So erfahren die Hörer nun endlich den Grund, weshalb Miller damals in das vermeintlich (bis eines Tages eine Hörspielreihe regelmässig für neue Verbrechen sorgte) ruhige Städchen Broughton strafversetzt wurde. Auch die Beziehung zwischen Vivien und Sam wird hier zum ersten Mal nicht nur angedeutet sondern auch deutlich thematisiert. Und vor allem wird Lady Bedfort zum ersten Mal heftig kritisiert für ihr oft herablassendes Verhalten (nachdem ich mich besonders in der letzten Folge >DIE CHINESISCHE UHR< sehr über diese Unart geärgert hatte, freute es mich sehr, dass man sie dieses Mal in ihre Schranken wies, denn ihre Umwelt leidet doch oft unter ihr).
Die Erzählweise finde ich sehr gelungen, da sie wieder eine Abwechslung zu den klassischen Folgen bietet. In DER VERLORENE TAG wird sowohl die Gegenwart geschildert als auch die Vergangenheit dargestellt, wenn Miller, Vivien oder andere von ihren Erinnerungen berichten. Auch das wieder ein schönes Stilmittel, den Hörer in kleinen Etappen an die Lösung des Rätsels heranzuführen. Trotzdem bleibt die Handlung übersichtlich, überfordert den Hörer nicht und ist insgesamt eine der gut nebenbei zu hörenden Folgen, da der Fall wenig Verwicklungen bietet und es eher darum geht, das Geschehen am Vortag zu rekonstruieren.
Sebastian Weber schrieb nun die achte Folge für die Serie, und diesmal zeichnet er sich besonders durch recht viele Wortgefechte aus. Die Lady in Höchstform, aber auch Gomery, Tim und die anderen lassen sich nicht lumpen. Leider kann ich diese Dialoge exemplarisch schlecht widergeben, da sie auf mehreren Sätzen und den darauffolgenden Reaktionen basieren, doch ich habe viel gelacht und mich gefreut, dass diese Folge wieder einmal richtig Biss hatte. Da wird geneckt, gefrotzelt und gestichelt, dass es eine wahre Freude ist.
Wie es mit Vivien und Inspektor Miller weitergehen wird, bin ich sehr gespannt. Diese Entwicklung zwischen den beiden ist etwas, mit dem ich mich in den letzten Folgen noch nicht so gut anfreunden konnte, es kam mir zu plötzlich und ist noch nicht ganz nachvollziehbar. Aber gut, wer weiß, was die Macher da geplant haben ...
Zu Musik, Hintergrunduntermalung und Sprechern kann ich dieses Mal nicht viel erzählen, es passt einfach alles ineinander, ist in sich stimmig und gelungen. Außer den beiden Kluckert-Brüdern und Dascha Schmidt-Foss wird diesmal nur die Stammbesetzung herangezogen, die wie gewohnt im gewohnten und geschätzten Bedfort-Stil interagiert.
DER VERLORENE TAG ist eine sehr schöne Folge, die aufgrund der vielen persönlichen Hintergründe aller Beteiligten nur für Fans geeignet ist. Spannend erzählt, mit jeder Menge Wortwitz und eine Story, die das Geschehen in Broughton einen großen Schritt voranbringt. Man kann gespannt sein, was sich nun alles daraus ergeben wird!
8 von 8 Doppelmordwaffen
oder
5 von 5 Erdnussknackern
SaschaSalamander 25.06.2012, 08.51| (1/1) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Rezensionen Hörspiel | Serie, Krimi, Deutsch,
Statistik KW 25
1 - You´re a bad man, Mr Gum (A Stanton)
1 - Kämpf für Dein Leben (C Graf, A Himmelrath)
1 - Butler Parker 01 - Die weiße Göttin (Zauberstern)
1 - Lady Bedfort 54 - die chinesische Uhr (Hörplanet)
1 - Lady Bedfort 55 - Der verlorene Tag (Hörplanet)
1 - Mindnapping 09 - Montana (Audioanarchie) (2x)
1 - Precious Lies (H Iruma, A Satoh)
1 - Lady Bedfort (Hörplanet)
1 - Jo Raketenpo (P Tulim)
3 - Der Stalker (T Carver)
GESEHEN
Source Code
NEUZUGÄNGE
Beim ersten Sonnenstrahl 02 (I L Minden)
Precious Lies (H Iruma, A Satoh)
Lustpunkte (I L Minden)
Nemesis 1-6 (W Hohlbein)
Hannes (R Falk)
Lady Bedfort 54 - die chinesische Uhr (Hörplanet)
Lady Bedfort 55 - der verlorene Tag (Hörplanet)
Träume von Flüssen und Meeren (T Parks)
Der kleine Horrorladen (DVD)
Die Ehre der Am´Churi (S Gernt)
Abscheuliche Angewohnheiten (P Aardagh)
Caius, d Lausbub a d alten Rom 1-3 (H Winterfeld)
D unwahrscheinliche Reise d Jonas Nichts (W Freund)
ANMERKUNGEN:
1 - komplett
2 - teilweise
3 - abgebrochen
SaschaSalamander 24.06.2012, 21.39| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Statistik
Schlagt ihn tot, den Hund
SaschaSalamander 24.06.2012, 14.08| (1/1) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Zerlegt
Lady Bedfort 54 - Die chinesische Uhr
Der Koch eines chinesischen Restaurants erhält täglich Todesdrohungen, ein Countdown. Er versucht die Sorge vor seiner Tochter herunterzuspielen, doch sie ahnt, dass mehr dahintersteckt. Die Neugier der Lady, die - wie es der Zufall wieder einmal will - dort mit Tim Denham speist, ist geweckt. Ein Chinese, der schon seit mehreren Tagen regelmässig Gast ist, scheint verdächtig. Was steckt hinter den Drohungen?
CHARAKTERE, SPRECHER
Die Charaktere agieren sehr gelungen. Wobei ich sagen muss, dass Lady Bedfort hier gelegentlich Äußerungen von sich gab, die ihre Herablassung unterstrichen, das passte zwar sehr gut zu ihrem Charakter, war aber gerade im Hinblick auf den interkulturellen Hintergrund schon sehr gewagt. Tim agiert wieder als steter Begleiter, ohne jedoch wichtige Aufgaben zu übernehmen, Vivien fehlt gänzlich. Während Dennis Schmidt-Foss eine nur kleine Rolle innehat, trägt seine Frau Dascha dieses Mal wieder eine Hauptrolle, die sie auch gekonnt umsetzt. Harald Effenberg ist der ideale Sprecher für die Rolle des scheinbar schrulligen Sinologen. Robert Missler als zwielichtige Figur gefiel mir in dieser Folge außerordentlich gut, da er hier geschickt agiert, je nach Fortlauf der Handlung wirkt seine Rolle harmlos oder gefährlich, diese Gegensätze konnte er sehr gut einfangen.
Überhaupt ist es dieses Mal die Darstellung der Charaktere, die einen großen Teil des Hörspieles trägt. Zu Beginn scheint alles offensichtlich, klarer Fall, doch im Laufe der Handlung erfährt der Hörer kleine Puzzlestücke, die das Bild verändern. Wenn man glaubt, die Lösung zu wissen, kommt ein weiteres Element hinzu, und der Plot nimmt eine neue Richtung. Zudem werden zwei Handlungsfäden verknüpft, die zwar bereits parallel liefen aber anfangs nicht als solche zu erkennen waren, auch das ein netter Effekt. Dies ist tatsächlich eine Folge, in der man niemandem trauen darf.
HANDLUNGSAUFBAU
Zugegeben, die Reihe fängt etwas schwächer an, die Folge mutet in den ersten Tracks an wie ein simpel gestrickter Fall, der seinen Reiz alleine aus der neuen Kulisse ziehen möchte. Gemischt mit ein paar Klischees und Namen wie Lo Feng, Wong Ping und Wong Fu, dann betont die Lady auch noch überdeutlich den Jade-Buddha und macht somit das Klischee der Innenraumausstattung eines chinesischen Restaurants perfekt. Aber schnell wird dem Hörer klar, dass hinter dieser Folge weit mehr steckt! Der Fall DIE CHINESISCHE UHR ist clever gestrickt und bietet dem Hörer einige Wendungen, mit denen man zu Beginn ganz sicher nicht gerechnet hätte.
FREMDE KULTUR
Ein Chinarestaurant macht noch keine fremde Kultur. Doch einzelne Bräuche und Traditionen spielen in dieser Folge eine Rolle. Schön finde ich, dass man verzichtet hat, Klischees breitzutreten. Die Musik der Folge ist im asiatischen Stil gehalten, weckt sofort Assoziationen, ist jedoch nicht übertrieben, wirkt dabei immer noch westlich und eben "typisch Bedfort". Die Sprecher reden normal, besonders dafür war ich dankbar. Nichts wäre schlimmer gewesen als womöglich eine komplette Folge mit gekünsteltem Dialekt hören zu müssen. Wenn auch die Lady selbst sehr unfein über andere Sitten wertet - das Hörspiel selbst ist angenehm neutral, es werden verschiedene Sichtweisen und und derselben Situation aufgezeigt aus dem Blickwinkel verschiedener kultureller Hintergründe. Eine gelungene Idee, die Serie zwar in England spielen zu lassen aber doch das Ambiente einmal völlig neu zu gestalten und auf diese Weise Abwechslung einzubringen.
AUTOR THORSTEN BECKMANN
Thorsten Beckmann schrieb mit >DIE WEISHEIT DES CICERO< sein Debut für LADY BEDFORT, eine Folge die einige Längen in sich trug. DIE CHINESISCHE UHR DAGEGEN ist zwar zu Beginn etwas träge, gewinnt dann aber flink an Fahrt. Dialoge zwischen einzelnen Charakteren wie etwa dem Vater und seiner Tochter oder der Tochter und dem geheimnisvollen Gast bieten immer wieder kleine Hinweise, die gerne auch geschickt in die Irre führen. Und wieder agiert die Lady etwas mehr im Hintergrund. Beckmann zeigt in beiden Folgen, dass er neue Charaktere in Kürze sehr gut präsentieren kann. Es gelingt ihm, durch unterschiedliche Szenen das Gesamtbild nach und nach zu vervollständigen, die Spannung dabei aufrecht zu erhalten. Allerdings sind seine Folgen zwar nicht düster dennoch sehr ernst, ein paar spitze Dialoge oder kurze auflockernde Momente würden es perfekt abrunden.
MUSIK, GERÄUSCHE
Die Musik ist der Serie angepasst, klingt asiatisch angehaucht, übertreibt dabei aber nicht, sodass eine nette Atmosphäre geschaffen wird. Mir gefiel die Musik dieser Folge wieder einmal außerordentlich gut. Die Geräusche rückten eher in den Hintergrund, mir fiel nichts negativ oder positiv aus, das erwähnenswert wäre.
FAZIT
Nach anfänglichem Geplänkel wird es richtig spannend, Beckmann beweist ein geschicktes Händchen für clevere Verwicklungen. Eine Folge, die man gerne mehrfach hört, ob Neueinsteiger oder Serienfan.
8,51 von 10 China-Böllern
SaschaSalamander 23.06.2012, 18.52| (2/2) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Rezensionen Hörspiel | Serie, Deutsch, Krimi,
Butler Parker 01 - die weiße Göttin
BUTLER PARKER basiert auf einer erfolgreichen Krimireihe, die von 1953 bis 1992 als Heftroman und wurde 1972 und 73 sogar verfilmt. Nun hat das Label Zauberstern die Serie aufgegriffen und lässt den Flair der 60er auferstehen. Man darf also keine moderne Storyline erwarten oder trendige Hörspielinszenierung. Auch das Cover lässt bereits darauf schließen, dass man hier bewusst kultig und trashig wirken möchte.
Die Sprecherliste ist beachtlich, so wird die Hauptrolle von Lutz Riedel und David Nathan gesprochen, auch Bekannte wie Krauss, Pan, Bierstedt, Rode sind zu hören. Wo man allerdings in die Hauptrollen investiert hat, hat man zugleich an der Nebenbesetzung gespart, und einige Zwischenrufe oder Einspielungen wirkten völlig deplatziert und unpassend. Und erstaunlicherweise konnte ich mich dieses Mal auch nicht uneingeschränkt mit den Hauptsprechern anfreunden. Zuviel betont, überzogene Reaktionen, unangenehmes Übertreiben der jeweiligen Rolle. Das dies mehrfach und von verschiedenen Sprechern auffällt, ist es vermutlich gewollt. Gewagtes Experiment, das zumindest für meinen Geschmack gründlich in die Hose ging. Der Humor der Serie fällt noch auf, doch auch das ging komplett an mir vorbei. Ich empfand die Dialoge weniger humorvoll als vielmehr zu klischeebeladen und teilweise albern.
Was mir allerdings sehr gut gefiel, war die geschickt eingefangene Atmosphäre. Das Kopfkino sprang sofort an, ich sah klare Szenen vor mir, deutliche Charaktere. Die Musik wirkt im ersten Moment sehr ungewohnt für ein Hörspiel, jazzlastig, mal smooth mal pfiffig, erinnert an verrauchte Bars und dunkle Hinterhöfe, mir hat das sehr gut gefallen, es passt hervorragend zum Gesamtbild von BUTLER PARKER. Auch die Geräuschkulisse wurde gut umgesetzt, ob nun zu Hause beim Anwalt, im Nachtclub oder in den geheimen Treffpunkten der Gangster.
Ob die Originalvorlage gut umgesetzt wurde, kann ich nicht beurteilen, da ich durch das Hörspiel das erste Mal von BUTLER PARKER hörte. Ob das Heft inhaltlich mehr hergegeben hätte, weiß ich auch nicht. Daher kann ich nur das Hörspiel beurteilen. Und das war in sich selbst stimmig, konnte mich aber nicht wirklich begeistern. Trotzdem, ich möchte der Serie eine Chance geben, werde mir auch weitere Teile anhören, vielleicht muss ich mich erst an den doch eigenwilligen Stil gewöhnen.
6 von 10 größenwahnsinnige Gangstergelächter
SaschaSalamander 22.06.2012, 09.34| (1/1) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Rezensionen Hörspiel | Krimi, Reihe,
Doppelrezension
Deswegen finde ich Doppelrezensionen toll: nicht nur eine Meinung, sondern zwei. Zwei gegensätzliche Meinungen, die eine positiv, die andere negativ. Beide natürlich gut begründet und mit nachvollziehbaren Argumenten, sodass der Leser angeregt wird, sich sein eigenes Bild zu machen.
Außerdem: einige lieben es zu zerreißen. Aber es gibt ja auch die anderen, denen es schwerfällt, Kritik zu äußern. Man verletzt eventuell den Autor, und alle finden das Buch toll außer einem selbst, das fühlt sich komisch an, man würde gerne schreiben aber möchte nicht als einziger alleinestehen. Da ist die Doppelrezension eine schöne Idee, um die eigene Kritik auf diese Weise zu entschärfen und zu sagen "hey, mir hat es absolut nicht gefallen, aber deswegen ist es nicht schlecht, anderen gefällt es trotzdem", zudem erfüllt sie ja den Zweck der Gegenmeinung und ist bewusst negativ. Also, traut Euch, eine negative Rezension ist auch Werbung, solange sie fair bleibt und begründet ist ;-)
Wenn ich in anderen Blogs auf eine meiner Meinung entgegenstehende Rezension treffe, die mir gefällt, werde ich den jeweiligen Blogger um Zusammenarbeit bitten. Und wer bei mir auf eine Rezension stößt und seine gerne dagegenhalten möchte, darf sich gerne an mich wenden. Eine kurze Inhaltsangabe, und dann folgen zwei Meinungen, erst die des Gastbloggers, dann meine. Selbstverständlich werde ich auch auf den entsprechenden Blog verlinken.
Der Gastblogger hat natürlich weiterhin das Recht an der eigenen Rezension, und natürlich darf diese auch im eigenen Blog geschrieben werden. Ich verlange nicht, dass mein Beitrag als Doppelrezension auch im anderen Blog erscheint, wünsche mir dann aber zumindest in der originalen Einzelrezension des anderen Bloggers einen Link auf die Doppelrezension hier.
Für beide Seiten ein Gewinn, und der Leser bekommt die Möglichkeit, sich sein eigenes Bild zu machen. Also - ran an die Tasten, ich freue mich auf möglichst viele Gegenüberstellungen ;-)
SaschaSalamander 21.06.2012, 18.43| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Blog
Mein böses Herz
Doro zieht mit ihrer Mutter in einen neuen Ort. Dort erhält sie auch gleich ihre ersten Therapiesitzungen bei einem neuen Psychiater, denn seit dem Tod ihres kleinen Bruders leidet sie unter Halluzinationen. Eigentlich dachte sie, sie hätte alles im Griff, es würde besser. Doch statt dessen nun kommen neue Halluzinationen hinzu. Oder sind es gar keine Wahnvorstellungen, geschehen die seltsamen Dinge wirklich? Die Polizei, ihr Therapeut, ja sogar die Mutter halten sie für krank, doch Doro weiß, was sie gesehen hat ...
MEIN BÖSES HERZ gefiel mir ehrlich gesagt sogar besser als die Erwachsenenromane des Autors. Er hat sich gut in das junge Mädchen hineinversetzt, ihre Ängste und Probleme geschildert. Auch lernt Doro zwei Jungen kennen, verliebt sich in einen davon (der bereits vergeben ist) und freundet sich mit dem anderen an. Zum Glück hat er keine Romanze eingebaut sondern das Thema einfach laufenlassen, Doros Gefühle kommen beim Leser an, doch dankenswerterweise verzichtet Dorn auf jegliche romantisch-kitschigen Superlative. Doro ist eine toughe Heldin, die mir sehr gut gefällt.
Der Thrilleranteil ist für Jugendliche genau richtig. Doro hat recht unheimliche Halluzinationen, und die Erinnerung an ihren toten Bruder und sein verzerrtes Gesicht holen sie immer wieder ein. Obwohl ihre Unschuld bewiesen ist, kann sie sich nicht an die Nacht vor dem Tod erinnern und gibt sich Schuldgefühle, nach und nach wird das Bild klarer und erschreckender. Auch das unheimliche Geschen, das Doro gesehen hat (?), sorgt für Spannung, während das Mädchen auf eigene Faust ermittelt. Trotzdem ist alles in einem Ton geschrieben, den ich für Jugendliche angemessen halte, es gibt weder sinnlose Gewalt noch unnötige Grausamkeiten, dafür jede Menge atemlose Spannung und unheimliche Momente.
Schnell wird klar, dass man niemandem trauen darf. Doro verliert sich zwischen Wahn und Wirklichkeit, und auch der Leser erhält keine Aussage darüber, was tatsächlich real ist. Nun gut, es ist ein Thriller, irgendetwas geht also tatsächlich vor sich, doch wie hängen die einzelnen Geschehen zusammen?
Das Ende kam mir etwas zu abrupt, nicht bezogen auf Länge und Handlungsaufbau, sondern im Hinblick auf die Lösung. Es schien mir "hervorgezaubert", sodass auch andere Personen hätten involviert sein können ohne dass man das Buch dafür hätte abändern müssen. Diese Art Überraschung / Auflösung mag ich nicht, denn sie weckt bei mir das Gefühl, dass der Autor sich während des Schreibens gerne ein paar Optionen für das Ende offen lassen wollte, zudem stellt sich die Frage, welchen Zweck die Handlung vor der Auflösung verfolgte. Ich bevorzuge straffere Plots mit kleinen Hinweisen, bei denen man am Ende weiß "es lag doch auf der Hand". Da ich allerdings das gekürzte Hörbuch vorliegen hatte statt den Roman, kann ich nicht sagen, ob es im Roman ähnlich spontan ist (allerding glaube ich nicht, dass man für die Auflösung relevante Elemente kürzen würde).
Das Hörbuch selbst - da gibt es nicht viel zu sagen außer: Laura Maire. Meine persönliche Nummer 1 unter den Sprecherinnen. Sie hat eine ausdrucksstarke Stimme, mit der sie das Hörbuch jedes Mal zu einem besonderen Erlebnis macht. Freude, Verliebtsein, Begeisterung, Trauer, Verzweiflung, Angst, Panik, sie ist unglaublich wandelbar. Es gelingt ihr, sogar kleine Nuancen noch punktgenau herauszuarbeiten und den Charakteren dadurch nicht nur Leben, sondern sogar eine Persönlichkeit zu verleihen. Mein Lob und meine Anerkennung für diese Leistung :-)
Abschließend kann ich nur sagen, dass MEIN BÖSES HERZ ein spannender Jugendthriller ist. Trotz des eher enttäuschenden Endes habe ich die Zeit mit Doro sehr genossen und freue mich bereits auf den nächsten Roman des Autors, welches Genre und welche Zielgruppe auch immer.
8 von 10 Stoffhasen
SaschaSalamander 21.06.2012, 11.14| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Rezensionen Hörbuch | Jugend, Thriller,
Punktwertung
In den letzten Wochen bin ich in verschiedenen Blogs aber immer häufiger über etwas gestoßen, das mir sehr gut gefällt: kein festes System, sondern individuelle Bewertungen, immer bezogen auf den vorgetellten Titel. Dies könnte sein "4,3 von 5 Clownsnasen" für Kings ES, "78 von 100 tragische Seufzer" für einen Roman von Sparks, "9 von 10 Visitenkarten" für eine Folge der DREI FRAGEZEICHEN oder "123 von 100 Jubelrufen" für den langersehnten Neuling des Lieblingsautors. Nicht nur dort, aber besonders aufgefallen ist mir das vor allem beim >TOFU NERDPUNK<, wo man sich immer besonders witzige Wertungen einfallen lässt.
Die Idee gefällt mir. Dadurch kann man zusätzlich auf das Werk aufmerksam machen ("was hat dieses Element mit dem Roman zu tun"?). Und ich muss nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, kann aber trotzdem ein Gesamturteil abgeben. Doch, die Idee gefällt mir. Ihr werdet also zukünftig höchst individuelle Wertungen bei mir finden ;-)
SaschaSalamander 20.06.2012, 20.43| (3/3) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Blog
End of Time
Oliver Döring ist in der Hörspiel-Scene ein bekannter Name, vor allem die Serie JOHN SINCLAIR ist jedem Fan ein Begriff. Nach Unstimmigkeiten mit dem Verlag beendete er die Arbeit an JOHN SINCLAIR, darauf möchte ich gar nicht näher eingehen. Wer mehr erfahren möchte: ein interessantes Interview mit Döring findet sich im >Zauberspiegel<
ANKÜNDIGUNG AUF DEM HÖRSPIELMARKT
END OF TIME ist nun ein neues Projekt unter dem neuen Label IMAGA. Wie ich darauf aufmerksam wurde? Ganz einfach: "Nichts, was der kommerzielle Hörspielmarkt zurzeit bietet, ist mit "End Of Time" vergleichbar", "Blockbuster", "er geht neue Wege, bricht mit allen Konventionen", "stellt alles in den Schatten", das sind schon arg große Töne, die er da spuckt, bisheriger SINCLAIR-Erfolg hin oder her. Brachte mich offen gesagt zum Lachen, denn jedem dürfte klar sein, dass das ein Versprechen ist, das man so nicht halten kann. Trotzdem, Ziel erreicht, ich wurde neugierig. Und meine Meinung zu diesem unvergleichlichen Werk? Positiv überrascht aber wie zu erwarten etwas ernüchtert.
INHALT
Der Inhalt selbst ist schwer wiederzugeben. Viele Handlungsstränge greifen ineinander, es fällt nicht leicht den Überblick zu behalten. Ein paar Beispiele: ein Polizist kümmert sich rührend um seine Frau, welche von Wahnvorstellungen geplagt wird. Eine junge Frau hört seltsame Geräusche in ihrer Wohnung. Der Sohn eines sterbenden Geschäftsmannes schließt ein dubioses Geschäft ab. Eine gefährliche Bombe soll gezündet werden. Doch wie hängen all diese Ereignisse zusammen? Die Welt rast auf den Abgrund, doch noch ist unklar, was eigentlich geschieht ...
KOMPLEXE HANDLUNG
Eines kann ohne Zweifel gesagt werden: END OF TIME ist kein Hörspiel, das man nebenbei hören sollte. Die Handlung allerdings erfordert absolute Konzentration. Nebenbei den Verkehr im Auge behalten, am PC etwas zocken oder in die Pedale treten fällt schwer. Ein paar Sekunden fehlende Aufmerksamkeit, schon hat man den Handlungsfaden verpasst. Sehr komplex verstrickt und sehr interessant. Ob dies allerdings eine Stärke oder Schwäche der Serie ist, vermag ich noch nicht zu sagen. Szenenwechsel sind geschickt umgesetzt, die Szenen gehen teilweise ineinander über, das ist ein gelungener Effekt, allerdings für den Hörer auch eine zusätzliche Erschwernis, den roten Faden im Blick zu behalten und nicht einzelne Szenen und Charaktere zu vermischen.
Sollte die Serie in dieser Qualität weitergehen, sollten die Stränge sich verknüpfen und am Ende eine gute Lösung präsentiert werden - Meisterleistung! Sollten aber Handlungsfäden ins Leere führen oder die Hörer über zig Folgen stets im Unklaren gelassen werden, um einfach noch mehr Geld aus der Reihe zu schröpfen, dann wäre es eine herbe Enttäuschung. Je nachdem, wie groß der Abstand zwischen den einzelnen Veröffentlichungen ist, kann es gut sein, dass man die vorherigen Titel nochmals hören muss, um den Anschluss nicht zu verlieren. Vielleicht werde ich nicht sofort den zweiten Teil hören sondern erst ein paar CDs sammeln, um besser am Ball zu bleiben.
UMSETZUNG
Zu Beginn gleich eine von Kerzel gesprochene Warnung, dass die Schockeffekte drastisch seien, man den Ton nicht nachträglich lauterstellen solle und das Hörspiel nicht geeignet sei für Autofahrten. Im Grunde gibt es diesbezüglich heftigere Hörspiele, ich empfand END OF TIME sogar recht gut ausgewogen. Actionsequenzen waren ebensogut zu hören wie Telefonate oder geflüsterte Stimmen, die Balance zwischen Sound, Geräusch und Sprache ist optimal gelungen, wirklich erschrocken bin ich nie (was ich aber als zeichen einer guten Abmischung empfinde), das lästige Lauter- und Leiserdrehen wie bei vielen anderen Actionproduktionen konnte ich mir erfreulicherweise sparen.
Die Geräusche waren passend und sehr gut gemacht, allerdings haben sie mich nicht vom Hocker gerissen, ich hatte mir nach der Ankündigung mehr davon erwartet. Trotzdem, wenn auch nicht die versprochene Innovation so immerhin solide Arbeit und realistische Klänge, die für bildreiches Kopfkino sorgen.
SPRECHER
Die Besetzung liest sich wie ein Who´s Who der Hörspielszene und namhaften Synchronsprecher. Rund 60 Stimmen hat Döring zusammengetragen, darunter Größen wie Michael Pan, David Nathan, Joachim Kerzel, Arianne Bohrbach, Torsten Michaelis, Dietmar Wunder, Till Hagen, Sascha Rotermund und und und. Das noch zu rezensieren ist langweilig, was soll ich da noch schreiben. Außer vielleicht, was ich hervorheben möchte - und wenn ich mir andere Rezensionen ansehe, ging es vielen Hörern ebenso wie mir - ist das Ehepaar des Polizisten mit seiner Frau. Wow, das ist wirklich eindringlich und herausragend gesprochen, ich habe mitgelitten, mitgehofft und war sehr bewegt, hat einen Hörspiel-Oscar verdient
FAZIT
Wie nicht anders zu erwarten ist END OF TIME ein vielversprechender Serienstart, der zwar den Ankündigungen nicht gerecht wird aber trotzdem durch eine gelungene Umsetzung und spannende Handlung überzeugt. Aber man soll die Serie nicht vor ihrem Fortlauf oder gar ihrem Ende loben. Deswegen warten wir ungeduldig ab, wohin sich Dörings neues Baby entwickeln wird ...
SaschaSalamander 20.06.2012, 09.30| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Rezensionen Hörspiel | Horror, Thriller,
Schweig still, süßer Mund
Jana und Ella sind seit Kindertagen unzertrennliche Freundinnen, keine würde einen Schritt ohne die andere tun. Und dann, eines Tages, ist Ella einfach verschwunden. Sie hat ihre Termine nicht abgesagt, erscheint nicht zur Theaterprobe und ist kurz vor der letzten Abiprüfung weg, einfach weg. Doch da Ella bereits 18 ist, gilt sie nicht mehr als Jugendliche, und die Polizei sieht keine Notwendigkeit, eine Suchaktion ins Leben zu rufen. Also beginnt Jana mit ihren Freunden auf eigene Faust zu ermitteln. Doch je mehr sie über Ella zu erfahren versucht, desto mehr erkennt sie, dass ihre Freundin Geheimnisse vor ihr hatte. Je mehr sie herausfindet, desto größer werden ihre Zweifel, ob sie überhaupt das Richtige tut. Gleichzeitig kommt sie dem Täter immer näher und bringt sich damit selbst in Gefahr.
CHARAKTERE
Jana als Protagonistin ist gut ausgearbeitet. Das Buch ist in großen Teilen in der personalen Sichtweise verfasst, und gerade Jugendliche Leser werden schnell Zugang zu ihr finden. Stets erhält sie unterschiedliche Signale von Freunden, der Polizei, ihrer Familie, und immer wieder muss sie entscheiden, ob sie auf ihre Umwelt hört oder ihre innere Stimme. Dieser Zwiespalt trägt einen Teil der Spannung des Buches und ist gelungen umgesetzt.
Andere Charaktere werden aus Sicht Janas erlebt, sodass ihre Motive unklar bleiben. Viele sind im Laufe der Handlung verdächtig, niemandem kann man trauen. Auch Janas Familie wird eher am Rand behandelt. Lediglich die große Schwester bekommt eine wichtige Rolle, die jedoch lange Zeit ebenfalls unklar bleibt, die Mutter als mahnende Instanz und moralisches Gegengewicht zu Janas innerer, impulsiver Stimme.
Auch in die Sicht des Opfers (hier aus Spoilergründen keine Information) wie auch des Täters gewinnt man einen Einblick. Bald fragt man sich, ob es sich wirklich um eine Straftat handelt und was tatsächlich vorgefallen sein könnte. Entführung? Mord? Lösegelderpressung? Rache? Ein Unfall? Ein Missverständnis?
SPRACHE
Die Sprache und Erzählperspektiven machen das Buch abwechslungsreich, insgesamt liest sich SCHWEIG STILL, SÜßER MUND flüssig und direkt. Der Großteil ist aus Janas personaler Sicht geschrieben. Den Täter liest man als ich-Erzähler. In die Erlebniswelt des Opfers hat man zu Beginn wenig Einblick, der Stil wird immer intensiver, je näher Jana der tatsächlichen Lösung kommt. Dazu gibt es die Emails, die Jana an Ella schickt: Jana ist sich unsicher, ob sie das Richtige tut, und um Ella im schlimmsten Falle ihr Verhalten später zu erklären, schreibt sie diese Mails, rechtfertigt sich für ihr impulsives und nach außen hin unvernüftiges Verhalten. Der Sprachstil hier ist umgangssprachlich und passend für eine 17jährige. Gelegentlich schreibt Jana auch ein Mail an ihren Vater, diese sind in anderem Tonfall gehalten. Auch die Antwort des Vaters sowie einzelne Mails von möglichen Zeugen als Reaktion auf die Internetsuchaktion sind alle in eigener Sprache verfasst. Dadurch hebt sich das Buch für mich aus dem Einheitsbrei der Jungmädchenliteratur deutlich ab, die Autorin bringt Abwechslung in das Geschehen und vermittelt einen netten kleinen Einblick in ihre Schreibkünste.
AUFBAU, GENRE
Es braucht ein wenig, bis das Buch in die Gänge kommt. Da es sich um einen Thriller handelt, weiß der Leser natürlich, dass mehr hinter Ellas Verschwinden steckt, doch außer Jana sieht anfangs niemand wirklich einen Grund zur Sorge. Eine Wende kommt in dem Moment, als Jana über die ersten Ungereimtheiten stolpert und erkennt, dass sie vieles über ihre vermeintlich beste Freundin nicht wusste.
Immer mehr Puzzleteile erhält der Leser von Tag zu Tag (die Kapitel sind in Tage gegliedert), Jana leistet Detektivarbeit, sie forscht nach Hintergründen, befragt Betroffene, sucht Schauplätze auf, die Autorin hat die Möglichkeiten einer 17jährigen nachvollziehbar und glaubwürdig geschildert. Durch die unterschiedlichen Erzählperspektiven erfährt der Leser mehr, als Jana selbst weiß. Während sie also von Selbstzweifeln geplagt wird, weiß der Leser um die drohende Gefahr. Dennoch erfährt der Leser nur Bruchstücke, sodass oft die Frage auftaucht, ob Janas Handeln hilfreich ist oder für sich und das Opfer alles noch schlimmer macht.
Janet Clark legt viele falschen Fährten. Erfahrene Bücherwürmer ahnen schnell, wer der Täter ist, noch bevor dies aus seiner Erzählperspektive ersichtlich ist. Trotzdem ist die Geschichte clever aufgebaut und bietet ebenso Hinweise wie auch Tricks. Es ist erkennbar, dass die Autorin ausführlich geplottet hat, denn oft fallen Andeutungen, die später aufgegriffen werden, Nebensätze vom Anfang des Buches gewinnen an Bedeutung, der rote Faden ist klar erkennbar. Mir fielen trotz der vielen Stränge keine Fäden auf, die ins Leere führten.
Einen geschickten Schachzug finde ich auch, dass dem Leser die Gefahr umso bewusster wird, je mehr Jana an sich selbst zweifelt und ihre Aktivitäten zurückschraubt, sich auf andere Dinge konzentriert. Man möchte fast ihr fast zurufen, selbst eingreifen und ihr Mut zusprechen.
Trotzdem würde ich das Buch nicht als Thriller verkaufen. Gut, "Thriller" vermarktet sich vielleicht besser, aber es ist eine Irreführung. Ich empfinde SCHWEIG STILL, SÜßER MUND eher als Krimi, da der Schwerpunkt weniger auf der Bedrohung und Spannung als vielmehr der Ermittlung und Tätersuche sowie der Ausarbeitung Janas liegt. Jana erlebt eine Entwicklung in diesem Roman, sie wird von ihrer heilen Kinderwelt plötzlich in die harte Realität geworfen: ihr unbedachtes Handeln hat strafrechtliche Konsequenzen, sie muss existenzielle Entscheidungen fällen auch gegen den Willen ihre Familie, sie zweifelt an bis dahin grundlegenden Werten wie Freundschaft, Familie und Loyalität, ihre Welt gerät ins Wanken. Für wen Thriller gleichbedeutend sind mit Blut, Gewalt und stetiger Gefahr für Leib und Leben, der könnte enttäuscht sein. Wer aber die oben genannten Aspekte als spannend empfindet und sich begeistert auf die einzelnen Puzzleteile stürzt, wird das Buch lieben.
THEMEN
Freundschaft, Familie, Loyalität, erste Liebe, geschiedene Eltern, das sind die Dinge, die Jana beschäftigen und die somit auch einen Teil des Buches ausmachen. Doch In SCHWEIG STILL, SÜßER MUND werden noch weitere Themen angeschnitten, die besonders für Jugendliche aktuell und allgegenwärtig sind. Ein großes Thema möchte ich nicht konkretisieren, da es zum Tatmotiv hinführt. Es ist auf jeden Fall sehr schön herausgearbeitet, wie wenig Gedanken sich die Menschen machen über die Hintergründe, und wie schnell einzelne Personen aufgrund (Spoiler) verurteilt werden.
Insgesamt hervorgehoben ist auch die Bedeutung der Medien. Die Jugendlichen nutzen eine Homepage sowie verschiedene soziale Netzwerke für die Suche nach ihrer Freundin. Wertfrei werden dabei die Vorteile aufgezeigt, aber auch die Risiken und Probleme. Gerade der lässige Umgang mit dem Internet wird thematisiert. Die Autorin zeigt auf, was ein Mensch von sich alles unbedacht preisgibt, aber auch, wie die Presse und die öffentliche Meinung einen Sachverhalt verfälschen können. Jana trat, als sie die Polizei zur Suche nach Ella bewegte, eine Lawine los, mit der sie nicht gerechnet hatte, die Konsequenzen hieraus werden sehr schön ausgeführt.
Interessant finde ich auch die ethische Frage, was am Ende zählt: das Ergebnis der Tat oder deren Beweggrund. Sowohl bei Jana wie auch dem Täter wird diese Frage immer wieder gestellt. Die Antwort hierauf muss der Leser für sich selbst finden.
Es wird außerdem sehr schön dargestellt, wie leicht man einem fremden Menschen vertrauen kann. Verbrechen ist nicht schwarz-weiß, und jeder könnte der Täter sein. Sollte Jana deswegen alle Menschen meiden, sich verbarrikadieren und niemanden mehr an sich heranlassen? Aber wie kann sie auf der anderen Seite jemandem vertrauen, wenn sie doch weiß, dass der Täter jemand sein muss, dem Ella vertraute? Auch dies ist eine Frage, die nicht beantwortet wird.
ETWAS KRITIK
Ein paar Kleinigkeiten möchte ich, so begeistert ich insgesamt von dem Buch bin, dennoch anmerken. Besonders das Ende war sehr dramatisch, es kam alles geballt, und ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht ganz einverstanden war mit dem Schluss. Ich verstehe die Botschaft dahinter, doch ich stehe dem sehr skeptisch gegenüber. Gerne würde ich näher darauf eingehen, aber es versteht sich, dass das nicht möglich ist
Ebenso die Frage, ob die Autorin nicht ein wenig übertrieben hat mit der Vorgeschichte einiger Charaktere. Über das Buch verteilt in Ordnung, doch hier ballt sich alles in den letzten wenigen Seiten, sodass es für mich etwas übersteuert wirkt. Es ist durchaus realistisch, und auch die Motive kann ich nachempfinden, trotzdem etwas zuviel des Guten.
Stellenweise hatte das Buch ein paar Längen. Die Treffen mit den Freunden, die Ermittlungsarbeit, ihre Selbstzweifel, die Gespräche mit der Schwester, das wurde sehr gut herausgearbeitet, mancherorts etwas zu gut, zu ausführlich. Etwa 50 Seiten hätte man das Buch gerne kürzen dürfen, ohne dass es an Substanz und Inhalt verloren hätte.
Etwas, wofür die Autorin nichts kann: die Vermarktung des Buches ist ziemlich daneben. die rosa Blumen auf dem Cover und der Titel lassen auf ein reines Mädchenbuch schließen (der Titel weniger in der Aussage als vielmehr in der Wahl seiner Worte und den hervorgerufenen Assoziationen). Das ist etwas, was viele ältere Leser sowie das männliche Publikum abschreckt, obwohl durchaus Erwachsene und auch junge Männer Gefallen an SCHWEIG STILL, SÜßER MUND finden werden. Auch die Klassifizierung als Thriller weckt Erwartungen beim Publikum, denen das Buch nicht gerecht werden kann. Es ist ein hervorragender Krimi und ein sehr schöner Einblick in Janas Entwicklung, jedoch kein Thriller. Sowohl die erwartete Romantik (Blümchen, "süß") als auch der Thrill bleiben aus. Das Buch ist hervorragend, allerdings etwas komplett anderes als erwartet.
FAZIT
SCHWEIG STILL, SÜßER MUND ist ein unterhaltsamer Jugendkrimi, der sich im Aufbau sowie der Klarheit und Aktualität seiner Themen deutlich aus der Masse der derzeitigen Jugendliteratur abhebt. Das Buch liest sich schnell, und oft wird der Leser angeregt, sein eigenes Verhalten zu hinterfragen. Der Inhalt des Romans lässt sich gut auf den Alltag übertragen. Ein Buch, das ich sowohl jüngeren Jungendlichen wie auch Erwachsenen bedenkenlos empfehlen kann.
SaschaSalamander 19.06.2012, 17.06| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Rezensionen Buch | Jugend, Krimi, Tip,
Kämpfe für Dein Leben
Der Eine-Million-Dollar-Mann
Kann der Deutsch?
Im Milieu
Meuterei in Mannheim
Deutscher Meister
Ende einer Karriere
Einmal Allgäu und zurück
Kämpft für Euer Leben!
Vereinzelte Kapitelüberschriften aus:
Charly Graf (mit Armin Himmelrath): Kämpfe für Dein Leben; Patmos 2011
SaschaSalamander 18.06.2012, 21.11| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Kapitel
Kämpfe für Dein Leben
"Jetzt voll drauf. Zeit!"
Letzter Satz:
Denn nur, wenn sie ihre Angst beherrschen und sich nicht selber von der Angst beherrschen lassen, werden sie den richtigen Weg gehen können.
aus: Charly Graf (mit Armin Himmelrath): Kämpfe für Dein Leben; Patmos 2011
SaschaSalamander 18.06.2012, 20.09| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: 1. und letzter Satz
Feine Kuchenpralinen
Das Buch habe ich schon häufiger im Laden gesehen und bin drumrum geschlichen. "Braucht man sowas? Nee, macht Arbeit, und dann bringts nix" - "Aber es ist süüüß!" - "man kann auch Muffins backen, die sind auch klein" - "aber Muffins backt inzwischen jeder" - "und dann das Gefitzel für so kleine Förmchen, das macht doch wahnsinnig" - "aber das macht auch Spaaaaß *quengel* - "Spaß hin oder her, Du hast eh keine Zeit zum Backen" - "aber die passen so schön in die Bentobox". Also habe ich mich gegen mich selbst durchgesetzt und das Buch mitsamt der zugehörigen Silikonbackform gekauft.
Zu Hause habe ich dann erst einmal erfahren, dass es das Buch in einer alten und neuen Auflage gibt, und dass in der alten Auflage einige Fehler waren. Autsch, hoffentlich hatte ich die neue! Es ist ärgerlich, wenn man sich die Rezepte im Internet ausdrucken und dann ins Buch legen muss zur Ergänzung. Aber zum Glück hat der Verlag ja schnell reagiert, und ich hatte glücklicherweise eine neue Auflage. Die benannten Fehler habe ich bei mir nachgeschlagen - alle korrigiert, prima :-)
(Käsekuchen - Gugl)
GESTALTUNG, AUFBAU
Das Buch springt sofort ins Auge. Zum einen wegen der beigefügten rosa Silikonform mit den kleinen Vertiefungen. Zum anderen, weil es hübsch aussieht. Normalerweise mag ich Rosa und Blümchen nicht unbedingt, aber bei diesem Buch wirkt es weniger kitschig als vielmehr liebevoll gestaltet. Die Schrift geschwungen, ein wenig altmodisch, es wirkt traditionell. "Modernes Backen mit traditionellen Werten" war meine erste Assoziation, das gefiel mir sehr.
Auch innen ist das Buch schlicht aber hübsch. Die Rezepte sind sehr übersichtlich gegliedert, die Zutaten stehen gut sichtbar am Rand. Über jedem Rezept findet sich eine kurze Anmerkung, woher die Idee stammt. So erfährt man von Tobias aus New York, Dick aus Hamburg, Steffen aus Leipzig und anderen Freunden, die Kreationen zu diesem Büchlein beisteuerten. Ich finde das nett, es ist zwar irrelevant, aber dadurch wirkt das Buch persönlicher und vermittelt wie auch schon durch die Gestaltung das, was Backen für mich bedeutet: ein wunderbares Hobby, das man mit anderen teilt und das andere Menschen glücklich macht.
Das Buch ist recht übersichtlich gehalten. Ein paar Seiten zur Einleitung, wie die Autorin auf die Idee kam, wie sie experimentierte und dann ihre Vision verwirklichte. Danach Rezepte für Minigugl. Zum Abschluss Rezepte für Desserts. Und besonders wichtig in einem Küchenbuch: das alphabetische Rezeptregister.
(Pfirsich-Honig-Gugl mit Marzipancreme)
ART DER REZEPTE
Das Buch ist unterteilt in "Somerliche Leichtigkeit" (frisches Obst, exotische Zutaten), "Zeit der Aromen" (Gewürze, Honig, Zimt, Schokolade, Rotwein), "Klassische Phase" (na, eben die Klassiker, z.B. Eierlikör, Haselnuss, Käsekuchen) und "Gugl hoch zwei" (Desserts, Cremes, Marmeladen, Kompott, Mousse u.a.).
Auch gibt es einfachere und schwerere Rezepte. Allerdings ist das nicht beschrieben, man muss vor dem Backen also selbst genau lesen, was zu tun ist und dann entscheiden, ob man sich ranwagt oder nicht.
Es gibt Rezepte aus Grundzutaten, die man sofort backen kann, ohne einkaufen zu gehen, das ist mir wichtig bei einem Kochbuch, denn ich will nicht immer Tage im Voraus planen, manchmal soll es schnell gehen, wenn Besuch kommt. Aber es gibt auch pfiffige Rezepte, für die man dann spezielle Zutaten braucht, z.B. Daim-Schokolade, Trockenfeigen, Pistazien, Kokosmilch, frische Himbeeren. Alles davon ist in normalen Läden erhältlich, ohne zu einer Odysee durch die Feinkostläden der Stadt zu starten, auch das ist mir wichtig. FEINE KUCHENPRALINEN ist ein angenehmer Mix aus einfachen und anspruchsvollen Rezepten sowie leicht erhältlichen Zutaten.
In diesem Buch wird sehr viel Wert gelegt auf frische Zutaten. So steht, man solle z.B. die Schale einer halben Zitrone reiben, den Eierlikör für das Rezept möglichst selbst zubereiten (Rezept ist im letzten Kapitel zu finden), usw. Nagut, wenn man die Zutaten gerade da hat okay, aber i.d.R. greift man doch zu fertigen Produkten. Trotzdem - ich finde es schön, wie hier auf die Details eingegangen wird, das ist liebevolles und bewusstes Backen, wie auch ich es gerne betreibe.
(Pfirsich-Honig-Gugl mit Marzipancreme)
EIGENE ERFAHRUNGEN BEIM BACKEN
Hübsche Fotos, gute Beschreibungen, aber wichtig ist, was am Ende beim Kunden herauskommt. Ich habe inzwischen ein wenig experimentiert, Käse und Pfirsich-Honig schmeckt schon mal hervorragend, Schoko-Feige ist etwas für Genießer, und auch die Marzipancreme ist köstlich.
Als absoluter Anfänger sollte man sich vielleicht nicht unbedingt an dieses Buch wagen. Denn es ist schon eine rechte Fitzelarbeit. 15g Zucker und 8g Speisestärke, dazu 35 g Pfirsich pürieren und 35 g Pfirsich in kleine Stückchen würfeln. Oder gar 100 g Trockenfeigen kleinhacken, ohne Küchenmaschine eine wahre Geduldsprobe. So klein hacken und würfeln, dass sie auch noch durch die Tülle des Spritzbeutels passen. Wenn man nicht gerade eine Grammwaage zu Hause hat (ich habe keine), dann braucht man schon ein gutes Augenmaß und ein wenig Erfahrung, wo es exakt stimmen muss und wo man variieren darf. Ein paar Gramm können bei solchen Rezepten schnell zwischen Erfolg oder Misserfolg entscheiden, was gerade bei Mengenangaben wie "ein Esslöffel" oder "1 Ei a 50 g" nicht immer ideal umzusetzen ist. Auch das Gefrickel, bis man den Teig von der Schüssel in die Spritztüte und dann in die Miniförmchen gebracht hat - da braucht man schon Engagement und Liebe zum Backen. Bei dem Rezept mit Feige habe ich etwas zu grob gehackt und den Teig statt mit Tülle dann mit dem Teelöffel einfüllen müssen und habe einige Male ganz schön geflucht (das Ergebnis hat mich dafür allerdings entschädigt, ein geniales Rezept!).
Ich kann verstehen, wenn manch einer das Handtuch wirft oder keine Lust hat. Dafür, dass die kleinen Gugl so schnell gegessen sind, ist es ein ordentlicher Aufwand. Muffins hat man flink zusammengerührt und in die Form gekippt, das ist hier nicht so. Fürs erste Testen habe ich Einzelrezepte zubereitet. Aber in Zukunft werde ich die Mengen verdreifachen. Dann habe ich wesentlich mehr Leckereien für die Gäste und kann auch leichter die Mengen abwiegen. Zudem lohnt sich der Aufwand dann auch (Form rausholen, Schüssel einmatschen, Spritzbeutel befüllen und später reinigen etc). Man kann zudem, wenn man geübt ist, ja selbst ein wenig variieren und dann mit einem Grundrezept mehrere ähnliche Küchlein backen.
(Pfirsich-Honig-Gugl)
SILIKONFORM
Bei Silikon bin ich immer skeptisch, ich backe lieber altmodisch mit normalen Backformen. Aber ich muss sagen, dass ich gut zurechtkam. Dem Buch zufolge soll man die Form einfetten und mit Mehl bestäuben, das war mir zu aufwändig, ich habe es gleich ohne probiert. Und auch ohne Einfetten und Bestäuben funktioniert es bestens. Der Kuchen bäckt nicht an. Wenn die Küchlein fertig sind, erkenne ich das sogar daran, dass sie sich von selbst aus der Form zu lösen beginnen.
Um alle Kuchenpralinen aus der Form zu lösen, kann man die Form umdrehen und leicht drücken. Ich mache es allerdings so, dass ich mit den Fingern den leicht über den Rand stehenden Teig greife und den Kuchen aus der Form hebe, das geht flink und einfach. Da nichts anklebt, genügt es auch, die Form kurz unter den Wasserhahn zu halten und auszuspülen, trocknen zu lassen.
(Schoko-Feige-Gugl)
ZUSAMMENFASSUNG
Ein wirklich hübsches Buch, das sich liebevoll präsentiert. Für Anfänger möchte ich es nur bedingt empfehlen, dazu sind die Mengen einfach zu klein und sollte man ein wenig Erfahrung mit Teigkonsistenz haben und den Mut, notfalls ein wenig zu variieren. Aber wer gerne backt und damit keine Probleme hat, für den sind die Minigugl ein prima Tip! Flink zubereitet, ein echter Hingucker auf der Kaffeetafel, eine hübsche Geschenkbeigabe, etwas ganz Besonderes.
SaschaSalamander 18.06.2012, 09.39| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Rezensionen Buch
Statistik KW 24
1 - Der Kindle-Killer (L Olson)
1 - Schweig still, süßer Mund (J Clark)
1 - Variante 01 (I Sugimoto)
1 - Dobranski 09 - Amerikanische Verhältnisse
1 - Literaturkritik u lit Wertung (Königs Lernhilfen)
1 - Go in and Win (Marcel Hugi Hugenschütt)
1 - End of Time (O Göring)
1 - Entoman vs Aprilwetter (D Füleki)
1 - Mein böses Herz (W Dorn)
1 - Geliebter Feind (I L Minden)
2 - Das Tal 2.2 - Das Erbe (K Kuhn)
2 - Sternhagelglücklich (C Koch)
2 - Die Kuh, die weinte (A Brahm)
2 - Das Känguru-Manifest (M U Kling)
GESEHEN
Mayor Payne
Fluch der Karibik 4
NEUZUGÄNGE
Darling, fesselst Du schon mal die Kinder? (S Fry)
Variante 01 (I Sugimoto)
Midnight Secretary 03 (T Ohmi)
Mr Gum und der fettige Ingo
Kämpfe für Dein Leben (C Graf / A Hillemrath)
Die schwarze Spinne (J Gotthelf)
Liebe, Schuss, Elfmeterkuss (Anthologie)
Dumm kickt gut (P Großmann, I Frlböse)
30 Jahre Abenteuer (M Sowa)
ANMERKUNGEN:
1 - komplett
2 - teilweise
3 - abgebrochen
SaschaSalamander 17.06.2012, 21.37| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Statistik
Fluch der Karibik 4
Er: "Sagen wir es so: hättest Du eine Schwester und einen Hund -
ich würde mich für den Hund entscheiden"
Aus: Fluch der Karibik 4 - Fremde Gezeiten
SaschaSalamander 16.06.2012, 21.52| (1/1) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Zitate
Kennt Ihr das?
Hat sich Euer Gefühl dann bestätigt?
Oder wurdet Ihr auch schon einmal enttäuscht?
(meine Antwort im Kommentar, ich mag nix vorwegnehmen)
SaschaSalamander 16.06.2012, 17.05| (3/2) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: MachMit
Mr Gum Band 1
02 - Ein Riesenköter von einem Hund
03 - Mr Gum lays his plans Like the Horror He is
03 - Mr Gum schmeidet einen teuflischen Plan,
und das ist mal wieder typisch Mr Gum
05 - Jammy Grammy Lammy F´Huppa F´Huppa Berlin Stereo Eo Eo
Lebb C´Yepp Nermonica Le Straypek De Grespin De Crespin De
Spespin De Vespin De Whoop De Loop De Brunkle Merry
Christmas Lenoir
05 - Jammy Grammy Lammy F´Huppa F´Huppa Berlin Stereo Eo Eo
Lebb C´Yepp Nermonica Le Straypek De Grespin De Crespin De
Spespin De Vespin Die Schupp die Wupp de Brönckel Frohe
Weihnachten Lenoir
06 - Mr Gum Lays Down His Hearts
06 - Mr Gum versucht, aus seinem Herzen eine Mördergrube zu
machen (oder so ähnlich)
08 - Some Things Happen
08 - Dinge geschehen und Sachen passieren
09 - Polly und Friday Ride into Town
09 - Polly und Freitag reiten fahren in die Stadt
11- How It All Turned Out
11 - Wie sich dann alles weiterentwickelte
aus:
Andy Stanton: You´re a Bad Man, Mr Gum!; Egmont 2006
Andy Stanton: Sie sind ein schlechter Mensch, Mr Gum; dtv junior 2012 (übersetzt von Harry Rowohlt)
SaschaSalamander 16.06.2012, 16.00| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Kapitel
Mr Gum Band 1
Mr Gum was a fierce old man with a red beard and two bloodshot eyes that stared out at youe like an octopus curled up in a bad cafe.
Mr Gum war ein wildwütiger alter Mann mit rotem Bart udn zwei blutunterlaufenen Augen, und damit starrte er einen an wie ein Krake oder Oktopus, der sich in seiner bösen Höhle zusammengekringelt hatte.
Last Sentence / Letzter Satz:
And as for the Teachter of the Universe himself, he spent the rest of the afternoon in the meadow and when he woke up a horse was licking his arm.
Und was den Lehrer des Universums betraf, so verbrachte dieser den ganzen Nachmittag schlafend beim alten Anger drauß, und als er aufwachte, leckte ihn ein Pferd am Arm.
aus:
Andy Stanton: You´re a Bad Man, Mr Gum!; Egmont 2006
Andy Stanton: Sie sind ein schlechter Mensch, Mr Gum; dtv junior 2012 (übersetzt von Harry Rowohlt)
SaschaSalamander 16.06.2012, 15.46| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: 1. und letzter Satz
Don´t be afraid of the Dark
Die kleine Sally wird von ihrer Mutter abgeschoben und soll nun beim Vater leben. Der ist mit seiner Neuen in ein großes Haus gezogen. Sally fühlt sich von allen ungeliebt. Und das Haus ist ihr unheimlich, denn sie hört nachts Stimmen, sieht gruselige Wesen. Doch niemand glaubt ihr, und die Monster wollen die kleine Sally holen. Erst, als es schon fast zu spät ist, stellt die Frau ihres Vaters Nachforschungen an und entdeckt ein schauriges Geheimnis.
An und für sich ein nettes Filmchen. Allerdings ganz, ganz ungünstig vermarktet. Der Trailer hegt die Erwartungen an einen Gruselfilm allerfeinster Güte. Schockmomente, nervenzerfetzende Spannung und in den Adern gefrorenes Blut. Kategorie "bittebitte guck das mit mir zusammen, allein schau ich das nicht". Was dann statt dessen geboten wird ist ein Film mit zwischendurch grusligen Elementen aber auch einigen komischen Szenen.
Einige Male schlug ich die Hände über dem Kopf zusammen, es gab da schon so einiges an Logiklöchern und unpassenden Dialogen, was bei uns zu kollektivem Aufstöhnen und Facepalms führte. Das Verhalten der Erwachsenen war absolut unpassend, und manchmal waren auch ein paar Sprünge in der Handlung, die man sich zwar erklären konnte, die aber wirkten, als hätte man Zeit einsparen wollen, indem man Handlung kürzt, der Zuschauer wird sich das schon zusammenreimen. Auch das Ende fand ich für den Film sehr unangebracht.
Was mir aber gefiel war die Kleine, die hat recht gut gespielt und kam überzeugend beim Zuschauer an, obwohl man auch ihrer Rolle einiges mehr an Fleisch hätte verleihen können. Die Kulisse war prima gewählt, das alte Haus, der riesige Garten mit dem Buschlabyrinth, das war beeindruckend. Dadurch gab es einige netten Einstellungen.
Trotzdem sehr viele vertane Chancen, gerade wegen der hübschen Kulisse, da hätte man mehr daraus machen können, der Film kratzte immer nur an der Oberfläche. Nach der Hälfte hatte ich mich dann damit abgefunden, dass es kein Horror sein würde, sondern einfach ein unterhaltsamer Film. Und dann gefiel er mir ganz gut, konnte ich ein paar Logiklöcher verzeihen und konnte einige Male sogar herzlich lachen, auch wenn mir nicht klar ist, ob das von den Machern gewollt war.
Insgesamt hätte es ein prima Film sein können, wenn man ihm inhaltlich mehr Substanz verliehen hätte. Und wenn man sich entschieden hätte, ob man einen Horrorfilm drehen möchte oder einen spannenden Fantasy mit Horrorelementen für jüngeres Publikum. Das Ergebnis aber war nun in mittelmäßiger Film, der prima unterhält, aber nicht wirklich lange im Gedächtnis bleibt und auch keinen zweiten Filmabend wert ist.
SaschaSalamander 15.06.2012, 09.23| (1/1) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Rezensionen Film | Horror
Lady Bedfort 09 - Das Geheimnis der Tauben
Eine erschöpfte und verletzte Brieftaube landet vor der Tür der alten Lady, einen Hilferuf für Mary Broderick am Bein. Lady Bedfort macht die Adressatin ausfindig, und zu dritt machen sie sich auf den Weg zum Absender: die Taube stammt aus der Zucht des Robert Broderick. Lady Bedfort wäre nicht Lady Bedfort, wenn sie am Tod des Butlers und der sofortigen Anstellung eines neuen Hausdieners nicht etwas verdächtig fände, und so beginnt sie wieder einmal ihre Nase in Dinge zu stecken, von denen man sie unbedingt fernhalten wollte.
John Beckmann, der bis auf wenige Ausnahmen fast durchgehend alle Folgen bis 32 geschrieben hat, ist auch für diese verantwortlich. Man merkt, wie es von Mal zu Mal leichter von der Hand zu gehen scheint, und DAS GEHEIMNIS DER TAUBEN ist besonders gelungen. Vom ersten Moment an wird Spannung aufgebaut, die perfekt zur Serie passt: nicht blutig oder thrillerartig, aber dennoch bedrohlich. Die verletzte Taube als Vorbote für kommendes Unheil. Und dann die typische Situation: alle sind an einem Ort, niemand kann weg, jeder ist verdächtig. Klassisches Setting, klassische Folge. Und hier wurde alles richtig gemacht für meinen Geschmack.
Es ist eine der ersten Folgen, in denen Max langsam etwas auftaut. Er wirkt an der Aufklärung des Falles mit, sein Fachwissen trägt zur Klärung bei. Er ist nicht mehr nur Stichwortgeber, sondern er bringt eigene Ideen ein. Zwar muss die Lady ihn dafür rügen, aber es ist klar erkennbar, dass man nun anfängt, ihn intensiver in die Handlung einzubauen. Die Lady, die in den ersten Folgen stellenweise etwas rüde wirkte, wird hier (so empfand ich es zumindest) ein wenig freundlicher, offener ihm gegenüber.
Der Fall selbst ist nicht allzu komplex, man kann sich die Auflösung von Beginn an denken. Trotzdem gelingt es Beckmann, die Spannung aufrecht zu erhalten und den Hörer einige Male schwanken zu lassen, ob Mr Broderick nun Täter oder Opfer ist. In dieser Folge wird auch sehr schön ermittelt, die Lady sammelt durch heimliche Aktionen und provokante Fragen ihre Informationen - ein Genuss für den Hörer, wenn sie wieder einmal zu Höchstform aufläuft und am Ende ihre Lösung präsentiert.
Die Musik war für damals gelungen, sie unterstreicht den Charakter der Folge gut. Nach inzwischen 53 Fällen bin ich dann allerdings doch etwas verwöhnt, Dennis Rohling hat sich hörbar verbessert, die Musik klingt inzwischen aussagekräftiger und markanter, hat mehr Persönlichkeit. Auch die Geräusche der neunten Folge sind passend und fügen sich gut in die Handlung ein, trotzdem ist erkennbar, dass Hörplanet sich in den letzten 5 Jahren sehr weit entwickelt hat, authentischer und professioneller klingt.
Sprecher sind neben den Hauptrollen diesmal passend gewählt, besonders erwähnenswert sind Dietmar Wunder (Cuba Gooding Jr, Adam Sandler, Robert Downey Jr, Omar Epps aus House u.a.) und mein persönlicher Favorit Jürgen Thormann (Ian McKellen, Max von Sydow, Peter O Toole).
Insgesamt also unter den damaligen Folgen eine der besten. Manchmal fragt man sich ja, wenn man aus Nostalgiegründen alte Filme sieht, ältere Hörspiele hört "was hat mich damals daran überhaupt gereizt". Wenn ich DAS GEHEIMNIS DER TAUBEN höre, weiß ich, warum ich die Serie schon damals geliebt habe :-)
SaschaSalamander 14.06.2012, 09.12| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Rezensionen Hörspiel | Deutsch, Reihe, Krimi, Tip,
ComicSalon II - Signiertermine
Etwas, das mir auffiel: man musste klar unterscheiden zwischen Künstlern, Händlern und einfach nur Leuten, die irgendeinen Verlag repräsentierten. Künstler waren natürlich voll bei der Sache, und die meisten Händler waren in ihrem Element. Was ich aber teilweise enttäuschend fand, waren die Leute, die hinter ihrem Tresen standen und die neuesten Werke ihres Verlages präsentieren sollten. Einigen von ihnen merkte man deutlich an, dass sie sich zu langweilen schienen. Auf konkrete Fragen hatten sie keine Antwort (und wieder frage ich mich: was hat jemand auf einer Fachmesse verloren, der keine Ahnung vom Fach hat? Ich verlange ja kein akribisches Detailwissen, aber Grundwissen zu den verkauften Sachen wäre wünschenswert. Ein Armutszeugnis für die entsprechenden Verlage, die keine kompetenten Leute rausgeschickt haben). Manch ein Verlag hat durch sein Verhalten, durch die "Präsentation" des Standes ein klares Eigentor geschossen. Bezeichnenderweise sogar eher die Großen, die sich keine Gedanken machen müssen um ihr Fortbestehen. Private Händler oder kleine Privatverlage dagegen glänzten wirklich durch ihre Präsentation und das Wissen um die angebotenen Titel, da war es wirklich eine Freude, ins Gespräch zu kommen und dadurch immer neugieriger auf die angebotene Ware zu werden. Ich weiß, dass ich als Kunde einer von vielen bin und dass es im Grunde nur mein Geld ist, was zählt. Trotzdem ist es schön, wenn man auch wahr- und ernst- und nicht nur ausgenommen wird ;-)
Mich fand man dann vor allem bei Delfinum Prints (bzw nebendran bei TP und kurz darauf bei Kwimbi). David Füleki signierte fleißig, und ich hatte davor fleißig eingekauft. Ich muss sagen, die ganze Bande ist mir unglaublich sympathisch, hab mich dort wohlgefühlt, das ist die Art von Kleinverlag, wie ich sie mag :-) (danke für Eure Geduld! Roy, Du hast Dir wirklich Mühe gegeben, wenn ich hier was extra wollte und da einen Sonderwunsch hatte, ich hab Dich echt in allen Kisten wühlen lassen, bis ich hatte, was ich wollte)
Und auf Arbeit kann ich jetzt ganz unverfänglich einen niedlichen "Entoman loves you" als Tasse auf den Schreibtisch stellen und mich im Stillen über seine Gewalttaten freuen. So wie man Entoman auf dieser Tasse nichts ansieht, wirke auch ich nach außen gaaanz harmlos :-)
Es gibt so einige Namen, auf die man immer wieder stößt, wenn man bei David Füleki surft, Michael ist einer davon. Ich mag diese Crossover, die Vernetzungen, dadurch wird man als Fan neugierig auf andere Künstler, das ist eine geniale Werbung, und ich werde mir sicher in nächster Zeit genauer ansehen, was Michaels Apfel im Web so alles anstellt. Crossover sind etwas, das ich mir bei deutschen Autoren oder in der deutschen Mangaszene auch wünschen würde, aber da kocht meistens jeder sein eigenes Süppchen.
Aber zurück zu David Füleki, der mal bei Jazam, Kwimbi, Undergroundcomix zu finden war. Er hatte sogar einen eigenen kleinen Entoman-Aufsteller für seine Comics.
Ich freute mich riesig über die Signaturen in meine Mangas und Hefte. Er zeichnete mir auf meinen Wunsch hin einen Salamander, und weil der Platz nicht reichte, nahm er schwupps den zweiten Manga und führte das Bild dort weiter. Es war nicht gerade rappelvoll an den Ständen, aber es war trotzdem immer etwas los, kamen neugierige Kunden oder einzelne Fans. Und so kam es, dass er dann auch mehrere angefangenen Bilder vor sich liegen hatte, weil er flink mal eine Unterschrift oder eine kleine Zeichnung dazwischengeschoben hatte. Für einige nahm er sich dann doch mehr Zeit, colorierte sorgfältig, und da bat er dann auch schon mal darum, dass man später wiederkommen möge, wenn er am anderen Stand signiert. Ungewöhnlich. Aber warum nicht, ich fand es spannend :-)
Und auf Marcel Hugi Hugenschütt hatte ich mich auch sehr gefreut. Immer wieder stolperte ich über seine Videos, einzelne Bilder von ihm, umso mehr freute ich mich, dass ich auf dem ComicSalon dann ein paar von seinen Werken ergattern konnte und sogar signiert bekam.
Und dann hatte ich die Gelegenheit, mir zwei Comics von Ralf König signieren zu lassen. Über ihn muss ich nichts mehr weiter sagen, er hat Großes geleistet für die Comic- wie auch die Schwulenszene, seine Werke sind einfach Kult. Ein Foto von ihm gibt es hier nicht, dafür aber die zwei Signaturen, die ich von ihm bekam:
Und dann holten wir uns brandaktuell den zweiten Band von >STEAM NOIR - KUPFERHERZ<. Der zweite Band entstand diesmal nicht mit Benjamin Schreuder, sondern in Zusammenarbeit mit Verena Klinke, die ich zu dieser Veranstaltung kennenlernen durfte. >Felix Mertikat< konnten wir bereits letztes Jahr im Ultra Comix treffen, und direkt zur Veröffentlichung seines zweiten Bandes nun erneut, eine große Freude!
CrossCult stand direkt neben Panini, und so war es an diesem Stand leider arg eng und ungemütlich, zumal es an einem Durchgang zwischen zwei Hallen war, aber das Warten war es auf jeden Fall wert, und der Stand war liebevoll aufgebaut, man konnte während des Wartens gut stöbern. Verena schrieb einen netten Text ins Heft, und Felix fertigte eine Zeichnung an. Auf Wunsch ein Steampunk-Rabe, sehr hübsch geworden :-)
Ich bewundere all die Künstler, die in all diesem Trubel ruhig blieben, sich ihren Fans widmeten, persönliche Worte tauschten. Und ich danke den Verlagen, die solche Momente ermöglichten. Es ist immer ein ganz besonderes Erlebnis, wenn hinter dem Comic, dem Buch, dem Manga mehr ist als nur Bilder und Text. Wenn man dann auch noch den Künstler kennenlernen darf und ein paar Einblicke in das Werk bekommt, Hintergründe, Anekdoten. Ich mag die Publikumsnähe, die das Internet bietet und die sich auf solchen Veranstaltungen ergibt.
DANKE allen Künstlern (auch denen, die ich hier nicht genannt habe, das würde den Rahmen sprengen bei all den vielen Gesprächen und Kontakten, die man hier knüpfte), die sich für uns Zeit genommen haben und den ComicSalon dadurch zu einem ganz besonderen Erlebnis gemacht haben :-)
SaschaSalamander 13.06.2012, 15.29| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Events
Straßenkreuzer - Juni 2012
Die aktuelle Ausgabe finde ich für mich persönlich besonders gelungen, weil es mich dieses Mal persönlich anspricht und meine Lebenswelt in verschiedenen Bereichen berührt. Klar, da ist das Heft dann noch spannender als sowieso schon. Aber weil ich diesmal so begeistert bin, möchte ich Euch das Heft kurz vorstellen:
VON OPFERN UND TÄTERN ist das Thema im Juni 2012. Natürlich findet man die üblichen Rubriken an gewohnter Stelle: Vorstellung einzelner Verkäufer, Gruß an die Leser, Kulturtipps, Cartoons, >Schreibwerkstatt<, >Rezept<, Preisrätsel.
Und rund um das Thema Täter / Opfer findet man unter anderem folgende Beiträge:
- Die provokante Frage, weshalb Senioren trotz der Pflegeskandale keine Angst vor einem Leben im Heim haben sollen
- Der Sozialpsychologe Harald Welzer stellt sich in einem Interview den Fragen darüber, was einen Menschen zum Täter werden lässt
- der >Treffpunkt e.V.< stellt sein Projekt Täter-Opfer-Ausgleich unter Leitung von Frau Michaela Franke vor, die Schwierigkeiten aber auch Möglichkeiten werden beleuchtet.
- Rosemarie und Ingrid Geier erlitten einen Angriff ihres schizophrenen Verwandten, erlebten Ausgrenzung, Scham und Stigma. Vor 13 Jahren gründete Frau Rosemarie Geier die Nürnberger Selbsthilfegruppe von Angehörigen psychisch Kranker.
- Nürnberg und Mafia? Oh ja, Werner Mikulasch, ehemaliger Chef der Nürnberger Kripo und heute Vizepräsident des Polizeipräsidiums Oberfranken berichtet vom Einfluss der italienischen Mafia in Nürnberg
- Oliver Bottini, Wolfgang Zdral und Petra Nacke, alle drei Krimiautoren aus Nürnberg. Was treibt einen Menschen vom Schreibtisch in den Mord? ;-)
- Ein Beitrag über die Sendung STRAFZEIT des Senders >RADIO Z<, die eine Verbindung zwischen Angehörigen und Inhaftierten des Nürnberger Gefängnisses darstellt
- ein offener Brief des Journalisten Michael Schwab an den Bundespräsidenten Joachim Gauck über das Thema Freiheit.
Ältere Hefte kann man gerne >kostenlos downloaden< (wobei ich finde, eine kleine Spende ist angebracht, wenn einem die Hefte gefallen, es steckt viel Liebe und Mühe in jeder einzelnen Ausgabe), das aktuelle Heft kann man in Nürnberg vielerorts bei den Verkäufern beziehen.
SaschaSalamander 13.06.2012, 09.30| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Aktuelles
Darling, fesselst Du schon mal die Kinder?
Edna Fry, Ehefrau *muahaha* von >Stephen Fry< hat in einem ergreifenden Tagebuch von den Schwierigkeiten mit dem Zusammenleben ihres Gatten geschrieben. Ich habe bereits ein paar Blicke in das Buch geworfen, und ich muss mich zusammenreißen, nicht alles stehen und liegen zu lassen nur um das Buch komplett zu verschlingen.
Ein paar kleine Häppchen?
9. März, Mittwoch
Stephen ist zu seiner CD Klänge des Regenwalds eingeschlafen. Er fand das Rauschen der Kettensägen schon immer beruhigend.
1. April, Freitag
Wir haben den Kindern gesagt, dass im Schrank heute ein gemeingefährlicher Clown haust. Es war kein Aprilscherz, wir fanden einfach, sie sollten es wissen.
8. Juli, Freitag
Es ist eine so warme Nacht, dass Stephen keine Pyjamahose anhat. Wahrscheinlich ist das im Pub gar nicht weiter aufgefallen.
6. Februar, Sonntag
Bin heute Morgen vom Klang der Kirchenglocken erwacht. Muss den Kindern noch sagen, sie sollen sie zurückbringen, bevor der Pfarrer was merkt.
31. August, Mittwoch
Der Nachurlaubskater ist noch immer nicht ganz weg, und ich habe mir in der Stadt ein bisschen Shoppingtherapie verordnet. Der neue Adventskalender und die Ostereier haben mich auch gleich aufgeheitert.
SaschaSalamander 12.06.2012, 17.49| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Aktuelles
Schweig still, süßer Mund
Ich habe es getan.
Erster Satz:
Das Stimmengewirr in der überfüllten Cantina legte sich wie ein Vlies über das Schweigen, das sich in den letzten Minuten zwischen den Freundinnen ausgebreitet hatte.
Letzter Satz:
Dann stand sie auf und pinnte die Karte an die Wand, bevor sie sich aufmachte, () und () zu treffen. (Namen entfernt wg möglichem Spoiler)
aus: Janet Clark: Schweig still, süßer Mund; Loewe 2012
SaschaSalamander 12.06.2012, 14.52| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: 1. und letzter Satz
Die 30 besten englischen Kinderlieder
Englisch als Sprache wird immer häufiger, und gerade junge Menschen lernen Sprachen einfacher als später die Erwachsenen. Spielerisch mit Musik und Spiel wird oft schon im Kindergarten der erste Weg zum Lernen einer Fremdsprache gelegt, und diese CD ist dafür eine nette Ergänzung. So gibt es Aktionslieder wie etwa IF YOU´RE HAPPY (clap your hands / stomp your feet etc) oder HEAD, SHOULDERS, KNEES AND TOES, lehrreiche Lieder wie ABC, Lieder zum Zählen wie FIVE LITTLE DUCKS oder PETER HAMMERS oder international bekannte Songs wie OLD McDONALD HAD A FARM, auch klassische Texte wie HUMPTY DUMPTY dürfen nicht fehlen. Und der Spaß kommt mit lustigen Titeln wie A HOLE IN THE BUCKET oder I´M A LITTLE TEAPOT und anderen natürlich nicht zu kurz.
Als Erwachsener habe ich es ebenso genossen: ich fand es spannend, wie bekannte Lieder in unterschiedlichen Ländern gesungen werden, etwa die Melodie von "es regnet, es regnet, die Erde wird nass" ist hier mit anderem Text (ebenfalls ein Regenlied, aber anderer Kontext) zu hören. "Bruder Jakob", dachte ich, sei international überall gleich (ich denke an "Frere Jaques" aus Frankreich), aber hier ist die Melodie, ebenfalls als Kanon, mit dem Text I HEAR THUNDER zu hören. Dann kamen natürlich viele Erinnerungen auf, von einigen Liedern kennt man aus dem Alltag nur die Melodie, sei es aus der musikalischen Früherziehung oder weil sie in den Medien immer wiederkehren (ein solcher Klassiker ist zum Beispiel TWINKLE, TWINKLE, LITTLE STAR, dem man immer wieder begegnet). Wieder andere Songs waren mir komplett unbekannt, sodass es auch für mich noch einiges zu entdecken gab.
Die Songs sind nett eingespielt von Simone Sommerland, Karsten Glück und den Kita-Fröschen, die Stimmen sind angenehm und sehr gut zu verstehen, die Aussprache ist klar und deutlich. Die Musik selbst klingt für mich leider ein wenig steril, erinnert mich an meinen Keyboardunterricht: Rhythmus einstellen, automatischer Beat im Hintergrund, und dann straff durchgezogen ohne Punktierung, Betonung, künstlich und unpersönlich. Es wird nicht am Tempo variiert, auch die Lautstärke bleibt weitgehend gleich. Aber gut, es ist kein klassisches Werk mit Dirigent und persönlicher Interpretation, es ist eine Kinderliedersammlung, und dafür ist es okay und gerade richtig: die Kinder lernen den Rhythmus, können prima folgen und vermutlich schneller mitsingen als die Großen. Eine ganze CD am Stück ist dann aufgrund dieser Machart ermüdend, aber das dürften für Erwachsene wohl alle Kinderlieder-CDs sein ;-)
Auch, wenn ich mich jetzt womöglich oute, aber - ich lasse einige der Songs für unterwegs auf meinem Player. Heute früh auf dem Weg zur Arbeit habe ich die CD gehört, und das war richtig aufbauend. Witzig, zum Munterwerden, und ich ertappte mich einige Male dabei, wie ich mit dem Fuß mitwippte und am liebsten dazu getanzt hätte. Genau das Richtige, wenn man an einem grauen Tag noch nicht richtig wach ist und ein wenig gute Laune braucht. Meine Arbeit startete ich heute mit einem Lächeln im Gesicht.
SaschaSalamander 12.06.2012, 09.20| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Aktuelles | Kinder
Delirium
Kurz zur Handlung: Magdalena lebt in einer Zeit nach der unseren, Liebe wurde verboten, nach dem 18ten Geburtstag wird man "geheilt". Alles ist rational und praktisch in der Gesellschaft, Ehen werden nach einem festen System geschlossen, bei dem die Menschen aus einer Liste einen potentiellen Partner wählen dürfen, Kinder werden ohne Liebe, dafür jedoch höchst praktisch und pädagogisch erzogen. Bald ist es so weit, dass Lena "geheilt" werden soll, noch genießt sie die letzten Wochen ihres Schulabschlusses und die Zeit mit ihrer besten Freundin. Doch dann lernt sie Alex kennen, sie verliebt sich, und plötzlich sieht sie die Welt mit anderen Augen, die langersehnte Heilung wird zu einer unausweichlichen Bedrohung!
Die Idee selbst ist nicht neu, unter den aktuellen Veröffentlichungen allerdings ist der Gedanke noch recht unverbraucht. Das Thema klingt interessant, und ich war recht angetan von dem Buch. Der Anfang liest sich sehr flüssig, ich fand die Darstellung von Lenas Welt recht interessant.
Für mich selbst möchte ich das Buch in zwei Teile teilen: der erste Teil ist bezogen auf die Emotionen neutral, denn Lena freut sich auf den Eingriff, hat ihre Gefühle wie es von der Umwelt erwartet wird unter Kontrolle. Alles wird rational geschildert, man erfährt wenig über die Welt an sich, dafür jedoch über Lena und ihr Umfeld, lernt bald darauf auch Alex kennen. Lena besucht verbotene Treffen, erhält einen ersten Einblick, dass es mehr gibt als das, was man nach außen propagiert. Dieser Teil gefiel mir sehr gut, da er sich sehr stark von den üblichen Dystopien unterscheidet.
Ganz ehrlich? Zielgruppe sind meist junge Mädchen, und entsprechend sind viele Bücher sehr kitschig gehalten, die Emotionen kochen hoch, überall Blümchen, Schmetterlinge, unendliche Liebe und alles rosarot. Handlung oft nett, aber der Schmalz ein unnötiges Übel. Umso mehr habe ich es genossen, dass die erste Hälfte des Buches so anders war und sich dadurch deutlich vom Mainstream abhob, ich war begeistert und ging davon aus, ein ganz besonderes Buch in den Händen zu halten, was Inhalt, Aufbau und Machart betrifft.
In der zweiten Hälfte erfährt man wesentlich mehr über die zukünftige Welt ohne Liebe, der Leser bekommt gemeinsam mit Lena einen Blick "hinter die Kulissen", erfährt von dem, was die Medien verschweigen und was niemand öffentlich zugeben würde. Das gefiel mir, die Idee einer Welt ohne Liebe wurde immer greifbarer und durchdachter. Aber da Lena sich nun auch immer mehr zu Alex hingezogen fühlt, "infiziert" ist vom Virus der Amor Deliria Nervosa, wird das Buch an diesem Punkt dann doch wieder eines von vielen. Unrationales Verhalten aufgrund übermäßiger Verliebtheit, rosarote Brille, Herzklopfen, Schmetterlinge im Bauch, unreifes Verhalten und der übliche Kampf gegen das System. Nett umgesetzt, schön geschrieben, ein Buch von vielen, fast wie aus der Jugendroman-Fabrik. Superlative ohne Ende, sobald es um ihre sooooo innigen Gefühle geht, das mag ich niemandem abstreiten, aber ich habe auch keine Lust, zum hundertsten Mal das gleiche Buch in nur minimaler Variation zu lesen.
Das Ende dann krachwumm mit einem großen Knall, man kann DELIRIUM getrost als Einzelband lesen, das Ende ist nicht gerade "happy", aber das ist das in diesem Buch vielzitierte ROMEO UND JULIA auch nicht. Aus gefühlter "wahrer Liebe" wird irgendwann Alltag, und das kann ein Autor dem Leser nicht zumuten, doch durch einzelne Kniffe des Autors kann die Liebe der Protagonisten immer im Herzen getragen werden. "Wenns am schönsten ist, soll man aufhören". Prima gelöst, fand ich sehr gelungen von der Autorin. Weniger gelungen finde ich, dass es der erste Teil einer Trilogie ist, es wird also weitergehen. Hätte meiner Ansicht nach nicht sein müssen, damit zerstören viele Autoren ihr Werk selbst: indem sie kein Ende finden. Wäre Romeo und Julia ein Roman der heutigen Zeit - die Autoren hätten sicher einen zweiten Teil geschrieben, in dem sie doch nicht tot sind, wo sie weiterleben und das nächste Abenteuer bestehen. Nein, Romeo und Julia wurden unsterblich in der Literaturwelt, weil der große Meister wusste, wann Schluss ist.
Insgesamt fand ich DELIRIUM klasse, anfangs konnte ich kaum aufhören, wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht, und ich hoffte, eine Perle unter den vielen Neuerscheinungen gefunden zu haben. Doch etwas nach der Hälfte wurde es zu einem der üblichen Bücher, die nett zu lesen sind, die Teenager erfreuen und die man bedenkenlos jedem empfehlen kann, der dieses Genre liebt. Es unterhält, ist spannend geschrieben, es gefällt. Es ist "nett".
SaschaSalamander 11.06.2012, 15.57| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Rezensionen Buch | Dystopie, Jugend,
Comic Salon I - Allgemeine Eindrücke
Ein wenig reut es mich schon, dass ich nicht mehr von diesem Event mitgenommen habe. Ich hätte gerne einige Vorträge besucht oder Ausstellungen besucht, an Veranstaltungen teilgenommen. Aber schon die über sechs Stunden am Donnerstag waren sehr anstrengend. Ich habe viel gesehen, viel erlebt, Neues kennengelernt und bin randvoll mit Eindrdücken. Auch denke ich, dass man ein wenig tiefer in der Szene verwurzelt sein und sich besser auskennen muss, um wirklich alles zu erfassen. Es ist eine ganz eigene Welt, die dem Besucher an diesen vier Tagen präsentiert wird, und die Organisation hat viel Mühe aufgebracht, um all das möglich zu machen, ich war nach meinem Besuch sehr beeindruckt. Wer jedoch alle vier Tage besucht und so viele Veranstaltungen und Ausstellungen als möglich mitnimmt, der ist vermutlich selbst beruflich in der Szene tätig oder aber einer der GANZ großen Fans.
Ich habe lediglich die Kongresshalle besucht, in der die Verlage ihre Werke und Künstler präsentieren. Zuerst haben wir uns umgesehen, einen Überblick verschafft, uns die Stände gemerkt, denen wir später noch genauere Aufmerksamkeit widmen wollten. Danach eine kleine Stärkung, und dann gezielt einzelne Verlage und Händler aufsuchen. Zum Abschluss holten wir uns Autogramme.
Und wieder das Gefühl "ich hätte so gerne auch von dem und dem ein Autogramm gehabt" und "schade, dass ich diesen Künstler verpasst habe" und "mensch, an diesem Stand war viel zu viel los, da kam ich überhaupt nicht ran", "was für ein spannendes Thema, die Diskussion hätte ich gerne gehört". Aber das dürfte wohl überall so sein, ob das auf der Animagic ist, auf der Leipziger Buchmesse, egal ob Convention, Messe oder anderes, wo eine Menge Fans an vielen Tagen aufeinandertreffen, da darf man nicht dem Verpassten hinterhertrauern, sondern man muss sich über das Erlebte freuen. An jeder Ecke ist etwas los, es ist unmöglich sich zu langweilen, und egal wo man ist - andernorts verpasst man etwas, das gerade mindestens genauso spannend gewesen wäre.
Ich denke, es macht auch einen Unterschied, ob man "um die Ecke" wohnt, flink mal mit dem Bus hinfährt und weiß, dass man in zwei Jahren wiederkommt. Oder ob man von weit her angereist kommt, vielleicht sogar übernachtet. Das sind zwei doch grundsätzlich verschiedene Erwartungshaltungen. Und meine Erwartung war einfach: hingehen, einen Tag lang Eindrücke sammeln und in zwei Jahren wiederkommen. Von daher kann ich weder Unmassen an Fotos bieten noch könnte ich einen kilometerlangen Bericht über die verschiedensten Veranstaltungen bieten. Kein Bericht, lediglich Impressionen ;-)
Schon bevor wir die Halle betraten, wurde uns ganz deutlich gezeigt, was uns erwartet: Werbung für das das neue DC Universum. Und Nichtlustig Merchandise überall, sei es der wandelnde Tod oder ein Fotoaufsteller von den Lemmingen. Und noch mehr DC Pappaufsteller, Wandposter u.a. Auch in der Halle stieß man immer wieder auf diese Werbung, was mir auf Dauer etwas zuviel war.
In der Menge traf man einige verkleidete Fans, Anime ebenso wie Marvel, DC und andere. Leider kann ich nicht alle Fotos hochladen. Zum einen war das Fotografieren verdammt schwer, weil ständig jemand vor das Motiv rannte und ich wesentlich mehr Arme, Hinterköpfe und Rucksäcke fotografierte als tatsächliche Motive. Zum anderen, weil ich nicht ungefragt Gesichter von Fans hochladen möchte, so nett die Cosplays und so spannend die vielen Händlerstände waren. Trotzdem hier ein paar Eindrdücke aus der Masse.
(die Fotos entstanden teilweise sehr früh kurz nach der Öffnung, als es noch nicht so voll war wie nachmittags, der Schein auf den Fotos trügt also. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie heftig es zur Eröffnung oder gar am Wochenende war, als sich die Menschenmassen stapelten)
SaschaSalamander 11.06.2012, 09.07| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Events
Statistik KW 23
1 - Die 30 besten englischen Kinderlieder
1 - Lady Bedfort 09 - das Geheimnis der Tauben
1 - Entomans Eiscreme-Party d tödlichen Sünden (D Füleki)
1 - Die Dämonenbraut / Wildes Begehren (I L Minden)
2 - Sternhagelglücklich (C Koch)
2 - Das Tal 2.2 - Das Erbe (K Koch)
2 - Delirium (L Oliver)
2 - Die Kuh, die weinte (A Brahm)
2 - Das Känguru-Manifest (M U Kling)
3 - Finding Sky - Macht der Seelen 01 (J Stirling)
GESEHEN
Don´t be afraid of the Dark
NEUZUGÄNGE
Dämonenbraut / Wildes Begehren (I L Minden)
Nur für Dich (S Gernt)
Die Legende von Sleepy Hollow (I Washington)
The Book of ultimate Truth (Cornelius Murphy Trilogy) (R Rankin)
Dunkle Schwingen 02 (N Henser)
D Geheimnis d Felsenkinder (L Kupka)
Der Kindle-Killer (L Olson)
Freie Fische (D Gray)
Engelherz 01 - Die Lilith-Chroniken (J Schreiner)
Struwwelpeter - die Rückkehr (D Füleki)
Entomans Eiscreme-Party d tödlichen Sünden (D Füleki)
Epic Brawl 1-4 (D Füleki)
D traurige Gesch v Elefanten, d so gerne Fleiß as (Hugi)
Sodomie und andere Liebesgeschichten (Hugi)
Der spaßige aber auch sinnlose Tod eines Einzelkindes (Hugi)
Go in and win (Hugi)
Kondom des Grauens (R König)
Jago (R König)
Kleine freie Männer (T Pratchett)
Wie man einen verdammt guten Roman schreibt (J N Frey)
Sternhagelglücklich (C Koch)
You´re a bad man, Mr Gum (A Stanton)
Sie sind ein schlechter Mensch, Mr Gum (A Stanton)
Kritiken schreiben (S Porombka)
Königs Lernhilfen - Literaturkritik u literarische Wertung
ANMERKUNGEN:
1 - komplett
2 - teilweise
3 - abgebrochen
SaschaSalamander 10.06.2012, 20.59| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Statistik
Ich habe eine neue Geschäftsidee
SaschaSalamander 10.06.2012, 10.05| (1/1) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Passwort
Die Dämonenbraut
DIE DÄMONENBRAUT sucht Ryan nachts in seinen Träumen heim. Seine Beziehung ist kurz vor dem Ende, er fühlt sich leer, da kommt ihm so ein feuchter Traum gerade recht. Die dominante Dämonin mit ihren beiden Dienerinnen sorgt für eine heiße Nacht. Als er am nächsten Morgen aufwacht und zur Arbeit geht, erwartet ihn dort allerdings eine ungewöhnliche Überraschung ...
Ich muss zugeben, dass mich DIE DÄMONENBRAUT überrascht hat. Die Handlung war recht nett gestrickt: in dem Moment, als Ryan ins Büro kommt, erfährt die Story eine ungewöhnliche Wendung. Statt Erotik geht es nun um Dämonen, Verrat und sehr viel mehr. Zugegeben, für eine Kurzgeschichte hatte ich nicht unbedingt mit einem solchen Plot gerechnet. Für eine Kurzgeschichte sogar fast etwas zuviel Inhalt, den man gerne in ein kurzes Büchlein hätte packen können. Trotzdem, die Story hat mir sehr gefallen.
WILDES BEGEHREN erzählt von Trish, die auf dem Weg zur Arbeit überfallen wird. Die Kollegen sind besorgt, nur ihr Chef verzieht keine Miene. Kurz darauf läuft Trish ein Hund zu, der sie zukünftig vor allen Gefahren beschützen will. Ob sie ihm ihr Geheimnis anvertrauen kann?
Trish dagegen hat mich im positiven Sinne amüsiert, eine Geschichte für zwischendurch, lesen und lächeln. Im Stil etwas einfacher gehalten, die Handlung absolut vorhersehbar. Und gerade deswegen herrlich entspannend, gemütlich, eine ideale GuteNachtGeschichte vor dem Zubettgehen. Trish und ihr Chef sind mir auf diesen wenigen Seiten sofort ans Herz gewachsen. Das Knistern zieht sich durch den gesamten Text, der kurze erotische Moment ist direkt und leidenschaftlich, trotzdem steht die Handlung der Erotik keinesfalls hintenan.
Mir gefällt dieses Mal das Cover ausgesprochen gut. Vor allem, weil es zu beiden Geschichten einen engen Bezug hat und gut zum Inhalt passt.
Kurz gesagt: zwei nette Geschichten, die den Kauf auf jeden Fall lohnen, wenn man einen Vorgeschmack auf LUSTPUNKTE wünscht, oder wenn man die anderen Geschichten schon kennt und das Buch nicht mehr kaufen möchte.
SaschaSalamander 09.06.2012, 14.22| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Rezensionen Buch | Erotik, Fantasy, Dark, Deutsch,
Verlockende Versuchungen - Neuauflage
INHALT DES BUCHES
In VERLOCKENDE VERSUCHUNGEN nahezu jedes Märchen- und Fantasyelement geschnappt, das nicht bei drei auf den Bäumen war. Hier ein Drache, dort ein Dämon, Schneewittchen, Rapunzel und Dornröschen dürfen auch nicht fehlen, es gibt einen Zauberspiegel, Elben sind auch zu finden, und natürlich Vampire. Kunterbunt durcheinander, wild vermengt und das Ergebnis ist ein Buch, so humorvoll und zugleich auch erotisch, wie man es noch nicht gelesen hat. Ich habe versucht, einen roten Faden zu finden, doch gemeinsam ist allen Geschichten wohl wirklich nur, dass sie in einer fiktiven Märchen- oder Fantasywelt spielen und direkt oder indirekt mit Sex zu tun haben.
Da verliert ein Vampir seine Geliebte und findet sie nach langer Zeit zurück, doch gehört sie nun nicht einem anderen? Ein Engel und ein Dämon verlieben sich und verbringen gemeinsam ihre Zeit in den unteren Örtern, auf der Erde und im Kino. Das devote Schneewittchen wurde von den Zwergen leider mit dem falschen Prinzen verheiratet und klagt nun über fehlende Schläge. Die böse Moorhexe will ein unschuldiges (?!?) Mädchen verführen und wird von einem selbstlosen Jäger bezwungen. Wer ein Zauberartefakt zu seinem eigenen Vorteil missbraucht, der macht Bekanntschaft mit Rapunzels lukrativem Nebenjob. Eine Elfenprinzessin soll den Prinzen des Nachbarvolkes heiraten, obwohl doch alle wissen, dass dessen Bewohner alle knollennasig und krummbeinig sind. Und einige weitere Geschichten, die den Leser ungläubig, lachend und begeistert mit dem Kopf schütteln lassen.
ÄNDERUNGEN IN DER NEUAUFLAGE
Im Buch selbst waren die Geschichten in mehrere Teile getrennt und bunt im Buch verteilt, zwischen Teil eins und Teil 3 lagen oft mehrere andere Geschichten. Dies wurde nun geändert: die dreiteilige Geschichte, BRENNENDE BEGIERDE, wurde zu einer einzigen Geschichte zusammengefasst (übrigens auch getrennt vom Buch erhältlich), die Zweiteiler sind nun hintereinander angeordnet. Großer Pluspunkt!
Das Cover selbst wurde natürlich auch geändert. Ich poste hier zum Vergleich beide Titel. Das alte Cover ist recht nett, der Blick der Frau verspielt, ihr Haar ein wenig verstrubbelt und passend zu den Geschichten wirkt es erotisch aber doch nicht ganz so ernst. Das neue Cover mit mit dem weißen Kleid, der roten Unterlage und der drapierten Frau betont etwas stärker den Märchenaspekt des Buches. Beide Bilder haben ihren Reiz, das neue dürfte vermutlich aufgrund des netten Farbkontrastes die Blicke der Leser noch mehr auf sich ziehen.
Und natürlich wurde ein klein wenig am Text gefeilt, drei Jahre sind eine lange Zeit für einen aktiven Autor, Minden hat sich seitdem gesteigert, und entsprechend hat sie hier und da ein wenig ausgebessert. In den meisten Stories nur ein paar Formulierungen oder kleine Ergänzungen, in den beiden Gaystories an der Perspektive gefeilt, die Geschichten selbst sind jedoch alle original beibehalten.
Als Bonus gibt es zusätzlich die Geschichte WILDES BEGEHREN aus dem Buch LUSTPUNKTE (erscheint in den nächsten Tagen bei Elysion Books), das die bisherigen dunkleren Geschichten des Bandes um einen Gestaltwandler bereichert.
ERZÄHLWEISE, HUMOR
Die Stimmung des Buches erinnerte mich in nahezu jeder Geschichte an eine Disney - Parodie. Eine Prinzessin, zwitschernde Vögel auf dem Baum, dazu ein geträllerter Song im höchsten Sopran, bauschige Kleider und wunderhübsche Gesichtlein mit geröteten Wangen. Und dazu die witzigen Umschreibungen. Ich bin froh, dass ich noch das ältere Buch habe, denn da sieht man, wie die Autorin sich weiterentwickelt hat, ich mag diese Vergleiche. Doch insgesamt besser ist natürlich die Neuauflage, und die kann man inzwischen nicht mehr nur Fans von Minden empfehlen, sondern auch Neulingen.
Ich habe sehr oft gelacht über die absurden Situationen. Meine Lieblingsszene (kein Spoiler) ist ein sterbender Mann, und zack puff steht plötzlich ein goldener Drache auf der Lichtung und bringt alles wieder ins Lot. Keine Ahnung woher, keine Ahnung wohin, aber sollten wir nicht alle so einen goldenen Zauberdrachen haben? Oder der selbstlose Jäger, der - wir sind ja im Erotikroman - der die Moorhexe mit seinem "Jagdgewehr" von hinten außer Gefecht setzt und dem wirklich außerordentlicher Dank für sein uneigennütziges Tun gebührt (wer will es schon mit einer Moorhexe treiben). Wie gesagt: skurril, völlig abgefahren und so ganz anders als alles, was man von einem Buch mit erotischen Kurzgeschichten erwartet.
FAZIT
Aufgeschlossen sollte man auf jeden Fall sein. Denn abgesehen davon, dass eine Menge Märchen und Fantasyfiguren aufs Korn genommen werden, gibt es hier auch so ziemlich alles: Gay, SM, Hetero, freiwillig und unfreiwillig. Wer also ausschließlich Heteroerotik sucht, oder wer sich nicht für SM begeistern kann oder eben etwas Spezielles sucht, der wird hier nicht fündig. Wer vielseitig ist und sich vorstellen kann, dass Humor und Erotik sich nicht gegenseitig ausschließen, der ist hier auf jeden Fall richtig. Absoluter Geheimtipp für alle Inka Loreen Minden Fans, die bisher nur die neueren Werke kennen ;-)
SaschaSalamander 09.06.2012, 08.48| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Rezensionen Buch | Deutsch, Erotik, Queer, BDSM, Märchen, Fantasy, Tip, Vampire, Kurzgeschichten, Humor,
Kurzgeschichte vs Roman
Mögt Ihr Kurzgeschichten? Warum? Warum nicht?
SaschaSalamander 08.06.2012, 15.29| (2/1) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Zerlegt
Nur eine Woche
Ein Roman, den ich in die Hand nahm, weil ich einfach zwischendurch gerne mal Sachen lese, mit denen ich auf den ersten Blick nicht viel anfangen kann, schließlich lasse ich mich gerne vom Gegenteil überzeugen und befasse mich mit Dingen, die mir nicht unbedingt zusagen. Latex, Bürojob, 24/7 mit Kleiderordnung ... "wem´s gefällt", wie man so schön sagt. Ein gutes Buch schafft es aber, den Leser mitzureißen, ob er sich für ein Thema interessiert oder nicht. Und das war hier absolut der Fall! Und ich muss sagen, der Autor hat das Thema Latex und Fetisch so gut erklärt, dass man auch als Außenstehender wirklich einen schönen Einblick bekommt. Was findet jemand an Latex toll? Wie fühlt es sich an, dieses Material auf der Haut zu tragen? Wie pflegt man Latex, und was gibt es für Möglichkeiten mit diesem Material?
Als ich die Beschreibung las, dachte ich "na toll, und wieder ein Top, der irgendwelche dummen Sachen verlangt, und irgendein Weibchen rennt ihm hinterher und erfüllt ihm seine Phantasien". Pustekuchen! Statt dessen konfrontiert Mike Orca, der sich selbst in der Fetischszene bewegt und sehr gut weiß, wovon er hier in seinem Buch erzählt, den Leser mit einer selbstbewussten jungen Frau, die zwar ihrem Herrn ergeben ist aber dennoch ihren eigenen Kopf hat. Sie weiß, dass sie ihrem Freund vertrauen kann, und sie weiß, dass er sie auffangen wird, falls es auf Arbeit schiefgeht. Zugegeben, hier kommt der Faktor Geld dazu, der so in der Realität wohl nicht gegeben ist in diesem Ausmaß, aber dafür ist es ein Roman, fast schon ein Märchen. Ein Märchen von einer selbstbewussten Prinzessin und ihrem strahlenden Ritter auf dem weißen Pferd, jedoch alltagsnah und fast realistisch.
NUR EINE WOCHE ist stellenweise weniger ein Roman als vielmehr fast schon eine Beschreibung. Sehr detailliert wird auf die Kleidung, die Latexpflege, die Aufgaben eingegangen. Die Charaktere sowie die Handlung selbst bleiben dabei etwas im Hintergrund, sind jedoch trotzdem sehr gut durchdacht und greifbar. Das Verhalten der Protagonistin ist erstaunlich gut nachvollziehbar, und auch wenn der Leser selbst nicht so gehandelt hätte, ist doch alles gut erklärt und einfühlsam geschildert. Besonders gefielen mir die Reaktionen der Kollegen. Wie gesagt, es mutet stellenweise fast ein wenig wie ein Märchen an, es geht alles gut, und recht schnell erkennt der Leser, dass man sich hier weniger auf Konflikte einstellen muss denn auf bewegende Momente. In der Realität mag es nicht so glimpflich ablaufen, und nur wenige würden ihren Job auf diese Weise riskieren wollen. Aber NUR EINE WOCHE ist Fiktion, und dementsprechend geht alles glatt, die Kollegen halten zu ihr, der Chef geht auf ihre neue Rolle ein, und wenn Not am Mann ist hat ihr Herr ganz sicher noch einen Trumpf in der Hand.
In der Realität kann man den Job verlieren, und deswegen (oder vielleicht auch aus einem anderen Grund, das weiß ich nicht) schreibt der Autor unter einem Pseudonym. Aber hey, Lesen soll dazu dienen, dem Alltag zu entfliehen, sich seinen Phantasien hinzugeben. Und deswegen gibt es in diesem Buch ein Outing vor Kollegen, Freunden und Familie, wie jeder es sich nur erträumen kann. Ach, wenn das wahre Leben nur genauso einfach wäre :-)
Was ungewöhnlich ist in diesem Genre, aber was mir außerordentlich gut gefiel: ich habe sehr oft gelächelt, es tat einfach gut: die Reaktionen der Kollegen, die Begeisterung Janinas, ihr stetig wachsendes Selbstbewusstsein von der schüchterenen Frau hin zur stolzen Sub, es berührt den Leser und zaubert mehrfach ein Strahlen ins Gesicht. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Es ist witzig, wenn durch Janinas Verhalten nach und nach die Kollegen anfangen sich zu outen. Denn mal ehrlich, ein klein wenig Abenteuerlust steckt doch in uns allen, und wer weiß schon, was die Chefsekretärin unter ihrer Bluse trägt und welche Schuhe die Kollegin abends für ihren Freund anzieht und ob der schüchterne Kollege die Lederhose wirklich nur fürs Motorrad gekauft hat? Auch wenn Janina ihrer Aufgabe nachkommt und offen allen Fragen Rede und Antwort stehen muss, ergibt sich so manch witzige Situation, sei es im Fitness-Studio, beim Autowaschen, auf der Post oder oder oder.
Erotik im sexuellen Sinne gibt es keine, denn Janina trägt einen Keuschheitsgürtel, außerdem ist ihr Herr in dieser Woche für sie nicht greifbar, sie soll die Situation alleine meistern. Aber Erotik ist nicht nur Sex, Erotik ist Sinnlichkeit, und auch Fetisch hat seinen eigenen Platz in der Welt des BDSM und Bizarr, und für die Sinne wird hier viel geboten, denn das Gefühl von Latex, der Geruch, die Haptik, das vermag der Autor so deutlich zu beschreiben, dass man direkt meint es beim Lesen zu riechen.
Auch, wenn die Geschichte sehr vorhersehbar ist und man nach wenigen Seiten ahnt, worin es gipfeln wird und dass Janina keine wirkliche Gefahr auf Arbeit droht - trotzdem konnte ich das Buch nur schweren Herzens beiseite legen. Ich konnte das nächste Gespräch mit der Kollegin nicht abwarten, danach wollte ich sofort wissen, welche Aufgabe ihr Herr als nächstes stellt, und danach musste ich doch unbedingt erfahren, was sie im Laden für neue Kleidung kaufen wird, und so weiter und so fort, ich war wirklich erstaunt über die Faszination, die dieses Buch auf mich ausgeübt hat.
So begeistert ich bin - eine Kleinigkeit muss ich dennoch anmerken: es ist wie gesagt recht nüchtern geschrieben, die Dialoge klingen stellenweise ein wenig hölzern. Es liest sich eben wie gesagt weniger wie ein glatter Roman als vielmehr wie eine Beschreibung. Doch nach wenigen Seiten hat man sich an diesen ungewöhnlichen Stil gewohnt und empfindet ihn nicht mehr als störend, sondern im Gegenteil einmal angenehm anders. Der >ReDiRoma Verlag< war mir bis dato unbekannt, aber bei einem Blick auf die Homepage wird schnell klar, um was es sich handelt. Von daher sind ein paar Rechtschreibfehler oder grammatikalische Ausrutscher zu verzeihen, ich habe einfach darüber hinweggesehen ;-)
Wer Latex mag und sich für das Thema interessiert, kann bei diesem Buch gar nichts falsch machen, für den ist es sicher ein Festmahl. Und für alle, die aufgeschlossen sind, bietet NUR EINE WOCHE einen sehr schönen Einblick in den Fetischbereich.
SaschaSalamander 08.06.2012, 09.11| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Rezensionen Buch | Erotik, BDSM, Tip, Deutsch,
Bücherreiche Woche
Und dann wäre da noch der >Comic-Salon< in Erlangen, den ich auf jeden Fall besuchen werde! David Füleki, Felix Mertikat, Daniela Winkler, Ralph Ruthe, Joscha Sauer, Marcel Hugenschütt, Guido Neukamm, Marie Sann, Melanie Schober, Christian Moser, Ralf König, Alexandra Völker, und und und ... habe auch vor, mir einiges an Fanmaterial zu kaufen, Sachen signieren zu lassen ...
und ich schätze, ein paar Autoren, eine Buchhändlerin und ein kleiner Comicverlag werden sich am Ende der Woche auch freuen ...
ach ja, ich liebe es, wenn eine Woche mit so vielen Büchern endet :-)
SaschaSalamander 07.06.2012, 17.01| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Pulp
Frage an Kishon-Fans
Es gibt eine Geschichte, in der ein Autor ein Kinderbuch schreiben will. Weil es gerade modern ist, will er das Thema nehmen, indem irgendein Tier sein Zuhause verlässt, in irgendeinem Fahrzeug irgendwohinfährt und irgendetwas erlebt. Ich weiß es nicht mehr genau, aber es ging darum, dass es die Geschichte schon gab, also hat er lediglich die Gattung des Tieres ausgetauscht, das Fahrzeug ausgetauscht, bis er irgendwann am Ende ein Tier und ein Fahrzeug hatte, das noch kein Autor geschrieben hatte, sodass er es dann endlich als neues Buch veröffentlichen konnte.
Ich finde die Geschichte sehr bezeichnend, denn genau mit diesem Problem kämpft der Buchmarkt. Kishon hat das super karikiert, aber ich weiß nicht mehr, wie die Geschichte hieß und in welchem Buch ich sie fand. Für jeden klitzekleinen Hinweis bin ich dankbar :-)
SaschaSalamander 07.06.2012, 09.55| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Zerlegt
Sommer in Orange
1980, Berlin Kreuzberg: Amrita und Siddharta leben in einer Baghwan Kommune, und als Siddharta einen Hof im bayrischen (und fiktiven) Talbichl erbt, beschließen sie dort ein Therapiezentrum aufzubauen. Die gesamte Kommune, darunter auch die Kinder Lilly (12) und Fabian (9) kommt mit. Für die Erwachsenen eine aufregende Zeit, für die Kinder ein Kulturschock. Von Berlin ins erzkatholische Bayern, sind sie als Außenseiter sofort am Rand. Besonders Lilly fällt das schwer, sie möchte gerne angenommen sein und Freunde finden. Statt dessen scheint es, als legen ihre Eltern ihr immer wieder Steine in den Weg, blamieren sie vor den Klassenkameraden, missbilligen die Kontakte zu anderen Dorfbewohnern. Als die Mutter auf einem Kongress Prem kennenlernt und beschließt mit ihm nach Oregon zu ziehen, beschließt Lilly sich gegen ihre Kommune zu stellen.
Es ist schwer, die Handlung zu beschreiben, da der Film eher mit Bildern und Emotionen spielt. Die Handlung wird nicht direkt erzählt, ähnlich wie >WER FRÜHER STIRBT IST LÄNGER TOT< ergibt sich Handlung, Humor und Inhalt eher aus dem Zusammenhang als aus einzelnen Szenen an sich. Daher finde ich auch recht schwer Worte für diesen Film.
Für mich kann ich sagen, dass mir der Film sehr gefallen hat. Nicht ganz so gut wie der oben genannte WER FRÜHER STIRBT, aber trotzdem sehenswert und witzig. Allerdings stellenweise sehr aufwühlend, da der Zwiespalt Lillys sehr gut dargestellt ist. Sie versucht das Spagat zwischen der Kommune und dem Dorfleben sogut als möglich zu meistern, aber so aufgeschlossen wie sie sind sowohl ihre Familie als auch die Dorfbewohner leider nicht. Das Thema Baghwan-Sekte wird angeschnitten, jedoch nicht thematisiert oder aufgearbeitet, es wird nicht erklärt, es ist eben so, zeigt die schönen aber auch die kritischen Seiten, die Probleme der Mitglieder untereinander, die Freiheit des Einzelnen aber auch das In-Sich-Gefangensein.
Spannend auch die Darstellung Bayerns um 1980. Während mein Mann, der eher das Berlin dieser Zeit kannte, sich häufig wunderte, musste ich dagegen oft nicken. Ja, wer in Bayern auf dem Land großgeworden ist, der findet so einiges wieder, und ich musste oft schmunzeln (und ihm einige Passagen übersetzen, da der Film im Dialekt gehalten ist).
Der Humor des Films basiert vor allem auf der Darstellung der krassen Gegensätze. Ein eher stiller Humor, kein lautes Lachen aber sehr oft ein Lächeln, ein Wohlfühlfilm mit Schmunzelgarantie. Und zwischendurch ein paar Schenkelklopfer bzw absolut absurde WTF-Situationen, etwa Lillys Vision vom Baghwan oder der indische Hausmeister, Szenen die man stundenlang analysieren könnte, über die man aber auch einfach so herzhaft lachen kann.
Amber Bongard ist die Darstellerin der kleinen Lilly, und sie war wirklich genial, ihr Schauspiel hat mir sehr gefallen, sie hat ihre Rolle sehr überzeugend gespielt, ich litt mit ihr, sie war vom ersten Moment an sympathisch.
Und weil ich das Cover hübsch finde, weil ich die Farbe Orange mag und ich denke, dass das Cover gut zum Blog passt, gibt es hier die große Version :-)
SaschaSalamander 07.06.2012, 08.49| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Rezensionen Film | Komödie, Deutsch,
Usher Grey 01 - Vampirküsse
Im ersten Teil VAMPIRKÜSSE jagt er eine geheimnisvolle Frau, die sich recht bald als Vampir entpuppt. Sie ist noch frisch, kennt sich nicht aus in der für sie neuen Welt, und Usher hat alle Hände voll zu tun, sie vor ihrem Verfolger zu schützen. Einige Zeit später treffen sie einen weiteren Vampir, der ihnen seine Hilfe anbietet - können sie ihm trauen?
Nicole Henser kommt in ihren Geschichten direkt zur Sache. Kein langes Verhandeln, keine unnötige Romantik, sondern aus purer Lust am Sex erlebt der Protagonist leidenschaftlich ein Abenteuer nach dem anderen. Sein dämonischer Freund mag es gerne heiß, die Vampirin dagegen ist noch unerfahren. Und als sie auf den fremden Vampir treffen, muss der erfahrene und dominante Usher sogar den braven Sklaven spielen und so tun, als wäre er ein Untergebener der Lady. Für den Leser heißt das jede Menge Abwechslung. Homoerotik, Heteroerotik, ein wenig Dominanz und Unterwerfung, sogar ein flotter Dreier mit zwei Männern wird hier geboten. Und das war erst der erste Teil! Ich bin gespannt, womit die Autorin in den nächsten Bänden aufwarten wird ;-)
Es ist ein erotischer Roman, daher ist es nur zu erwarten, dass es oft zur Sache geht. Handlung gibt es auch, etwa ab dem zweiten Drittel kommt sie richtig in Fahrt. Davor ist die Handlung eher Mittel zum Zweck, die Autorin kommt in Sachen Erotik meistens gleich zur Sache, sodass dem Protagonisten oft wenig Zeit für Action bleibt, dafür umso mehr Zeit für ein erotisches Abenteuer nach dem anderen. Aber wie gesagt, gegen Ende zieht die Handlung recht gut an, und ich hoffe, dass dies in den weiteren Bänden ebenso vorangeht, denn die Serie hat Potential, und ich kann mir vorstellen, dass Usher noch das ein oder andere Abenteuer nicht nur erotischer Natur vor sich hat.
Was mir besonders gefiel ist der Humor, zwischen Usher und der Vampirin knistert es, und beide können sich hier und da gelegentliche Spitzen nicht verkneifen, die Beziehung (so es denn eine werden wird) zwischen den beiden ist vielversprechend.
Insgesamt eine Geschichte, die sich flink lesen lässt. VAMPIRKÜSSE bietet als Auftakt in die Reihe USHER GREY einen guten Überblick, was die Leser zukünftig erwarten wird: heiße Erotik, die sich an aufgeschlossene Leser richtet, die sich nicht unbedingt auf ein erotisches Genre festlegen wollen sondern die Abwechslung lieben ;-)
SaschaSalamander 06.06.2012, 08.44| (6/1) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Rezensionen Buch | Vampire, Erotik, Queer, BDSM, Dark, Fantasy,
Finding Sky
Das Auto fuhr davon und ließ das kleine Mädchen auf dem Parkplatz zurück.
Letzter Satz:
Und sie stand direkt neben mir.
Aus: Joss Stirling: Finding Sky, dtv 2012
SaschaSalamander 05.06.2012, 15.33| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: 1. und letzter Satz
Paranormal Activity III
Im dritten Teil nun beobachtet der Zuschauer die Vergangenheit der Protagonistin aus dem ersten Teil. In ihrer Kindheit filmte der Stiefvater mit seiner Kamera, und als er seltsame Dinge dabei beobachtet, weitet er das Projekt aus. Seltsame Dinge geschehen in der Nacht, eines der Mädchen nimmt Kontakt zu einem Geist (man geht von einem unsichtbaren Freund) auf, und bald werden die Erscheinungen immer drastischer, ja am Ende sogar lebensbedrohlich.
Drei Teile, alle auf die gleiche Weise, da müssen die Macher sich etwas einfallen lassen. Im ersten war es vor allem das verwinkelte Haus, wodurch Grusel entstand: was mag hinter der nächsten Ecke lauern? Der zweite wie gesagt Geschmackssache. Der dritte punktet am Gruselfaktor vor allem durch die Drehkamera, die bald installiert wird. Ich war richtig hibbelig, wenn die Kamera etwas ins Bild brachte und dann weiterdrehte, man konnte es gar nicht recht erkennen, und als sie zurückschwenkte, war das Gesehene verschwunden. oder irgendetwas sprang seitlich direkt ins Bild. Diese Jumpscares waren recht häufig. Eine meiner Ansicht nach billige Methode, Grusel zu erzeugen, in diesem Film jedoch passend und gut umgesetzt. Vor allem, da man diesen Effekt ja kennt und ihn meistens schon erwartet. Und genau DAMIT spielt der Film dieses Mal: man sitzt minutenlang, wartet auf den nächsten Jumpscare, aber es kommt nichts, der Puls wird immer schneller, man kann schon gar nicht mehr auf die Leinwand sehen - aber nichts passiert, Kamerawechsel, man beruhigt sich. Herrjeh, das ist zum Aus-Der-Haut-Fahren! Oder aber ein solcher Effekt wird genau in dem Moment eingespielt, wo man ihn nun gar nicht erwartet hatte, sodass er umso erschreckender ist. Wie gesagt, im dritten Teil wurde diese Technik bis aufs Äußerste ausgereizt.
Der Film spielt in den 90ern, und ich hatte den Eindruck, dass einiges anachronistisch war. Dies kann allerdings an der Synchronisation gelegen haben, aber einige Formulierungen und Bezüge erschienen mir für die Zeit unpassend. Nun gut, ich habe nicht recherchiert, kann es also nicht beurteilen. Allerdings haben wir den Film zu zweit gesehen und hatten beide diesen Eindruck.
Dann noch das Thema Found Footage, das natürlich mit wackliger Kamera einhergeht. Ich bin kein Fan des Genres, aber auch kein Gegner, es kommt auf die Machart an. BLAIR WITCH ist mir deutlich zu wackelig, davon wird mir übel. Die PARANORMAL ACTIVITY konnte ich alle drei gut ansehen, denn meistens wird auf einem Stativ gefilmt. Einige Male hält jemand die Kamera in der Hand, aber man rennt nicht, sondern hält sie einfach ruhig auf das Ziel. Dadurch entsteht der realistische Effekt, ohne den Zuschauer optisch zu ermüden, das fand ich recht angenehm.
Ich hatte damit gerechnet, dass der dritte Teil der Abschluss wäre. Trotzdem blieben einige Fragen offen (was bei einer an sich dünnen Handlung wie Paranormal Activity 1-3 wirklich beachtlich ist), und ich habe erfahren, dass ein vierter Teil wohl bereits in Arbeit sein soll. Ich bin gespannt, womit sie in diesem Film dann punkten wollen?
Insgesamt eine sehr gute Reihe, die es geschafft hat, dass alle drei Teile einzeln gesehen werden können und dennoch sehr gut aufeinander aufbauen. Ich denke, diese Filme gehören zur Kategorie "Mag man oder eben nicht", und ich mag sie :-)
SaschaSalamander 05.06.2012, 09.13| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Rezensionen Film | Horror, FoundFootage,
Nur eine Woche
Es war an einem Montag früh um kurz nach sechs Uhr morgens.
Letzter Satz:
Jetzt kann ich mich gleich mit doppelter Freude in meine Arbeit knien.
aus: Mike Orca: Nur eine Woche; ReDiRoma 2010
SaschaSalamander 04.06.2012, 14.14| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: 1. und letzter Satz
Der Tod ist ein bleibender Schaden
Schlecht war es nicht, nein, auf keinen Fall. Ich kann auch gar nicht so recht sagen, was mich störte. Denn ich mag das Genre, also den Hardboiled Krimi. Mag die Art dieses Humors. Und Colfer mag ich sowieso.
Vielleicht war es mir hier einfach ein bisschen zuviel. Zuviel Irischer Protagonist, zuviel kernige Sprüche, zuviel "harte Schale weicher Kern", zuviel Gedanken über Haarausfall, zuviel absurde Szenen und Wendungen.
An sich nicht übel, es hat was, und WENN ich es las, dann hat es mich gut unterhalten. Aber es reizte mich nicht, weiterzulesen. Vielleicht, weil die Handlung mich nicht gepackt hat. Sie ist schräg, absurd und komisch, derb. Aber irgendwie nicht freaky genug, um wirklich abgefahren und außergewöhnlich zu sein. Ein Tick mehr, und es wäre fast aus dem Level sinnloser Gewalt wie Pulp Fiction und Co, aber dazu fehlte gelegentlich ein Zacken. Das Buch ist überstilisiert, aber für meinen Geschmack hätte Colfer es entweder wie einen normalen Krimi schreiben müssen, oder aber wirklich extrem überspitzt, so jedoch ist es halt ein Zwischending, zu brav fürs eine, zu abgefahren fürs andere.
Mögen andere mit dem Buch glücklich werden, ich gönne es ihnen von Herzen. Es ist gut, und der Autor ist einer, dem ich jeden Erfolg von Herzen gönne. Ich möchte keinem davon abraten, aber ein paar Seiten Leseprobe sollte man sich gönnen. Wenn der Stil zusagt, dann sollte man es schnappen. Mir hat er von Beginn an nicht zugesagt, ich hatte gehofft, dass es noch kommt, aber dem war nicht so (und ich muss schmerzlich eingestehen, dass Colfer also tatsächlich einen Roman geschrieben hat, mit dem ich nichts anfangen kann, so gerne ich möchte). Doch wie gesagt, bereits die ersten Seiten geben einen recht guten Eindruck vom Kommenden, also einfach mal die Leseprobe genießen ;-)
SaschaSalamander 04.06.2012, 09.50| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Aktuelles
Statistik KW 22
1 - Erstes Date (aus: Großstadtaugen) - (D Füleki)
1 - John Sinclair 73 - Die Werwolf-Elite
1 - John Sinclair 74 - Lupinas Sohn
1 - Nur eine Woche (M Orca)
1 - Falsche Gefühle III (M Callari)
2 - Die Kuh, die weinte (A Brahm)
2 - Delirium (L Oliver)
2 - Die Känguru-Chroniken (M U Kling)
2 - Das Känguru-Manifest (M U Kling)
3 - Der Tod ist ein bleibender Schaden (E Colfer)
GESEHEN
Paranormal Activity 3
X-Men Erste Entscheidung
Summer in Orange
NEUZUGÄNGE
Voll das Leben (S Gernt)
Der Bücherprinz (W R Frieling)
Feurige Offenbarung (I L Minden, N Henser)
X-Men Erste Entscheidung (DVD)
Komm ins Labyrinth der Liebe (N Banzi)
Grablicht 2 (D Winkler)
Das Ich (Anthologie)
Winternacht (S Wisbar)
Fifty Shades of Grey (E L James)
Feine Kuchenpralinen (C Heigl)
ANMERKUNGEN:
1 - komplett
2 - teilweise
3 - abgebrochen
SaschaSalamander 03.06.2012, 20.47| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Statistik
Der Tod ist ein bleibender Schaden
Der großartige Stephen King hat mal geschrieben "reg Dich nicht über Kleinigkeiten auf", und ich hab lange darüber nachgebrütet, bis mir klarwurde, dass ich nicht ganz damit einverstanden bin.
Letzter Satz:
Über die Bremsen sprechen wir später.
aus: Eoin Colfer: Der Tod ist ein bleibender Schaden; List 2012
SaschaSalamander 02.06.2012, 09.12| (2/2) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: 1. und letzter Satz
Unvorbeigehbar
Bei >Beam Books< gibt es aktuell einen Gratis - Download mit 130 Seiten Leseproben aus einigen von Inka Loreen Mindens Werken. Wer die entsprechenden Werke also noch nicht kennt, sollte flink mal einen Blick hineinwerfen, die Auswahl ist wirklich beachtlich!
Die Leseprobe enthält Ausschnitte aus:
>Beim ersten Sonnenstrahl<
absolut klasse, ich kann die Fortsetzung kaum erwarten
>Tödliches Begehren<
Erotischer Thriller, der mir einen spannenden Nachmittag beschert hatte
The Captain`s Lover
Liegt noch auf meinem Sub. Die Versuchung ist groß, aber ich will nicht alles auf einmal verschlingen.
>Secret Passions<
Nicht nur Erotik, sondern auch ein packender Thriller im Viktorianischen England
>Verboten gut<
sehr unterhaltsam und wie immer top, Inka eben
SaschaSalamander 01.06.2012, 20.26| (1/1) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Web | Queer
Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers
"Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers", dieser Titel klang mal absolut interessant. Schnitzeljagd ist nämlich klasse. Mal sehen, worum es in diesem Buch geht ... und jau, es ging tatsächlich um die moderne Form der Schnitzeljagd, nämlich das Geocaching (sprich: Geokäsching). Und noch dazu von einem der Comedians, die ich recht gerne sehe, nämlich Bernhard Hoecker.
Mit viel Witz und Ironie beschreibt Hoecker die Freuden und Leiden des Cachens. Es ist kein Roman, es ist kein Fachbuch, es ist einfach eine Art Auflistung einzelner Punkte dieses Themas in eine recht grobe Form, um dann zwanglos und frei von der Leber weg darüber zu philosophieren, was es für die Cacher so interessant macht, mit einem kleinen Gerät durch die Pampa zu tigern, ein winziges Döslein zu finden und dann sich zu freuen wie Bolle, dass man im Internet wieder einen weiteren Log verzeichnen kann. Es werden viele Begriffe erklärt, etwa Log, Multicache, Travelbug, Coins, Nightcache, Muggel und mehr. Und immer wieder folgt eine Anekdote auf die nächste.
Das Hörbuch ist vorgetragen vom Autor himself, was mich sehr freut. Er hat eine recht klasse Art zu erzählen. Schnell, hektisch, aber mit ruhiger, leiser Stimme. Ich finde ihn trotz oder gerade wegen seines vielen Wuselns, Abschweifens und Übertreibens einfach klasse. Er nimmt sich selbst sehr gerne dabei auf die Schippe und zeigt dem Leser überdeutlich, wie das Kind im Manne aussieht, wenn es mal geweckt wurde und nun nach Action verlangt. Ich sehe richtig das spitzbübische Lächeln in seinem Gesicht, wenn er beschreibt, wie er den Schatz gefunden hat und dann natürlich seine Frau oder Tobi (seinen Kumpel und Techniker, den er mal irgendwo unter einer Brücke aufgegabelt hat, verlaust, ausgesetzt und völlig verwahrlost) erst einmal suchen lässt, bis diese ihn finden und er ihnen großzügig eröffnen kann, wie schwer das Versteck war und dass ER das NIE gefunden hätte. Und natürlich zwischendrin einmal Tobis Zwischenwort (statt Vorwort), der es natürlich genau umgekehrt erzählt und beschreibt, wie er es seinen Freund zuerst finden lässt und dann dessen überschwängliche Freude und so weiter. Eben wie die Kinder im Sandkasten, verspielt, witzig, rotzfrech und ständig abgelenkt vom nächsten Abenteuer.
Ich kann mir vorstellen, dass manchen die dauerhaften Übertreibungen und die hastige Stimme zuviel werden. Und auch, wer wirklich eine fachliche Anleitung fürs Cachen sucht, sollte lieber im Internet ein paar FAQs lesen statt dieses recht ausführliche Werk mit all seinen spannenden aber nicht hilfreichen Ausschmückungen zu lesen. Hoecker macht eben schon zu Beginn klar: wenn er beginnt, von seinem Hobby zu erzählen, dann ergreifen alle, die ihn kennen, die Flucht. Und wer es nicht rechtzeitig schafft, dem zu entfliehen, dem drohen Gehirnwäsche, blutige Ohren und ein schauriger Wahnsinn, sobald er in Zukunft nur das Wort "Geocaching" hört.
Das heißt, dieses Buch oder Hörbuch sollte wirklich nur hören, wer einerseits begeistert vom Geocachen ist oder andererseits Hoeckers eher ungewöhnlichen hintergründigen Humor (sehr gut versteckt hinter all den platten Sprüchen und tumben Albereien ist er tatsächlich zu finden! Zumindest, wenn man sich nicht von den vordergründigen Übertreibungen ablenken lässt) mag. Und wer wie ich beides liebt, für den ist es ein absolutes MUSS, und der wird von "Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers" in jeder Hinsicht begeistert sein!
SaschaSalamander 01.06.2012, 11.51| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Rezensionen Hörbuch | Tip, Humor, Deutsch,
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