SaschaSalamander

Ausgewählter Beitrag

Weil ich so bin

"Aber ich fühle mich mal wie ein Junge, mal wie ein Mädchen. So bin ich eben. Warum sollte ich mich verstellen?"

Manchmal möchte Jona lieber Joana sein. Dann geht er geschminkt und in Mädchenklamotten zur Schule. Für sein mutiges Auftretenwird er immer wieder angefeindet, aber auch bewundert. Was niemand außer seiner besten Freundin Mia weiß: Jona wurde mit beiden Geschlechtsmerkmalen geboren. Als er sich zum ersten Mal verliebt, bringt das nicht nur ihn ziemlich durcheinander.







104 Seiten, ein sehr breiter Rand, etwas größere Schrift, kurze Kapitel und der Rest weiße Seite bis zum nächsten Kapitelanfang - je nach Lesetempo ist das Buch in einer halben bis zwei Stunden durchgelesen. Also perfekt für zwischendurch, um sich mit Intergeschlechtlichkeit auseinanderzusetzen und sich in diese angenehm zu lesende Erzählung um Jona zu vertiefen. 

Das Buch erzählt einerseits von Jonas gegenwärtigem Erleben in der Schule und dem Umgang mit der nicht zugeordneten Geschlechtszugehörigkeit und andererseits aus verschiedenen Erlebnissen der Vergangenheit. Obwohl es also eine fortlaufende Handlung gibt, erscheint es wie viele kleine Momentaufnahmen. Dadurch wird das Thema Intersexualität in unterschiedlichen Facetten aufgezeigt: der Arzt, der "die Nachricht" überbringt, als wäre es etwas Schlimmes, obwohl das Kind doch gesund ist. Jona wird gelegentlich wie ein Versuchsobjekt von Ärzten benutzt, die körperliche Entwicklung verläuft anders als bei den Gleichaltrigen, in der Schule wird Jona für das Anderssein gemobbt. Und in wen kann man sich verlieben, wenn die anderen sich entweder in Jungs oder Mädchen verlieben wollen?

Die gegenwärtige Handlung ist aus Jonas Ich-Perspektive geschrieben. Die Vergangenheit ist mal als "er" und mal als "sie" geschrieben, abhängig von der Zuordnung der Ärzte oder später von Jonas Empfinden und Erleben. Dadurch hat die Autorin die Möglichkeit, kurz und prägnant ohne ausschweifende Erklärungen die Vielschichtigkeit dieses Themas zu umreißen, sodass Leser ohne Vorkenntnisse die Schwierigkeiten begreifen, welchen Betroffene ausgesetzt sein können.

Es gibt eine heftige Szene, die möglicherweise triggern könnte (Mobbing, Gewalt), abgesehen davon ist das Buch stellenweise zwar auch ein bisschen traurig, macht aber vor allem Mut, zum eigenen Anderssein zu stehen. Neben unsachlichen Ärzten, desinteressierten Lehrern und gemeinen Schul-Bullies gibt es hier auch aufgeschlossene Eltern und unterstützende Freunde. Nicht nur Inter, auch Trans, Nonbinäre, Homosexuelle und auch alle anderen, die durch Schubladisierungen diskriminiert werden, können sich in diesem Buch angesprochen fühlen, geht es hier vor allem darum, sich als Mensch ohne gesellschaftliche Zuordnung frei zu zu verwirklichen. 

Die Autorin hat mit Jona eine wunderbare Titelfigur geschaffen, die selbstbewusst einen eigenen Weg einschlägt. Das Buch zeigt also die Schwierigkeiten intersexueller Menschen im Alltag, macht aber zugleich auch Mut. Für Betroffene ist Jona eine passende Identifikationsfigur, für Außenstehende eine gute Möglichkeit, sich in den Alltag und die Probleme hineinzuversetzen. Also sehr gut geeignet für alle, die sich für dieses Thema interessieren und darüber lesen möchten.

SaschaSalamander 04.11.2019, 07.41

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